Stimmrechtsalter 16: ein Schritt zur Demokratisierung des Kantons Bern


The Making of: Mit Yannic Reber, Operateur der Video-Statements für das Stimmrechtsalter 16 im Kanton Bern, vor dem Zimmermania

Stimmrechtsalter 16: ein Schritt zur Demokratisierung des Kantons Bern
1846 führte der Kanton Bern die erste Verfassung ein, welche demokratischen Prinzipien genügte. Zwar hatte man seit 1831 ein liberales Grundgesetz. Aber es war nicht demokratisch, denn es beinhaltete keine Volkswahl des Parlaments. Das besorgten Wahlmänner.

Geburt der Demokratie im Kanton Bern

Die neue Verfassung war volksnäher. Neu wurde das Parlament vom Männervolk gewählt. Und das Wahlrechtsalter wurde gesenkt.
Die liberale Regierung hatte sich zuvor der Forderung der Radikalen widersetzt, einen Verfassungsrat einzuberufen. Sie willigte aber ein, eine Volksabstimmung dazu durchzuführen, die mit einer deutlichen Niederlage für die Regierung endete.
Der Verfassungsrat arbeitete die neue Verfassung aus. Auf deren Grundlage wurden die neuen Behörden gewählt. Die Radikalen bekamen in der Volksvertretung eine klare Mehrheit, und im Regierungsrat waren sie ganz unter sich.
Davor hiess liberal, Politik als Vorrecht zu verstehen. Radikal dagegen meinte, Viele in die Politik einzubeziehen!

Verjüngung der Politik 1846
Die Berner Regierung von 1846 wurde deutlich verjüngt. Die Mitglieder waren zwischen 54 und 26 Jahre alt.
Die radikalen Protagonisten Ueli Ochsenbein und Jakob Stämpfli wurden beide Regierungsräte. Sie waren sie auch die Benjamine im Gremium.
Beide sollten nach der Gründung des Bundesstaates Bundesräte für die Radikalen werden; heute werden sie der FDP zugerechnet.
Heftig politisiert wurde damals in Wirtshäusern. In der Stadt Bern war das Zimmermania das Zentrum der progressiven Studenten von Prof. Ludwig Snell. Er lehrte an der noch jungen Universität Bern Staatsrecht und war ein Vordenker des demokratischen Bundesstaats.
Im Zimmermania heckte man auch neue Ideen zur Demokratisierung des Kantons aus, die dann in den Verfassungsrat einflossen. Konservative argwöhnten, die neue Verfassung sei gar im Restaurant geschrieben worden und nicht mehr wert als ein paar Bierchen.
Nope, sagte das Volk. Es stimmte der Demokratisierung zu!

Das Zimmermania als Symbol
Ich habe den Ort in der Berner Brunngasse bewusst gewählt, um mein Statement für das Stimmrechtsalter 16 abzugeben, über das der Kanton Bern am 25. September abstimmt. Das Video folgt demnächst, nicht im Restaurant, aber online, um viral zu gehen.
Ich glaube nicht, dass ein Ja ein so grosser Einschnitt für den Kanton wäre, wie das 1846 der Fall war. Aber es wäre ein Schritt des Aufbruchs und der Stärkung der Demokratie.
Sicher, es werden bei Annahme nicht alle 16 und 17jährigen sofort abstimmen geben. Doch das machen auch die 30, 50 und 80jährigen nicht. Den jungen Menschen das Stimmrecht vorzuenthalten, schreckt sie ab, statt sie zu gewinnen. Ich finde, wer sich für die öffentliche Sache interessiert, sollte mitbestimmen können.
Die jungen Menschen können das genauso gut wie wir Aeltere!

Stadtwanderer