zum roten krug

nichts geht über morgendlichem kaffee. den braut fast immer bärbi, die vor mir wach ist. dann duften es aus dem roten krug so herrlich, dass man die träume der nacht nochmals revue passieren lassen kann.

P8060398a(foto: bärbi)

die meisten träume während den sommerferien sind privatsache. der von heute, unserem reisetag, passt auch in einen blog. denn er resümiert wohl die lage der nation schweiz, wie ich sie während meiner zeit in holzhausen mitbekommen habe. hier der bericht aus dem roten krug:

„ich bin in italien. wir sind eine reisegruppe. es sind alles schweizerInnen. auf der priazza der provinzstadt hat es mässig leute, denn der zug aus dem norden ist eben angekommen.

unser stadtführer lobt alle über den klee. in der lokalen politik mache man es wie in der schweiz. man identifiziere probleme und löse sie. die ganz grossen probleme seien nicht lösbar, deshalb rede man hier auch nicht darüber. das sei in der eu ganz anders. jüngst habe man über justizskandale gesprochen – und auch nichts erreicht. die meisten aus unserer gruppe nicken.

derweil sind wir in einem grossen haus angekommen. das erdgeschoss sieht wie ein grosser essaal in einem kloster aus. oben sind kleine kammern, wohl für die braven mönche. wir werden angewiesen, dort unsere reisetaschen zu platzieren.

ich komme verspätet in den essraum zurück. es hat nur noch an der hintersten bank in der hintersten ecke platz. dafür hat man hier einen guten überblick über die gesellschaft. meine nachbarn sind in eine gespräch vertieft. sie sind erbost, wegen der beleidigenden anspielung auf die justizskandale. solche gäbe es in der schweiz nicht, sagen sie, und geben sich als svp-sympathisanten zu erkennen.

sie wollen das eveline widmer-schlumpf eine richtigstellung verlese. doch sie getrauen sich nicht von der abgefallen justizministerin etwas zu erbitten. sie fragen mich, ob ich es machen würde. ich zögere …

da tritt ein mann in den saal. er ist aufgeregt. draussen auf der piazza spreche christoph blocher. es gehe um die schweiz, den 1. august und um die reinen sitten im lande. da haben wir’s doch, denke ich.

doch unsere gesellschaft löst sich auf. die einen gehen in die ferien, wollen von allem dem nichts mehr wissen. die anderen stürmen zur rede, die alles klarstellt. ich mag mich weder dem einen noch dem andern anschliessen und entscheide mich, auf eigene faust in die stadt zu gehen.

doch das ist alles weniger friedlich, als man uns verheissen hatte. denn es tobt ein wahrer strassenkampf. jeder verfolgt jeden! die fussgänger werden von den velofahrern gejagt, und denen sitzen die autofahrer im nacken. darwinismus pur!

ich flüchte in ein taxi, erwarte da schutz. dem fahrer bedeute ich, er solle mich in die nächste stadt bringen. die hier sei mir definitiv zu unsicher.

am ende der strasse muss er an einer ampel halten. merkwürdigerweise warten aber alle wagen, egal von wo sie kommen. das ganze wirkt wie blockiert. wir sehen, wie der fahrer im wagen gegenüber wütend wird. er schreit, das seien die sozis gewesen. die müsse man überfahren wie die kleinen katzen.

dann wächst sein wagen mächtig an. die scheinwerfer werden zu mäulern mit zähnen. mir wird unheimlich.

der fahrer sagt, das sei nur drohkulisse. er bleibe da am liebsten ruhig, nur wenn der andere agiere, regiere er. ich zweifle, denn der wagen fährt schon bald mit bedrohlichem geheul los. das taxi beschleunigt ebenfalls, weicht nach links aus, will den feind leer laufen lassen.

da kracht es laut. seitenkollission! mein fahrer ist sofort tot. merkwürdigerweise wirkt er nicht unglücklich. er sieht aus, als hätte er seine erfüllung gefunden. die zigarettenkippe steckt immer noch mund.

aus dem anderen wagen sind laute hilferufe zu hören. ich weiss nicht, ob ich helfen oder weiter gehen soll. immerhin hat mich der fahrer eben bedroht, und doch ist auch er ein mensch. so ist politik.“

ich muss ein wenig lachen, als ich das bärbi erzähle, während ich die pizza anschneide, die an jedem letzten ferientag bei uns zum frühstück verspiesen wird.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

6 Gedanken zu „zum roten krug“

  1. Noch nicht zu Hause, aber im Traum bereits schon daheim!!

    Die kleine Kammer in der Du Deine Reisetasche deponiert hast, wird wohl Holzhausen gewesen sein. Die Ampel die Blockade zur EU.
    Schade, bin ich kein Traumdeuter, aber interessant ist Dein Traum alleweil. Aus dem kann man einiges rausfischen.

  2. ja, das ist so eine sache.
    ich träume regelmässig von personen aus der schweiz, wenn ich im ausland bin.
    wer das vorkommt, scheint mich nachhaltig zu beeindrucken.
    ich beobachte mich diesbezüglich seit bald 15 jahren. manchmal gibt es auch für mich überraschungen, angenehme und weniger angenehme.
    der traum hier war ja nicht besonders lustig.

  3. Logisch war Dein Traum nicht lustig, denn da ist ein Hund eingebaut. Der Taxifahrer ein Linker, sofern die Ampel eine Blockade zur EU sein sollte, blockt die Weiterfahrt des Rechten ab, der doch so zielbewusst aufs Gas drückte.
    Der linke Taxifahrer starb mit einem Freudeli auf seinem Zigarettenbestümmelten Mund, hat er doch sein Ziel erreicht, eben abblocken.
    Und die aus dem rechtsgesteuerten Auto schreien nach Hilfe.
    Will heissen, der Linke ist gegen die EU und der Rechte ist ohne Hilfe hilflos. Siehste, da ist der Hund in Deinem Traum drin. Der wurde Dir seitenverkehrt aufgetischt. Oder doch nicht?

  4. hab grad noch mühe, holz- und steinhausen unterscheiden zu können, und jetzt sagst du, nicht einmal mehr bei rinks und lechts können man sicher sein …
    wenn wir schon dabei sind, was hältst du von zwei bernerInnen im bundesrat sommaruga/scheider-ammann werden da ganz schön aufs podest gehoben!

  5. Ich würde am liebsten den Herrn Merz noch bis 2011 im Amt sehen.
    Meinem politischen Hausfrauenverstand ist es egal woher diese Damen und Herren kommen, hauptsache, ich werde durch sie gut vertreten. Doch der Gerechtigkeit halber sollte man vielleicht einem Tessiner die Chance geben.

    Dürfte ich wählen, so würde ich mich für Sommaruga und Keller-Sutter entscheiden.

    Gewählt wird vermutlich aber schon Schneider-Ammann. Frau Sommaruga wird vermutlich von allen Bürgerlichen unterstützt, nicht aber mehrheitlich von ihrer eigenen Partei.
    Hoffentlich hält sich die SVP zurück und steigt erst im 2011 wieder ins Rennen und dann sollte man aber auch die Grünen berücksichtigen.

    So, nun habe aber auch ich Mühe mit rinks und lechts.

  6. manche meinen
    lechts und rinks
    kann man nicht velwechsern
    werch ein illtum

    schrieb dein früherer landsmann (?) ernst jandl.

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