was man nicht jeden tag von der nationalbank sieht

100 jahre alt ist sie gestern geworden, die schweizerische nationalbank. gewürdigt wurde ihr wirken für die schweizerische volkswirtschaft und für den schweizerischen staat gestern in allen zeitungen.

wo das viele gold der snb gelagert wird weiss man immer noch nicht genau. unter dem bundesplatz etwa, wo die sommerlichen fontänen hochspringen, und niemenden daran denken lassen, wie schwer und massiv gold ist? oder unter den kuhfladen auf dem rütli, ganz nach dem motto, gold stinkt nicht?

oder im vatikan? in fort knox? oder gar in zürich? – nichts genaues weiss man nicht!


unterirdisches labyrinth in der schweizerischen nationalbank in zürich (foto: stadtwanderer, anclickbar)

einmal, hatte ich den eindruck, nahe dran zu sein. ich war eingeladen, in der nationalbank in zürich. ich interessierte mich für den ort, wo man eigentlich das bundeshaus bauen wollte. und wurde in den gebäuden des hauptsitzes herumgeführt. ich bekam den grossen sitzungsraum zu sehen, die mondänen gänge mit den tressors, die spiegelspielereien mit den schalterhallen.

und ich sah die untergeschosse.

es war merkwürdig.
echt künstlich.

es kam mir vor, wie wenn man wartet, um in den himmel zu kommen. die verbindungswege waren lang, das licht war grell. die wände waren kunstvoll bearbeitet, voller symbole.

das licht spiegelte. eigentlich war alles weiss, aber es hatte so viele schattierung drin, dass man sich nicht ganz rein fühlte.

in den tresorraum durfte ich dann doch nicht. das wäre dann auch zu gefährlich gewesen. denn trotz bester kontrolle durch die securitas habe eine schöne fotosession in den innereien der alten dame an zürcher limmatquai geschossen.

herzlichen glückwunsch zum 100. geburtstag!

stadtwanderer

fast im regen gestanden

ich gebe es gerne zu: ich werde an der euro08 kein fussballspiel in bern besuchen. dennoch hätte ich, würde ich in bern stimmen können, am wochenende “ja” zum kredit für die fussball-europameisterschaft gesagt. gerne begründe ich warum!


zuerst regen, dann aufhellung: berner politprominenz bei der countdown-enthüllung zur euro08 (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

die offizielle vorankündigung der euro08 vor dem zytgloggenturm

der bahnhofplatz wäre für die heutige enthüllung sicher ideal gewesen. doch da geht wegen dem umbau vor der euro08 momentan gar nichts mehr. nicht einmal eine kleine zeremonie zur die euro08. deshalb wählte man den standort vor dem zytgloggenturm, um den countdown der spiele zu enthüllen: 352 tage und ein paar stunden bis geht es noch bis zum anpfiff der fussball-europameisterschaften.

die szene war fast symbolisch: alex tschäppät, der stadtpräsident, und andreas rickenbacher, der kantonale volkswirtschaftsdirektor, standen nach der enthüllung der grossen uhr nicht nur den lokalen medien red und antwort. sie standen auch etwas im regen! nur dank den schirmen ihrer medienbeauftragten und der intervienden kamera- und reporterteams wurden sie nicht nass!

gar wie ein begossener pudel hätte bern ausgesehen, hätten die stimmenden am abstimmungswochenende den 5 mio kredit verworfen. als einzige stadt hätte man in bern über das eurogeld abgestimmt, – und als einzige statt hätte man deshalb beinahe keine spiele ausrichten können.

doch es kam nicht so weit: 52 prozent ja sind ein ja. hätte ich stimmen können, hätte ich ebenfalls zugestimmt! obwohl ich mir sicher keines der fussballspiele direkt ansehen werde!


mal mehr, mal weniger im (gegen)wind: vorboten der heutigen zeremonie, die man seit dem abstimmungswochenende in bern zur euro08 sehen kann (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

für und wider den fussball

1994, bei der fussballweltmeisterschaft, war ich noch begeisterter zuschauer im aarbergerhof. ich habe gesehen, wie alain sutter kämpfte, ich habe beoachtet, wie die menschen mit dem ball mitgegangen sind, und ich habe gespürt, wie toll die stimmung war. die besten momente waren, wenn jeweils brasilien spielte. die männer und frauen aus der ehemaligen skalvenkolonie, die meist unscheinbar in bern leben, zauberten im nu eine samba-stimmung ins restaurant, in die aarbergergasse, ja in die ganze innenstadt, dass man nur mitfiebern konnte.

und heute: mich stören die massenaufläufe bei sportveranstaltungen zusehends; mich stören vor allem sauforgien mit bier und wein; und mich stören die lauten männerbünde! fussball ist zum unschönen volksfest verkommen. fussball ist der hort des maskulinen nationalismus geworden. und fussball ist virtuell und medial zu allgegenwärtig.

meine bilanz zur euro08 lautet deshalb 1:1 unentschieden.


noch keine europhorie: der countdown zur euro08 ein jahr davor (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

warum ich dennoch für den kredit gestimmt hätte

ich verstehe alle ein wenig, denen das zu viel ist! ich verstehe auch alle ein bisschen, die angesichts der finanzkrise der stadt die summe, die man ausgibt, kritisieren. und ich verstehe schliesslich auch jene im ansatz, die durch den momentanen grossumbau der stadt gestresst sind.

doch halte ich die spontane reaktion, auf dem stimmzettel nein zu sagen für kurzsichtig: mit der euro08 bietet sich bern eine ausgezeichnete chance, sich einen grossen publikum bekannt zu machen, sich in erinnerung zu rufen. bern kann sich so zu profilieren, und die stadt und der kanton können neue leute anzuziehen. ausserquartiere der stadt sind für bewohnerInnen und geschäfte am entstehen, sie sollen nicht nur baulärm erzeugen. sie sollen auch neues leben in die region, in die stadt bringen. bern ist darauf angewiesen!

denn bern ist in der defensive. zürich, basel und genf ziehen die öffentliche aufmerksamkeit effektvoller auf sich. schlimmer noch: nicht nur die metropolitanregionen rund herum focussieren das interesse, auch andere städte werden zur konkurrenz. luzern gemeindet schon mal littau ein und will nun das gleich mit allen anderen vororten machen; die viertgrösste stadt der schweiz soll so entstehen, hinter zürich, genf und basel, – aber vor bern!

das ist für mich die einzig legitime motivation, öffentliches geld für die fussballeuropameisterschaften auszugeben: sie gehören zu den meist beachteten sportereignisse überhaupt. sie müssen als plattform der kommunikation genutzt nutzen. stade de suisse, klee-museum und einstein-jahr waren nur elemente dieser kette. weitere glieder müssen folgen. auchmit der euro08 ist das ende noch gekommen!

wäre ich nicht nur im vorbeigehen an der heutigen enthüllungszeremonie vorbeigelaufen, hätte ich meinen schirm auch hingehalten, um die kleine voreröffnungsfeier zu schützen. so bleibt mir nur der wortreiche support des

stadtwanderers

und was die berner zeitung aus meinen gestrigen spaziergang gemacht hat:
der nieselregen war symbolisch

connecting the world

wer meinen blog regelmässig liesst, kennt meine geschichte zu laura bushs berner wurzeln. mütterlicherseits ist sie in der 10. generation eine von graffenried. auswanderung eines teils der patrizierfamilie im 18. jahrhundert ins neu gegründete new bern, dann jedoch grosser krach unter den siedlern, trennung in verschiedene richtungen und somit vergessene wurzeln haben dazu geführt, dass man 2006 hierzulande davon nichts mehr wusste.


michelangelos erschaffungs adams als sinnbild für die entstehung von neuem durch bisher ungewohnte berührungen

dank swiss routs, einer dienstleistung für auslandschweizerInnen auf dem internet, die letztes jahr stark gepusht wurde, habe ich jedoch die genealogie wieder herleiten können. und meinen stadtwanderer-beitrag verbindung von graffenried/bush dazu geschrieben!

der wiederum fand in den usa nach einigen anlaufschwierigkeiten recht hohe beachtung, was sich in meiner statistik niedergeschlagen hat. so gehörte meine bush-story letzten monat zu den top ten unter meinen gelesenen beiträgen.

seit ich das erneut in meinem blogbeschrieben habe, hat auch die lektüre des artikels in der schweiz zugenommen, – und ein findiger journalist der nzz am sonntag, der im nachgang zur elefantenhochzeit in der zeitungslandschaft zwischen zürich und bern ein porträt über den grossen verkäufer nach bern ost, den verleger charles von graffenried, schreiben soltte, bekam das zu ohren.

nach einer rückversicherung des journalisten beim stadtwanderer (jawohl, solche korrektes verhalten gibt es noch!), ob der schon längern schlummernde primör auch wirklich stimme (jawohl, es noch andere auf meinem blog, säg aber nöd wo), hat er die hübsche geschichte in der jüngsten ausgabe der nzz am sonntag in einen kasten zum porträt der verlegers und bankiers gestellt. das wiederum überraschte charles von graffenried ganz offensichtlich.

an der jüngsten verwaltungsratssitzung soll er darüber mit einem vertrauten, der auch den stadtwanderer gut kennt, gesprochen haben. der wiederum hat kontakte zu mir geknüpft, ich solle kontakte zu charles von graffenried knüpfen. man sei interessiert, mehr dazu zu erfahren.

tja, ich werde also bald einen speziellen spaziergang in die junkerngasse machen … (und artig darüber berichten!)

stadtwanderer

ps:
ironie der geschichte: den hinweise auf die mögliche verbindung von laura bush und der familie von graffenried habe ich aus dem buch: “small number – big impact” über die wichtigsten schweizer auswanderer in die usa erhalten. das buch ist im nzz verlag erschienen! und war am dem besagten redaktor nicht bekannt …

man sieht es: meine stadtwanderer verbindet zunehmenden welten, die eigentlichen zusammengehören und nichts mehr von einander wissen. “cennecting the world!” ist mein kommendes motto.