amateurhafte “komm-in-die-schweiz”-einwanderungshilfe

“20 Minuten” brachte kurz vor dem wochenende die geschichte auf: auf “www.come-to-switzerland.com” würden auswanderungswillige deutsche auf die vorteile der einwanderung in die schweiz hingewiesen. was seither als heimtückische schlepperseite bekannt ist, erweist sich bei genauerem hinsehen als plumper fake im laufenden abstimmungskampf.

deutschland brennt wegen übermässigen sozialhilfeansprüchen, bald ist das auch in der schweiz so, ist die botschaft der neuen kampagnenwebsite

das phänomen ist bekannt die zuwanderung von deutschen in die schweiz hat unter den bedingungen der personenfreizügigkeit zugenommen. es ist namentlich im raum zürich zum gesellschaftlich kontroversen thema geworden. für die schweiz neu ist, dass es dabei zu einer überwiegend hochqualifizierten einwanderung kommt, die ungewohnte ängste auslöst.

einwanderungshilfe für hartz 4 empfänger …
seit dieser woche macht hierzu die website “come-to-switzerland” von sich zu reden. denn sie wirbt, vorerst aufs deutsche publikum fokussiert, für die einreise in die schweiz. angeboten werden dienstleistungen (“tipps und tricks”), wie man sich hierzulande dauerhaft niederlassen könne.

die angesprochenen sind aber keine ärztInnen oder sonstige fachleute, sondern ganz explizit “Hartz 4-EmpfängerInnen”. die formlose aufmachung der plattform und die saloppe sprache (“untige adresse”) verweisen auf eine frustrierte unterschicht in deutschland . ihr werden bei auswanderung deutlich bessere sozialleistungen in der schweiz im vergleich zu deutschland in aussicht gestellt.

das underdog-publikum, das so mobilisiert werden soll, muss jedoch für die beratung 3500 euro hinlegen. das sei, schreibt man, zwar viel geld, werde in der schweiz aber schnell wieder eingenommen. im vergleich zur konkurrenz verfüge man über eine “rundum-sorglos”-hilfe zu festen konditionen.

ungereimtheiten über ungereimtheiten
spätestens hier wird man stutzig. wanderungswillige, die 3500 euro (gut 5000 franken) zahlen können, wird es nicht viele geben. das bemängeln zwischenzeitlich auch andere blogs. da wird man offensichtlich verhökert. wer sich dennoch erwischen lässt, ist selber schuld. denn man bekommt eine unverbindliche kontaktadresse (“keine telefonische Beratung unter dieser Nummer”), aber sichtbar keine unmittelbare antwort. diese erfolge in rund 14 tagen, also nach der abstimmung in der schweiz …

amateurhaft wirkt vor allem das untrstellte übersetzungangebot für ausreiseinteressierte aus 9 eu-länder. ausser englisch und ein wenig polnisch funktioniert nämlich nichts. rumänisch und bulgarisch, heisst es, werde nach dem 8. februar 2009 aufgeschaltet.

eine bekannte firma oder ein seriöses projekt hinter dem angebot findet man ebenso wenig. vielmehr dürfte das ganze nach bekannter manier auf den schweizer blogger “leumund” zielen, beruflich in osteuropa tätig, privat mitglied der svp, der so blossgestellt wurde und sich zwischenzeitlich in der blogosphäre als abweichler von der svp-linie outen musste!

alle klar macht die recherche nach dem verantwortlichen für die plattform. genannt wird markus gäthke aus gladbeck, betreiber einer einmannfirma für websites. dieser bietet einfache und schnelle services für wenig geld an. das geschieht wohl automatisiert, weshalb unter haftungsausschluss ganz gross steht: “Der Inhaber dieser Hompage übernimmt keinerlei Gewähr für die Aktualität, Korrektheit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen.” das macht sein angebot für vielerlei internetanbieter interessant, bei denen es nicht mit rechten dingen zu und her geht.

guerilla-marketing: medienaufmerksamkeit durch gags gewinnen
so bleibt der starke verdacht, bei der ausreisehilfe handle sich um ein fake aus der schweiz, ganz bewusst 10 tage vor der entscheidung zur personenfreizügigkeit ins netz gestellt, um hier die stimmung. via “20 minuten” ist das guerilla-marketing (“statt geld ausgeben medial wirksame aktionen lancieren”) auch gelungen, und es hat auch einigen hiesigen blogs gelegenheit gegeben, die sache weiterzuspinnen.

so hat www.winkelried.info den artikel aus dem gratisblatt gleich weiterverbreitet, wenn auch um einen symptomatischen absatz gekürzt:

“Was die Sache besonders dubios erscheinen lässt: Der Domain-Inhaber weist jede Verantwortung von sich und gibt keine Informationen über den Anbieter heraus. Es handelt sich also um eine anonyme Webseite, für deren Inhalt sich keiner so recht verantwortlich zeigen will.”

stadtwanderer

nicht das abnormal-exotische, aber das unerwartet-herausragende würde mich interessieren

der medien liebstes thema ist das abweichende. nicht das herausragendste, sondern das abnormale. das exotische, das einen fassungslos erstarren lässt, nicht aber das unerwartete, das einen zum hinterfragen anregen würde.


die scheinbar verschwundene gabriele schulze wird in ihrem familienkreis wieder aufgenommen

die waldfrau aus bolligen

das haben die berner und bernerinnen dieser tage im zusammenhang mit der waldfrau aus bolligen so richtig mitbekommen. die frontseiten, die hintergrundseiten und die lokalseiten waren tage lang gefüllt mit der geschichte zu gabriele s. aus deutschland, die seit dem letzten sommer in wald auf bolliger gemeindeboden lebte.

trotz, vielleicht auch wegen der grossen lettern, die in diesem zusammenhang gebraucht wurden, haben wir eigentlich wenig über die frau erfahren, welche die die sesshaftigkeit hinter sich gelassen hatte und durch europa gewandert war, bis sie in bolligen ankam. dass sie nicht in einem haus, sondern in einem erdloch hauste, las man. dass sie ihren “hausrat” nicht aus nahe gelegenen shoppyland, sondern direkt aus dem wald hatte, erfuhr man. und dass sie meist nicht von fleisch und teigwaren, sondern von selbstgemachten suppen und tees lebte, wissen wir jetzt. das alle machte sie zur aussenseiterin, die lebt, wohnt und sich ernährt, wie man das normalerweise nicht tut.

doch was die frau bewogen hat, ihre familie zu verlassen, bleibt verborgen. von einem beabsichtigten papstbesuch war schemenhaft die rede. mehr nicht, ausser, der selbsteinschätzung, dass sie keine aussteigerin sei, wie man meinen könnte. denn sie bewegte sich wie andere auch, spazierte in bern, um zu sehen, wie sich die mode entwickle. sie war auf der autobahnraststätte grauholz, um menschen zu treffen und von einem aufenthalt im süden zu träumen.

nun hat diese geschichte ihr ende. ohne dass jemand damit seine grosse exklusive medienstory machen konnte. den film “die frau, die aus dem wald kam” wird es wohl auch nicht geben. doch haben alle davon berichtet, mainstreamig, lemminghaft. die hälfte der beiträge, die ich gelesen habe, betraffen gar nicht die waldfrau, sondern den medienrummel, der rund um sie herum entstand, und wie sich der journalisten-gemeindepräsident, den bolligen seit drei wochen hat, darin profilieren suchte.

die stadtfrau aus zürich
genau deshalb frage ich nach: warum nur dies aufgemachte medienhype über ein randphönomen in bern. statt dem abnormal-exostischen würde mich das unerwartet-herausragende viel mehr interessieren.

zum beispiel ein ebenso breit aufgemachtes porträt über eine andere frau. genauso unerwartet, aber typisch, und herausragend. zum beispiel über die eine kandidatin für das zürcher stadtpräsidium, die in zürich keine arbeit fand, und bis zu ihrer allfälligen wahl an die spitze der grössten schweizer statt täglich nach bern pendelt, um hier zu arbeiten. wer hätte das gedacht? niemand, wenn man nur konsumiert, was der mainstream berichtet. und genau deshalb ist es von bedeutung. weil es helfen würde, unsere lieb gewonnenen gewohnheiten bei der medienlektüre zu hinterfragen.

eigentlich müsste das auch die zürcherisch-bernischen medien interessieren. allerdings nicht um belanglose geschichte über den wald, sondern über das reale leben in den schweizer städten zu schreiben.

stadtwanderer

farben in der politik sind projektionen

grau dominierte am tag der bundesratswahlen den bundesplatz. auf dem boden lag verschmutzer schnee. das bundeshaus war graugrünbraun. und der himmel zeigte sich verhangen. doch radio drs lud den stadtwanderer ein, über farben in der parteienlandschaft zu sprechen. hier mein thesenblatt aus der vorbereitung als öffentlicher spikzettel.

bern bundesplatz während der bundesratswahl vom 10. dezember 2008 (foto: stadtwanderer)

politische parteien im modernen sinne entstehen als bewegungen aus den bürgerlichen revolutionen zwischen 1798 und 1848. farben dienen seither der identifikation von gesinnung in der öffentlichkeit. in der heutigen gesellschaft ist die eindeutige zuordnung von farben und politischen gesinnung jedoch individualistisch augelöst worden.

. rot ist die erste eigentliche farbe, die eine politische haltung ausdrückt. sie war die farbe der hüte, welche die gefangenen auf den galeeren trugen, die sich mit der französischen revolution emanzipierten. rot steht seit der mitte des 19. jahrhundert für sozialismus. ausser in den usa, wo es die farbe der republikaner ist (und von sarah palins kleidern war, bekanntlich keine sozialistin). die verbreitete einheitlichkeit der farbe rot hat mit der internationalistischen ausrichtung sozialistischer (und kommunistischer) parteien zu tun.

. schwarz hat parteipolitisch einen halbhistorischen parteienhintergrund. es ist die farbe des klerus’, der katholischen parteien. doch schwarz war auch die farbe der italienischen faschisten. und schwarz ist auch die farbe der anarchisten. die haben mit krichen nichts am hut. ja selbst der schwarzen block, der im schweizerischen wahlkampf 2007 eine zentrale rolle spielte, symbolisierte mit der farbe als gegengesinnung.

. viele der modernen parteifarben verraten marketingabsichten. typisch dafür sind die farben der cvp. um sich vom katholischen hintergrund abzukoppeln, wählte anfangs des 21. jahrhunderts eine neue farbe. orange ist ist frisch, aber nicht allen sympathisch. seit 2007 wird es in der cvp-wahlwerbung mit blau durchbrochen. und sieht da. 2003 verlor die cvp, 2007 gewann sie!

. blau ist die eigentliche farbe des friedens. und wieder der amerikanischen demokraten, obama sei dank! aber auch des freistaatlichen bayerns. und der freisinnig-liberalen in der schweiz. das hat mit den nationalen resp. regionalen ausrichtung vieler liberalen parteien zu tun. mit vereinheitlichungen tut man sich dabei schwer. siehe fdp.

. violett für feminismus und grün für ökologie sind die letzten farben, die aus einer sozialen bewegung herausgewachsen sind. grün hat es nicht nur als anspielung an die natur, sondern auch als marke in den parteinamen der grünen geschafft. in der schweiz ist es aber nicht die exklusive farbe der grünen. sie wird auch von der svp beansprucht. ihre gemeinsamkeiten sind eher gering. doch wollten beide oppositionspartein am 10. dezember in den schweizerischen bundesrat. bauerngrün war dabei besonders gefragt.

an diesem wahltag in der schweiz sah ich eigentlich wenige farben an kleidern, die politische bedeutsam waren. vielleicht waren die farben der krawatten der bundesräte, der politologen und der journalisten anspielungen auf politische aussagen, die sie kommunizieren wollten. ich zweifle aber. selber haben meine fliegen nie eine politische aussage. sie entspringen meist der farbe meiner träume in der vornacht.

farben haben in der politik eigentlich nichts verloren. denn sie haben keine eigene sprache. ihre politischen konnotationen entstehen in der politischen kultur. ohne die kenntnisse davon, verläuft man sich parteipolitisch olitisch genauso wie es die franzosen während der helvetischen republik in bern taten. deshalb gaben sie den quartieren farben. noch heute sind grun-geld-bordeau die farben der ober en stadtquartiere resp. strassenschilder in den quartieren.

und die farben der so ungeliebten helvetischen trikolore. gewusst? nicht? eben!
deshalb meine these: farben sind in der politik projektionen.

stadtwanderer

“bern und die schweiz brauchen eine neue qualitätszeitung”

peter ziegler war von 1989 bis 1995 chefredaktor des berner bundes. als die zeitung von riniger an die nzz überging, stieg er aus. doch das ist für den zwischenzeitlich 63jährigen, profilierten politik- und medienwissenschafter kein grund zum schweigen. laut und deutlich interveniert er via weltwoche in die rechenarbeit um sparpotenzial im tamedia-konzern.


fast so unverrückbar wie die berner trams ist die zukunft des berner bundes gemäss peter ziegler: seine drei forderungen an die tamedia als herausgeberin von bund und bz erhebt er in der wewo

es bestehe kein zweifel, schreibt peter ziegler selbstbewusst, dass “der bund” mit der “bz” fusionieren werde. einen zürcher tagi brauche es nicht, denn das käme der aufgabe des bundes gleich. die fortsetzung des berner modells, das charles von graffenried 2003 bei der übernahme des bundes von der nzz begründete, müsse vielmehr in der fusion von bund und bz fortgesetzt werden.

der gestrenge vordenker des liberalen journalismus übersieht nicht, dass beim zusammenschluss der beiden berner zeitungen die qualität leiden könnte. deshalb seine kecke these für die zukunft der berner medienlandschaft: bern und die schweiz brauchen eine neue zeitung, und die heisst “der bund”.

drei forderungen richtet ziegler deshalb an die tamedia:

erstens, es brauche eine verlegerisches bekenntnis zu qualität, vitalität und würde des journalismus. berns zeitungszukunft dürfte nicht nur unter gesichtspunkte der optimierung diskutiert werden. denn ein medienplatz bern sei zwingend.
zweitens, es brauche eine eigenständige publizistischen persönlichkeit, welche die neue zeitung führe, mit wirtschafts-, verwaltungs-, wissenschafts- und kulturstandort bern eng verbundes sei und diesen auch zur geltung bringen wolle.
und drittens, der standortvorteil der bundesstadt solle zum tragen kommen. die neue zeitung müsse bundespolitisch das erst- und bestinformierte tagesmedium sei, welches das politsichen bewusstsein für die gegenwart erneuere.

daraus ergeben sich für ziegler drei strategische ausrichtungen des neuen blattes: die nationale mit der schweizerischen eidgenossenschaft, die regionale mit dem espace mittelland und die lokale mit der stadt bern. das alles sei möglich, wenn man in zürich nwolle. deshalb schliesst er sein plädoyer für einen neuen “bund” mit den nicht scheuen worten: “.. es braucht verlegerisches Denken und verlegerischen Willen. Und Talent. Und staatsbürgerlicher Verantwortung. Sowie die Lust und die Freude, etwas publizistisch wahrhaft Neues zu schaffen – für Bern und für die Schweiz.”

ich wollte mich ja in dieser sache nicht engagieren, merke aber, dass auch dieses thema mit meinem aufruf zu metrobern vernetzt ist. den eine bern als raum in der schweiz, kann ohne eigenes sprachrohr keine ausstrahlung haben.

somit sei auch diese diskussion lanciert!

stadtwanderer

dem “bund” geht’s wieder mal schlecht

… wirklich ereifern mag ich deshalb aber nicht. ein rückblick auf meine zeitungsbindungen in bern vor und nach der jahrtausend-schwelle.

dem bund droht das aus; die bz lauert im hintergrund. doch jetzt wird auch eine kooperation mit dem tagi erwogen.


das jahrhundert mit zeitungen

als ich in den frühen 80er jahren nach bern kam, verstand ich den “bund” nicht richtig. das traditionsblatt war mir zu elitär, zu bernisch, zu textlastig. dehalb hielt ich mich vorerst ganz an die “berner zeitung”. nach dem verkauf der zeitung 1992 setze beim “bund” eine wohltuende modernisierung ein. ich wurde nun bund-leser und blieb es die ganzen 90er jahre hindurch.

der eigentliche bruch kam symbolische zur jahrtausendwende. der “bund” lancierte im frühling 2000 die kampagne gegen meine erste antisemitismus-studie, und er gewährte mir als angegriffenem kaum möglichkeiten der gegendarstellung. mein liberales verständnis von medialer öffentlichkeit wurde nachhaltig zerstört. die “bz” berichtete zwar fair über die verschiedenen standpunkte im konfliktfall. doch war die absicht, der konkurrenz eins auszuwischen, offensichtlich.

seither habe ich keine feste zeitungsbindung mehr. am ehesten noch an die “nzz”. im büro habe ich weiterhin die “bz”. zuhause, ein gemeinsamer entscheid, hatten wir noch den “bund”. diesen sommer haben wir aber auch dieses abo sistiert. die penetrante kommentierung des stellvertretenden chefredaktors gegen samuel schmid ging mir auf den wecker. nur weil man die svp im bundesrat haben will, kann man nicht voreingenommen das handeln anderer magistraten beurteilen. bei aller kritik an schmid, die ich teile.

das jahrhundert ohne zeitungen
überhaupt, das zeitungsgeschehen ist bei mir in den letzten jahren sichtbar in hintergrund gerückt. zu viele fehlbeurteilungen haben mein grundsvertrauen in die journalistische arbeit der tages- und wochenendpresse erschüttert. zeitungen trinke ich eigentlich nur noch, wenn ich kaffee lese …

deshalb war meine träne auch klein, als ich gestern erfuhr, der “bund” sei wieder in finanziellen schwierigkeiten. zur debatte stehen die fusion mit der bz oder der anschluss an den tagi. eine wirkliche präferenz habe ich nicht.

für die berichterstattung über das tagesgeschehen fände ich es besser, bern hätte zwei zeitungen, die sich korrigieren. das schützt vor trägheit. wenn das eher für den “tagi” spricht, weiss ich umgekehrt auch, dass die sensibilitäten in bern und zürich ungleich sein. deshalb gibt es auch argumente für die fusion mit der bz.

allerdings mag ich mich nicht ereifern. denn für den lokalen informationsfluss ist gibt es gratiszeitungen, news-portale und zahlreiche blogs, die mir heute schon näherstehen als die presse. das 21. jahrhundert tickt wohl nicht mehr gleich wie das letzte saeculum.

stadtwanderer

die weltwoche verliert

es ist nicht zum lachen! aber als anstoss zum nachdenken gedacht, werter roger köppel.


vor ein paar tagen waren noch firmenjubiläen angesagt. jetzt werden stellen gestrichen.

man erinnert sich: am tag der grossen finanzhilfe durch snb und bund an die ubs titelte die einst so meinungsprägende weltwoche: “la crise n’existe pas.” die einschätzung, geprägt durch die stereotype nationalistische “schweiz gewinnt” grundhaltung der (chef)redaktion war das papier, auf dem sie stand, nicht wert. kein mensch glaubte dem blatt.

seither ist es zum geflügelten wort geworden: die wirtschafts- und politfantasien der glokalisten (“wirtschaftlich global, politisch national”) haben die realpolitik und realwirtschaft längst erreicht.

das gilt nun selbst für die weltwoche, die für das kommende jahr im eigenen betrieb stellen streicht.begründung von chefredaktor roger köppel: «Die Massnahmen sind notwendig, um die Profitabilität und den unternehmerischen Erfolg der Weltwoche Verlags AG auch in einem laufend schwieriger werdenden Umfeld zu sichern. Kostensenkungen und Restrukturierungen sind für alle Firmen, die angesichts der Krise nicht auf Staatshilfe hoffen können, ein Gebot der Sorgfalt und der Verantwortung.»

wie gesagt, werter roger köppel. es ist kein lachen aus schadenfreude, das ich hier habe. ich bin auch unternehmer! aber es ist eine aufforderung zum nachdenken über voreigenommene berichterstattung, die erfolg bei genügend leserInnen verhindert!

stadtwanderer

die berner wahlplakate im blindtest

an ein gutes wahlplakat erinnert man sich, ohne es sehen zu müssen. denn es erzählt mit visuellen mitteln eine geschichte, die so gut sitzt, dass sie uns zum permanenten wählen des oder der beworbenen motiviert. ein blindtest des stadtwanderers mitten in der dunklen nacht, was dabei 2008 alles hängen blieb.

das erste bild gehört stephan hügli. denn auf einem seiner plakate kommt man ihm ganz nah. nur sein gesicht ist drauf. welch klare botschaft! allerdings, mehr ist da auch nicht. denn auf dem plakat sieht man keinen hintergrund nicht. und das ist wohl bei hüglis mitte auch programm. ausser dass er auf dem andern plakat mit einem bären velo fährt. hää?, will der uns nach seinem rauswurf aus der fdp einen bären aufbinden? ich bin da ehrlich: ein paar politiker auf dem rücksitz, die zu hügli stünden, wären mir da lieber gewesen.

da ist der hintergrund des rotgrünen gemeinderatsplakates viel besser. der baldachin!, das schönste bauwerk, das wir in der letzten legislatur bekommen haben, ist abgebildet. super! allerdings auch das teuerste, reiht sich in der erinnerung an. doch das kümmert das linke quartett nicht viel. sie stehen zu ihren ausgaben. wenn auch nur im fotoshop. denn das bild macht einen mächtig montierten eindruck. und wenn man das ganze schon manipuliert hat, frag ich mich: hätte man da nicht auch die eine oder andere kandidatur durch eine neue ersetzen können? nicht nur das stadtbild bedarf einer regelmässigen erneuerung, werte mehrheit!

von personellen wechseln haben die bürgerlichen so genug, dass sie gar nicht mehr davon sprechen wollen. denn die emotionen gingen während der nomination vor allem bei der fdp so hoch, dass auf dem briefing für den grafiker wohl nur eines stand: beruhigen sie die lage! das hat er oder sie dann so wörtlich genommen, dass einem die versprochene wende partout nirgends auf dem plakat auffallen will. dafür wähnt man sich, beim betrachten derbewerbungen vor dem leitungstrio einer regionalsparkasse zu sein. und ob die bankenallusion im moment das beste rezept ist, um gewählt zu werden, frage man gleich am schalter der ubs nach …

da lob ich mir schon mal den hofer jimmy. denn marketing ist seine sache nicht. auf seinem plakat sieht man vor allem einen hut und einen bart. was bei ihm dazwischen ist, fragt man sich da natürlich. ein mundwerk, kommt einem physiognomisch zwingend in den sinn. das ist gut, für einen stadtpräsidentenkandidaten, sage ich mir. doch bei hofer bleiben mir keine wort in erinnerung, ausser dem zvieri – mit einem bierli. doch da sind wir schon am ende der hopfen&malz-kandidatur aus der matte. ein gutes dutzend fans nur sollen es gewesen sein, die mit hofer im mühlerad gratisbier getrunken haben. so viele stimmen machen noch keinen stadtpräsidenten, ruf ich da zurück.

genau, auch barbara hayoz will das stadtpräsidium. das jedenfalls liest man auf jedem der schönen blauen plakate mit konterfei der sympathischen kandidatin. doch darüber hinaus wirkt sie ein wenig farblos, will mir scheinen. der elan aus der bärenmutter-phase im frühen wahlkampf ist irgend wie vorbei. gut, die mehrkosten des neuen bärenparkes hätten kein motivierendes plakatsujet abgegeben, das ist klar. da ist die gewählte durchschnittsvariante für die werbung der bürgerlichen kandidatin allemal besser!

aber nicht gut genug! denn er wäre nicht er, wenn er nicht das beste aller plakate in diesem wahlkampf gehabt hätte. es ist provozierend rot. und es hat einfachste botschaften. “weiter so!”, aller kritik zum trotz. das kann sich wirklich nur tschäppät erlauben, äxgüsi, tschäpp@. der gag mit dem affenschwanz für den silberrücken sitzt, am besten sogar auf der orangen variante des plakates. die erklärungen auf holländisch wären da für die normalen berner und bernerin nicht einmal nötig gewesen. denn alle wissen, alex will es nochmals wissen. gut abgelenkt, sag ich dir, werter stapi, wenn ich dich beim nächsten apéro treffe.

stadtwanderer

mehr bilder finden sich hier.

im zeichen der neuen swissness

am wochenende nahm die jugend im nationalratssaal für die jugendsession platz. und in der nacht erstrahlte das total renovierte bundeshaus so speziell wie schon lange nicht mehr. das ist die neue swissness, hallte es in mir nach.

während der nachstunden wurden in loser folge farbige bilder auf das bundeshaus projiziert. riesig waren sie, denn sie bedeckten die ganze frontseite. und farbig erschien uns das gebäude, ganz anders als der sonst gewohnte grün-braune sandstein schimmert.

da es noch ein wenig schneite, glitzerte der lichtkegel zwischen den grossen scheinwerfern und dem erleuchteten bundeshaus in allen farben und formen. gezeigt wurden symbole der schweiz: das wappen, die kantonshelgen, die drei eigenossen, die plenarsäle, das innere der bundeskuppel und vieles andere mehr.

“swissness” kam mit spontan in den sinn, als ich das sah. kein einfacher begriff, gewiss: aber zeitgemässer als patriotismus. denn er entspricht dem heutigen denken besser: er steht für die schweiz, die wie eine marke vermittelt wird. darin haben zahlreiche stärken der schweiz wie friede, stabilität, freiheit, schutz, offenheit und mitsprache genauso platz, die für verschiedenste gruppen eine identifikation anbieten.

die 200 teilnehmerInnen der jugendsession stiess auf ihre art auf das neu renovierte bundeshaus an: sie forderten eine zeitgemässe und härtere prävention, die dem rauschtrinken unter jugendlichen rechnung trägt.

stadtwanderer

die voraussetzungen alltäglicher illusionen

zwar wurde das bewegte bild mit dem kino erfunden. die projektion farbiger bilder ist indessen älter. das museum neuhaus in biel/bienne weist in seiner sonderausstellung zur technik der illusion auf die spur: die zauberlaterne!


pietro scandolas welt der illusionen aus der zauberlaterne (fotos: stadtwanderer)

pietro scandola ist historiker. früher schrieb er in bern die universitätsgeschichte. ich kenne ihn noch aus dieser zeit. jetzt arbeitet er als leiter des museums/du musée neuhaus. sein neues thema ist die mediengeschichte. ganz überraschend habe ich ihn da wieder getroffen.

die gegenwärtige sonderausstellung heisst “die technik der illusion“. sie könnte auch “illusionen dank technik” heissen, denn es geht darum, wie träume unsere welt beherrschen und was die voraussetzungen dafür sind. entscheidend, so die these der ausstellung, sind die bewegten bilder, die man seit der wende vom 19. zum 20. jahrhundert auf den kinoleinwände sehen kann.

die zauberlaterne als kino vor dem kino
den historiker scandola interessiert es natürlich, was vor dem kino war. pietro sagt: “das kino war nicht eine erfindung der projektion farbiger bilder; es war nur eine perfektion. angefangen hat alles in der mitte des 17. jahrhunderts mit der zauberlaterne.”

dieses gerät bestand ursprünglich aus einer rauchenden petrollampe, aufgerüstet mit einer kanal, der das licht auf eine wand warf. in den kanal konnte man glasscheiben einfügen, auf die man bilder gemalt hatte. am anfang war alles statisch, dann entwickelte man techniken, wie man mehrere scheiben einfügen konnte und so auch dynamik in die projektion kam.

nochmals pietro: “wir haben internet, dvd, video und fernsehen. und wir haben farbbilder. sie sind die voraussetzungen der produktion von illusionen. der mensch des 19. jahrhunderts und davor hatte nichts davon. vielleicht waren die kirchenfenster die einzigen farbigen bilder, die man in seinem leben je gesehen hatte.

da musste die erfindung der zauberlaterne faszinieren. märchen wie rotkäppchen und der wolf waren bei den kindern beliebt. jetzt konnte man sie sehen. auch pinocchio, und erst noch, wie sein nase anschwoll. doch diente die erfindung nicht nur der unterhaltung, sie nützte auch der aufklärung kindern: was geschieht, wenn man ein geschwisterchen bekommt, liess sich so illusionieren: es fliegt der storch aufs dach, und er lässt das kindlein den kamin hinunter. und schon ist das brüderchen oder schwesterchen da!

die grossangelegte sonderausstellung

in der gross angelegten ausstellung kommen freaks der filmmaschinen oder der fotoapparaturen auf ihre rechnung. aber auch all jene, die sich erklären lassen, wie stark wir seit dem 20. jahrhundert in einer projektionswelt leben, werden begeistert sein. nicht zu vergessen sollte man die kinder, denn für sie gibt es an sonntagen ein spezielles programm, bei dem sie auf verschiedenste arten spielerisch auf den ernst des unernsten teils im leben vorbereitet werden.

ein tolles erlebnis für jung und alt, und auch für mich, das mir pietro scandola heute perfekt bilingue in biel/bienne geboten hat. ganz real übrigen …

stadtwanderer

lieber erich hess … (bundesratskandidat der jsvp)

“Die Seite kann auf Grund der Einstellungen im Jugendschutzfilter nicht angezeigt werden. Wir bitten um Ihr Verständnis.”

das ist kein jugenschutz in sachen unerlaubter sex-seite. es ist der filter, wenn man die homepage der svp schweiz konsultieren möchte.


mindestens in den internet-cafés der stadt bern, die marktführer www.weblane.ch betreibt.

meine frage an sie, lieber herr erich j. hess: eine politisch ernst zu nehmende aussage? verbreitet ihre mutterpartei effektiv jugendverführerische inhalte? – oder ist das ein weiterer übler eingriff in ihren wahlkampf als berner stadtrat? und wenn sie, der erste und jüngste bundesratsanwärter der jungen svp, tatsächlich ende monat mitglied der landesregierung sind: verbieten sie dann solche einschränkungen der internetfreizügigkeit?

lieber erich hess, bitte übernehmen sie!

stadtwanderer

ich bin dann schon mal überall

ist irgendwo im überall zu sein nicht gleich wie nirgendwo hier zu sein, fragt der stadtwanderer.

der auslöser
ich war referent im generalsekretariat einer nationalen politischen organisation. thema und gruppe sind für das, um was es mir hier geht, unerheblich. es hätte auch bei anderer gelegenheit “klick” machen können.

anwesend waren die verantwortlichen der organisation und die fachleute zum thema. total rund 15 personen. meine präsentation dauerte mit der diskussion eine stunde. das kenne ich, und deshalb nehme ich mal an, dass das was passierte, nicht mir mir und meinem vortrag zu tun hatte.

das problem war: am ende der stunde niemand, der nicht ein- oder mehrfach den raum verlassen hätte. bei einzelnen war die abwesenheit nur einmal und für kurze zeit, bei anderen fast schon der immer wiederkehrende normalzustand.

was ist?
nach dieser stunde zog ich bilanz: mein publikum war zwar wie abgemacht gekommen, aber gar nicht präsent. die meisten gingen hinaus, um ein handy-gespräch zu führen. andere wiederum berieten sich in kleinen gruppen vor der tür zu weiss ich was während der sitzung. schlimmer noch: ein teil, der da war, hing derweil am labtop oder blackberry: news-kontrollierend, faktenrecherchierend – irgendwo im worldwideweb rumhängend.

als ich ging, fragte ich mich, wo ich eigentlich war, was ich wirklich gemacht habe, und was, von dem, was ich kommuniziert habe, einen empfänger gehabt hat? – wohl nicht viel, war meine ernüchternde bilanz, und ich begann zu suchen, wie man den film, indem ich war, beschreiben könnte.

diagnose
“entortung” ist ein begriff zwischen literatur und soziologie. er meint verschiedenes: zuerst die migration, meist von einem herkunfts- zu einem arbeitsort. dann die mobilität, die möglichkeit also, dank physischer beweglichkeit in rascher folge an verschiedenen orten zu sein.

und schliesslich meint der begriff, dass wir dank neuen informationstechnologien zeitgleich in verschiedensten welten, gesellschaften und gemeinschaften sein können, denn sie alle sind zu fast beliebig austauschbaren interaktionssystemen geworden, in den wir uns kommunikativ technisch leicht aufhalten können.

wenn wir physisch an eine ort sind, gleichzeitig aber mit vielen anderen orten verbunden sind, beginnt das problem: unser körper löst sich nicht auf, wenn sich unser geist verflüchtigten. er bleibt, wo er ist, aber es ist niemand mehr in ihm!

fragen

die überwindung des leiblichen ist das grosse thema der griechischen philosophie. doch geschafft haben es die meisten alten griechen nicht zu transzendieren. wer das konnte, galt als mensch mit übernatürlichen fähigkeiten. als mensch, der sich in der vergangenheit oder zukunft leben kann, wie wenn er oder sie in der gegenwart wäre. oder der andere kulturen so gut kennt, dass er oder sie in ihn leben kann wie in der eigenen.

in unserer gegenwart können wir massenweise transzendieren. doch frage ich mich: ist das, so wie heute geschieht, übernatürlich und bewundernswert, oder unnatürlich und korrektur bedürftig?

stadtwanderer

ps:
eigentlich wollte darüber beim heutigen stadtwandern sinnieren, ich hab’s aber gelassen, und mich direkt mit der stadt beschäftigt. doch bloggen hierzu kann man ja problemlos, den auch das ist eines der so verführerischen interaktionssysteme ohne ort!

kettenreaktion

diese werbung hat es in sich. sie hat eine eigentliche kettenreaktion ausgelöst.

in der innenstadt sind die kleinplakat dreieckig und nach den regeln der subkulturellen jugendszene von eigener hand aufgehängt.
in den aussenquartieren dominiert die bandenwerbung, was eher nach grossen fussballfest für die breite masse aussieht.
doch damit nicht genug: seit tagen hat es in bern an vielen orten auch pinkfarbene fahrräder stehen. und auch sie gehören zum werbekonzept von “shnit”. dabei geht es um das berner kurzfilmfestival, das heute beginnt und bis am sonntag abend dauert.

das heisseste an dieser werbung habe ich diese woche vor dem bahnhof beobachtet. da wurde eines der pinky-biky an einen baum gekettet. auf diesem baum stand ausdrücklich mit plakat angekündigt, dass das abstellen von fahrrädern verboten sei. guerillia-werbung nennt man das im fachjargon. man provoziert mit regelverletzung ganz bewusst, weil man sich damit eine erhöhte aufmerksamkeit verspricht, im besten fall sogar mediale präsenz.

im konkreten fall löste das pink-farbene fahrrad eine eigentliche kettenreaktion aus. ganz nach dem motto: wenn der oder die darf und nicht abgeschleppt wird, dann kann ich auch. im nu hatte es eine ganze reihe von velos rund um den baum parkiert, sodass man kaum mehr sah, was am anfang stand.

da soll noch einer sagen, werbung löse nichts aus!
hoffentlich allerdings auch das intendierte …

also, geht hin, ans berner kurzfilmfestival, und schaut, ob es einen preisgekrönten clip hat zum thema “the making of publicity”.

stadtwanderer

foto(serie): stadtwanderer

der süsse erfolg

sie ist unterschiedlich lang, aber immer dreieckig. sei hat je nach grösse eine variierende zahl an zacken. doch jeder ist so majestätisch wie die schweizer berge. und die verpackung ist seit menschengedenken gleich. genau deshalb ist sie ein klassiker der werbewelt.


das fest “100 jahre toblerone” dauert noch an (fotos: stadtwanderer)

die rede ist von der toblerone. jede(r) kennt sie. viele schätzen die schoggi. und alle wissen, dass sie eine einmalige form hat, die in speziell gelb silhouette und roter aufschrift verpackt ist.

erfunden hat die toberlone-verpackung der berner unternehmer theodor tobler im jahre 1908. man produzierte damals gute schokolade. doch man wollte sich von allen anderen vergleichbaren produkten unterschieden. deshalb setzte man im berner unternehmen frühzeitig auf werbung und marketing. der berner bären stadt für die lokale verbundenheit, das matterhorn für die globale ausstrahlung der alpen.

100 jahre danach kann man sagen: das unterfangen ist gelungen! toblerone ist eine weltmarke. in 120 ländern der welt wird die schokolade vertrieben. sie steht für schweizer schoggi schlechthin.

auch wenn der familienbetrieb zwischenzeitlich der kraft food company gehört, produziert wird unverändert in bern. einen substanziellen teil zum welterfolg des qualitätsproduktes hat die markenpolitik beigetragen. mögen die berner als konservative, fanatsielose und risikoscheue zeitgenossen gelten. die toblerone zeigt, dass das unzulässig verallgemeinerungen sind. denn theodor tobler hat mit mut, unvoreingenommenheit und zukunftsblick 1908 eine weltmarke geschaffen, die sich sehen lässt.

nicht wenige bernerInnen gedenken heute vor dem münster dieser innovation. musik wird gespielt, und informationen werden verteilt. kühe, die gemolken werden können, fehlen genauso wenig wie bienen, die den süsstoff zur schokolade liefern.

nur kaufen kann man das erfolgsprodukt heute nicht, hiess es eben vielsagend von der bühne. geniessen jedoch schon, fügte der sprecher der schoggiveranstaltung bei, wenn man sich auf das fest in der berner altstadt einlässt …

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7 gründe dafür, was häufig gelesen wird

ich habe oft versucht herauszufinden, was die lesefrequenz eines artikels ausmacht. ganz schlüssig bin ich nicht. aber ich habe sieben regeln generiert, die ich zum abschluss meiner ausführungen auf dem alten stadtwanderer gerne zum besten gebe:

erstens, google-ranking stichworte: das ist der olymp. schafft es ein artikel, sich bei google ganz oben zu halten, generiert das alleine besuche.

zweitens, google-ranking bilder: das funktioniert ähnlich wie das stichwort-ranking, doch es funktioniert über populäre bilder, die sich an visuell orientierte google-sucherInnen richtet.

drittens, kommentierte artikel: es gibt besucherInnen, die fast unabhängig vom thema der menge der kommentare zu einem artikel folgen.

viertens, promi-artikel: artikel über prominente ziehen an, stehen aber auch unter grosser konkurrenz.

fünftens, themen, die eine weile im schwang sind: themen, welche die öffentliche debatte eine weile beherrschen führen zu nachfragen.

sechstens, szene-themen: szenen (nicht minderheiten), die sich für etwas interessieren, das in den mainstream medien nicht vorkommt, sind fleissige blog-besucherInnen

siebtens, harte titel: titel, die provozieren oder überraschen, locken immer wieder. doch sie müssen halten, was sie versprechen. sonst bewirken sie auf dauer das gegenteil.

die reihenfolge ist aufzählend, nicht als ranking gedacht. natürlich kann man daraus die guten wie die schlechten schlüsse ziehen.

die schlechten sind, man optimiert jeden quatsch auf dem eigenen blog nach solchen gesichtspunkten. das ist das handwerk der blogmarketing-spezialisten, von denen es ja zwischenzeitlich einige gibt.

die guten lauten: geistesblitze, die man auf seinem blog festgehalten hat, finden so ihr publikum. das ist die eigentliche aufgabe der kommunikation, egal durch welches medium sie befördert wird.

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zentralität

hatte heute ein interessante diskussion im stadtwanderer über das zentrum von bern. wo nur ist die berner city?


das suburbane bern der gegenwart: wo nur ist das zentrum? (auszug aus map.search)

wir kamen nach einigem hin und her zum schluss, …

. erstens, dass bern kein eigentliches zentrum hat;
. zweitens, dass aber die pendlerInnen-ströme ein zeichen sind, wo die arbeitsplatz-zentralitäten einer stadt sind; und
. drittens, dass die werbung, vor allem jene mit plakaten, genau diesen pendlerInnen-ströme folgt.

da fiel es mir wie schuppen von den augen: in der “city” der stadt bern gibt es regelmässig drei massierungen für (mobile) plakate:

. rund ums kornhaus,
. rund um den bahnhof und
. rund ums inselspital.

demnach hätte berns city oder die city von bern drei zentren:

. das zentrum der altstadt aus der agrargesellschaft, mit dem kornhaus, dem zytgloggen und dem (heutigen) bellevue

. das zentrum der stadt aus der industriegesellschaft, mit dem bahnhof und seiner umgebung, und

. das zentrum der stadt aus der dienstleistungsgesellschaft, mit der neuen insel und ihren zugängen.

ich werde mal vertieft darüber nachdenken, das heisst die gegenden erwandern, um meine neue arbeitshypothese zum zentrum in bern zu prüfen.

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