auf ein kaffee mit dem neuen monsieur prix

im cafe “glatz” am berner hirschengraben stand er heute morgen unmittelbar vor mir an, um seinen espresso zu bezahlen. der beste moment, um stefan meierhans, den neuen preisüberwacher der schweiz, zu begrüssen.

der neue

“wie geht es dir?”, begrüsse ich den bloggerkollegen. das war natürlich nur rhetorisch gemeint. denn ich wusste: es ist der 1. oktober, und aus dem leiter public affairs and citizenship von microsoft schweiz wird in wenigen minuten der neue preisüberwacher unsere landes. wenn man einen solche tollen job bekommen hat, kann es einem gar nicht schlecht gehen!

unser morgendliches gespräch entwickelt an der stehbar schnell. ob sich die wogen geglättet hätten, die nach der wahl durch den bundesrat entstanden seien, wollte ich wissen. denn man machte in diesem sommer doris leuthard, der volkswirtschaftsministerin der schweiz, den vorwurf, die parteicouleur über die fachliche eignung des kandidaten gestellt zu haben. das sei heute normal, wenn man ein öffentliches amt erhalte, bekam ich vom cvp-mitglied als lakonische antwort.

vom politjob zum angestellten im volkswirtschaftsdepartement
in der tat, waren die bisherigen preisüberwacher allesamt politiker und wurden sie auch immer wieder so behandelt: die einen waren populär, die andern zu zaghaft – genauso wie unsere volksvertreter. zwei der preisüberwacher wurden später bundesräte, andere waren parlamentarier, bevor sie monsieur prix wurden. die meisten sind der öffentlichkeit heute noch bekannt: leo schürmann, odilo guntern und joseph deiss kamen aus den cvp-reihen; werner marti und rudolf strahm sind oder waren sp-nationalräte, und leon schlumpf vertrat die bündner svp in der volksvertretung in bern, als es diese partei im staatstragenden sinne noch gab.

kind der hochkonjunktur, wurde der preisüberwacher 1972 jahren eingeführt und bei abflachender inflation auch wieder abgeschafft. ganz zum ärger der konsumentInnen-organisationen notabene, die 1979 eine volksinitiative für eine dauerhafte preisüberwachung lancierten! in der volksabstimmung 1982 stimmten 56 prozent für die volksinitiative. damit sind alle preise von marktmächtigen unternehmen des öffentlichen und privaten rechts der preisüberwachung zur kontrolle und allfälligen korrektur unterstellt.

es mag sein, dass sich mit dem promovierten juristen (spezialgebiet: “norwegisches und schwedische kaufrecht”) stefan meierhans das rollenbild des preisüberwachers ändern wird. denn er ist der erste in diesem amt, der ganztags preisüberwacher sein wird. das ist gut so! und der 40jährige ist auch der erste, der nicht schon auf eine gestandene politkarriere blicken kann. so ist zu vermuten, dass seine öffentliche wirkung geringer sein wird, als die seiner vorgänger. dafür dürfte er weniger dem druck ausgesetzt sein, aus rein politischen erwägungen heraus, intervenieren zu müssen. wie er diese herausforderung meistern wird, werden wir schon bald sehen. ich bin auf jeden fall gespannt!

der bloggerkollege
unser morgendlicher smalltalk endet mit einige worten über den stadtwanderer. denn diesen kennt stefan von beginn an. wir haben uns über blogs kennen gelernt, und wir haben uns immer wieder über unsere erfahrungen damit ausgetauscht. nur mitgewandert ist der gute stefan noch nicht.

also unterbreite ich ihm hiermit meine einladung, den ersten betriebsausflug mit seiner neuen crew auf einer direktdemokratisch – kartellistisch – konsumentenschützerisch ausgerichteten stadtwanderung durch bern zu verbringen! schauplätze hierfür gibt es genug. und ich verspreche schon jetzt: obwohl ich in solchen sachen fast ein monopol habe, werde ich mich – wie eigentlich immer- hüten, dafür einen hohen preis zu heuschen!

viel glück, stefan!

stadtwanderer