good morning, it’s a historic day!

“good morning, it’s a historic day!”, tönte es am morgen aus allen demokratischen sprachrohren. begrüsst wurden der election day, der barack obama die amerikanische präsidentschaft bringen soll.


legende: ist tanner tillotson (vorne) aus dixville der trendsetter an diesem historischen tag?, fragt der staatenwanderer (bild: ap)


auftakt nach mass

es gehört fast schon zur tradition, dass dixville notch den amerikanischen election day eröffnen. das kleine dorf in new hampshire öffnet und schliesst die wahlurnen unmittelbar nach mitternach; gezählt wird gleich anschliessend: 15 stimmen für obama, 6 für mccain, resultierten diesmal. man muss bis ins berühmte jahr 1968 zurückgehen, um eine demokratische mehrheit in dixville zu finden!

das erste ergebnis sorgte im demokratischen head quarter trotz des gestrigen todes von obamas grossmutter für gute stimmung. doch weiss man da, dass die grosse arbeit erst noch ansteht. denn es wird bei den wahlen 2008 eine wahlbeteiligung von mehr als 70 prozent erwartet; für us-verhältnisse könnte gar ein rekordergebnisse herausschauen.

die mobilisierungskampagne
beide parteien setzen heute auf die mobilisierung der 150 million wählerInnen, die sich registieren liessen. obama warnte die seinen vor tagen: ein wahlsieg in den umfragen sei nichts, nur ein wahlsieg in den wahllokalen zähle. seither ist alles darauf ausgerichtet, die menschen, die überzeugt sind, den demokraten zu wählen, zur tat zu bewegen.

typisch hierfür ist ein video, das die demokraten motivieren soll. gezeigt wird, wie das wahlergebnis verkündet wird: mccain siegt mit einer stimme vorsprung. das wurmt: wäre ich nun auch gegangen, hätte obama doch gewinnen können. der sünder, der den wahltag vergessen und damit die politik bestimmt hatte, wird denn auch beim namen genannt; er soll zu spüren bekommen, was er verscherbelt hat.

die demokraten greifen damit ein dilemma auf, das die wahlforscher schon länger beschäftigt: was ist mein persönliches interesse, wählen zu gehen, wo doch die chance, dass meine stimme den ausschlag gibt, fast null ist?, lautet die frage. denn wer individualistisch argumentiert, wie das viele amerikaner tun, kann leicht zum schluss kommen, nichtwählen sei gleichwertig wie irgend etwas wählen.

wahlkampf in der schweiz – wahlkampf in den usa
die schweiz könnte sich eine scheibe von dieser art wahlkampf abschneiden. wählkämpfe in der schweiz bestehen häufig darin, einer gruppe verdienter parteimitglieder die ausarbeitung eines programms zu übertragen, einen befreundeten politologen das ganze bewerten zu lassen, um dann direkt zum werber zu gehen, der schon längst eine idee für ein gutes wahlplakat hatte, das er nun umsetzt. um die zeitungen dafür zu interessieren, plaziert man noch einige bezahlte inseraten in der lokalpresse.

in den usa finden die wahlkämpfe zwar auch in den medien statt. doch darüberhin sind ganze stäbe freiwilliger, die auf die mobilisierung des elektorates aus sind. die vorwahlen sichern, dass sich die parteigebundenen wählerschaft frühzeitig identifiziert. danach realisiert man grossveranstaltungen, um in regionen, die parteipolitisch umkämpft sind, die entscheidung zu beeinflussen. und schliesslich kommt das klinkenputzen von tür zu tür, die mobilisierung telefon- und sms-aktionen.

die vorzeitige stimmabgabe
21 monate lang hagt barack obama kampagne geführt. 450 million dollar hat er ausgegeben, knapp doppelt so viele wie sein gegner. damit hat alles bisherige auf den kopf gestellt. das heute ein historischer tag ist, bekommt so eine doppelte bedeutung.

nicht mitgehalten hat mit diesem tempo und ausmass die modernisierung der wahllokale. die wahlmaschinen, welche die stimmabgabe registrieren, bleiben knapp bemessen. deshalb sind diesmal 34 gliedstaaten dazu übergegangen, die vorzeitige stimmabgabe zuzulassen. in vier jahren soll das landesweit möglich sein. man hofft, so den drohenden kollaps am election day vermeiden zu können. den das gedränge ist nach stunden langem schlange stehen gross. man rechnet mit einer minute zeit, die man hat, seine stimme für den präsidenten, für das repräsentantenhaus und für den senat abzugeben. abgesehen von den 11 governorwahlen, und den volksabstimmungen in den staaten.

bis gestern hatten bereits mehr als 30 millionen us-amerikanerInnen ihr kreuz gemacht. ob für obama oder für mccain weiss man nicht, doch sieht man der registrierung an, ob es sich um wählende der demokratischen oder republikanischen partei handelt. angenommen, sie wählt auch die partei, für die sie sich registrieren liessen, kann man jetzt schon abschätzen, wer führt. einen schweizer wahlbeobachter wie mich schüttelt es dabei kräftig: denn nicht nur die beteiligung wird umgehend kommuniziert, auch die voraussichtlichen kräfteverhältnisse werden in den medien bekannt gemacht.

ist dixville überall in den usa?

demnach scheint dixville nicht nur ein dorf zu sein, an das man sich alle vier jahre erinnert. vielmehr steht es 2008 stellvertretend für viele orte in den vereinigten staaten. denn heute morgen führten die demokraten mit 57 prozent vor den republikanern mit 43 prozent der stimmen.

morgen wissen wir es (hoffentlich!), ob es richtig war, heute schon zu sagen: “good morning, the new united states!”

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