felix austria

gratulation dem glücklichen österreich! immer am 26. oktober zelebriert es seinen nationalfeiertag. erinnert wird damit an die aufnahme der österreichischen neutralität in die bundesverfassung, – just einen tag nachdem die besatzungsmächte des zweiten weltkrieges das land nach 10 jahren herrschaft auf friedlicher basis und vertraglich zugesichert verlassen hatten. der stadtwanderer hat, wie jedes jahr, zu diesem anlass die österreichische botschaft besucht, und sich ein wenig umgehört und umgeschaut. hier sein tatsachenbericht!

der östereichische nationalfeiertag in bern

2005 war die kolonne vor der botschaft deutlich länger. selbst nach zwei stunden stand man da noch bis weit auf die kirchenfeldstrasse hinaus an. doch auch zur 50. wiederholung eben dieses nationalfeiertags ging es bei botschafter doktor aurel saupe und seiner frau angelika zu und her. jedermann und jedefrau wird förmlich korrekt begrüsst, doch nur, wenn man sich vorher ins gästebuch der republik eingetragen hat. und dann ist man frei, sich an der party zu amüsieren.


zu viele leute, zu feine getränke, zu kleine häppchen!

wie immer, hat es zu viele leute, gibt es zu feine getränke, zu kleine häppchen, aber den unverwechselbaren ewiggrossen small talk. botschaftssekretär desser, der mit einer brasilianierin verheiratet ist, geht andern tag auf urlaub. o-ton: “über all wird gespart, doch beim urlaub getraut sich nicht einmal die sich abzeichnende grosse koalition in wien hand anzulegen.” und sein chef doppelt nach: “spannend ist im november nicht nur in der schweiz, mit der osthilfe. spannend wirds auch in wien, mit der der regierungsbildung. man lasse sich überraschen, in bern und in wien.” dass die osthilfe abgelehnt werde, hoffen man nicht, genauso wenig wie, dass aussenministerin plassnik die neue bundesregierung nicht mehr überragend werde: erstens mache sie gute arbeit, sagen sekretär und botschafter über ihre chefin; sie haben sich deshalb auch für eine weitere amtszeit empfohlen. und zweitens bleibt sie 1,91 m gross, denkt sich der stadtwanderer. der war, als frau plassnik noch botschafterin in bern war, mal bei ihr eingeladen. im garten hat sie ihn empfangen. ausgerechnet auf der mauer stehend, welche die treppe zum rasen abgrenzt: riesig kam sie dem kleinen schweizer vor, und erst noch von oben bis unten in knallorange gekleidet, war sie. nicht ohne dass auch die turnschube von dieser farbe gewesen wären!

der diplomatische empfang

die sitten am nationalfeiertag sind diplomatischer: die herren in schwarz gekleidet, die militärattachées in ausgangsvollmontur, und die damen meist elegant, von dezent bis extravagant ist aber alles zu sehen. enstprechend sind auch die kommentare zur schweiz. so der zweite sekretär der grand nation, wenn er berichtet, wie er über den türkeibesuch von justizminister blocher berichtete, als frankreich gerade unter dem eindruck einer gesetzgebung gegen den genozid an den armeniern stand. man habe vor allem la divergence des cultures politiques kommentiert, die in der behandlung der gleichen frage aufgeschimmert sei, und die schweiz sei in budapest, wo sie durch bundespräsident moritz … leuenberger vertreten war, schon mal direkt auf das thema und seine behandlung angesprochen worden. in bern zu arbeiten sei aber immer spannend, toujours les référendums, mit den erläuterungen des bundesrates an das volk, très pédagogique!, wird das gastland gelobt.


englischer rasen für europäische und fussballerische diplomatie!

erzählen liesse sich noch vieles, was an so einem abend alles gesagt, erwogen und verworfen wurde. der stadtwanderer hat aber nicht alles aufgeschnappt, und einiges davon auch gleich wieder vergessen. denn er hat sich im garten der residenz umgesehen: wunderbar, das gemäuer des hauses aus dem 16. jahrhundert, das dach noch ein wenig burgundisch, der garten stilvoll englisch, und der angrenzende wald bernisch, wie im tierparkquartier üblich. gut leben lässt sich hier, denkt er sich, und fragt sich schon mal, ob hier demnächst die eu-politik der schweiz gemacht werde, wenn die vertretung der europäischen union in bern eröffnet und mit einem österreichischen diplomaten besetzt sein wird. sicher, denkt er sich, das weiss man seit dem staatsbesuch von bundespräsident fischer, über den er ja auch bericht hat. doch dann leitet der grüne rasen nahtlos zum fussball über: der präsident vom schweizerischer fussballverband, ralph zloczower (was ich mir immer nur in anlehnung an game over merken kann), fast ebenso so lang wie frau plassnik, ist auch im garten, um die guten beziehungen zum fussballnachbar zu pflegen, mit dem man bald europameisterlich sein wird. ansonsten fällt jedoch auf, wie wenig schweizerinnen und schweizer am heutigen tag in der österreichischen botschaft anwesend sind.

das unverwechselbare wiener schnitzel

der stadtwanderer und seine stadtwandererin beschliessen zudem, denn österreichischen nationalfeiertag auf ihre art zu beende. sie verabschieden sich bei den gastgebern saupe, und machen sich zum soupe ins restaurant frohegg auf. da gibt zwei tolle wiener schnitzel, ganz frisch, ganz dünn und ganz fein gebacken. unvergessene erinnerung an die regelmässigen wien aufenthalte, mit dem obligaten abstrecher in die gösser bierklinik, tauchen da schon mal auf.


unvergessene erinnerung an die gösser bierklinik in wien!

in ihrem news-system sehen sie dann noch, dass es in österreich unvermindert keine regierung gibt, der bundespräsident aber die höchstwahrscheinlichkeit einer neuen grossen koalition ankündigt hat. damit überraschte er die medienschar nicht besonders heftig, aber gesagt ist gesagt. überraschen tut an diesem abend dafür ehepaar grasser-swarovski. er, noch-finanzminister der regierung schüssel, die kommissarisch bis zu ihrer ablöse regierung spielt, und seine fiona, die juwelen-erbin und unternehmerin, mit absteige in bern sind für das highlight besorgt: beide wären sie an diesem tag – beinahe! – entführt worden, von einer rumänischen kriminellenband, weiss der orf zu berichten. doch der staatsschutz war schneller, soko-innsbruck ermittelte wieder erfolgreich, und vereitelte den coup. dem strahlepaar aus wiener gereichte die meldung indessen im besten moment zu einer unverhofften schlagzeile.

“felix austria!”, sagt sich da der stadtwanderer, “das hat sich gut ausgelassen, heut abend”, und versinkt glücklich in in sein eigenes bett.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

2 Gedanken zu „felix austria“

  1. du speist mit deiner stadtwanderin im frohegg – gell du weisst, dass ich meistens froh ums egg bin 😉
    see you soon

  2. mit dem litscher speise ich übrigens auch …
    übrigens, danke für die group \"baustelle bundeshaus\". ich habs sie schon mal alimentiert; und mache mir gedanken, für eine diskussion \"baustelle bundespolitik\" …
    für die nicht eingeweihten: wir sind der harte kern der flickR-fotocommunity von bern:

    http://www.flickr.com/photos/apropos/
    http://www.flickr.com/photos/litscher/
    http://www.flickr.com/photos/stadtwanderer/
    http://www.flickr.com/groups/baustelle-bundeshaus/

    an der diskussion aktiv teilnehmen können nur mitglieder der community; die ergebenisse ansehen kann sich aber jede und jeder!
    http:

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