auf der suche nach den sternstunden der schweizer geschichte

eine frage an alle meine leserInnen: welches sind die schlüsselmomente der schweizer geschichte?

schweizer_geschichte-articlecollage zur schweizer geschichte: doch was sind die wirklichen höhe- punkte?

die sendungen zur “sternstunde geschichte” sind thematisch aufgebaut. der freisinn, die sprachenfrage, die geschlechter und die souveränität sind die hintergründe dafür.
darauf aufbauend sind die zentralen momente, in form von ereignissen, gründungen und katastrophen.

anbei eine liste solcher schlüsselmomente, in umgekehrter chronologischer reihenfolge.
dazu meine frage: was sind – in eurer meinung – die wichtigsten schlüsselmomente der schweizer geschichte, die, mindestens rückblickend betrachtet, eigentliche sternstunden waren resp. sind?

ereignisse
2009 ende des bankgeheimnisses angekündigt
2008 vorübergehender austritt der svp aus dem bundesrat, wahl von ueli maurer als neuer svp-bundesrat
2007 abwahl von christoph blocher als bundesrat, ersatz durch eveline widmer-schlumpf
2005 bilaterale II mit der eu
2003 abwahl von ruth metzler als bundesrätin, bruch mit der zauberformel, christoph blocher 2. svp. bundesrat
2002 beitritt zur uno, swissair-grounding
2000 bilaterale I mit der eu
1992 nein zum ewr beitritt
1984 elisabeth kopp, 1. bundesrätin
1978 gründung kanton jura
1974 konjunktureinbruch, erdölschock
1971 einführung des frauenstimm- und -wahlrechts
1959 einführung der zauberformel für den bundesrat
1939 neutralität im 2. weltkrieg
1934 einführung des bankgeheimnisses
1932 beginn der wirtschaftskrise nach dem börsencrash
1920 beitritt der schweiz zum völkerbund
1918 generalstreik, einführung des proporzwahlrechtes für die nationalratswahlen 1919
1914 neutralität im 1. weltkrieg
1095 gründung der schweizerischen nationalbank
1891 zulassung der verfassungsinitiative zur partialrevision der bundesverfassung
1874 2. bundesverfassung, mit zentralsierungen und gesetzesreferendum
1871 deutsch/französischer krieg, internierung der bourbaki-armee
1849 gründung der schweizerischen post
1848 gründung der schweizerischen eidgenossenschaft, bundesverfassung, volk und stände, verfassungsreferendum, national- und ständerat, bundesrat, bundesgericht
1847 spanisch brötli bahn ist die erste eisenbahnverbindung in der schweiz, sonderbundskrieg, sieg der reformierten orte
1830 liberale bewegung fördert die bürgerlichen freiheiten, die dezentralisierung und die volksschulen, universitätsgründungen in zürich, bern und genf
1815 neutralisierung der schweizerischen eidgenossenschaft, gewährung der grenzen, bundesvertrag, souvernität der 22 kantone, konkordate
1803 mediationsverfassung, 19 kantone, gleichheit der kanton, mehrsprachige schweiz
1802 stecklikrieg
1798 helvetische republik, zentralstaat mit direktorium, grossem rat und senat
1761 1. treffen der helvetischen gesellschaft zur förderung der veränderungen im ancien régime
1712 schlacht von villmergen, religionsfriede
1656 bauernkrieg
1648 unabhängigkeit der eidgenossenschaft vom kaiserreich
1570/4 gegenreformation, besuch von kardinal boromeus, jesuitenschule in luzern
1549 consensus tigurinus als verbindung der zwinglianer und calvinisten
1541 reformation vongenf, calvinismus
1536 eroberung und reformation der waadt, grösste ausdehnung der eidgenossenschaft
1529/31 kappeler kriege
1528 reformation in zürich, bern und basel
1515 schlacht von marignagno, niederlage der eidgenossen
1513 schlacht von novara, sieg der eidgenossen, belagerung von dijon, erweiterung der eidgenossenöschaft zum 13örtigen bündnis
1506 beginn der schweizer garde
1499 autonomie der eidgenossenschaft im kaiserreich nach dem schwabenkrieg
1481 stanser verkommnis, 1. eidgenössische gesetzessammlung legt gleichheit der orte fest
1476 schlacht bei murten, sieg über herzog karl dem kühnen
1450 ende des alten zürichkrieges
1415 eroberung des habburgischen aargaus
1393 beginn der tagsatzung
1351/3 zusammenschluss der eidegenossenschaft zum 8 örtigen bündnis
1349 grosse pest
1339 schlach bei laupen, sieg über burgundische baronie
1315 schlacht bei morgarten, sieg über habsburg
1307 bund von brunnen, unerwalden wird reichsland, innerschweizer eidgenossenschaft
1243 beginn der burgundischen eidgenossenschaft rund um bern
123/40 uri und schwyz werden reichtsländer
1218 bern und zürich werden reichsstädte
1156 beginn der zähringischen städtegründungen
1032 ganzes gebiet der heutige schweiz gehört zum (mittelalterlichen) römischen reich)
888 königreich burgund
800 kloster st. gallen
555 ganzes gebiet der heutigen schweiz gehört zum frankischen reich, einwanderung der alemannen und langobarden
505 kloster st. maurice
451 bischöfe in genf, lausanne, martinach (sion) und basel
443 niederlassung der burgunder
407 rückzug der römischen truppen nördlich der alpen
15 ganzes gebiet der heutigen schweiz gehört zum römischen reich
-56 auszug der helvetier, niederlage von bibractae

bin gespannt!

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

10 Gedanken zu „auf der suche nach den sternstunden der schweizer geschichte“

  1. Immer dann, wenn die Schweiz sich nicht krampfhaft vom aAusland abzuwenden versuchte, ist für mich eine Sternstunde!

  2. Mir fehlt da noch das EWR-Nein (im 1992 glaube ich) und das Schweizer Engagement für die humanitäre Sache an sich (z. B. 1949, aber auch davor und danach).

    Ansonsten bin ich mir nicht sicher, ob man in jedem Fall von einem Schlüsselmoment sprechen kann. Manche Dinge erscheinen anfänglich eher unbedeutend und müssen erst «reifen». Wie viele Abstimmungen gab es beispielsweise, bis die Schweiz schliesslich der UNO beitrat?

    Und häufig sind es viele kleine Schritte, zu als Ganzes Bedeutung erlangen. Ich denke da z. B. an die Flut von Initiativen gewisser Parteien, welche dann aber doch bachab geschickt werden…

  3. mit dem ewr-entscheid hast du recht. der fehlt in der logik, der er war, würde ich sagen, ein schlüsselmoment, wenn auch keine sternstunde.

  4. Schöne Zusammenstellung. Kürzer kann eine Geschichtslektion über 2 Jahrtausende kaum noch sein. Meine Sternstunden/Schlüsselmomente sind: 555,1528,1648,1798, 1830, 1848, 1874, 1918, 1971

  5. Wahrlich keine Sternstunde der EWR-Entscheid…

    Zum zweiten Teil, um zu verdeutlichen, was ich meine wenn ich sage, dass es nicht immer einen Schlüsselmoment gibt: Ist das Ja zum Minarett-Verbot nicht auch das Resultat eines jahrelangen “Hinarbeitens” gegen alles “Fremde”, das Schüren einer Angst vor Überfremdung?

    Ich sehe da keinen Schlüsselmoment. Das Volks-Ja ist in diesem Fall einfach der berühmte Tropfen, welcher quasi das Fass zum Überlaufen brachte.

    Und so gibt es meiner Meinung nach noch einige Themen, bei denen der stete Tropfen den Stein höhlt, ohne dass wirklich ein Schlüsselmoment erkennbar ist. In der Gesamtheit haben sie das Leben bei uns aber nachhaltig verändert.

  6. Schlage vor die Liste noch um das Jahr 1878 mit dem Konkurs der Schweizer Nationalbahn zu ergänzen. Der Konkurs führte zu einem Umdenken in der Eisenbahnpolitik und zur Bildung der SBB in den Jahren 1901-1909 aus fünf grossen Privatbahnen.

  7. 1848: Die Geburtsstunde der CH. Nach dem letzten der unzähligen inneren, meist religiös motivierten Kriegen unter Eidgenossen ereignete sich damals wirklich mutiges und zukunftsweisendes, das bis heute Bestand hat. Der demokratische CH-Bundesstaat besteht seiher quasi in dennselben inneren Stukturen d.h. den Kantonen (nur im JU hat sich etwas geändert) als (vorbildlicher?) Teil Europas (mehrsprachig und -kulturell). Welcher andere Staat kann das von sich behaupten?

  8. Auch wenn es noch so paradox klingt, aber sowohl die Abwahl von Ruth Metzler, wie auch diejenige von Christoph Blocher waren keine Sternstunden.

    Hingegen waren 1971 und 1984 sehr wohl Sternstunden.

  9. Leider geht der Generalstreik von 1918 gerne vergessen, obwohl er massgeblich zur Erneuerung dieses Staates beigetragen hat.

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