berns burgergemeinde muss bestätigen, was man über ihren früheren präsidenten schrieb

die burgergemeinde beschäftigte sich im winter 2008/9 mit nazifreundlichen verbindungen wichtiger mitglieder in den 30er und 40er jahren. sie relativiert zwar die aussagen der historikerin katrin rieder, doch kann sie ihre kernaussagen nicht widerlegen.

2862288444_ee925bf5ebder stolz der burgergemeinde, der sitz des präsidenten, wo auch schon frühere frontisten unwidersprochen residierten.

man erinnert sich: im august 2008 löste die berner historikerin katrin rieder mit der publikation ihrer dissertation einen heftigen wirbel in berns burgergemeinde aus. sie hielt in buchform fest, georges thormann, ein früherer präsident der bernburger, sei ohne gegenstimme in sein amt gewählt worden, obwohl er in den 30er jahren gauleiter der nationalen front bern war.

“Vertreter der Burgergemeinde der Stadt Bern haben sich in den dreissiger Jahren verschiedentlich antisemitisch-rassistische, eugenische und fremdenfeindliche Argumentationsweisen zu eigen gemacht”, fasst die sda die heute veröffentichten erkenntnisse aus dem neuen quellenband der burgergemeinde zusammen.

die unterstützung rechtskonservativer organisationen durch die burgergemeinde, insbesondere des schweizerischen vaterländischen verbands, lege sympathien für deren zielsetzungen nahe, zumal man das restliche politische spektrum nicht gefördert habe. das wird auch von der burgergemeinde akzeptiert. diese unterstützung, hält man heute relativierend fest, sei aber nicht unumstritten gewesen.

bezogen auf die nazifreundlicherkeit einzelner ihrer mitglieder beschwichtigt die burgergemeinde weiter, obwohl sie zugibt, die datenlage zu ihrem report sei unzureichend. die grosse zahl der burger sei den nationalsozialisten in der schweiz fern gestanden, meint sie, einzelne nicht. man dürfe die menschenfeindlichen argumentationsmuster jedoch nicht aus heutiger sicht sehen; vielmehr müsse man sie im zeitgenössische umfeld verstehen, denn städtische, kantonale und eidgenössische behörden hätten in ähnlichen situationen ähnlich argumentiert.

die botschaft der burgergemeinde entspricht durchaus der selbstbewussten, grundkonservativen haltung der berner elite. zuerst schweigt man alles tot, wie wenn nichts gewesen wäre; dann gibt man, unter druck, zu, was bekannt geworden ist, relativiert in eigener sache und beschuldigt andere nicht besser gewesen zu sein.

katrin rieders buch ist damit nicht wiederlegt worden. wenn eine differenz in der wertung bleibt, hat das mit der innen- und aussensicht zu tun, und der generation! rieders werk reflektiert das bewusstsein der heuigen geschichtsschreiberInnen zu fragen der schweiz und des dritten reiches resp. zu rassistischen tendenzen in den rechtskonservativen ideologie der schweiz, während der der bericht der burgergemeinde in dem der vorherigen generationen hierzu verharrt. man kann das nur so zusammenfassen: hätten die bernburger von beginn weg sich selber der frage angenommen, wären sie von jedem späteren verdacht befreit gewesen.

doch so bleibt: gäbe es provozierende geschichtsbücher wie das von katrin rieder nicht, gäbe es es auch keine selbstdarstellung der burgergemeinde zu diesem thema. obwohl es das problem selber bestanden hat.

stadtwanderer