bild und vorbild

diese woche hat er noch einmal genauso regiert, wie er es liebte. er legte die richtung in grundsatzfragen fest und überlässt die knochenarbeit den untergebenen. doch am freitag war dann schluss. denn aus bundesrat pascal couchepin wurde ein pensionär, und die schlüssel zum edi erhielt symbolisch überreicht didier burkhalter, sein nachfolger im bundesrat. das kleine vakuum an der spitze des innendepartementes nutzte die sonntagspresse, um nochmals unüberhörbare zwischentöne zum regierungsstil des abtretenden fdp-magistraten in die welt zu senden.

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so lüftete die “nzz am sonntag” die entstehungsgeschichte des bundesratsfotos von 2003, – dem jahr, als couchepin erstmals bundespräsident war. couchepin, ganz in der allüre eines patriarchen, sass klar nach vorne gerückt auf einem stuhl und streckte seine langen beine und grossen schuhe bis fast zum fotografen aus. hinter ihm war alles nur staffage. links von ihm war ein tisch, wie in zeiten des ancien régimes, und am ende sass ruth metzler, die vize des landesregierung, während die kanzlerin anne-marie huber-hotz, halb verdeckt durch den präsidenten, eine art sitzendes rückgrat bildete. die fünf übrigen bundesräte waren, fast schon wie lakaien, hinter den tisch stehend postiert worden. einzig moritz leuenberger, der nachdenklich die hand zu gesicht hielt, gab seinem leichten missfallen mit den umständen ein wenig ausdruck.

jean-marc crevoisier bestätigte nun heute, dass es zum bundesratsfoto von 2003 ein vorbild gibt: auf schloss luins, 1758 erstellt, der familie de wattwyl gehörend. es zeigt die familie von alexander von wattenwyl, die genau gleich arrangiert um eine tisch sitzend und stehen posierte. der bundespräsident entspricht dem familienoberhaupt, die vize der frau, die kanzlerin der einzigen tochter und die minister den söhnen. einzig deren zahl stimm nicht überein, hatte der berner patrizier doch deren sieben.

bekannt wurde, dass man ursprünglich sogar daran dachte, das foto des demokratisch gewählten bundesrates unmittelbar vor dem aristokratischen vorbild in luins zu knipsen, schliesslich aber davon aber absah. behalten hat man nur die komposition, die so wenig vom demokratischen geist des primus inter pares, des ersten unter gleichen, wie es 1848 entstand, zum ausdruck bringt, dafür voll dem habitus im vordemokratischen bern des 18. jahrhunderts entspricht.

vonwattenwyl

damit ist hoffentlich endgültig fertig. denn didier burkhalter hat von pascal couchepin gottseidank nur die edi-schlüssel übernommen. nichts ist bekannt, dass er auch die seiner wohnung übernommen hat, dem geschenk von beatrice von wattenwyl, der nachfahrin des bildgebers, welche den prachtvollen familienbesitz an der berner junckerngasse der eidgenossenschaft vermachte, und den unser abgetretener walliser bundesrat bis ende letzter woche gemietet hatte!

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

Ein Gedanke zu „bild und vorbild“

  1. herzig, wie der moritz, in der hinteren reihe bei den buben stehend, versucht, ein wenig ein gegengewicht zu markieren, indem er eine denkerpose einnimmt, die auf staatsmännischen anspruch schliessen lässt. ich bin dann jedenfalls gar nicht dümmer als mein vater da vorne, im gegenteil.

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