marco polo in mir

die aquavitflasche ist seit vorgestern leer, der ferienschnauz wurde gestern rasiert. und den rasen haben wr heute ebenso glatt geschnitten. denn es ist zeit, holzhausen für 2011 auf wiedersehen zu sagen – und sich auf das nächste mal zu freuen.

macopolo1die letzten tage waren warm, sehr warm. bis zu 30 grad zeigte das termometer am schatten. und doch änderte sich etwas. das licht ist fahler geworden, und der wind kräuselt die birken immer häufigen. das alles sind untrügerische zeichen, dass sich der spätsommer in holzhausen ankündigt.

auch unsere schwalben scheinen den wechsel zu merken. Sie schwirren nervöser durch die lüfte, sind weniger auf futtersuche für die jungen aus, davor halten sie ausschau nach anderen familien, die mit ihnen die grosse reise in den süden antreten werden.

das gilt ja auch für uns. in weniger als 24 stunden versammeln wird uns mit anderen auf dem flughafen – vor oslo. fragen stellen sich, zum beispiel, man im airport gardermoen etwas von der traurigkeit spürt, die das land erfasst hat, nachdem es einen teil seiner kinder verloren hat. zu gerne würde man auch wissen, ob mit der jugend 2011 eine neue generation entstehen wird, die radikaler ist, sei es in sicherheits- integrationsfragen angeht.

von der schweiz habe ich nicht viel, aber einiges via internet und die gelegentlichen mails meiner leute mitbekommen. es scheint mir, gespannte ruhe vor dem wahlherbst zu herrschen. niemand will sich zu früh exponieren oder gar vorausgaben, doch merkt man, wie die parteien in den startlöchern sitzen.

was ich mir für die kommenden monate, ging mir heute beim finalen rasenmähen durch den kopf. „nichts!“, war meine erste antwort, denn in meinem alter weiss man: gute vorsätze sind gut, doch werden sie selten eingehalten. dann viel meine innere befragung inhaltsreicher aus: mehr auf die gesundheit achten. nach dem langen winter geht es meinem linken fuss deutlicher besser, jedoch liegt mir der bauch wörtlich auf dem magen, und ich muss meine ohren kontrollieren lassen. unübersehbare stresssymptome, sagte die nette ärztin aus österreich, die ich in hier einmal aufsuchte. mehr musse haben, weniger essen, und alles ein wenig verlangsamen, empfahl sie mir. Typsisch schwedische lebensweiseheiten, dachte ich mir, und ich werden mir diesen rat zu herzen nehmen. Ein paar pfunde habe ich ja bereits abgenommen.

wenn ich mein traumbuch während den ferien durchgehen, merke ich, der jetzigen schweiz ziemlich ambivalent gegenüber zu stehen. ich brauchte gut zwei wochen, um mich zu lösen. heftig träumte ich von bern und freiburg. schlüsselfiguren waren regula stämpfli, die umtriebige kolumnistin, aber auch lukas golder, einer meiner führenden mitarbeiter. immer wieder war ich an sitzungen, wo wichtiges entschieden wurde. roger de weck, der generaldirektor der srg, und heinz däpp, der pensionierte berichterstatter aus dem bernischen grossen rat, haben mich am meisten beeindruckt. überrascht war ich, dass auch cindy craford vorkam, die einen werbejob für die angeschlagene bundesverwaltung übernehmen sollte. und selber marco polo tauchte aus seiner versenkung in venedig in meinen träumen auf.

überhaupt vieles drehte sich um bahnhöfe, zugfahren und reise in ferne länder. fast macht es den eindruck, ich bereit mich innerlich auf einen umbruch vor. königsberg, die stadt des aufklärers immanuel kant, aber auch peking, der ort des grossen aufbruchs ins 21. jahrhundert, und L.A., wo die amerikanische dekanz unveränderte ihre geniale produktionsstädte hat, würde mich reizen. vorerst bleibe ich aber auf dem bisweilen harten, immer wieder aber abwechslungsreichen boden der berner pflastersteine. ein wenig freue ich mich schon auf das leben in hinterkappelen, die arbeit in bern, zürich und st. gallen, und das stadtwandern, wo auch immer es sich ergibt.

mit gelassenheit haben wir heute gepackt. die traditionelle pizza zum frühstück am reisetag steht schon bereit, und der filter im trichter, um kaffee zu brauen, warten bereits auf seinen einsatz. bis dann feiern wir mit den kindern, die auf besuch waren, einen vorgezogenen 1. august mit feuerwerk über dem see.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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