freiburger chronik (7): revolutionen und vermittlungen


louis d’affry, erster landamann der schweiz, 1803, als freiburg für ein jahr vorort (hauptstadt) der schweiz war

1781 aufstand der landschaft gegen die stadt freiburg unter pierre-nicolas chenaux wird von den patriziern freiburgs und berns niedergeschlagen

1782 demonstration der stadtbürgerschaft zugunsten von rechtsgleichheit wird unterdrückt und mit verbannung bestraft

1788 brauerei blancpain bringt fribourger bier auf den markt (ab1890 cardinal)

1789 freiburg beherbergt mehr als 3000 geflohene aristokraten aus frankreich und wird zum ort der gegenrevolution

1798 kampflose eroberung freiburgs durch die französischen truppen, kapitualtion am 2. märz, freiburg wird geplündert, profitiert aber von der gleichberechtigung der sprachen in der helvetische republik

1799 trennung von stadt und land; einführung der freiburger munizipalität, mit dem aufgeklärten und weltgereisten jean (de) montenach als erstem syndic

1802 freiburg lehnt die zweite verfassung der helvetischen republik ab

1803 gründung des kantons freiburg, inklusive murten, estavayer und payerne mit einer repräsentativ-demokratischen verfassung; definitive trennung von stadt und kanton (land); louis d’affry wird freuburger schultheiss und erster landammann der schweiz; freiburg für ein jahr auch hauptstadt

1814 rückkehr zum patriziat, erweiterung des grossen rates (mit 108 patriziern) um 36 nicht-patrizische mitglieder aus der stadtbürgerschaft resp. der landschaft, schulreform des humanisten und franziskaners grégoire girard

1815 wiener kongress ordnet das nachrevolutionäre europa, die schweizerische eidgenossenschaft wird ein staatenbund mit souveränen kantonen, festen grenzen und einer garantierten neutralität

1817 erweiterung des bistums durch beitritt genfs zur eidgenossenschaft zum neuen bistum lausanne genf freiburg

1818 jesuiten werden vom grossen rat zurückberufen

1821 umnutzung des speichers in ein zeughaus

1823 schliessung der reformschulen von girard durch jesuiten; kollegium st. michel entwickelt sich zum zentrum des ultramontanismus (romtreuer konservatismus, gegen den liberalismus gewendet)

1830 das reformierte murten verlangt im rahmen der allgemeinen regeneration eine verfassungsreform im liberalen sinne; einsetzung einer verfassungskommission; ausschluss des bischofs

1831 neue verfassung wird ohne volksabstimmung in kraft gesetzt und bringt die rechtsgleichheit unter den bürgern, liberales regime im grossen rat und staatsrat

1834 bau der zähringerbrücke als hängebrücke (länge ihrer art auf der ganzen welt bis 1837)

1836 konservative mehrheit bei neuwahlen auf betreiben der jesuiten

1837 neue, konservative kantonsregierung

1840 bau der galternbrücke als hängebrücke

1845 höhere lehrerausbildng wird den jesuiten übergeben, zuspitzung der lage in der eidgenossenschaft durch rekonfessionalisierung der weltanschauungen

1846 beitritt freiburgs zum sonderbund; macht diesen überhaupt erst bekannt

1847 liberaler aufstand in murten, estavayer und bulle wird militärisch unterdrückt; militärische niederlage des isolierten freiburgs im sonderbundskrieg gegen die schweizerischer eidgenossenschaft; radikales regime, vertreibung der jesuiten, bestellung eines neuen grossen rates, aufhebung der klöster, kriegsanleihe bei urhebern des sonderbundskrieges, neue verfassung mit allgemeinem männerwahlrecht, unentgeltlichen staatsschulen, immunität der geistlichen und abschaffung der todesstrafe (erster kanton überhaupt!)

1848 ultramontaner aufstand gegen die neuordnung des bistums im radikalen sinne, besetzung des kantons durch bern und waadt, entwaffnung des volkes und verbannung des abgesetzten bischofs nach frankreich

1850/53 3 weitere aufstände der ultramontanen werden von der regierung unterdrückt, die 1853 besetzte kantonsschule von einer bürgerwehr zurückerobert und mit verbannung der anführer bestraft

1854 erneuter wahlsieg der ultramontanen

1855 liberale stimmen einer gemeinsamen regierung mit ultramontanen unter deren führung zu

1856 rückkehr von bischof marilley, begrenzung der bischöflichen macht; konservative verfassungsänderung

1857 verdrängung der liberalen aus der kantonsregierung; klerus übernimmt die schulbildung wieder, kloster maigrauge darf wieder novizinnen aufnehmen

ab 1850 fondue moité-moité ou fribourgois wird zum fondu suisse

1868 wiedereinführung der todesstrafe

1870 murten verlangt erfolglos die trennung vom kanton freiburg und den anschluss an den kanton bern, was die bundesversammlung ablehnt

1871/4 verwerfung des eidgenössischen verfassungsrevisionen im kanton freiburg; dennoch, die eidgenössischen annahme bringt ein landesweites verbot der jesuiten und entzieht den römisch-katholischen geistlichen das passive wahlrecht für den nationalrat (1973 wieder aufgehoben); ferner wird die errichtung von bistümern der genehmigung des bundesrats unterstellt (2001 aufgehoben)

1890 der papst ernennt den freiburger bischof gaspard mermillod zum kardinal, aus dem festbier der firma blancpain wird das cardinal

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cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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