Station meiner 15teiligen #beizentour
Reformation, Hugenotten und Drogen
Die Reformation 1528 brachte das Ende der spätmittelalterlichen Gastwirtschaft. Sie galt den Reformatoren als Ort des Lasters, wo Männer das Geld verspielen, während Frau und Kind Hunger leiden. Entsprechend setzte in Bern eine lang anhaltende Phase der Regulierung ein.
Bis 1798 führte das reformierte Regime zwei grosse Reorganisationen auf dem Land und fünf in der Stadt durch. Ziel war es, die zahlreichen Gastnebenbetriebe bei Bauern und Gewerblern zu schliessen. In jedem Dorf sollte es ein gut geregeltes Gasthaus geben, und in der Stadt einige Gesellschaftsstuben, Tavernen, Pinten, Weinkeller und Bäder mit Getränkeausschank.
Einen Einschnitt in das wohlgeordnete Gasthauswesen Berns brachten die Hugenotten, Flüchtlinge aus Frankreich seit den 1680er Jahren. Auch sie waren reformiert, aber anders als in Bern. Vor allem waren sie geschäftstüchtiger und weniger autoritätsgläubig.
Ihnen gestand die Obrigkeit ein eigenes Gasthaus zu. Da schenkten sie erstmals in Bern Kaffee aus, was in Bern noch unüblich war. Das fremde Getränk galt wie Tee, Schokolade und Tabak bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts als Droge.
Schlimmer noch, die Flüchtlinge erörterten im Kaffeehaus angeregt die Weltlage. Politisieren war in Bern nur den Familien erlaubt, die regimentsfähig waren und im Grossen Rat waren.
Nach 12 Jahren wurden die Hugenotten ausgeschafft und ihr Kaffeehaus verschwand. Ich weiss bis heute nicht wo es stand. Auf dem Münsterplatz sicher nicht!