wanderkarte des reichtums in der schweiz

der basler soziologieprofessor ueli mäder ist mit einem forschungsteam auf wanderschaft gegangen. er hat mit und über reiche gesprochen, seine mitarbeiterInnen haben statistiken ausgewertet und den mediendiskurs über reiche in der schweiz ausgewertet. herausgekommen ist ein stattliches buch mit dem titel “Wie Reiche denken und lenken“, das gestern im rotpunktverlag erschienen ist. dabei geht es um reichtum in unserem land, ihre geschichte und aktuelle fakten, wie man es sonst kaum präsentiert bekommt.

reichaufgefallen ist mir vor allem die karte der wohnorte mit 100 superreichste seite 316. an ihrer spitze steht der schwedische ikea-gründer ingvar kamprad (zirka 35 milliarden chf) im bernischen gstaad, wo sich auch ernesto bertarelli, bernie ecclestone und gunter sachs aufhalten. für mäder ist es typisch, dass die neureichen städte meiden. bevorzugt werden aussichstreiche see- oder hanglagen, mit direkter wasser- oder bergsicht. stadtnähe gehört immer noch zu den vorteilen, denn da lockt namentlich das kulturelle angebot.

die karte zeigt, dass der zürich-, zuger, vierwaldstätter-, luganer- und genfersee ganz besonders viele superreiche haben. da sind denn auch die meisten steuerparadiese, die mit sehr tiefen ansätzen oder pauschalabkommen milliardäre locken. nach den stadtstaaten singapur und hongkong hat die schweiz zwischenzeitlich die grösste dichte von ihnen auf der ganzen welt.

genf wiederum wirbt mit dem ruf der internationalen stadt, exklusiven privatschulen und banken, die auf vermögensverwaltung spezialisiert sind. anders ist basel, das sich kunst- und kulturmetropole empfiehlt und so den alten geldadel, den daig hält, nicht aber neureiche wie roger federer, daniel vasella oder marcel ospel. die ziehen steuergünstige gemeinden der innerschweiz zu ziehen.

in zürich und zug gibt es ebenfalls zahlreiche der superreichen. in ihrem schlepptau ziehen auch weniger reiche in bestimmte quartiere, wie dem seefeld. dies bleibt nicht ohne folgen, kaufen investoren doch häuser systematisch auf, finden sich aufwendige renovationen oder neubauten in grosser zahl, bis die einheimische bevölkerung die boden- und in der folge mietpreise nicht mehr leisten kann, sodass die soziale durchmischung schwindet. da ist schon mal von “seefeldisierung ganzer quartiere” die rede.

am radikalsten vorgehen wollte in dieser hinsicht der kanton obwalden. reiche können wünschen, wo sie bauen wollen, entsprechend wird umgezont. neun zonen mit bis zu 5000 quadratmeter boden wurden so ausgeschieden, um einkommens- und vermögensstarken personen vorbehalten zubleiben. das war dann doch zu viel des guten: in einer referendumsabstimmung wandten sich am 29. november 2009 62 prozent der einheimischen gegen die errichtung von sonderparks für exklusive lebensweise in den alpen.

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