das leere kaisergrab

von aussen sieht die innsbrucker hofkirche ziemlich normal aus. von innen her gesehen ist die grösste kaisergruft europas. obwohl hier kein kaiser seine letzte ruhe fand, sondern die habsburger der gegenreformation ein denkmal setzten.

sakrophag von maximilian I. in der innsbrucker hofkirche, in der kein kaiser ruht (foto: stadtwanderer)

maximilian I. lebte, wann nur immer er konnte, in innsbruck. er war graf des tirols, deutscher könig und römischer kaiser. und er wollte innsbruck zur neuen reichsstadt machen. das goldene dacherl kündigte die neue zeit an, denn die habsburger waren auch auf dem spanischen thron und somit herren der neu entdeckten welt.

schon zu lebzeiten entwarf der kaiser eigenhändig einen plan, wie er in der tiroler metropole begraben werden sollte. in einem rundbau im renaissance-stil. geschmückt mit überlebensgrossen bronzefiguren der herrscher europa. sie sollten ihm das letzte licht gewähren. er hätte im zentrum, erhöht aufgebahrt werden sollen. auf gleicher höhe wie christus.

1518 kehrte max ein letztes mal in seine stadt zurück. doch man wies ihn ab. nicht nur der hohen abgaben wegen, die er eingetrieben hatte, um sein hochgesteckten ziele zu verfolgen. vor allem wegen den schulden, die er in allen innsbrucker gasthäusern hinterlassen hatte. er zog mit seinem tross ins benachbarte wels weiter, wo er wenige tage später verstarb – lange bevor sein grabmahl gerichtet war.

in innsbruck brachen nach dem tod des kaisers aufstände aus. die bauern rebellierten. den adel und den klerus wollte man los haben. volksfrömmig war man nun, jakob hutter war ihr neues vorbild, der den bauern das wiedertäufertum lehrte. wie viele seiner glaubensbrüder wurde er verfolgt. wer nicht nach mähren auswanderte, riskierte gerade im tirol sein leben. so auch hutter, der schliesslich vor dem goldenen dacherl hingerichtet wurde.

kaiser ferdinand I., maxens enkel, trieb die gegenreformation im reich zielstrebig voran. in innsbruck liess er die hofkirche bauen, eher einfach, um keine neuen tumulte zu riskieren. die bewusste provokation seines grossvaters realisierte er nicht. kein rundbau wurde erstellt, sondern ein langhaus mit apsis, wie es sich für gute christen gehörte. der sarkophag wurde auf augenhöhe aufgebahrt. und statt der herrscher europas verewigte man die ahnen der habsburger in bronze. sie sollten zeigen: die habsburger waren für immer auserkoren zu herrschen.

selbst die sterblichen überreste kaiser maximilians wurden nicht in innsbruck begraben. er ruht in der erde der wiener neustadt, wo er geboren wurde. so ist der vielbestaunte sarg in der tiroler landeshauptstadt leer, selbst wenn die statue maximilians, umringt von den vier kardinaltugenden, auf dem deckel kniet.

ein wenig ironie schwingt mit, wenn man hinausgeht. denn die verbliebene pracht des renaissance-kaisers ist wirklich hohl.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

2 Gedanken zu „das leere kaisergrab“

  1. Danke für diesen interessanten und informativen Beitrag.
    Durch Dich lerne ich einen Teil der Geschichte meines Geburtslandes kennen.
    Geburtsland schreib ich absichtlich, denn meine Heimat ist die Schweiz.

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