zerfallener staat und organisierte anarchie.

eine kleine wanderung durch das berner dorf ringgenberg. anlass, den wandel der herrschaft vom kaiser zur stadt bern im oberland zu rekonstruieren.


burg und kirche ringgenberg vom brienzersee aus gesehen

1310 soll er in rom gewesen sein. 1328/9 ebenfalls. das erste mal war er mit könig heinrich vii., dem luxemburger, unterwegs; das zweite mal begleitete er könig ludwig, den wittelsbacher. beide herrscher kehrten als kaiser über die alpen zurück und bedankten sich bei ihrer treuen gefolgschaft mit reichslehen, deren verwaltung man ihnen überliess. das brachte reichtum in die gegend.

johannes von ringgenberg, von dem hier die rede ist, blieb der nachwelt als hochmittelalterlicher spruchdichter in erinnerung. 17 verse sind in der manesse handschrift, dem berühmtesten werk zum damaligen laienliedgut, überliefert. die urteile über die qualität der dichtung von johannes gehen weit auseinander. im 14. jahrhundert galt er in ulrich boners fabelsammlung als grosses vorbild seiner zeit, während ihn die allgemeine deutsche biografie ende des 19. jahrhunderts als unfähigen plagiator wahrer minnesänger darstellt.

heute war ich in ringgenberg, die burg besichtigen – oder was davon noch steht. der hügel, gut sichtbar über dem brienzersee, war mir aus der ferne bekannt. dennoch war ich bis jetzt nie vor ort gewesen. wie man den inschriften entnehmen kann, wurde sie wohl 1380 zerstört; danach wurde sie jedenfalls nicht mehr gebraucht. im 17. jahrhundert baute man über einem teil der ruine ein barockkirche, die heute noch als gotteshaus dient. darin gedenkt man mit einem grossen schild den herren von ringgenberg für ihre zeit auf der burg.

150 jahre herrschten die herren von ringgenberg über das obere aaretal. ihre ursprünge dürften in raron im wallis und brienz im bernbiet liegen, von wo aus sich ein führendes adelsgeschlecht über diverse alpentäler ausgebreitet hatte. die zähringer haben sich 1211 an ihnen die zähne ausgebissen – bei ihrem versuch, einen eigenen weg nach süden über die grimsel und den griespass zu erschliessen. doch an den herren von raron kamen sie nie vorbei. ende der eroberungen!

die herren von ringgenberg treten erst danach urkundlich in erscheinung. cuno, der grossvater von johannes, liess die burg ringgenberg um 1230 erbauen. kurz darauf ist er als reichsvogt im dienste von kaiser friedrich ii. bezeugt. der befand sich im streit mit dem papst um die vorherrschaft im reich. höhepunkt der krise war der versuch des weltlichen oberhauptes, die oberitalienischen städte für sich einzunehmen, die traditionellerweise dem kirchlichen gehöhrten. genau deswegen wurde der kaiser 1245 auf dem konzil von lyon mit dem kirchenbann belegt. moralisch war er damit erledigt; wo sein militär hinreichte, hielt es sich aber bis zu seinem tod 1250. und danach setzte das interregnum ein, die sog. kaiserlose zeit.

das alles machte die wege von nord nach süd interessant, aber auch unsicher. von den von ringgenberg wird berichtet, dass sie auch die schadburg ausserhalb ringgenbergs errichtet hätten, um sie als kerker zu verwenden; für alle, die den handel zwischen interlaken und brienz stören wollten. ob die burg je fertig gestellt wurde, weiss man nicht so genau; die quellen berichten von fehden, die cunos arbeit und leben beendet hätten.

was nun folgt hat nicht einfach einen faden: es ist das pelle-melle des chaos, aus dem eine neuen herrschaft in der peripherie entsteht.

wenn es um reichsfragen ging, war man in ringgenberg nicht alleine. denn das nahe gelegene kloster interlaken war eine reichtsgründung aus dem 12. jahrhundert. 1224 kam es unter die schrimherrschaft der stadt bern. zu zeiten könig rudolf i. dehnten sich auch die habsburger in die alpentäler aus; alles was einmal dem reich gehört hatte, sollte an den könig gehen. rudolfs sohn könig albrecht verfolgte die gleichen ziele, was ihm verschiedene feindschaften gerade auch im oberen aaretal einbrachte. 1308 gingen die von ringgenbergs einen burgrechtsvertrag mit bern ein, der gegen habsburg gerichtet war; fortan hauste man auch in der aarestadt, und man war mitglied des dortigen grossen rates.

die königliche gefolgschaft setzte wohl unter den söhnen von johannes gleichen namens ein, weshalb bisweilen unklar ist, wer was machte. jedenfalls waren man nun ein rittergeschlecht, und folgte man den kaiseraspiranten. im lokalen gümmenen- und laupenkrieg zwischen bern und habsburg zeigte man sich neutral, was wohl weise war. denn anders als die weissenburger im benachbarten simmental, die für ihre unterstützung des habsburgischen freiburg militärisch angegriffen wurden, blieb man in ringgenberg von berner überfällen verschont. dennoch, bern übernahm spätestens in den 1330er jahren die führende rolle im oberen aaretal. das reichtsland hasli ging mit dem frieden im gümmenenkrieg an die stadt, und auch das untere simmental erhielt einen berner landvogt.

mitte des 14. jahrhunderts setzte die wütende pest allen in der region zu; die rede ist, dass beide söhne von johannes von ringgenberg zwischen 1348 und 1350 verstorben seien. 1380 erhoben sich die bauern rund um den ringgenberg gegen die alte herrschaft, was das ende der burg und des geschlechts deren von ringgenberg bedeutete.

meinerseits habe ich heute ein höchst anschauliche lokalgeschichte kennen gelernt, deren architektonische, literarische und politische spuren noch sichtbar den brienzersee überragen und das dorf ringgenberg kennzeichnen. irgendwie erinnterte mich das ganze an eine spannende diskussion, die ich am freitag im zug hatte. damals ging es um zerfallene staaten und lokale strukturen, die entstehen. von denen sagt man, dass sie nicht durch grosser herrschaft, aber durch eine organisierte anarchie bestimmt würden. genauso wie in ringgenberg, als die macht des kaisers zerfiel, und sich ringgenberger, interlakner, habsburger und berner um eine neues modell der lokalen vorherrschaft bemühten.

stadtwanderer

von freiburg zu bern – von freiburg nach bern

das ist ein angebot für interessierte schlachtenbummler, die gerne auch eine friedenspfeife rauchen.

ein artikel in der lokalpresse, während meinen ferien in schweden erschienen, hat meine nachträgliche aufmerksam gefunden. demnach wollen rechtsradikale jugendliche 2014 vor ort den helden der schlacht von laupen gedenken.
das will und kann ich der sog. “heimatbewegung”, wie sich die militanten jugendgruppen aus zürich und basel nennen, nicht überlassen. die schlachten der eidgenossen sind ein teil unserer geschichte; zur heroisierung taugen sie nur, wenn man sie aus dem kontext reisst und ideologisch überhöht.
um genau das zu verhindern, ist das konzept zur nachstehenden, ganztägigen rundreise (zu fuss und per bus) entstanden. sei hat sieben stationen, zwischen freiburg und bern, und will erklären, warum es zur schlacht in laupen kam, was die folgen waren, und wie die geschichtswissenschaft die bedeutung für die werdende eidgenossenschaft sieht.


territoriale entwicklung der herrschaft im raum der (heutigen) schweiz, von den zähringern (um 1200), über die habsburger (1315) bis zur eidgenossenschaft (1474), karten: sidonius

das zentrale stichwort ist nicht ehre der ritterlichen krieger, vielmehr ist es die territorialbildung der städte. ursprünglich unter den zähringern vereint, werden freiburg und bern gegner, der sie stehen unter dem einfluss der habsburger resp. der savoyer. bern schüttelt die oberaufsicht schneller ab, und entwickelt rund um sich herum ein territorium, das teilweise auch von freiburg beansprucht wird. von 1298 bis 1340 kommt es zu einer langen fehde zwischen den beiden städten, verstärkt durch den adel und die eidgenossen, sodass selber der kaiser intervenieren muss.
bern geht aus den kämpfen als sieger hervor, freiburg nähert sich dem zwischenzeitlich eidgenössisch gewordenen ort nach 1403 an, und bis 1467 bereinigt man die gemeinsame grenze. die gemeinen herrschaften über die grasburg und murten sichern das kooperative vorgehen, sodass freiburg auf vermittlung berns 1481 mitglied der eidgenossenschaft wird. die eroberung der waadt 1536 ist das letzte gemeinsame projekt, denn die wege des reformierten berns und des katholischen freiburgs werden hinfort verschieden sein, bis die brücke von grandfey gebaut wird und die eisenbahn, später auch die autobahn eine neuerliche nähe zwischen den beiden städten begründet.

hier das programm mit weiteren informationen.

1. station freiburg altstadt

kurzer rundgang durch die altstadt von freiburg, um zu erahnen, wie die stadt in ihrer gründungszeit aussah.
im unterschied zu bern gelingt es freiburg bis 1478 nicht, eine reichsstadt zu werden, die sich selber entwickeln kann; sie bleibt eine stadt unter feudaler führung, die von den zähringern zu den kyburgern zu den habsburgern schliesslich zu den savoyern wechselt. ursprünglich ist sie die (führende) frontstadt unter den zähringerorten; schliesslich verliert sie den kampf mit bern und fügt sich in ihren verbund ein, der sie zur eidgenossenschaft führt.

einige eckwerte:

1157 gründung durch die herzöge von zähringen, dekanat der stadt über 26 umliegende gemeinden bilden den kirchlichen hintergrund der stadtherrschaft
1218 aussterben der zähringer, freiburg kommt durch erbgang an die grafen von kyburg
1245 bündnis zwischen freiburg und bern
1263 aussterben der kyburger, gründung von neu-kyburg durch heirat der kyberger erbin mit einer seitenlinie der habsburger
1264/7 grafenkrieg zwischen den grafen von savoyen und den grafen von habsburg; besetzung durch habsburg
1266 freiburg widersteht der savoyischen belagerung
1270 bündnis freiburgs mit habsburg
1277 kauf der stadt freiburg durch könig rudolf I.; freiburg bleibt bis 1452 habsburgisch
1403 freiburg erneuert das bündnis mit bern
1423 kauf der grasburg mit freiburg, gemein(sam)e herrschaft der beiden städte
1446/8 freiburg liegt im krieg mit savoyen und bern
1452 freiburg wird savoyisch und entgeht so einer kriegsschuld
1454 bündnis freiburgs mit bern, grasburg gemein(sam)e herrschaft
1467 mit der landmark zwischen bern und freiburg sind die grenzen zwischen den beiden städten bereinigt
1474/7 freiburg beteiligt sich im burgunderkrieg auf eidgenössischer seite
1475 murten wird von bern und freiburg als gemein(sam)e herrschaft verwaltet
1478 savoyen verzichtet auf freiburg, reichsstadt
1481 freiburg wird (mit solothurn) mitglied der eidgenossenschaft
1524 freiburg entscheid sich, beim alten glauben zu bleiben
1536 gemeinsame eroberung der waadt durch bern und freiburg

mehr zur geschichte freiburgs

2. station: löwenberg

im grafenkrieg, zwischen savoyen und habsburg ausgetragen, ging es um das gebiet zwischen aare und saane, das reichsland war, und durch drei reichsburgen, je eine in gümmenen, laupen und grasburg gesichert war. der krieg brach 1264 aus, als die kyburger ausstarben, und ende 1267 mit dem friedensschluss in löwenberg. er sah vor, dass die savoyische wittwe des letzten grafen von kyburg ihre güter zu lebzeiten nutzen konnte, danach jedoch an habsburg fallen sollten.

1259 richard of cornwall, römisch-deutscher könig, überträgt die reichsrechte über gümmenen dem haus savoyen
1263 tod von hartmann dem jüngeren von kyburg, könig richard zieht reichslehen ein
1264 tod von hartmann dem älteren von kyburg, ehefrau margareta aus dem haus savoyen als erbin
1264 savoyen besetzt payerne, murten und bern, habsburg freiburg; savoyen erobert grasburg, laupen und gümmenen, kann sie aber gegen habsburg nicht halten
1265 savoyen besetzt romont, habsburg burgdorf, beide sichern sich so ihren weg zu ihren verbündeten
1266 savoyen belagert freiburg erfolglos
1267 savoyen erobert erneut laupen; friede von löwenberg: margareta, die kyburger wittwe kann eigengut behalten, die reichslehen gehen nach ihrem ableben aber an habsburg, das die vormundschaft über ihre tochter anna übernommen hatte
1268 tod von graf peter ii. von savoyen
1273 graf rudolf iv. von habsburg wird römisch-deutscher könig

mehr über den grafenkrieg

3. station oberwangen “dornbühl”

der standort der burg von wangen ist erst 1935 durch zufall entdeckt und 2011 sind die grundmauern wiederhergestellt worden. rund um diese burg gab es das erste militärische auseinandersetzung zwischen bern und freiburg, das gefecht am dornbühl. danach zerstört bern verschiedene ritterburgen, die zu nahe an der stadt gelegen waren und unter freiburgischem einfluss stand.

wenige eckwerte müssen hier genügen:

1298 fehde zwischen freiburg und bern; militärisches treffen am dornbühl in oberwangen von freiburg und den freiherren von belp-montenach einerseits, bern/solothurn anderseits; sieg der berner; zerstörung der burgen von wangen, geristein (bolligen) und belp
1308 friedensvertrag zwischen bern und freiburg

mehr zur geschichte der burg in oberwangen

4. station burg und stedtli gümmenen


fantasievolle darstellung von gümmenen vor der zerstörung (tschachtlan-chronik) weder schloss noch stedtli gümmenen aus dem mittelalter stehen heute, man weiss aber, wo alles war. genau da machen wir halt.

die anfänge von gümmenen liegen im dunkeln, dennoch einige eckwerte:

1259 freiherr peter von der waadt, verwandter des königs, übernimmt die königliche rechte über gümmenen
1264 savoyen und habsburg besetzen gümmenen nacheinander
1267 savoyen besetzt gümmenen vor friedensverhandlungen erneut, savoyen kann gümmenen zu lebzeiten von wittwe margarete behalten, danach gehen die rechte an habsburg
1282/3 könig rudolf I. erzwingt die rückgabe gümmenens ans königreich, übergabe an die herren von maggenbach, eine freiburger landadelsgeschlecht
1319 freiburg erwirbt burg und stedtli gümmenen samt des nahe gelegenen dorf mauss von den herren von maggenbach; belehnung der ritter von vuippens, ab 1325 unsichere rechtsverhältnisse
1331 gefecht von gümmenen zwischen freiburg/habsburg, unterstützt von den herren von weissenburg, und bern/solothurn um die vorherrschaft im grenzgebiet der beiden städte; sieg berns, zerstörung von burg, stedtli gümmenen und dorf mauss
1333 friede von königsfelden, vermittelt durch königin agnes: bern muss auf gümmenen verzichten, erhält dafür aber freie hand im oberen aaretal
1448 gümmenen wird bernisch,
1450 bau der ersten holzbrücke
1454 rückgabe gümmenens an freiburg
1467 dörfer gümmenen und mauss werden bernisch, tausch gegen bösingen bei laupen

mehr zur geschichte gümmenens

5. station burg und stedtli laupen


schloss und stedtli laupen sind intakt geblieben, und bieten eine herrliche ein- und übersicht um eine pitoreskes anwesen.

einige eckwerte:

wahrscheinlich um 930 burggründung durch könig rudolf von burgund
1253 laupen wird wie freiburg kyburgisch
1264 nach dem aussterben der kyburger besetzen savoyen und habsburg laupen nacheinander
1267 laupen wird wieder savoyisch
1268 tod von graf peter ii von savoyen
1269 rückeroberung laupens durch graf rudolf iv. von habsburg, verwaltung durch herren von maggenberg resp. von fendringen
1275 stadtrecht durch könig rudolf I. nach bern vorbild
1300 einsetzung eines königlichen reichslandvogtes (freiherr von strassberg)
1301 bündnis der stadt laupen mit bern
1310 verpfändung der stadt durch könig heinrich vii. an bern, faktischer übergang an bern
1324 bern setzt in laupen einen eigenen landvogt ein
1339 der graf von valangin erklärt bern den krieg; schlacht von laupen zwischen freiburg mit einer grossen allianz (herzog von österreich, bischöfe von basel, lausanne und sitten, grafen von valangin, neuenburg, aarberg, nidau, freiherren von montenach) und der burgundischen (bern, solothurn, biel, murten, payerne, reichsland hasli, freiherren von weissenstein und blankenburgresp. innerschweizer eidgenossenschaft (uri, schwyz und unterwalden); sieg der eidgenossen
1340 nachträgliches gefecht auf dem schönberg bei freiburg
1340 friede von königsfelden, erneut von königin agnes vermittelt; habsburg anerkennt bern als vorherrschende lokalmacht im aaretal, laupen bleibt bernisch

mehr zur geschichte laupens

6. station grasburg


die grasburg war ursprünglich eine königliche festung im übergangsgebiet zwischen burgund und schwaben; sie steht heute noch. der besuch der erhaltenen burgruine hoch über der sense ist lohnenswert

die ursprünge der grasburg sind unbekannt, sie ist eventuell burgundisch; nach der auflösung des selbständigen königreichs burgund gehen die recht an den römisch-deutschen könig; die eckwerte sind:

vor 1218 zähringer übernehmen die reichsburg
1223 erwähnung eines ritters von grasburg
1239 erwähnung eines schultheissen von grasburg (grasburg als stedtli?), übergang an kyburg, zeit unbekannt
1264 savoyen, dann habsburg übernehmen die reichsburg, habsburg setzt verschiedene reichtsvögte aus den reihen der ritter von maggenberg, de corbères und de vuippens ein
1310 könig heinrich vii. verpfändet die reichsburg an graf amadeus von savoyen, der sie durch verschiedene ritter verwalten lässt; wegen der peripheren lage wird sie aber nicht mehr unterhalten
1423 zerfallene grasburg burg an bern und freiburg, die als gemein(sam)e herrschaft verwaltet wird

mehr zur geschichte der grasburg

7. station bern altstadt


abschliessender rundgang durch die altstadt von bern, um zu erahnen, wie die stadt in ihrer gründungszeit bis zur friedenschliessung mit freiburg aussah. anders als freiburg sichert sich bern 1218 den status einer reichsstadt; 1298 schüttelt sie die königliche führung ab. 1365 erhält die stadt das recht reichslehen selbständig zu erwerben; 1415 wird bern ein selbständiger reichsstand mit sämtlichen rechten. die stadt entwickelt verschiedene bündnispolitiken (burgundische eidgenossenschaft, allianz mit der innerschweizer eidgenossenschaft und den städtebünden am rhein und in schwaben) und entwickelt sich zum zentrum im westlichen mittelland.
mit ihrer rasch ausgreifenden territorialpolitik geht sie als siegerin aus dem konflikt mit kyburg und freiburg hervor.

einige eckwerte:

1191 gründung der stadt bern durch herzöge von zähringen, bau der stadt von der nydegg bis zytgloggenturm
1218 aussterben der zähringer, bern wird königsstadt
1245 bündnis zwischen freiburg und bern
1255 savoyen übernimmt schirmherrschaft über murten und bern, stadterweiterung durch savoyerstadt (bis käfigturm)
1288 belagerung berns durch könig rudolf I. scheitert
1289 herzog rudolf, könig rudolfs sohn, nimmt bern ein, ende der savoyischen schirmherrschaft, tod von herzog rudolf 1290
1293/4 neues stadtrecht für bern durch könig adolph, einsetzung eines königlich bestimmten schultheissen
1295 bündnis der stadt bern mit der stadt solothurn
1298 sturz des schultheissen, seither wahl des schultheissen durch die stadt selber, beginn der territorialpolitik durch erwerb von kirchenspielen und landgerichten, aufbau der burgundischen eidgenossenschaft
1323 erstes bündnis berns mit waldstätten, burgrecht mit burgdorf und thun
1327 vorübergehendes bündnis berns mit rheinischen städtebund
1330 bündnis berns mit savoyen
1331 fehde zwischen bern und freiburg um gümmenen; gefecht von gümmenen zwischen bern/solothurn und bern/habsburg, zerstörung der burg gümmenen
1332 gefecht von herzogenbuchsee, bern und solothurn besiegen freiburg/habsburg
1333 friede von königsfelden, vermittelt durch königin agnes, bern verzichtet auf gümmenen, bekommt aber freie hand im oberen aaretal
1334 baubeginn der plattform bei der leutkirche
1340 zweite stadterweiterung (bis zum christoffelturm, bei der heutigen heiliggeistkirche)
1341 erneurung des bündnisses zwischen bern und den waldstätten, aber auch mit habsburg
1348/9 pestjahre, bevölkerungswachstum stagniert
1350 erneuerung des bündnisses berns mit savoyen
1353 festes bündnis mit waldstätten, teil der (innerschweizer) eidgenossenschaft
1364 erneuerung des bündnisses berns mit savoyen und mit habsburg
1365 kaiser karl iv. anerkennt das bündnis berns mit der eidgenossenschaft, bern erhält das recht, reichslehen zu erwerben, kaufhaus in bern, beginn des überlokalen handels
1375 bern erwirbt aarberg und setzt einen landvogt ein
1384 käuflicher erwerb der städte burgdorf und thun nach erfolgloser belagerung, einsetzung je eines schultheissen
1386 eroberung der letzten besitzungen freiburgs im oberen aaretal und im seeland
1403 neues bündnis zwischen bern und freiburg
1405 freiburg hilft bern nach dem grossen stadtbrand
1415 bern wird reichssstand, eroberung des aargau, verdichtung der herrschaft in bernischen untertanengebieten durch twingherrschaften der stadt auf dem land
1446/8 bernisch-freiburgischer krieg
1454 erneuerung des bündnisses zwischen bern und freiburg
1467 mit der landmark zwischen bern und freiburg sind die grenzen zwischen den beiden städten bereinigt
1476 schlacht von murten, freiburg auf eidgenössischer seite, murten wird anschliessend von bern und freiburg als gemein(sam)e herrschaft verwaltet
1528 bern wird reformiert
1536 gemeinsame eroberung der waadt durch bern und freiburg

mehr zur geschichte berns

zur orientierung: die wichtigsten daten der eidgenossenschaft resp. des heiligen römischen reiches

1239 beginn der bündnispolitik angesichts der rechtsunsicherheit im kaiserreich
1291 bündnis der waldstätte
1332 bündnis der waldstätte mit luzern
1351/3 achtörtige eidgenossenschaft, bestehend aus uri, schwyz, unterwalden, luzern, zürich, zug. glarus und bern entsteht
1362/5 kaiser karl iv. anerkennt die bündnisse der reichsstädte zürich und bern mit den waldstätten
1393 sempacherbrief regelt die militärordnung, beginn der tagsatzung als wichtigster eidgenössischen institution
1415 eroberung des habsburgischen aargau und der grafschaft baden durch eidgenossenschaft auf anordnung von könig sigismund
1438/50 alter zürichkrieg endet mit der niederlage zürich
1454 vorhalte der bündnispolitik mit habsburg werden aus den bündnissen der eidgenosschaft getilgt
1474/77 burgunderkriege
1481 stanser verkommnis als neue rechtsordnung der eidgenossenschaft, freiburg und solothurn werden mitglieder der eidgenossenschaft
1499 schwabenkrieg, im frieden von basel erhält eidgenosschaft einen autonomen status im reich
1501 basel und schaffhausen werden mitglieder der eidgenossenschaft
1511 erbeinigung der eidgenossenschaft mit habsburg
1513 appenzell wird mitglied der eidgenossenschaft, 13örtige eidgenossenschaft steht
1516 bündnis der eidgenossenschaft mit frankreich

stadtwanderer

bern freiburg 3:0

keine angst, ich werde nicht sportreporter. ich bleibe bei der politischen geschichte. heute geht es um das verhältnis der beiden zähringerstädte freiburg und bern nach dem aussterben der gründungsdynastie.

man weiss es, freiburg im üechtland ist eine zähringerstadt. bern auch. beiden gemeinsam ist, das sie gründungsstädte sind. ihre stadtgründer haben sie weitgehend aus dem nichts heraus erbaut, enstprechend gut sind die grundrisse der urstadt bis heute sichtbar.
freiburg war zuerst, auf dem felssporn über der saane, dann kam bern, in der grossen aareschlaufe. das prägte das anfängliche verhältnis: freiburg war wichtiger als bern, und freiburg hatte von beginn weg ein umland, die alte landschaft, die rund 20 kilometer rund um die stadt umfasste. genau das hatte bern nicht. denn das land links der aare gehörte dem kloster köniz. genau das sollte sich ende des 13. jahrhunderts und zu beginn des 14. jahrhunderts ändern. das kam so:

unterschiedliche herrschaftliche einbindungen

mit dem tod der zähringer 1218 kam freiburg zu den kyburgern, während bern königsstadt wurde. nach dem zerfall der imperialen macht in den 1240er jahren ging bern mit dem haus savoyen eine schirmherrschaft an. vor allem peter, freiherr der waadt, gleichzeitig earl of richmond, ursprünglich eine charismatischer kleriker, der in den weltlich stand gewechselt hatte und durch heiraten mit dem englischen königshaus verbunden war, betrieb zielstrebig machtpolitik, die sich im mittelland von westen nach osten spürbar machte. beim aussterben der kyburger in der manneslinie 1263 wähnte er sich bereits als neuen herr im ganzen plateau. gleiches tat sein gegenspieler, graf rudolf iv. von habsburg, denn das ende der kyburger aus winterthur eröffnete den herren des wasserschlosses bisher ungeahnte aufstiegsmöglichkeit. während einigen jahren lagen beide grafen im krieg um die vorherrschaft im aaretal, ohne das ein klarer sieger sichtbar wurde. so hielten sich die savoyer ab 1267 mit ansprüchen zurück, während rudolf 1273 römisch-deutscher könig wurde, der seine aktivitäten rasch in den osten des reiches, genauer gesagt nach wien, verlegte.
in diesem machtvakuum stiegen die zähringerstadt zu eigentlichen akteuren auf. doch hielt sie kein stadtherr mehr zusammen, und ach das bündnis von 1245 war durch die herrschaftlichen einbindungen ins savoyische und habsburgische wertlos geworden. das ganze spitze sich zu, nachdem könig rudolf verstorben war, und die kurfürsten adolph von naussau zum nachfolger kürten, der sich ganz auf die seite berns schlug. der stadt gab er ein neues stadtrecht, mit ein schultheissen seiner wahl, einem klein- und einem grossrat, die für politische entscheidungen zuständig waren.


das gebiet der schweiz um 1300

das gefecht am dornbühl
1298 brachen die spannungen aus, und sie führten zu einer fehde, die mehr als 40 jahre dauern und um im gebiet zwischen bern und laupen ausgetragen werden sollte. am anfang stand die absetzung von könig adolph, der durch albrecht, sohn von rudolf ersetzt wurde. freiburg nutzte diese wende in der reichspolitik
für einen ersten angriff auf bern. am dornbühl, bei oberwangen im heutigen könz gelegen, kam es zum ersten militärischen treffen. die habsburger stützten den angreifer, während sich bern mit der verbündeten stadt solothurn verteidigte. viel genaues weiss man nicht, was damals geschah. die berner chroniken vermelden aber eine sieg der berner. in der stadt bern kam es danach zu einem umsturz. der königliche statthalter wurde gestürzt, denn die eingesessenen familien fühlten sich nun stark genug, um sich als selbstständige reichsstadt aufzuführen und den schultheissen selber zu bestimmen. nun dehnte man sich auch aufs land aus: kirchenspiele und ortsgerichte im un mittelbaren umfeld kamen unter die herrschaft der stadt. das verhältnis zu freiburg blieb ungeregelt. frieden schloss man erst, als könig albrecht in königsfeld ermordert worden war und nicht mehr an der spitze des reichs stand.
neuerliche bewegung in das angespannte verhältnis kam, als sich ludwig iv, auch der bayer genannt, als nachfolger von albrecht durchsetzte. wie die innerschweizer auch, entschied sich bern, ludwig nicht zu anerkennen, sodass man 1223 ein gemeinsames schutzbündnis einging. 1224 kaufte bern laupen und man setzte im schloss an der sense einen eigenen landvogt ein – den ersten in der langen geschichte der herrschaftsausübung durch die stadt.

die schlacht um gümmenen
seit 1319 war freiburg ebenfalls durch kauf in den besitz den benachbarten gümmenen geworden; 1331 bracht zwischen gümmenen und laupen ein krieg aus, der eigentlich zwischen freiburg und bern betrieben wurde. die gümmenenpartei hatte sich die unterstützung durch habsburg gesichert, und auch die grafen von greyerz sowie die freiherren von weissenburg und von turn, beide im oberen aaretal begütert, waren auf ihrer seite. bern wusste die städte solothurn, biel und murten hinter sich. erneut siegten die berner, welche bei den kampfhandlungen die burg zerstörten, genauso wie die siedlung mauss nebst der burg.
königin agnes, die tochter albrechts, die nach dem tod ihres gatten, dem könig von ungarn, in königsfelden residierte, vermittelte den frieden 1334. gümmenen blieb freiburgisch, während bern die herrschaft über das aaretal zugesprochen wurde.
keine sechs jahre später brachen die kriegerischen handlungen erneut aus; diesmal sollte es um das schloss laupen gehen.

die schlacht um laupen
aus der rivalität von zähringerstädten war zwischenzeitlich ein eigentlicher krieg geworden. diesen erklärten die grafen von valangin 1339 als eröffnet, nachdem die herzöge von österreich, die fürstbischöfe von basel, lausanne und sitten, die grafen von neukyburg, greyerz, aarberg und nidau und die herren von montach mit der stadt freiburg ein burgundisch-habsburgisches bündnis eingegangen waren. ihren standen die burgundischen eidgenossen, bestehend aus den städten bern, solothurn, burgdorf, thun, murten und payerne gegenüberüber, verstärkt durch die freiherren von weissenburg und blankenburg und das reichsland hasli gegenüber. bern aktivierte das bündnis mit den innerschweizer eidgenossen erneut, sodass sich krieger aus uri, schwyz und unterwalden ebenfalls nach laupen begaben. das wiederum führte zur unterstützung von kaiser ludwig der burgundisch-habsburgischen partei.
10 tage lange belagerten die freiburger und verbündete schloss laupen. doch blieben alle angriffe erfolglos. am 11. tage wendete sich das blatt, denn aus bern eilten die burgundischen und innerschweizer eidgenossen herbei, und entsetzen die belager. auf dem bramberg, einem weiten hügelzug über über laupen kam es zu grossen schlacht, welche die berner allianz als sieger sah.
erneut vermittelte königin agnes einen frieden. diesemal sollte er (fast) von dauer sein. habsburg anerkannte hierbei bern als lokale macht im aaretal, laupen blieb bernisch, während freiburg die vorherrschaft der berner in der region akzeptieren mussten.
die laupenschlacht war in vielem entscheidend für die weitere entwicklung berns, denn 1353 verstetigte sich das bündnis mit denn innerschweiz eidgenossen. 1375 unterstützte die stadt die habsburger im guglerkrieg, bei dem es um ungelöste erbschaftsansprüche ging. erst 1382/4 im der auseinandersetzung zwischen kyburg und bern kam es wieder zu kriegerische handlungen, während denen jedoch die habsburger geschont wurde, einzig freiburg ihre letzten besitzung im oberen aare- und seetal verlor. zum finalen kampf gegen habsburg kam es 1415, als bern die eroberung der stammlande betrieb, und 1446/8 als man freiburg in ein weitgehendes abhängigkeitsverhältnis brachte, das den weg der stadt in die eidgenossenschaft 1481 ebnete.


spiezer chronik zur schlacht von laupen

erkennungszeichen im fahnemeer
namentich die schlacht von laupen führte aber auch zu einer neuerung, denn um die übersicht der kampfenden truppen zu bewahren, führten die innerschweizer eine fahne mit sich, mit zwei weissen streifen auf rotem grund; unsicher ist, ob auch die berner ihre wappen damals schon hatten, mit dem aufsteigenden bären auf gelbem streifen und rotem grund; im guglerlied, das 1375 in den kämpfen für habsburg gesungen wurde, wir es jedenfalls in der heute kannten form besungen.

stadtwanderer

konkordanz woher? konkordanz wohin?

konkordanz woher? konkordanz wohin?, heisst meine herbstwanderung durch bern.


ort des geschehens: berns altstadt, nach dem bau des ersten bahnhofs (um 1860)

die these zur modizifierten stadtwanderung durch bern habe ich während meinen sommerferien in schweden entwickelt. meinen leserInnen des stadtwanderers ist sie vielleicht bekannt, denn ich habe sie im juli hier schon mal präsentiert. sie lautet: konkordanz ist nicht an demokratien gebunden, wenn man sie im umfassenden sinne formuliert. vielmehr ist sie permanente die suche nach übereinstimmung, wo sie nicht einfach gegeben ist. gerade in kulturell segmentierten räumen bilden verschiedene formen der elitenkooperation das zentrale element der konkordanz. in der berner und schweizer geschichte hat man dazu verschiedenste institutionen entwickelt, wie die frühen adelsheiraten, (brücken)städte, die grossen räte, die tagsatzung der vergangenheit oder die kollegialregierung der gegenwart. damit nicht genug: auch die dezentralisierung der macht garantiert den regierten ihre identitäten entstehen oder bestehen lassen. formen des minderheitenschutzes, aber auch (sub)kulturelle freiräume bieten hierfür gewähr. in demokratien kommt hinzu, dass die proprotionalisierung der repräsentation trotz mehrheitsprinzip dafür sorgt, dass verschiedene bestandteile der gesellschaft miteinander existieren können.
wäre die gesellschaft des schweizerischen mittellandes homogen, wäre mein ansatz zur aufführung der geschichte ganz falsch. der rundgang durch die geschichte zeigt aber, wie kulturell vielfältig bern und die schweiz zusammengesetzt sind, wie genau das bisweilen auch herrschaftlich unterdrückt wurde, und wie es aber zeiten gab und gibt, in denen man die einheit in der vielfalt suchte, um daraus innere kraft zu ziehen.
genau das will ich mit meiner führung einmal durch die berner innenstadt, aber auch einmal durch die geschichte des berner raumes aufzeigen!

anbei das programm:

1. station: bärenpark
die raumzeit: was leistet das stadtwandern für geschichte und gegenwart?

2. station: untertorbrücke
vorgeschichte der stadt: die tiefgreifende kulturelle segmentierung des raums (443 bis 1191)

3. station: zähringerdenkmal
von der stadtgründung bis zum reichsstand: herzöge, könige und kaiser stabilisieren der herrschaft (1191 bis 1415)

4. station: rathaus
der grosse aufstieg: vom bündnis mit der eidgenossenschaft bis zur autonomie im kaiserreich (1323 bis 1499)

5. station: plattform
der grösste stadtstaat nördlich der alpen: territorialbildung und der stadt/land-konflikt im alten bern (1298 bis 1536)

6. station: münster
konfessionale spaltung, reformierte konsensbildung und die überwindung der grossen teilung der eidgenossenschaft (1528 bis 1712)

7. station: erlacherhof
revolution und reaktion: franzosen trennen stadt und land und begründen den kanton bern
(1798 bis 1834)

8. station: casino (vormals akademie)
bundesstadt im bundesstaat: vom aufbau des föderalismus‘, kollegialsystems und der direktdemokratie unter freisinniger herrschaft (1848 bis 1914)

9. station: hotel bern
die praxis der machtteilung: der proporz im national- und bundesrat in bundesbern (1918 bis 2007/8)

10. station: bundesplatz
politologische (zwischen)bilanz: geschichte und zukunft der konkordanz(demokratie)

die führungen dauern je nach gruppengrösse 2 bis 2,5 stunden. anschliessend wird ein apéro oder essen serviert. interessentInnen (nur gruppen) können sich bei mir melden.

stadtwanderer

meine ode an das verlassene und (vielleicht) wiedergefundene freiburg

es ist bekannt: ich bin in fribourg/freiburg geboren worden. wenn ich schlecht drauf bin, sage ich, ich sei da auf die welt gekommen; das sei nicht das gleiche. momentan fühle ich mich eigentlich ganz gut.


das neue freiburg: jean tinguelys erinnerung an seinen freund jo siffert, das mir so gut gefällt

als meine familie 1963, ich war sechs jährig, freiburg verliess, war ich nicht sonderlich traurig. denn in der welt des katholizismus’, die damals die stadt noch prägte, fühlte ich mich nicht nur geborgen. da war beispielsweise st. nikolaus, der am abend des 6. dezember imposant durch die strassen zog, umjubelt von der menge, der er mandarinen und nüsse zuwarf. mir hatte man streng beigebracht, dass man mit lebensmitteln weder spielen noch sie vergeuden dürfe. da war auch das bild in der kirche st. pierre, das ich jeden sonntag bestaunte, weil es übermenschlich war, das mir aber innerlich fremd blieb, weil ich seine botschaft nicht fand. und da der zwang in der kirche, geld zu spenden, für die armen negerlein in afrika, obwohl man sagte, nur die reichen in den armen ländern würden davon profitieren.

in buchs, im aargau, angekommen, war ich dann trotz meiner distanz zu freiburg ganz einfach der franzose. “d’franzose med de gääle hose und de grüne finke, pfuii, die stenke”, hielt man mir bei der begrüssung unter den jungs auf der strasse entgegen. an der sprache kann es nicht gelegen haben, denn ich wurde bilingue erzogen. es muss das fremde gewesen sein, dass einer an sich hatte, wenn nicht einfach nur buuredüütsch sprach. die bedeutungszusammenhänge erschlossen sich mir erst später, als ich während des geschichtsstudiums lernte, wie aarau zu einer hauptstadt der protestantischen schweiz wurde, die sich im zweiten villmergenkrieg erstmals gegen die katholischen miteidgenossen durchsetzt hatte, wie sie sich gegen die reaktionären berner stemmte, um zur eigentlichen hauptstadt der helvetischen republik von frankreichs gnaden zu werden, von der städtischen intelligenzia begrüsst, von den landleuten wegen steuern und solddiensten gehasst. und genau in dieses milieu war ich im ehemaligen bauerndorf buchs geraten. also auch keine heimat!

meine schulwege führten mich nach aarau, in die kantonsschule, nach zürich an die universität und nach bern, um zu arbeiten. um fribourg habe ich mich da lange nicht gekümmert. denn in der kanti hatte ich gotthold ephraim lessing gelesen, den deutschen aufklärer, für den es eine welt jenseits der verschiedene bezeugungen gottes gab. in der religionssoziologie lernte ich, dass konfessionelle gebote keine wahrheiten seien, sondern kulturell bedingte zugänge zur welt. das geschichtsstudium schliesslich hatte mich gelehrt, dass der konfesssionalismus zwar gut war, um die bisweilen verfeindeten eidgenossen zwischen mitte des 16. und 18. jahrhunderts sich jeweils selber entwickeln zu lassen, dass das aber auch viel zur stagnation der schweiz beigetragen hatte, der erst durch anstösse aus frankreich mit der aufklärung, der revolution, aber auch mit dem geschäftssinn der immigranten und welterfinder aus viele verschiedenen länder überwunden werden konnte.

genau dieser konfessionell gebundenen welt entronnen zu sein, war für mich lange erleichterung, ja befreiung. zuerst interessiert mich, was man mit naturwissenschaften, dem puren gegenteil zur religiösen welt, alles anstellen könnte, um bis auf den mond zu fliegen; dann war ich gwunderig, wie das soziale leben ohne religionen funktioniert, im zusammenleben von mann und frau, in den schulen ohne pfarrherren, aber auch in der schweiz, die statt streit und krieg, auch vermittlung und frieden anbietet. und so war ich, jahrelang, kaum in freiburg, kaum in einer kirche.


das alte freiburg: bild der st. pierre kirche, das mir nie was sagte

seit wenigen jahren hat sich das schrittweise gewandelt. die expo02 hat einen anstoss gegeben, meine regelmässigen besuche in murten eine annäherung gebracht. manchmal nehme ich über mittag den zug von bern nach freiburg, um ein wenig spazieren zu gehen. bisweilen setze ich auch einen fuss in ein gotteshaus. deren geschichte habe ich, durch meine intensive beschäftigung mit dem mittelalter, immer genauer zu verfolgen versucht. natürlich hat das freiburg von heute für einen berngewohnten noch unendlich viele klöster, sind die franziskaner und ihre anverwandten brüder und schwester immer noch da. dennoch, ich sehe sie immer mehr repräsentiert, in büchern, dvds und alle den medien, wenig sich selber präsentieren. gezeigt bekommt man fünfzig jahre nach dem ökumenischen konzil in freiburg eine welt, die nicht nur den interkulturellen und interreligiösen dialog pflegt, vielmehr die auch jenseits von konfessionellen erwartungen, politische und persönliche ansichten zulässt. jean tinguely, der meister der expo64 hallte in eben diesem halben jahrhundert, seit ich von fribourg wegging, wirkungsvoll nach. nicht nur auf der grande-place mit seinem momument für den verstorbenen freund jo siffert, nein auch in den köpfen der betrachtet wurde offensichtlich klar, dass es ein leben jenseits von machttechniken und ihrer komplexen, aber durchschaubaren funktionsweisen gibt.

das freiburg, das ich heute kennen lerne, ist offener und damit auch wieder zugänglicher geworden. rechte und linke haben sich von der konservativen mitte befreit und sagen sich gehörig die meinung, männer und frauen haben mit den rollenbildern der vergangenheit gebrochen und leben ihr leben. gute gebildete, aber auch künstlerisch begabte freiburgerInnen, einfache menschen mit herz und verstand sind zahlreicher geworden. man ist, wer man ist – bewusst, woher man stammt, aber nicht gefangen, sodass sich einem keine perspektiven mehr eröffnen. roger de weck, der freiburger patriziersohn beispielsweise, der herausragendste rhetoriker der gegenwärtigen schweiz der gegenwart, gehört selbstredend zum neuen freiburg; aber auch mia aegerter, die tochter aus freiburger haus, finde ich seit “achtung, fertig, charlie!” eine tolle schauspielerin. manager wie daniel vasella, mediziner wie thierry carrel und bundesräte wie alain berset, allesamt mit freiburger herkunft, leisten etwas für diese gesellschaft, ohne angestammte wege zu beschreiten, im vollen wissen, mit mit ihrer eigenwilligenkeit anzuecken und scheitern zu können. schliesslich schätze ich den historiker urs altermatt sehr, der es bis zum rektor der freiburger universität brachte sehr, denn der liberale katholik aus solothurn kennt wie kein anderer, wie konkordanz bei bundesratswahlen funktioniert, ohne dabei zum bornierten insider geworden zu sein. genau das sehe ich auch bei joseph deiss, dem früheren ökonomieprofessor an der freiburger uni, der in die politik ging, als aussenminister die schweiz in die uno führte und als schweizer die vollversammlung der delegierten der welt für ein jahr präsidierte.

es war eine ziemlich spontane entscheidung in meinen sommerferien, mein freiburg wieder erkunden zu wollen. mit ihren stotzigen strassen. mit den kleinen gässchen quer zu den grossen. mit den denn historischen brunnen voller anspielungen. mit den brücken über flüsse und bewusstseinsgrenzen. mit der mehrsprachigkeit, die ich es nicht immer einfach, dafür aber spannend macht. mit den figuren von von niki de saint phall, die wohlig und rund und doch so bemerkenswert leicht und elegant sind. mit der multikulturalität, die nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt wird. mit dem stadtgolf quer durch alle löcher und gassen der stadt. mit dem restaurant st.gothard und seinem vorzüglichen moité-moité fundue und dem vully-weisswein dazu – und mit all dem, was ich vergessen habe oder noch gar nicht kenne.

auf ein neues stadtwandern also! sollte sich jemand angesprochen fühlen, anbei eine erste virtuelle tour durch die geschichte der stadt, der bald ein reeller parcours durch die bedeutsamen orte freiburgs folgen sollen …

stadtwanderer

freiburger chronik (9): freiburgs gegenwart


alain berset, gegenwärtig freiburger bundesrat aus den reihen der sp und vertreter den neuen freiburgs, bei der annahme der wahl

2002 die schweiz entscheidet sich in einer volksabstimmung zum uno-beitritt; freiburg gehört zur mehrheit der annehmenden kantone; die kampagne führte der freiburger bundesrat und aussenminister joseph deiss; landesausstellung expo02 findet unter anderem im freiburgischen murten statt

2003 einkaufszentrum fribourg centre wird vis-à-vis des bahnhofs eröffnet

2005 mia aegerter, tochter freiburgs, wird mit dem swissaward in der kategorie showbusiness ausgezeichnet

2006 thierry carrel, herzchirurg und sohn freiburgs, wird professor für medizin am gemeinsamen zentrum für herzchirurgie der universitäten bern und basel, 2008 operiert er den bundesrat hans-rudolf merz in den kritischen tagen der ubs rettung am herzen, 2011 misslingt ihm der direkte einstieg in die bundespolitik für die fdp

2007 mit alain berset wird erstmals ein sp-vertreter in den ständerat gewählt

2008 christian levrat, gewerkschaftsfunktionär und freiburger sp-nationalrat wird sp parteipräsident

2008 die agglomeration freiburg entsteht aus der kantonshauptstadt und den umliegenden gemeinden, um die zusammenarbeit zu verbessern. ein gemeinsamer öffentlicher nahverkehr ist das bis sichtbarste zeichen

2010 freiburg wird teil der hauptstadtregion schweiz

2010 historiker urs altermatt, zuvor rektor der universität, fragt bei seiner abschiedsrede in der aula der universität vieldeutig: “verschweizerung europas – ohne die schweiz?”

2010/11 françois rime, svp-nationalrat aus bulle, scheitert zweimal beim versuch, für seine partei bundesrat zu werden, knapp

2011 roger de weck, mehrsprachiger publizist und sohn freiburgs, vormals chefredaktor des zürcher tagesanzeigers und der hamburger zeit, wird generaldirektor der srg; marie garnier wird die erste grüne (gps) in den staatsrat gewählt

2011/2 die brauerei cardinal wird definitiv geschlossen; der staatsrat übernimmt das areal um einen innovations- und technologiepark zu realisieren

2013 daniel vasella, 1999 bis 2012 verwaltungsratspräsident von novartis und bestverdienender manager europas, ein sohn freiburgs, verlässt nach debatte über seine abgangsentschädigung die schweiz

2013 isabelle chassot, freiburger staatsrätin, wird neue direktorin des bundesamtes für kultur; cvp, svp und fdp schliessen angesichts der kandidatur von nationalrat jean-francois steiert,ein wahlbündnis auf kantonaler ebene, um die erstmals möglich werden linke mehrheit im staatsrat zu verhindern; ihr gemeinsamer kandidat ist jean-pierre siggen, präsident des kantonalen argbeitgeberverbandes

2013 carsten schloter, führender manager der schweiz und ceo der swisscom, in villars lebend, wird nach einer selbstötung in der freiburger kathedrale verabschiedet

mehr zur abschiedsvorlesung von urs altermatt auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (8): auf dem weg in die moderne


freiburgs ausdehnung nach dem an anschluss ans eisenbahnnetz gemäss siegfried-karte von 1874

1858/62 bau der brücke von grandfey für die eisenbahnverbindung; die landesteile wachsen damit über die sprachgrenzen hinaus zusammen

1862 anschluss freiburgs ans eisenbahnnetz; ab 1870 zaghafter beginn der industrialisierung freiburgs

1873 gründung einer societé ouvrièere, die sich der schweizer arbeiter-union anschliesst; jospeh meckler als erster arbeiterführer, gründung von hilfs- und sparkassen und eines konsumvereins

1889 gründung der universität freiburg

1890 trennung der arbeiterbewegung von den liberalen wegen deren widerstand gegen eine unfallversicherung

1895 gründung der fdp

1896 regierung besteht neu aus katholisch-konservativen

1899 eröffnung des funiculaire (drahtseilbahn) in der stadt freiburg

1905 gründung der sp freiburg

1919 jean-marie musy, katholisch-konservativer staatsrat, wird bundesrat, vertreter der deflationspolitik, zweimal in opposition zum bundesrat auch in der öffentichkeit, bekannt für seine faschistischen ideen und kontakte zu nazigrössen, dank denen auch juden in die schweiz kommen können; der staatsrat besteht aus einer mehrheit katholisch-konservativer und einer minderheit fdp

1920 bau der pérollesbrücke

1924 neubau der zähringerbrücke

1924 aufwertung des kollegialkirche zur kathedrale (bistum der drei kathedralen)

1932 gonzage de reynold, rechtskonservativer freiburger patrizier, wird professor für geschichte der zivilisation an der universität freiburg; gleichzeitig wird er vizepräsident der kommission für geistige zusammenarbeit des völkerbundes; er plädierte für die umwandlung der schweiz in einen autoritäres regime, nach dem vorbild mussolinis

1935 bau des liebfrauenbrunnens (fontaine de Notre-Dame) durch françois baud an der strasse pierre aeby (rue Pierre-Aeby) über dem fischmarkt

1938 hc fribour gottéron, freiburgs eishockeyclub entsteht durch eine mannschaft aus der unterstadt

1939 neubesiedlung des klosters hautrive

1951 erster bgb-staatsrat (bis 1996)

1959 jean bourgknecht, vormals freiburger national- und ständerat, wird bundesrat, der sich zu ersten mal nach der zauberformel bildet; 1962 müssen seine engsten verwandten nach einen schlaganfall seinen rücktritt aus der bundesregierung erklären

1960 bau der jetzigen galternbrücke

1964 jean tinguely, freiburger künstler, prägt mit seiner tinguelymachine den geist der expo 1964 in lausanne

1970 zusammenschluss verschiedener bierfirmen, darunter cardinal, zur sibra

1971 einführung des frauenstimm- und wahlrechts auf eidgenössischer ebene; freiburg gehört zur mehrheit der annehmenden kantone

1971 jo siffert, formel 1 rennfahrer aus freiburg, stirbt bei einem unfall in brandshatch; niki de saint phall, französische bildhauerin und malerin, wird durch heirat mit jean tinguely, schweizerin und freiburgerin

1984 tinguely brunnen zu ehren von jo siffert auf dem Grossen Platz (Grands Place) wird eröffnet

1986 roseline crausaz (cvp) wird erste frau im freiburger staatsrat

1992 die schweiz lehnt den beitritt zum ewr in einer volksabstimmung ab; freiburg gehört zur minderheit der annehmenden kantone

1996 mit pascal corminboeuf wird der erste unabhängige in den freiburger staatsrat gewählt

1996 die sibra (cardinal), von feldschlösschen dominiert, kündigt die schliessung der brauerei cardinal an; bevölkerungsprotest, unterstützt vom staatsrat, 1998 wird der schliessungsentscheid zurückgenommen

1999 jospeh deiss, professor für volkswirtschaft an der universität freiburg und freiburger nationalrat, wird für die cvp bundesrat, rücktritt 2006

weiter lesen: freiburgs gegenwart

freiburger chronik (7): revolutionen und vermittlungen


louis d’affry, erster landamann der schweiz, 1803, als freiburg für ein jahr vorort (hauptstadt) der schweiz war

1781 aufstand der landschaft gegen die stadt freiburg unter pierre-nicolas chenaux wird von den patriziern freiburgs und berns niedergeschlagen

1782 demonstration der stadtbürgerschaft zugunsten von rechtsgleichheit wird unterdrückt und mit verbannung bestraft

1788 brauerei blancpain bringt fribourger bier auf den markt (ab1890 cardinal)

1789 freiburg beherbergt mehr als 3000 geflohene aristokraten aus frankreich und wird zum ort der gegenrevolution

1798 kampflose eroberung freiburgs durch die französischen truppen, kapitualtion am 2. märz, freiburg wird geplündert, profitiert aber von der gleichberechtigung der sprachen in der helvetische republik

1799 trennung von stadt und land; einführung der freiburger munizipalität, mit dem aufgeklärten und weltgereisten jean (de) montenach als erstem syndic

1802 freiburg lehnt die zweite verfassung der helvetischen republik ab

1803 gründung des kantons freiburg, inklusive murten, estavayer und payerne mit einer repräsentativ-demokratischen verfassung; definitive trennung von stadt und kanton (land); louis d’affry wird freuburger schultheiss und erster landammann der schweiz; freiburg für ein jahr auch hauptstadt

1814 rückkehr zum patriziat, erweiterung des grossen rates (mit 108 patriziern) um 36 nicht-patrizische mitglieder aus der stadtbürgerschaft resp. der landschaft, schulreform des humanisten und franziskaners grégoire girard

1815 wiener kongress ordnet das nachrevolutionäre europa, die schweizerische eidgenossenschaft wird ein staatenbund mit souveränen kantonen, festen grenzen und einer garantierten neutralität

1817 erweiterung des bistums durch beitritt genfs zur eidgenossenschaft zum neuen bistum lausanne genf freiburg

1818 jesuiten werden vom grossen rat zurückberufen

1821 umnutzung des speichers in ein zeughaus

1823 schliessung der reformschulen von girard durch jesuiten; kollegium st. michel entwickelt sich zum zentrum des ultramontanismus (romtreuer konservatismus, gegen den liberalismus gewendet)

1830 das reformierte murten verlangt im rahmen der allgemeinen regeneration eine verfassungsreform im liberalen sinne; einsetzung einer verfassungskommission; ausschluss des bischofs

1831 neue verfassung wird ohne volksabstimmung in kraft gesetzt und bringt die rechtsgleichheit unter den bürgern, liberales regime im grossen rat und staatsrat

1834 bau der zähringerbrücke als hängebrücke (länge ihrer art auf der ganzen welt bis 1837)

1836 konservative mehrheit bei neuwahlen auf betreiben der jesuiten

1837 neue, konservative kantonsregierung

1840 bau der galternbrücke als hängebrücke

1845 höhere lehrerausbildng wird den jesuiten übergeben, zuspitzung der lage in der eidgenossenschaft durch rekonfessionalisierung der weltanschauungen

1846 beitritt freiburgs zum sonderbund; macht diesen überhaupt erst bekannt

1847 liberaler aufstand in murten, estavayer und bulle wird militärisch unterdrückt; militärische niederlage des isolierten freiburgs im sonderbundskrieg gegen die schweizerischer eidgenossenschaft; radikales regime, vertreibung der jesuiten, bestellung eines neuen grossen rates, aufhebung der klöster, kriegsanleihe bei urhebern des sonderbundskrieges, neue verfassung mit allgemeinem männerwahlrecht, unentgeltlichen staatsschulen, immunität der geistlichen und abschaffung der todesstrafe (erster kanton überhaupt!)

1848 ultramontaner aufstand gegen die neuordnung des bistums im radikalen sinne, besetzung des kantons durch bern und waadt, entwaffnung des volkes und verbannung des abgesetzten bischofs nach frankreich

1850/53 3 weitere aufstände der ultramontanen werden von der regierung unterdrückt, die 1853 besetzte kantonsschule von einer bürgerwehr zurückerobert und mit verbannung der anführer bestraft

1854 erneuter wahlsieg der ultramontanen

1855 liberale stimmen einer gemeinsamen regierung mit ultramontanen unter deren führung zu

1856 rückkehr von bischof marilley, begrenzung der bischöflichen macht; konservative verfassungsänderung

1857 verdrängung der liberalen aus der kantonsregierung; klerus übernimmt die schulbildung wieder, kloster maigrauge darf wieder novizinnen aufnehmen

ab 1850 fondue moité-moité ou fribourgois wird zum fondu suisse

1868 wiedereinführung der todesstrafe

1870 murten verlangt erfolglos die trennung vom kanton freiburg und den anschluss an den kanton bern, was die bundesversammlung ablehnt

1871/4 verwerfung des eidgenössischen verfassungsrevisionen im kanton freiburg; dennoch, die eidgenössischen annahme bringt ein landesweites verbot der jesuiten und entzieht den römisch-katholischen geistlichen das passive wahlrecht für den nationalrat (1973 wieder aufgehoben); ferner wird die errichtung von bistümern der genehmigung des bundesrats unterstellt (2001 aufgehoben)

1890 der papst ernennt den freiburger bischof gaspard mermillod zum kardinal, aus dem festbier der firma blancpain wird das cardinal

weiter lesen: auf dem weg in die moderne

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mehr zum fondu fribourgeois auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (6): zentrum der gegenreformation

1580 gründung des kollegiums st. michel durch jesuiten, geistige führung der gegenreformation durch pater canisius

1581/86 bau des ratzéhofs im renaissancestil (heute museum für kunst und geschichte)

1582 wie die anderen katholischen orte, aber anders als die reformierten, führt freiburg den gregorianischen kalender ein

1586 freiburg nimmt am borromäischen bund der katholischen orte teil, ebenso am bündnis mit spanien

1604/13 bau der jesuitenkirche

1608 gründung des kapuzinerklosters

1613 bischof von lausanne nimmt nach exil sitz in freiburg

1621 gründung des kapuzinerinnenklosters

1626 gründes klosters montorge

1627 bildung eine patrizischen aristokratie durch eintragung der 100 regimentsfähigen familien (bourgeois secret), freiburger wirkt stilbildend für bern, solothurn und biel

1634 gründung des ursulinenklosters

1635 gründung des visitandinenklosters

1648 westfälischer friede, gleichberechtigung der konfessionen, paritätische gerichte

1653 bau der bernbrücke

1653/6 bau der visitandinnenkirche

1656 1. villmergenkrieg endet mit dem sieg der katholischen orte, freiburg neutral

1660/6 nach einem brand wird der konvent des klosters maigrauge neu gebaut

1663 erneurung des soldvertrages mit frankreich in freiburg

1677/9 bau der ursulinenkirche

1684 aufnahme regimentsfähiger familien wird abgeschlossen, geschlossene aristokratie

1699/1701 bau des schlosses la poya im renaissancestil
1708/9 bei des speichers in der untern matte

1712 teilnahme am 2. villergenkrieg, sieg der reformierten orte, welche die voll gleichberechtigung erhalten, und in den gemeinen herrschaften die führung übernehmen

1720 bau der mittleren brücke im auquartier

1734/7 bau des stadthauses

1746 bau der johanniterbrücke

weiter lesen: revolutionen und vermittlung

freiburger chronik (5): teil der eidgenossenschaft


rathaus von freiburg, von der unterstadt aus gesehen, ersetzt nach dem beitritt zur eidgenossenschaft, die baufällige zähringerburg

1481 stanser verkommnis bringt kompromiss zwischen stadt und landorten, legende von nilaus von der flüh; aufnahme der stadt freiburg (mit solothurn) in den bund der eidgenossenschaft (als stadt minderen rechts), die amtssprache in freiburg wird deutsch

1484 orbe und echallens werden gemein(sam)e herrschaften von bern und freiburg

1490 bau von st. nocolas fertiggestellt, neubau der freiburger altstadt

1499 schwabenkrieg der eidgenossenschaft gegen das kaiserreich, vertreten durch schwaben; sieg der eidgenossenschaft, befreiung von der reichsreform 1500

1501/22 bau des rathauses

1508/22 bau von schloss diesbach durch die gleichnamige familie, die bern verlässt

1511 erbein(ig)ung der eidgenossenschaft mit dem haus habsburg

1512 kirche st. nicolas wird chorherrenstift

1516 ewiger friede mit frankreich, in freiburg verhandelt

1524 entscheid der stadt beim alten glauben zu bleiben

1524/5 bau des brunnens st. georg (fontaine de Saint-Georges) auf dem Platz vor dem Rathaus (place de l’Hôtel-de-Ville)

1531 freiburg nimmt an kappelerkrieg teil und gehört zu den siegreichen orten, im 2. landfrieden von kappel bekommen die katholischen orte die vorherrschaft über die gemeinen herrschaften der eidgenossenschaft

1536 beginn der räumlichen erweiterung freiburgs durch eroberung der waadt (mit bern), vertreibung des bischofs aus lausanne, exil in evian

1547 bau des samson brunnens (fontaine de Samson) durch hans gieng, auf dem liebfrauenplatz entsteht (place Notre-Dame), ebenso des brunners von johannes dem täufer (fontaine de Saint-Jean) durch hans gieng auf der oberen Matte (Planche-Supérieure)

1549/50 bau der fontaine de la force, von hans gieng an der kurzen strasse (court-chemin)

1549 bau der fontaine de la Vaillance durch hans gieng, nahe des chors der kathedrale entsteht

1550 bau des samariterbrunnes (fontaine de la Samaritaine) durch nans gieng an der samariterstrasse (rue de la Samaritaine)

1555 territorialerweiterung durch aussterben der grafen von greyerz, ihr erbe kommt durch erbgang an freiburg, saanen wird bernisch,

1557 oron wird bernisch, freiburg von bern eingeschlossen

1557/9 bau des st. anna brunnens (fontaine de Sainte-Anne) durch hans gieng auf dem kl. johanniter platz (place du Petit-Saint-Jean)

1592 bau des st. peter brunnens (fontaine de Saint-Pierre) durch stefan ammann, ursprünglich auf dem Platz Georges Python (place Georges Python) entsteht, heute an der Criblet

1606 bau der fontaine de la Fidélité durch stefan ammann an der Schmiedstrasse (rue des Forgerons)

1626/7 bau der fontaine du Sauvage durch stefan ammann am place du Pertuis

weiter lesen: das zentrum der gegenreformation

freiburger chronik (4): zeit der neuausrichtung

schlacht von murten, bei der die stadt freiburg auf seiten der eidgenossenschaft steht

1403 erneuerung des burgrechts von freiburg mit der stadt bern

1405 freiburg hilft bern nach dem stadtbrand

1410 ausbau der stadtbefestigung in freiburg

1412 zerstörung des savoyischen von oltigen durch bern

1415 bern, luzern und zürich erobern den habsburgischen aargau, habsburger werden verdrängt, isolierung freiburgs beginnt

1423 schwarzenburg, bisher königlich, wird bernisch mit einem landvogt

1433 ende der gemeindeversammlungen im fanziskanerkloster, bildung einer neuen führungsschichte aus lokaladel (familien maggenberg, düdingen/velga, montenach, englisberg und praroman) und geldadel (familien gottrau, lanthen, affry, von der weid, fegeli und weck), der sich selbst zu ergänzen beginnt

1448 angriffe von bern und savoyen auf freiburg; mangelnde unterstützung durch habsburger, entfremdung

1452 hoheit der herzöge von savoyen über die stadt freiburg, freiburg erhält hoheit über hautrive, 1456 auch über maigrauge

1454 freiburg wird ins burgrecht aufgenommen; grasburg wird gemein(sam)e herrschaft mit bern

1467 gümmenen kommt von freiburg an bern

1476 teilnahme an der schlacht von murten (trotz der aufsicht savoyens) auf seiten der eidgenossenschaft gegen burgund und savoyen, murtenläufer überbringt die botschaft vom sieg, murtenlinde

1478 freiburg wird reichsstadt

weiter lesen: teil der eidgenossenschaft

mehr zu murten, der murtenschlacht und dem murtenlauf auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (3): habsburgerzeiten


kathedrale von freiburg, wahrzeichen der stadt, mit der bau man sich in der ganzen freiburger habsburgerzeit beschäftigte

1273 graf rudolf iv. von habsburg wird zum römisch-deutschen könig gewählt, beginn der restitutionspolitik im osten des reiches, hausmachtsicherung im westen

1277 kauf der stadt durch könig rudolf I. von habsburg von (neu)kyburgern; feindliche stimmung zu bern; vermutlicher beginn der stadtmauern

1280 stadterweiterung gegen den heutigen place python

1281 bau der franziskanerkirche (mit chorgestühl aus dieser zeit)

1283 baubeginn der kirche st. nicolas, der heutigen kathedrale

1284 könig rudolf I. heiratet agnes (eigentlich isabell) von burgund mit der absicht ein neues herzogtum burgund zu begründen

1289 eroberung berns durch herzog rudolf von habsburg

1291 tod von könig rudolf; ende

1293 graf adolf von nassau neuer römisch-deutscher könig, der auf bern und gegen den adel setzt, bündnis von bern mit solothurn, mitunter gegen freiburgisch ansprüche gerichtet

1298 herzog albrecht I. von österreich wird römisch-deutscher könig, angriff freiburgs auf bern, schlacht vom dornbühl; niederlage der freiburger, bern wird zentrum der burgundischen eidgenossenschaft

1323 bern verbündet sich mit innerschweizern gegen könig ludwig der baier

1324 laupen wird bernisch und erhält einen landvogt

1331/3 graf eberhard II von kyburg nähert sich dem haus habsburg an: gümmenenkrieg zwischen freiburg und bern, verbündet mit solothurn; zerstörung von gümmenen; gefecht von herzogenbuchsee der berner und solothurner gegen freiburg; sieg der berner und solothurner über freiburg

1339/40 laupenkrieg zwischen freiburg und bern, freiburg vom burgundischen und habsburgischen adel und von kaiser ludwig dem baier unterstützt; bern von den innerschweizern unterstützt; einnahme von laupen durch bern, gefecht auf dem schönberg zwischen bern und freiburg; sieg der berner über freiburg

1340 friede von königsfelden, bern und habsburg auf augenhöhe

1341 burgrecht zwischen freiburg und hautrive

1348/9 pestjahre

1353 bern wird teil der eidgenossenschaft, freiburg bleibt österreichische landstadt

ab1350 tuchhandel prägt das freiburger gewerbe

1384 burgdorferkrieg zwischen bern und kyburg; kauf von thun und burgdorf durch bern, führende regionalmacht

1386 sempacherkrieg zwischen eidgenossenschaft und habsburg; bern erobert letzte rechte freiburgs im aaretal und im seeland

1387 berner plündern kloster hautrive

1393 sempacherbrief bringt die eidgenossenschaft über eine gemeinsame militärordnung näher zusammen

weiter lesen: zeit der neuausrichtung

mehr zur kathedrale auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (2): grenzüberschreitung


franziskanerkloster, eine der klostergründungen im jungen freibourg, das wichtige aufgaben der stadt übernahm

um 1200 bau der kirche notre-dame in der stadt freiburg, freiburg gehört zum bistum lausanne

1218 aussterben der zähringer in der manneslinie; freiburg kommt durch erbgang an die grafen von kyburg (mit hauptsitz im schwäbischen winterthur)

1224 erste stadterweiterung, burg wird gegen westen ausgedehnt

1235 absetzung des römisch-deutschen könig heinrich durch kaiser friedrich II. beginn der unsicherheiten

um 1235 möglich gründung des augustinerklosters als chroherrenstift

1239 burgrecht freiburgs mit avenches

1243 burgrecht freiburgs mit bern

1245 burgrecht freiburgs mit murten

1245 kaiser friedrich II. wird von papst innozenz iv. auf dem konzil von lyon abgesetzt

1249 grafen von kyburg legen die stadtordnung der handfeste im bisherigen sinne fest

1254 zweite stadterweiterung mit brückenkopf rechts der aare

1255 gründung des frauenklosters maigrauge

1256 gründung des franziskanerklosters durch schenkungen von jakob von riggisberg, das stadtaufgaben übernimmt (ort der gemeindeversammlung und archivaufbewahrung)

1259 stadtherr hartmann v. von kyburg schenkt der seit 1255 bestehenden frauengemeinschaft aus tafers die magere au zur gründung als frauenkloster

1260 gründung der johanniter kommende mit spital rechts der saane

1261 kloster maigrauge wird in die obhut von hautrive gegeben (trotz der bitte des ordens, keine weiteren frauenklöster zu gründen)

1263 aussterben der kyburger in der manneslinie

1264 bau der kirche st. jean (19./20. jahrhundert mehrfach umgebaut)

1264/7 grafenkrieg um erbe der kyburger zwischen savoyen und habsburg endet ergebnislos

weiter lesen: habsburgerzeiten

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freiburger chronik (1): zeit der stadtgründung


herschaftliche situation zur zeit der gründung freiburgs

1033 das ganze gebiet des heutigen kantons freiburg wird teil des mittelalterlichen römischen kaiserreich, zerstörung murtens

1076/1122 investiturstreit zwischen papst und kaiser, regelung mit dem konkordat von worms, feudalisierung des mittellandes, beginn der adeligen stadtgründungen zur herrschaftssicherung
in dieser zeit: wiederaufbau von avenches durch burckhard von oltigen, bischof von lausanne

1127 doppelmord von payerne an burgundischen pfalzgrafen, krieg und erbgang zwischen pfalzgrafen und zähringern bringt vorherrschaft der zähringer östlich des juras, kaiser lothar iii. erhebt die zähringer zu rektoren (königlicher stellvertreter) burgunds

1132 duell von payerne zwischen dem herzog von zähringen und dem grafen von genf endet ohne sieger; bernard de clairvaux entscheidet, dass die zähringerherrschaft auf das aaretral beschränkt bleiben soll; ausdehnung der zisterzienser, gründung des klosters hautrive durch schenkungen des freiherrn von glâne

1142 papst innozenz ii. unterstellt hautrive dem burgundischen kloster cherlieu und macht das kloster kappel am albis zum tochterkloster

1156 kaiser friedrich I. heiratet burgundische prinzessin und krönt sich zum könig von burgund; rektorat der zähringer faktisch entkräftet

1157 gründung der stadt freiburg (friburch, fribor=befestigt, frei) durch herzog berchtold iv. von zähringen, um seinen einfluss im burgundischen zu sichern, freiburg erhält das stadtrecht von freiburg im breisgau mit einem bann von 3 stunden (ca. 20 kilometer), genannt alte landschaft, in der das stadtrecht gilt; kirchlich gehört freiburg zum bistum lausanne; kloster hautrive kommt unter den schirm der zähringer

weiter lesen: früher stadtausbau

mehr zur stadtgründung freiburgs auf dem stadtwanderer