“ob 16 oder 80: die welt bewegt mich!”

dieses jahr beschloss der berner grosse rat die senkung des stimm- und wahlrechts. denach kann man unverändert erst mit 18 in ein amt gewählt werden, wählen soll man aber schon mit 16 können. am 29. november 2009 wird in einer volksabstimmung über diese verfassugnsänderung verbindlich entschieden.

stimmrecht
postkarte, die ich heute auf meiner wanderung in bern erhalten habe

um ein haar wäre nadine masshardt 2007 in den nationalrat gewählt worden. macht nichts, sagte sich die langethaler grossrätin, hauptberuflich philosophiestudientin in freiburg. zurecht, denn der heute 25jährigen bleibt noch viel zeit.

“jugend und politik” gehört zu einem der dauerthemen, welche die juso-politikerin mit überzeugung bearbeitet. heute verteilte sie trotz regen und einigen schneeflocken vor dem käfigturm postkarten für die volksabstimmung in einem monat.

der kanton glarus, der 2007 nicht nur die gemeinden fusionierte, sondern auch die jugend vermehrt in die politik einbinden wollte, ist das vorbild. vorstösse für ein stimm- und wahlrecht 18 auf bundesebene, aber auch in den kantonen baselland, jura, st. gallen, solothurn und freiburg scheiterten. nur in bern nicht: eine allianz aus sp, grünen und evp brachte die verfassungsänderung auf initiative von nadine masshardt durch.

erfahrungen mit dem gesenkten wahlrechtsalter hat man in europa vor allem in österreich. 2008 konnten die 16- und 17jährigen erstmals mitwählen. eingeführt wurde diese novum durch den damaligen bundeskanzler alfred gusenbauer, der damit für den politikunterricht in den schulen nägel mit köpfen machen wollte.

nachwahluntersuchungen zeigten, dass jugendliche ein vergleichbares interesse haben wie junge erwachsene, und auch ähnlich stark teilnehmen. sie könnten unteschieden, was sachinformationen seien, und was parteipropaganda ist. gespalten sei aber das vertrauen in die politik. auf dem land zeige sich das in der unterstützung für die regierende bürgerliche övp, in den städten durch vermehrte stimmen für die oppositionellen grünen. das misstrauen unter jungwählerInnen mobilisierte 2008 vor allem die rechtsnationalistische fpö.

es bleibt also abzuwarten, ob der einsatz der juso in der schweiz zu einer stärkung der sozialdemokratischen linken führt. lobenswert ist aber in einsatz dafür, dass die stimmen junger menschen inskünftig aufgewertet und vermehrt in die meinungsbildung der behörden einfliessen soll. den ob 16 oder 80: wenn die welt bewegt, der sollte sie auch bewegen dürfen!

stadtwanderer

die wanderungen des bärengrabens

wer glaubt, in bern würden nur die touristInnen zum bärengraben wandern, irrt. auch der bärengraben ist im verlaufe der zeit gewandert.

baerengrabendie wanderung des bärengrabens: bild 1: erster bärengraben auf dem bärenplatz, bild 2: zweiter bärengraben beim bollwerk, bild 3: dritter bärengraben, ebenfalls bei bollwerk, bild 4: alter bärengraben am muristalden

2009 (25. Oktober)
der neue bärenpark wird neben dem alten bärengraben am muristalden eröffnet. es leben zwei bären, das weibchen björk und das männchen finn, in der 6000 qm grossen anlage. die sehr gut besuchte eröffnung wird von der botschaft über massive kostenüberschreitungen überschattet.

2007
80% der stimmenden sprechen sich anlässlich einer städtischen abstimmung zugunsten der erstellung des bärenparks aus. er soll allein mit privaten spenden realisiert werden.

2004
der stadtrat von bern stimmt einem projektierungskredit für den umbau und die erweiterung des historischen bärengrabens zu einem bärenpark zu. den tieren soll ein direkter zugang zur aare geschaffen werden. mit schlafhöhlen und fütterungsplätzen wird eine tiergerechte haltung ermöglicht.

1924
der hintere, kleinere graben für jungbären entsteht beim bärengraben am muristalden.

1913
der berner bärengraben hat jetzt einen maximalbestand von 24 tieren.

1856
die eisenbahn kommt nach bern, und der bärengraben wird an den muristalden bei der nydeggbrücke verlegt.

1825
der dritte bärengraben wird auf dem heutigen eisenbahnareal nördlich des stellwerks eröffnet.

1810
zwölf jahre blieb der bärengraben leer, bis die bernburger der stadt zwei savoyische bären schenkten.

1798
general brune, anführer der siegreichen französischen truppen, entführt die berner bären nach paris. zurück bleibt nur ein kleines bärchen, das bald darauf stirbt. es ist ausgestopft als “Der letzte Bär von Bern” im historischen museum zu sehen.

1764
der erste bärengraben wird zugeschüttet, und ein neuer wird am bollwerk 25 eröffnet. die bären stammen meist aus den waldreichen waadtländer vogteien, besonders aus romainmôtier.

1513
die siegreich aus der schlacht von novara heimkehrenden berner soldaten bringen als kriegsbeute einen lebendigen bären mit, den sie den franzosen abgenommen haben. für ihn wird im stadtgraben vor dem mittleren tor (auf dem heutigen bärenplatz) ein erstern bärengraben errichtet.

1224
der bär wird wappentier der stadt bern. denn das älteste berner siegel zeigt erstmals einen bären.

1191
die legendäre stadtgründung durch herzog berchtold v. bringt bern und bär miteinander in verbindung.