lieber thomas fuchs

lieber thomas fuchs …

jüngst sind sie wiedergewählt worden, als grossrat des kantons bern. gratualtion!
doch zum ersten platz auf der berner svp liste hats nicht gereicht. sie sind nur nummer 2, platzhirsch ist der schori!
ich habe einen tipp, wie sie sich verbessern könnten: ihre website ist politisch unkorrekt. das geht nicht! hand ausfs herz: blondinenwitze sind echt passé!

thomas fuchs’blondinenwitze

zudem bin ich nicht sicher, wie gut s i e die fragen beantwortet hätten. es stimmt zwar, dass der dreissigjährige krieg 30 jahre lang dauerte. aber der 100jährige krieg dauerte nicht 100 jahre, wie man mit der vereinfachung im alltag suggeriert. das zögern der “blondine” war also absolut berechtigt. begonnen hat der sog. 100jährige krieg zwischen frankreich und england 1337; formell beendet wurde er 1453, – der türken wegen, die byzanz erobert hatten!

echt, hättens sie gewusst? falls ja, stelle ich ihnen die folgende frage: welche auswirkungen hatte der sog. 100jährige krieg auf bern?

ich habe vier antwortmöglichkeiten vorbereitet, bitte wählen s i e die aus, die falsch ist!

1. der sog. 100jährige krieg war ein segen für bern. die franzosen kamen 1444 bei basel vorbei, und haben die eidgenossen provoziert. gut, die franzosen haben bei st. jakob die schlacht gewonnen, bern aber nicht verloren. man hat das beste draus gemacht, und mit dem franzosenkönig ein bündnis geschlossen, das nur vor vorteil war. das ungebildete volk vom land konnte nun als söldner ins französische heer eintreten. in der stadt kam man so zu viel geld, der niklaus diesbach an seine klientel verteilte (wie heute die svp), und kräftig in den münsterbau steckte. die berner wirtschaftsförderung (mindestens so gut wie jene der svp heute) hat also ihren ursprung im sog. 100jährigen!

2. der sog. 100jährige krieg hatte schlimme folgen für bern. die engländer waren chronisch unterbeschäftigt, und so griffen sie zwischendurch auch ins schweizerische mittelland aus. die berner verstanden ihre sprache nicht, und nannten sie vereinfachend gugler. sie konnten aber nicht verhandeln, also wählten sie die sprache, die man auf den schlachtfeldern verstand: sie haben die gugler zwischen ins und nidau übel verhauen, vor allem am weihnachtsabend, denn ihnen gar nicht heilig war, wenns um krieg vor der eigenen türe ging. die gugler sind dann auch nie mehr gekommen, und die stadt bern konnte sich im seeland kräftig ausgebreiten. das wirkt bis heute nach: sonst wäre nicht einmal sicher, ob sämi schmid ein berner oder solothurner geworden wäre, und für auf ihren plakaten werbung machen könnte!

3. der sog. 100jährige krieg war für bern des teufels. am ende des krieges schlossen england und frankreich frieden, doch die burgunder mochten sich nicht einordnen. sie haben herzog philipp den gutenin bern geschickt, um unerlaubte propaganda für ihre sache betrieben, auf die adrian von bubenberg hereingefallen ist. er uns seine frau folgten jeder dieser burgundischen mode, die damals üblich war. adrian wollte mit karl dem kühnen einen kreuzzug unternehmen, und seine frau – eine burgunderin! verwechselte berns gassen schon mal mit dem laufsteg. sie trug als erste körperbetonte kleider und schnabelschuhe bis geht nicht mehr. gottseidank hat ein vorfahre der berner stadt-svp damit remedur geschaffen. schultheiss kistler verbot diesen ganzen unfug, und adrian von bubenberg mit seiner frau verliess die stadt richtung spiez.

4. der sog. 100jährige krieg hatte gar keine auswirkungen auf bern. man war nämlich damals schon neutral und mischte sich nicht in die inneren angelegenheit fremder länder ein. im sog. 100jährigen krieg ist die schweizerische neutralität geboren worden, quasi das programm der mit der svp verbündeten auns, der aktion für einen unabhängige und neutrale schweiz, entstanden. gottseidank!

stadtwanderer

wiborada

klar, sie ist meine lieblingsheilige. denn sie ist die schutzpatronin der bücherfreunde. und bibliophil bin ich ganz sicher.

hier ihre kennzeichen:

. todestag: gestorben am 2. mai 926, also heute vor 1080 jahren.
. todesursache: erschlagen, mit einer streitaxt.
. täter: madyarische reitertruppen.
. tatort: kluse bei der magnus-kirche in st. gallen.
. name: wiborada, die ratgeberin.

wann wiborada geboren wurde, weiss man, wie bei den meisten menschen dieser zeit, nicht. man weiss aber, dass sie dem adel angehörte, der sich im jungen schwäbischen herzogtum, 911 gegründet, um die vorherrschaft stritt. voraussichtlich 912 wurde die einflussreiche frau neutralisiert. sie wurde in eine klause beim kloster st. gallen gesteckt. doch ihr rat blieb teuer und gold wert. als die madyarischen reitertruppen schwaben (und burgund) bedrohten, riet sie dem st. kloster, die wertvollsten kulturgüter ins benachbarte kloster reichenau zu zügeln, da sie dort – auf der insel – geschützer seien. das hat man dann auch gemacht, und wiborada sollte recht bekommen: 926 überfielen die madyaren das kloster st. gallen, und plünderten es. zwei wertvolle bücher wurden gerettet, das älteste in deutscher sprache, 720 entstanden, und das bis heute älteste liederbuch der welt, eben grad um 920 verfertigt. selber kam wiborada beim überfall um. die mönche hatte sich in eine fluchtburg zurückgezogen, und wiborada markierte in ihrer klause das zentrum des widerstandes. deshalb wurde sie auch umgebracht, während das kloster einigermassen überlebte.

die katholische kirche dankte es ihr, 1047 wurde sie als erste frau der kirchengeschichte überhaupt (von papst clemenz II.) heilig gesprochen, und st. gallen wurde 1983 in uno-verzeichnis des weltkulturerbes aufgenommen, nichtzuletzt wegen der wertvollen bibliothek, die wiborada rettete.

hier noch eine kostprobe der ältesten deutschen sprache, die wiborada für die nachwelt gerettet hat. es ist das st. galler vater unser:

fater unseer, thû pist in himilie,
uuîhi namun dînan
qhueme rîhhi dn
uuere uuillo diin, son in himile sôsa in erdu.

prooth unseer emezzihic kip uns hiutu,
oblâz uns sculdi unseero, sô uuir oblâzêm uns sculdikêm,
enti ni unsih firleiti in khorungka,
ûzzer lôsi unsih fona ubile.

alles klar? ein wort ist dabei wohl eine erfindung. für die versuchung (temptatio) gab es im germanischen keine direkte übersetzung. so ist khorungka eine wortschöpfung des übersetzers, angelehnt an kostunga (geniessen) resp. korunga (wählen).

leider ist ihr andenken fast ganz verloren gegangen. in st. gallen gedenkt man ihr noch, am 11. mai, sonst ist der brauch fast ganz verschwunden. nicht so bei mir: wer weiss, was bücher wert sind, und dafür sein leben einsetzt, ist nicht nur eine weise seherin, sondern auch beste schützerin der menschlichen kultur. selber könnte ich kein buch nicht zerstören. selbst weggeben kann ich die dinger kaum. deshalb habe ich auch ein paar, und werde sie auch vermehren, mit einer kleinen erinnerung an wiborada. schön wäre es, wes würde an jeder bibliothek, im eingangsbereich, an wiboradas vermächtnis erinnert.

übrigens: was das für eine zeit war, als sie lebte, als sie eingekerkert wurde, als sie umkam, das erzähle ich später. die beziehung zu burgund ist nicht so schwer herzustellen, jetzt aber will ich bücher kaufen! meine drei lieblingsantiquariate in bern sind:

. menhire (mein grosser favorit für kulturgeschichte und vergessenes wissen)
. hegnauer & schwarzenbach (toll, habe da die ganz alten sachen von diebold schilling erstehen können)
. thierstein daniel (grad eine wundervolle chronik von murten erstanden, werde daraus berichten!!!)

alles an einer strasse, gäbig esch es halt in bärn!

schwaben-wanderer

ps: mein nachträglicher beitrag zum welttag des buches, der soeben war!