im schlossgarten zu spiez

meine letzte führung durch die grossen burgunderausstellung im historischen museum zu bern ist vorbei. das kühle bier nach der kühnen führung war für alle wohl verdient. und wer die aus-führung-en noch verdauen muss, kann mal hier nachlesen.

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am nachmittag habe ich mich, nun ganz alleine, nach spiez aufgemacht, an den landsitz der familie von bubenberg. quirinius reichen, der konservative historiker aus frutigen, mit dem ich seinerzeit studiert habe, hat im idyllisch gelegenen schloss am thunersee eine ausstellung zu adrian von bubenberg konzipiert.

anders als die kühne schau in bern ist sie ganz bernisch gehalten. hellebarden säumen den aufstieg in die ausstellung. karten aus der militärgeschichte erklären einem die allgemeinen und spezielle lage. der stammbaum der bubenbergs zeigt einem, wer von wem abstammt und wer mit wem für nachwuchs sorgte. und die biografie von adrian ist fein säuberlich aufgeführt.

doch das ist nicht schon alles: ganz spannend sind die ausführungen zu den ländereien der freiherren von spiez. wie die bubenbergs hier heissen. denn sie waren nicht nur im bernischen grossen- und kleinen rat, sondern seit dem laupenkrieg von 1339 grundherren am thunersee besitzungen.

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ihre ländereien bildeten allerdings klein ganzes, wie das karl der kühne mit den erweiterungen des herzogtum burgund gesucht hatte. vielmehr waren der boden, die rechte und leibeigenen der von bubenbergs breit zwischen jura und alpen zerstreut.

auch existierte keine straffe verwaltung, wie man sie in dijon aufgebaut und danach reihum kopiert hatten. der adrian von bubenberg-saal, wo das herz der administration lag, wirkt eher wie eine herausgeputzte bauernstube.

da liegt der schluss nahe: adrian von bubenberg verteidigte bern nicht nur aus ritterlicher ehre. es ging ihm auch um seinen besitz, als er murten besetzte, und als er nach der schlacht für den ausgleich mit savoyen besorgt war.

doch hat dies alles nichts genützt. die ausstellung in spiez hält lakonisch fest: die verwaltung des verstreuten erbes der freiherren von spiez fiel je länger je mehr schwer, und das war auch der grund für den niedergang der familie von bubenberg im aaretal. der bär an der wand hängt schon mal schief herum!

danke, quirinius, dass das alles, wenn auch bernisch verklausuliert, ganz gut sichtbar gemacht wird

so, jetzt ist aber genug mit den burgundergeschichten! ich bestelle in adrians schlosspark einen wein. gleich einen halben weissen bietet man mir ungefragt an. spiezer-, nicht burgunderumsatz soll man hier scheffeln …

stadtwanderer

fotos: stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

6 Gedanken zu „im schlossgarten zu spiez“

  1. schlachtenbummler? – der erste berühmte schlachtenbummler war johann wolfgang von goethe, der deutsche dichterfürst, der die belagerung von mainz 1793 durch die franzosen beobachtete und literarisch beschrieb und so das interesse der oeffentlichkeit für schlachten weckte. glaube nicht, dass es sowas bei einer mittelalterlichen schlacht gegeben hat. goethes nachfolger sind die kriegsberichterstatter von cnn und ähnlichen sendern einerseits, und die fussballfans auf der anderen seite.
    ich glaube, beides passt nicht ganz auf den stadtwanderer.

  2. bin kein weinkenner, jedoch der burgunder mit seiner urwüchsigen „bodenhaftung“ kann schwer nachwirken, selbst genossen aus einem leichten kelch.
    nach des tages heissem werk mit einem fruchtig frischen riesling den „think tank“ runterkühlen, muss den spiezern wohl im blute liegen. wobei ihr blauburgunder, ausgereift im saft nebenbei dem stadtbernerwanderer zum verkosten angeboten, fraglos auf seinem blog, dort lässt sich gratis scheffeln, purpurrot weiterschimmern würde.

    mit promillefreien grüssen

    walter r. kopp

  3. purpurrot … bin ich jetzt zum kardinal avanciert.
    dachte, das will der abt martin aus dem kloster einsiedeln werden! sollte ich den glatt überrundet haben, mit einem plauschaufenthalt im spiezer schlossgarten? –

  4. da habe ich wohl bei meinem ersten blauburgunder aus dem hallau, 1988, zu tief ins glase geschaut …
    mit rubinrot bzw. hellem rubin wäre für einen pinot noir in der farbenskala eher der passende ton getroffen.
    insofern wäre das thema vatikan zumindest für diesmal ad acta zu legen.

    gruss aus der “klause” neumatt

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