das www des kommunikationsministers

das freut den stadtwanderer: denn der bloggende kommunikationsminister der schweiz schreibt ihm sein “www”:

“wacker weiter wandern,
wünscht moritz 2007 / 2008”.


die guten neujahrswünsche von bundesrat moritz leuenberger, bloggerkollege, an den stadtwanderer (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

ich kann mich dem nur anschliessen: auch ich wünsche dir, werter moritz, dass du das nächste jahr behende bleibend bloggst und deine alten und neuen kollegInnen in der schweizer regierung bald für die blogosphäre gewinnst.

und sollte der neue oppositionssturm aus herrliberg im kommenden jahr sand ins getriebe der regierung winden, bis dass es kracht, lade ich dich auf eine meiner reellen stadtwanderungen in ein. ich verspreche dir, sie beruhigen und öffnen einen die augen für das nur wenig bekannte bundesbern!

stadtwanderer

ps:
sollten noch weitere gratulanten moritz leuenberger folgen, kann man sich liebend gerne unter den comments eintragen. selber werde ich in den nächsten tagen irgendwo wandernd unterwegs sein und nicht jeden tag zugang zum www haben. es sind also auch tage der (funk)stille meinerseits angesagt.

bestimmen sie 10 momente des politkulturellen wandels der schweiz!

ich wollte einen beitrag schreiben, quasi als zeitgeschichtliches dokument, für die kommenden historikerInnen, für die bewusstseinsarbeiterInnen, und für alle die sich mit der gegenwart respektive mit unserer politischen kultur beschäftigen. basismaterial sollten die reden sein, die ruth metzler-arnold und christoph blocher bei ihrer verabschiedung vor der bundesversammlung hielten.

doch dann kam der auswanderer aus der gascogne. in der blogosphäre gibt es keinen distanzschutz mehr. die kleinbauern wissen, dass das zunehmend auch ausserhalb der virtualität gilt!

und so war der auswanderer schneller als der stadtwanderer: “chapeau, mon cher!” ich erlaube mir dennoch, mit “seinem” material “meine” idee zu realisieren.

***

“bestimmen sie 10 unterschiede in den beiden nachstehenden bundesratsreden!
versuchen sie genau herauszufinden, was vor vier jahren war und was heute ist.
machen sie auf dieser basis aussagen zum wandel der politischen kultur in der schweiz der gegenwart!”

das wäre meine fragestellung gewesen. und das bleibt sie, vorerst für sie, liebe leserInnen des stadt- und/oder auswanderers.


Metzler-Arnold Ruth, Bundesrätin:

“Herr Nationalratspräsident, Herr Ständeratspräsident, meine sehr verehrten Damen und Herren National- und Ständeräte, Sie haben im Sinne der Konkordanz entschieden, anstelle von zwei CVP-Vertretern zwei SVP-Vertreter in den Bundesrat zu wählen. Die CVP soll weiterhin mit Herrn Bundesrat Joseph Deiss vertreten sein. Ich akzeptiere diesen demokratischen Entscheid und stehe für weitere Wahlgänge nicht mehr zur Verfügung.

Vor fast fünf Jahren haben Sie mir die Chance gegeben, eine der höchsten Aufgaben in unserem Staat wahrzunehmen. Diese Aufgabe war faszinierend, und ich habe mich voller Elan und voller Freude dafür eingesetzt. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, bereits im jungen Alter wichtige und anspruchsvolle Herausforderungen in unserem Staat anzugehen. Dazu gehörte auch die Befriedigung, zahlreiche Volksabstimmungen zu gewinnen. Es schmerzt mich, dass dies nun nach fast fünf Jahren zu Ende geht; allzu gerne hätte ich meine Aufgabe weiter wahrgenommen, und ich wäre auch allzu gerne bereit gewesen, das Präsidialjahr zu erfüllen.

Sie haben heute anders entschieden. Nach wochenlangen öffentlichen Diskussionen und Konfrontationen wünsche ich, dass der Weg frei ist für eine konstruktive Zusammenarbeit in der Bundesversammlung und mit dem neuen Bundesrat. Der Geist der Konkordanz, der in den vergangenen Wochen arg strapaziert worden ist, soll neu aufleben und für die Lösung der schwierigen Fragen der Zukunft wegweisend sein.

Ich gehe ohne Verbitterung, mit einer reichen Erfahrung, die mich auch in Zukunft begleiten wird. Ich habe immer gewusst: Es gibt ein Leben nach dem Bundesrat. Dass es bereits jetzt beginnt, hätte ich mir nicht gewünscht.

Ich möchte noch danken, allen voran meinem Mann Lukas, meiner Familie und meinen Freunden, vor allem aber auch meinen politischen Wegbegleitern, die mich insbesondere in den letzten Wochen begleitet haben. Ich danke der Bundesversammlung, die mir ermöglicht hat, während fast fünf Jahren in dieser Funktion zu wirken.” (Stehende Ovation)


Blocher Christoph, Bundesrat:

“Vor vier Jahren wurde ich von diesem Parlament zum Bundesrat gewählt. Ich habe die damalige Wahl als Auftrag angenommen und mich mit ganzer Kraft und nach bestem Wissen und Gewissen in den Dienst für unser Land und unser Volk gestellt. Die Bilanz meines Schaffens lege ich nicht hier vor; ich werde es dann am 28. Dezember tun. Heute haben Sie mich wieder aus diesem Amt entfernt – durch eine Wahl und vor allem durch eine Nichtwahl, ohne eigentlich zu sagen, was der Hintergrund ist.

Für mich ist klar – und das ist das Schöne in diesem Land -: Das Parlament kann zwar Leute aus der Regierung entfernen, aber nicht aus der Politik und nicht aus dem politischen Schaffen im Lande. (Teilweiser Beifall)

Ich schwanke zwischen Erleichterung und Enttäuschung und Empörung; das werden Sie verstehen. Warum Empörung? Eigentlich weniger, weil Sie einen anderen Bundesrat gewählt haben, als darüber, wie Sie es getan haben. Erleichterung, weil ich von jetzt an – ich muss es zuerst noch etwas lernen – wieder sagen kann, was ich denke, und weil ich in Zukunft über Dinge reden kann, die mir eigentlich unter den an sich guten Titeln wie Kollegialität, Konkordanz usw. verboten wurden, auch wenn sie eigentlich nicht hätten verboten werden sollen. Das ist der Vorteil, dass jetzt über alles gesprochen werden kann. Der gestrige Tag hat mir die Notwendigkeit gezeigt, dass es so sein muss.

Was habe ich in den letzten Monaten nicht alles gehört – ich spreche hier vor allem die CVP an: Konkordanz – fast ein heiliger Tempel; Toleranz – die grösste Tugend; Kollegialität – bis zur Selbstverleugnung; Amtsgeheimnis – sehr oft, um viel Dreck und Dinge zuzudecken, die niemand sehen durfte. All das aufzudecken ist in der Opposition – “Opposition” kommt ja von “opponere”, “ponere” heisst “legen”, “ob” heisst “entgegen”, “opponere” bedeutet also “entgegenlegen” – jetzt möglich, sofern es nach dem gestrigen Tag noch nötig ist.

Leistungsausweis, Volkswillen, Volkswohl – das war auf keinen Fall das Motiv dieser Wahl, sondern es sollte etwas unterdrückt werden.

So scheide ich hier aus dieser Regierung aus, aber nicht aus der Politik. All die besorgten Briefe, die ich gestern und in dieser Nacht bekommen habe und in denen befürchtet wurde, ich verlasse jetzt die Politik und ziehe mich irgendwo an die Riviera zurück – da macht man die Rechnung mit dem Falschen! Ich werde mich voll und ganz in den Dienst der Politik stellen – ausserhalb der Regierung. (Teilweiser Beifall)

Was daraus wird, werden wir sehen. Vielleicht wird es ja dazu führen, dass die Regierung und, möchte ich sagen, vor allem auch das Parlament das Richtige tun, weil sie Angst haben, es würde sonst durch eine gute Opposition aufgedeckt. Das wäre ja das Allerbeste.

Sie begnügen sich heute mit einer Regierung aus drei Parteien und mit zwei Vertretern, die nicht mehr Mitglied einer Fraktion sind. Ich wünsche Ihnen dabei sehr viel Glück, und ich kann diejenigen, die Angst haben, ich scheide aus, beruhigen – ich scheide nicht aus -, aber meine Gegner auch entsprechend beunruhigen!” (Stehende Ovation der SVP-Fraktion)

***

warum ich das mache? auf eine wesentliche veränderung im verhalten von alt-bundesräten hat bisher niemand hingewiesen: bisher galt es als stille, aber verbindliche regel, das man sich nach dem rücktritt aus dem bundesrat nicht mehr zur politik äussert. die landesväter und -mütter durften bleiben, solange sie wollten. sie hatten ihr amt quasi auf lebzeiten bekommen. wer es früher aufgabe, hatte die vornehme pflicht die rolle nicht zu wechseln. das hat sich in jüngster zeit immer mehr geändert: vor allem bundesräte, die mit druck aus dem amt wichen, deren leistung nicht gewürdigt worden waren oder die mit sich resp. bei denen das parlament mit ihnen nicht im reinen waren, mochten nicht einfach schweigen.

auch ruth metzler-arnold schrieb nach ihrem ausscheiden in der landesregierung ein buch. als sie einmal das parlament in bern besuchte, stieg der puls bei verschiedenen politikerInnen merklich. doch das alles ist passé. christoph blocher denkt nicht im traum daran zu schweigen. er wird reden, und der puls wird steigen, gerade weil er nicht ins parlament kommen will!

stadtwanderer

die rebellion des bedrohten wortes

weihnachtsessen bei den fdp-frauen des kantons bern. keinen kuscheliger jahresausklang versprechen die organisatorinnen. denn sie haben jene referentin ausgewählt, die mit sicherheit im betuchten saal des äusseren standes in bern für einen grossen wirbel sorgt.

es spricht regula stämpfli: die “lara croft der schweizer politologie”. die “nervensäge aus brüssel”. die “virtuosin des punktes”. das alles gehört zu ihrem ruf, den ihr die medien, gewollt oder ungewollt, zugeschrieben haben. doch das kümmert sie wenig: sie kennt den mechanismus, macht ihn selber zum thema und trägt lob und tadel gleich selber vor.


das ereignis, das zum schweizer foto des jahres 2007 geführt hat: der nackte stein unter dem schwindenden gletscher, mit wortlosen, aber nackten körpern gegen den klimawandel und seine folgen in der schweiz inszeniert (quelle: greenpeace)

die verschmelzung von privatem und öffentlichem

eigentlich soll sie über “leben, freiheit und eigentum” reden. doch daraus wird nur wenig: regula stämpfli, eine woche in der schweiz, um die premiere ihres neuesten buches vorzubereiten, hat vor allem die premiere im kopf. also redet sie an diesem abend nicht von freiheit, wie die fdp-frauen hoffen. dafür vom leben, von ihrem leben und ihrer lebensphilosophie. und vor allem vom eigentum.

“das eigentum entsteht aus der trennung von öffentlichem und privatem”, lehrt die dozentin in politik, geschichte, medien und design. doch genau diese trennung wird heute vielfach bedroht. angesichts der privatisierung der öffentlichkeit und der veröffentlichung vom privatem weiss niemand mehr, was sein wirklich eigen ist.

schuld daran sind, so stämpflis zeitdiagnose, die massenmedien, die der gegenwärtigen bilderflut erlegen sind: “die eroberung der welt durch das bild”, ist an diesem abend einer der kernsätze, den die buchautorin in anlehnung an martin heidegger prägt. mit dem deutschen philosophen der nazis widerlegt sie auch gleich karl marx, den deutschen philosophen der arbeiterschaft, dialektisch:

heute prägt nicht mehr das sein unser bewusstsein.
das sein der kapitalistischen warenwelt prägt nur noch das bewusstsein der unterhaltungsindustrie.
die aber prägt unser ganzes leben!

voilà! hollywood und cannes, bilderdatenbanken und designerschule, aber auch inserate mit kinderwerbung und migros-plakate mit halbnackten nationalratskandidatInnen sind die heutigen tatorte gegen die menschwerdung, vor allem die der frauen.

das bild – die neue form des totalitarismus

stämpflis angriff auf den “pictorial turn”, wie die fachleute die dominanz zum bild beschreiben, ist knallhart. ganz bestimmt durch hannah arendt wittert sie darin eine neue form des totalitarismus:

wir hören politikerInnen nicht mehr zu; wir mustern sie nur noch nach dem schauwert, rüttelt stämpfli uns auf.

wir fragen nicht mehr nach dem besten argument; wir laden uns nur noch den clip mit dem flappsigsten versprecher in der sache runter, diagnostiziert die buchautorin.

und wir alle googeln uns nur noch durch die bildergalerien, statt selber politisch zu handeln, weiss die zeitkritikerin.

die tendenz ist klar; wir alle erliegen der macht des bild: fotos aus der schweizer illustrierten, gadjets aus eu-kampagnen und sequenzen aus porno-videos. sie alle verdichtet die referentin in ihrem vortrag zu einer eigentlichen präsentation gegen das zeigen! und es wirkt, denn die botschaft kommt an: wir sind gegenwärtig dabei, einen kulturelle schwelle zu überschreiten, die nichts gutes verspricht!


das buch zu medien und bildern: die diagnose der zeitkritikerin regula stämpfli gibt nach 4 jahren arbeit auch in buchform.

geballte ladung – aber kein raum zum verhandeln

doch da möchte man dazwischen rufen: ist das schlecht? oder gut? – ich würde nicht so schnell urteilen. und, meine meinung neigt in die andere richtung als die der referentin. ich bin eher opitmist.

klar, wir sind die ersten menschen, die mit 9/11 live erlebt haben, wie eine neue epoche anbricht. europa brauchte dreihundert jahre, um die entdeckung der neuen welt zu verdauen. wir begriffen in drei sekunden, dass dies ein einschnitt war.

doch sind wir des medienkonsums wegen alle verblödet? wir wissen doch genau, dass weder die uno, noch der kreml oder das bundeshaus die entscheidenden arenen der gegewartspolitik sind. vielmehr haben wir schritt für schritt gelernt, via internet, fernsehen und kino politik zu verfolgen, zu rekonstruieren, und uns eine meinung zu bilden, ohne in die arena zu gehen, ohne im säli des bären zu hocken und ohne dem bundeshaus einen obligaten besuch abzustatten.

denn wir haben die sprengkraft der mohammed-karikaturen erlebt, auch wenn wir die dänische zeitung jyllands posten nie in unserem leben in den händen gehalten haben. und wir wissen längst, dass der zorn der zeit medial entfacht, emotional angeheizt zur kollektiven hype führt.

doch für den aufgestauten zwischenruf ist an diesem abend kein platz. die referentin ist zu schnell und zu absolut: sie kritisiert das generelle fehlen der urteilskraft in der heutigen zeit. und dann haut sie noch einen drauf: die menschen sind überhaupt nicht mehr in der lage zu denken!, spitze ich das zu: selbst wer denkt, er oder sie denke, erliegt der verführung durch das bild. rené descartes “cogito, ergo sum” verkomme zum generellen “in media, ergo sum.” – bum!

das geschriebene zum gesprochene wort

die schnelle diagnose der postmodernen krise hat regula stämpfli bewogen, selber nicht mehr nur auf das gesprochene wort zu setzen. sondern auch gleich ein buch darüber zu schreiben. das jedoch ging einiges länger. vier jahre hat sie “die macht des richtigen friseurs. über bilder, medien und frauen” gearbeitet und dabei ein ziel verfolgt: die zurückgebliebene alphabetisierung unseres blicks voranzutreiben. gefragt sei mehr urteilskraft, um sich bewusst zu werden, was man sehe. denn das was ist, sei einem angesichts der vielen welten, in den wir lebten, nicht mehr klar. und mit der welt verschwinde das wort. es zu stärken, sei der sinn ihres ganzen schaffens.

in sieben kapiteln erörtert stämpfli deshalb wie immer geistreich und unterhaltsam, weshalb jahreszahlen zu geburt und tod kein leben erzählen würden, weshalb mit dem szientismus der neuzeit das denken verloren gehe, weshalb der mensch zum sprechenden tier verkomme, weshalb man im zeitalter des live-fetischismus’ für nichts berühmt werde, weshalb man im zeitalter der grausamkeit dennoch lieben solle, und weshalb die blindspirale durchbrochen werden muss.

das ist dann auch ein ganzes philosophisches programm, gespickt mit einsichten aus geschichte, politik und medien, die zur handlungsanweisung werden sollen. ob das alles schon gelingt, weiss man jedoch noch nicht: gut ding will weile haben – gerade in der philosophie!

würdigung nicht als schnellschuss sinnvoll


an diesem abend wäre ich auch nicht mehr in der lage gewesen, das geschenkte buch zu lesen. mit den fdp-frauen assen wir noch etwas feines (“pouletschenkel”), sprachen wir noch über kindererziehung (“sex mit sechs”), und musste ich, beim gang an die frische luft, fdp-männern an der bar berichten, was ihre frauen besprochen hätten (“kommt nach dem versagen des patriarchates das matriarchat”).

ich hätte es aber auch anderntags nicht geschafft, das buch zu lesen. denn regula stämpfli war trotz heiserkeit laut und deutlich, wegen des bildeinsatzes mit powerpoint-unterstützung heftig und deftig, und sie war kreativ und chaotisch. sie hat uns ihren geistigen zettelkasten der vierjährigen recherche an ihrem buch in weniger als zwei stunden ausgeleert und wie schneeflocken von ihrem himmel fallen lassen.

der abend war beeindruckend, aber auch erschwerend. er war aufregend, aber auch blockierend. er war unterhaltsam, – aber noch nicht wirklich erhellend!

um diese sich ausbreitende rebellion des bedrohten wortes wirklich zu verstehen, werde ich mehr als diesen abend brauchen. das buch steht mir ja noch bevor!

stadtwanderer

winkelried.info: das orakel des absurden

er liebt den kampf. am besten gegen den feind. denn der ist überall. am häufigsten bei den journalisten. gefolgt von den beamten, den untersuchungsrichtern und der antifa/grüne/juso. denn sie bilden das sozialfaschistische netzwerk. das finanziert sich aus staatlichen mitteln und ernährt damit die linke klientel: anwälte, sozialberater, therapeuten, lehrer, künstler, gewerkschafter und auftragnehmer.


das “sozialfaschistische netzwerk in der schweiz”: ein typisches feindbild auf dem blog “www.winkelried.info”

beispielsweise die reaktorInnen von sf drs. sie sind in seinen worten schlicht “haldimanns hammertruppe”.
beispielsweise die hochrechner auf dem statistischen amt des kantons zürich. sie apostrophiert er pauschal als “roten welle”, die durch die medien rolle.
beispielsweise die meinungsforscher von isopublic. sie sind zählt er zur familie der “dummtröter”; das seien die, die in der unterwanderten welt von heute mit dummheit geld verdienten.

da überrascht es kaum mehr, dass auch der “stadtwanderer” (“Senf”-Tube) regelmässig sind fett abbekommt. ich gebs zu, ich bin ein wenig vorbelastet!

der winkelried der eigenen anschauung

er, das ist winkelried. doch ist nicht der held von sempach aus dem jahre 1386. vielmehr handelt es sich dabei um einen aggressive blog aus nationalistisch-konservativer warte.

betrieben wird winkelried.info von rechtsaussen. präsident des winkelrieds ist richard flühmann aus zug, der politisch bei den schweizer demokraten aktiv war. mit denen hat er sich aber überworfen, und er ist aus der partei ausgeschlossen worden. deshalb führt er jetzt die bewegung der konservativen schweizer demokraten des kantons zug an.

über den polischen stellenwert der gruppierung konnte man bei den letzten wahlen einiges erfahren. die konservativen schweizer demokraten erreichten in zug 0 promille!

doch richard flühmann blogt, als winkelried, der der meinungsfreiheit eine gasse bahne. oder als dibbidumm.ch, nach eigenen angaben, dem einzigen ort im internet, wo die ganze wahrheit stehe.

dabei erklärt er kaum je, was die konservativen schweizer demokraten wollen. vielmehr greift er alles an, was ihm, links von ihm, nicht passt!

protokoll des sonntäglichen desasters

das tat “winkelried.info” auch bei den ständeratswahlen von diesem wochenende. und lic.oec.publ. HSG, wie sich flühmann auf der firmenseite seines finanzinstituts rühmt, wagte schon mal eine prognose: von den drei sitzen, die es zu haben gibt, “geht mindestens einer an die SVP.”

mitnichten!

die fdp, die cvp und die glp machten heute das rennen!

da blieb sogar dem wortreichen winkelried das eigene wort im halse, resp. der angefangene satz in der blogosphäre stecken. aus dem grossartig ankündigten live bloggen entlang der news ticker vom tage entwickelte sich zusehends das desaster des winkelrieds. hier das protokoll.

da frage “hofmae” unterwegs schon mal im comment (nur auf voranmeldung) besorgt, ob “winkelried” für toni brunner überhaupt noch eine chance sähe. und es antwortete winkelried: “Hmmm, wird schwierig … was mich noch mehr ärgern würde wäre, wenn der Toni Brunner wegen dem Manser (sd) nicht gewählt würde.”

die gasse nach absurdistan

hmmm, werter winkelried, das war nicht alles an diesem tag, der nicht der ihre war:

recht hatte isopublic, dass diener bei den zürcher wahlwilligen besser ankommt als maurer.
korrekt war die hochrechnung vom statistischen amt des kantons zürich.
und die medienmeldung vom nachmittag waren allesamt zutreffend.

nur ihr orakelspruch war ganz falsch! mit verlaub: die gasse, die sie sich bahnen, führt direkt nach absurdistan …

stadtwanderer

tells grosser auftritt

es war der 18. november. man schrieb das jahr 1307.

wilhelm tell, der bergler, der jäger und der familienvater aus bürglen, begab sich nach altdorf. dort hatte der landvogt, der im namen des königs, dem habsburger albrecht I., regierte, einen hut als symbol der herrschaft auf dem dorfplatz aufstellen lassen. wer an ihm vorbei ging, musste ihn mit entblöstem haupt grüssen. wer es nicht tat, risikierte viel, gar sein eigenes leben.

tell indessen ging achtlos und ehrbezeugung über den altdorfer platz.

am tag darauf stellte hermann gessler, der herbeigerufene landvogt, den bergler wilhelm tell. er wolle ihn am leben lassen, gabt es ihm bescheid, wenn er beweise, was man von ihm sage. er solle einen apfel auf dem haupt seines sohnes walter mit pfeil und armbrust wegschiessen.


der apfelschuss in altdorf

tell zögerte. er bot sein leben an, um das seines sohnes zu schützen. doch der landvogt entgegnete ihm unwirsch: wenn er nicht schiesse, müssten vater und sohn ihr leben lassen.

tell schoss, und der schuss gelang!

doch tell hatte einen zweiten pfeil aus dem köcher genommen. für den fall, dass der schuss auf den apfel misslungen wäre, hätte er mit dem zweiten pfeil den landvogt umgebracht.

dieser zürnte und liess den rebellischen untertanen verhaften. er wurde in flüelen auf ein schiff gebracht, das ihn ins gefängnis bringen sollte.


der tellsprung am ufer des vierwaldstättersees

als auf dem see zu altdorf ein sturm losbrach, band man den gefangenen los. er wurde ans ruder gesetzt, denn er soll ein guter schiffsmann gewesen sein.

doch als man am ziel angekommen war, sprang tell ans ufer und versetzte dem boote einen kräftigen stoss. seine schergen mussten sich jetzt selber helfen.

tell versteckte sich tags hinter einem baum an der hohlen gasse bei küssnacht. er wusste, dass der landvogt auf seinem weg nach zürich genau hier durch kommen musste.


der tyrannenmord in küssnacht

als gessler kam, zielte tell nur kurz. ohne zu zögern, tötete er mit seinem pfeil den verhassten landvogt.

tell zog sich nach dieser tag in seine berge zurück. er hatte seine freiheit gerettet.

stadtwanderer

ps:
lesen sie morgen: tells wahre geschichte aus den kalten novembertagen

papst nach ermatingen entführt

ich gehe heute ins thurgauische ermatingen – auf den wolfsberg. habe mich schon auf schöne aussichten gefreut. den bodensee vor mir, die herbstsonne über dem schwäbischen meer, das untergehende jahr zu meinen füssen.

doch daraus wird voraussichtlich nicht. es regnet. meine kontakte in die ostschweiz sprechen gar von übergang zu schnee. ich mache mich auf etwas gefasst.

und genau deshalb erzähle ich halt eine vergangene geschichte, die ein wenig erheitern soll, und wenigstes etwas mit ermatingen zu tun hat.


papst johannes XXIII. stürzte auf seinem weg nach konstanz, wo er dann vom heiligen stuhl gestürzt wurde. zuvor wurde er noch in einer spektalären aktion entführt, unter anderem nach ermatingen, wo ich heute sein werde.

das grosse spätmittelalterliche schisma

1415 war die lage der katholischen kirche prekär. bis 1307 residierten die päpste ausschliesslich in rom, waren sie meist römer oder doch italiener, und verfügten sie über den kirchenstaat als teil des heiligen römischen reiches. doch dann wurde papst bonifatius VIII. vom französischen könig gestürzt. seine nachfolger residierten nun in avignon und war ganz im banne des frankenkönigs. 1378 versuchte kaiser karl iv. die unordnung im reich und in der kirche zu bereinigen. er erwirkte die rückkehr des papstes nach rom. doch dann kam es zum eklat. roger, graf von genf, wurde zum neuen papst in avignon. nun hatte man zwei päpste, – eine für das römische kaiserreich und einen für das französische königreich. 1407 versuchte man den zustand zu beheben. die italiener wählten einen weiteren papst, der in pisa residierte. das geschah in der hoffnung, dass die beiden verfeindeten päpst zurücktreten würden. mitnichten!, antworteten sie, und das machte die situation noch schwieriger.

das konzil von konstanz

könig sigismund von ungarn, sohn von karl iv., machte es zu seiner aufgabe, das werk seine vaters, das missglückt war, zu vollenden. 1415 berief er in konstanz ein konzil ein, dass die zentralen fragen behandeln und regeln sollte. zum unrühmlichen teil dieses konzil gehört die verurteilung des prager theologen und priesters jan hus zum ketzer, was ihm das leben kostete. zu den leistungen des konzils wiederum gehört, dass es, ab 1417 wieder nur einen papst gab. oddo colonna, ein adeliger jurist aus italien, wurde zum neuen einheitlichen vertreter der kirche. die nominierung geschah am 11. november, am martinstag, weshalb er den papstnamen martin v. annahm.

vorgängig war es zu einem zähen ringen gekommen, in dessen verlauf die drei bisherigen päpste alle zurücktraten. benedikt XIII. aus avignon, der günstling der franzosen, gregor XII., der vertreter italiens, und johannes XXIII., der favorit der medici.

die entführung von papst johannes XXIII.

anders als die beiden anderen päpst akzeptierte johannes XXIII. die zitierung nach konstanz. doch schon die reise stand unter einem unheilvollen stern. unterwegs kam es zu einem strassenunfall mit seiner kutsche. er landete, fast schon symbolträchtig im strassengraben.

johannes XXIII. wurde, wie die anderen beiden gegenpäpst auch, auf dem konzil gestürzt. als sich das ende der verhandlungen abzeichnet, kam es aber zum eklat. das haus habsburg, das auf johannes gesetzt hatte, versuchte noch zu retten, was zu retten war.

während eines gastspiels am konzil entführten sie papst johannes XIII. – nach ermatingen. dort hielt man ihn vorerst versteckt, dann als die lage unsicher wurde, ging er nach schaffhausen ins kloster, und als auch das nicht mehr verheimlicht werden konnten, entführte man den abgesetzt papst nach freiburg im breisgau, wo er wieder hinter klostermauern versteckt wurde. bei einem unvorsichten ausflug nach breisach am rhein wurde johannes aber gefangen genommen, womit die papstentführung endete. vorerst wurde er eingekerkert, dann begnadigt und schliesslich als kardinal in der kirchenhierarchie weiter beschäftigt.

die folgen für die eidgenosschaft

für die habsburger blieb die entführungsaktion nicht ohne folgen. könig sigismund verhängte über das haus die reichsacht, womit man ihnen alle ländereien abnehmen konnte. die eidgenossen liessen sich nicht lange bitten. allen voran schritt die aufstrebende stadt bern zur tat und eroberte die habsburgischen stammland im aargau, die nun zum berner aargau wurden. luzern und zürich, die vorerst gezögert hatten, schritten reuss- und limmat abwärts, bis man schliesslich in baden zusammentraf und das verbindungsstück zwischen den drei wichtigsten städten der damaligen eidgenossenschaft, das habsburgische wasserschloss in beschlag nahm.

meine reise nach ermatingen

so, jetzt muss ich aber nach ermatingen. durch den aargau, durch den zürichgau, durch den thurgau. im wolfsberg werde ich viele leute aus politik und wirtschaft treffen, ein kleines konzil der schweizerischen bürgergesellschaft findet dort statt. ich werde da in keine kirche der vergangenheit gehen, aber in ein ausbildungszentrum einer weltweit tätigen schweizer bank. und ich werde in der arbeitsgruppe einer jungen badener nationalrätin über die zukunft der schweiz nachdenken.

entführen werde ich aber niemanden! ich versichere es. nur ein wenig spazieren über dem bodensee ist angesagt, wenn mir die sonne scheint …

stadtwanderer

gallus, der weitwanderer

wäre der heilige gallus von luxeuil aus nicht so weit gewandert, müsste ich ihm jetzt nicht so weit nachfolgen …


gallus und columban auf dem bodensee (um 610 nach christus)

gallus, der gefährte columbans

gallus war ein schüler des heiligen columban. mit ihm brach er von luxeuil in den vogesen ins oberste rhein- und limmattal auf. denn sie waren wanderer!

sie sollen in säckingen gewesen sein, in zürich, in tuggen und in arbon gewirkt haben. durch die einfälle der heidnischen alamannen in die gebiete links des rheins war man östlich der zerfallenen stadt vindonissa repaganisiert (noch heute gibt es da geschlechter wie pagani, paganini oder faganini!) worden. dagegen wollte man ankämpfen, – und das nicht mir zimperlichen mitteln.

doch columban blieb nicht in arbon. er wollte nach rom. er wollte seine irische version des christentums dem papst auf dem stuhle petri vortragen. der war gerade dabei, in daraus einen kirchenstaat in mittelitalien zu formen und die misson im frankenreich für sich zu gewinnen.

gallus, der eremit

gallus, erzählt die legende, sei krank gewesen. er habe sei in arbor felix, dem heutigen arbon, geblieben. doch die zeiten waren unruhig. die barbarischen alamannen führten 610 krieg gegen die zivilisierteren burgunder. das aaretal und das rheintal bis ins elsass waren unsicher, denn der fränkische könig hatte alle linksrheinischen gebiete für burgundisch erklärt. doch das wollen sich die alamannischen neusiedler nicht bieten lassen; sie griffen zu den waffen! und siegten!

gallus beschloss 612 der steinach, die in den bodensee mündet, bis an ihre quelle zu folgen. zuunsicher waren ihm die verhältnisse in arbon geworden. die alemannen waren jetzt wer, aber sie waren immer noch wilde heiden!

mit seinem schüler hiltibold wanderte er bis zur mühleggschlucht, wo jedoch ein unüberwindbarer wasserfalls war. dort liess er sich zwangsweise nieder. er baute sich und seiem weggefährten eine klause, die er den burgunderheiligen desiderius und mauritius weihte. deren kulte sollten in alemannien veränderungen bewirken.

gallus verstarb auf ungeklärte art und weise. man nimmt den 16. oktober 640 als todestag an, seit dem man ihm gedenkt.

was bleibt: ein bildungsstätte in alemannien

gunzo, der alemannenherzog, der sich nach dem sieg von 610 über die burgunder im oberen rheintal stark machte, hätte gallus gerne für seinen plan gewonnen, erster bischof von konstanz zu werden. doch der eremit gallus lehnte ab. er blieb in seiner frisch gegründeten klause an der steinach. er übernahm allerdings die aufgabe, von dort aus als lehrer zu wirken. so bildete er johannes, den ersten bischof von konstanz, in theologischer hinsicht aus.

er war es auch, der für einen kulturellen wandel bei den alamannen eintrat: sesshaft sollten sie werden, die provinz im oberen rheintal sollten sie kultivieren, und selber sollten sie zivilisiert werden. seine bemühungen waren nicht direkt erfolgreich. wohl hat er die situation richtig eingeschätzt, dass er als bischof in der stadt konstanz mit seinen mitmenschen mühe bekommen hätte. denn die hätte er von einer religion überzeugen müssen, die sie eigentlich abgelehnt hatten. deshalb blieb er lieber einzelgänger, – wurde er eremit im steinachtal. und lehrer für die neuen führungsschicht im alemannisch-fränkischen gebiet!

seine wirken hat die katholische kirche später geehrt. er wurde heilig gesprochen. dort, wo er gelebt hatte, ist heute nicht gallen, sondern st. gallen!

neue inspiration aus dem burgundischen in st. gallen

und genau dorthin verschlägt es den stadtwanderer aus dem burgundischen bern bald regelmässig, – als lehrbeauftrager an der universität st. gallen – der den politkulturellen wandel in burgund und alemannen der gegenwart lehren soll, die wahlen von demokratischen königen in der heutigen welt erklären muss und über die form der direkten demokratie der germannen unterrichten darf!

wie einfach wäre es gewesen, gallus wäre ins aaretal gekommen, und hätte sich in bümpliz niedergelassen. der regelmässige weg des stadtwanderers wäre klar kürzer geblieben!

stadtwanderer
(von bern)

rideau de roesti – röschtigraben

fast kein abstimmungswochenende vergeht, ohne dass die frage nach den sprachkulturellen unterschieden in den abstimmungsergebnissen gestellt wird. eine ausstellung des bieler museums schwab geht nun den vielfältigen erscheinungsweisen, aber auch den tieferen ursachen des röschtigrabens nach, – bleibt aber auf halbem weg stehen. ein report von der vernissage.


hochgespielt: den “röschtgraben” kann man nicht mal übersetzen, den auf französisch sei er ein vorhang, le rideau de rösti, suggeriert die ausstellung

die problematik

die kultur der modernen direkten demokratie in der schweiz entwickelte sich in den letzten 175 jahren auf kantonaler und nationaler ebene schrittweise. sie ist historisch gesehen “jung”. die kultur des eidgenössischen bewusstseins entstand seit dem 14. jahrhundert mit dem starken hang zu regionaler autonomie. geschichtlich betrachtet ist sie von “mittlerem” alter. die grundlagen aber, die sich an einem abstimmungstag mit sprachregionalen gräben äussern, sind allesamt älter: sie stammen aus der konfrontation von gallo- resp. raetoromanischer und germanischer kultur, die im 5. bis 7. jahrhundert begann und bis heute dauert.

am ende der römischen herrschaft auf dem gebiet der heutigen schweiz, an der wende vom 4. zum 5. jahrhundert, wanderten nacheinander burgunder, alemannen und langobarden ein. sie integrierten sich sehr unterschiedlich in die vorherrschende römisch-keltisch resp. römisch-raetische kultur. bei den burgunden kam dies einem recht raschen aufgabe des germanentums zugunsten der römischen tradition gleich. bei den langobarden verlief der prozess viel langsamer, aber weitgehend vollständig. nur bei den alemannen versagte fast vollständig. sie entwickelten sich in opposition zur mediteran-lateinischen welt weiter.

doch genau diese alemannische kultur ist die basis, auf der die alte eidgenossenschaft im spätmittelalter entstand: als rechtsform, um den lokalen handel auf nicht-adelige art und weise zu sichern, als stadt- und landkultur, die es so nur in der reichsprovinz gab, als militärischer zweckverband, nicht als politischer staat und später als selbstverständnis der protestantischen zentrem gegen die katholischen umländer. doch die herrschaft der alten eidgenossenschaft beschränkte sich nicht nur auf die deutschsprachigen gebiete. sie erstreckte sich auch auf teile jener regionen, die sich in der französischen resp. italienischen kultur entwickelt hatten, hielt sie jedoch als untertanengebiete.

erst mit dem fall der alten eidgenossenschaft unter französisch revolutionärem druck entwickelte sich das selbtverständnis der mehrsprachigen schweiz, das ein produkt des frühen 19. jahrhundert ist und von der freisinnigen grossfamilie im modernen bundesstaat als eine der unverwechselbaren identitäten des sonderfall schweiz gepflegt wurde. mit dem zerfall der fdp seit den 90er jahren des 20. jahrhunderts wieder zum problem wurde.


relativiert: der röstigraben vor dem hintergrund der weltpolitik, karikatur aus der ausstellung

die einladung

ein perfekt zweisprachiges buch von laurent flütsch, das als katalog des musée romain de lausanne-vidy entstanden ist, und den titel „rideau de rösti – röschtigraben“ trägt, geht genau diesem problem mit vielfältigen zeugen ihrer zeit nach:

. zunächst mit karikaturen, die fast alle aus der gegenwart stammen, das heisst, die publizistische verarbeitung rideaus de rösti namentlich in der romandie vorführen,
. dann mit volkskundlichen übersichten, speziell aus den 50er jahren des 20. jahrhunderts, die eine bilanz der alltagskultur dies- und jenseits des saane/sarine ziehen,
. ferner mit ein paar exzerpten aus der zeit des jungen bundesstaates, die den aufbau und zerfall zeitgenössischer eidgenössischer kultur am beispiel des frankens positiv und des ersten weltkrieges negativ aufzeigen, und
. und schliesslich mit archäologischer funden aus der zeit vor der kartoffel, die sich speziell mit der regionalen verbreitung von töpferwaren, alltagskleidern und beschäftigen.

momentan zu sehen ist die wanderausstellung, die auf dem buch flütschs basiert, in der zweisprachigen stadt biel/bienne, genauer gesagt im dortigen museum schwab. sie wurde am wochenende eröffnet und bietet den interessierten verschiedene zugänge zum gleichlautenden polit-kulinarischen thema: einmal als quiz im eingang, das sich mit der entwicklung des bilinguaalismus in der uhrenmetropole beschäftigt, vor allem aber als führung durch den (engen) röschtigraben, sinnbildlich als furche in der landschaft dargestellt: links bekommt man jeweils die französischsprachige perspektive vorgeführt, und rechts kann man sich das gleiche aus deutschschweizericher optik ansehen. der trick der ausstellung dabei ist verblüffend: es beginnt nur vordergründig mit den verschiedenen sprachen, es endet am schluss einer jede erläuterung bei der sichtweise der anderen sprachregion. das verbindet, wo auch immer man anfängt!

selber habe ich mich als freiburger mehrfach in dieser ausstellung wieder gefunden. manchmal habe ich mit über meine eigenen unkenntnissen gewundert. so beim alemannischen grittibänz, den es bis in die frühe nachkriegszeit in der romandie nicht gab, und der als beleg für eine eher barbarische kultur der alemannen vorgeführt wird; so beim arbeitsverkehr, der in der lateinischen schweiz signifikant höher mit dem privatwagen geleistet wird, und als zeichen des materialistischen bewusstseins in der romandie gilt; und so bei der nusstorte und dem birewegge, die, wie mir nicht präsent war, ihre ursprünge in den verschiedenen sprachregionen haben. besonders angesprochen gefühlt habe ich mich als historiker aber, als es in der ausstellung die vorgeschichte der sprachregionen ging, den zahlreichen wanderbewegungen, aus denen im schweizerischen mittelland seit langem ein gemisch aus verbindenden und trennenden alltagskulturen entstanden sind.


perfekt bilingue: der ausstellungskatalog der edition infolio

die bewertung

trotz diesem lob für das spezielle projekt, sei mir eine enttäuschung am ende der ausstellung und der buchlektüre erlaubt: eine durchgehende geschichte der beziehungen zwischen den räumen, die heute zentral zur schweiz, europäisch gesehen aber immer zu den rändern verschiedener grosskulturen gehörten, bekommt man leider nicht. nur zu gerne hätte man am schluss der vorführung eine erläuternde übersicht über die 7500 jahren nachbarschaft, die in der ausstellung und im buch angesprochen werden, die einem die wechselhaften phasen des zusammenlebens mit höhen und tiefen sichtbar gemacht hätte.

sicher wäre es hierfür nötig gewesen, die zeit vom 8. bis 18. jahrhundert nach christus, die weitgehend ausgeblendet wird, mehr informationen und eindrücke vermittelt zu erhalten. denn genau in dieser zeit vollzieht sich die unterschiedliche ethnisierung der mittellandgesellschaft, beginnt die ausbildung der sprachgebiete und setzt ihre verfestigung durch kirchen, staat, schulen und medien ein, bis napoléon dem anachronimus der deutschschweizerischen herrschaft über „die lateiner“ ein jähes ende bereitete.

damit bleibt die zentrale frage offen, was denn, trotz des evidenten röschtigrabens, die schweiz bis heute zusammenhält? ist es die immerwährende herrschaft über die alpen? sind es die verdienstmöglichkeiten vom soldwesen von damals bis zum bankenplatz von heute? oder ist es die drohende marginalisierung der drei randregionen, wenn sie in ihren umliegenden sprachkulturen aufgehen würden?

vielleicht ergibt sich die antwort hierauf auch nicht intellektuell. dann wäre die ausstellung nur der magnet, um anschliessend in die stadt biel/bienne zu gehen, gleihc zwei restaurants zu besuchen, das eine mal eine rösti, angerührt mit öl, das andere mal eine röschti, gemacht mit butter, zu bestellen, und sich mit der jeweiligen bevölkerung in seiner und ihrer sprache über das zusammenleben am berühmten vorhang/graben zu unterhalten. denn auch das bildet!

stadtwanderer

biel/bienner ausstellung

ausstellungskatalog:
laurent flütsch: rideau de rösti – röschtigraben. infolio édition CH, gollion 2006, 2. auflage.

bestelladresse

war sind die longchamps katholisch?

der heimatort der familie longchamp ist malapalud, – ein verträumtes nest, mitten in der waadt. unter bernischer herrschaft (1536 bis1798) gehörte malapalud zu echallens. zwischen 1476 und 1536 war echallens eine bernisch-freiburgische vogtei („gemein(sam)e herrschaft“). 1475 war es durch bernische truppen erobert und im zentrum arg zerstört worden. vor 1475 war man in echallens burgundisch, gehörte den grafen von chalons, die sich ab 1407 über den jura hin ausdehnten. denn man strebte nach oberitalien, und der weg über den jura führt schnurgerade über echallens.

die katholische kirche war damals in einem fürchterlichen zustand. den papst in rom gab es seit 1307 nicht mehr, als bonifatius VIII. nach der ganzen macht in europa gegriffen hatte und einem attentat zum opfer gefallen war. der neue papst wohnte danach in französischer obhut im südburgundischen avignon. die grosse pest von 1347 tat das ihrige, denn die vielen toten liessen den glauben in die schutzmächte aller art schwinden. und als der papst von avignon 1378 wieder nach rom ging, kam es zu eklat: der genfer graf wurde zum gegenpapst und ging seinerseits wieder nach avignon, – und die christenheit war ab jetzt zerrissen zwischen der französischen und der deutschen variante der katholischen kirche. bis 1417 dauerte die spaltung, das grosse abendländische schisma der katholischen kirche, und das kirchenleben zerfiel in dieser Zeit vielerorts. Vollends verwirrlich wurde die situation 1439, als man den damaligen herzog von savoyen, amadeus VIII., ein vater vieler Kinder, in basel zum gegenpapst Felix V. kürte. glücklich wurde dadurch niemand!

eern eroberte 1475 gemeinsam mit freiburg das burgundische echallens. ss ein präventivschlag, wollte man doch dem drohenden karl dem kühnen seine bastion in der waadt wegnehmen. im grossen burgunderkrieg schlugen die vereinten eidgenossen den burgunder herzog in grandson und murten. 1477 starb er in der schlacht von nancy, und burgund kam per erbschaft ans haus habsburg. erzherzog maximilian hatte noch rechtzeitig marie von burgund, die tochter des kühnen, geheiratet. bern und freiburg, welche die ganze Waadt erobert hatten, durften diese jedoch nicht behalten, doch die savoyische herrschaft, die danach entstand, war eher formeller natur. 1536, als bern und freiburg unter oberst jean-françois naegeli mit segen von francois I. in den französisch-habsburgischen krieg eingriffen und die savoyische waadt besetzten, leistete diese kaum mehr widerstand.

doch es machte einen grossen Unterschied, ob man 1475 oder 1536 von bern und freiburg erobert worden war. die waadt wurde reformiert, mit ausnahme der vogteien, die bern und freiburg direkt aus den burgunder-kriegen behalten hatten. in diesen war es 1532, als sich reformierte und katholiken im zürcherischen kappel die köpfe einschlugen und die katholiken die oberhand behielten, folgendes beschlossen worden: die Untertanengebiete, die von mehreren eidgenössischen orten gemeinsam regiert werden, können selber bestimmen, welcher konfession sie angehören wollen. und so entschied man sich in echallens, katholisch zu bleiben, das heisst unvermindert zum (letzten) bischof von lausanne, sébastien de montfalcon, zu gehören. diesen gab es kurz darauf nicht mehr, am 21. März 1536 verliess er seinen sitz st. maire in lausanne, und er kehrte nie mehr dorthin zurück.

so blieben die leute von echallens katholisch. auch die leute von malapalud, die von echallens abhingen. und so auch die longchamps. eigentlich sind wir also unvermindert katholische burgunder! genauso wie adrian von bubenberg, vor meinem büro! habe selber 47 Jahre gebraucht, und zu verstehen, warum meine familie katholisch (geblieben) ist, obwohl wir waadtländer sind.

werde möglicherweise noch 47 brauchen, um zu verstehen, warum ich katholisch (geblieben) bin, obwohl ich in bern lebe. a suivre, à l’an 2053!

gesellschaftsspiele in und über bern

als ich nach bern kam, gabs ein gesellschaftsspiel, das “sherlock holmes in bern” hiess. ich habe das gerne gespielt. damals, in den frühen 80ern, kannte ich bern noch kaum. so schlecht, dass ich bei meinem ersten date eine gasse verschoben gestanden bin, und den termin und die auserwählte verpasst habe. sherlo spielen hat mir dann geholfen, bern und bernerinnen besser kennen zu lernen.
seither gibts verschiedenste spiele über bern. meine mitarbeiterInnen haben mit zum 49. geburtstag, dem 127. von altert einstein …, “wer kennt bern. spielen, entdecken, wissen” geschenkt; ganz schön knifflig, die fragen, hab bei weitem nicht alles gekonnt. werde also wandern und spielen.
jetzt gibts sogar ein brettspiel von “glückschmiede”. geht über bern, und biel/bienne, der zweiten stadt des kantons. werde mir das ansehen müssen, auch wenn die berner zeitung eher kühl reagiert hat, denn das spiel sei zu ereignisarm, genauso wie bern: wie kann man nur so was schreiben: die stadtgeschichte ist ereignisreich, jedenfalls im tollen 15. jahrhundert. erst dann sind die sittenmandate gekommen, die das würfeln, tanzen und dönkle der weiber in den brunnen verboten haben. seither ist es etwas ereignisarmer geworden, muss aber nicht so bleiben. selbst die fasnacht kehrt, seit den 68er unruhen wieder ins protestantische bern zurück.

www.glueckschmiede.ch

ins – ein dorf mit bewegter geschichte

bis jetzt war ins das dorf, aus dem monia kam. ich habe es am sonntag erstmals bewusst besucht – und gleich mit der recherche begonnen: ganz schön spannend!

für die einwohner ist ins “eiss”, und weil man hart an der sprachgrenze ist welsch “anet”. besiedelt ist der ort seit der steinzeit. bekannt sind vor allem die keltischen fürstengräber auf dem schaltenrain. der kirchberg war sicher schon in keltischer zeit eine kultstätte. aus römischer zeit ist eine strasse direkt ins broyetal nachweisbar, damit war man angeschlossen an den transit von süden nach norden. in der folge gabs, wie überall in der westschweiz, einwanderungen, – hier durch die burgunder. dass die alemannen zuerst waren, wie man in der kirche nachlesen kann, ist wohl ein mythos. christianisiert wurde die gegend im 7. jahrhundert, wahrscheinlich durch wandermönche aus luxeuil. alle das spricht für burgundische wurzeln.

das spannende an der eisser geschichte beginnt jedoch danach: beim zerfall des fränksich-burgundischen kaiserreiches kommt es im jahre 851 zum grossen eklat in ins, – gleichzeitig dem ersten, aus ins bekannten ereignis: bischof david von lausanne wird hier in den wirren des zerfallenden fränkischen kaiserreiches ermordet, und der rote findling aus der eiszeit in der müntschemiergasse heisst seither blutstein. verraten worden sei er von bauern aus treiten; der name des ortes leite sich daher vom französischen trahison. mehr weiss man leider nicht.

mit dem zerfall des nachfolgenden burgundischen königreiches reiches kommt ins im 11. jahrhundert zum bargengau. man ist jetzt kaiserlich-imperial, auch bei den bauern von anestre, wie man ins nennt. der verwalter an der aare in bargen kann sich jedoch nicht halten, denn es steigt im 11. jahrhundert das geschlecht der grafen von fenis zur führenden kraft in der region auf. sie haben das vertrauen von kaiser heinrich iv., den sie im investitursteit treu unterstützt haben. der stammsitz der grafen von fenis ist die hasenburg in der nähe von ins, und von hier aus entwickeln sie im aaretal ihre herrschaft, in konkurrenz zu den papsttreuen zähringern, die nach süden drängen.

1117 kommt es zum grossen erdbeben im juragebiet, das auch in ins bemerkt wurde. fenis, der alte burgundische namen geht verloren; neu erbaut wird cerlier, das heutige erlach, und das grafengeschlecht von fenis teilt sich in der folge in die grafen von neuenburg, von valangin, von nidau und von strassberg. damit verliert es auch seine hegemoniale stellung in der region, und so kommt es 1375 zur grossen krise, als die gugler, arbeitslose söldner aus dem englisch-französischen krieg, das westliche mittelland plündern. in der folge geht die ganze region an die grafen von savoyen, 1407 gar an die grafen von chalons im heutigen burgund.

1474 dringen die berner vor, erobern erlach, und sie setzen dort einen landvogt ein. 1476 beteiligt sich die ganze region auf eidgenössischer seite an der schlacht von murten. dabei zeichnen sich die frauen von ins als besonders tapfer aus, die in der folge das privileg erhalten, am sonntag stets vor ihren männern in die kirche einziehen zu dürfen.

überhaupt, die wende zur neuzeit bringt auch in ins einen einschnitt: 1491 wird die leibeigenschaft durch eine zahlung von 299 pfund an den staat bern abgelöst. 1499 wird ins mit bern und der eidgenossenschaft vom kaiserreich ausgeschlossen. man will sich dem reichskammergericht nicht unterstellen, und den kaiserlichen beamtenstaat, der entstehen soll, ist den eidgenossen ein gräuel. man ist jetzt schweizerisch in ins.

gleichzeitig mit dem umbruch zerfiel auch das kirchliche leben, bis dahin streng katholisch, ; im 15. jahrhundert es mehren sich die klagen über unsittliches verhalten des pfarrers und unsachgemässe behandlung der kirche und seiner gegenstände. vorerst wird die kirche der pfarrei gampelen unterstellt, 1484 kommt sie unter die schirmherrschaft des st. vinzenstiftes in bern. 1528 wird die ganze region durch pfarrer kaspar künzi reformiert, selbst wenn die konservativen bauern sich wehren vorerst.

1541 beginnt bern mit der aufrüstung, die kirche wird erneuert, indem sie den stolzen trum erhält, und die pfarrstelle zu einer der begehrten in der bernischen republik aufsteigt. 1653 sind die bauern aus ins regierungstreu, sie beteiligt sich nicht am bauernkrieg der emmentaler.

mehrfach brennt das dorf in dieser zeit aus: 1562 die ganze siedling, 1655 gampelenstrasse, 1677 erneut das ganze dorf. danach kehrt wieder mehr ruhe ein. im 18. Jahrhundert ist das leben friedlich, und die berner patrizier begeistern sich immer mehr für das landleben, auch in ins, wo die familien von werdt, von fischer, von tascherner und jenner gutsherren werden.

1798 wird diese idylle wieder zerstört, die französischen truppen besetzen bern und die umgebung, und es brennt das dorf gleich zweimal. die dorfjugend wehrt sich gegen die fremden truppen, und sie kippt mehrfach den französischen freiheitsbaum, unter dessen herrschaft vorübergehend auch die trauungen stattfanden. jetzt ist man oppositionell, antimodernistisch und antiliberal. 1848 brennt das rathaus mit dem chorgericht, und 1849 kommt es gleich nochmals zum dorfbrand.

die zahlen für die dorfbrände sind auffällig: immer wenns in europa und der eidgenossenschaft in der neuzeit brennt, brennt auch ins. auch das macht ins spannend für weitere recherchen, genau so wie der blutstein, da gibt sicher noch viele sagen und geschichte. wer weiss weiter?

einstein führungen

also, das war eine super führung zu albert einstein in bern, realisiert durch stattland. zwei junge frauen, die eine als biografin, die andere als schauspielerin, machten die führung. zur sprache kamen alberts studentenbude, seine familienwohnung, seine experimente im progymnasium, sein wirken am patentamt und sein stammlokal “brasserie bollwerk”. informationsreich und spannend, besonders die einlagen zu einsteins frau mileva maric, zu seiner schwester marie (genannt maja) und zu alberts disputierfreund maurice solovine. wohl nicht ganz geklappt hat die erklärung der speziellen relativitätstheorie. da kann man noch daran feilen, auch ohne ambitionen auf den nobelpreis.

habe selber ein paar anregungen erhalten, mehr mit bildern und dokumenten arbeiten, das ist gut; geschichten einflechten, das ist noch besser; und zwei personen, die sich in der präsentation abwechseln, ist das beste. sprechen im stadtlärm ist jedoch ein generelles problem, für stadtführerinnen wie für teilnehmende. da braucht es noch gedankenarbeit.

nach der führung ein kleiner, wärmender besucht in der ehemaligen brasserie bollwerk, heute restaurant-pizzeria “l’aragosta”, das ich aus den frühern 80er jahren kenne. hat sich ein wenig verändert. neu ist aber die kleine einstein-ausstellung von ingenieur thomas foppa. der ist stammgast im lokal, und er hat im einstein-jahr begonnen, das stammlokal von albert einstein mit seinem wirken im quartier auszukleiden.

der zufall wollte es, dass er gleich selber im lokal war, und wir uns angeregt über einstein unterhalten konnten. er will ein buch schreiben zu einsteins berner jahren, und er sucht unterlagen zum leben in bern während der jahrhundertwende. werde mich bemühen!

www.stattland.ch/home.html
www.espace.ch/artikel_104136.html
www.aragosta.ch

besenscheuerweg

er war der mann des jahrhundert. und er schrieb die formel der physik. es weiss jeder, wer damit gemeint ist, und auch was damit gemeint ist. doch weiss auch nur jemand, wo der besenscheuerweg liegt?
wohl kaum.

erstens ist das in bern und nicht in princeton, berlin oder prag. und zweitens würde, wer in bern suchen würde, auf keinem aktuellen stadtplan jemand einen besenscheuerweg finden. denn es gibt ihn nicht mehr, er heisst tscharnerweg, benannt nach einem alten, repräsentativen berner geschlecht. und dennoch ist der besenscheuerweg für das weltbild des 20. jahrhunderts viel wichtiger als der tscharnerweg.

dort wohnte im august 1905 nämlich albert einstein. es war sein wunderjahr, er verfasste seine studie, die man später spezielle relativitätstheorie nannte, und er sandte sie seinem leib- und magenblatt, den annalen der physik. diese veröffentlichten den artikel, wie andere, die der junge einstein vorher geschrieben hatte, ebenfalls.

noch am tag der publikation verfasste einstein jedoch einen zusatz, der zum ersten mal die formel e=mc2 enthielt, was soviel heisst wie, es gibt eine aequivalenz zwischen energie, masse und lichtgeschwindigkeit.

und genau diesen zusatz formulierte albert einstein auf dem heimweg in die damalige familienwohnung am berner besenscheuerweg, nahe dem eigerplatz. man wohnte erst sein kurzem dort, und albert arbeitete unvermindert im eidg. patentamt als mittlerer beamter.

der junge physiker hatte kurz davor, endlich, seine doktorarbeit abgegeben, und er wurde für seine bemerkenswerten artikel ins physikalische seminar von prof. paul gruner an die universität bern eingeladen. hier sollte er später auch habilitieren. noch bevor dann er seinen ruf an die universität zürich als professor für das fach der theoretischen physik bekam, wurde er am ende seiner berner jahre erstmals für sein werk erstmals für den nobelpreis vorgeschlagen, wenn auch nicht für seine spezielle relativitätstheorie.

dennoch: e=mc2 ist ein einschnitt in der wissenschaftsgeschichte der modernen phyik, und demnach gebührt dem besenscheuerweg unsere volle aufmerksamkeit.

einstein in bern

mit dem stadtwanderer-blog wollte ich eigentlich am 4. maerz beginnen, dem tag, an dem das alte bern 1798 vor den französischen truppen bedrängt aufgab. es war ein samstag, als der eine teil, dessen zeit abgelaufen war, die bedingungslose kapitulation der generäle schauenburg und brune unterschrieb, in der hoffnung, glimpflich davon zu kommen. der andere teil kämpft tags darauf, am sonntag, auf dem felde, in neuenegg und am grauholz. da war man aber nicht erfolgreich, und so war das schicksal des alten bern vorerst besiegelt.

dieses wochenende war jedoch kein tag für stadtwanderer: soviel schnee wie nie zuvor fiel in einem tag über bern, und wer sich dennoch nach draussen wagte, der wurde von den fasnächtlern eingelullt. also habe ich verzichtet.

der untergang der alten stadt hat mich nie losgelassen, denn es ist der einschnitt im leben der stadt. der einstein im leben der stadt ist dagegen albert, albert einstein, der nobelpreisträger für physik aus dem jahre 1921, der, als er seine grundlegenden werke schrieb, am eidg. patentamt in bern angestellter war. tintenscheisser nannte er den job bisweilen verächtlich, dann äusserte er sich aber auch lobend: es sei seine kreativste zeit seines lebens gewesen. später sei er nur noch der gute onkel gewesen, bei dem das brünnlein der kreativität versiegt sei.

die erfolgsfaktoren eines beamter umschrieb einstein standesgemäss: E=x+y+z. Erfolg sei die Summe aus Arbeit (x), Spiel (y) und Maulhalten (z). seine arbeit bestand damals in der prüfung von patentanmeldungen, sein spiel war seine leidenschaft für physik. das maul hielt der beamte III. klasse, – damals noch. später zog er vom leder wie es nur kam.

1905 schloss er nicht nur seine doktorarbeit (endlich) ab, er publizierte in den annalen für physik auch 5 brillante abhandlungen in serie, die das bild der (newtonschen) physik nachhaltig veränderten und einstein weltruhm bescheren sollten. alle fünf arbeiten seines wunderjahres schrieb er in bern.

wie er in bern lebte, wo erwohnt, wo er arbeitete, wo er in die gaststuben ging, und mit welchen freunden er sich zum philosophieren und musizieren zwischen dem 11. febraur 1902 und dem 15. oktober 1909 traf, das ist das ziel meiner einstein-stadtwanderung: eben das andere wunder von bern.

einstein hat mich ebenso wenig losgelassen, wie der untergang des alten bern. an gründen gibt es viele: wir beide haben am 14. maerz geburtstag, wir beide haben in aarau das gymnasium besucht, wir beiden haben in zürich studiert und wir beide haben in bern gearbeitet. ich bei prof. erich gruner, er bei prof. paul gruner. auch ich wollte physiker werden, denn das versprach mir eine reise auf den mond. einstein hatte keine solchen träume, aber er suchte nach dem gesetzen der weltalls und nach dem ursprung der zeit. das wiederum verbindet uns beide, selbst wenn der weg unterschiedlich ausgerichtet sein sollte. albert einstein ist drum meine erste themenwanderung durch bern gewidmet, die ich dieses jahr machen werde: am 26. august, für die inlandredaktion der neuen zürcher zeitung. hoffe das wird ein erfolg!

stadtwanderer