die burgunden – ein ostgermanisches volk

teil 1 der serie: “burgund in bern”

zu gewohnt sind wir, dass ein volk an einem ort lebt und alleine oder mit anderen zusammen einen staat bildet. wer burgundische geschichte studiert, muss davon rasch abstand nehmen: burgund ist nicht nur das bekannte weingebiet in frankreich, denn das ist nur der teil der alten burgundia, indem der name “burgund” in der form der region “bourgonge” überdauert hat. die burgundia aus dem 6. jahrhundert wiederum ist nur ein teil der völkerschaften, die burgunden geheissen werden, ostgermanen waren und einen nicht bekannten ursprung haben. auf ihrer wanderung von der ostsee ans mittelmeer kamen sie auch in aventicum vorbei!


die wanderung der burgunden zwischen 200 und 450 unserer zeit vom hohen nordosten über worms bis in das gebiet des genfersees

eines der vielen wandervölker

häufig werden die burgunden mit der heute dänischen insel bornholm in verbindung gebracht, denn diese hiess im mittelalter burgundarholm. ob das schon reicht, die herkunft der burgunden zu bestimmen, ist heute umstritten. gesichert ist nur, dass die burgunden wie die goten oder wandalen ein ostgermanischer stamm waren, der im 3. jahrhundert zwischen oder und weichsel lebte, und von dort aus nach süden expandierte und mit anderen germanen raubzüge bis tief ins römische reich unternahm.

260 fiel der römische limes, und die ihm am nächsten lebenden germanen wandert in das dekumatenland ein, das im wesentlichen dem heutigen baden-württemberg entspricht. sie werden von nun an alamannen genannt. das eröffnete einem teil der burgunden die möglichkeit, sich im gebiet des mains niederzulassen.

geschichtlich bedeutsam werden die burgunden im jahre 369. kaiser valentian I. macht aus den burgunden im maingebiet verbündete. sie sollen die unzuverlässigen alamannen, bis dahin mit dem grenzschutz am oberrhein betraut, ablösen. das bringt sie in einen unüberwindbaren gegensatz zu den alamannen einerseits, anderseits eröffnet es dem germanenstamm römische lebensweise.

zwischen römern und hunnen

375 löst der vorstoss der asiatischen hunnen nach westen die grosse germanische völkerwanderung aus. als erstes zerstören die hunnen das reich der ebenfalls ostgermanischen goten am schwarzen meer, vertreiben einen teil, neu westgoten genannt auf römischen boden und unterwerfen den anderen teil, ostgoten geheissen als ihre krieger.

das vordringen der westgoten von konstantinopel nach rom versetzt die römer in aufruhr. sie ziehen ihre truppen aus britannien und dem rhein ab, um rom zu verteidigen. damit eröffnen sie verschiedenen stämmen, die am rhein lebten, bisher ungekannte möglichkeiten. die sueben und wandalen überschreiten mit den alanen den zugefroren strom im winter 406/7, um tief nach westen vorzustossen. in ihrem gefolge überqueren auch die burgunden den rhein, lassen sich aber schon in und um worms nieder.

nur 5 jahre danach schlossen sie sich jovinus, einem ursurpator an, und geleiteten ihn auf seinen zügen nach gallien. nach dessen tod, gründen die burgunden 413 erstmals auf römischem boden unter gundahar ein eigenes königreich.

rom arrangiert sich in dieser zeit mit den hunnen, die rechts des rheins in eine hegemoniale stellung aufsteigen und die verschiedenen germanenstämme in diesem gebiet beherrschen. die hunnen dienen ihnen als truppen, und werden von den römern bezahlt.

als sich 435 die burgunden worms verlassen wollen und in die alte kaiserstadt trier aufbrechen, werden sie erstmals militärisch besiegt. römer und hunnen dezimieren das burgundische volk, und der römische feldherr aetius weist ihnen in der folge ein neues siedlungsgebiet zu: die sapaudia.

die burgunden – das volk in der sapaudia

lange hat man gerätselt, wo diese sapaudia lag. meist ging man davon aus, dass das wort savoyen daraus entstanden und die sapaudia deshalb mit dem gebiet südlich des lac léman identisch sei. das half vor allem dem anspruch der savoyer, die legitimen nachfolger der burgunder zu sein.

heute zweifelt man daran. archäologische funde verweisen eher auf das dreieck zwischen jura und alpen, genfersee und aare als eigentliches kerngebiet, das allenfalls nach südwesten und nordosten erweitert war. zentraler ort der sapaudia wäre demnach aventicum gewesen, die stolze römerstadt, die 260 von den germanen geplündert worden war und danach nie mehr an ihre frühere bedeutung anknüpfen konnte. ihr umland entlehrte sich und verwaldete im 4. jahrhundert, sodass sich der name der sapaudia (waldgebiet) einbürgerte. und genau dieses umland von aventicum sollten die besiegten burgunden nun wieder urbar machen, um aventicum mit korn und soldaten gegen die alamannen zu schützen.

so kamen die burgunden, oder was davon nach der niederlage gegen aetius noch übrig geblieben war, in das gebiet der heutigen kantone waadt und fribourg. sie waren ostgermanen, die sich der römischen lebensweise angenähert hatten, als militärisch besiegte das zerfallende imperium zu stützen versuchten, und so in der weströmische armee rasche aufstiegsmöglichkeiten fanden. 443 sollten die römer auf die burgunden essentiell angewiesen sein, denn die hunnen kündeten unter ihrem khan attila die kooperation mit den römern an und setzten zum sturm aus das kaiserreich nördlich der alpen an.

davon aber später!

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