berns goldene zeiten

1536 eroberte bern die savoyische waadt, und kam so zu einer erheblichen erweiterung seiner untertanengebiete. nicht nur laupen, aarberg, thun und burgdorf gehörten jetzt zum bernischen staat. plötzlich reichte diese bis an den genfer und an den neuenburgersee. man war jetzt wer!

bern war damals frisch protestantisch. dieser protestantismus war nach den konfessionskriegen zwischen den städten und der innerschweiz, die 1531 mit dem sieg der katholischen partei endet, in bedrängnis geraten. die eroberung der waadt, von frankreich geduldet, um das herzogtum savoyen zu schwächen, hatte eine wichtige konsequenz: der protestantismus bekam neuen aufschwung. denn mit den bernern ging auch jean calvin nach westen, bis nach genf, und begann mit der reformation der stadt. der calvinismus, der die stadt nachhaltig prägen, und von dort aus über frankreich in die halbe welt ausstrahlen sollte, nahm hier seinen anfang.

für die leute in der waadt war die besetzung wenig mit perspektiven verbunden. die savoyische herrschaft wurde gegen die bernische eingetauscht. das südlich-mediterane leben wurde durch das leben des nördlichen nachbarn an der aare eingewechselt. und es sollte viele änderungen bringen.

zu den schwierigen änderungen gehörte die neue sprache: versuchte man damals die zahlreichen regionalsprachen in frankreich von paris aus zu vereinheitlichen, kamen die waadtländer berndeutsch vorgesetzt, ein dialekt aus dem alemannischen. selbst die stadtnamen wurden überall eingedeutscht. so wurde aus echallens, dem ort, zudem die bauernhöfe meiner vorfahren, die jetzt auch bernisch wurden, gehörte, hiess nicht mehr so, sondern bekam vom welsch-säckelmeister, dem finanzminister für die französischsprachigen gebiete, den nach tscherlitz verpasst. und das blieb sich so, bis die berner 1798 auf französischen druck aus der waadt weichen mussten.

1536 entstanden und zum protestantischen staat ausgebaut worden war, der dem kulturellen leben enge grenzen setze. kirchen und schlösser, strassen und brücken sowei eine eigene post waren den patriziern wichtiger als die kultur. zwar gab es schon damals die akademie, doch bildete diese in erster linie die protestantischen pfarrherren aus, während alles andere an bildung hintenan stehen musste. man weiss es, nicht nur zum vorteil bern: die entwicklung ging im 18. jahrhundert mehr und mehr an bern vorbei. das staatsgebiet verringerte sich, die wirtschaftliche entwicklung fand in den kleinstädten ausserhalb berns statt, bis dann der revolutionäre funke übersprang, und die französischen truppen der alten republik ein ende setzten.

die zeit dazwischen wird in einem gestern vorgestellten neuen buch aufgearbeitet. erschienen ist das buch unter dem titel «Berns mächtige Zeit». geleitet wurde das autorenteam vom berner historiker andré holenstein, einem studienkollegen von mir aus den 70er jahren. fortgesetzt wird mit dem werk die reihe des «Vereins Berner Zeiten» (schul/stämpfliverlag), in der schon «Berns mutige Zeit» (13. und 14. Jahrhundert) und «Berns grosse Zeit» (15. Jahrhundert) erschienen sind.

wer die neuerscheinung noch vor dem 1. august kauft, zahlt 86 franken, wer bis zur bundesfeier (und darüber hinaus) waren will, 98 franken. wer mitglied des historischen vereins ist, bekommt den band arg verbilligt.

wer nicht lesen mag, kann auch nur schauen. zum buch gibt es eine ausstellung im kunstmuseaum bern, bis 9. juli,dienstag 10–21 uhr, mittwochs bis sonntag sowie feiertage 10–17 uhr. und auch führungen gibts, jeweils mittwochs, vom 3. mai bis 27. september.

also: lest, schaut und

stadtwandert

mehr über den verein: verein berner zeiten
mehr über den herausgeber: andre holenstein

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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