in der schatzkammer von st. maurice

was habe ich alles schon über st. maurice geschrieben! doch war ich bis jetzt weder in der abtei, noch in der kirche. stets bin ich an diesem kulturelle wahrzeichen des unterwallis’ vorbei gefahren.

der rundgang

nun stand ich plötzlich mitten in der schatzkammer der ältesten abtei des abendlandes. unser führer, mons. progin, hatte es spannend gemacht: dem begehrten zentrum des heiligtums näherte er sich nur schneckenartig. zuerst erzählte er in der jetzigen kirche die geschichte der thebäischen legion unter mauritius, die vor den toren der römerstadt ihr martyirum erlitten hatte. dann zeigte er uns die kapelle, die dem stifter, könig sigismund von burgund, gewidmet ist und unterhielt sich mit uns ein wenig über burgundische geschichte. schliesslich machte er sich auf ins kellergewölbe, vorbei an der quelle, welche die keltischen nantuaten verehrten, und an den resten eines des römischen tempels, der an gleicher stelle stand, um uns die ausgrabungen der ersten kirchen von st. maurice zu zeigen, die 1611 nach einem felssturz ganz aufgegeben wurden, heute aber wieder mannigfaltig ausgegraben werder.

nun spürte man die spannung, einige treppen ging’s hinunter, vorbei am ältesten christlichen taufbecken aus dem 4. jahrhundert, um im kreuzgang der jetzigen abtei zu stehen. zwei grosse, schwere türen öffneten sich nacheinander, bis wir am ziel unserer rundgänge waren.

die schatzkammer

natürlich begannen die erklärungen mit der goldkanne, die kaiser karl der grosse der abteil geschenkt hatte. die tradition will es, dass sie ein weitergereichtes geschenk von kalif harum al-raschid sei. doch das glaubt heute niemand mehr. vielmehr ist die kanne selber am karolingischen hof in aachen angefertig worden, rund um eine email, das dem volk der awaren zugeschrieben, das karl besiegt und dessen fürstenschatz er abtransportiert hatte. der orientalische zug ist unverkennbar des kostbaren schatzes ist unverkennbar, und lässt einen einen kleinen moment staunen, dass er in einem christlichen kloster aufbewahrt und den staunenden gästen gezeigt wird.

jedes prunkstück, das hier zu sehen ist, kann man nicht beschreiben. erwähnen muss man aber den theuderich-schrein, extra für die gebeine des märtyrers mauritius geschaffen, der an diesem tag fehlt. er ist auf reise, nach 1400 jahren zum ersten mal. dafür sind die silberschreine für mauritius einerseits, die söhne des abteistifters, könig sigismund, anderseits da. sie stammen aus dem hochmittelalter, sind aus silber, das damals begehrter war als gold und wiegen schon mal 50 kilogramm. jeweils am 22. september. dem namenstag der schutzpatron, werden sie aus der schatzkammer genommen in einer prozession durch das städtchen geführt.

der ort

es ist eine merkwürdige kraft, die vom ort, der kirche, den grotten, dem felsen ausgeht. wasser fliesst seit jeher aus dem berg und zieht die menschen magisch an. verschiedene religionen hat es angezogen, die katholische, die sich auf das massaker von kaiser maximinian an den soldaten aus ägypten beruft, bis heute. das eigentliche wahrzeichen des klosters jedoch ist der stein, hart und kalt, der sich bisweilen kaum vom berg, der am engen durchgang heraufragt, untescheidet. und dieser stein steht für standhaftigkeit, die dem ältesten heute noch bestehenden kloster des christlichen abendlandes eigen ist. alle versuche, das religiöse zentrum auch herrschaftlich zur sicherung der grossen st. bernhard route zu nutzen, welche die franken, die karolinger, die burgunder, die savyoer und die walliser bischöfe unternahmen, blieben nicht von dauer.

der letzte, erzählt unserer führer, der sich der abtei bemächtigen wollte, sei napoléon bonaparte gewesen. zwar hätten seine truppen das unterwallis von der herrschaft durch das oberwallis befreit, sodass man heute gleichgestellt sei. die absicht, die schatzkammer von europäischen rang zu plündern, habe man jedoch durch eine vorübergehende verteilung der prunkstücke bei den braven katholiken in der region erfolgreich verhindert. bis auf zwei seien später alle zurückgekommen, – und warten seither darauf, von weiteren besucherInnen bestaunt zu werden!

stadtwanderer

ps:
fotografieren darf man in der schatzkammer leider nicht!