#Beizentour: 1. Station oder der Staatsbesuch als Initialzündung für das weltliche Gaststättenwesen in Bern

1405 brennt die Stadt Bern. In einer Nacht gehen ein Drittel der Häuser in Flammen auf. Die Stadt muss danach neu aufgebaut werden. Das Münster und das Rathaus entstehen. Dieses wird 1414 eingeweiht.


Bild 1: König Sigismund besucht Bern, macht sie zur Reichsstadt und weiht das Rathaus ein.

König Sigismund von Ungarn, der Kaiseranwärter, kommt persönlich vorbei. 1400 Ritter sind in seinem Gefolge. So etwa was hat die Stadt in ihrer über 200jährgen noch nie gesehen.
Sigismund macht Bern auch zur Reichsstadt. Man ist jetzt im Reichstag vertreten. Man darf selber über Krieg und Frieden entscheiden und über Leben und Tod richten.
An der Spitze der Stadt steht seit dem 13. Jahrhundert ein Schultheiss, umgeben von einem Kleinrat. Dazu gehören der alt-Schultheiss, der Säckelmeister und vier Venner als Quartiermeister. Im Grossrat sitzen mindestens 200 Burger, ausgewählt in den vier Stadtquartieren.
Noch nennt man das Rathaus Richthaus. Hier werden Fälle, die dem Blutgericht unterstehen, verhandelt und entschieden. Mitgeteilt wird das Urteil dann mitten in der Stadt, da wo sich die langgezogene Märitgasse und die kurze Kreuzgasse schneiden.

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Bild 2: Bern im 16. Jahrhundert mit heutigem Rathaus im Hintergrund, Richtstuhl und altem Kreuzgassbrunnen als Herrschaftszentrum

Da gibt es einen zentralen Brunnen und einen Richtstuhl. Vorerst ist beides aus Holz, dann geht man zu einem Bau aus Stein über. Der Richtstuhl wird 1762 abgerissen, der Brunnen steht versetzt heute noch und heisst Kreuzgassbrunnen.
Bern hat nie einen Marktplatz gehabt, dafür eine unüblich breite Märitgasse. 60 Fuss oder 26 Meter misst sie. In ihrer Mitte fliesst der Stadtbach. In Schalen, das sind Gebäude ohne Dach quer über die Strasse, verkauft man täglich frisches Brot und Fleisch. In einem weiteren Gebäude auf der Strasse stellen Gerber ihr Leder her. Und an verschiedenen Stellen findet eine Korn-, Gemüse- oder Viehmarkt statt.
Das heutige Restaurant Commerce steht da, wo die städtische Bäckerei war, aus der das Brot, das in der Schal verkauft wurde, stammt.

Der Staatsbesuch wird zu Initialzündung für das private Gaststättenwesen Berns. Noch übernachtet man im Dominikanerkloster und bei den Kleinräten privat.
Das entpuppt sich als riesige Herausforderung. Die Stadt zählt vielleicht 4000 Einwohner, 1500 Gäste kommen für 10 Tage dazu. Sie alle verlangen Futter für ihre Pferde sowie Essen und Trinken für sich selber. Nach der Verköstigung geht die Gäste rudelweise ins Bordel am heutigen Ryffligässlein (wo jetzt bezeichnenderweise das Kino6 steht).
Alles wird königlich beglichen. Das befördert Ideen, mehr für den Fremdenverkehr zu tun. Herbergen sollten bald folgen.

Das an der zweiten Station.

Bild 1: König Sigismund besucht Bern, macht sie zur Reichsstadt und weiht das Rathaus ein.
Bild 2: Bern im 16. Jahrhundert mit heutigem Rathaus im Hintergrund, Richtstuhl und altem Kreuzgassbrunnen als Herrschaftszentrum

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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