vom versuch, den sonnenuntergang zu sehen

was haben wir in schweden sonnenunter- und -aufgänge gesehen! in der schweiz ist das schon mal ganz anders …

zürich flughafen: wir besteigen den zug nach bern. etwas erschöpft sitzen wir im erstbesten abteil ab. die sonne steht noch hoch im fenster. in schweden würde man sagen, noch zwei bis drei stunden bis zum untergang. hier geht jedoch alles schneller. also stellen wird uns auf eines tolles tagesende ein.

ausfahrt hb zürich: vorortszüge rasen unmittelbar vor uns an uns vorbei. bei dicht gefüllte taktfahrplan den sonnenuntergang sehen zu wollen, ist wohl vermessen. was bleibt ist ein langgezogenes sbbbbbbbbbbbbbbbb.

dietikon: im grossen siedlungsbrei endlich etwas aussicht. die limmat mischt das ghrün der bäume mit dem gelb der strahlen. dann wieder häuser, strassen, unterführungen, lagerhallen, überführungen, sogar ein laster, zahlreiche autos und eine autobahnbrücke. viel schatten liegt über uns.

heitersbergtunnel: nomen non est omen. schlagartiges einnachten. das fenster reflektiert unsere teebecher. schemenhaft sehe ich bärbi, meine sonne für alle fälle, ohne sie anzusehen.

lenzburg: nach der herofrabrik sehen wir die sonne erstmals für eine weile am stück. im innersten erscheint sie weiss, dann gelb, schliesslich goldig. mit dem braun wird ihre aura schwächer. dann wieder nichts. brücke, rampe, strassenbord, wenigstens etwas grünlich.

rupperswil: die abstimmung in der tiefstehenden abendsonne ist toll. die strommasten funkeln, selbst die stellstehenden güterwagen wirken ganz erwärmt. die ferrumfabrik liegt schon etwas im schatten, doch sprüht die sonnen licht zwischen die häuser. am schönsten ist das gelbe haus im gelben himmel. dann bäume, bäume, bäume, in dichter folge.

aarau: “schöööööni” und “dreiiiiiier” im huckeack – ich weiss, wir streifen kurz aarau. hier würde ich jeden winkel kennen, aus jugendzeiten, wenn sie nur nicht überbaut wären. der neue bahnhof glänzt, grau, hellgrün, hellgelb, fast schon seiden. doch braust ein gegenzug an uns vorbei “verschwommenes abendrot in der moderne” könnte das bild heissen. dann wieder tunnel.

gösgen: der rauch aus dem atomkraftwerk steigt weit über die skyline hinaus auf. er wird von der untergehenden sonne fast schon gespenstisch erleuchtet. zuunterst dunkelgrau, dann immer heller, zuoberst fast schon weiss, das sich im himmel auflöst.

olten: die sonne ist untergegangen. der tag ist vorbei. sein nachhallen spiegelt sich noch im bahnhofsdach. was für eine attraktion! danach will ich das auge fast schon abschalten, genauso wie den fotoapparat. doch wäre das alles viel zu früh gewesen. denn die lieblichen momente beginnen erst. pastellfarben, die ganze auswahl!

kurz vor bern: die sonne zeigt sich noch einmal, was für eine schöne überraschung. es ist fast wie im hohen norden, die nächte scheinen ganz kurz zu sein. die weite besticht, der himmel ohne wolken, der jura in der abendlichen finsternis, die fensterscheibe leicht errötet. ein tolles bild! doch dann eine baumgruppe – und weg ist die sonne und mit ihr die hoffnung, dass es schon wieder morgen wird. obwohl bärbi ihre schminkdose hervorkramt, um sich frisch zu machen.

bern: endstation. auch für unseren heimreisetag.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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