Das Berner Regiment beim französischen König bringt Einkommen und Verderben

Teil 3 meiner Familienserie

Der 30jährige Krieg hat mit Johann Ludwig von Erlach einen führenden Militärunternehmer. Die gab es in Europa seit dem Mittelalter. Denn die Armeen waren noch nicht stehend und gehörten nicht dem Staat. Sie wurden von Privatleuten organisiert und den Monarchen und Fürsten gegen gutes Geld angedient. Ihre Anführer entschieden weitgehend alleine, für wen sie arbeiteten.

Festes Regiment in Frankreich
Ein Viertel Jahrhundert nach dem 30jährigen Krieg nimmt der französische Königshof allerdings einen Kurswechsel vor und bestellt ein festes Berner Regiment. Neues Einkommen lockt. Johann Jakob von Erlach greift zu und wird Kommandant. Hinfort nennt er sich Jean-Jacques, Baron d’Erlach. Er lebt ganz im französischen Barock-Stil mit Perücke und so.
Die Stadt handelt noch unerfahren ein Abkommen aus, wonach das Regiment nicht gegen Reformierte eingesetzt werden dürfe und stets in Berner Händen bleiben müsse. Als es unterzeichnet ist, interessiert sich der mächtige Sonnenkönig in Versaille nicht mehr für den Fetzen Papier. Er lässt das Berner Regiment gegen die calvinistische Niederlande kämpfen und zwingt Johann Jakob zum Uebertritt zum Katholizismus.
In Bern ist die Hölle los!
Johann Jakob muss auf seine Berner Privilegien verzichten und lässt sich in Fribourg einburgern. Erst nach seinem Tod kommt sein Regiment wieder in Berner Patrizierhände, wo es bis 1798 bleibt.

Die grosse Polarisierung der Berner Politik
Die knallharte Interessenpolitik polarisiert den Grossen Rat. Die von Erlachs bilden eine eigentliche Franzosenpartei. Ihnen steht eine Niederländerpartei aus aufstrebenden Berner Burgerfamilien gegenüber. Sie werben für die calvinistische Republik, die Bern eigentlich nähersteht.
Die Situation ist angespannt. Denn viele hugenottischen Flüchtlinge aus Frankreich sind in der Stadt. Man nimmt sich ihnen an, bis eine Hungersnot droht. Dann kippt die Stimmung. Es kommt zur Ausschaffung.
Zudem decken die Niederländer einen heimlichen Informationsdienst in Bern für den französischen König auf.
Katharina von Wattenwyl, ein Teil der Franzosenpartei, wird gefangen genommen. Ihr wird der Prozess gemacht. Sie wird wie eine Hexe gefoltert, bis sie gesteht, für den Sonnenkönig gearbeitet zu haben. Dann wird sie nach Valangin im Neuenburgischen ausgeschafft.

Die Katastrophe von Malplaquet
Die Rivalität zwischen den “Parteien” und ihren Kriegsherren gipfelt 1709 in einer Katastrophe. Frankreich und die Niederlande stehen gegeneinander im Krieg und setzen je ein Berner Regiment ein. Das Verderben naht.
Am 11. September kommt es in Malplaquet vor den Toren Brüssels zu Schlacht. 8000 Berner Söldner finden an diesem Tag auf beiden Seiten den Tod.
Die Tagsatzung interveniert und legt fest, dass keine Eidgenossen in Fremden Diensten gegen Eidgenossen antreten dürfen. Das hält man bis ans Ende der alten Eidgenossenschaft 1798 ein.

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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