mit-meinen-neuen-favoriten-unterwegs-oktober-2007

alle bisherige favoritenlisten ansehen

so eine liste gab es noch nie!
kein blog zur geschichte wird hier rubriziert.
keiner, der sich mit kultur beschäftigen würde, findet sich diesmal.
und gar nichts spezifisches über bern habe ich im oktober 2007 aufgelistet.


ein triefer riss geht durch den wahlkampf 2007 (foto: stadtwanderer, anclickbar)

das hat seinen grund: ich wandere seit neuestem im aktuellen wahlkampf zu den anstehenden national- und ständeratswahlen und will einen beitrag zum gegenwärtigen diskurs über die gegenwärtige schweiz leisten!

ich empfehle 10 blogs, die sich mit wahlen, wahlkampf, wahlforschung beschäftigen. doch habe ich alle kandidatInnen, die ich so auch mitverfolge, gestrichen. nicht dass es heissen würde, ich vernachlässige die eine oder andere richtung vernachlässigen.

dennoch (oder gerade deswegen) ist eine interessante palette von favoriten entstanden, mit denen ich profis der kommunikation, leute aus der forschung, bürgerInnen mit ihren stimmungen, und journalistInnen mit ihren reaktionen ein wenig für ihr engagement in diesem wahljahr loben möchte!

ganz gegen den strich, der im moment alles runter macht, was in die öffentlichkeit gelangt …

“für den oktober 2007 gut” sind:

1. ganz schön nützlich (vormals 5)

blogs und politik

das muss doch mal gesagt sein: sarah genner hat(te) dschon drei blogs. alle sind gut. aber der ist der beste: sie schreibt ihre lizentiatsarbeit in politikwissenschaft über “blogs und politik”. und sie stellt ihre recherchen dazu gleich allen interessierten zur verfügung. merci! “blogs und politik” empfehle ich, denn da gibt es tagesaktuelles, aber auch grundsätzliches. da findet man neueste forschungsergebnisse zur politischen kommunikation auf der blogosphäre genau so wie mal ein interessanter kommentar zur einer beobachtung gemacht wird. ich schätze das sehr und wiederhole meinen wunsch: was nur würde geschehen, wenn alle absolventInnen im boomfach “politologie” selber so kommunikativ wären wie sarah? – verdienter platz 1!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

2. ganz schön schnell (neu)

arlesheim reloaded

wenn man diesen blog liesst, fragt man sich, wann manfred messmer überhaupt noch für geld arbeitet. denn im hauptberuf wäre er senior-parnter einer kommunikationsagentur. doch die leidenschaft des ehemaligen journalisten aus basel-arlesheim gehört ganzen dem bloggen. täglich haut er in die tasten, beseelt vom ziel, allen zu zeigen, dass es keine parteien mehr braucht, um wahlkampf zu führen. klar, messmer steht nicht links von svp und fdp und ist wohl auch nicht unglücklich, ihre kandidatInnen beraten zu können. aber er ist weit mehr. er ist ein begnadeter kommunikator, der schnell wie kein anderer auf die tagesaktualität reagiert. so ist man gezwungen, täglich bei seinem arlesheimer reinzuschauen, wenn man wissen will, was sich in der nordwestecke der schweiz gerade tut. dafür gibt grüsse aus bern und den platz 2!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

3. ganz schön grün (erneut)

ignoranz – magazin gegen ignoranz im alltag

er war mein erster blog, den ich regelmässig besuchte. dann hatte ich plötzlich den eindruck, ich hätte es gesehen und liess ihn links liegen. doch ich ziehe erneut den hut: das magazin mit news, ausführlichen beiträgen und diskussionsforen ist es wert, besucht zu werden. kein fettnäpfchem der svp wird ausgelassen, ganz besonders nicht, wenn die ökos dabei einen spritzer abbekommen. doch der blog ist alles andere als ein parteivehikel. er ist journalistisch professionell gemacht, und er begeistert, weil er das unausgesprochene sagt, an der vergessenes erinnert und die unsensibilisierten weckt. ganz so wie es schon der titel ankündigt: der tägliche beitrag gegen die tägliche ignoranz findet sich hier: platz 3 in meinem rating!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

4. ganz schön informativ (vormals 5)

wahlkampfblog

wenn manfred messmer selber ganz schön wahlkämpft, dann beobachtet mark balsiger von der gleichen profession das ganz schön. auch er ist agenturleiter, aber kein politiker wie sein kollege. sein politischer standpunkt steht nicht im vordergrund, – sein beruflicher jedoch schon. und so schreibt er immer informativ, was ihm an wahlkämpfen von bümpliz bis bayern so auffällt. ich geniesse den zurückhaltenden ton des meisters, den blick fürs wesentliche in den analysen, und die unerbitterliche schelte für jeden tippfehler bei mir. im ernst: mark (nicht marc …) balsiger verbindet kommunikationspraxis und -wissenschaft, so dass es anregt. und das macht diesen blog zu klar mehr als zu einer werbefläche für eine agentur. neu auf platz 4!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

5. ganz schön kontrovers (neu)

nzz votum

nein, ich empfehle nzz votum nicht, weil ich das mal gastblogger war. ich empfehle diesen blog, weil er ein unübliches konzept hat. jede zürcher partei hat ihre rubrik. neuerdings verfügen auch die fünf grösseren parteien der schweiz über eine solche. was sie oder ihre protagonistInnen veröffentlichen, wird laufend aufgemischt, sodass schon mal die fetzen fliegen. und ist das mal nicht der fall, animiert der gastautor den diskurs mit eigenen themen. das schätzen die teilnehmenden, die, wie sonst kaum irgendwo, kommentieren und diskutieren. natürlich, es hat trittbrettfahrer, die ihre irrelevanten standpunkte da plazieren wollen, was ärgert. aber es ist eine liberale plattform im wahrsten sinne des wortes, sodass man das weiter empfehlen kann: platz 5, sag ich da!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

6. ganz schön satirisch (vormals 7)

lupe

wer unter die lupe genommen wird, muss alles zeigen. nichts bleibt ihr verborgen. und wer unter die lupe kommt, der kann die wärme des gebündelten lichtstrahls schon mal zu spüren bekommen. der seit langem heisseste blog unter den schweizer satirikern ist nun eben die “lupe”. alles wird ausgeleuchtet, und zwar nicht ohne biss und häme. bei den betroffenen lesern gilt am besten das motto: wer nicht dran kommt, ist eine niete! und ich verstehe zwischenzeitlich immer besser, weshalb die macher sagen: gerade im wahlkampf muss satire sein. denn sie deckt immer auch doppelte öffentlichkeiten auf, die nur halb ans tageslicht gelangen, halb im dunkeln bleiben. für diese leistung gibt es bei mir den platz 6!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

7. ganz schön eigen (neu)

henusode

“henusode, de blogge’ni haut!”, hat sich christan röthlisberger aus dem bernischen gesagt. grosse schiffe sind seine leidenschaft. sie brauchen etwas zeit, um in fahrt zu kommen. doch wehe, sie sind es einmal, dann kann man alles rammen. etwa so verfahrt der bugsierer, wie sich der autor selber nennt, wenn er hier bloggt. mal gegen die sonntagszeitung, und dann gegen die parteien: das ödland des lächelns nennt er bitterbös den laufenden wahlkampf, und zerpflückt mit vorliebe, was die parteien auf dem web so treiben. ganz schon eigen, füge ich das bei und vergebe nicht aus lokalpatriotismus den 7. platz in die region, henusode!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

8. ganz schön staatstragend (neu)

wahl-blog 2007

für einen blog wirkt er eher trocken. das tut der sache aber keinen abbruch. wer sachinformationen in diesem wahlkampf sucht, findet sie hier. und zwar nicht aus der sicht der bundeshaus-insiderInnen für bundeshaus-insiderInnen. sondern für für auslandschweizerInnen von ihrer heimorganisation und dem swissinfo. es dominiert die staatstragende perspektive bei der gestaltung der beiträge und der themenauswahl. doch das tut gut. die opposition hat genügend individuelle blogs, sodass ich hier auch mal einen gouvernementalen mit dem platz 8 empfehlen will.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

9. ganz schön seriös (erneut)

wahlforschung

ja, ja, da schlägt mein herz für die wahlforschung durch, mag sich der eine oder die andere denken. stimmt, erwidere ich, denn das muss auch sein! dieser blog ist der einzige im deutschsprachigen raum, der sich direkt an die gilde der forschenden wendet, und so auch darüber informiert, was (vor allem in deutschland) unter wahlforschern diskutiert wird. das ist dann weniger gesprächig als vielerorts sonst, dafür aber sehr seriös, was man da erfährt. theorie- und methodenfreaks, die sich für das wahl(kampf) geschehen interessieren, kommen hier gratis auf ihre rechnung. verdienter platz 9.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

10. ganz schön recherchiert (neu)

ausländische schafe vertreiben ausländische schafe

der frog-blog hat gar nichts mit dem wahlkampf zu tun. und dennoch hat er den recherche-coup in diesem wahlkampf gelandet. normalerweise wird man hier freundlich begrüsst, indem der labtop zu quacken beginnt und man wird über die neuesten digitalen trends informiert, indem man schaut und liesst. doch dann kam es beinhart: “ausländische schafe vertreiben ausländische schafe” wurde getitelt. behandelt wurde, wie die agentur goal, die für die svp schweiz wirbt, zu ihrem schäfchen-plakat kam. ironie der geschichte: ein englisches bild mit schafen wurde gefaked, um die schwarzen schafe aus der schweiz im hiesigen wahlkampf zu vertreiben. ganz schon gekonnt recherchiert, sag ich da, und ich vergebe den 10. platz in meiner aktuellen favoritenliste!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

“für immer gut” sind:

meine topempfehlung im juli 2007:

moritz leuenberger

im frühling hatte er einen kometenhaften start. zwischenzeitlich hat sich die überaufmerksamkeit gelegt. auch ist der rhythmus, în dem sich der schweizer medienminister an die nation wendet, etwas geringer geworden. geblieben ist aber die aufmerksamkeit. und bis heute werden die meisten beiträge von moritz leuenberger auch intensiv diskutiert. das ist es, was ich schätze. hier hat die politik nicht nur einen zusätzlichen absatzkanal gefunden, um ihre positionen zu verbreiten. hier wird auch debattiert. prominenz verkauft sich gut! weil moritz den mut gehabt hat, damit zu experimentieren, bekommt er den ersten platz in meiner favoritenliste!

meine top-empfehlung im april 2007:

bernetblog
unverändert herausragend. informativ, gut gemacht, und stets voll von neuem. ich bin beeindruckt, wie das team um marcel bernet mitmacht. der blog ist sogar noch besser als das buch “schnelle kommunikationswelt” das ich je über den klee gelobt habe, und bei mir immer noch abgerufen wird. eine echte trouvaille, dieses blog!

meine top-empfehlung im januar 2007:

recherchenblog
andy litscher weiss das internet zu nutzen wie kaum ein anderer. immer wieder erstellt er und sein team vom recherchenblog thematische übersichten, die einem oft gezielter weiter helfen als die suchmaschinen. denn der recherchenblog arbeitet die themen auch in der inhaltsübersicht auf. eigentlich sollte man dieses blog viel häufiger auch zitieren! denn jede erfahrung, die ich bisher gemacht habe, war gut; andy ist zudem auch ein aufmerksamer fotograf der schweiz, der über “www.flickr.com/personen/litscher” immer wieder zu überraschen weiss: unbestrittenermassen meine entdeckung des jahres 2006, – und deshalb die nummer 1 zu beginn 2007!

meine top-empfehlung im monat dezember 2006:

auswanderer-blog
endlich hat es ruedi baumann geschaft, mich voll und ganz zu überzeugen. unermüdlich berichtet er aus der südwestecke frankreichs, schreibt auch viel über die schweiz, sodass er zwar weg, aber eigentlich immer noch da ist. und dann trifft man ihn unerwartet in der buchhandlung, pflegt den gedankenaustausch, und erzählt sich ein wenig über die unterschiede in der bloggerszene der schweiz und in frankreich: ruedi sagt mir, seit er den stadtwanderer lese, müsse er ganz anders durch bern gehen, immer und überall hinauschauen, um zu sehen, was er vorher immer übersah! gut so, antwortete ich ihm, den aufrechten gang üben, ist immer gut, gerade auch für blogger. danke ruedi für deinen unermüdlichen aufrechten gang auch ausserhalb berns!

meine top-empfehlung im monat november 2006

wanderer von arlesheim
ich habe den im vormonat schlicht vergessen, aufzulisten! und ich entschuldige mich dafür! das ist aber nicht der grund, weshalb ich diesen blog top setze: er gefällt durch vielseitige, interessante beiträge, die viel konsequenter als bei mir, sich mit einem ort, arlesheim beschäfitgen. das verdient anerkennung und viel lob: platz 1.

meine top-empfehlung im monat oktober ’06

edemokratie
dieses blog ist seit ich bloge der aufmerksamste zuverlässigste informant zu fragen der politischen philosophie, kommunikation und aktualität

meine top-empfehlung im monat september ’06

apropos
einfach der schönste aller schönen blogs …

meine top-empfehlung im monat august ’06

today’s strip
es ist unser bevorzugter “bericht aus schweden”, ohne grosse worte zu verlieren, versprüht er viel hintergründige humor. lars mortimer ist der bekannteste schwedische karikaturist, der jeden tag seine website mit einem neuen “hälge”, dem träfen elch aus den schwedischen wäldern, ergänzt. so kann man ganzjahresstimmungen im norden minutiös mitverfolgen.

meine top-empfehlung in den montaten juni und juli ’06

weiachblog
unverändert unschlagbar das beste, was es für politisch-historisch interessierte stadt- und dorfwanderer gibt. ich bewundere die gabe, auf fast nichts, nichts weniger als eine täglich spannende kolumne schreiben zu können.

stadtwanderer

mit euren favoriten unterwegs (september 2007)

die aktualität holt mich immer mehr ein, und damit sie, lieber mitstadtwandererInnen auch!

zunächst waren wir einer harten kommunikationsprobe ausgesetzt: der “geheimplan gegen blocher” beschäftigte uns alle in der surrealität. das hat bei mir einige beiträge ausgelöst, und mich auch inspiriert. selbst meine wanderungen in tarasp habe ich als geheimplan aufgezogen, und ihr habt wunderbar mitgemacht, und die lektürezahlen für diesen beitrag gingen sprunghaft hoch. er war auf anhieb der neuntbeste in diesem monat. und noch etwas: ihr habt so wunderschön herausgefunden, wo ich war, doch ihr wisst bis heute nicht, weshalb ich auf dem bündner schloss war! ich erzähle das aber erst nach den bundesratswahlen …


ein buch zum hintergrund unserer schweizerischen gegenwart im september 2007

bis dann wird auch die wandersaison vorbei sein. die hatte es diesen monat in sich: gleich drei führungen waren angesagt und wurden durchgeführt: mit adolf ogi und seinen gefolgsleuten als bundesrat, mit der altseminardirektorenkonferenz und als offene stadtwanderung. diese hat mich auch animiert, den beitrag zur chronologie der berner stadtgeschichte zu verfassen. und der hat ebenfalls eingeschlagen: platz 10 in der bestenlisten. indirekt ist wohl auch meine burgunderserie, die ich früher zur grossen stadtwanderung schrieb, wieder aktiviert worden. was ich über die wilden burgunden aus der völkerwanderungszeit verfasst habe, ist im september 2007 am fünftmeisten gelesen worden!

doch nun muss es einmal gesagt sein: wir müssen weg von den verschwörungstheorien. das hat die vorbereitung der schweizerischen parlamentswahlen stark beschäftigt, ohne dass man sich hinreichend damit beschäftigt hätte, warum so etwas zu standen kommt. deshalb empfehle ich, quasi als start für den bücherherbst das buch von daniel kulla, dem berliner schriftsteller der gegenwart zum thema: die entschwörungstheorie!

und wem das zu viel ist, der lese ein wenig in den beliebten beiträges des stadtwanderers!

1. (unverändert)
mit meinen neuen favoriten unterwegs (oktober 2006)
zirka 770 direktviews
blogosphäre, aktualität, kommunikation

2. (vormals 3)
körpersprache des bundesrates
zirka 740 direktviews
neujahresfoto, bundesrat, wie man sich in der politik bewegt

3. (vormals 2)
auch aristoteles wäre für den baldachin gewesen
zirka 590 direktviews
bern stadt, bahnhofumbau, philosophiegeschichte

4. (unverändert)
meinstein (3): was während einsteins berner jahre geschah
zirka 540 direktviews
einstein, bern stadt, geschichte

5. (neu)
von den wilden burgunden (2)
zirka 430 direktviews
völkerwanderung, burgunden, besiedlung der heutigen schweiz

6. (vormals 5)
graffiti-city
zirka 320 direktviews
stadt bern, kultureller ausdruck, politik

7. (unverändert)
5000 mal geflickert
zirka 240 direktviews
fotografieren, mein flickr, was sie interessiert

8. (unverändert)
kaum zu fassen …
zirka 220 direktviews
kaiserin adelheid, königreich burgund, deutsche ignoranz

9. (neu)
mein geheimplan fürs wochenende
zirka 220 direktviews
wohin ich am wochenende wandern ging, schloss tarasp, das grosse rätselraten

10. (neu)
zahlen, zahlen, zahlen
zirka 180 direktviews
geschichte berns, chronoligie der zentralen ereignisse, links zu andern beiträgen

stadtwanderer

kleider machen leute!

die zürcher meinen gerne, gottfried keller habe das zitat

“kleider machen leute”

geprägt.

mitnichten!

keller interpretierte damit nur ein viel älteres sprichwort von quintilian, dem führenden römischen rhetorikprofessor unter den flavischen kaisern. in seinem 8. buch zur institutio oratoria empfahl er:

“vestis virum reddit”.

wörtlich genommen heisst das: die kleidung macht den mann.


für einmal rollenmischung: der stadtwanderer im arbeitskleid (foto: stadtwandererin)

des stadtwanderers kleider

das weiss der stadtwanderer doppelt: der kaiserlich besoldete rhetoriker aus dem 1. jahrhundert nach christi geburt stand ihm pate, als er seine stadtwanderungen erfand. denn von quintilian stammt auch die beobachtung, dass die meisten menschen zeitliche chronologien, die mythen erst zu geschichten machen, im normalfall nicht behalten können. werden indessen die stationen der geschichte als stationen einer wanderung durch den raum erzählt, bleibt letztere haften. so kann man sich auch der geschichten wieder erinnern, für die ein ort im raum steht. das erleichtert es, ein informiertes, geschichtliches bewusstsein zu entwickeln.

wenn der stadtwanderer in seinem nebenberuf stadtwandert, ist seine kleidung meist unauffällig: praktisch muss sie sein, denn sie muss vor wind, sonne und regen schützen. er steht ja nicht im zentrum, wenn er seine gäste durch bern führt. im hauptberuf, vor allem bei medienauftritten, nimmt er quintilian schon mal ernster: die anzug soll sitzen und durch eine fliege gekrönt sein!, ist sein motto: es soll kommuniziert werden, dass er dabei ist, seine rolle als politischer analyst zu spielen.

selten nur mischt er beides, und geht er mit dem papillon stadtwandern.

der wissenschafterInnen ihre kleidungsfragen

mit kleidungen als zweiter haupt,
mit fragen nach schönem und hässlichem,
mit symbolischer kommunikation durch uniformen,
mit partnerlook und sozialer abgrenzung durch kleider,
mit mode aus philosophischer, sozialpsychologischer und kunstkritischer sicht,
mit der herstellung traditioneller und futuristischer texitlien,
mit hüten und schuhen,
mit geschlecht und hose,
mit wilden dresses und schuluniformen,
mit, mit, mit …

ja, damit beschäftigen sich in bern gleich zwei vortragsreihen, auf der stadtwanderer gerne hinweist:

dem collegium generale seine kleidungsfragen

zunächst sie die vortragsreihe zur kulturgeschichte der kleidung erwähnt, die diesen mittwoch, 26.9.2007, anfängt, und kurz vor weihnachten, am 19.12.2007, endet. 13 referate, vortragen im collegium generale der berner uni (auditorium maximum, jeweils mittwochs 18 15 bis 19 30), stehen an, über die sich ausgewiesen spezialistInnen aus dem in- und ausland zum thema der zweiten haut mitteilen wollen. konkret sind das:

26.9.2007
Prof. Dr. Gabriele Mentges, Institut für Kunst und Materielle Kultur, Universität Dortmund:
Kleidung als Technik und Strategie am Körper. Eine Kulturanthropologie von Körper, Geschlecht und Kleidung

3.10.2007
Prof. Dr. Ingrid Loschek, Hochschule für Gestaltung, Technik und Wirtschaft, Pforzheim:
Wann ist schön? Ästhetik des Schönen und des Hässlichen in der Mode

10.10.2007
Dr. Elisabeth Hackspiel-Mikosch, Hochschule Niederrhein, Mönchengladbach:
Uniformen als Medium symbolischer Kommunikation an der Schnittstelle von Politik, Gesellschaft, Geschlecht und Kultur

17.10.2007
PD Dr. Katharina Simon-Muscheid, Historisches Institut, Universität Bern:
Standesgemässe Kleidung. Repräsentation und Abgrenzung durch Kleiderordnungen (12.–17. Jh.)

24.10.2007
Prof. Dr. Reinhard Schulze, Institut für Islamwissenschaft und Neuere Orientalische Philologie, Universität Bern
Kleiderordnungen in islamischen Kulturen: das Kopftuch.
sowie
Dr. Saskia Walentowitz, Institut für Sozialanthropologie, Universität Bern
Blaue Schleier und andere Sinngewebe der Tuareg. Sozialanthropologische Betrachtungen zur Verhüllung der Geschlechter

31.10.2007
Dr. Andreas Poschmann, Deutsches Liturgisches Institut, Trier
Parura – Planeta – Pluviale. Liturgische Gewänder zwischen Alltagskleidung und Sakraldesign

7.11.2007
PD Dr. Philipp Zitzlsperger, Kunstgeschichtliches Seminar, Humboldt-Universität Berlin:
Dürers Garderobe. Zur Bildsprache des Kostüms in der Malerei

14.11.2007
Dr. Annelie Lütgens, Kunstmuseum Wolfsburg:
Modefotografie. Idealismus und Realismus in einem fragwürdigen Genre

21.11.2007
Prof. Dr. Carlo Michael Sommer, Hochschule Darmstadt:
Der soziale Sinn der Mode. Kleidung und Mode aus sozialpsychologischer Sicht

28.11.2007
Dr. Marion I. Tobler-Rohr, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich:
Fair Trade und Marketing. Nachhaltigkeit in der Textilherstellung

5.12.2007
Marcel Halbeisen, Empa, Swiss Materials Science & Technology:
Von Atmungsaktivität bis Nanotechnologie. Hightech-Textilien heute und morgen

12.12.2007
Prof. Dr. Nadia Magnenat-Thalmann, MIRALab, Universität Genf:
Digitale Körper- und Bekleidungssimulation

19.12.2007
Christa de Carouge, Modedesignerin, Zürich
Mein Kleid, mein Haus: Philosophie einer Modesdesignerin

dem historischen verein seine kleidungsfragen

sodann sei das winterprogramm des historischen vereins des kantons bern erwähnt, das am 19. oktober 2007 beginnt und am 14. märz 2008 endet. 10 vorträge werden da angekündigt, die immer am freitag abend 18 15 im vortragssaal der zentralbibliothek berns (münstergasse 63, 3011 bern) stttfinden werden. berner und schweizer kleiderforscherInnen bekommen hier gelegenheit, ihre erkenntnis dem publikum vorzugtragen und es mit ihm zu diskutieren. namentlich:

19. Oktober 2007
Dr. Klaus Oschema, Bern/Heidelberg:
Partnerlook und Kleidertausch. Kleidung als Freundschaftszeichen im Mittelalter

2. November 2007
Prof. Dr. Rainer C. Schwinges, Bern:
Zwischen Talar und Mode. Studenten- und Gelehrtenkleidung im späten Mittelalter

16. November 2007
Serge und Marquita Volken, Lausanne:
Zeitreise auf Schusters Rappen. Schuhe des Mittelalters und der Neuzeit

30. November 2007
Karen Christie, Bern:
Als noch die Männer die Hosen anhatten …Eine Kulturgeschichte der Hosen mit Beispielen aus dem Historischen Museum Bern

14. Dezember 2007
Dr. Margret Ribbert, Basel:
Kleidung auf spätmittelalterlichen Wirkteppichen. Eine Untersuchung anhand der Basler Beispiele

18. Januar 2008
Johannes Pietsch, Riggisberg:
Das Wechselspiel von Körper und Kleidung. Unterschiedliche Konzepte zur Formung der menschlichen Gestalt durch die Kleidung im Mittelalter und der frühen Neuzeit

1. Februar 2008
Dr. Charlotte Gutscher, Bern:
Warum der Schneider nicht “Näher” heisst! Gedanken zur Bedeutung des Schnittmusters anhand des Meisterbuchs von Salomon Erb aus dem Jahr 1730

15. Februar 2008
Lic.phil. Regula Wyss, Bern:
Von zu hohen Kappen und zu dicken Perücken. Verstösse gegen die Berner Kleiderordnungen im 17. Jahrhundert

29. Februar 2008
Lic.phil.Sigrid Pallmert, Zürich:
Die Bedeutung der Bekleidung heute. Dresscodes und Signalwirkung

14. März 2008
Dr. Christian Griss, Basel:
Kleider machen Schülerinnen und Schüler. Ein Pilotprojekt mit Schuluniformen im 9. Schuljahr in Basel

der wissenschafter ihre kleidung

ich sag da nur: ganz schön spannend, was da ankündigt wird! und es könnte gut sein, dass ich da beim stadtwandern schon mal einen abstecher in die länggasse oder an die münstergasse mache.

nur schon um zu sehen, wie ernst man quintilianus’ empfehlung “vestis virrum reddit” bei den fachhistorikerInnen und ihren gewandten orten heute noch nimmt …

stadtwanderer

burgundergründe

uff, meine füsse sind müde! die der 16 weiteren teilnehmerInnen wohl auch. die
grosse, offene stadtwanderung grosse, offene stadtwanderung ist wirklich anstrengend. aber auch anregend. jedesmal macht man eine neue erfahrung.

die beste diesmal war der spaziergang mit nackten füssen. ausgerechnet durch die herrengasse gingen wir bluttfuss. ziel war das franziskanerkloster, das bis zur reformation dort stand, wo heute das casino ist. die franziskaner waren anhänger der armut, lebten so einfach und so naturnah wie nur möglich. barfuss gehen war bei ihnen ganz normal (geblieben). in vielen städten wurden die franziskaner deshalb auch ganz als barfüsser bezeichnet.


auf zum barfüsser, dem franziskanerkloster in bern, wo die für die reformation entscheidende berner disputation stattfand, und heute das casion steht … (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

stadtwandern ohne strumpf und schuh ist gar nicht so übel wie man sich denken könnte. auf den plastersteinen läuft es sich ganz gut. sie sind vielleicht etwas hat, letztlich aber schon geschliffen. in den gassen mit schatten ist der stein auch nicht zu heiss. und da er doch einigermassen sauber ist, tritt man weder in weichen pferdedreck noch auf harte kieselsteine.

ich hatte noch nie den mut, eine gruppe mitstadtwandererInnen aufzufordern, unterwegs die schuhe auszuziehen. heute war das erste mal. und siehe da: die meisten haben mitgemacht, und mussten gleich ein wenig über sich und die anderen lachen. das verband!

wir waren auch sofort die gaudi der zuschauer. stadtbernerinnen wie touristen drehten sich um, schauten erstaunt und sprachen uns an, was wir da machen würden. wir gaben die normale antwort: barfüsseln.

so einfach ist das, aufmerksamkeit zu erregen in der stadt. und aufmerksam zu sein für die stadt; – denn: einen teil des burg-under-grundes von bern kann man auch erfahren!

stadtwanderer

your favorite, please!

seit tagen ist der öffentliche raum mit werbung besetzt. zuerst die schafe, jetzt die kandidatInnen.

ohne zweifel: die parlamentswahlen in der schweiz stehen an.

die politische werbung gleicht sich der kommerziellen an. sympathische gesichter, kernige sätze, symbolisches ambiente sollen für stimmen sorgen, wie man für umsätze wirbt. die grenzen verfliessen.

das stört mich nicht! ich habe die markigsten gesichter, die mir jüngst beim stadtwandern begegnet sind, fotografiert. und ich frage sie, liebe sympathisantInnen des stadtwanderns.

wen würde sie fürs parlament wählen? – vorerst geht es nur um den ständerat. zum nationalrat können sie sich später äussern.

wen also würde sie wählen, und vor allem warum? das interessiert mich! äussern sie sich, so spontan wie möglich. sie haben 24 gesichter zur auswahl, alle von den werbeständen in der stadt bern. wählen sie die nummer ihres/ihrer bevorzugten kandidatIn. und schreiben sie mir eine kurze begründung!

sie haben wie immer beim ständerat maximal zwei stimmen …


kandidatInnen 1-4


kandidatInnen 5-10


kandidatInnen 11-14


kandidatInnen 15-20


kandidatInnen 21-24

your favorite, please!

stadtwanderer

ich bekomme konkurrenz

seit tagen munkelt man davon, die svp mache mir konkurrenz. sie veranstalte am 6. oktober 2007 eine mega-stadtwanderung in bern. und daniele jenny, von der linken alternative, sonst nicht verlegen, der stadt verfahrensfehler nachzuweisen, will mit oder ohne bewilligung, zu einer gegenwanderung mobilisieren.

da wird ja was los sein in bern, an diesem samstag!


die einladung, die heute in der post des stadtwanderers lag (quelle: svp)

jetzt werde ich, der eigentliche stadtwanderer berns, umgarnt. die svp hat mich heute offiziell eingeladen, bei ihnen mitzuwandern. “einstehen für unsere schweiz”, sei das motto. das kann ich fast unterschreiben. bei mir würde es aber heissen: “einstehen für meine schweiz”.

die tour selber ist bekannt: besammlung ist um 12 uhr 30 beim klösterli-stutz. da stehe ich morgen auch, auf meiner grossen wanderung. dann gehe es durch die altstadt, genauso wie bei mir. und man ende auf dem bundesplatz. was auch ich morgen mache!

ruft da jemand plagiat? – nein, antworte ich. denn das finale ist anders: samuel schmid und christoph blocher sind bei der svp die schlussredner; bei mir bin ich es natürlich selber!

und ich sage jetzt schon: ich nehme die einladung an, liebe stadt-vvanderer-partei! aber nur als zuschauer, aber ich werde auf dem stadtwanderer berichten!

und noch was: ich werde sie, liebe svp, nur wenige tage vorher mit einer eigenen, promienten wanderung überraschen, – die bewilligung habe ich schon mal eingeholt – und auch erhalten!

à suivre!

stadtwanderer

zahlen, zahlen, zahlen

ich weiss, zahlen liegen nicht allen. und geschichtszahlen nur den wenigsten.

ich schreite dennoch zur tat. ich will die chronologie als hilfsmittel der geschichtsschreibung verteidigen, denn kein anderes instrument eignet sich besser, sich einen überblick über das geschehene zu verfassen, das zwischen dem vor- und nachher unterscheidet.


quelle: komla

also: allen, die in der berner geschichte nicht so bewandert sind, sei hier eine kleine, aber immer noch wachsende zusammenstellung der ereignisse in stadt und kanton bern präsentiert, samt links zu den besten artikeln auf dem “stadtwanderer”, die sich mit den erwähnten momenten beschäftigen.

hochmittelalter

1016 erste schriftliche erwähnung von bümpliz, das jedoch sicher älter ist

1157 beginn der zähringischen stadtgründungen im burgundisch-schwäbischen übergangsgebiet

1191 sieg von berchtold v. in den schlachten von payerne und grindelwald über den burgundischen adel, (erste) gründung der stadt namens berndurch berchtold v., herzog von zähringen und rektor burgunds (resp. erste erwähnung), cuno von bubenberg als eigentlicher stadterbauer

1218 bern wird reichsstadt unter kaiser friedrich II., faktisch durch seinen sohn könig heinrich verwaltet, abgrenzung vom umland durch beginn der stadtbefestigung auf der westseite

1226 schenkung des augustiner chorherrenstiftes in köniz durch könig heinrich an den deutschorden, lange zeit umstrittene zuständigkeiten

1243 beginn der burgundischen eidgenossenschaft mit murten und freiburg, bündnis auf zeit, jedoch mehrfach neu aufgelegt

1254 vermutliches datum der anfertigung der berner handfeste, einer fälschung

1255 (zweite)gründung der stadt bern durch die peter II, graf von savoyen, ansiedlung der franziskaner als erstes stadtkloster, und der juden in bern

1256 erster brückenbau in der nydegg, zytgloggenturm als wehrbau und gefängnis fertig gestellt

1267 grafenkrieg zwischen rudolf von habsburg und peter von savoyen um die vorherrschaft im aaretal, frieden von löwenberg nach einer pattsituation

1269 ansiedlung der dominikaner in der stadt nach dem tod von graf peter II., dem 2. stadtherrn, abbau der reichsfeste nydegg

1273 wahl von rudolf von habsburg zum deutschen könig, anerkennung der (gefälschten) berner handfeste

1276 bau der leutkirche, bern wird selbständige kirchgemeinde und ist nun unabhängig von köniz, deutschorden in bern

1288 erfolglose belagerung berns durch könig rudolf von habsburg wegen beteiligung an der burgundischen steuerverweigerungsaktion, aufstände in der stadt,

1289 besetzung berns durch herzog rudolf von habsburg, sohn des königs, auferlegung einer kriegskontribution

1293 vorwurf an die jüdische bevölkerung berns, einen rituellen knabenmord begangen zu haben, erste ausweisung der juden, damit auch schuldentilgung, die wegen der kriegskontribution entstanden war

1294 neue stadtverfassung erlassen durch könig adolf von nassau, gemeinde wählt 16er, der den grossen rat wählt, der den kleinen rat kontrolliert, bern wird erneut reichsstadt, auswärtige frohburger als vorübergehende schultheissen, erstes dominikanerinnenkloster in der stadt bern

1298 schlacht am donnerbühl, definitives ende der savoyischen oberherrschaft, beginn der territorialbildung im aaretal im königlichen auftrag

1311 schiffsunglück von hinterkappelen, zahlreiche tote, ältestes fait divers in der berner geschichte

1334 beginn des 1. burgunderkrieges, gümmenenkrieg genannt, um fähre zwischen bern und freiburg

1339 sieg berns mit den verbündeten innerschweizern in der schlacht von laupen im 1. burgunderkrieg, vermutlich erste verwendung des berner wappen als kriegsfahne

1340 friede von freiburg mit dem hause habsburg nach dem 1. burgunderkrieg, anerkennung der stadt als gleichwertiger nachbar durch habsburg, letzte stadterweiterung während des mittelalters, bau der plattform

1344 käfigturm als wehrturm und gefängnis fertig gestellt

spätmittelalter

1348 erstes pestjahr in bern, vorläufiges ende des bevölkerungswachstums und des stadtausbaus

1350 absetzung und vertreibung des junkerlichen schultheissen aus der familie von bubenberg wegen der pest, erste bürgerliche stadtregierung, friede von lausanne mit savoyen

1353 festes bündnis mit den innerschweizer eidgenossen, das bis heute als beitrittsdatum berns zur eidgenossenschaft gilt

1354 anna seiler stiftet ihr witwenvermögen für ein spital zur pflege von pestkranken

1365 rückkehr der familie von bubenberg, wiedereinsetzung des junkerlichen schultheissen, anerkennung der burgundischen eidgenossenschaft unter bern führung durch kaiser karl iv.

1375 gugler-krieg, bern wird in erbfolgestreitigkeiten des hauses habsburg einbezogen und schwingt sich im aaretal zu vorherrschenden macht auf.

1382/4 beginn/ende des burgdorfer-krieges, bern übernimmt formell die herrschaft im aaretal, ausser im aargau, der habsburgisch bleibt

1393 bern unterzeichnet sempacher-krieg, erste gemeinsame kriegsordnung der erfolgreicher eidgenossen, seither verwendung des begriffes eidgenossenschaft, beginn der tagsatzung als regelmässige zusammenkunft der verbündeten, vermutlicher beginn der kopfsteinpflaster in bern

1405 grosser stadtbrand berns, ein drittel der holzaltstadt wird in einer nacht zerstört; rascher neubau der stadt unter mithilfe der städte solothurn und freiburg, erste verwendung von stein für hausbau und strassen, beginn des laubenbaus

1410 bern übernimmt das savoyische oltigen, lange konkurrenzstadt als aareübergang

1414 besuch von könig sigismund, einweihung des neu erbauten und heute noch stehenden rathauses, bern wird königlicher stand, hohe gerichtsbarkeit durch den schultheissen statt durch den deutschen könig, eröffnung eines städtischen bordells, beginn des sonderfalldenken, da gott die eidgenossen dem adel gleichgestellt habe

1415 eroberung des aargaus im auftrag von könig sigismund durch bern, luzern und zürich ziehen östllich der reuss nach

1418 bewilligung des berner münsters durch papst martin v., drei jahre später grundsteinlegung, verschiedene bauunterbrüche wegen finanziellen problemen

1420 conrad justingers berner chronik wird fertiggestellt, erstes umfassendes geschichtswerk über das werden der stadt bern

1437 alter zürichkrieg wegen zürichs allianz mit habsburg, die eidgenössischen orte siegen erstmals unter berns führung

1443 beginn der französischen abhängigkeit nach der niederlage der eidgenossenschaft in der schlacht von st. jakob an der birs

1446 “böser bund” im oberland, erster aufstand der bauern gegen die expansionspolitik der stadt bern, vermittlung durch die eigenossenschaft endet mit der niederlage der aufständischen

1448 bern besiegt freiburg, beginn des bündnisses zwischen beiden städten unter berns führung

1450 friede von kaiserstuhl, der alte zürichkrieg (resp. der erste bürgerkrieg)wird beendet, bündnisse der eidgenössischen orte mit habsburg werden untersagt

1456 das buch “melusine” des berner kleinrates thüring von ringeltingen erscheint und steigt in die weltliteratur auf

1461 neubau der untertorbrücke nach überschwemmung, erstmals als steinbrücke, neubrücke ausserhalb der stadt als zweiter sicherer aareübergang

1470 twingeherrenstreit: aufstand des geldadels gegen den landadel, mit peter kistler wird erstmals ein handwerker für ein jahr schultheiss von bern, sittenmandat gegen die neue frauenmode, die familie von bubenberg verlässt bern richtung spiez

1475 friede mit habsburg, vermittelt durch niklaus von diesbach, kriegserklärung der stadt bern an savoyen, erheblicher zerstörungskrieg im westlichen mittelland, schultheiss von diesbach stirbt im gefecht, rückkehr adrian von bubenbergs, ritter von spiez nach bern

1476 angriff von karl dem kühnen auf grandson, überraschender sieg der eidgenossen gegen herzog karl den kühnen in den schlachten von grandson und
murten im 2. burgunderkrieg; grosser reichtum aufgrund der beute in bern

1481 bern tritt wie alle eidgenössischen orte dem stanser verkommnis bei, mit solothurn und freiburg werden zwei verbündete städte berns in den bund aufgenommen, beginn der spannungen zwischen stadt und land, durchsetzung des fähnlein-prinzips (jeder ort wird an der beute gleichmässig beteiligt)

1483 diebold schilling (der ältere) stellt seine monumentale bilderchronik über die geschichte berns fertig

1484 ablösung des deutschordens und päpstliches chorherrstift, zahlreiche klöster werden dem st. vinzenz-stift in der stadt bern unterstellt oder aufgehoben

1486 zünfte erhalten in bern gesellschaftliche aufgaben sowie solche des militärs und der feuerwehr, von der politik bleiben sie aber ausgeschlossen

1494 bern beteiligt sich auf französischer seite an italienfeldzug, kaufmann bartholomäus may steigt zum reichsten bern auf, erkerbau an bürgerhäusern

1499 sieg der eidgenossenschaft im schwabenkrieg, befreiung von der reichsreform von 1495 durch maximilian I., bern lässt ihre handfeste nicht mehr von deutschen königen anerkennen, sondern versteht sich als unabhängiger teil im reich

1511 eidgenossenschaft schliesst sich der heiligen liga des papstes an und erklärt frankreich den krieg, grosse söldnertruppen in die lombardei, spannungen zwischen franzosen- und papstpartei

1513 sieg in den schlachten von novara und dijon im krieg gegen frankreich, erster bärengraben für den erbeuteten bären, erhebliche zahlungen des französischen königs als bern, solothurn, freiburg und wallis, um die allianz der eidgenossen zu sprengen, rückzug berns aus oberitalien

1513 könizer aufstand wegen verratsvorwürfen durch den seitenwechsel zu frankreich wird von der berner obrigkeit unterdrückt,

1525 beginn der täufer-bewegung gegen die macht der kirche

neuzeit

1528 berner disputation, kleiner rat beschliesst mit einer stimme mehrheit den übertritt zur reformation, bildung der einer akademie für die erziehung der zöglinge, beginn der täufer-hinrichtungen durch die reformatoren

1529 bildersturm im münster, erhebliche teile des kirchenschmuckes werden in der plattform versenkt und erst 1984 wieder entdeckt, abschaffung der berner fasnacht durch die reformatoren

1531 zweiter kappelerkrieg zwischen den verfeindeten konfessionen (bürgerkrieg), zwingli stirbt, niederlage der reformierten, reformation gerät ins stocken, zytgloggenturm erhält uhr und wird symbol für das reformierte bern

1536 eroberung der savoyischen waadt nach aufforderung des französischen königs françois I., bern ist nun grösster stadtstadt nördlich der alpen und umfasst einen drittel des eidgenössischen gebietes, verlagerung des zentrums der reformation nach genf (calvinismus)

1543 gerechtigkeitsbrunnen als schönster brunnen aus der zeit der reformation, gestaltet durch den freiburger künstler hans gieng, wird fertiggestellt

1558 wiedereinführung des gemeindegesangs und der stadtbläser, die seit der reformation verboten waren, beginn der konkordanzpolitik unter den reformierten städten zur abwehr der gegenreformation, abkehr vom luthertum im kaiserreich

1571 letzte hinrichtung von täufern in der republik bern

1602 stadtlegende erscheint als bilderserie (heute im historischen museum resp. im zytgloggen zu sehen)

1622 beginn des schanzenbaus auf der westseite der stadt als sicherung gegen das katholische frankreich, 1644 nach grossem finanziellem aufwand beendet

1643 beginn der abkapselung der stadt vom land, ausbildung einer geschlossenen, streng hierarchisch strukturierten stadtaristokratie mit patrizischen familien, die allein zugang zum grossen rat und damit zu den einträglichen stellen als landvögte haben

1648 eidgenossenschaft wird nach dem 30jährigen krieg im westfälischen frieden vom reich ausgenommen, republik bern

1653 grosser bauernkrieg durch aufstände der bauern in bern und luzern, bauernführer niklaus leuenberger, “könig der bauern”, wird hingerichtet

1658 niederlage der vereinigten protestanten in der schlacht von villmergen (2. konfessionkrieg)

1659 beginn der täufer-kammer zu kontrolle der kirchenfeindlichen volksreligiosität unter der landbevölkerung, spitzelsystem mit kopfgeld-zählungen für entdeckte täufer

1685 edikt von nantes in französischen königreich, beginn der ersten flüchlingsbewegung, der hugenotten, in der reformierten eidgenossenschaft resp. in bern

1689 hugenotten erhalten ehemalige kirche des dominikanerklosters, heute franzosenkirche genannt

1690 pietistenbewegung innerhalb der reformierten kirche bringt kritik an der orthodoxie der berner reformierten

1693 trennung der täuferbewegung in gemässigte mennoniten und fundamentalistische amische, auswanderung der amische, wo berner sprache und brachtum des 17. jahrhunderts fast unverändert überlebt

1698 absetzung der pietistischen pfarrherren

1707 das mit bern und der eigenossenschaft verbündete bern kommt zu preussen

1710 gründung von new bern in der neuen welt durch den ausgewanderten berner patrizier christoph von grafenried, seine nachfahrin in der 11. generation ist laura bush, die first lady der usa

1712 sieg der protestanten in der 2. schlacht von villmergen, gleichstellung der konfessionen in der eidgenossenschaft

1723 waadtländer-rebellion unter major davel wird blutig niedergeschlagen, kritik an der orthodoxie der reformierten kirche berns

1732 albrecht haller, berner stadtarzt, veröffentlich das gedicht die alpen, beginn der naturbegeisterung, gleichzeitig kritik der herrschenden zustände in der stadt bern

1743 aufhebung der täuferkammer

1749 henzi-verschwörung: bürgerlicher zusammenschluss gegen die privilegien der patrizier wird aufgelöst, hauptverschwörer mit und um samuel henzi werden durch das schwert hingerichtet, skandalisierung der politischen verfolgung in der entstehenden europäischen öffentlichkeit

1770 mandat zur vereinheitlichung des hausbaus in der altstadt

1771 grosse hungersnot in bern kartoffel wird als volksnahrungsmittel propagiert

1777 albrecht von haller, berns universalgelehrter der lange in göttingen als professor wirkte, stirbt, ohne je die voll anerkennung als politiker gefunden zu haben

1793 georg friedrich hegel lebt als hauslehrer und hofmeister der familie steiger für drei jahre in bern

1795 hungersnot in bern

neueste zeit

1798 schlacht am grauholz, franzoseneinfall, freiheitsbäume, helvetische verfassung auf französischen bajonetten, bern wird vorübergehend hauptstadt

1802 stecklikrieg, ende der französischen besatzung in bern, rückzug der helvetischen regierung nach lausanne

1803 mediationsverfassung, definitiver verlust der waadt und des aargau, der freiburger schultheiss louis d’affry wird erster landammann der helvetischen republik, in der in der folge jährlich gewechselt wird, auch bern stellt einen landammann

1805 neugründung der berner akademie, rückkehr des verstorbenen schultheissen niklaus von steiger, feierliche beisetzung im münster anstelle von adrian von bubenberg

1813 österreichische besatzung der helvetischen republik

1815 bundesvertrag auf dem wiener kongress, jura zu bern, bern als einer der vororte der schweizerischen eidgenossenschaft, beginn der restauration, der jura, ehemals fürstbistum basel, kommt zu bern, womit bern bewusst gemischtkonfessioneller kanton wird

1831 definitiver politischer machtverzicht des berner patriziates, kantonsgründung auf liberaler grundlage, ein jahr danach wird die erlacherhof-verschwörung gegen den liberalen kanton aufgedeckt, stadt und kanton bern werden definitiv getrennt

1833 beginn der entfestigung der stadt im westen, schleifung der schanzen, 1845 beendet

1834 gründung der kantonalen hochschule, nachdem das projekt einer nationaluniversität in bern am wiederstand vor allen zürichs gescheitert war

1844 eröffnung der nyeggbrücke über die aare als neuer östlicher stadteingang, wegen finanziellen schwierigkeiten an die schweizerische eidgenossenschaft verkauft

1846 sieg der radikalen in den grossratswahlen, radikale verfassung, mehrheit der reaktionären in der tagsatzung kippt

1847 sonderbundskrieg, bern auf seiten der reformierten führend

1848 beginn der schweizerische eidgenossenschaft als souveräner staat, bern wird bundesstadt und dmait sitz von regierung und parlament

1854 patt zwischen radikalen und konservativen bei den grossratswahlen, beide parteien bilden die regierung gemeinsam (fusion), gleichzeitig verkleinerung der regierungsrates von 17 auf 9 sitze

1857 eröffnung des jetzigen bärengrabens als touristenattraktion

1869 demokratische bewegung verlangt mehr mitsprache vor allem beim eisenbahnbau, verfassungsreform bringt direkte demokratie, eröffnung des museums (heute kantonalbank) am (heutigen) bundesplatz

1872 beginn des kulturkampfes, spannungen zwischen den konfession, besetzung des nordjurs, absetzung der römisch-katholischen geistlichen, aufbau einer romkritischen christkatholischen kirche

1876 michail bakunin, der russische sozialrevolutionär, verstirbt in bern, wo er bis heute begraben liegt

1877 staatskrise, nachdem bekannt wurde, dass der regierungsrat trotz hohen eigenen schulden, der bern-luzern bahn ein darlehnen gewährte

1878 rücktritt aller regierungsräte, neuwahlen, wobei mehrere gewählte mitglieder das amt ausschlugen, erst 1882 ist die berner regierung wieder komplett

1885 die von den freisinnigen verfassungsrevision, welche die einwohnergemeinden gegenüber den burgergemeinden stärken wollte, scheitert

1888 gründung der sozialdemokratischen partei in bern durch albert steck, einem nachfahren aus einem burgergeschlecht

1891 700jahrfeier der stadtgründung, ersmals nehmen burger und bürger gemeinsam an einer feier teil, im gleichen jahr wird erstmals auch der geburtstag der eidgenossenschaft gefeiert (600 jahrfeier des bundesbriefes von 1291)

1893 gemässigte verfassungsrevision wird angenommen, nachdem sie die burgergemeinden nicht mehr antastet

1894 das berner historische museum wird eröffnet, zur enttäuschung der berner wird das landesmuseum jedoch nach zürich vergeben

1894 nach dem käfigturmkravall gegen demonstrierende arbeiter wird die sp in die stadtregierung integriert

1897 käfigturm als untersuchungsgefängnis wird aufgegeben

1902 bau des heutigen bundeshauses wird abgeschlossen, der berner regierungsrat
charles-albert gobat erhält den friedensnobelpreis; er bleibt der einzige schweizer politik, der bis heute diesen preis verliehen bekam

1903 neue universität in der länggasse wird durch erziehungsdirektor charles-albert gobat eingeweiht

1904 die ovomaltine aus bern kommt auf den markt

1905 albert einstein legt im annus mirabilis (“wunderjahr”) während seiner berner zeit die grundlagen der modernen physik, er erfindet die formel e=mc2 in der nähe des eigerplatzes

1906 aufstand gegen die russische überfremdung an der universität bern, einführung des volkswahl des regierungsrates

1907 erste schweizerfranken noten der schweizerischen nationalbank erscheint

1908 die berühmte toblerone aus bern kommt auf den markt

1914 landesausstellung in bern

1915 allgemeines wahlrecht wird erst auf richterlichen entscheid durchgesetzt

1917 bgb wird gegründet durch rudolf minger, frauen werden in schulkommissionen zugelassen

1919 eingemeindung von bümpliz

1922 proporzwahl des grossen rates, rascher aufstieg der bgb, sp im grossen rat, bgb mehrheit im regierungsrat

1935 berner jungbauernbewegung tritt aus bgb aus und nähert sich dem frontismus

1938 erste beteiligung der sp in der kantonsregierung

1942 wiedereröffnung des totalsanierten rathauses in bern

1946 berner zauberformel für den regierungsrat (4 bgb/svp, 3 fdp, 2 sp)

1954 “wunder von bern”: deutschland besiegt überraschend ungarn im final der fussballweltmeisterschaft 3:2 in bern

gegenwart

1962 erstes autobahnteilstück bern-schönbühl wird eröffnet, genau auf der strecke, auf der die franzosen nach der schlacht am grauholz nach bern marschierten

1968 einführung des frauenstimm- und wahlrechts im kanton bern

1971 die bernische bgb schliesst sich gesamtschweizerisch der svp an

1977 volkswahl der ständeräte wird eingeführt

1979 kanton jura wird selbständiger kanton, südliche amtsbezirke rund um moutier bleiben beim kanton

1982 wiedereinführung der berner fasnacht

1983 die altstadt bern (zährigner stadtplan, lauben, brünnen) wird zum unesco-welterbe erhoben

1986 nachdem von einen finanzkontrolleur zahlung bern an die berntreuen jurassier in den volksabstimmung zur kantonstrennung aufgedeckt wurde, wird die fdp aus der kantonsregierung abgewählt, und die grüne freie liste übernimmt ihre beiden sitze, erstmals rot-grüne mehrheit in der berner kantonsregierung

1987 dieberner reithalle wird eröffnet (vorübergehend kurzfristig autonomes jugendzentrum), verschiedene politische versuche, das zentrum wieder aufzuheben, scheitern, das zentrum ist veranstaltungsort verschiedensten kultureller aktivitäten

1990 verkleinerung des berner regierungsrates auf von 9 auf 7 sitze

1993 erstmals frauenmehrheit in der stadtberner regierung, europäisches novum für einen stadtexekutive

1999 käfigturm wird neu als politforum der bundeskanzlei verwendet

2000 der berner svp-bundesrat adolf ogi wird erster bundespräsident im 21. jahrhundert; nach dem präsidialjahr tritt er als bundesrat zurück

2003 die erste berner museumsnacht findet statt, bei der sich alle museen und archive der stadt für eine nacht öffnen, zwischenzeitlich wird das geschichtsfest jährlich wiederholt.

2004 der berner stadtwanderer beginnt mit seinen wanderungen durch die stadt und den raum berns für dritte, zwei jahre später lanciert er auch den stadtwanderer.blog

2005 grosse einsteinausstellung im berner historischen museum wird zu publikumsmagnet; sie bleibt in verkleinerter form dem museum erhalten, eröffnung des zentrums paul klee zum gedenken an den berner künstler, eröffnung des stade de suisse als neues fussballstadion

2006 rot-grüngewinnt mehrheit bei den regierungsratswahlen, nachdem die svp die mehrheit in der regierung beansprucht hatte

2007 beginn des umbaus des stadtberner bahnhofplatzes nach zahlreichen schwiergikeiten, der stadtwanderer und aristoteles begrüssen den entscheid; das projekt soll bis zur fussball-europameisterschaft 2008, der der euor08, fertig sein, birgt für die anwohner des bahnhofplatzes ungeahnte gefahrenin sich

2008 stadtpräsidenten und gemeinderatswahlen, für das stadtpräsidium dürften alexander tschäppät, barbara hayoz und jomi hofer kandideren. der stadtwanderer bringt auch den weltwoche-redaktor urs paul engeler von der berner leserbriefschreiberpartei (bls) ins spiel.

stadtwanderer

ps: die links sind noch unvollständig, ich habe einfach zu viel geschrieben!

geschichte der sieger  – geschichte der verlierer

bern, nydegg-brücke: auf der östlichen seite befindet sich das von werdt-denkmal, auf der westlichen das einschussloch einer kanonenkugel in ein haus. das alles erinnert an ein krieg, an einen bürgerkrieg, der heute vor 205 jahren sein vorläufiges ende nahm.


zweimal stecklikrieg: links das von werdt-denkmal, der erinnerungsort der konservativen deutung auf der ostseite der nydegg-brücke, rechts das einschussloch (rechte obere ecke) der kanonade von bern, mit der progressiven deutung auf der westseite derselben brücke (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

1798 besetzten die französischen truppen die alte eidgenossenschaft. in einem kurzen, aber heftigen krieg, der im wesentlichen in bern und in der innerschweiz ausgetragen worden war, räumten sie mit den alten oligarchien in den verschiedenen orten auf. die franzosenfreunde, die sich patrioten nannten, kamen an die macht. doch sie hielten sich nur so lange, wie die französischen truppen sie und die neu geschaffenen institutionen schützten.

auf betreiben englands zog napoléon bonaparte nach der unterzeichnung des friedens von lunnéville 1802 seine truppen aus der helvetischen republik ab. die hoffnung, hier eine musterrepublik nach seinen vorstellungen schaffen zu können, hatte er längst aufgegeben. zu zäh erwiesen sich die beharrenden kräfte, zu schwach die revolutionären.

der re-aktionäre aufstand gegen die franzosen-herrschaft

im august 1802 erhoben sich die alten landsgemeindeorte der innerschweiz gegen die franzosenfreunde. der versuch, sie durch eigene truppen millitärisch zu bezwingen, scheiterte kläglich. die nidwalder siegten. die schlecht motivierten helvetischen truppen versuchten in der folge, das ebenso aufständische zürich zu bekämpfen. doch damit hatten sie kaum mehr erfolg als in der innerschweiz. vielmehr mobilisierten sie die föderalisten im halben mittelland. die marschierten jedoch nicht auf zürich, sondern gegen bern. auf der schosshalde bezogen sie stellung: zuvorderst die bauern, dahinter die patrizier, und zuhinterst die englischen agenten.

am 18. september 1802 kam es zur militärischen entscheidung bei der nydegg-brücke. die stadt wurde von den aufständischen mit kanonen beschossen. die helvetische regierung wankte. die heissporne auf der anderen aareseite stetzen zum sturm auf die stadt an, doch stiessen sie auf gegenwehr.

im darauf folgenden gefecht sollten schliesslich die aufständischen siegen, wenn auch nicht bedingungslos. die helvetische regierung signiert am gleichen abend eine militärische kapitualtion. man erreichte jedoch eine geschützten abzug des helvetischen direktoriums nach lausanne, wohin sich auch die franzosentreuen fribourger und waadtländer zur verteidigung der helvetischen republik zurückgezogen hatten.

die macht östlich von und in bern übernahmen mitte september wiedere die altgesinnten. überall formierten sich landsgemeinden, welche die alten vorrechte beschworen und die 1798 abgesetzten kantonsregierungen wieder einsetzen. sie wiederum versammelte der schwyzer landammann alois von reding, der die abgeschaffte tagsatzung nach altem vorbild neu begründete.

die innere polarisierung des landes

schwyz und lausanne, das waren im herbst 1802 die orte, von denen aus die polarisierung der untergehenden helvetischen republik vorangetrieben wurde:

alt- und neugesinnte standen sich gegenüber.
föderalisten bekämpften zentralisten.
das land stand gegenüber der stadt.
und deutschschweizer bekämpften die romands.

just an der sprachgrenzen trafen ihre truppen anfang oktober nochmals aufeinander. zwischen murten und pfauen für deutschsprachige, entre morat et faoug pour les romands, setzte es die definitive entscheidung ab, welche die föderalisten für sich gewannen!

zwei gegensätze erinnerungsorte in bern

in bern gedenkt man auf zwei arten diesem bürgerkrieg. aus konservativen sicht: die abgesetzten patrizier, die in sukzessive in die stadt zurückkehrten, setzten rudolf von werdt, dem jungen leutnant, der beim angriff auf bern sein leben verlor, ein denkmal. es steht östlich der nydegg-brücke. sie waren es auch, die dem bürgerkrieg nachträglich den verharmlosenden namen “stäcklikrieg”, “guerre des batons” gaben, was suggerieren sollte, man habe das helvetische direktorium nur mit heugabeln ausgerüstet, gestürzt. die progressiven wiederum, ganz auf der seite der franzosen, deren sympathisanten ihrerseits abgesetzt worden waren, beliessen die einschüsse in die wache am unmittelbaren westende derselben nydegg-brücke. selbst bei der hausrenovation in den 50er jahren des 20. jahrhundert verdeckte man ein einschussloch nicht. bis heute kommuniziert es, dass der stecklikrieg nicht nur mit holzknüppeln als waffen geführt wurde.

wer auf der nydegg-brücke über die aare geht, wird so daran erinnert, dass die geschichte der sieger nicht die der verlierer ist. das hat beispielsweise friedrich schillers in seinen schweizbetrachtungen übersehen. denn der weimarer literat, der nie in der schweiz war, liess sich einseitig von der kraft der konservativen aufständischen beeindrucken, als er in ihrem sinne seinen “wilhelm tell” verfasste.

ich halte mich da lieber an den unverklärten begriff “bürgerkrieg” den es kämpften eidgenossen gegen eidgenossen. und ich vergesse nicht, dass man in zwei richtungen über die nydegg-brücke wandern kann.

von west nach ost zum von werdt-denkmal, und
von ost nach west zu kanonierten wache.

so ändert sich auch die jeweilige perspektive auf die auseinandersetzung, die in bern am 18. september 1802 ihr ende nahm.

stadtwanderer
18. september 2007

verlässt der berner stadtwanderer “seine” stadt?

es geht ein gerücht um in bern. der stadtwanderer, heisst es, habe ein angebot bekommen, nach zürich zu gehen. er soll sich mit freundInnen beraten haben, ob er das annehmen solle oder nicht. zuerst hätten die argumente dagegen überwogen, doch dann sei er umgestimmt worden.

uiuiui, wenn das nur gut kommt!

er sei zum ehrengast der zürcher zunft witikon ernannt worden. am 14. april des kommenden jahres sei es soweit. er habe sich im zürcher hotel schweizerhof einzufinden, um 10 uhr 15. einen dunklen anzug müsse er tragen, ein weisses hemd dazu, und eine silbergraue krawatte.

denn es sei sechseläuten!

die krawatte würde ihm schon mal fast den hals umdrehen, bezweifle er seinen entscheid. aber er werde mit dem vorsteher der zunft verhandeln. das sein ein graf, was ihn zuversichtlich stimme. er werde argumentieren, silbergrau ginge ja schon, aber eine krawatte, das sei schon schwierig …

immerhin, habe er gesagt, sei die zunft witikon die jüngste unter den zürcher zünften. das lasse hoffen. entstanden sei sie, als witikon 1934 in zürich eingemeindet worden sei. das alte gemeinde- resp. quartierwappen diene der zunft bis heute als symbol.

die junge zunft wolle noch etwas lernen, erzählt man sich weiter. deshalb werde der stadtwanderer am sechseleuten eine kurze ansprache an die zünfter halten. das thema sei frei, jedoch seien firmenwerbungen ausgeschlossen, partei-statements auch. vielmehr solle die rede fröhlich und humorvoll sein.

dass es diese zunft gibt, habe allerdings nichts mit sauglattismus zu tun, sagt er. vielmehr erinnere sie an den untergang des alten zürich, als die napoléonischen truppen die patrizier auch da stürzten. witikon, seit den alten pestzeiten dem zürcher grossmünster zehntpflichtig, wurde damals zur selbständigen gemeinde. doch die ruhe dauerte nicht lange. 1799 fanden zwischen schlachten auf dem boden vonn witikon statt, bei denen sich österreicher und russen den franzosen gegenüberstanden. selbst niklaus von steiger, der letzte berner schultheiss§ habe da auf österreichischer seite gekämpft.

den ausschlag zu gehen, habe die verbindung der zunft mit den franzosen gegeben. die reiter der zunft würden die uniformen der husaren tragen und die repräsentationsgarde jene des helvetischen direktoriums, das von 1798 bis 1803 von aarau, luzern, bern und schliesslich von lausanne aus, die französische revolution in der schweiz von oben herab durchsetzen wollte.

tja, munkelt man, das habe sich der stadtwanderer nicht entgehen lassen wollen … und der abstecher sei ja auch nur für einen tag. um 1 uhr am anderen morgen sei schluss. dann werde der stadtwanderer, hört man, nach bern zurückwandern.

immerhin, er scheint seine stadt nicht für immer zu verlassen!

die gerüchteküche des stadtwanderers

eigene wanderungen

bald ist es soweit: die grosse herbstwanderung mit dem berner stadtwanderer geht über die bühne. am 22. september 2007 findet sie statt. der start ist um 09 15 beim zytgloggen turm; das ende wird voraussichtlich um 16 45 auf dem bundesplatz sein.

und ich entblättere an diesem tag meinen geheimplan für bern!

interessentInnen, die sich angemeldet haben, sollen die stadtwanderschuhe anschnallen, eine kopfbedeckung aufsetzen und je nach wind und wetter einen regenschutz mitnehmen. wir wandern über brücken, entlang der aare, durch gassen und auf plätzen einmal durch berns altstadt und einmal durch berns geschichte. das sind zwei tolle erlebnisse, die zusammen einen zeitraum und eine raumzeit ergeben, die man nicht so schnell vergessen wird.

hier die aktuellste wetterprognose:

“Morgen
Samstag, 22. September 2007
leicht bewölkt
Temperatur: vormittags 10°C, nachmittags 23°C.
schwacher Wind aus Nordnordosten.”

ich würde sagen, wärmender pullover ist am morgen angemessen!

so, und nur der relevante ausschnitt aus dem 17seitigen drehbuch:

wer lesehilfe braucht, wende sich nicht an die gpk und auch nicht an christoph mörgeli, sondern an mich! hier schon mal ein vorgeschmack:

programm:

1. station; zytgloggen-turm: „stadtlegende und stadtgeschichte“

2. station; casino: „vergessen und behalten: zwei formen unseres geschichtsbewusstseins”

3. station; historisches museum: „kelten, römer und germanen in brenodor: die erste zivilisation im aareraum“

4. station; aare 1: “gundobad: könig der burgunder” (443-534)

5. station; aare 2: “die schöne: der erste beauty-contest und die entstehung des herzogtums schwaben” (534-888)

6. station; aare 3: “rudolf, bertha und adelheid: der burgundische hochadel in bümpliz“ (888-1032)

kaffeepause im alten tramdepot

7. station; klösterli: „wenn sich der papst mit der kaiser streitet: die auswirkungen auf den strassenbau im aaretal“ (1032-1122)

8. station; ländtetor: „der aareübergang bei der nydegg: die schlüsselstelle auf dem weg ins burgund“ (1122-1191)

9. station; zähringer-denkmal: “berner stadtgründungen durch die schwäbischen zähringer und durch die burgundischen savoyer” (1191-1293)

10. station; erlacherhof: “familie von bubenberg: das führende rittergeschlecht in der stadt” (1293-1353)

mittagsessen im restaurant krone

11. station; postgasse: “der grosse stadtbrand und der neubau der häuser mit lauben und die eidgenössische annäherung” (1353-1414)

12. station; rathaus: “scharfrichter und bordelle: bern wird königlicher stand” (1414-1450)

13. station; von diesbach-haus: „landadel und geldadel: die kaufleute übernehmen die stadt und bauen das münster” (1450-1499)

14. station; novara-denkmal: „die eidgenossen im dienste des papstes – oder wie der bär nach bern kam” (1499-1513)

15. station; plattform: „fertig lustig: die strenge hand der reformation in bern“ (1513-1648)

münsterbesteigung oder kaffeepause (nach freier wahl)

16. station; franzosenkirche (ehemaliges dominikaner-kloster): „der lange schatten frankreichs: die hugenotten –oder die ersten flüchtlinge in der berner republik” (1648-1750)

17. station; du theatre: „was für ein theater; die misslungene aufklärung in bern – und der europäische spott über die berner patrizier” (1750-1798)

18. station; c&a (ehemaliges hotel falken): „die kutsche und der schultheiss: napoléon bonaparte und die helvetische republik” (1798-1815)

19. station, käfigturm: „liberale, radikale, demokratische und soziale bewegungen im zeitalter der ideologie” (1815-1848)

20. station; geheimplatz: „von der souveränität und von geheimplänen – die bundesstadt bern vor ihrem 160. geburtstag“ (12. september 1848 – 12. september 2007)

apéro im café fédérale

ich freue mich, sie durch bern führen zu dürfen, und sage nur: ich heisse wirklich nicht mörgeli und führe auch keinen wahlkampf. vielmehr mache ich mir gedanken!

so als baron franz von tscherlitz, und ich erläutere ihnen an diesem tag gerne meinen „geheimplan für bern!“

stadtwanderer

einen gerafften ueberblick über die berner raumgeschichte gibt mein artikel hier

hier schon mal eine daten zu berner geschichte

herrschaftliche zugehörigkeiten des aaretals unmittelbar bei bern in den letzten 2000 jahren

-58 – 260: imperium romanum/römisches reich, belgica/germania superior

260 – 284: gallisches sonderreich

284 – 443: imperium romanum/römisches reich, maxima sequania

443 – 543: königreich burgund, unterkönigreich genava (genf)

534 – 800: regnum francorum/fränkisches königreich (resp. unselbständiges königreich burgund unter fränkischer herrschaft, seit 561 entlang der aare geteilt zwischen ducatus transioranum/transjoranien und ducatus alemanorum/alemanien

800 – 888: imperium francorum/fränkisches kaiserreich (ab 843 grenze zwischen imperialem mittelreich und germanischem ostreich entlang der aare)

888 – 934: königreich hochburgund (ab 911 nachbar des herzogtum schwaben)

934 -1032: königreich burgund

1032 -1499: römisches reich (ab 1157 heiliges römisches reich), (unselbständiges) königreich burgund (bis 1378, ab 1323/53 bündnis mit eidgenossen)

1499 -1648: (oberrheinische) eidgenossenschaft (autonomer teil des heiligen reiches),

1648 -1798: schweizerische eidgenossenschaft, anerkannt durch den westfälischen frieden (frankreich, schweden, habsburg, faktisch aber unter französischem einfluss), republik bern

1798 -1815: helvetische republik (vorherrschaft der franzosen, ab 1803 mediation)

1815 -1848: schweizerische eidgenossenschaft, staatenbund (vorherrschaft des wiener kongresses, resp. österreich und russland), canton bern (ab 1831: kanton bern)

1848 – : schweizerische eidgenossenschaft, bundesstaat (souveräner staat), kanton bern

essen wie im alten bern

der anfang war hart; zum aperitif servierte man einen rötlich schimmernde siroup mit einer richtigen framboise drin. das ganze kam im cüpliglas und löste entsprechende assoziationen aus. doch dann war das ganze mit vinaigre aufgemischt.


der event im berner restaurant harmonie “essen wie im alten bern” war gut vorbereitet und kräftig besucht! (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

mir blieb der erste schluck im hals stecken. ich hielt die luft am. meine lunge bliessen zum gegenschlag. meine backen füllten sich, und meine augen schwollen an. ich konnte das auspusten des getränks gerade noch verhindern.

das wäre ein schönes spritzwerk geworden! mir gegenüber meine partnerin, rund herum die anderen gäste im restaurant “harmonie”. geladen hatten fritz gyger, der restaurateur, und walter aebischer, der chef de couisine. organisiert hatten sie ein historisches bankett zum thema “essen wie im alten bern”. dr. francois de capitani wurde als historien bernois angekündigt, und referierte wie immer gekonnt über die kultur des essen in der patrizierstadt des 18. jahrhunderts.

das stimmte mich schon wieder harmonischer. und der essig im cüpli regte, zum meiner eigenen überraschung, meinen hunger kräftig an. und das konnte man gut gebrauchen! denn nach der währschaften, aber noch zurückhaltenden gemüsesuppe gab es ein üppiges bankett mit 20 köstlichkeiten und eine dessertplatte mit 7 verschiedenen süssspeisen.

zwischendurch erklärte der altmeister der berner kulturgeschichte über die essgewohntheiten während hungersnöten, im all- und an festtagen. 1771 war ein krisenjahr, 1795 auch. beide mal propagierte man von der oberschicht aus suppen, mit gemüse aus dem garten, knochenresten aus der woche, und ein paar brotbrochen aus der ausgetrockneten vorratskammer.


armensuppe als vorspeise, das grosse buffet als hauptspeise und die crème aux épinards als nachspeise (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

war die lebensmittelproduktion wieder reichlicher schlug man gerne ausführlich zu. die patrizier assen gerne viermal am tag, nach dem frühstück, das frühe mittagessen, gefolgt vom späten, und dann das abendessen. bis in 17. jahrhundert dominierte das fleisch, gefolgt vom gemüse. süssspeisen kannte man noch nicht. dafür zogen sich männer und frauen nach dem essen separat zurück, um zu tratschen und dem wein zu fröhnen.

“der zucker hat das suchtverhalten in der berner republik geändert”, erklärte francois de capitani der staunenden essrunde. zucker gegen wein? – ist das wieder so ein trick wie essig im sirup? diesmal überzeugte die wende: im 18. jahrhundert begann man desserts zu machen und blieb deshalb auch nach der hauptspeise bei tisch. die saufgelage im chambre séparée gingen deshalb zurück.

tellergerichte waren bis ins 19. jahrhundert bei grösseren essen ganz unüblich. vielmehr tafelte man, das heisst man sass rund um reichhaltig aufgefüllte tafeln. wenn man von einer speise genug gegessen hat, begann man die konseversation mit nachbarn vis-à-vis, vor allem mit dem ziel, von der tafel von ihm etwas zu erhaschen.

meine hits an diesem abend waren: der zitronensalat, le dindon en gelée, der gänsebraten aus dem ofen, vor allem mit der sauce bachique. der zitronensalat war ganz fein geschnitten, im zucker einen tag lang aufbewahrt, und erwies sich als der frischestes, was man sich unter citrusfrüchten vorstellen kann. der truthahn wiederum war kalt und gschmackig zugleich. die sülze rund herum gaben im das spezielle etwas. der rôti au four, gut gewürzt und mit der herrlichen sause von bacchus aufgemischt, übertraf schliesslich alle spezereien des abends

alles zu beschreiben, was es an diesem abend zu essen gab oder gegeben hätte, bin ich schlicht ausser stande. ich kann nur mein dickes lob an die veranstalter auf dem “stadtwanderer” weitergeben. das team der harmonie wird es auf seine art und weise publik machen: im november dieses jahres soll ein neue buch des historikers de capitani erscheinen, mit allen rezepten und geschichten, die an diesem abend geboten wurden.


die gespannten organisatoren fritz gyger und walter aebischer, das fleissige servicepersonal und françois de capitani, der immer sympathisch-schräg in der historikerlandschaft stand (fotos: stadtwanderer, anclikcbar)

bis dann erinnere ich mich gerne an den desserttisch des freitagabends. an dem hatte es mit die crème aux épinards besonders angetan. im kleinen gefäss serviert, war es eine vanillecreme mit spinat.

wiederum überraschend, diesmal aber positiv, sodass sich meine backen wieder füllten, das eingeschlürfte jetzt aber problemlos runter rutschte.

stadtwanderer

auf frischer tat ertappt

damit haben sie nicht gerechnet: walter andreas müller und birgit natürlich, der stadtwanderer kennt sich in der politologenszene ein wenig aus. den wohl überdacht kommentierenden rickenbacher kennt er zienlich gut, die stämpfli mit dem blick aus brüssel auch, genauso wie der hirter, der mit bernischer bodenhaftung die luftsprünge der politik analysiert. sie alle waren schon auf seinen wandererungen dabei, haben also etwas bei ihm gelernt. nur der andreas ladner, der professor aus lausanne mit der leicht durchhängenden krawatte, ziemt sich noch ein wenig, mit ihm wandern zu kommen. klar, den bekannten fliegenträger vom dienst, den kennt er sogar persönlich …


the making of … walter andreas müller und birgit steinegger veräppeln politologInnen (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

so war dem stadtwanderer sofort klar, was das gespielt wurde. es ging um den moment, an dem das wahlresultat zu den parlamentswahlen 2007 bekannt wird. der wahlanalytiker ringt nach worten, um die ganz unerwartete niederlage der svp zu erklären. und seine kollegin ist ganz sprachlos, denn alle gewählten im neuen parlament sind frauen …

doch auch walter andreas müller war geistesgegenwärtig, denn auch er erkannte den unerwarteten gast beim casting sofort. flugs ging er, jenseits jeder regieanweisung, auf den national bekannten stadtwanderer zu. der grüsste höflich, liess sich erläutern, was man da so treibe, um dann zu bemerken: für einen national bekannten politologen würde wam aber eine leicht unpassende fliege tragen. verdutzt schaute der um, zupfte an seinem halskleid herum, denn ein wenig stolz war er auf seine fliegenparodie schon gewesen.

der stadtwanderer liess sich nicht lumpen: er offerierte den national bekannten komödianten, ihm seine eigene fliege, die er dabei hatte, zu überlassen!

das hätte perfekt ausgesehen! eine echte parodie wäre das gewesen!


ein geheimplan weniger: der tatort des geschehens, vom stadtwanderer aufgedeckt(fotos: stadtwanderer, anclickbar)

doch wam lehnte ab, vom kamera-mann, der die situation nicht durchschaut hatte, gedrängt. “der chönt euches private gschpröchli nachäne fertig führe. mer mönd jetzt wörkli dreie, d’zit esch knapp”, meinte er nichtsahnend!

so wird man wohl nur eine leicht untypische anlehnung an die fernsehrealität sehen, wenn es am 21. oktober im schweizer farbfernsehen heisst: “kamera frei: wahlanalyse 2007 läuft!”

der stadtwanderer wird sich daran erinnern, wie er, mit gewohnt klarem durchblick, die präparation dazu durchschaut hatte … und freut sich bis dann, dass stadtwandern auch ihn immer wieder überrascht!

stadtwanderer

der zwölfte september

der 12. september 1848 war ein revolutionärer tag in der schweiz. die erste bundesverfassung der schweiz, die man sich selber gegeben hatte, wurde in kraft gesetzt. sie tat es nicht auf geltendem recht. vielmehr handelte sie aus einer eigenmacht, die sie sich selber zugesprochen hatte: ein revolutionärer akt, der souverän war.


fast kein patriotismus mehr: der geburtstag der bundesverfassung ging weitgehend vergessen (foto: stadtwanderer, anclickbar)

nach aussen war das ein starkes zeichen. die schweiz hatte sich in weniger als sieben monaten einen neuen staat geschaffen, dem es gelang, die gegensätze zwischen zentralisten und föderalisten, welche sich seit dem einmarsch der franzosen – auch kriegerisch – bekämpft hatten, zu befrieden. das war nicht ohne: denn im umliegenden ausland war es gleichzeitig zum zahlreichen revolutionen gekommen, die in kämpfen zwischen monarchien und republiken mündeten, in denen sich elitäre und basisorientierte staatsvorstellungen gegenüberstanden, und in den sich bürgerliche und sozialistische reformbestrebungen äusserten. ihnen gemeinsam war, dass sie die restaurativen verhältnisse, die der wiener kongress geschaffen hatte, nicht aufbrechen konnten.

ganz anders war die 48er revolution in der schweiz. die bundesverfassung von 1848 berift sich nicht auf den bundesvertrag von 1815. dieser garantierte die landesgrenzen. dafür verpflichtete er die schweiz zu aussenpolitischer neutralität. und er verschob die einheitsstaatlichen vorstellungen, welche die helvetische revolution von 1798 hervorgebracht hatten, stark in richtung einzelstaatlicher souveränität.

doch die neue bundesverfassung ging weit darüber hinaus. sie legte fest: die völkerschaften der 22 souveränen kantone, die durch den neuen bund vereinigt wurden, bilden in ihrer gesamtheit die eidgenossenschaft. es bestimmte weiter, dass die kantone weiterhin souverän seien, soweit dies nicht durch die bundesverfassung eingeschränkt werde. diese zentralen artikel am anfang der bundesverfassung gelten bis heute noch. sie waren und sie die grundlage für die zentralen schweizerischen institutionen: das volk, die stände, die beiden kammern der bundesversammlung, den bundesrat und das bundesgericht.

die probleme mit der ratifikation

die ratifikation der grundlegenden bundesverfassung von 1848 blieb jedoch nicht ohne probleme. nach konservativer auffassung hätte die neue bundesverfassung nur dann in kraft treten dürfen, wenn ihr alle kantone zugestimmt hätten. das vermied die tagsatzung aus eigener kraft. sie liess es offen, wie hoch das quorum der zustimmung sein müsse, um die neue verfassung in kraft zu setzen.

bis ende august 1848 stimmten 15 1/2 kantone der verfassung zu. eine mehrheit war das alle mal; sogar für eine zwei drittelsmehrheit reichte die zustimmung.

ihr haftete aber der makel an, dass zwei entscheidungen recht willkürlich ausgefallen waren. im kanton freiburg hatte nur der grosse rat über die verfassung entschieden, die bevölkerung wurde hier nicht gefragt. so undemokratisch ging es im kanton luzern nicht zu. doch mutete die zählweise eigentümlich an. wer nicht stimmte, wurde dem ja-lager zugeschlagen.

zug, wallis und tessin lehnten die neue bundesverfassung in der vorgelegten form ab, unterwarfen sich aber dem mehrheitsentscheid. uri schwyz, ob- und nidwalden genau so wie appenzell innerrhoden markierten die härteste form der opposition. sie lehnten die ratifikation rundweg ab und wollten beim bundesvertrag von 1815 bleiben.

der bruch mit den hergebrachten rechten

der annnahmebeschluss der tagsatzung, der am 12. september 1848 gefällt wurde, war also gegen die hergebrachte rechtsauffassung. er war von revolutionärer natur. er widersetzte sich dem ruf der erzföderalisten, die sich auf ihre rechtmässige souveränität beriefen. die sieger im sonderbundeskrieg, gestützt durch eine grosse mehrheit der kantone, entschieden, mit dem alten recht zu brechen und setzten so gleichzeitig neues recht, das sich als sinnvoll erweisen sollte und dem sich heute niemand mehr widersetzt.

doch 1848 wurden die konservativsten katholischen orte wider willen mitglieder des souveränen bundesstaates. hätte man die konservativsten katholischen orte damals nicht gezwungen, mitglieder des neuen, souveränen bundesstaates zu werden, wären sie heute inseln im schweizerischen bundesstaat, ohne wirklich zur schweiz zu gehören. doch das dem ist nicht so. die sind mit den gleichen rechten teil des bundesstaates, dem sie nicht eigentlich beigetreten sind.

so grosszügig und widersprüchlich zugleich ist die schweizerische revolutionen vom zwölften september achtzehnhundertachtundvierzig.

stadtwanderer

ps:
dieser artikel ist bruno c. aus gersau (schwyz) gewidmet, für den ich heute 12. september 2007 eine spezielle stadtwanderung zu seinem 75. geburtstag organisiere.

hesch mer en föifliber?

also, ich war auf schloss tarasp. schon bei der anfahrt durchs unterengadin fängt es jeden blick durchs tal unübersehbar ein. und wenn man im schlossgarten steht, ist man überwältigt: hoch oben auf dem fels steht eines der schönsten schlösser der schweiz!

das tor ist rot-weiss gehalten. doch das sind nicht die farben der schweiz. es sind jene des östlichen nachbarn. der reichsadler über dem eingang verrät geschichte. und wer die nicht versteht, wird spätestens beim spruch im schloss “hie estereich” aufgeklärt.

tarasp, schloss und gemeinde, kamen erst 1803 zum neu gegründeten kanton graubünden und damit zur eidgenossenschaft. die neue zugehörigkeit bekam dem schloss indessen schlecht. zu beginn des 20. jahrhundert war es herunter gekommen wie noch nie. dass es heute neu aufgebaut und ausgestattet vor uns steht, verdankt es im wesentlichen karl august ligner, einem genialen verkäufer von gesundheitsprodukten, der mit odol bekannt und reich geworden war und sein vermögen ins marode schloss tarasp investierte. nach seinem kinderlosen tod vermachte er es der adelsfamilie von hessen. doch die möchte das schloss baldmöglichst loswerden.

wer im schlosshof steht, gibt sich nicht mit der karl-august-ligner ausstellung zufrieden. es ist zur amüsant, dass ausgerechnet ein führendes mitglied des adac in einem gebiet ein schloss erwarb, wo das autofahren noch nicht erlaubt war. mit pferden hat man sein auto gezogen, weil es nicht erlaubt war, auf öffentlichen strassen benzinkarrossen zu starten. das belustigt den besucher, befriedigt ihn aber nicht. mehr will man sehen, am besten alles.

der eingang im schlosshof links führt an der mächtigen küche im hintergrund vorbei in den ersten stock. dort ist die ganze besitzergeschichte von 1040 bis 1916 festgehalten. wer voranschreitet, kommt in einen schönen saal, herrlich mit holz ausgeschmückt. die soldaten sollen sich früher hier ausgeruht und verpflegt haben. heute nimmt man hier eher ein gediegenes festessen ein. dahinter ist der burgfried, der älteste schlossteil, der aus dem 11. jahrhundert stammt. der fels ragt bis unmittelbar unter den fussboden. musikzimmer nennt man den raum heute, denn ligner hat hier eine orgel mit pfeiffen vom boden bis unters dach einbauen lassen, die, wenn man sie spielt, schon mal das ganze schloss erschwingen lässt. schade nur, dass die decke so schwer drückt. sonst würde man sich beim orgelspiel bald schon dem himmel nahe fühlen.

die dame des hauses, genauso wie der herr, hat nebenan ihre eigenen gemächer mit ausgebauten badezimmern und mit himmelbett. nur schon die kacheln an den wänden der waschräume sind ein vermögen wert. vom rest ganz zu schweigen. im frauenzimmer, das höher gelegen ist, werden die tugenden, die eine dame von rang haben muss, in der decke festgehalten. beim männerzimmer, tiefer liegend, fehlt das ganz. entweder hatten sie gar keine, oder man war sich nicht einig, was für die herrschaften wichtig war!

das alles ist aber erst nachträglich so prachtvoll, wie man es heute sieht, ausgebaut worden. denn das schloss diente nur in seinen anfängen als wirklicher sitz eines freiherrn. seit dem 12. jahrhundert hatte es eine aufgabe: eine wehrburg sollte das schloss sein. gegen unliebsame passanten im engadin, aber auch gegen die rätoromanische bevölkerung. man wandte sich hier schon mal gegen die churer bischöfe, die seit dem 6. jahrhundert im glauben lebten, einem gottesstaat ohne herrschaftsteilung vorzustehen, genauso wie man im schloss gegen die reformation und die täufer war, die gerade im engadin eines ihrer zentren hatte.

“unser schloss”, sagt uns der schlosswirt rudolf pazeller in sparsels, der uns in seinem chaste vorzüglich bekocht hatte, also er uns sein haus gezeigt hatte und sich vor der tür von uns verabschiedete. mit blick hinauf auf das schloss, verbesserte er sich: gehören würde es nicht uns selber, aber mit tarasp sei es seit menschengedenken verbunden. “die prinzen”, wie er die eigentümer in darmstadt fast schon nachbarschaftlich nennt, wollten ursprünglich 60 millionen für das schloss. das letzte angebot, nach langem zögern, steht immer noch bei 15 millionen.

aber auch die will niemand aus der gegend zahlen: der kanton nicht, der tourismus nicht und auch die bürger von tarasp nicht. die angst, es könnten russische magnaten das geld hierfür ausgeben, geht spürbar um in tarasp.

deshalb will nun eine stiftung das schloss übernehmen. stifter soll das schweizer volk werden. bald schon wird man jeden von ihm fragen: “hesch mer en föifliber!” zusammen ergäbe diese bettelaktion die kaufsumme locker.

“ausgerechnet”, denke ich mit da. soll das steuergeplagte schweizer volk ein ehemaliges habsburger schloss erwerben? das will mir nicht so recht in den kopf!

werde mal rechnen, ob ich da in die bresche springen will und scheller als diese werbeaktion steht, zum abschluss kommen will, denn das wochenende im und ums schloss tarasp war wirklich wunderbar!

stadtwanderer

infos für interessenten am kauf oder an kultur

mein geheimplan fürs wochenende

ich gehe für einige tag unterwegs. wo das ist sage ich nicht, denn das ist mein geheimplan!


quelle: flickr

immerhin verrate ich folgendes:

der fluss, der am ort vorbeizieht, mündet, nach einem langen weg, ins schwarze meer. am ort selber hat es aber häufig weissen schnee. denn die 300 festen einwohnerInnen leben auf einer höhe von rund 1500 meter über meer. der höchste gipfel auf dem gemeindegebiet ist gar 3173 meter hoch.

besiedelt ist die gegend seit rund 1000 jahren. vorher war sie ödland. noch heute findet sich dazu eine anspielung im ortsnamen. ein schloss auf markigen fels am ort hat ihn berühmt gemacht. bis 1803 war es in habsburgischem besitz. deshalb ist man hier, länger als vielerorts sonst, österreichische gewesen. später kam es in die hände eines unternehmers, der für seinen frischen atem weltberühmt wurden.

trotz der weiten ausstrahlung, der ort liegt in der schweiz. die alten wurzeln zeigen sich in der verbreiteten streusiedlung und in der katholischen konfession. in den nachbargemeinden kennt man beides nicht. vallader, die sprache die man im 19. jahrhundert am ort noch sprach, ist heute am verschwinden. die mehrheit spricht heute deutsch.

im 19. jahrhundert begann man, die örtlichen mineralquellen zu nutzen. aus dem bauerndorf wurde einer der bedeutendsten kurorte der schweiz. eines der bekannten hotels brannte vor 18 jahren nieder; in einem anderen werde ich wohl hausen … und wanderungen machen, zum beispiel zu einem unesco-geschützten kulturgut, von dem man sagt, karl der grosse habe es begründet!

mehr sag ich nicht, sonst wird daraus ein geheimplan, den wieder alle kennen!

doch jetzt meine aufforderung: decodiert mal schön …

stadtwanderer

stemmig em sääli!

… machte mir so meine gedanken, beim morgendlichen spaziergang, …

… war bisher kein anhänger der these, dass es einen geheimplan gäbe, blocher abzuwählen. die absichten im rot-grünen, ihn wiederum nicht zu wählen, waren mir seit 2003 klar genug. und in der cvp gibt es beide positionen: wählen, um schlimmeres zu verhindern; nicht-wählen, weil er schlimmes angerichtet hat. die wechselnden äusserungen des parteipräsidenten hierzu sprechen diese sprache. blochers wirkliche opponenten in der fdp wiederum sind an einer kleinen hand abzuzählen. zusammen reicht das wohl (noch) nicht. und geheim ist davon eigentlich gar nichts.


fotos: stadtwanderer, anclickbar

… verstand deshalb nicht, weshalb man da von seiten der svp von geheimplan sprach. das war doch dramatisierung pur! wahlkampf, eben. sie wirkte umso künstlicher, als bundesrat blocher bald schon davon sprach, er selber rechne mit seiner wiederwahl. anheizen, aber nicht überhitzen!

… eigengoal der svp, blieb mir als erstes hängen!

***

… doch jetzt bin wieder unsicher …

… war das ein geschickter befreiungsschlag, den niemand richtig decodiert hat? bestand doch ein übersehener geheimplan, von dem die svp wind bekommen hatte? werkelte die geschäftsprüfungskommission mit ihrem bericht zum verabschiedenen bundesanwalt valentin roschacher seit neuestem an einem solchen? und war das bundesrat blocher bewusst geworden?

… der kommunikationsexperte in mir sagt: “forme die schablonen, welche den öffentilchen diskurs prägen, bevor er stattfindet! denn sie bestimmen die codes, mit denen man das geschehene lesen wird!”

… hat die nicht vorgesehene plakatierung des geheimplanes durch die svp also dazu gedient, die leseweise der absehbaren attaken auf den justizminister geschickt vorzubereiten?

… dann hätte die svp recht gehabt, und vor allem richtig gehandelt! guter spin-doctor, würde ich das sagen!

… selbst christoph blocher meinte gestern: am schluss habe sein partei recht, es gäbe einen geheimplan, ihn aus der landesregierung zu kippen!

… jedenfalls ist seither mächtig stemmig em sääli “bundesplatz bern”.

***

… das vorgehen der gkp hat das potenzial zum wendemoment im wahlkampf. das ist definitionsgemäss eine verdichtete handlungsabfolge, die öffentlich gemacht wird und eine erwartungshaltung weckt.

… die handlungsabfolge ist klar: neue informationen tauchen gezielt in der tagespresse auf, der bundesrat bestellt einen ausserordentlichen externen ratgeber, dem beim unbefangenen lesen helfen soll, der vizepräsident der landesregierung tritt damit an die öffentlichkeit, der angegriffene justizminister kontert etwas nervös im medienhaus, die e-medien heizen an, die gpk informiert, und das publikum fragt sich!

… eine verdichtete handlungsabfolge ist das allemal. die medialisierung ist auch gegeben.und die erwartungshaltung nimmt natürlich zu!

***

… oder ist in dieser woche der hahnenkampf im bundesrat einfach voll entbrannt? blocher ins edi, wo es am meisten probleme hat! titelte der blick. das muss pascal couchepin mächtig getroffen haben.

… wird jetzt ganz einfach abgerechnet? redet deshalb der bundesratsvize in einer zentralen frage stellvertretend für unsere regierung in der öffentlichkeit?

… wir im bundeshaus nicht nur architektonisch umgebaut, sondern auch politisch?

… also doch ein geheimplan?

… das würde schon mal die schablone “opfer” aktivieren und helfen, die einige schäfchen mehr ins trockene bringen könnte. das wittern heute schon verschiedene exponenten in den heutigen tageszeitungen. ich bin da skeptischer: ereignisse wie dieses, personen wie blocher, mobilisieren stets auf beide seite!

… oder wird jetzt geschickt vertuscht? sind, so fragt man sich, ganz einfach zu viele auf der ominösen liste, um sie ernst zu nehmen? oder wäre zu viele betroffen, wenn sie stimmen würde …

… vieles hängt davon ob, ob es das komplott gab? – und “blocher” dabei war? oder doch “nur” seine seilschaft? oder ob es bloss eine telefonliste war, wie christoph mörgeli darlegt?

***

… die cvp hat es in der hand, licht ins dunkle zu bringen. auch sie ist im wahlkampf. ihr präsident sprach schon mal von staatskrise. doch eine seiner fraktionskolleginnen leitet die untersuchung in der gpk. sie hat es in der hand, die vorwürfe zu klären, bevor die nächsten wahlen sind.

… denn genaues weiss man zur zeit nicht! deshalb ist die kritische öffentlichkeit gefordert! die fakten gehören auf den tisch! wir müssen erfahren, was sache ist im bundeshaus!

***

… zurecht hing im vorfeld der kommenden wahlen das plakat am bundeshaus, das transparenz in der politik forderte. erinnere mich ausgerechnet heute wieder daran – und werde mir wandernd und schauend weitere gedanken machen!

… à suivre!

stadtwanderer

ps:
huiuiui, wer kann da den überblick behalten? da geht die post schon mal kräftig ab; hier ein paar interessante links:

parlament
medienspiegel via tagesanzeiger
medienkritik via weltwoche
mörgelis gegenschlag
tagesbilanz der nzz
kollegin stämpfli, regula, dr. phil. über die mögliche staatsaffäre
und wie das alles im ausland wirkt

welsche nüsse

ich freue mich auf den herbst. und auf baumnüsse. hart ist ihre schale. doch fruchtig ist das fleisch. nahrhaft ist ihre speise auf jeden fall. sie stärkt einen. und man ist froh darum, – gerade wenn es wieder kühler wird.


quelle: paupepro

symbol der fruchtbarkeit

zu allen zeiten war die baumnuss ein symbol der fruchtbarkeit. den persern war sie göttlich, den griechen und römern auch. diese warfen sie bei der hochzeit unter die geladenen gäste und staunenden zuschauer. der klang beim aufprall verriet die grösse des glücks. je heller, desto besser!

die christlichen mönche wussten um die heidnische bräuche rund um die baumnuss. sie behaupteten, der teufel wohne in den kronen ihrer bäume. und er treibe es mit den hexen in ihrem schatten. für gesundheitsschädigend erklärte man ihn; gemieden sollte er auf alle fälle werden.

die kelten ehrten den nussbaum 19 tage lange. ende oktober, anfang november war seine grosse zeit. sie markierte gleichzeitig die jahreswende. samhain nannten sie sie. auch sie symbolisierte das sterben der natur, gefolgt von der wiedergeburt der kräfte.


quelle: puschkin

echte walnuss in der botanik

es soll zeiten gegeben haben, da war auch das berner land voll von baumnüssen. heute muss man bis an den neuenburgersee fahren, um noch ganze flächen mit baumnussbäumen zu finden.

baumnuss ist wohl auch der falsche name. walnuss ist korrekter. echte walnuss gar wissenschaftlicher. juglans regia heisst die gattung, seit carl von linné sie bezeichnet hat.

im berner volksmund jedoch waren nussbäume bis ins 18. jahrhundert schlicht und einfach welsche nussbäume.


quelle: aureusbay

welsche nuss im volksmund

welsch, das ist für germanen zu allen zeiten das fremde gebiet gewesen. seit sie vor 2500 jahren im rhein-main-gebiet auf den keltischen stamm der volcae gestossen waren, nannten sie alle kelten, die sie nicht verstanden so.

die auswandernden angeln und sachsen, die in britannien wieder auf kelten stiessen, machten aus ihnen waliser. bis heute wirkt das in namen wie wales oder cornwall nach. walachen wiederum sind aus germanischer sicht die romanen, die im balkan lebten. und ihr gebiet war schon mal die walachei.

selbst bei uns ist diese form der volksbezeichnung üblich geblieben. im birstal kommt man nach wahlen. im glattal nach wallisellen. und am ende des zugersees liegt walchwil. in allen fällen vermutet man, dass bei der germanischen völkereinwanderung alemannen auf kelten stiessen.

selbst auf dem frienisberg gibt es diese anspielung. Wahlendorf liegt ganz oben, wohlen, wo ich wohne, weiter unten.

ich sag da nur:

auf in den herbst,
auf ins welschland,
auf walnüsse sammeln zu gehen.

göttlich, die zeit, die kommt!

stadtwanderer

le randonneur urbain avec la musique en route

sie hätten viel gespielt, dieses wochenende. deshalb seien sie heute ein wenig müde gewesen. doch das hat sie nicht abgehalten, am diesem sonntagmorgen bei einer hochzeitsfeier mit ihrer tollen musik auszuwarten.


musique en route, heute auf dem bauernhof in üttligen (foto: stadtwanderer)

sie, das sind tom tafel, stephanie hess und ronny spiegel, die sich zusammen “musique en route” nennen. wenn sie, wie seit drei jahren immer häufiger, gemeinsam aufspielen, schwingen wohl bei allen im publikum eindrücken aus osteuropa: ihre violine und ihr kontrabass könnten aus ungarn kommen, und das akkordeon könnte von einem volksfest an der unteren donau stammen. dazu passt wunderbar, dass ihre neueste cd “balkanmania” heisst.

doch nur ronny ist zur hälfte ungar, seine beiden kollegInnen kommen gar nicht aus osteuropa. sie sind alle in der schweiz aufgewachsen, stehen aber für die öffnung der schweizer volksmusik, die immer mehr stilrichtungen in sich aufnimmt. sinnigerweise nennt sich die gruppe ja auch musik unterwegs.

bisweilen singen sie nur, sprachverliebt, wie sie sind, texte, die man fast nicht fehlerfrei sprechen kann; doch das macht ihnen gar keine mühe und zur erheiterung aller inszenieren sie sich schon mal im kanon. dann wiederum lastet die melancholie schwer auf dem publikum, wenn sie wenn aus ihren drei instrumente wortlose melodien ertönen, die poetischer nicht sein könnten. schliesslich versetzen sie die anwesenden schon mal in spritzige stimmung, wenn sie zu einem rassigen tanz aufspielen.

das war ein gelungenes morgenkonzert der besonderen art, mitten auf dem bauernhof von sahli fritz in üttligen. die gästeschar, die gekommen war, um hans und martin zu gratulieren, dankten es ihnen auf jeden fall mit einem langen applaus …

… und der stadtwanderer auch! der morgen hat ihm gut gefallen, selbst wenn er sich nach der gelungenen aufführung richtung welschland aufmachte, um den spätsommertag noch ein wenig für sich zu geniessen.

avec la musique dans ses sentiments, il s’en allait en route …

stadtwanderer

musique en route