mit dem ubs-präsidenten unterwegs

zürich, hauptbahnhof. ich verlasse den zug von bern. und unterhalte mit mit kaspar villiger, dem designierten ubs-verwaltungsratspräsidenten. zeit und ort, gedanken zum bankenplatz zürich und dem bankgeheimnis auszutauschen.

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seit den zeiten als bundesrat wirkt kaspar villiger fast unverändert. vielleicht ein wenig gealtert. aber immer noch rüstig. letztlich ist er der gleiche eidgenosse geblieben, den ich aus den zeiten kenne, in denen er im bundeshaus ein und aus ging.

ich will wissen, was in bewegt habe, den verdienten ruhestand (versetzt mit zwei verwaltungsratsmandaten) aufzugeben und sich 68jährig für das präsidium der schlingernden ubs nominieren zu lassen. die verantwortung, bekomme ich zur antwort. es gehe um viel, auch um viel geld, erhalte ich nachgeschoben.

ob es eine grpsse herausforderung sei, will ich wissen. oh ja, entgegnet mir der designierte ubs-chef. vertrauen zurück zu gewinnen, sei sein oberstes ziel. zwei drittel der probleme seien so begründet. wie er die chancen sieht, das blatt wenden zu können?, drängt sich jetzt als frage auf. die antwort: der ausgang sei offen, und genau deshalb müsse man mit vereinten kräften daran arbeiten.

kaspar villiger übt sich schon mal darin, den vordermann zu spielen. der reisende hat zwei rollkoffer dabei. er zieht sie höchst persönlich übers perron, was ihn bei mir und den passantInnen sympathisch macht. seine vorgänger jedenfalls habe ich nie im zug gesehen, oder im hauptbahnhof als einer von vielen, die am morgen mit allen andern pendlerInnen zu arbeit geben.

dann braucht der politiker ein einprägsames bild. seine aufgabe bei der ubs sei die eines steuermanns. man könne auf eine ausgezeichnete crew setzen, und man habe zahlreiches fussvolk, das man in die richtige richtung motiviren müsse. doch das alleine bestimme nicht, ob man wie geplant im sicheren hafen ankomme. die winde kämen gegenwärtig aus allen richtungen, und der wellengang sei gewaltig. das ist klar und im übertragenen sinne wohl auch zutreffend.

und das bankgeheimnis?, nimmt mich wunder. es soll ja morgen, freitag der 13., im bundesrat darüber entschieden werden.

einen moment bekomme ich keine einschätzung. doch dann folgt sie. die schweiz brauche ein bankgeheimnis, sagt der finanzminister, der die letzte reform der wichtigsten institution auf dem bankenplatz selber durchgeführt hatte. im inland werde es unverändert gelten. vom ausland her sei der druck mit schwarzen listen gewaltig. in der zukunft werde man konzessionen machen müssen, um schlimmeres zu verhindern. fast wichtiger noch sei ihm jedoch die vergangenheit. was geschieht mit dem vermögen, die schon angelegt wurden?, fragt sich der ehemalige politiker. dafür müsste es eigentlich eine amnestie geben, wenn es deklariert werde.

reicht die zeit, das zu vermitteln?, will ich noch wissen. für die schweiz wäre es gut, wenn sie diese noch hätte. doch das entscheidet nicht sie alleine, bekomme ich mit auf meinen weg. denn jetzt haben wir das ende des perrons erreicht.

ich wünsche, was man in dieser situation wohl braucht: viel glück! und gehe gerade aus, während mein gesprächspartner den weg nach rechts richtung bahnhofstrasse einschlägt.

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

3 Gedanken zu „mit dem ubs-präsidenten unterwegs“

  1. Eigentlich kann Herr Villiger ja nur verlieren.
    Macht er es gut, war er ein guten Finanzminister bis in seine Pensionierung.
    Macht er den neuen Job schlecht, geht er als Versager in die Geschichte ein, und kein Mensch mehr erinnert sich an das, was er als Bundesrat geleistet hatte.

  2. Was Kaspar Villiger auszeichnet, ist seine Integrität. Man vertraut ihm. Das ist schon mal eine gute Voraussetzung.

    Er selber als Finanzminister, aber auch der aktuelle Bundesrat haben gezeigt, dass sie schlechte Krisenmanager sind. Und deshalb habe ich da so meine Bedenken was seine “Krisentauglichkeit” betrifft.

    Und: Es reicht nicht, wenn einzig der oberste UBS-ler integer ist. Es braucht einen generellen Gesinnungs- resp. Kulturwandel – nicht nur bei der UBS. Einen solchen führt man nicht innert zwei Jahren herbei…

    Am Rande: Der Weltfinanzgipfel in London findet am 2. April statt, die GV der UBS, an welcher K. Villiger als VR-Präsident gewählt werden soll am 15. April.

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