330 gramm salz je liter

salins-les-bains hiess im bis vor kurzem noch salins-du-jura. nicht zum baden ging man in die burgundische kleinstadt. man zog dorthin, um salz des lebens, das man der erde abgewonnen hatte, zu kaufen.


kathedrale der industrialisierung: impressionen aus dem stillgelegten salzbergwerk von salins-les-bains (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

das salz des lebens

heute lohnt sich der salzabbau in salins ökonomisch nicht mehr. man verwendet das reichhaltige salz im wasser für die strassendusche. richtig! in salins-les-bains salzt man im winter nicht, um sie vor dem frost zu schützen. man dutscht sie mit dem salzwasser aus den salinen. 330 gramm pro liter sind drin.

im mittelalter war salins-du-jura d e r salzort. 523 wird es in den fränkischen quellen erstmals erwähnt. im hochmittelalter kamen verschiedene burgundische grössen aus salins-du-jura. bis 6000 einwohnerInnen zählte die stadt, hinter besançon und dôle die dritte stadt in der freigrafschaft. 800 davon waren direkt in den salinen beschäftigt. wenige unter tags, die meisten in den hütten, wo man das salz vom wasser trennte. 17 kirchliche orden zählte die stadt in ihren besten zeiten, und alle waren sie nutzniesser der salzproduktion.

die salzstadt selber war eine stadt in der stadt des salzes. mit eigenem eingangstor, das nur von der stadt erreichbar war. und mit eigenen wehrtürmen und mauern, welche das kostbare gut sichern sollten. damit das begehrte salz nicht gestohlen wurde, formte man es vor dem verkauf in barren zu 20 kilo.

salz war immer auch ein zahlungsmittel. die angestellten sind auf französisch bis heute die salaries. denn wo das münzgeld knapp war, entlöhnte man seine mitarbeiter mit salz, dem weissen gold.

für das leben war es zu allen zeiten unersetzlich: es liefert nötige mineralstoffe für den alltag. er verbessert die speisen, und es wurde als heilmittel gebraucht. das alles gilt bis heute. und es galt, sei man salz kannte.

das salz der erde

der salzhandel war häufig alles bestimmend. das machte die jura-westseite immer interessant. das meer reichte vor 2 millionen jahren hierhin. ss lagerte bei seinen gezeiten salz am fusse des gebirges ab. 40 meter dick ist die schicht in salins. aber 246 meter unter mehr. Das machte die produktion schon früh zu einem unternehmen.

wer in die salinen hinabsteigt, bekommt die kathedralen der industrialisierung zu sehen. die kammer unter tags gleiches einer riesigen romanischen kirche. grober stein, langes schiff, apsis und gewölbe alles findet sich heute noch. nur hat hat es eine dicke schicht schuttablagerung, denn seite 45 jahren wird die anlage kaum mehr gebraucht. 10 meter über dem boden kann man aber aber den mehr als 200 meter lange, gelb erleuchteten gang begehen.

übertags wurde das salz in vier riesigen pfannen gewonnen. eine davon ist heute noch zu sehen. in drei jahren soll sie ganz renoviert sein. das arbeiten hier muss nicht einfach gewesen sein. untertags 12 grad im maximum, übertags 50 grad im minimum. das brauchte enorm viel holz, das man nicht hatte. deshalb baute man einen 21 kilometer langen holzkanal nach arc-et-senens hinter, wo die wälder zahlreicher war, und liess das salzwasser dort verarbeiten.

das salz des verkehrs

salins-du-jura lag im mittelalter an der zentralen strassse von den lombardischen in die flandrischen städte. die zentrale verkehrsachse seit dem hochmittelalter ging über den grossen st. bernhard, den joungepasse, über pontarlier, salins-du-jura, dijon hinaus bis nach brügge. st. maurice d’agaune, unser st. maurice im wallis war an dieser strasse bestimmend. so ist eine der zentralen kirchen bis heute nach dem heiligen aus dem wallis benannt. und sie ist im gleichen stil gebaut.

dass die strasse nicht händler, sondern und plünderer anzog, ist bekannt. deshalb war salins stets schwer bewacht. zwei burgen über den beiden hügeln, welche das offene tal der furieuse auf das plateau zum jura hin bilden, überragen heute noch die szenerie.

eine veritable stadt ist salins-les-bains heute nicht mehr. 3000 menschen mögen hier noch leben. bandstadt nennt man die siedlung heute auf französisch; auf deutsch würde man fast strassendorf risikieren. das salz aber ist seinem namen gerecht geblieben. es ist das salz des alltags, das hier allgegenwärtig geblieben ist. wer hier spazieren geht, erlebt eine wunderbar entspannte atmosphäre. es ist so, wie wenn die leute täglich aus ihrem salzbad entsteigen würden und gelöst ihren beschäftigungen nachgehen.

der richtige ort, um seinen runden geburtstag zu feiern!

stadtwanderer

ps:
st. maurice der gegenwart holte mich bei der lektüre der einzigen zeitung während meiner kurzferien ein. zu lesen war unter im blog-verrückten frankreich, dass unser kommunikations- und verkehrsminister maurice leuenberger sich der grossen gemeinde der individuellen kommentatoren des öffentlichen lebens in der blogsphäre angeschlossen hat! chapeau, moritz!