Vorschau Stadtwanderung zum Klimawandel

1. Station: Die Welt vom Rosengarten aus

Guten Abend, ich begrüße Sie!
Gemeinsam machen wir in den kommenden zwei Stunden eine Stadtwanderung. Unser Thema ist der Klimawandel. Dafür gehen wir einmal durch Bern, aber auch einmal durch die Geschichte.
Ich will ihnen an 8 Standorten je etwas aus der Geschichte des Klimas und der Menschen hier erzählen.

Unser erster Standort
Zur Einstimmung habe ich Sie in den Rosengarten gerufen. 1765 wurde hier ein Friedhof errichtet. 1877 wurde er zu klein und in den jetzigen Schosshalden-Friedhof in der Nähe verlegt.
Auf Initiative vorausschauender Frauen wurde der Rosengarten am Ende der Belle Époque, also kurz vor dem Ersten Weltkrieg, zu einem Stadtpark umgewandelt.
Erinnert wird hier sich an die Berner Mundart und Jeremis Gotthelf. Seit 1917 züchtet man hier zudem Rosen, über 200 Sorten aus aller Welt finden sich auf engstem Raum – daher auch der Name.
Diese spezielle Kombination machte dem Rosengarten bis heute zu einem beliebten Treff- und Aussichtspunkt. Das ist gut, um mit der Aussicht auf unser Thema zu beginnen. Und es ist symbolisch, den Grün- und Blauflächen gelten als sinnvolle Maßnahmen gegen Stadthitze.

Die Symbolik des Teichs im Rosengartens
Wir stehen hier vor dem Teich aus dem Jahre 1918 mit zwei symbolträchtigen Figuren: Neptun und Europa, die der Twanner Bildhauer Karl Hänny schuf.
Neptun ist der römische Wassergott. Er lebt in der Tiefe des Meeres. Deshalb ist er der Wassergott. Doch er ist auch zuständig für das Wetter!
Europa ist phönizisch. Die Königstocher gefiel Zeus, dem griechischen Göttervater. In einen Stier verwandelt, entführte er sie und schwamm mit über das Mittelmeer nach Kreta, wo die beiden Kinder zeigten. Den Kontinent, den sie so begründeten, nennt man Europa.
Heute weiß man, das ist Mythologie. Es sind Ursprungserzählungen, die wegen ihrer Anschaulichkeit haften bleiben. Belegbar sind sie jedoch nicht. Das hat mit Geschichte zu tun, dem vergangenen Geschehen, das durch schriftliche Quellen oder archäologische Funde empirisch belegbar sein muss.

Ein wenig (europäische) Geschichte
Entstanden sind die Mythen als Vorform der Geschichtsschreibung in der Antike. Die Geschichtswissenschaft lässt die Antike mit der Gründung Roms vor 2750 Jahren beginnen. Sie endete vor 1500 mit dem Ende der weströmischen Zivilisation.
Es folgte das Mittelalter, das 1000 Jahre dauerte. Genannt wurde es so aber erst von den Humanisten im 15. Jahrhundert. Sie wurden inspiriert von Konstaninopel, dem heutigen Istanbul. Da existierte das oströmische Reich bis 1453.
Die Humanisten kritisierten Europa, das unter dem Einfluss der katholischen Kirche rückständig geworden sei. Sie standen am Anfang der Neuzeit. Die dauert seit 1492, der Entdeckung Amerikas, oder 1518, dem Beginn der Reformation.
Die Historikerinnen grenzen von der Epoche der Neuzeit nochmals die neueste Zeit ab. Sie lassen diese mit den modernen Revolutionen in den USA oder Frankreich am Ende des 18. Jahrhunderts beginnen. Man kann es auch die Zeit der Industrialisierung nennen.
Was geschah in dieser Zeit mit dem Klima? Es änderte in diesen rund 2500 Jahren mehrfach. Zu Römerzeiten war es warm, während der folgenden Völkerwanderungszeit kalt, im hohen Mittelalter mit den Städtegründungen wieder warm, danach während langer Zeit erneut kalt. Man spricht sogar von einer kleinen Eiszeit. Tiefpunkt war um 1850. Seither steigt die Temperatur wieder an, seit dem 21. Jahrhundert sogar rasant.

Ein wenig Erdgeschichte
Die Erdgeschichte ist jedoch viel umfassender als das Raster aus der europäischen Geschichte. Man schätzt, der Erball sei 4,6 Milliarden Jahre alt. Zuerst war nur Wasser an der Oberfläche, dann der Urkontinent Pangäa. Der teilte sich mehrfach, im Norden in Nordamerika und Eurasien, im Süden in Südamerika, Afrika, Australien, Neuseeland und die Antarktis. Dazwischen war Tethys, ein riesiges Meer.
Von Afrika lösten sich verschiedene Platten, die Tethys langsam durchquertem und mit Eurasien zusammenstießen. Indien liess den Himalaya entstehen, Arabien den Alburs und Italien die Alpen.
Die geologische Erdneuzeit begann etwa davor, als vor 66 Millionen Jahren ein 14 km grosser Meteorit im Gebiet von Neu México einschlug. Er aktivierte Vulkane, und die Temperaturen stiegen vorübergehend. Dies besiegelte das Ende der Dinosaurier. Doch es folgte in Schüben eine gigantische Abkühlung von rund 20 Grad Celsius, welche die Vorherrschaft der Säugetiere begründete.
Die Abkühlung ließ an den Polen der Erde riesige Gletscher entstehen, ebenso in den Gebirgen vom Himalaya bis zu den Alpen. Vor 20000 Jahren war bei uns es am kältesten. Seither erwärmt sich das Klima wieder, und es schmelzen die Gletscher.
Die Erdgeschichte spricht nun vom Holozän, dem Zeitalter des Menschen, das vor 12000 einsetzte. Menschenarten gab es schon länger, aber Zivilisationen sind keine bekannt.

Die aktuelle Diskussion über die Klimaerwärmung
Auf der geologischen Zeitachse bestimmten Großereignisse wie Meteoriteneinschläge und Vulkane, aber auch globale Winde das Klima.
Seit der letzten Eiszeit galt warm als vorteilhaft für die Entwicklung der Menschheit, kalt als nachteilig.
Genau das ist heute nicht mehr gesichert!
Denn es kann nicht mehr ausgeschlossen werden, dass die aktuelle Erwärmung alles ändert. Seit dem letzten Kältemaximim um 1850 hat sich die mittlere Erdtemperatur um 1.2 Grad Celsius erhöht.
Und wir diskutieren gegenwärtig weitere Erhöhungen von 1,5 bis 5 Grad alleine für das 21. Jahrhundert. Das lässt alles, was in den letzten 10000 Jahren geschah, erblassen.
Bildhaft sprechen die Klimaforscher:innen von einem L oder einem Eishockey-Stock: Lange ging es historisch gesehen fast gerade aus mit der Temperatur, dann folgte ein heftiger Knick nach oben!
Das haben sogar die ErdgeschichtlerInnen bemerkt, denn sie grenzen neuerdings das Anthropozän von Holozän ab. Sie wollen damit anzeigen, dass der Mensch nicht mehr mir ein Teil der Erde ist, sondern diese mit seinen Aktivitäten bestimmt. Populärwissenschaftlich datiert man den Beginn des Anthropozän auf 1945, dem Jahr mit der Zündung der Atombombe in der Erdatmosphäre.

Kleine Rekapitulation
Wem das zu schnell ging, biete ich zum Schluss ein kleines Gedankenspiel an:
Wenn ein Jahr einem Millimeter entspricht, dann dauerte die Neuzeit der HistorikerInnen, also die letzten 500 Jahre, 50 Zentimeter. Bis zu den Römern zurück sind es bloß 2 Meter.
Das Holozän ist 12 Meter lang. Das Anthropozän keine 8 Zentimeter.
Der Beginn der Erdgeschichte vor 4,6 Milliarden Jahre liegt aber nahe Teheran, der Hauptstadt des Irans.
Die berühmte Meteorit wäre 66 km von hier eingeschlagen, also etwa im Interlaken.
Und die Alpen, vor 30 Millionen Jahren entstanden, hätten ihren Anfang ungefähr in Thun.
Und um die geht an der nächsten Station.