schäfchen, würste und predigten

gestern war der eidgenössische dank-, buss- und bettag. ich war in den bergen, um zu dienen. bald werde ich auch predigen!


blasmusik gelterkinden auf der schafmatt

840 meter hoch ist die schafmatt an der stelle, wo das berghaus der aarauer naturfreunde steht. der weg der drei kantone führt hier vorbei, denn auf engstem raum grenzen auf den hügelzügen des juras der aargau, solothurn und basellandschaft aneinander. so sind benachbarte orte wie oltingen im baselbiet, lostorf gehört zum solothurnischen und die barmelweid ist bereits aargauisch.

begegnet sind sich an diesem sonntag auch wandersleute. das herrliche wetter lockte sie zahlreich in die berge, das helle herbstlicht bot eine einmalige aussichten in die weite, und der leise wind sorgte für milde abkühlung – vor allem für alle jene, die sich etwas viel zugemutet hatte.
selber war ich schon am morgen auf der schafmatt – wie auch an anderen jahren, wenn der dank-, buss- und bettag ansteht. denn an diesem eidgenössischen feiertag bin ich für die grillsachen zuständig. bratwürste vom kalb und cervelats von verschiedenen tieren gehen meterweise durch meine hände, landen auf den heissen lamellen des grills, bevor sie, für 4.50 oder 5.50 mit etwas brot und senf von hungrigen passantInnen erworben werden.

noch ehe etwas zu essen und trinken serviert wurde, gabt es geistige nahrung. wie es sich für den feiertag gehört, wurde ein feldgottesdienst unter freiem himmel angehalten. Ein gottesmann hielt die predigt, umrahmt von der blasmusik gelterkinden. diesmal war die ansprache dem grundeinkommen gewidmet. der pfarrer schlug, ohne lange zu fackeln, eine direkt brücke von der bedingungslosen liebe gottes für alle menschen zum bedingungslosen einkommen aller bewohnerInnen. ob arm, ob reich, alle sollen es gemäss der vision einer gruppen von initiativen erneuerern bekommen, um ungerechtigkeiten zu beseitigen: zwischen jenen, die arbeit haben, und jenen, denen genau das fehlt, aber auch zwischen jenen, die arbeiten müssen, und jenen, für die das nicht nötig ist.

120 würste habe ich an diesem mittag abgesetzt. egal ob mit oder ohne (grund)einkommen – meine kundschaft war erfreut, schon als sie den rauch aufsteigen sah, den geschmack des leicht angebrannten roch und als sie eine gut gegrillte wurst in empfang nehmen konnte.

getuschelt wurde unter den männern und frauen, ob ich der mit der fliege sei, obwohl ich in hosenträgern (und ohne macherl) bediente. wer seinen mut bündelte und mich danach fragte, bekam eine einfache und zustimmende antwort. das verdoppelte die freude über die wurst bisweilen geradeaus.

mich gefreut hat die anfrage des pfarrers, ob ich auch einmal eine predigt halten wolle. ohne zu überlegen, auf was ich mich da einlasse, sagte ich zu.denn ich kenne verschiedenste formen der rede, des lobgesangs und der kritik. doch gepredigt habe ich noch nie. und so bin ich jetzt noch ganz stolz, spontan zugesagt zu haben.

wann und wo das alles sein wird, weiss ich noch nicht. berichten werde ich aber fast sicher davon. genauso wie von diesem wunderbaren sonntag auf der schafmatt, ganz ohne matte schafe!

stadtwanderer