erdrutschsieg für eveline widmer-schlumpf

das ergebnis war deutlich wie nie zuvor: eveline widmer-schlumpf wurde gestern abend schweizerin des jahres 2008. fast 70 prozent der anrufe und sms aus der fernsehnation schweiz entfielen auf die bdp-bundesrätin, seit einem jahr im amt als chefin des justiz- und polizeidepartementes und stellvertretende departementschefin bei den finanzen.

ews nach der ehrung zur schweizerin des jahres 2008

ich sage es unwunden: sie war auch meine favoritin. als ich die liste der nominierten für die swiss awards in politik, wirtschaft, gesellschaft, kultur und show sah, war mir in sekundenschnelle klar, wem meine stimme gehören würde.

denn eveline widmer-schlumpf hat verdient. überraschend in den bundesrat katapultiert, wurde sie von ihrer partei, der svp, ausgeschlossen. eine neue partei musste sie gründen, als die bündner svp-ler mit haut und haaren aus der mutterpartei gekippt wurden, weil sie zu ihrer bundesrätin hielten. kaum ins eine amt eingearbeitet, hatte sie auch den erkrankten finanzminister hans-rudolf merz ersetzen. sechs wochen waren es nur, aber genau die, in denen die globale finanzkrise voll auf die schweiz durchschlug und die ubs vor dem kollaps gerettet werden musste.

die populäre bundesrätin bedankte sich an diesem abend im zürcher hallenstadion herzlich für die wahl, zuerst als preisträgerin des swiss awards in politik, dann auch zur schweizerin des jahres. sie habe in dem jahr als bundesrätin viel gelernt, sagte sie. vor allem auf die vielen leisen stimmen zu hören, die es in diesem land gibt, fügte sie bei. das machte sie beim publikum sympathisch, und bereitete den seitenhieb an ihre ehemaligen weggefährten vor: sie könnte angesichts lauter tenöre untergehen. jeder und jede im saal, und wohl auch viele vor der fernsehschirm, verstanden, wen und was die bescheidene bündnerin damit meinte.

eklatant war vor allem das ergebnis. ein eigentlicher erdrutschsieg war es, der sogar die wahlergebnisse der svp in den schatten stellte. meistens reichte es bei den bisherigen wahlen zum schweizer oder zur schweizerin des jahres zu einem fotofinish. doch diesmal war alles sonnenklar. 3 prozent hatten die drittplazierten, 7 prozent der zweitplazierte. und satte 69 prozent samt einigen zerqueschten die strahlende siegerin.

es ist eveline widmer-schlumpf zu gönnen! denn die strengen zeiten kommen schnell wieder auf sie zu. in der abstimmung über die personenfreizügigkeit vertritt die justizministerin ein zentrales dossier. und die asylpoliktik lässt nicht lange auf sich warten. auch die postliberalisierung resp. das aktienrecht mit den managerlöhnen gehören zu den brocken, welche die schweizerin des jahres 2008 in diesem oder im nächsten jahr bewältigen muss. alles in allem kein pappenstiel!

ich bin zuversichtlich, dass sie das mit ihrer ganz eigenen art schafft. hart in der sache, ist ihr motto, aber respektvoll im umgang mit den anderen ebenso, wie sie ohne umschweife stets beizufügen pflegt.

eine gute wahl für die schweiz kann ich, diesmal, beifügen.

stadtwanderer