penalties

„penalty“ schreien die gäste im berner restaurant schlüssel entgeistert. denn die partie ihrer lieblinge aus spanien steht in der zweiten halbzeit 0:0. und paraguay – ausgerechnet dieses paraguay! – bekommt einen strafstoss wegen eines rüppelhaften spanischen fouls zugesprochen.

P7031469strassenszene in der berner altstadt (foto: stadtwanderer) die spannung steigt in se- kundenschnelle, als der paraguayaner anlauf nimmmmmmt —- und verschiesst.

jetzt ist der jubel im strassenpublikum unbeschreiblich. alles klatscht!!! die kommentare sind entsprechend: „espagna!, espagna!“, dröhnt es durch die ganzen gasse. vorbei sei es nun mit paraguay, sagt man mir, geboten habe der aussenseiter aus lateinamerika bisher nichts. dafür komme spanien in den halbfinal, und der europameister werde dort die deutschen eliminieren, ist man sich an den tischen nebenan einig.

nur einen angriff später kommt es noch dicker: auch ein spanier wird beim angriff aufs gegnerische tor unliebsam vom ball getrennt, sodass es nur eine reaktion gibt.

„penalty, penalty, penalty“, hört man wieder in der ganzen gasse.

doch jetzt, jetzt ist es ein strafstoss für spanien! genauso, wie man es sich erhofft hatte.

einer der helden aus iberien nimmt anlauf, trifft den ball genau und versenkt ihn wunderbar im tor. “sensationell, sensationell!”, wird nun von der wolke sieben aus kommentiert.

das geschrei ist unschreiblich. spanien führt, paraguay ist out, das ist nun nicht mehr nur erwartung, nein, nicht einmal mehr meinung, sondern schlichte realität.

doch dann dies: der schiedsrichter wird von spaniern umringt, denen das entsetzen anzusehen ist. denn der unparteische gibt das eben bejubelte tor nicht.

“warum nur?”, steht den gesichtern im publikum ins gesicht geschrieben. die tv-zeitlupe klärt: die spanier rannten zu schnell los, noch bevor der ball berührt worden war, wollten sie beim toreschiessen einzeln nachhelfen. doch das ist nicht erlaubt.

die entscheidung ist hart, aber korrekt.

und so kommt es zur wiederholung des elfmeters, ohne dass ein goal gefallen wäre.

der zweite anlauf endet, wie man es an den tischen nebenan schon mal befürchtet hatte. in die rechte ecke zielt der spanier, und der torhüter hechtet genau in diese. jetzt ist er der held, der alles hält.

die vuvuzelas geben vor, während und nach der penaltiy-kaskade den ton an. doch jetzt aggresvitität liegt in der luft, und die enttäuschung in der gasse ist zum greifen. denn es ist unverändert 0 : 0 zwischen spanien und paraguay. aller dramatik um die strafstösse im sekundetakt zum trotz.

ich merke: das ist nicht meine sache, ich zahle und gehe weiter …

stadtwanderer

ps:
ok, ich war noch nicht zuhause, das hupten sich die autos mit spanierfahnen durch die gasse. ich wusste: für sie hat es doch noch geklappt.