piano – forte (musikalisch und politisch)

“piano, piano”, hiess es in den letzten wochen des öfteren, wenn man über die alpen hinweg vom bundesrat sprach. zu viel geschirr sei zerschlagen worden, bald gehe es ums familiensilber. wer davor zurückschrecke auch das zu verscherbeln, müsse sich ums kitten der kaputten teller und tassen bemühen – stück für stück. wohl auch deshalb wählte man vor einer woche eine pianistin in den bundesrat, eine, die weiss, dass der ton die musik macht.

18952f81-4a82-4bf9-b777-5c6667aeaf16begleitmusik spielen oder in die tasten hauen? bundesrätin sommarugas entscheidung für die zukunft.

und nun dies: der bundesrat entschied heute über die departementsverteilung mit einem aufwühlenden mehrheitsentscheid. doris leuthard geht ins uvek, eveline widmer-schlumpf ins efd. calmy-rey wiederum durfte, obwohl amtsälteste, nicht finanzministerin werden, genauso wie man nicht zuliess, dass maurer sich vorzeitig aus dem vbs abmelden konnte. burkhalter wiederum, gerade mal ein jahr im amt, muss sich zuerst einmal im edi bewähren, bevor er neues ins auge fassen darf.

dann holte man die beiden neuen hinzu, sommaruga und schneider-ammann. jene ist formell amtsälter, denn sie wurde zuerst gewählt, dieser amtsjünger, sodass er als letztes wählen konnte. zu haben waren das evd und das ejpd. da sagte die konsumentInnen-schützerInnen, die volkswirtschaft, das würde ihr liegen. und der unternehmer stand nicht zurück, auch ihm käme das gerade recht. so musste man abstimmen, womit statt an der berner harmonie gearbeitet wurde, unüberhörbare misstöne quer durchs bundeshaus ausgesendet wurden.

vergeigt ist es für maurer, sommaruga und calmy-rey. jener bleibt im vbs in gut bewachter isolationshaft, ohne dass er dort eine autochtone volksarmee aufbauen darf. sommaruga droht ähnliches im ejpd, sollte sie auf die idee kommen, linke integrationspolitik zu betreiben. calmy-rey wiederum durfte nicht, was widmer-schlumpf durfte, was nur eines heisst: eine der beiden darf noch länger im bundesrat bleiben.

gewonnen hat heute die allianz der mitte. in der sachpolitik gibt es dafür einige gründe, denn in der politik braucht man mehrheit, die am besten aus der mitte heraus entstehen. die verbindung des zentrums basiert indessen nicht auf einer parlamentarischen mehrheit. zwar haben fdp, cvp und bd im ständerat eine komfortable mehrheit, wenn sie sich arrangieren, im nationalrat können sie aber von svp, sp und grünen jederzeit blockiert werden. in der ubs-frage zeigte sich schon mal, was sich bei der 11. ahv-revision wiederholen und bald schon generell schule machen könnte.

anstatt an der konkordanz-strategie weiter zu arbeiten, lautet die devise der zentrumsverbindung: die svp wird ins probejahr geschickt und die sp auf strafbank gesetzt. mit piano-melodien hat das wenig zu tun. denn es kam kräftig, stark und laut zum ausdruck, was der neue tarif ist. in der musiksprache nennt man das klar und deutlich “forte”.

nun wird sich zeigen, wer am besten klavier spielen kann. denn das instrument heisst nicht piano, wie viel gerne meinen und dabei den wahren namen übersehen, der schon immer pianoforte lautete.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

10 Gedanken zu „piano – forte (musikalisch und politisch)“

  1. Im Vorfeld dieser Departementsverteilung hatte ich zeitweise den Eindruck, dass es neuerdings die Parteipräsidenten und nicht die Bundesräte sind, welche bestimmen, wer nun welches Departement übernehmen soll.

    Ausgelöst wurde das Ganze durch eine Aussage von C. Darbellay, wonach D. Leuthard das UVEK übernehmen solle. Und nun scheinen sich viele darauf eingeschossen zu haben, dass quasi die Parteien im Hintergrund die Fäden gezogen hätten.

    Ich denke nicht, dass die Bundesräte derart brave «Parteisoldaten» sind und Gewehr bei Fuss an den Lippen ihrer Parteipräsidenten hängen.

    Vielmehr haben wohl die Befindlichkeiten der bisherigen BR-Mitglieder, allen voran Leuthard und Widmer-Schlumpf, hier eine Rolle gespielt. Unter dieser Konstellation wäre es wohl vernünftiger gewesen, dass Burkhalter ins EJPD gewechselt und dafür das EDI Sommaruga überlassen hätte.

    Da bei diesem Malheur Widmer-Schlumpf der Schwarze Peter zukommt, kann man sich nun fragen, inwiefern ihr die Unterstützung der SP bei den Erneuerungswahlen in einem Jahr noch gewiss ist…

  2. Da wurde noch vorgestern allenthalben von gemeinsamen auftreten des bundesrates (als team), vom gesamtbundesrat als starke regierung, von einer kollegialer führung, vom besseren klima, etc. gesprochen und dann steht plötzlich nur noch dieses billige (wohl parteigetriebene) gezänk um die eigenen pfründe (auch departemente genannt) im fokus. Das ejpd ein minderwertiges departement, auf das sommaruga strafversetzt worden ist, weshalb nun wohl sogar mit strafanzeigen gefochten wird. verschwörung, putsch, skandal, lügner, etc. hallt es aus den parteizentralen. nicht menschen, nicht der bundesrat als regierung, als team, stehen in rampenlicht sondern nur noch die schlammschlacht der parteipräsidenten. all die grossen worte von gemeinsamer führung von teamgeist etc.,schnee von gestern. wie wenn es im EJPD in der Vergangenheit nicht auch ganz grosse bundesrats-persönlichkeiten gegeben hätte, wie wenn die allseits hochgelobte frau sommaruga nun plötzlich zweitrangig wäre, nur weil sie nicht das departement bekommen hatte, welche für sie (von wem auch immer) “vorgesehen” war. was soll mann/frau dazu sagen?? politik eben?

  3. Laut Medien wollten Maurer und Burkhalter in ihren Departements bleiben. Du hingegen schreibst, sie durften nicht wechseln.

    Seis wie es will, was da momentan abläuft hat nichts mehr mit Politik zu tun. Oder war es immer schon so, drang aber bis anhin in diesem Ausmass nicht an die Öffentlichkeit?

    Was da zwischen Levrat und Pelli abläuft könnte einem noch ein Schmunzeln abwringen, wärs denn nicht so peinlich.

    Hingegen die Aussagen von Levrat gegen Frau Leuthard (sofern sie denn auch stimmen): “Sie hat bei uns allen Goodwill verspielt. Das wird sie zu spüren bekommen.” Oder “Man werde rücksichtslos alle Liberalisierungsprojekte bekämpfen”, lassen mich kopfschüttelnd zurück.

    “So wie Du mir so ich Dir” erinnert ein wenig an einen billigen Wildwest-Roman, keinesfalls haben solche Hahnenkämpfe in der Politik etwas verloren. Wenn dann noch die Stutenbissigkeit dazukommt, dann gute Nacht liebes Schweizervolk!

    Wann werden die Politiker beginnen sich selbst nicht so wichtig zu nehmen? Jeden Poliker kann man austauschen, das Schweizer Volk hingegen nicht, und das scheint der eine oder andere in seinem Profilierungsrausch zu vergessen.

    Und all diejenigen, die nun schimpfen und mit Rache drohen, scheinen nicht gerade von den Qualitäten von Frau Sommaruga überzeugt zu sein. Anders ausgedrückt, warum schlägt eine Partei eine Bundesrätin zur Wahl vor, wenn sie an deren Qualität zweifelt, für jedes Departement geeignet zu sein?

    Diese Zuteilung hat schon etwas Gutes, oder werden auch ihr ihre Parteikollegen den schwarzen Peter austeilen, wie sie es doch so gerne bei Blocher taten?

  4. Schätz Deine Blogbeiträge hoch ein lieber Stadtwanderer, denn die verfolgen einem noch wenn man bereits schon im Bett liegt, deshalb bin ich nochmals aufgestanden.

    Du schreibst, Frau Calmy wiederum durfte trotzdem sie Amtsälteste ist, nicht Finanzministerin werden. Zum Glück fürs Volk täte ich da mal sagen, denn hast Du vergessen, welch Schuldenhaufen sie in Genf hinterlassen hat?

    Auch bei der neuen Finanzministerin sträuben sich mir die Haare, denn wenn ich Geschriebenen Glauben schenken darf, hat sie einem Bekannten zu einer 2 Mio-Steuererleichterung verholfen.

    Doch hilf mir, ich steh da und frage mich wofür wir unsere Aussenministerin hochjubeln lassen könnten. Ihr Autritt im Iran? Von allen Seiten her angezweifelt, stand ich hin und meinte, sie hätte sich mit ihrem Schleier den Gegebenheiten des Landes angepasst, so wie ich diese Anpassung auch in der Schweiz sehen möchte.
    Eine Geissel aus Lybien die ihre ungerechtfertigte Strafe bereits abgesessen hat, auf freiem Fuss war, zu “befreien”, sozusagen sie an den Flughafen begleiten durfte um sich anschliessend hochjubeln zu lassen?
    Dass sie der Welt, vermutlich mit einem Knurren auf den Zähnen vermitteln musste, was für die Schweiz Demokratie heisst/bedeutet?

    Gieb mir Süsses zugunsten unserer Aussenministerin, denn mehr als diese drei Wahrnehmungen blieben bei mir nicht hängen.

    Ach Stadtwanderer, jetzt bereitest Du mir wegen der Politik sogar schon schlaflose Nächte! Zumal Du mir kürzlich auch im Traum erschienen bist. Gell, auf Träume gibst Du viel?
    Also alle die da sonst mitlesen mal weghören!

    Wir verabredeten uns für einen Flug nach Amsterdam, fliegen wollte ich nicht, aber ich wollte auf Dich warten um es Dir zu erklären, aber Du kamst nicht. Kurze Zeit später standest Du vor der Türe mit einem Blumenstrauss dessen Blüten Schokolade waren und sagtest, dass du wusstest, dass ich Angst hätte mitzukommen, deshalb warst Du nicht da.

    Der Traum ist einfach zu analysieren, nur die Schoki passte nicht ins Bild (so einen schönen Schokiblumenstrauss hast du noch nie gesehen!) aber auch da kam ich dahinter. Ich schulde Dir noch die versprochenen Pepparkakor. 7 Anläufe hab ich gestartet, anfänglich hiess es, von Ate bin ich mir etwas besseres gewohnt, dann hab ich die Dosis gesteigert, draufhin wurde mein Mund wund, vermutlich eine Ingwer-Allergie, aber ich lass nicht locker. Auch wenn ich nicht an das maschinell hergestellte logischerweise nicht ankomme, gebe ich doch die Hoffnung nicht auf. Aber zuerst muss die Schärfe in meinem Mund abklingen.

    Siehst Du nun was passiert, wenn Du einem mit Deinen Blogbeiträgen den Schlaf raubst?

  5. uiiiiii, da bin ich aber tief in deiner schuld … weiss gar nicht was … schreiben!

    ps: nur kurz wegen maurer, natürlich wollte er, als er an der reihe war, im vbs blieben. ersten bleibt ihm nicht anderes übrig, und zweitens blieb ihm auch nicht anderes übrig, denn das uvek hatte sich leuthard schon geschnappt. dass er das wollte, hatte er im voraus mehrfach gesagt, und seine partei hätte es zu gerne auch gehabt.

  6. @ate hallo! An pepparkakor kann man sich schon mal den mund verbrennen, je nach dosierung der gewürze. Probier doch mal lussekater, ein feines hefegebäck mit safran, das man für die luziafeier/lichtfest am 13. dezember bäckt. das tolle ist auch, dass man da verschiedene trad. formen ausprobieren kann, und es sind immer noch alles lussekater. ich finde, nach dem misslungenen start des neuen bundesrates (dep.verteilung, art und weise) könnten wir ein paar lichtgestalten schon brauchen 😉

  7. @ Bärbi
    Frau Sommaruga wird ihre Aufgabe zu unserer aller Zufriedenheit erledigen. Ja, die Art und Weise der Verteilung hinterliess einen bitteren Nachgeschmack und um den loszuwerden, werde ich Deine empfohlenen Lussekater ausprobieren. Die Zustaten erinnern an Grittibänz. Die Geschichte der heiligen Luzia streift ja auch entfernt den St. Nikolaus.

    Ja, die Pepparkakor! Nur schon die Suche nach dem Rezept war ein Abenteuer, der erste Guetzliteig der in der Pfanne auf dem Herd gerührt wird. Und dann noch das Nachkochen des Schwedischen Sirup = ist nichts weiter als die chemische Umwandlung (nach stundenlangem Kochen) von Kristallzucker, Wasser, Zitronensäure und Natron, in Traubenzucker.

    Ich lass nicht locker, auch ich find mal die richtige Dosierung, besser, ich war schon nah dran.
    Das Maul hab ich mir schon häufig verbrannt, aber den Mund durch Guetzlikonsum?
    Sobald meine Geschmacksnerven wieder normal reagieren, gehts flott weiter.

  8. die praktisch genau gleiche geschichte erzählte gestern die nzzamsonntag.

    calmy-rey wollte, durfte aber nicht. leuthard nahm das uvek, in ihrem gefolge ging ews ins efd. das war weg, was interessierte, als maurer an der reihe war. schliesslich ist burkhalter zu frisch im amt, um schon zu wechseln. abgestimmt wurde effektiv nicht,bevor die beiden neuen kamen. des rest ist dann identisch. neu ist nur, dass man auch eine vertagung erwogen, schliesslich aber direkt entschieden habe.

    dem vernehmen nach wurde ews auf die gefahren des wechsels aufmerksam gemacht. sowohl in der faktion wie auch im bundesrat. die stellvertretende chefin im efd habe aber darauf verwiesen dossierfest zu sein und sofort reagieren zu können.

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