tromp loeuil – berner kuriositäten (3)

ja, bern hat viele kleine gassen. da kann es schon mal sein, dass man keine sonne abbekommt. dass es einem zu dunkel ist. und dass es einem zu eng wird.

gerade in der ferienzeit habe ich viel verständnis dafür. und ich habe mein auge auf die sonne, die die enge nicht erreicht, ausgerichtet.

keine angst, es gibt keine grosse reportage über die innere und die äussere enge mehr, auch nicht über die mattenenge und das mattenenglisch. das alles folgt später.

die ferienkuriosität in berns gassen, die am besten zu meinem heutigen interesse passt, findet sich in der postgasse.


sieht man hinein oder hinaus? das ist die frage, schaut man in der postgasse an die wand.
foto: stadtwanderer

da eröffnet sich einem an der hauswand ein grosses fenster, und man blick über die dächer in die ferne.

ist man jetzt drinnen oder draussen? man wähnt sich in einem haus, und schaut hinaus, doch ist man draussen, und schaut – eben nicht hinein!

das ganze ist eine witzige augenstäuschung. nichts stimmt hier, und dennoch bekommt man das bild gern. man blickt nur an einem hauswand, die bemalt ist. der ganze rest ist einbildung. fata morgana in bern, oder heimischer ausgedrückt: ein tromp d’oeuil.

das ist vielleicht viel ernster gemeint als es tönt. denn städte sind räume. städte grenzen sich ab, vom umland, früher durch mauern, heute durch umfahrungsstrassen. städte haben eine gesetze, früher durch privilegien, heute durch die urbane lebensweise. schliesslich lebte es sich in städten gedrängter als auf dem land: früher durch die trutzige bauweise, heute durch die vielen menschen.

man sagt auch: in die stadt gehen, in der stadt sein. stadtleben, das ist drinnen, nicht draussen.

und weil ich soviel drinnendraussen bin, wenn ich stadtwandere, tausche ich sie für einen monat mit der weite der schwedischen wälder.

waldwandern statt stadtwandern ist angesagt!

schöne zeit in der schweiz! keine angst, ich schreib gelegentlich, über bären, wölfe und elche, und wie man ganz ordentlich in ihrer nähe leben kann, hoffentlich …

der (ferienhungrige) stadtwanderer!