moritz leuenberger ist europäischer eisenbahnpolitiker

es ist bekannt: ich bin ein begeisterter zugfahrer. seit 25 jahren mit einem generalabonnement ausgestattet, fahre ich im schnitt mehr als 500 kilometer die woche. damit gehöre ich wie viele andere in diesem land zum weltmeister im bahnfahren. nun ist die bahnpolitik des landes von der eu als vorbild ausgezeichnet worden.


schweizerische verlagerungspolitik, von den stimmbürgerInnen gegen den bundesrat durchgesetzt, findet nun auch in der eu anerkennung

die ehre viel dem ranghöchsten bahnfahrer der schweiz, blogger-bundesrat moritz leuenberger, zu. aus den händen von eu-kommissar antonio tajani hat er den europäischen eisenbahnpreis erhalten, speziell für seine nachhaltige verkehrspolitik.

die eu anerkennt damit die vorreiterrolle der schweiz in der verlagerungs von der strasse auf die schiene. am anfang habe man diese politik skeptisch betrachtet, hiess es heute abend in brüssel. doch dann habe man beschlossen, in die fussstapfen der schweiz zu treten.

ein umdenken, fragt sich der stadtwanderer? ja, und zwar in mehrfacher hinsicht: denn auch der bundesrat war seinerzeit gegen die alpeninitiative, die genau diese verlagerungspolitik als reaktionen auf den europäischen transitverkehr durch die schweiz eingeleitet hatte. doch die stimmbürgerInnen befürworteten die initiative, die ihren ursprung im urnerland hatte. und bundesrat und parlament mussten in der folge einen lernprozess durchmachen, der mit der leistungsabhängigen schwerverkehrsabgabe seinen sichtbarsten ausdruck in der regierungspolitik fand.

jetzt scheint auch die europäische union den direktdemokratisch ausgelösten paradigmenwechsel in der transitpolitik nachzuvollziehen. denn sonst hätte verkehrsminister leuenberger kaum als zweiter überhaupt den europäischen eisenbahnpreis in empfang nehmen dürfen. zu recht widmete er diesen in seiner dankesrede den schweizer bürgerInnen.

denn ohne die weisheit der vielen, die abstimmen gingen, hätte es keine einsicht bei den wenigen, die sonst alleine entscheiden können, weder in der schweiz noch in der eu gegeben!

schon mal das!, freut sich der stadtwanderer und freut sich auf seinen nächsten beitrag zur verlagerung als

eisenbahnwanderer

kein bankgeheimnis

meine tagung in innsbruck ist zu ende. über das vorgetragene und diskutierte muss ich mir zuerst gedanken machen. doch ein pausengespräch will ich gleich los werden.

uni innsbruck, im november 2008 (foto: stadtwanderer)

es ist pause zwischen zwei tagungsveranstaltungen. wir sind vor der aula der innsbrucker universität. bei einem langen braunen plaudern wir ungezwungen auf einer bank. geheimnisse hat man da nicht.

die sponsoren der tagung von der peter kaiser stiftung, benannt nach dem führenden liechtensteiner historiker, kommen schnell zur sache: wie man die zukunft des bankgeheimnisses ist der schweiz und in liechtenstein beurteile, wollen sie von mir wissen.

ich sage, die meinungen seien geteilt. es gäbe wenige offizielle verlautbarungen, die defensiv-optimistisch tönten, und zahlreiche inoffizielle stimmen, die defensiv-pessimistisch seien.

das sei so wohl richtig, halten meine gesprächspartner fest, allesamt konservative europäer. denn die zeiten des versteckspielens seien vorbei. liechtenstein werde sein bankgeheimnis bald aufgeben müssen. der fall der schweiz sei nur graduell anders, prinzipiell aber gleich.

man muss es wissen, denke ich mir, schliesslich ist das stiftungskapital, das die tagung überhaupt erst ermöglicht hat, auf einer bank in vaduz angelegt.

die schweiz habe ja gegenüber den amerikanern das bankgeheimnis bereits öffnen müssen, ist das nächste argument. der druck auf kundendaten der grossbanken werde mit der neuen us-regierung nicht geringer. für die eu sei das ein präjudiz; anpassungen gegenüber brüssel würden folgen müssen.

3 billionen dollar vermögen zu verwalten, werde die ubs nie mehr schaffen, gibt man sich mir gegenüber überzeugt. was in zukunft zähle, sei die expertise, nicht das geheimnis. auf dem schloss in vaduz und im berner bundeshaus hätte man sich viel zu lange darauf verlassen, dass selbstregulierungen reichen würden. doch die zeiten seien längst vorbei.

ein wenig erstaunt bin ich schon: es will mir scheinen, dass bankkunden über das bankgeheimnis viel konkreter nachdenken, als die schweizer öffentlichkeit. doch bevor wird das gespräch vertiefen können, läuten die glocken. es sind keine totenglocken. nur pausenglocken. wir werden geben, uns in der ehrwürdigen aula wieder dem tagungsthema zuzuwenden. es geht um das verhältnis von wirtschaft und kultur, und es dreht sich alles um die polarität “harmonie oder konflikt.

stadtwanderer

den röschtigraben in der brustkrebsbekämpfung überwinden

der blick war ungewohnt. denn die sicht auf das bundeshaus war gestern durch 1500 büstenhalter verstellt. dabei ging es trotz farbenpracht um nichts frivoles. vielmehr wurde mit dem tod durch brustkrebs auf eine ausgesprochen ernsthafte thematik aufmerksam gemacht. dessen bekämpfung kann auch als indikator für europäisches und schweizerisches bewusstsein genommen werden!

mahnmal gegen brustkrebs in der schweiz, dessen nicht-bekämpfung ein indikator für europäisches resp. schweizerisches selbstbewusstsein ist (foto: stadtwanderer)
mahnmal gegen brustkrebs in der schweiz, dessen nicht-bekämpfung ein indikator für europäisches resp. schweizerisches selbstbewusstsein ist (foto: stadtwanderer)

1500 frauen sterben jährlich an brustkrebs. sei brauchen keinen bh mehr. das war die botschaft. aufmerksam machen wollten die initiantinnen aus des dem bernischen detligen damit auf die fehlende früherkennung von brustkrebs. diese ist ist in der romandie etwas besser präsent, in der deutschsprachigen schweiz kennt erst der kanton st. gallen seit neuestem ein solches programm. obwohl brustkrebs in der ganzen schweiz die häufigste ursache bei frauen ist, die an krebs leiden.

gut in erinnerung ist mir ein referat von bettina borisch, der genfer medizinprofessorin, gehalten an einer weiterbildungstagung. sie hatte den vollzug von präventionspolitiken in europa und in der schweiz evaluiert, und eine kritik zu den innerschweizerischen verhältnissen formuliert. die unterschiede in der praxis frühzeitigen brustkrebsbekämpfung sind demnach innerhalb der kleinen schweiz grösser als in der grossen eu. ein grund hierfür ist, dass die eu in solchen fragen standards erlässt, wie gross die abweichungen sein dürfen. wenn die überlebenswahrscheinlichkeit einer frau fünf jahre nach ausbrechen des brustkrebs zwischen den mitgliedstaaten um mehr als 5 prozent variiert, werden die säumigen länder aufgefordert, mehr für die gesundheit ihrer bewohnerInnen zu tun.

in der schweiz kennt man angesichts einer weitgehend fehlenden präventionspolitik keinen solchen mechanismus. obwohl die wahrscheinlichkeit einer genfer in, fünf jahre zu überleben, bei 50 prozent ist, einer st.gallerin oder appenzellerin indessen nur 50 prozent. man überlässt es den gewohnheiten der kantonen, bei denen politkulturelle eigenheiten den gang der dinge bestimmen. und das kann man nur so bilanzieren: der kantönligeist kann in dieser frage tödlich sein!

in der romandie hat man nämlich viel rascher auf die entwicklungen in der eu reagiert und entsprechende präventionsprogramme eingeführt. in der deutschsprachigen schweiz kennt man das nicht. manmusste man lange warten, bis jüngst die st. galler gesundheitsdirektorin heidi hanselmann den ersten vorstoss wagte. verschwunden ist der röschtigraben in der frage der brustkrebsbekämpfung indessen noch lange nicht! denn die gesundheitsdirektorenkonferenz, das führungsorgan der kantone, will weiterhin nichts wissen von flächendeckener vorsorge. sie will es den kantonen einzeln überlassen, was sie leisten wollen und was nicht. das ist eigentlich ein skandal, der nur noch ausserhalb der eu passieren kann.

der kanton gehört übrigens zu jenen ständen, welche die variante “romandie” prüfen. dank dem berner jura notabene, der sich einfach dem welschen modell angeschlossen hat.

stadtwanderer

ramadan-dinner als moment der interkonfessionellen begegnung

die einladung lautete auf 18 uhr 20. einfinden sollte man sich im berner kursaal. auf der leuchttafel am eingang stand “apéro: bis 20 uhr 12, danach nachtessen.”

20 uhr 12? – ein schreibfehler?
nein, lautet die antwort!
denn 20 uhr 12 war am 4. september 2008 die zeit des sonnenuntergangs in bern. für die muslime in der stadt, der moment des fastenbrechens während des ramadans.


die begegnung
das religiöse gebot wird an diesem feierlichen abend strikte eingehalten. beim empfang gibt es keine der sonst so üblichen häppchen. und schon gar keinen wein. einfach nichts! dafür vermittelt das dialog institut aus zürich zwischen den anwesenden. schweizerInnen sind da, vertreterInnen der christlichen kirchen, muslime und vor allem türkInnen. selbst der schweizer botschafter in ankara ist gekommen. und eine türkische parlamentarierInnen mit schweizer pass auch.

das erstaunlichste dabei: die lingua franca, die gemeinsame sprache, ist nicht englisch, sondern die schweizer mundart. denn die anwesenden sind fast alle in der schweiz geboren, hier aufgewachsen, haben die schulen in einer schweizer stadt besucht. sie kennen unsere sprache bestens, sie beherrschen sie sogar mit regionalen einfärbungen. doch sie sind muslime und wollen es auch bleiben! das ist ihre botschaft an diesem abend unter den rund 50 geladenen gästen.

das dialog institut

das dialog institut hat es sich zur aufgaben gemacht, zwischen schweizerInnen schweizerischer herkunft und schweizerInnen türkischer herkunft zu vermitteln. cebrail terlermez, wohnhaft in weinfelden, ist der geschäftsführer. er hat in fribourg und im deutschen germanistik studiert. gegründet hat er mit freunden aus der studentenzeit die vermittlungsstelle 2004, die sich speziell den anliegen der secondos aus muslimischen familien in der schweiz annimmt.

wenn beispielsweise medien unter den 300’000 muslimen in der schweiz ansprechpartner suchen, stellt das dialog institut kontakte her. denn es ist den meist nebenamtlichen mitarbeiterInnen ein anliegen, die kontakte zwischen menschen zu fördern. zwischen institutionen findet der dialog statt, hält terlermez fest. zwischen den kulturen auch. nicht aber zwischen den individuen bilanziert er seine erfahrungen in der schweiz.

aynur akalin, eine frau im institutsvorstand, bringt an diesem abend auf den punkt, was damit gemeint ist. wenn man in der türkei zügle, würden einem die menschen am neuen wohnort dabei helfen. so entstehe ein natürlicher kontakt. wenn man in der schweiz zügle, werde erwartet, dass sich die neuankömmlinge bei den ansässigen vorstellen gehen. das sei die erwartete kontaktaufnahme. wenn nun türkisch sozialisierte menschen in der schweiz zügeln würden, beginne das gegenseitig warten aufgrund von missverständnis. eine verpasste chance der begegnung, fügt sie bei.

das symposion
cebrail terlermez kennt die situation, nicht aber das problem. mit seinem charme durchbricht er die barrieren der kulturen schnell. deshalb befürwortet er das zusammenleben der menschen verschiedener kulturen. seinen hintergrund verbirgt er nicht. er will, dass seine glaubenbrüder und -schwester in ihrer verschiedenheit hier leben können, sich aber für die hiesigen verhältnisse interessiere. “wir haben viel zu lernen in der nationalen politik. monika weber, die ehemalige ständerätin aus zürich, ist unser wichtigste ansprechpartnerin”, sagt er. am 11. märz 2009 werde man gemeinsam das bundeshaus besuchen. ich erweitere den ausflug nach bern spontan um eine stadtwanderung. ich wolle zeigen, wie die aufklärung unsere kultur verändert habe, welche werte dadurch neu entstanden worden seinen, und welche normen darauf basierend unser politisches selbstverständnis prägte, ist meine antwort. cebrail macht mit mir sofort duzis und willigt umgehend in die berntour ein.

die fünf gebete, die mein gegenüber täglich bei seiner arbeit und zuhause verrichtet, seien momente der einkehr im tagesablauf. den jahresablauf der muslime durchbricht der fastmonat ramadan. es seinen 30 tage der einkehr, der besinnung, der begegnung und der solidarität. muslime schliessen in dieser zeit vielfach neue freundschaft, um religions- und kulturgrenzen hinaus, weiss ein dialogpartner, während das dinner einnehmen. köstlich-orientalisch zubereitet, musikalisch untermauert, um kleine vorträge bereichert, erinnert es mich fast ein wenig an ein antikes symposion. dem ort der geselligen begegnung unter meschen, die sich in freundschaft auseinandersetzen wollen.

stadtwanderer

das dialog institut in zürich

wo warst du am 21. august 1968?

es gibt momente in der zeitgeschichte, die brennen sich in die menschlichen erinnerung ein, ohne dass sie je vergessen gehen. die niederschlagung der tschechoslowakischen reformbewegung innerhalb der kommunistischen partei, die am morgen des 21. august 1968 sichtbar einsetzte, ist so ein moment.


der prager wenzelsplatz, einem zentrum des widerstandes gegen die auffahrenden panzer aus der udssr, den ich kürzlich besucht habe (foto: stadtwanderer)

nicht nur der schlachtrufe im westen für dubcek und svoboda sind mir unvergesslich im ohr geblieben; ich weiss auch noch genau, wo und wie ich von der einfahrt der panzer in prag erfahren habe.
ich war damals 11 und in der vierten primarschulklasse. am diesem tag hatten wir von 11 bis 12 turnen, draussen, auf der wiese des schulhauses in buchs (ag). leichtatheltik war angesagt: 80 m schnellauf, hochsprung und speerwerfen. in der ersten disziplin war ich gut, der rest ist nicht der rede wert.
am schluss mussten wir, zu unserer überraschung, einen 1000 meter lauf absolvieren. ich habe gewonnen. ich war stolz.
der lehrer schickte die durchschwitzten schüler vor dem mittagessen noch rasch unter die dusche. wir rannten gemächlich zur turnhalle. auf der treppe in die garderobe stand ein 5. klässer, der uns zurief: “es ist krieg, es ist krieg. die russen haben die tschechoslowakei besetzt.”
ich rannte sofort nach hause, wollte wissen, was geschehen war. denn ich verstand nicht, was passiert war. einen krieg hatte ich noch nie mitbegenommen.
zuhause wir hörten nachrichten, 1230 radio drs. danach sagte mein vater, das gäbe ein zweites ungarn.
nun verstand ich erst recht bahnhof! die bedeutung von ungarn ’56 kannte ich damals noch nicht. so dachte ich effektiv, es würde jetzt ein zweites ungarn geben.
ich war als 11jährigen passionierter puzzle-spieler. eines meiner lieblings-puzzles war zur schweiz, mit den kantonen. und ein anderes zu europa, mit den ländern. ich weiss noch genau, wie ich erschrak, als mein vater die anspielung auf ungarn machte. ich hatte angst um mein kindliches zusammensetzspiel von europa, dass es nicht mehr gültig sein würde, weil man die länder neu einteilen und einfärben würde.
die veränderung meines kindlichen weltbildes durch den 21. august 1968 habe sofort begriffen. für das, was damit gemeint war, brauchte ich etwas länger.
und was hat du an diesem tag erlebt, das dir in erinnerung geblieben wäre?
stadtwanderer

schweden und die schweiz

gerade wenn man sich der unterschiede zwischen schweden und der schweiz bewusst wird, sollte man eine wichtige gemeinsamkeit nicht vergessen: wie frankreich steht auch das königreich schweden am anfang der völkerrechtlichen unabhängigkeit der eidgenossenschaft vom kaiserreich. aus eigener kraft wäre das nicht geschehen, nur dank der hilfe zweier monarchien, die den kaiser schwächen wollten, erinnert sich der stadtwanderer an diesem regnerischen sonntag, über seinem historischen atlas des nordens brütend.

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1648 ging der 30jährige krieg zu ende, in dessen verlauf zuerst böhmen, dann dänemark, schliesslich schweden und frankreich gegen den kaiser antraten. der krieg, der in prag auf der burg mit dem fenstersturz der habsburgertreuen verwalter begann, endete nur wenige kilometer davon entfernt auf der karlsbrücke der böhmischen metropole mit einem vergleich: der kaiser blieb nominell oberhaupt des reiches, faktisch beschränkte sich sein einfluss hinfort aber auf die habsburgischen erblande, während sich in den übrigen reichsgebieten eine vielzahl von fürsten mit unterschiedlichsten titeln durchsetzten. auf druck von frankreich und schweden, die den verheerenden 30jährigen bis zum letzten geführt hatten, wurden auch die grenzen des „heiligen römischen reiches deutscher nation“ neu geregelt.

während die spanische niederlande, lothringen, das elsass, die freigrafschaft und mailand im reich, aber unter verwaltung des spanischen königs blieben, wurde die eidgenossenschaft dank der unterschrift der französischen und schwedischen verhandler und des basler bürgermeisters aus dem reichsverband ausgegliedert. sie sollte von nun an als eigener staatenbund der 13 orte und ihrer verbündeten bestehen, den die tagsatzung führte. nur wenige gebiete in der eidgenossenschaft, namentlich katholische klöster wie engelberg, verharrten bis zum wiener kongress von 1815 beim reich.

der einfluss der beiden garantiemächte auf die eidgenossenschaft entwickelte sich in der folge unterschiedlich. das königreich schweden, welches damals das heutige finnland und die baltischen staaten umfasste und beim heutige norwegischen trondheim kurz auch an den atlantik grenzte, konzentrierte sich auf seine grossmachtpolitik von frankfurt bis konstantinopel und kiev. es wurde zuerst von russland, das unter peter dem grossen aufstreben sollte, militärisch besiegt, bevor ihr kriegerkönig karl xii. in norwegen den tod fand. Damit endete die schwedische grossmachtpolitik auf dem kontinent anfangs des 18. jahrhunderts weitgehend.

frankreich wiederum rückte unter karls xii. zeitgenossen könig ludwig xiv. seine grenze immer mehr nach osten. so kamen die freigrafschaft, das elsass und lothringen unter die französische krone. auch die eidgenossenschaft blieb von dieser verlagerung nicht unbeeinflusst: geschwächt durch den grossen bauernkrieg im mittelland, aber auch durch die erneute niederlage der reformierten gegen die katholischen orte in der ersten schlacht von vilmergen, geriet sie immer mehr in den französischen einflussbereich. höhepunkt dieser französischen ansprüche war der soldvertrag von 1667, der in paris abgeschlossen wurde und als ausrichtung der eidgenossenschaft auf die französische krone gelten kann, die bis zum wiener kongress gültigkeit behalten sollte.

am anfang der unabhängigkeit vom reich steht jedoch der westfälische friede von 1648, der mitunter wegen der schwedischen kontinentalpolitik zustande kam. heja, sverige!

hej då,

stadtwanderer

grenzerfahrungen

überschreitet man die grenze zwischen der schweiz und einem eu-mitgliedsland, erwartet man fast automatisch schwierigkeiten. und siehe da: nichts davon! nimmt man dagegen die fähre von deutschland nach schweden, rechnet man mit einer innereuropäischen grenze, die aufgehoben worden ist. und siehe da: ebenfalls nichts davon!

karte-eu25.jpgeinkaufen in kiel, schleswig-holstein, deutschland, europäische union: „citti“ heisst der riesige supermarkt ausserhalb des stadtzentrums. alles gibt es, was das herz begehrt; und günstiger ist es erst noch, als die schwedische krone es zulässt. schnaps, wein und bier finden hier reissenden absatz. auch unsere aufmerksamkeit ist darauf konzentriert. vor allem auf das tschechische pilsner urquell in dosen, das man in schweden kaum kaufen kann.

doch die kasse im kieler “citti” erweist sich unerwartet als komplizierte eu-binnengrenze: ein pilsner nimmt man nicht mit, wenn man von schleswig-holstein nach schweden (oder norwegen) geht, sondern exportiert es. das wiederum darf man traditionesgemäss nur, wenn man einen gültigen schwedischen (oder norwegischen) pass hat. dann gelten spezielle regelung fuer den ost- und nordseehandel. ohne das exklusive papier gelten diese jedoch nicht. sodass man kein tschechisches pilsner urquell exportieren darf.

weil es anders als auf allen bierdosen auf den pilsner büchsen kein pfand gibt, duerfen eu-passbesitzerInnen (und schweizerInnen) pilsner urquell-dosen nicht von deutschland nach schweden nehmen. denn fuer diese gilt der pfand-zwang. das erklärt uns nicht nur die etwas ungeduldige kassierin, sondern auch der eilends herbeizitierte filialleiter.

selbst das angebot, das pfand von 25 cent pro dose in schleswig-holstein direkt zu bezahlen, lehnt er mit erneutem hinweis auf das eu-recht ab. ohne schwedischen pass oder wenigstens fuehrerschein mit stempel aus stockholm gibt es einfach keine ausnahme!

wir folgern: nur das gute bier können wir mitnehmen, doch die dose rund herum duerfen wir nicht exportieren. so bleibt uns nur die wahl, die 48 dosen pilsner urquells an kasse des kieler citti auszutrinken, oder sie in schlewig-holstein einem schweden für den export von der eu in die eu zu überlassen – nach veraltetem ostseerecht.

echt, eine grenzerfahrung …

stadtwanderer

auf nach schweden

bald ist es soweit. ich gehe in die sommerferien. wie schon seit jahren ist schweden mein ziel.

955461746_5479c4829c.jpgdas erste mal, als ich in den norden ging, war das für mich ein grosses buch mit sieben siegeln. klar kannte ich die diskussionen über den wohlfahrtstaat, filme zum wasa-langlauf, sprüche über elche und firmen wie volvo oder ikea. selbstverständlich fehlte das wissen um den nobelpreis von anfang an nicht. als ich mich vertieft über schweden zu informieren begann, kamen die natur, insbesondere die unendlichen wälder und die zahllosen seen dazu, die gesellschaft, die sich zwischen wikingertraditionen und modernster frauenemanzipation ausdehnt.

zwischenzeitlich habe ich in 10 sommerferien einiges mehr gesehen, von stockholm, kleinstädte und vom lande. ich weiss nun, dass es fast keine mücken gibt, wenn man nicht selber gestochen werden will. dafür ist das klima nur schwer berechenbar: es kann hart sein, regnerisch, aber auch so heiss wie man es sonst nur vom mittelmeer her kennt. alles bestimmend ist der sonnenzyklus, weil diese energie bisweilen langanhaltend kraft spenden, dann wieder gar nicht. hell und dunkel sind in schweden genauso bestimmend wie die blau und gelb. das hat die immer noch vorherrschende agrargesellschaft ausserhalb der urbanen zentren nachhaltig geprägt. hier verändert sich alles nur langsam. so fühlt man sich bisweilen immer noch im eisenzeitalter, das schon herodot vor 2500 für die nordländer als typisch ansah.

die menschen wiederum sind meist unkompliziert, freundlich, aber zurückhaltend. eigentlich verläuft ihr leben ruhig, und auch sie selber sind nicht selber schweigsam. über schwermut wird viel erzählt, selbst wenn sie nicht auffällig sichtbar ist. ich glaube, das wichtigste ist den menschen in schweden ihre unabhängigkeit, weshalb man häufig zäune um die häuser findet und durch ein tor geht, wenn man privaten boden betritt. generell lebt man in sverige, wie das königreich genannt wird, naturnah und bescheiden, arbeitet man regel-, aber nicht übermässig, ist man stets ehrlich und immer der gerechtigkeit zugetan.

freue mich, schon bald wieder bei im hohen norden zu, um dort anzuknüpfen, wo ich vor einem jahr loslassen musste. berichte, wenn ich kann, im juli als

landwanderer

meine schwedenbilder

nützliche internetplattform über schweden 

meine morgige rede vor der burgunder-ausstellung

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als im 5. jahrhundert unserer zeitrechnung das römische reich nördlich der alpen unterging, liessen sich verschiedenen germanenstäme – zuerst die burgunden, dann die alamannen und schliesslich die langobarden – im gebiet der heutigen schweiz nieder. das erkennt man heute noch an der sprache: die burgunden und die langobarden nahmen die lateinische lebens- und ausdrucksweise an, und ihre nachfahren in der romandie und im tessin sprechen heute französisch und italienisch, während sich die alamannen der latinità verweigerten; sie sprechen heute noch ihre mundart und schreiben leidlich deutsch.

das mittelalterliche königreich burgund

über die drei wandervölker errichteten seit dem 6. jahrhundert die franken, ebenfalls latinisierte germanen, ihr grössen königreich, das im jahre 800 die nachfolge des untergegangenen weströmischen kaiserreiches antrat. doch die karolingische herrschaft zwischen den pyrenäen im südwesten und sachsen im nordosten hielt nicht lange: 843 teile man das kaiserreich unter den enkeln karls, und 888 endete die vorherrschaft der legitimen nachfahren. karls reich zerfiel denn auch fast unwiederruflich in eine westfränkisches resp. ostfränkischen königreich und in ein mittelreich mit achen im norden und rom im süden. doch auch dieses schmale und lange landstück hielt nicht zusammen: es zerfiel in die königreiche lothringen, burgund und lombardei.

burgund, das war nach im 10. jahrhundert das gesamte rhonetal von der mündung ins mittelmeer hinauf, mit den wichtigen zuflüssen saône und doubs jenseits des juras und das aaretal diesseits bis hin zur reuss. so wichtig für die christianisierung nicht nur der eliten, sondern auch der bevölkerung dieses zeit war, so instabil blieb die herrschaft der burgundischen könige, bischöfe und klöster gegenüber dem aufstrebenden adel. 1032 vererbte der letzte burgunderkönig rudolf iii. sein restreich dem römischen kaiser, der seit 962 wieder ostfranken samt lothringen und über italien herrschte.

burgund und das mittelalterliche kaiserreich

drei grosse dyastien hat das kaiserreich im hochmittelalter gesehen: zuerst die römisch geprägten ottonen, dann die teutonisch inspirierten salier und schliesslich die schwäbischen staufer, die zwischen überzeitlich-christlichen universalimus und frühem nationalismus hin und her gerissen waren.

1250 starb der letzte staufer, kaiser friedrich II. mit seinem tod stürzte das kaiserreich in eine grosse krise, die den übergang zum spätmittelalter markierte. das reich zerfiel in unzählige rivalisierende einheiten: mittelgrosse bistümer, kleine grafschaften und städtebündnisse. zuerst gabe es nur auswertige könige, bis sich drei konkorrierende adelshäuser im reich etablierten: die habsburger, natürlich, die luxemburger, verbunden mit dem erbe des hauses böhmen, und die wittelsbacher. sie wechselten sich bis mitte des 15. jahrhunder in der herrschaft über das reich ab, das sich nun heiliges römischen reich nannte, aber nur noch nördlich der alpen anerkenung fand.

vorerst am erfolgreichsten ist das haus luxemburg-böhmen. heinrich vii., karl iv. und sigismund i. waren drei kraftvolle kaisergestalten des spätmittelalters, die bestrebt waren, das zerfallene kaiserreich neu zu ordnen. indem sie es vom ersonenbezogenen feudalwesen der vielen kleinen hin zum territorial und institutionell definierten reich der grossen überleiteten, – ein prozess, indem die frühe eidgenossenschaft ebenfalls vom losen bündnissystem zum räumliche geschlossenen autonomen gebiet im kaiserreich entstand.

einem wesentlichen moment dieses prozesses – dem krieg zwischen den eidgenossen und den herzögen von burgund – nimmt sich die gegenwärtige sonderausstellung im historischen museum zu bern an. sie ist gerade für schweizerische verhältnisse speziell: denn in der traditionellen geschichtsschreibung betonte man liebe gerne den sieg der bäuerlichen eidgenossen über die überheblichen herzöge auf brügge. die jetzige ausstellung kehrt die perspektive um: uns vorgeführt wird die welt der reichen fürsten, die an einer neuordnung europas im geiste des zerfallen karolingischen reiches rangen. und wenigstens für eine sommer sind sie die neuen herren von bern!

der griff der herzöge von burgund nach königs- und kaiserkrone

um zu verstehen, wie es nach griff zur kaiserkrone durch die herzöge von burgund kam, muss man sich in die 1430er jahre versetzen.

im französischen königreich, das seit bald 100 jahren in einem thronfolgekrieg mit england verwickelt war. normalisierte sich die lage. die herzöge von burgund, damals philipp iii. die, obwohl aus dem gleichen hause der valois wie der französische könig stammend, stramm mit den engländern paktiert hatten, wechselten 1435 das lager. sie hielten nun wieder zu eigenen krone, hatten sich aber eine starke stellung am rande des königtum erarbeitet, denn sie waren in den besitz der reichen flandrischen städte gelangt. dieses gebiete nannten sie nun die niederen lande, derweil ihr kerngebiet um dijon die oberen lander wurden. 1437 starb kaiser sigismund ohne leiblichen nachfolger. seine kronen von ungarn, böhmen und jene der deutschen gingen an den habsburger albrecht III. im westen des reichs gelang es aber den burgundischen herzögen, nun auch lehen auf reichtsgebiet zu erlangen.

402px-karte_haus_burgund_4.pngphilipps sohn, karl, reichte das jedoch nicht. als er mit 33 herzog wurde, strebte er nach höherem. neben besitz und macht wollte der ambitiöse herzog auch ehre. er reklamierte vom kaiser die burgundische königskrone, die dieser zwischen 1032 und 1378 getragen hatte. denn ihm schwebte vor, das fränkische mittelreich, das im 9. jahrhundert in den vielen erbteilungen so kläglich zerfallen war, wieder herzustellen. am liebsten hätte er von seinem herzogtum aus bis an die nordsee und bis nach rom und so über die städte in flandern und der lombardei regiert. denn das hätte ihm die aussichten verleihen, der glaich auch neue kaiser zu sein.

mit dem amtierenden kaiser, friedrich III., einem habsburger traff er sich 1473 in der ehemaligen römischen kaiserstadt trier. es wurde verhandelt. es ging um titel – und um frauen. friedrich verlangte maria von burgund, karls tochter, für seinen sohn, erzherzog maximilian, dem möglichen kaisernachfolger. das liess karl zögern, bis die verhandlungen scheitertn. der arme kaiser konnte nicht einmal seine hotelrechnungen bezahlen, als er ging, während der magnat karl mit einem klacks trier verliess. er änderte nicht einmal seinen lebensplan, nur seine strategie.

nun wollte karl, wie damals gaius iulius caesar mit seinem gallischen krieg herr der schlchtfelder werden. sollte ihm das gelingen, würde er seinen anspruch auf die höchste ehre im reich mit der macht der waffen durchsetzen können. wir wissen es: es gelang nicht! es gelang ihm weder ein burgundisches königreich zu etablieren, noch kaiser zu werden.

der krieg mit den eidgenossenschaft

in diesem entscheidungskampf der burgunderherzöge gegen die habsburger kaiser und die französische könige ging es auch um die pässe über die alpen. diese, von den herzögen von savoyen beherrscht, waren von jeher von strategischer bedeutung für die nord-süd verbindung. die allianz der burgunder mit den savoyern bedrohte jedoch die eidgenossschaft im alemannischen mittelland. vor allem deren westlicher teil war auf den freien durchgang nach genf und von da aus ans mittelmeer aus wirtschaftlichen gründen angewiesen.

um die gefahr militärisch abwenden zu können, arrangierten sich die eidgenossen 1475 mit dem erzfeind habsburg im einem ewigen frieden. die berner führten mit zustimmung ihrer kaiserlichen nachbarn dnach einen präventivkrieg gegen die savoyer durch, der schrecklicher nicht geführt werden konnte.

doch anfangs 1476 schlug karl, der bedrohte herzog von burgund, zurück. er besetzt egrandson, die zentrale bastion der verbliebenen berner im savoyischen. damit mobilisierte er aber die versammelten eidgenossen, die bern zur seite standen, und ausserhalb von grandson das heer von karl dem zu kühnen in einer wilden schlacht in die flucht schlugen.

karl regelte nun seine nachfolge. er unterzeichnete den heiratsvertag seiner tochter maria mit dem kaiser. würde er gegen die eidgenossen gewinnen, würden seine trümpfe steigen, kaiser zu werden. würde er jedoch verlieren, wusste er, dass sein erbe an den nun verwandten kaiser gehen würde. und er verlor nach grandson, wo er sein gut liegen liess, in murten seinen mut. in nancy wiederum, verlor er gegen den lothringischen herzogen renatus schliesslich auch sein blut. das bedeutete das ende stolzen herzöge aus dem hause burgund in der manneslinie.

die eidgenossen machen vorerst kaum territoriale gewinne. sie erhielten die herrschaften von grandson, orbe und echallens zugestanden. den rest, den sie erobert hatten, mussten sie savoyen; 1512 erhielten zwar die militärische oberherrschaft über die freigrafschaft, und 1536 akzeptiere frankreich, dass sich die berner in der waadte bis vor die tore genfs zu lasten der savoyer ausbreiten werden. doch zu einem spätmittelalterlichen staat zwischen könig und kaiser stieg man nicht auf.

die bedeutung der burgunderkriege für die werdene eidgenossenschaft

dennoch sind die burgunderkriege ein konstituierender moment für die werdende eidgenossenschaft. durch die burgunderbeute wurden die eidgenossen erstmals sagenhaft reich. viel geld floss in die armen taschen. und die berühmten burgunderteppiche von karl gehören heute noch der eidgenossenschaft. es gab auch kanonen, denn die berühmte artillerie von karl fiel den eidgenossen in grandson die hände. feldschlangen nannten die infanteristen die geschosse, mit denen sie nicht viel anfangen konnten. mehr bedeuten ihnen dagegen die 3000 marketenderinnen von karl, die im mittelland eine willkommene blutauffrischung waren.

um die beuteverteilung, bei der es zu erheblichen unregelmässigkeiten kam, zu regeln, mussten sich die eidgenossen auch neu organisieren. 1481 schlossen sie das stanser verkommnis, das die gleichberechtigung der um freiburg und solothurn erweiterten 8 alteidgenössischen orte im falle von neuen eroberungen festhielt, über die tagsatzung als eigentlicher militärrat fortan wachen sollte. gemeinsam kämpfte man sich im schwabenkrieg die autonomie im reich, die maximilian 1499 anerkannte.

die siegertypen der burgunderkrieg jedoch hatten keine glück. adrian von bubenberg, der die besatzung von murten leitete, verstarb nur 3 jahre nach der schlacht an der pest. als ritter blieb er anerkannt, für seine anerkennung als staatsmann standen ihm seinen sympathien zu karl im weg. schlechter noch ging es hans waldmann, der den entsatz vor murten leitete. als sich der zürcher bürgermeister anschickte, etwas besseres als seine zünfler und bürger zu sein, enthauptete man ihn. seither regiert das mittelmass die eidgenossenschaft.

das burgunder-erbe in der neuzeit

1493 regelten frankreich und habsburg im friedensvertrag von senlis das grose burgundische erbe jedoch unter sich. das herzogtum burgund ging an frankreich und blieb bis heute dort. die niederlande, die von der herzogin maria beherrscht wurden, kamen mit ihrer heirat mit maximilian an das haus habsburg. der frühe tod von maria bei der jagd liess damit auch in diesem gebieten das burgundische erben im kaiserreich aufgehen.

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johan huizinga, der grossen niederländische historiker, der das spätmittelalter der herzöge von burgund porträtierte, nannte sein werk “herbst des mittelalters“. das macht klar, das mit karl, dem letzten ritter, eine epoche ihre reife vollendung erreichte, ohne weiter zu gehen.

immerhin, karls tocher maria hatte mit maximilian gemeinsam kinder, unter ihnen philipp, später wegen seiner attraktion auf junge frauen, der schöne genannt. er lebte im burgundischen flandern, heiratete juanita aus kastilien und wurde für kurze zeit spanischer könig. nach seinem rätselhaftgen tod übernahm carlos, sein sohn, die königskrone und die ländereien in der neuen welt, bevor als karl v. kaiser des reichs wurde und sagen konnte, in seinem reich, dem kaiserreich der frühen neuzeit, gehe die sonne nie unter.

wo und wie im burgundischen diese sonne aufgegangen war, werden wir nun in der ausstellung über die fabulösen valois-herzögen von burgund sehen. kommen sie mit!

stadtwanderer

bild: das historische museum zu bern, am ende des 19. jahrhunderts durch den berner erziehungsdirektor charles-albert gobat gebaut, dem späteren friedensnobelpreisträger für seine vermittlungen zwischen germanen und romanen, wo gegenwärtig die burgunderausstellung “karl der kühne” stattfindet (foto: stadtwanderer).

karten: quelle

literatur: eine knappe übersicht über die komplexe geschichte Burgunds auf deutsch gibt: Hermann Kamp: Burgund. Geschichte und Kultur, München 2007

die klosterstadt schaffhausen

mittelalterliche städte wie schaffhausen entstehen in der regel an verkehrsknotenpunkten. die traditionelle west/ost-achse, gegeben durch den rhein, und die neu aufkommenden nord/süd-achse gaben den ausschlag, dass schaffhausen im 11. jahrhundert als stadt entstand. ihre gründung hat jedoch nicht nur profane gründe; sie ist teil eines machtvollen aufschwungs der klosterbewegung des hochmittelalters.

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kleine und grosse zusammenhänge der stadtgründung

wer im 11. jahrhundert von basel nach konstanz oder anders gesagt von bischofssitz zu bischofssitz wollte, nahm mit vorteil die rheinroute. sie garantierte ein schnelles fortkommen, – ausser beim grossen und kleinen laufen, den beiden wasserfällen bei den heutigen städten schaffhausen und laufenburg. da musste man das schiff verlassen und die mitgebachten gäste und waren für einige kilometer auf dem landweg transportieren.

der ort der heutigen altstadt schaffhausen war diese umladestelle oberhalb des rheinfalls. im 11. jahrhundert existierte schon eine siedlung mit kleiner kirche genau an der stelle, an der heute die schaffhauser stadtkirche st. johann steht. doch sollte nicht diese die stadtwerdung schaffhausens bestimmen, sondern der überregionale weltliche und kirchliche zusammenhang.

1045 erhielt eberhard, seit 9 jahren graf im südlilch des rheins gelegenen zürichgau das münzrecht für den flecken schaffhausen. das sicherte ihm die herrschaft über den handel an der umladestelle. seinen sitz verlegte der graf nun in die nähe des handelsplatzes, genau genommen auf die nellenburg. hinfort nannte er sich graf eberhard I. von nellenburg.

könig heinrich iii. auf dem weg anch süden, der kaiserkrone entgegen

verliehen erhielt eberhard das münzrecht von könig heinrich iii. in köln. dieser hatte grosses vor: er wollte nichts geringes als, gleich wie sein 1039 verstorbener vater, kaiser des römischen reiches werden. dafür musste er nach rom, um gesalbt und gekrönt zu werden.

1045 ging heinrich daran, auf seine rechte als herzog von schwaben zu verzichten. wer, wie graf eberhard, vom könig privilegiert werden wollte, musste sich jedoch verpflichten, mit dem könig nach rom zu reisen.

die römische kurie befand sich, wieder einmal, in einem desolaten zustand. gleich drei römische adelige beanspruchten, papst zu sein. in der synode von sutri, nahe der stadt rom, die der kaiseraspirant am 20. dezember 1046 einberief, erklärte heinrich innert dreier tage alle drei römischen päpste für abgesetzt: ein einmaliger vorgang in der krichengeschichte. dafür liess er den mitgebrachten bamberger bischof suitger am weihnachstag zum neuen papst clemens ii. inthronisieren, und anderstags erhon dieser heinrich und seine frau agnes zum neuen kaiserpaar.

heinrich, hoch gebildet, tief religiös und von seltener tatkraft, nahm nun grundlegende reformen vor. kardinäle, von überall her kommend, sollten nach seinem willen die christen in rom vertreten und den papst wählen. kirchlicher ämterkauf sollte verboten sein, genauso wie die priesterehe.

der kaiser hat damit jedoch nicht auf anhieb erfolg. clemens ii. wurde als papst gestürzt, und damasus ii., heinrichs neuer favorit, war gerade 24 tage papst, bevor er starb.

papst leo ix. auf dem weg nach norden, den klosterweihungen entgegen

anfangs des jahres 1049 leitete heinrich erneut ein verfahren ein, das in der kirchengeschichte einmalig blieb: bruno, bischof von toul, den er seit langem kannte, sollte neuer papst werden. bestimmt wurde er für dieses amt jedoch nicht im unübersichtlichen rom, sondern in kaisers nähe in worms. doch verlangte bruno, dass er sein kirchenamt im lothringischen nur dann abgeben würde, wenn kurie und volk in rom ihn anerkennen würdem. das schaffte bruno auch, sodass er sich papst leo ix. nannte.

papst leo ix. pflegte eine ganzen neuen stil. dauernd war der germane unterwegs. in rom hielt es sich nur kurz auf. drei ausgedehnte reisen unternahm er in den ersten drei jahren als papst, – alle nördlich der alpen. dabei erwies er sich als herausragender prediger, der volksnah sprechen konnte. er versammelte die kirchenleute in synoden, die überall die grundsätze der kirchenreform des kaisers diskutierten. und er weihte zahlreiche stellen, an denen neue klöster enstehen sollten.

auf seiner ersten reise nördlich der alpen weihte papst leo ix. im jahren 1049 auch den ort schaffhausen. die nellenburger grafen sollten es stiften, bauen und bewachen 1064 wurde es eingeweiht. anfänglich führte dieses kloster den namen des salvatorenklosters, später wurde es allerheiligen genannt, dem namen, unter dem es auch heute noch bekannt ist, selbst wenn es seit der reformation von 1529 nicht mehr als kloster dient.

stadt- und weltpolitische bilanz zu den gründern von stadt und kloster schaffhausen

heinrich war 10 jahre kaiser, leo 5 jahre papst. beide waren damit nicht sonderlich lange im amt. doch hinterliessen sie nicht nur in schaffhausen bleibende spuren; sie sollten auch im kaiserreich unvergesslich bleiben: beide gelten als ganz bewusste förderer des gottesfriedens, der ersten friedensbewegung, die im 10. jahrhundert in der auvergne ihren anfang nahm und sich gegen die vorherrschende germanische selbstjustiz mit racheakte und bauernfehden wandte. 1495 wurde dieser gottesfriede in form des landfriedens geltendes recht des kaiserreiches, dem vorbild für das gewaltmonopol des heutigen staates. beide lancierten aber auch die hochmittelalterliche klosterreform, die 910 im burgundischen cluny ihren anfang nahm und in deutschen sprachraum. mit dieser setzte sich das bewusstsein durch, dass die führenden benediktiner-klöster nicht mehr von adeligen bestimmt, sondern nur noch vom stellvertreter gottes, dem papst, geleitet werden sollten.

mit den beiden erwähnten grössen des kaiserreiches im 11. jahrhundert verbindet man aber auch die definitive trennung der christlichen kirche in eine griechisch-orthodoxe und einer römisch-katholische. denn heinrich und leo verfolgten ursprünglich gemeinsam das ziel, die normanen aus süditalien zu vertreiben, um freien weg zum mittelmeer zu erhalten. doch half der kaiser schliesslich nicht mit, während leo setzte alles auf eine karte setzt – und verlor: die verhandlungen mit dem patriachen von byzanz, gemeinsame sache gegen die normanen zu machen, scheiterten derart gründlich, dass man sich im tiefen streit trennte und bis heute nicht mehr zueinander fand. leo wurde bei seinem krieg gegen die normannen gar verhaftet und verstarb 1054 nur kurz nach seiner freilassung. heinrich wiederum lebte noch bis 1056, ohne einen erwachsenden sohn zu haben, sodass die kleriker, deren selbstbewusstsein dank der kirchen- und klosterreform neu erwacht war, die macht nördlich der alpen übernehmen. als der designierte könig, heinrich iv. diese zurückverlangte, brach der berühmte investiturstreit aus, der papst und kaiser während 50 jahren entzweien sollte. zu den rückwirkungen davon auf schaffhausen später mehr!

(müder) stadtwanderer

bild: aus dem innern des münsters beim schaffhauser kloster allerheiligen (aufnahme: stadtwanderer)

die ausnahme von der regel, die ihrerseits die ausnahme von der regel ist, die die falsche annahme widerlegt

bild-391.jpgnatur, kultur und herrschaft sind komplizierter miteinander verhängt, als man denkt.

caesar teilte die ihm bekannte welt nördlich der alpen entlang des rheins in einen linken, romanischen und einen rechten germanische teil. doch er irrte mit der annahme, die natur alleine bestimme die kulturen.

die regel statt der annahme

widerlegt wurde caesar spätestens im 3. jahrhundert nach christus, als die germanischen völker über den rhein setzen. als sie blieben, wurden sie unterschiedlich stark in die römische welt aufgenommen: die burgunder im rhonetal ganz, die franken am unteren und mittlere rhein halb und die alamannen gar nicht. bis heute spricht man links des rheins überall deutsch, oder ist man im nahen stromgebiet zweisprachig

klöster und städte waren die zentren der römisch-germanisch-katholische brückenkultur, die im mittelalter als regelfall auf beiden seiten des rheins entstand. das kloster allerheiligen in schaffhausen gehört mustergültig dazu. fast 500 jahre sollte es die entstehende stadt schaffhausen am rhein prägen und den durchgang der kaiserlichen truppen von norden nach süden sichern.

die ausnahme von der regel

alle diesen leistungen zum trotz ist der oberrhein von basel an aufwärts heute weitgehend eine politische grenze. es gibt also eine ausnahme von der regel.

anfangen hat alles mit dem investiturstreit am ende des 11. jahrhunderts, der die anhänger des kaisers und jene des papstes im damaligen herzogtum schwaben spaltete. die zähringer organisierten die linksrheinischen gebiete schwabens im päpstlichen sinne, die staufer die rechtsrheinischen im kaiserlichen. nach ihrem aussterben 1218 griff der kaiser friedich II. nach den perlen in ihrem südwestschwäbischen erbe. städte wie bern und zürich, aber auch länder wie uri und schwyz wurden zu reichsstädten oder ländern erhoben, um sie dem zugriff des lokalen adels zu entziehen.aus dem verbund eben dieser perlen entstand im 14. und 15. jahrhundert die eidgenossenschaft als territorium, die nach dem friedensvertrag von 1450, der den ersten innereidgenössischen bürgerkrieg regelt und die nötige geschlossenheiten gegen habsburg brachte, um rhein als innerschwäbischen grenze grenze zu verlangen. und tatsächlich 1499 trennte man sich im schwabenkrieg entlang des rheins zwischen eidgenossenschaft und habsburg definitiv.

die ausnahme von der regel, die die ausnahme von der regel ist

nicht ganz, muss man beifügen, wenn man in schaffhausen über den rhein sieht. denn die stadt ist bis heute die prominente ausnahme von der ausnahme. denn spätestens mit der reformation, die 1529 auch schaffhausen erfasste und das ende des klosters allerheiligen bedeutete, fiel der neu entstandene stadtstaat schaffhausen aus dem schwäbischen he- und klettga, der katholisch blieb, heraus.

fortan sollte er den entwickeltesten eidgenössischen brückenkopf jenseits des rheins bilden, der sich jenseits des rheins nicht vermehren sollte.

schaffhausen ist also die ausnahme von der regel, die ihrerseits die ausnahme von der regel römisch-germanisch-christlichen regel ist, die der falschen annahme caesars über romanen und germanen am rhein widerspricht.

kapiert?

stadtwanderer

(in schaffhausen)

der ungewöhnliche tod eines papstes

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um papst johannes xii. ranken unzählige geschichten. drastisch sind die zu seinem tod. sicher ist nur, dass er am heutigen 14. mai des jahres 964 infolge von gewalt verstarb. eine abendliche kulturgeschichte mit anspielungen auf die schweizerische gegenwart!

mitte des 10. jahrhunderts lag das kaisertum, das karl der grosse im jahre 800 auf der basis des weströmischen imperiums neu begründet hatte, arg darnieder. jeder könig, jeder herzog, der südlich der alpen lebte und etwas auf sich hielt, beanspruchte, mindestens kaiseranwärter, wenn nicht schon imperator und augustus in einer person zu sein. und die päpste in rom, die zwischen den rivalisierenden anwärtern auf den kaisertitel zu entscheiden hatten, war nicht mehr als schachfiguren im frivolen spiel der römischen aristokratie. wahrlich, ein desolater zustand!

johannes xii. wird minderjährig papst

johannes xii. wurde im jahre 955 als bisher einziger papst noch minderjährig auf den stuhl petri gesetzt. sein vater, ein einflussreicher römischer senator, liiert mit der tochter des königs der lombardei verheiratet, hatte das in seinem testament so verfügt. doch klein-johannes gelang es nicht, den kirchenstaat vor den ansprüchen der adeligen aus verona genügend zu schützen. so sah er sich im jahre 960 gezwungen, den westfränkischen könig otto I., seit 951 mit adelheid, der verwitweten erbin des königreichs der lombardei, verheiratet, als neuen schutzherrn nach rom zu rufen.

den preis für die intervention im süden kennt man. papst johannes xii. salbte und krönte otto und adelheid am 2. februar 962, zu kaiser und kaiserin des römischen reiches. gemeinhin gilt dieser akt als neubegründung eines kaiserreiches in europa. die herzöge von spoleto und die markgrafen von verona hatten damals das nachsehen. doch auch der papst, der bald nach der kaiserfeier einen ausgleich der interessen suchte, fiel dem neuen kaiserpaar zum opfer.

johannes xii. wird als papst gestürzt

johannes xii. wurde 963 von einer synode, die der kaiser von pavia aus einberufen hatte, als papst abgesetzt. in der anklage sparte man nicht mit happigen vorwürfen: “Wisset also, dass ihr nicht von wenigen, sondern von allen Geistlichen wie Weltlichen angeklagt seid, des Mordes, des Meineids, des Kirchenfrevels, der Unzucht mit Verwandten und mit zwei Schwestern”. leo viii. war hinfort der papst, der ottos unterstützung genoss.

zwar gelang es dem entmachteten johannes nach dem abzug des kaisers mit hilfe des römischen adels auch papst leo viii. zu stürzen. doch provozierte er damit die rückkehr des kaisers von pavia nach rom, sodass sich johannes anfgangs des jahres 964 in die campagna verziehen musste.

der unerklärte tod des gestürzten papstes

was da geschah, wird unterschiedlich berichtet. das ehrwürdige lexikon des mittelalters hält ohne weitere ausführungen fest, “j. ist eines jähen todes verstorben”. das biografische kirchenlexikon spricht von “einem schlag, der ihn getroffen hat und an dessen folgen der papst gestorben sei”. wikipedia spricht offen aus, was seit dem fluch, den die kaiserliche synode über johannes verhängte, unzertrennlich mitn der person des umstrittenen papstes haftet: er habe ein neues verhältnis zu einer römischen adeligen aufgebaut und er sei, während des geschlechtsaktes mit seiner liebhaberin, vom gehörnten ehemann mit einem hammer erschlagen worden.

die katholische kirche hört solche geschichten bis heute nicht gerne! zuerst erscheinen sie einmal, dann aber doch wiederkehrend. immerhin, johannes xii.hat meine adelheid zur kaiserin erhoben, – was auch immer er sich dabei erhofft hat …

stadtwanderer

bild: elfenbeinrelief mit dem kaiserpaar zu füssen des herren, der gestützt von grössen der kirchen und von engeln über otto und adelheid wacht. heute ist man geneigt zu sagen, der herr hätte besser über seinen ungewöhnlichen stellvertreter auf erden gewacht, dessen aktivitäten selbst jene von abgesetzten walliser grossräten der gegenwart übertreffen …

adelheids historische tat

p5070477.JPGich weiss, niemand ausser mir hat heute an kaiserin adelheid gedacht. und alle ausser mir haben ihre grosse historische leistung, die sich heute jährt, vergessen. doch ich lass nicht locker: ich kämpfe unverändert für die späte, aber berechtigte einkehr der grossen frau aus bümpliz in unser geschichtsbild!

das erbrecht der fränkischen sippen

das weiss man aus dem geschichtsunterricht: als kaiser karl der grosse, der mit dem fränkischen reich im jahre 800 das weströmische kaisertum wieder aufleben liess, dauert edie freude nicht lange. nach karls tod begannen die querelen unter seinen enkeln, die 843 zur grossen teilung des kaiserreiches führten, und 888 im untergang des karolinigische kaisertums endeten.

eine ursache dafür war, dass die franken kein zeitgemässes erbrecht entwickelt hatten. sie gingen wie zu zeiten der völkerwanderung davon aus, dass eine sippe die königsherrschaft inne habe und in der sippe alle legitimen männlichen nachfahren des königs ein anrecht hätten, seine nachfolge anzutreten. wenn es mehr als einen anwärter hatte, teilte man das königreich in unterkönigreiche auf, die sich nicht selten unter einander bekämpften. so endeten die versuche der franken, dauerhaftes zu schaffen, meist schon schnell.

das neue erbrecht der kaiserlichen familie

962 machten sich die sachsen im norden, vertreten durch ihren könig, otto I., und die langobarden im süden, vertreten durch die königswitwe adelheid, die 951 gemeinsam geheiratet hatten, daran, das neue kaiserpaar zu werden. doch die germanischen sachsen hatten ein ähnliches erbrecht wie die germanischen franken, und die gefahr, dass unter den brüdern und nachfahren von otto I. ein eigentliche sippenstreit um die macht im könig- und kaiserreich entstehen würde, sollte otto bei seinem italienfeldzug umkommen, war real.

adelheid, die burgunderin, kannte seit den zeiten ihres grossvaters ein anderes erbrecht, das auch bei den langobarden fuss gefasst hatte. nur einer, der älteste sohn, sollte erbe des königs und damit auch des kaisers werden können. so vertrat sie auch bei den sachsen die auffassung, dass nur der erstgeborene legitime sohn von otto I. ein anrecht habe, könig der sachen und franken und damit nachfolger von otto I. als kaiser zu werden.

so wurde der kleine otto, vor der abreise seiner eltern nach rom zur krönung, der damals gerade mal 6 jährig war, zum neuen könig der sachsen und franken gekrönt. für den fall, dass otto I. sterben sollte, hätte adelheid als erste frau seit römerzeiten die regentschaft für den minderjährigen könig übernommen; für den fall, dass otto II. beim tod von otto I. volljährig sein sollte, wäre er direkt nachfolger seines vaters geworden.

die grosse bewährungprobe

in der tat kam es dicker als erwartet. otto I. verstarb, bevor otto II. volljährig war. und otto II. verstarb ebenfalls, bevor sein sohn otto III. volljährig war. im ersten fall war es adelheid, welche die regentschaft über das ganze kaiserreich übernahm. im zweiten fall war es ihre schwiegertochter, theophanu, die frau von otto II., die gleiches tat. und weil auch sie früh starb, wurde die schon gealterte kaiserin adelheid noch ein zweites mal regentin, um ihrem enkel otto III. die königs- und die kaiserkrone zu sichern.

damit setzte sich das dynastieverständnis im westlichen kaisertum durch, das nicht mehr auf der sippe, sondern auf der familie angelegt war. und es etablierte sich der friedlicher eübergang von einem herrscher zu andern, als dies noch in den wilden zeiten der fränkischen mero- resp. karolinger der fall war. nur dank der doppelten standfestigkeit von kaiserin adelheid.

vater eines destabilisierte resp. mutter eines stabilisierten europas

in den schule lernt man, karl den grossen, als begründer europa, zu verehren. doch ihm gelang es nicht, eine rechtsordnung zu schaffen, die das kaisertum auf dauer sicherte. es war eigentlich adelheid, welche mit ihrer heirat nach sachsen, den römischen gedanken der geregelten nachfolge unter herrschern in die sitten der germanischen franken einbrachte. eigentlich sollte sie als garantin stabiler strukturen in europa geehrt werden.

und anlass dafür wäre heute gewesen. denn den entscheidenden schritt tat die grosse burgunderin am 7. mai 961, als sie die krönung ihres minderjährigen sohnes otto zum einzig legitimen könig von sachsen und franken durchsetzte. nicht schlecht, für meine vorzeige-bümplizerin! aus dank dafür gehe ich grad ins alte schloss bümpliz ein bier kippen, das an der stelle steht, wo früher die burgundischen pfalz war, in der adelheid möglicherweise geboren wurde.

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serie über die kaiserin adelheid