einstein führungen

also, das war eine super führung zu albert einstein in bern, realisiert durch stattland. zwei junge frauen, die eine als biografin, die andere als schauspielerin, machten die führung. zur sprache kamen alberts studentenbude, seine familienwohnung, seine experimente im progymnasium, sein wirken am patentamt und sein stammlokal “brasserie bollwerk”. informationsreich und spannend, besonders die einlagen zu einsteins frau mileva maric, zu seiner schwester marie (genannt maja) und zu alberts disputierfreund maurice solovine. wohl nicht ganz geklappt hat die erklärung der speziellen relativitätstheorie. da kann man noch daran feilen, auch ohne ambitionen auf den nobelpreis.

habe selber ein paar anregungen erhalten, mehr mit bildern und dokumenten arbeiten, das ist gut; geschichten einflechten, das ist noch besser; und zwei personen, die sich in der präsentation abwechseln, ist das beste. sprechen im stadtlärm ist jedoch ein generelles problem, für stadtführerinnen wie für teilnehmende. da braucht es noch gedankenarbeit.

nach der führung ein kleiner, wärmender besucht in der ehemaligen brasserie bollwerk, heute restaurant-pizzeria “l’aragosta”, das ich aus den frühern 80er jahren kenne. hat sich ein wenig verändert. neu ist aber die kleine einstein-ausstellung von ingenieur thomas foppa. der ist stammgast im lokal, und er hat im einstein-jahr begonnen, das stammlokal von albert einstein mit seinem wirken im quartier auszukleiden.

der zufall wollte es, dass er gleich selber im lokal war, und wir uns angeregt über einstein unterhalten konnten. er will ein buch schreiben zu einsteins berner jahren, und er sucht unterlagen zum leben in bern während der jahrhundertwende. werde mich bemühen!

www.stattland.ch/home.html
www.espace.ch/artikel_104136.html
www.aragosta.ch

besenscheuerweg

er war der mann des jahrhundert. und er schrieb die formel der physik. es weiss jeder, wer damit gemeint ist, und auch was damit gemeint ist. doch weiss auch nur jemand, wo der besenscheuerweg liegt?
wohl kaum.

erstens ist das in bern und nicht in princeton, berlin oder prag. und zweitens würde, wer in bern suchen würde, auf keinem aktuellen stadtplan jemand einen besenscheuerweg finden. denn es gibt ihn nicht mehr, er heisst tscharnerweg, benannt nach einem alten, repräsentativen berner geschlecht. und dennoch ist der besenscheuerweg für das weltbild des 20. jahrhunderts viel wichtiger als der tscharnerweg.

dort wohnte im august 1905 nämlich albert einstein. es war sein wunderjahr, er verfasste seine studie, die man später spezielle relativitätstheorie nannte, und er sandte sie seinem leib- und magenblatt, den annalen der physik. diese veröffentlichten den artikel, wie andere, die der junge einstein vorher geschrieben hatte, ebenfalls.

noch am tag der publikation verfasste einstein jedoch einen zusatz, der zum ersten mal die formel e=mc2 enthielt, was soviel heisst wie, es gibt eine aequivalenz zwischen energie, masse und lichtgeschwindigkeit.

und genau diesen zusatz formulierte albert einstein auf dem heimweg in die damalige familienwohnung am berner besenscheuerweg, nahe dem eigerplatz. man wohnte erst sein kurzem dort, und albert arbeitete unvermindert im eidg. patentamt als mittlerer beamter.

der junge physiker hatte kurz davor, endlich, seine doktorarbeit abgegeben, und er wurde für seine bemerkenswerten artikel ins physikalische seminar von prof. paul gruner an die universität bern eingeladen. hier sollte er später auch habilitieren. noch bevor dann er seinen ruf an die universität zürich als professor für das fach der theoretischen physik bekam, wurde er am ende seiner berner jahre erstmals für sein werk erstmals für den nobelpreis vorgeschlagen, wenn auch nicht für seine spezielle relativitätstheorie.

dennoch: e=mc2 ist ein einschnitt in der wissenschaftsgeschichte der modernen phyik, und demnach gebührt dem besenscheuerweg unsere volle aufmerksamkeit.

einstein in bern

mit dem stadtwanderer-blog wollte ich eigentlich am 4. maerz beginnen, dem tag, an dem das alte bern 1798 vor den französischen truppen bedrängt aufgab. es war ein samstag, als der eine teil, dessen zeit abgelaufen war, die bedingungslose kapitulation der generäle schauenburg und brune unterschrieb, in der hoffnung, glimpflich davon zu kommen. der andere teil kämpft tags darauf, am sonntag, auf dem felde, in neuenegg und am grauholz. da war man aber nicht erfolgreich, und so war das schicksal des alten bern vorerst besiegelt.

dieses wochenende war jedoch kein tag für stadtwanderer: soviel schnee wie nie zuvor fiel in einem tag über bern, und wer sich dennoch nach draussen wagte, der wurde von den fasnächtlern eingelullt. also habe ich verzichtet.

der untergang der alten stadt hat mich nie losgelassen, denn es ist der einschnitt im leben der stadt. der einstein im leben der stadt ist dagegen albert, albert einstein, der nobelpreisträger für physik aus dem jahre 1921, der, als er seine grundlegenden werke schrieb, am eidg. patentamt in bern angestellter war. tintenscheisser nannte er den job bisweilen verächtlich, dann äusserte er sich aber auch lobend: es sei seine kreativste zeit seines lebens gewesen. später sei er nur noch der gute onkel gewesen, bei dem das brünnlein der kreativität versiegt sei.

die erfolgsfaktoren eines beamter umschrieb einstein standesgemäss: E=x+y+z. Erfolg sei die Summe aus Arbeit (x), Spiel (y) und Maulhalten (z). seine arbeit bestand damals in der prüfung von patentanmeldungen, sein spiel war seine leidenschaft für physik. das maul hielt der beamte III. klasse, – damals noch. später zog er vom leder wie es nur kam.

1905 schloss er nicht nur seine doktorarbeit (endlich) ab, er publizierte in den annalen für physik auch 5 brillante abhandlungen in serie, die das bild der (newtonschen) physik nachhaltig veränderten und einstein weltruhm bescheren sollten. alle fünf arbeiten seines wunderjahres schrieb er in bern.

wie er in bern lebte, wo erwohnt, wo er arbeitete, wo er in die gaststuben ging, und mit welchen freunden er sich zum philosophieren und musizieren zwischen dem 11. febraur 1902 und dem 15. oktober 1909 traf, das ist das ziel meiner einstein-stadtwanderung: eben das andere wunder von bern.

einstein hat mich ebenso wenig losgelassen, wie der untergang des alten bern. an gründen gibt es viele: wir beide haben am 14. maerz geburtstag, wir beide haben in aarau das gymnasium besucht, wir beiden haben in zürich studiert und wir beide haben in bern gearbeitet. ich bei prof. erich gruner, er bei prof. paul gruner. auch ich wollte physiker werden, denn das versprach mir eine reise auf den mond. einstein hatte keine solchen träume, aber er suchte nach dem gesetzen der weltalls und nach dem ursprung der zeit. das wiederum verbindet uns beide, selbst wenn der weg unterschiedlich ausgerichtet sein sollte. albert einstein ist drum meine erste themenwanderung durch bern gewidmet, die ich dieses jahr machen werde: am 26. august, für die inlandredaktion der neuen zürcher zeitung. hoffe das wird ein erfolg!

stadtwanderer