ende des umbaus in sicht – zeit für den rückblick

keine(r) hat den umbau genauer verfolgt als sie. gelegentlich hatte man den eindruck, sie sei die bauführerin selber. denn kein noch so verwengener standort war ihr zu viel, um ein jahr lang über die bauliche neugestaltung des berner bahnhofplatzes zu berichten.

080505_flyer.jpg

wer sich auf flickr auskennt, kam nicht an den fotos von jungle-jill vorbei, die unaufdringlichen, aber umso überzeugenderen von menschen, kranen und bolldozern berichten, welche die alten gebäude einstürzen lassen, neues baumaterial überall hin verteilten und behände am baldachin werklen. und wer den blog bern.bahnhofplatz.ch anclickte, bekam auch noch den einen oder anderen erhellenden kommentar zu alledem, was im letzten jahre rund um den bahnhofplatz geschah dazu.

enstanden ist so, aus der beobachtungs- und mitteilungsgabe von irene karpiczenko, ein etolle geschichte über die neugestaltung des bahnhofplatzes, in der sich die realität des baus und die erinnerung an die eigenen legospiele eigentümlich mischen. was bis jetzt nur virtuell zu sehen war, kommt nun handgreiflich in die bald vollendete realität zurück: denn irene lädt zur ausstellung “bahnhofplatz bern. der umbau in bild, ton und legosteinen” ein, eine art rückblick auf all das, was wir alle in bern in den letzten 12 monaten rund um den bahnhof erlebt haben.

an der vernissage geht es fast wie auf dem bau zu und her: die verpflegung sei echt, schreibt irene in ihrer einladung! leiderleider bin ich an der eröffnung wegen meiner schaffhausen-recherche verhindert, muss ich antworten, doch bin ich jetzt schon gwunderig auf die ausstellung der berner fotoreporterin, die zeitgeschichte festhielt!

stadtwanderer

foto: jungle-jill

nun kommentiert was das zeug hält!

gotthardpost.jpgdie post kann wieder abgehen!

danke dominik, die probleme mit dem kommentieren, nachschlagen und umschalten auf den neuen stadtwanderer sind behoben.

danke auch alle meinen treuen fans, die mich auf das malhör auf dem neuen stadtwanderer aufmerksam gemacht hatten. ich selber hab’s zuerst nicht gemerkt, denn intern angemeldet kam ich jederzeit auf die die kommentarseiten …

dabei habe ich seit sonntag aus allen herren länder und frauen mailboxen nette mitteilungen gekriegt, was alles falsch war an meinen beiträgen der letzten tage!

so, nun kommentiert wieder ungeniert, was die sache angeht, und verschont die menschen, die sich gerne öffentlich äussern mit beschimpfungen …

stadtwanderer

apropos “longchamp”

kate.gifnein, nein, viel zu tun habe ich mit den luxusriösen ledertaschen, die unter dem label “longchamp” verkauft werden, nicht.

eines jedoch ist auffällig: mein bürgerlicher nachname, der offensichtlich französisch ist, schreibt sich – d’après le bon français – falsch. denn longchamp, herleitet vom langen feld, hätte auf französische zwangsläufig ein “s” am schluss.

so liegt die vermutung nahe, alle longchamps würden eine grosse sippe bilden; speziell

. die gründer der französische lederwaren-firma “Longchamp”,
. die erfinder des schicken cabrio-fahrzeugs “De Tomaso Longchamp“,
. die eigner des früheren klosters resp. der heutigen pferderennen auf der “Longchamp” in Paris,
. die erbauer des “Palais Longchamp” in marseille
. der zeitweilige kanzler des englischen königs richard I, “William Longchamp”,
. der zeitgenössischen französischen schriftstellers “Philipp Longchamp“,
resp. die ersten siedler der ortschaften Longchamp, Côte-d’Or, Longchamp, Haute-Marne, Longchamp, Vosges, Longchamp-sous-Châtenois oder Longchamp-sur-Aujon.

doch das bleibt reine spekulation! am sichersten ist, dass unser “longchamp” ein flurname ausserhalb von echallens ist, wo meine vorfahren an den entsumpfungen der felder teilnahmen, um sie danach selber zu bewirtschaften.

mein grossvater väterlicherseits strickte übrigens noch an einer direkte linie zwischen dem hippodrom in paris und unserer familie. die söldner unter unseren vorfahren, welche die berner patrizier dem französischen könig nach paris verkauften, brachten ihn auf die idee. meine diesbezüglichen recherchen blieben aber jämmerlich im dickicht des bois de boulogne stecken.

selber würde ich eher eine verbindung mit dem lederwaren-geschäft aus der grossartigen loire-gegend vorziehen. seit 1970 expandiert diese label für ledertaschen rund um den globus, sodass das englische supermodel kate moss es seit längerem bewirbt. doch auch die recherchen, um eine verbindung zur besitzerfamilie cassegrain aufzubauen, verliefen bisher im irgendwo der virtuellen welt.

bleibt mir nur eins: zu hoffen, dass ich bald auf google-deutsch vor den leder-heinis rangiere, und der ganze traffic auf internet nicht Philippe Cassegrain, der nummer 322 unter den reichen frankreich, sondern mir zugute kommt!

stadtwanderer

foto: fashion mongolia

no comments

ein wenig kinderkrankheiten hat der neue stadtwanderer doch noch. die kommentarfunktion ist aus mir unerklärlichen gründen ausgefallen. dafür geben ich hier ausnahmsweise ausgefallene kommentare von einem anderen blog zu mit wieder und sage da: vorerst “no comment!”

woran das eigentliche problem liegt, weiss ich nicht. doch ist es so, dass man im moment auf dem neuen stadtwanderer nicht kommentieren kann, und auch die umschaltung auf den alten stadtwanderer nicht einwandfrei klappt. dafür sollte jetzt die registrierung auf www.slug.ch klappen. sie sehen, ich bin dran, – und bitte um etwas geduld wegen der ausgefallenen kommentarfunktion.

stopp-schild.jpgdafür geht “tobi” auf “winkelried” umso heftiger zur sache. über den stadtwanderer schreibt der selbstdeklarierte nicht-fernsehschauer:

“der lügenwanderer (mit den kurzen beinen) nimmt in seinem blog http://www.zoonpoliticon.ch/blog/ (titel: “oswald siggs lesung”) gegen die initiative stellung … hier offenbart sich wiedereinmal die unsägliche arroganz der sozi-klique vom leutschenbach: für wie dumm verkauft dieser ____sohn die stimmbürger eigentlich? er meint wohl, wir könnten uns ohne seine oberlehrerhaften belehrungen und seine dahergeplauderten phantasieprognosen keine eigene meinung bilden! in der arena vom freitag, wo er zu gast war, meinte er, es sei ein fehler gewesen, dass die staatliche parteienfinanzierung damals abgelehnt worden sei! zum glück! stellt euch vor, wir müssten mit unserem geld neben den linken staatsmedien noch direkt die feinde der freiheit, der demokratie, des wohlstandes und unserer kultur finanzieren! ja, hätte der wohlstands-dickwanst wohl gerne …. niemals!”

bei soviel ehrverletzendem unsinn in dem kommentarspalten anderer bloggs bleibt mir vorerst nur eins: no comment!

stadtwanderer

 

verkehrt herum

2480603496_bf8564924f.jpg“In Silber ein schwarzer Baselstab”, so lautet die offizielle blasonierung des wappens, das für den kanton basel-stadt steht. gemeint ist damit ein nach links gerichteter schwarzer krummstab auf weissem (ganz genau: silbernem) feld mit drei querbalken, die den stab durchbrechen; nach unten läuft dieser in drei zacken aus. gemeint ist damit der hirtenstab der früheren so mächtigen bischöfe am rheinknie.

die stadt basel gehörte zu den ersten städten überhaupt, die ein wappen hatten. das motiv ist seit dem 11. jahrhundert geläufig, auf münzen und auf banner. damit gab man kund, stolze bischofsstadt zu, die dem kaiser habe stand.

denn kaiser heinrich II., der letzte in der dynastie der ottonen, beteiligte sich zu beginn des 11. jahrhunderts tatkräftig am aufbau der stadt, in der er mit seiner frau, kaiserin kunigunde, zeitweise auch lebte. knapp 100 jahre zuvor war sie während des einfalls der magyaren zerstört worden, ohne sich davon unter burgundischem schutz erholt zu haben.

im jahre 999 war der bischof von basel angesichts der milleniumsangst der burgunder im eigner des burgundischen klosters moutier-grandval geworden; damit wurde er auch wichtiger grundherr im jura. doch auch in nördlicher richtung dehnte er sich aus, sodass der bischof und kein graf zentraler feudalherr am rheinknie wurde. 1019 begann man, das münster im romanischen stil neu zu bauen, und mit dem münzrecht erhielt die stadt die möglichkeit, selber handel zu treiben.

das alles macht es verständlich, dass die bischofsstadt auf glänzend-hellem silber den bischofsstab in die ganze christliche welt von damals tragen wollte. ausser in bern, scheint man das auch überall zur kenntnis genommen zu haben.

denn in der berner altstadt, seit tagen wegen bea und grand prix mit blumen, farben und wappen geschmückt, hängt ein basler wappen in umgekehrten farben: helles weiss auf dunklem schwarz! “grad vercheert statt lätz”, könnte man sagen.

allenfalls auch auch eine leise vorahnung auf die trauer von yb im st. jakob-stadion von gestern.

stadtwanderer

aussichten auf einen ganz frühen silvestermorgen 2008

stein1.gifgestern war ich in der “arena“. die abstimmung über “volkssouveränität statt behördenpropaganda” wurde verhandelt. unmittelbar nach der sendung wurde ich von einem fan angefragt, ob ich für einen anlass in den freiburgischen sensebezirk käme? “klar”, antwortete ich. mein silvester 2008 könnte damit einen unerwarteten ablauf bekommen.

meine eltern lernten sich im fribuorgischen le mouret kennen. das liegt im saanebezirk, gut 10 kilometer südlich der stadt fribourg, und hart an der sprachgrenze. auf der andern seite des grabens liegt sankt silvester, ein kleines dorf, das sich etwas verträumt an die freiburgischen voralpen anschmiegt. markantes punkt im ort ist die kirche, zuoberst auf einem hügel, der gerade gross genug ist, um dem gotteshaus und dem friedhof rund herum platz zu bieten.

1148 wird st. silvester erstmals in einer urkunde erwähnt. schon damals stand eine kapelle auf dem heutigen kirchberg, die dem heiligen st. silvester geweiht war. die kapelle hat der gegend denn auch den namen gegeben; noch heute ziert der grüne hügel und die weisse kirche, umgeben von zwei bäumen, das wappen der gemeinde.

das alles verweist, wie elementar das leben in der peripherie ist, – gleichzeitig aber auch, wie flächendeckend sich das christentum ausgebreitet hat. denn der heilige silvester war kein beliebiger, sondern der erste bischof von rom, der nach der zulassung des christentums im römischen kaiserreich wirkte und nicht als märtyrer starb. er profitierte vom edikt von mailand, dass die christenverfolgung beendet hatte. erlassen wurde es von konstantin, dem ersten christlichen kaiser, der das zentrum des reiches in die von ihm erbaute (und am 11. mai 330 eingeweihte) stadt konstantinopel (heute istanbul) verlegte. dem bischof von rom gab das die möglichkeit, die sich als herr über die alte kaiserstadt herauszuheben und sich als papst über die anderen bischöfe zu sehen.

papst silvester starb am 31. dezember des jahres 335. im christlichen kalender wurde dieser tag zu jahreswende, weshalb der heilige silvester auch als patron für ein gutes neues jahr angerufen wird. in st. silvester steht man dafür sehr früh auf. um 5 uhr morgens wird in der kirche ein feierliches hochamt abgehalten. die bauern bitten nach traditioneller sitte ihren schutzherrn silvester, was eigentlich waldmann heisst, um ein reiches futterjahr für ihre tiere; hierfür tragen die gläubigen kleine opferfigürchen, die mensch und tier symbolisieren, auf den altar. der pfarrer wiederum erhält seit menschengedenken käse und schinken, als dank dafür, dass auch er seine schäfchen vor seuchen bewahre.

es kann gut sein, dass auch ich am ende dieses jahres in st. silvester bin und, wer weiss, mir in der dortigen “arena” gedanken mache, wie das leben am rande der zivilisation aus heidnischen und christlichen traditionen entsteht, – fast genau dort, wo sich mein vater meine mutter kennen gelernt haben.

freuen tät’s mich!

stadtwanderer

schweiz-österreich: wie es vor genau 700 jahren zum grossen krach kam

1308_mord_albrecht1.jpggegenwärtig machen allen in der schweiz und in österreich auf fussballerischen schmusekurs. dabei ergisst man den realen hintergrund für die langjährige feindschaft zwischen den eidgenossen und habsburg, deren ursache sich dieser tag zum 700. mal jährte. ein unzeitgemässer rückblick.

albrecht I., römischer könig in den deutschen landen, hatte es nicht leicht. 1291, bei der wahl eines nachfolgers für seinen verstorbenen vater, könig rudolf von habsburg, wurde er übergangen. erst 1298, als könig adolph von nassau, der an seiner stelle gekürt worden war, zu stark mit den städten und zu wenig mit dem kirchlichen und weltlichen adel packtierte, beförderte man albrecht, damals noch herzog von österreich, zum deutschen gegenkönig. noch im gleichen jahr schlug er bei göllheim adolph auf dem schlachtfeld, sodass er hinfort einziger deutscher könig war. selbst papst bonifaz anerkannte ihn in dieser funktion, was ihm den anspruch auf den kaisertitel gab. doch war der preis hierfür so horrend, dass albrecht schliesslich selber auf den kaisertitel verzichtete.

der aufstand von 1291 gegen herzog albrecht von österreich

albrecht war erpressbar. denn die herrschaftsverhältnisse des herzogs von österreich blieben im schwäbischen westen geklärt. 1282 war er, gemeinsam mit seinem bruder, nach dem sieg seines vaters rudolf über den böhmischen könig ottokar II. herzog von österreich geworden. sie sollten die ländereien des reichs, die der böhme für sich beansprucht hatte, gemeinsam verwalten. doch schon kurz danach entschied sich der vater, nur albrecht als statthalter in wien zu belassen und mit sohn rudolf neue pläne zu schmieden. er sollte in denalten stammlanden der habsburger, vor ordnung sorgen und das zerfallene herzogtum schwaben neu ordnen diese jedoch misslangen, und sohn rudolf verlor dabei ausgerechnet im gleichen jahr wieder vater rudolf das leben.

darum wusste man, als albrecht 1291 nach dem tod seines vaters nach der königskrone griff. vor allem im herzogtum schwaben, das sein bruder aufbauen wollte, war man gegenüber der machtballung in den händen von albrecht skeptisch. der bischof von konstanz, unterstützt vom st. galler abt, den rapperswilern, den nellenburgern, den laufenburgern und den savoyer adeligen erhoben sich gegen den habburger, unterstützt von den städten zürich, bern und luzern sowie den ländern uri und schwyz gegen den österreicher. sie alle wollten verhindern, dass albrecht neben dem titel eines herzogs von österreich auch herzog von schwaben werden würde. ihr widerstand zerbrach erst, als sich 1292 die zürcher, vom könig gelagert, einen vergleich schlossen.

der verhinderte erbe als königsmörder

1298, als herzog albrecht tatsächlich deutscher könig wurde, setzte er die rückführung von krongut, das sich im 13. jahrhundert angesichts der krisen im reich verselbständigt hatte, energisch durch. das hat ihm gerade im südwesten des reiches den bleibenden ruf eines habgierigen und deshalb unbeliebten landesherren eingetragen. 1308 kulminierte dieser konflikt. johannes, sohn von albrechts bruder rudolf und seiner böhmischen gemahlin, graf von habsburg, der sich auch herzog von schwaben nannte, forderte den erbteil seines verstorbenen vaters für sich. entweder sollte er herzog von österreich werden oder finanziell entschädigt werden. so oder so warf er ein auge auf das reiche böhmen, das der könig jedoch für seine eigenen kinder freihalten wollte. entsprechen zögerte der königliche onkel; er zeigte beim gemeinsamen familientreffen in baden kein gehör für das ansinnen. vielmehr machte er sich erhaben auf den weg, um seine gattin elisbeth, die in rheinfelden in kur war, zu treffen.

nun versammelte johannes mitverschworrene freiherren aus seiner grafschaft. rudolf von balm, walter von eschenbach und rudolf von wart, alles kleinadelige aus dem zürcherischen und luzernischen, waren mit von der partie. sie waren zu allem entschlossen: der verhasste könig, dessen macht auf einem illegitimen erbe beruhe, solle sterben!

anfangs mai 1308, als albrecht bei brugg, nahe dem stammschloss der habsburger die reuss überquerte, setzten sich die verschworenen in seine fähre, und johannes erschlug der wehrlosen könig beim aussteigen. als johann parricida, der verwandtenmörder, ging er in die geschichte ein. er versuchte nach pisa in italien zu flüchten, verstarb aber unterwegs. rudolf von wart wurde auf einer reise nach avignon verhaftet, nach brugg gebracht und dort gerädert. walter von eschenbach starb als schäfer im schwarzwald, während man von rudolf von balm nur weiss, dass er sich in konversenhaus in basel verstecken und dort unerkannt weiter leben konnte.

die rache der habsburger begründet die rache der eidgenossen begründete die rache habsburgs begründete …

an der stelle, an der könig albrecht I. erschlagen wurde, gründete die verwitwete königin elisabeth 1310 ein doppelkloster, je eines für frauen, in das sie selber eintrat, und eines für männer. noch heute sind die gebäude von königsfelden im aargauischen wasserschloss sehenswert. sie stehen aber auch für den ersten und gescheiterten versuch der habsburger, das deutsche königtum als erbmonarchie zu begründen. denn als nachfolger von albrecht wurde heinrich VII. deutscher könig und begründete die grosse zeit des hauses luxemburg-böhmen.

albrechts nachfahren rächten sich nicht nur an den königsmördern, sondern auch an ihrem anhang blutig. erst als das schlachten vorbei war, verhängte man die reichsachte über die aufständischen und legitimiert man so der rachefeldzug nachträglich. genau dieses vergossene blut sollten der kleinadel und die bauern in alemannien nicht vergessen. 1315 war der auftakt der schlachtenserie der eidgenossen gegen habsburg, die erst 1499 ihr ende finden sollte.

genau siebenhundert jahre ist die ursprüngliche bluttat her, welche das haus habsburg in eine tiefe krise stürzte, und zur formierung der eidgenossenschaft als bündnis aus städten und ländern gegen die herzöge von österreich führte. ich erinnere daran, nicht weil ich den fussballbegeisterten schweizern und österreicher die suppe versalzen will. ich finde vielmehr, man hat 1991 viel zu aufwendig fragwürdige siebenhunderjahrfeste gefeiert, während man heute viel zu leicht vergisst, was der geschichtliche hintergrund des grossen krachs zwischen den habsburgern und ihren untertanen ist.

denn der königsmord an albrecht bildet den realen hintergrund für die geschichten über die gründung der schweiz, die uns in der schillerschen version noch man heute gegenwärtig sind.

stadtwanderer

das immer währende projekt “demokratie”

schweiz_in_sicht.jpgdas wird eine interkulturelle herausforderung: zwei tage vor den volksabstimmungen vom 1. juni 2008 führe ich, gemeinsam mit iri-europe eine koreanische delegation durch die stadt bern. aus aktuellem anlass, aber auch um meine demokratie-freunde mit der politischen kultur berns und der schweiz bekannt zu machen, habe ich meine stadtwanderung für ausländische Gäste neu konzipiert, gekürzt und erweitert.

hier schon mal das neue programm für den freitag, 30. mai, ab 17 uhr!

1. station: gerechtigkeitsbrunnen

grosse fragen, verschiedene antworten – oder die geschichte berns zwischen aristokratie und republik

2. station: rathaus

die französische besatzung – oder die misslungene revolution von oben

3. station: erlacherhof

die liberale kantonsgründung – oder die revolution der bürger und bauern gegen die stadtaristokratie

4. station: casino (ehemalige hochschule)

die freisinnige staatsgründung – oder die schweiz von heute

5. station: bundesplatz

die geburt der volksrechte – oder der beginn der konkordanz-politik

6. station: hotel bern (ehemaliges volkshaus)

die soziale bewegung – oder aufstand und integration der arbeiterschaft

7. station: schützenmatte

die neue soziale bewegung – umweltschützerInnen, feministinnen und alternativler machen druck

8. station: hotel national

die neue nationale bewegung – oder die schweiz als sichere insel im brandenden weltmeer

danach ist, wie bei jedem projekt, vorläufig schluss!

anschliessend gemeinsames nachtessen im restaurant moléson

stadtwanderer

bild: schweiz in sicht, von vincent golay, zeichnungen: mix&remix, vertrieben durch präsenz schweiz

adelheids historische tat

p5070477.JPGich weiss, niemand ausser mir hat heute an kaiserin adelheid gedacht. und alle ausser mir haben ihre grosse historische leistung, die sich heute jährt, vergessen. doch ich lass nicht locker: ich kämpfe unverändert für die späte, aber berechtigte einkehr der grossen frau aus bümpliz in unser geschichtsbild!

das erbrecht der fränkischen sippen

das weiss man aus dem geschichtsunterricht: als kaiser karl der grosse, der mit dem fränkischen reich im jahre 800 das weströmische kaisertum wieder aufleben liess, dauert edie freude nicht lange. nach karls tod begannen die querelen unter seinen enkeln, die 843 zur grossen teilung des kaiserreiches führten, und 888 im untergang des karolinigische kaisertums endeten.

eine ursache dafür war, dass die franken kein zeitgemässes erbrecht entwickelt hatten. sie gingen wie zu zeiten der völkerwanderung davon aus, dass eine sippe die königsherrschaft inne habe und in der sippe alle legitimen männlichen nachfahren des königs ein anrecht hätten, seine nachfolge anzutreten. wenn es mehr als einen anwärter hatte, teilte man das königreich in unterkönigreiche auf, die sich nicht selten unter einander bekämpften. so endeten die versuche der franken, dauerhaftes zu schaffen, meist schon schnell.

das neue erbrecht der kaiserlichen familie

962 machten sich die sachsen im norden, vertreten durch ihren könig, otto I., und die langobarden im süden, vertreten durch die königswitwe adelheid, die 951 gemeinsam geheiratet hatten, daran, das neue kaiserpaar zu werden. doch die germanischen sachsen hatten ein ähnliches erbrecht wie die germanischen franken, und die gefahr, dass unter den brüdern und nachfahren von otto I. ein eigentliche sippenstreit um die macht im könig- und kaiserreich entstehen würde, sollte otto bei seinem italienfeldzug umkommen, war real.

adelheid, die burgunderin, kannte seit den zeiten ihres grossvaters ein anderes erbrecht, das auch bei den langobarden fuss gefasst hatte. nur einer, der älteste sohn, sollte erbe des königs und damit auch des kaisers werden können. so vertrat sie auch bei den sachsen die auffassung, dass nur der erstgeborene legitime sohn von otto I. ein anrecht habe, könig der sachen und franken und damit nachfolger von otto I. als kaiser zu werden.

so wurde der kleine otto, vor der abreise seiner eltern nach rom zur krönung, der damals gerade mal 6 jährig war, zum neuen könig der sachsen und franken gekrönt. für den fall, dass otto I. sterben sollte, hätte adelheid als erste frau seit römerzeiten die regentschaft für den minderjährigen könig übernommen; für den fall, dass otto II. beim tod von otto I. volljährig sein sollte, wäre er direkt nachfolger seines vaters geworden.

die grosse bewährungprobe

in der tat kam es dicker als erwartet. otto I. verstarb, bevor otto II. volljährig war. und otto II. verstarb ebenfalls, bevor sein sohn otto III. volljährig war. im ersten fall war es adelheid, welche die regentschaft über das ganze kaiserreich übernahm. im zweiten fall war es ihre schwiegertochter, theophanu, die frau von otto II., die gleiches tat. und weil auch sie früh starb, wurde die schon gealterte kaiserin adelheid noch ein zweites mal regentin, um ihrem enkel otto III. die königs- und die kaiserkrone zu sichern.

damit setzte sich das dynastieverständnis im westlichen kaisertum durch, das nicht mehr auf der sippe, sondern auf der familie angelegt war. und es etablierte sich der friedlicher eübergang von einem herrscher zu andern, als dies noch in den wilden zeiten der fränkischen mero- resp. karolinger der fall war. nur dank der doppelten standfestigkeit von kaiserin adelheid.

vater eines destabilisierte resp. mutter eines stabilisierten europas

in den schule lernt man, karl den grossen, als begründer europa, zu verehren. doch ihm gelang es nicht, eine rechtsordnung zu schaffen, die das kaisertum auf dauer sicherte. es war eigentlich adelheid, welche mit ihrer heirat nach sachsen, den römischen gedanken der geregelten nachfolge unter herrschern in die sitten der germanischen franken einbrachte. eigentlich sollte sie als garantin stabiler strukturen in europa geehrt werden.

und anlass dafür wäre heute gewesen. denn den entscheidenden schritt tat die grosse burgunderin am 7. mai 961, als sie die krönung ihres minderjährigen sohnes otto zum einzig legitimen könig von sachsen und franken durchsetzte. nicht schlecht, für meine vorzeige-bümplizerin! aus dank dafür gehe ich grad ins alte schloss bümpliz ein bier kippen, das an der stelle steht, wo früher die burgundischen pfalz war, in der adelheid möglicherweise geboren wurde.

stadtwanderer

serie über die kaiserin adelheid

neues projekt: stadtwandern in schaffhausen

1223358951_033dd58e54.jpgich habe eine neue anfrage: stadtwanderung in schaffhausen. meine schwester, monique menk lädt ein. da werd’ ich nicht nein sagen!

zunächst gemischte gefühle

zuerst dominierte der schreck: ausgerechnet schaffhausen! mein verstorbener mittelalterprofessor in zürich, hans conrad peyer, war schaffhauser. er war der erste, der mich für stadtgeschichte zu begeistern sucht. doch er war nicht so überzeugt von mir und meiner arbeit. diejenige über die märkte am rhein, die ich bei meiner schwester in schaffhausen (!) getippt hatte, weil ich mir damals, etwa 1979, noch keine schreibmaschine leisten konnte, liess er gerade durchgehen …

doch dann erwachte ob der anfrage die freude in mir. eine “neue” stadt erwartet mich. eine neue kultur wohl auch: das rheinische, das alemannische, das kleinstädtische dürfte in schaffhausen stärker hervortreten als in bern, wo die mischung aus allem möglichen dominiert. für die geschichten aus der stadt wird das wichtig sein. und dennoch: alle europäischen städte aus dem mittelalter entwickeln sich nach vergleichbaren vergleichbar: man muss die verkehrslage studieren; man muss die kirchlichen und weltlichen verhältnisse im mittelalter kennen. und man muss die sozio-ökonomische entwicklung der stadt nachvollziehen.

orte und figuren gesucht

stadtwandern macht nur spass, wenn es markante plätze, schöne gebäude und auch ausdrucksstarke denkmäler hat. da bietet schaffhausen ja einiges: der wasserfall, das kloster allerheiligen, der munot, die erkerhäuser und die industrieanlagen der georg fischer ag kommen mir schon spontan in den sinn! und ich frage mich: sieht man noch spuren der bombardierung der stadt im zweiten weltkrieg durch die allierten?

für die vermittlung vor ort muss man nach personen fahnden, die eine geschichte erzählen könnten: könig heinrich III. und die nellenburger im hochmittelalter werde ich mir vornehmen, sebastian hofmeister, der reformator, muss vorkommen, genauso wie walther bringolf, der legendäre arbeiterführer und stadtpräsident. vielleicht sollte ich auch geri bührer, den wirtschaftsverbandsboss treffen, und werner minder, den trybol-patron anrufen, um zu verstehen, wie es ist, wenn die interessen des gross- und kleinkapitals in einer so geschlossenen welt wie der stadt schaffhausen aufeinander treffen. oder sollte ich zu meiner einstimmung mit der schriftstellerin isolde schaad ein interview führen, gerade weil sie schaffhausen verlassen hat?

auf der spur von tells geistigem grossvater

eines ist sicher: johannes von müller, den schaffhauser historiker aus der wende vom ancien zum nouveau régime, wird einen gebührenden platz in meiner führung erhalten. seine werke habe ich geschenkt erhalten, und ich werde sie sicher einbauen. denn ohne seine geschichte der schweiz hätte friedrich schiller in weimar seinen wilhelm tell nie hingekriegt, und hätten wir bis heute ein wohl anderes bild der schweiz.

ich sehe: schaffhausen, die stadt am rhein, die vermittlerin zwischen schweiz und deutschland beschäftigt mich schon mehr als ich zeit habe …

stadtwanderer

foto: moha-sh

bookmarken sie uns neu!

der stadtwanderer hat vor wochenfrist gezügelt. er ist jetzt hier erreichbar. damit sie automatisch auf diese neue adresse kommen, clicken sie sie an und bookmarken sie uns neu.

der alte stadtwanderer dient nur noch als archiv, er wird nicht mehr weitergeführt.

der stadtwanderer bleibt sich aber treu. auch im neuen gewand ist er der alte.

stadtwanderer

spinnst du auch?

2465733106_0c01ec848f1.jpg“klar”, antwortet bärbi, stellvertretend für die spinngruppe frienisberg. und sie ist stolz darauf. zurecht, meine ich.

der mühlentag im benachbarten hofen gab dieses jahr erstmals einblick das handwerk des spinnens. bärbi, hedi, rösli und andere frauen kamen auf ihrem spinnrad vorgefahren. im nur waren die wunder-instrumente betriebsbereit, sodass der feste fuss rhythmisch gas geben und der faden aus den flinken fingern fliessen konnte. nein, lärm wie beim autofahren, macht das nicht! es erzeugt nur leise schwingungen, die einen sofort angenehm ziehen.

spinnen ist nicht nur ein traditionelles handwerk. es ist auch meditation und unterhaltung gleichzeitig. bisweilen sieht man die frauen wie wild treten, fleissig spinnen und toll schwatzen, – und dann ist eine von ihnen alleine, und man merkt wie sie es still und leise geniesst, etwas mit hand&fuss zu machen.

die ganztägige vorführung in hofen der spinnerinnen vom frienisberg war die attraktion des tages. sofort bildeten sich menschentrauben rund um die spinnräder, und mann&frau war interessiert zu erfahren, wie man kardet und färbt, sodass am schluss bunter faden für mancherlei sachen von hut bis strumpf entsteht.

ich kann da nur eines sagen: bärbis idee, die mühlen- mit den spinnrädern zu kombinieren, war eine runde sache. beides hat gefallen und das seine zum stimmigen tag beigetragen.

stadtwanderer

mehr bilder zum hofener mühlentag 2008 hier.

ps: bärbi will nun auch bloggen. über die vogelwelt, aus der fernen slowakei. und das in wenigen tagen. ich glaube, jetzt spinne ich auch …

das tagtägliche chaos: skala des bösen

wer kennt das nicht: man hat zeit zum lesen, reisst seiten aus der zeitung, die man gerne vertieft studieren möchte, und dann … klingelt das telefon! danach ist der faden gerissen, den man zu spinnen begonnen hatte, der artikel landet auf der grossen beige um ende woche ungelesen entsorgt zu werden, sodass der traum, die zeit, in der wir leben, besser verstehen zu können, einmal mehr vertagt wird. jetzt ist fertig damit: ich eröffne die rubrik “das tagtägliche chaos verstehen”, – und hoffe, ihr, meine geneigten leserInnen, helft mir bei der verarbeitung der lektüre!

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drei seiten, die mich heute beschäftigt haben: die skala des bösen, die operation bubenberg und die zeitzeichen für die ewigkeit (foto: stadtwanderer, anclickbar)

am meisten beschäftigt hat mich heute der inzest-skandal in österreich. was es braucht, dass man ein so schreckliches leben führt wie josef fritzl, ist mir unerklärlich. michael stone, professor für forensische psychiatrie, hingegen befasst sich, wie die nzz am sonntag schreibt, seit 30 jahren mit dem widerwertigsten verhalten von menschen. also muss er es wissen.

als seinen schlimmsten fall bezeichnet stone den kannibalen von montana. der verkleidete sich als polizist, schleppte jungs ab, vergewaltigte, tötete, koche und ass sie auf. in seinem haus fand man verschlüsselte kochbücher mit rezepten für die eintopf aus menschenfleisch. stone hat aus solchen fällen eine skala des bösen entwickelt. 22 stufen kann er zwischenzeitlich unterscheiden. fritzl, vermutete er, sei auf der 16. von 22. stufen: “psychopaths committing multiple vicious acts”, heisst sie im fachjargon.

die hauptsächlichen ursachen, die für schwerst abweichendes verhalten in frage kommen, sind genetische defekte, gewalt in der kindheit und deformationen durch unfälle. was bei fritzl den ausschlag gab, weiss aber auch der experte nicht.

aus meiner sicht bleibt die frage, was geschehen muss, dass alle grenzen, die der normale mensch kennt, um zwischen drang und verhalten zu unterscheiden, fallen.

stone spricht in diesem zusammenhang davon, dass sexuell motivierte serienmorde, die 17. stufe, seit den 60er jahren des 20. jahrhunderts zunehmen würden. er gehe davon aus, dass mehrere serienmörder unerkannt unter uns leben würden. seine these für diese entwicklung lautet: “Seit der feministischen Bewegung, seitdem die Frauen eine grössere Freiheit erlangen konnten und sich schneller scheiden lassen, sitzen immer mehr sexuell frustrierte Männer alleine zu Hause. Sie kompensieren ihre «verlorene» Macht und Dominanz, indem sie überreagieren und Frauen brutal behandeln.”

da frage ich: stimmt das alles? oder ist es medial überzeichnet? muss ich jetzt die skala des bösen auswendig lernen, um im alltag schwere psychopathen zu erkennen, wenn ich mich auf der strassse bewege, in einem restaurant esse, oder mich an einem fremden ort vergnüge?

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an unserem burgunderbild arbeiten

“warst du schon in der burgunderausstellung?”, werde ich gegenwärtig viel gefragt. meine antwort lautet meist “ja”. “und, wie war’s?”, ist die normale nachfrage.  das bringt mich regelmässig in verlegenheit: hier mein ordnungsversuch nach dem museumsbesuch!

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das löbliche zuerst: die sicht des reichen, der dennoch verlor

klar, die eben eröffnete burgunderausstellung ist einmalig. man ist überwältigt vom reichtum, der hier in grosser zahl ausgestellt wird. allen voran beeindrucken die gigantischen teppiche, die im 15. jahrhundert als wandbehänge am burgundischen hof dienten und die weltgeschichte von caesars eroberung galliens bis in die damalige gegenwart darstellen. speziell erwähnt seien auch die zahlreichen exklusiven chroniken, die zu sehen sind und die bedeutung der burgunderherzöge in der herausregenden form aufzeigen, die stilistisch üblich war, als es noch keinen serienmässigen buchdruck gab. und schliesslich muss man von der burgunderbeute reden, welche die eidgenossen 1476 in grandson und murten machten, die teilweise im original oder in getreuer kopie in der ausstellung zu sehen.

den grundstein für den versammelten und ausgestellten reichtum der valois-herzöge von burgund legte philipp der gute, als er zwischen 1419 und 1467 nicht nur die ländereien in den oberen landen, der heutigen region burgund vermehrte, sondern auch die niedern lande, die blühnenden städte von flandern und ihre umgebung unter seine herrschaft brachte. macht und besitz gingen dabei eine besondere symbiose ein, in der karl, philipps einziger legitimer sohn, hineingeboren wurde, sodass karl in seinen nur 10 jahren als herzog nach der vervollkommnung greifen musste: der ehre, selber könig, ja kaiser zu sein.  dafür lud der strebsame herzog karl 1473 den amtierenden kaiser friedrich III. nach trier ein. die verbindung seiner einzigen erbin, maria, mit maximilian, den sohn des kaisers war als eintrittspreis gedacht, um nach der ganzen herrschaft zu greifen zu können.

dieser plan scheiterte, wie die ausstellung klar macht, und dieser misserfolg liess herzog karl seine strategie ändern. statt auf verhandlungen setzte er danach auf die infanterie, die kavallerie und die artillerie. in vorwegnahme der kombination von verschiedenen elementen des heeres, die 100 jahre nach karl üblich werden sollte, suchte er die entscheidung auf dem schlachtfeld, – und unterlag 1477 in nancy, wo er auch den tod fand.

neu an der ausstellung ist, dass diese entwicklung konzeptionell aus der sicht des mächtigen, besitzenden und ehrbaren verlierers, aus karls eigener perspektive, dargestellt wird. das wäre noch vor kurzem in der schweiz undenkbar gewesen, denn in unserer kollektiverinnerung, die durch die partriotische geschichtsschreibung geprägt worden ist, erscheint uns karl nicht als zielstrebiger fürst, der das spätmittelalterliche kaisertum im sinne der renaissance erneuern wollte, sondern als blutdrünstiger tyrann, der hochmütig die eidgenossenschaft kassieren wollte, und dabei zu recht vom hohen ross fiel. allerdings ist die neuinterpretation unseres burgunderbildes in der ausstellung unvollständig. denn die aktive kriegspolitik der stadt bern, die niklaus von diesbach im verbund mit karls erzfeind, dem französischen könig betrieb, geht in der reichhaltigen ausstellung ganz unter.

das problematische danach: der raum des gewinners, der immer noch im kampf ist

und damit sind wir bei dem, was weniger einzigartig an der ausstellung ist: es scheint, als würden sich die räume des berner historischen museum still , aber stur gegen die neuerungen in den betrachtungsweisen wehren. denn sie führen einem vor, wie ungeeignet sie sind, um der ausstellung den glanz zu verleihen, der ihr gebührt: das ende des rundgangs offenbart die ganze schwäche. das erbe karls, das die habsburger kaiserfamilie sehr gerne bei sich aufnahm, findet ganz verloren im untergeschoss der ausstellung statt; fast so, wie wenn es gar nicht wichtig gewesen wäre. der hauptteil wiederum wirkt überstellt, sodass man sich ein wenig im kaiserlichen trödlerladen vorkommt, wenn man friedrichs gepanzertes pferde vor, sein silbergeschirr hinter und die schalmeien über sich hat. die präziosen der ausstellung schliesslich, wie karls gebetsbuch, können nur auf behelfsmässig hergestellten pulten in dunkeln hinterräumen betrachtet werden. das alles mag nicht zu überzeugen, wenn man etwas bewirken will!

teil der nötigen arbeit am berner kollektivgedächtnis

doch ich will nicht mit klagen enden: die ausstellung ist das historische ereignis der saison in der stadt bern, bevor sie nach brügge, einem der zentren der burgundischen macht zu karls zeigten, weiter zieht. und es ist gut, dass sich die stadtkultur mit ihren drei komlexen, die sie aus der geschichte mitgenommen hat, auseinandersetzt: die ablehnung albert einsteins ist seit der grossen einstein-ausstellung einer eigentlichen einstein-euphorie gewichen. das zwiespältige verhältnis der stadt zu albrecht von haller, dem berner universalgenie, der nur ausserhalb der stadt gross werden durfte, wird im kommenden herbst zum grossen thema werden. und dazwischen sollen wir alle aktiv an unserem provinziellen bild von herzog karl arbeiten, den wir seiner kühnheit wegen bisher so wenig mochten!

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mehr infos dazu

zu allem seinen senf abgeben

marcel_ospel.jpgsie sind wie die kleinaktionäre der berner bloggeria ag. denn sie sind das rückgrat des aufstrebenden unternehmens. und also solche treffen sie sich einmal im monat, um als betriebsräte ihren senf zu allem und jenem abzugeben.

neuerdings ist das berner desperado beim bahnhof ihr bevorzugtes lokal. da fachsimpeln die betriebsräte dann über die konjunkturentwicklung in der blogosphäre und handeln am selbstgeschaffenen ring eifrig mit ihren eigenen blogs. die mittlere zahl der eingegangene links bestimmt die stimmungslage, die der berner-blog-index treffsicher wiedergibt.

ihr virtueller börsenplatz ist der blgmndybrn. kein mensch versteht, was das ist, doch das ist ein wenig die absicht der trendigen börsianer. denn sie wollen die avantgarde unter den nutzniessern der gegenwärtig blogosphären bleiben, weshalb sie ihren tauschplatz als wurst&brot-ecke, an der jeder und jede, wo bärndütsch cha, seinen oder ihren sänf dazu geben kann.

in der rubrik “före luege” wird für das nächste treffen der kleinaktionäre ein ganz gewagter tommy angekündigt. dem vernehmen nach ist es marcel ospel, weiland präsident der mächtigen ubs, der ebenfalls erscheinen will. seit seiner abwahl ist auch er eine art desperado, der zu allem und jedem seiner bisherigen mitstreiter insgeheim seinen senf abgibt. wie man hört, soll er mit hauptsitz in bern seinen eigenen www.mein-leben-nach-der-ubs-blog.desp gegründet haben, womit er in der berner bloggeria ag stimmberechtigt geworden ist.

wer nun seinerseits seinen sänf zu marcel ospel abgeben möchte, der oder die sei herzlich eingeladen, ebenfalls auf ein bier, ein paar tapas und scharfe saucen zu kommen, sofern er oder sie einen blog mit bezug zu bern hat, dessen linkwert durch den besuch an der desperado-bar bald erhöht sein wird.

ihr kleinstaktionär der neuen stadtwanderer ag.

bildquelle: iris stutz

schweizer mühlentag 2008 in hofen …

die geschichtsträchtige hofenmühle in wohlen bei bern öffnet morgen samstag ihre pforten. es hat für gross und klein etwas: das Angebot reicht von brotbacken im holzofen bis zum spinnen mit spinnrädern.

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mühle hofen in wohlen bei bern, wo die familie baumgartner bald schon hochwertige energie produzieren will (foto: stadtwanderer, anclickbar)

die hofenmühle ist die einzige mühle meiner wohngemeinde, die noch erhalten ist. die häusergruppe aus dem 18. jahrhundert ist weitherum eine der imposantesten. bevor die aare 1920 zum wohlensee gestaut wurde, lag unterhalb der hofenmühle die kleine gewerbesiedlung “Hofensäge” mit knochenstampfe, hanf- und flachsreibe, sägerei und käserei. bis zu dieser zeit drehten sich sechs grössere und kleinere wasserräder im weiler. ernst baumgartner war der letzte müller, der jedoch 1994 den betrieb einstellen musste. die familie baumgartner lebt seither von der landwirtschaft.

die baumgartners haben grossen vor: sie haben die mühleanlage renoviert. namentlich wurde der wasserzufluss saniert, damit wieder genug wasser fliesst. denn die ehemaligen müller planen, ein kleines, modernes kraftwerk einzurichten. am morgigen mühlentag, der gesamtschweizerisch stattfindet, kann man den stand der arbeiten besichtigen.

der tag der offenen türe bei den baumgartner lässt auch einblicke in die verarbeitung von wolle zu. karden, spinnen, färben, filzen – alle diese schritte der wollproduktion werden vor ort von der spinngruppe “Frienisbärg” gezeigt und können auch selber ausprobiert werden.

der hofener mühlentag 2008 dauert von 9 bis 17 uhr. der eintritt beträgt 8 franken, kinder können gratis hinein. die anreise von bern erfolgt am besten mit postauto bis wohlen, dann sind es 15 minuten zu fuss hinunter nach hofen an den see.

selbstverständlich wird auch der stadtwanderer anwesend sein.

stadtwanderer

mein bericht vom mühlentag 2007 in hofen

no stalking, please!

so, der baldachin der stadt bern ist noch nicht fertig. der schutz über dem neuen stadtwanderer indessen schon.

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sich nicht mehr alles gefallen lassen, ist das motto des neu erwachten berner bären! (foto: stadtwanderer, anclickbar)

der “alte” stadtwanderer musste vollständig ins archiv verbannt werden. sie können ihn ganz oben auf dieser seite auch weiterhin anclicken. wenn sie einem generellen link zum stadtwanderer folgen, kommen sie jedoch automatisch auf den “neuen” stadtwanderer.

wenn sie einem link auf einen speziellen artikel folgen, der auf dem alten stadtwanderer ist, dann kommen sie automatisch ins archiv. durch die archivierung der alten homepage kommen sie wieder auf den link hierhin.

die umstellung wurde nötig, weil der alte stadtwanderer keinen schutz vor spams, üblen belästigungen und unliebsamen nachstellungen hatte. ich hoffe, dass jetzt alles anders wird!

“no stalking”, ist die devise auf dem neuen stadtwanderer. der berner bär wacht darüber, bis der baldachin fertig gebaut ist!

stadtwanderer

direkt zu “alten” stadtwanderer

mehr angriffsbereite berner bären im flickr-pool