“bern wirkt wunder”

bild-049.jpgpatriotisch gesprochen hatten die schweizer pech. der lattenschuss war so was von ärgerlich. 10 zentimeter tiefer, und vonlanthens ball wäre im gegnerischen lattenkreuz verschwunden. sportlich ausgedrückt können die schweizer jedoch unverändert keine tore schiessen, – egal ob es sich um vorbereitungs- und meisterschaftsspiele handelt.

entgegen allen guten vorsätzen war ich heute während des spiels schweiz gegen tschechien in der stadt. wo menschen sind, zieht es einen einfach hin.! dem sog der masse kann ich mich einfach nicht entziehen. genau 1 minute vor spielbeginn war ich an der ominösen, illegal aufgestellten euro-tafel, die uns wochenlang vorgerechnet hatte, wann endlich das spiel der spiele beginnt.

mein erstes “public viewing” auf dem bundesplatz war schrecklich. pumpenägeli voll war das grosse gatter. ich kam mir vor wie ein schaf, das wartet, ins bundeshaus geführt zu werden. bei der eingangskontrolle nervten sich schon die ersten, die nicht eingelassen wurden. und so hatte ich schnell mal ein nachsehen, und räumte meinen viertelquadratmeter für eine anderes schaf.

die kleinen bars auf dem kornhausplatz und in der aarbergergasse waren da viel gemütlicher. überall interessierte menschen, die einen am fussball, die anderen andern am mädchen nebenan. aber alle blieben korrekt. gelegentlich war da auch ein bronco oder eine polizistin, die aufwallungen im gemüt noch schneller konterten als valon behrami auf die fehler der tschechen reagierte.

natürlich war das grobe foul gegen unsere freiheit ein stimmungsdämpfer. der ganze spuk könnte für alex schon nach einer halbzeit vorbei gewesen sein. tränen bei profis sind eher selten und fliessen kaum grundlos.

in bern sorgte natürlich die einwechslung von hakan mächtig für stimmung. man war restlos überzeugt. die schweizer nati ist jetzt so gut wie es yb jüngst in basel war.

“scheiss euro 08” steht auf kleinen klebern, die heute überall in der stadt angebracht wurden. trotz ihrer recht hohen zahl gehen sie allerdings schon flächenmässig unter. die pro-werbung für die em domininert fast so haushoch wie weiland bei der einbürgerungs-initiative.

die leute, die heute so zahlreich in der stadt sind, haben politik längst weggekippt. sie freuen sich, wenn die grazile cubanerin serviert, gerade weil sie das im portugiesen-dress macht. und die riesigen dunkelhäutigen sicherheitsmenschen irritieren in den fanzonen auch niemanden. eigentlich ganz gut, das politische kommunikation nicht nachhaltig ist.

“huere geili stimmig ir stadt”, meinte der jugendliche zuschauer neben mir. und stösst mit mir an, als die zweite halbzeit anfängt. “bern wirkt wunder” steht auf unseren bechern. doch das ist nur werbung, die stapi tschäppät als teil seiner wiederwahlkampagne abgesegnet hat. und so bleibt das wunder denn auch aus.

die schweiz verliert das eröffnugnsspiel zur euro08 0:1. soviel habe ich sogar als fussballbanause begriffen.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

6 Gedanken zu „“bern wirkt wunder”“

  1. ig bee o ir stadt gsi u hamer de mätsch aaglueget. ig be total möff dass de frei itze scho doss esch u nüm cha spelle. wäg dem gegu vomene tschächeverteidiger hei sd’schwiizer eri gool-garanti verlore bevors rechtig loos gange esch.
    bim nöchste mäsch vor schwiiz mache de zäme ab und gömer metenand oisi tällesöhn go aafüüre.
    abgmacht?

  2. Fussball interessiert mich nicht und ich komm auch nicht draus. Nun aber habe ich den Spiess umgekehrt, anstatt dass ich mich jetzt 3 Wochen lang ärgere, sehe ich mir sofern es die Zeit erlaubt jedem Match an und stelle Fragen über Fragen bis auch ich drauskomme. Vermutlich bin ich dann nach diesen 3 Wochen ein Fussballkenner. Dem Daniel Jositsch hab ich heute via Bildschirm wegen dem gestern Gelernten bereits schon widersprochen.

    Aber eins bekümmert mich: Als ich gestern die Schweizer Nationalhymne hörte bekam ich wie üblich Gänsehaut, sah aber, dass praktisch kein Spieler mitsang. Und heute? Jeder Mitspieler der Österreichischen Mannschaft sang aus voller Brust.

    Zur Strafe sang ich meinen Zuschauern bei mir zu Hause den Text der Östrreichischen Hymne mit der Melodie der Schweizerischen vor.
    Glaub, wäre ich nicht der Koch gewesen, hätten sie mich zur eigenen Wohnung rausgeworfen. Fussball kann auch lustig sein!

  3. @ Ate
    Ein anderer Tipp: Habe mich heute auch in einer “Public Viewing”-Zone auf ein tiefes Niveau runtergelassen und den Match „Indiana Jones“ gegen „böse russische Frau“ angeschaut. In der Halbzeit stand’s natürlich für die Bösen. Trotz zahlreicher Fouls mit allerlei schleimigem Ungeziefer, Spinnweben & Co. konnte der Spielstand dann gegen Ende doch noch umgedreht werden. Und wenn er nicht gestorben ist, so peitscht er sich noch heute durch irgendwelches Dickicht…

    Persönliche Match-Bilanz: Unentschieden. Zwar ist es mir gelungen, mich dem Rummel, dem Gehupe, dem Gejohle der Angetrunkenen und der überdominanten Fussball-Berichterstattung zu entziehen. Aber eben – mit einem Film nach typischem amerikanischem Muster. Ob ich mir morgen den Doku-Film über Max Frisch anschauen gehen soll?

  4. @ Titus
    Max Frisch wäre eine wunderbare Alternative, nur, ich stehe diese EURO nun durch. Freu mich sogar schon ein wenig auf den Match Holland-Italien. Auch bin ich gespannt, wie arg der Lärm wird denn in Zürich haben wir ja auch einen Match und ich wohne in der Nähe vom Letzi.

    Interessant ist, da sieht man die Nachbarn von vis-a-vis auf ihren Balkonen, man kennt sie nicht, weiss nicht wer sie sind. Aber dank der momentanen Beflaggung kennt man wenigstens deren Nationalität.

  5. Und bereits geht es los mit dem Lärm. Seit ca. 1 Stunde schwirrt da so eine Drohne, oder wie das Teil auch heissen mag, über die Dächer. Man wähnt sich, wie wenn man am Laufmeter von einem Helikopter umkreist wird. Dabei hiess es doch, diese Drohnen seien leise.
    Das ist eine derartige Lärmbelästigung, würde dieses Teil am liebsten runterschiessen.

    Und dann hörte ich noch so am Schwanz der Nachrichten, dass in Zürich-Altstetten zwei Bomben losgingen, wobei, da warte ich noch auf nähere Details, vielleicht habe ich mich auch verhört. Waren vermutlich zwei Frauenfürze.
    Nun spring ich schnell in die Apotheke und kauf mir Oropax, denn dieses monotone Geräusch ist wirklich unerträglich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert