cafe central (brenner geschichten 4)

es ist einer der schönsten momente unserer reise. dem wiener schnitzel sei dank!

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das cafe central in innsbruck von aussen her gesehen (foto: stadtwanderer)

unserem tisch gegenüber sitzen ein mann und eine frau. sie könnte seine mutter sein. und er ist auch schon um die 60. beide sind vom leben gekennzeichnet. es hatte sicher nicht nur sonnenseiten.

im innsbrucker “cafe central” haben aber alle platz. der raum ist hoch und gross. die drehtüre bringt eine beschwingte stimmung in den saal. jedermann und jedefrau sitzen hier. junge, alte, geschniegelte und bäuerliche, solche mit und ohne arbeit.

man sieht sich im “central”, das ein wenig wiener embiente ins tirol zaubert. oder man liesst in einer zeitungen und in einem buch. vereinzelte sitzen auch einfach da, um zu meditieren. gottseidank, kommuniziert nur selten ein jungmanager per handy mit seiner zentrale.

die meisten menschen sind hier, um sich zu stärken, geniessen ihre mélange oder schlürfen die tagessuppe. unsere tischnachbarn auch. doch für sie soll das essen zum eigentlichen festmahl werden. es sieht nach einladung aus, wer weiss, vielleicht hat sie ihren 80. geburtstag.

als der service zu zweit kommt, um die beiden wiener schnitzel zu präsentieren, löst sich die anspannung, die ihr gesicht kennzeichnete. ein schub der freude durchfährt es. sie lächeln, schauen sich erwartungsfroh an, greifen zum bier, um sich zuzuprosten, bevor sich ihre blicke ganz und gar in der unenedlichen weite des schnitzeltellers verlieren.

wohl bekomm’s!, sagt sich der

stadtwanderer

der sinnlosigkeit sinn abgewinnen (brenner geschichten 3)

wie gross das trauma am kaiserlichen hof in wien über kaiser napoléons einfall ins reich an der donau gewesen sein musste, kann man am besten am brenner ermessen. denn wer von süden her die lange rampe bis zur passhöhe nimmt, gerät unmittelbar nach brixen, aber vor dem sattel, der nach innsbruck weist, auf die franzensfeste.

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luftaufnahme der gigantischen franzensfeste am brenner, wo die südtiroler landesausstellung “labyrinth freiheit” demnächst eröffnet wird.

ein gigantischer mauerbau sperrt das tal. obere, mittlere und untere festung sind mit treppen durch das alpengestein verbunden. schwere quader aus granit verriegeln die zwischenräume, sodass der schutzschild gegen eindringlige perfekt ist.

benannt ist die festung nach dem österreischischen kaiser franz, der sie geplant und in auftrag gegeben hatte. doch 1838, als man unter kaiser ferdinand mit dem monumentalen bau fertig war, brauchte man ihn nicht mehr.

zwar haben soldaten hier in den schlafsälen geruht. munition wurde in den unendlichen kellerräumen gelagert. doch gekämpft wurde an der franzensfeste bisher nie. einzig mussolinis faschisten nutzten die festung, die ihnen 1919 mit dem südtirol zugefallen war, um im zweiten weltkrieg das gold ihrer staatsbank hier einzumauern. doch auch das blieb nicht von dauer, denn die amerikaner kannten die pläne der italiener und fanden den staatsschatz im alpengemäuer.

der phänomenalen sinnlosigkeit am fusse des brenner endlich sinn abzugewinnen, ist die aufgabe, welche sich die landesausstellung des südtirols 2009 stellt. ein einheimisches team aus architekten und ausstellungsmachern hat vor zwei jahren den diesbezüglichen wettbewerb gewonnen. seither wird in der franzensfeste wieder geplant und gebaut.

christian schwienbacher, einer der promotoren der landesausstellung empfängt uns auf dem paradeplatzh von damals, der heute als parkplatz arbeiter an der expositon dient. “kunst, geschichten und objekte aus dem alltag”, sagt er, sollen hier einzug erhalten und aus dem leben der südtiroler erzählen. “labyrinth freiheit” heisst die ausstellung, die in vierzehn tagen eröffnet wird. sprache, mobilität, gesellschaft, gefängnis, wissen, glaube, kunst und religion sind die themen in den 86 räumen der festung. 50 einheimische und ausländische aussteller sind eingeladen wirden, profis und laien sind darunter, denn man will mit den 200 eponanten, die hier den ganzen sommer hindurch gezeiogt werden sollen, alle menschen aus dem südtirol und rund herum ansprechen.

die führung, dioe wir mit dem kurator geniessen, ist einmalig. denn noch fast keiner der ausstellungsgegenstände ist da und aufgebaut. doch bekommen wir keinen rundgang durch die leere. denn christian schwienbacher weiht uns in seinen perfekten plan für die ausstellung ein. in jeden raum zaubert ein eine idee des gegenstandes, der hier bald stehen wird, weiht uns ein, in den bezug zur generellen thematik, und entwirft so eine potpurri der freiheit ganz besonderer art.

nach zwei stunden virtueller führung in der alpenrealität, fragt er schüchtern, ob wir genug hätten. nein antworten wird einhellig, wir wollen alles sehen, uns nichts engehen lassen.

am ende haben wir doch fast gar nichts zur schau gestellt bekommen, aber einen eindruck davon gewonnen wir man 171 jahre nach fertigstellung der franzensfeste versucht ihr, der gigangtischen sinnlosigkeit einen zweck anzuringen, der dem bau endlich sinn verleiht.

labyrinth freiheit, ein thema das schweizer und schweizerinnen sehr wohl kennen, ist mit sicherheit ein besuch wert.

stadtwanderer

verschiedenartige rauchzeichen (brenner geschichten 2)

wer zwischen nord- und südtirol pendelt, erlebt auf knappem raum, wie sich verschiedene praktiken der rauchverbote auswirken.

im südtirol ist man strikte. das italienische rauchverbot gilt hier in allen restaurants einheitlich. wo speis und trank ausgeschöpft wird, darf man nicht mehr rauchen.

unsere gesprächspartnerInnen im südtirol sind alle froh, dass das rauchverbot hart durchgesetzt wurde. wer raucht, geht hinaus, an treffpunkte auf dem trottoir mit aschenbacher, allenfalls auch mit regen- oder sonnenschirm. wer isst und trinkt, will keine rauchschwaden über dem teller oder becher, will abends nicht stinken, und will des passivrauchens wegen nicht an lungenkrebs sterben.

im nordtirol ist alles ganz anders. zwar gibt es auch in österreich ein rauchverbot. doch sind die übergangsbestimmungen anhaltend, und die ausnahmemöglichkeiten sind zahlreich. in kleinen lokalen entscheidet der wirt selber, in grossen reicht es, untertrennte räume anzubieten.

möchte man während dem essen vom rauch des nachbarn ungestört sein, riskiert man bemerkungen oder böse blicke. wohlfühlargumente ziehen nicht, nicht einmal gesundheitsargumente ziehen. die gastwirte halten sich zurück, wenn es um mahnungen oder hinweise geht. und auch gastleute äussern sich selten kritisch mit dem stand der dinge. es macht den anschein, dass man mit den stand des vollzugs des rauchverbots nicht unglücklich ist.

ich weiss nicht, woran der unterschied liegt. nord- und südtirol liegen unverändert nahe beisammen. es trennt sie nur der brennersattel. doch richtet sich die bevölkerung ganz anders aus. und lebt sie zwischenzeitlich in unterschiedlichen verhältnissen. dominiert das ländliche in den alpentälern des nordens, breitet sich das urbane in den ebenen des südens aus. fragen der lebensqualität werden so anders beantwortet, und auch das gesundheitsbewusstsein ist unterschiedlich entwickelt.

und die schweiz. eine einheitlich regelung hat sie nur in zügen fertig gebracht. ansonsten regelt sie das problem föderalististisch. bern soll am 1. juli 2009 ganz zu rauchfreien gasthäusern übergeben. ausser, sehe ich rauchzeichen von der anderen seite des arlberges, dass die berner wirte das beschlossene rauchverbot vor bundesgericht anfechten wollen …

stadtwanderer

der tragische held (brenner geschichten 1)

ein wenig beeindruckt war ich schon, als wir im passeiertal ankamen und vor dem sandhof standen, dem damaligen hauptsitz der tirolischen opposition gegen die napoléonische welt. doch kann ich sagen, ich wurde angenehm überrascht, wie man mit der 200 jahre alten geschichte um den volkshelden andreas hofer neuerdings selbst im museum in seinem wohnhaus umgeht.

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sandhof, wo andreas hofer wirts- und gutsherr war (foto: stadtwanderer)

im haus von andreas und anna hofer spürt man schnell, nicht im frühen 19. jahrhundert stehen geblieben, sondern im 21. jahrhundert angekommen zu sein. denn die neu eröffnete ausstellung zur person von andreas hofer fügt dem mythos hofer nichts neues bei. vielmehr führt sie in die lebenswelt des tirolers wie in die der grossen politik der kaiserhöfe ein, um zu einem unerwarteten schluss zu kommen.

allgegenwärtig ist im salzhof die lange hand von kaiser napoléon, der in der schlacht von austerlitz den österreichischen kaiser besiegte, mitteleuropa neu zu ordnete und bayern zum königreich zu machte. tirol, das er dabei den österreichern abnahm, übergab er in der folge den bayern.

in der ausstellung im geburtshaus von hofer wird rasch klar, dass der sieg in der ebene keine macht über die berge garantierte. denn die tiroler um hofer paktierten 1809 mit dem hof in wien, der nach revanche für die erlittene schmach sann. erzherzog johann, der bruder des kaisers, befürwortete die bewaffnung des landvolkes, um mit den mitteln des partisanenkrieges die franzosen zu besiegen.

andreas hofer, der naturbursche aus dem entfernten passeiertal, kam da mit seinen getreuen wie gerufen. schon im ersten koalitionskrieg hatte sich der schützenhauptmann aus dem tirol bewährt gehabt. doch erst jetzt sollte seine grosse stunde kommen: dreimal forderten die tiroler ihre feinde am bergisel bei innsbruck heraus, und dreimal sollten sie die fremden truppen aufreiben.

mit dem dritten sieg wurde hofer tiroler landeshauptmann in innsbruck. nun musste er nicht über vieh, pferdekutschen und weinkäufer gebieten, sondern ganz tirol regieren. die kirchenleute witterten ihre chance, mit dem tiefreligiösen hofer einen antiaufklärer und vorkämpfer für sitte und moral gegen das städtische bürgertum gefunden zu haben. und auch der erzherzog schickte aus wien anerkennende worte, geld und eine kette als zeichen der anerkennung. doch gleichzeitig kapitulierte der kaiser in schönbrunn von dem sonst überall siegreichen franzosen.

hier kommt die ausstellung zu ihrem didaktischen höhepunkt. andreas hofer, im labyrinth seiner klerikalen berater gefangen, schwankte zwischen der friedenspartei, die für anerkennung der neuen verhältnisse war, und der kriegspartei, die eine vierte, entscheidende schlacht forderte. und hofer vertraute nicht der vernunft, sondern gab dem fanatismus nach. erneut verschickte er seine aufgebote, um für “gott, kaiser und vaterland” zu kämpfen.

damti wurde hofer zum tragischen helden der tiroler geschichte, denn die letzte rebellion misslang gründlich. hofer selber glaubte, sich versündigt zu haben, flüchtete mit seiner familie auf eine alp, wurde aber von mittellosen bauern gegen geld verraten, von den franzosen gefangen genommen und in mantua auf befehl napoleons exekutiert.

als ich nach dem spannenden rundgang durch die eindrücklich ausstellung auf dem sandhof wieder nach aussen trete, merke ich, dass meine ehrfurcht am anfang des nachmittags unnötig war.

sicher, im passeiertal versuchten die vorrevolutionären verhältnisse ihre tradition in die neue zeit zu retten. doch die politik wurde weder hier, noch bei den kapuzinern gemacht. vielmehr entschied wien über sein oder nichtsein des aufstandes. und die logik der habsburger gebot, die tochter des kaisers mit dem neuen machthaber aus paris zu verheiraten und sich zu arrangieren.

die austellung wie die kundige führung von albin bixner, die ich geniese, wagen ein bisher unbekanntes experiment: “was wäre geschehen, wenn …”, die frage, die den schulhistorikerInnen an den universitäten vorboten wird, stellt sich selbst im abgelegenen salzhof. die antwort, die gegeben wird: napoléon hätte mit oder ohne tiroler volksaufstand die völkerschlachten verloren, und tirol wäre mit oder ohne partisanen während des wiener kongresses samt bayrischen reformen wieder zu oesterreich gekommen.

der tragische held wäre dem tirol erspart geblieben.

stadtwanderer

von zürich nach wien

es ist zeit zu fahren. mit dem zug zürich-wien. mit dem zug.

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auf zu meiner kleinen europareise …

die sonntagspresse berichtet vorab über das international städte-ranking zur lebensqualität. seriensieger zürich müsse den ersten platz abgeben, heisst es da. ebenso verliere genf den zweiten. es halte sich bern auf dem neunten platz.

die nicht-schweiz holt auf!

die beiden bankenstädte der schweiz büssten wegen der finanzkrise an lebensqualität ein, wird analysiert. die vermögensverwaltung an den stätten des früheren wirkens von zwingli und calvin vermindere sich und damit gehe auch der reichtum zurück.

doch ist das alles so einfach?, frage ich mich. denn umgekehrt würde das je heissen, je mehr bankgeheimnis, umso mehr steuerflüchtlinge. und umso mehr steuerflünge, umso eher reichtum und ergo lebensqualität in den städten? – ich kann das nicht glauben!

denn lebensqualität hat für mich viel mit wohlbefinden zu tun. materieller wohlstand ist vielleicht eine voraussetzung hierfür, aber sich nicht eine hinreichende bedingung. sicherheit, geborgenheit, kommunikation entfaltung gehören doch unabdingbar dazu. und bloggen selbstverständlich …

und so fahre weiter im zug richtung wien, der stadt des globus ünrigens mit der höchsten lebensqualität gemäss neuestem ranking. und das ohne schweizer bankgeheimnis …

stadtwanderer

unterwegs mit dem biometrischen pass

ich habe diesen umstrittenen, neuen biometrischen pass ja schon. und endlich kann ich ihn auch gebrauchen. denn es geht auf gen osten.

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gemeinsam mit bärbi besuche ich vier länder: liechtenstein, oesterreich, italien und die slowakei. grössere aufenthalte sind in innsbruck, bozen und michalovce angesagt, ende der reise ist das naturschutzgebiet in senne, nahe dem übergang zur ukrainie.

ich werde boggend berichten, von den städten, ländern, kulturen, geschichten und menschen auf unserer reise – und von den grenzerfahrungen mit dem neuen pass …

bis bald,

stadtwanderer

ein mord zu hitlers geburtstag – und sein nachwirken

am 20. april 1942 sollte adolph hiltler seinen 53. geburtstag feiern. nur 6 tage später würde der führer nicht nur parteichef, reichskanzler und staatschef sein, sondern auch als oberster gerichtsherr über recht und unrecht sprechen. wahrlich, an diesen tagen strebte die diktatur im deutschen reich ihrem höhepunkt zu.

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carnaval in payerne, wo 1942 der mord an einem jüdischen viehhändler geschah, und gegen den heute der einheimische schriftsteller jacques chessex, der den fall aufnahm, gehetzt wurde.

das blieb selbst im schweizerischen payerne nicht ohne auswirkungen, denn am 16. april 1942 wird im waadtländischen provinzstädtcher arthur bloch ermordet. bloch, eine viehhändler aus bern jüdischen glaubens, wird nach dem markt in einen stall gelotst, wo ihm weitere tiere angeboten werden sollen. doch dazu kommt es nicht, denn bloch wird im stall umgehend niedergeschlagen, gevierteilt, und in milchkannen abgepackt im neuenburgersee versenkt.

der brutale mord wird bald geklärt. die mörder sind alles leute aus payerne, die meisten von ihnen gescheiterte existenzen. sie gehören zur lokalen organisation der frontisten. angeführt werden sie von philippe lugrin, einem abtrünnigen pfarrer. unterstützung bekommen die gruppe auch durch die deutsche gesandtschaft in bern. 1943 werden die mörder verurteilt. lange haftstrafen werden ausgesprochen, derweil der pfarrer unbehelligt bleibt und nach deutschland fliehen kann. eine verarbeitung der schandtat findet aber nicht statt.

nun hat sich jacques chessex, der wortgewaltigste unter den welschen schriftstellern der gegenwart, die geschichte aufgenommen, und daraus einen roman gemacht. das ist nicht ohne, denn chessex wurde in payerne geboren. als der mord geschah, war jacques 8 jahre alt. fernand ischi, einer der verurteilten mörder, war der nachbar der familie chessex. vater chessex hatte bei ihm autofahren gelernt.

das buch, erst wenige wochen alte, ist umgehend zum umstrittenen bestseller geworden. 40’000 exemplare sind bereits über den ladentisch gegangen. die mehrheit davon in frankreich, ein teil aber auch in payerne. der stadtpräsident von payerne hat umgehend in die debatte eingegriffen. die geschichte sei passiert, man wisse darum. doch heute wolle man ruhe haben. das gelte auch für den versuch von chessex, die geschichte wieder aufleben zu lassen.

der vorschlag des schriftstellers, eine strasse payerns nach arthur bloch zu benennen, hat der gemeinderat bereits abgelehnt. während dem diesjährigen carnaval, der fasnacht in payerne, hat das “comite du devoir de mémoire” in anspielung darauf alle plätze in der kleinstadt nach dem einheimischen schriftsteller benannt, und auf einem wagen im umzug wurde eine milchkanne mit der aufschrift chessex mitgeführt, bei der die beiden ss als “ss” runen geschrieben waren.

ist chessex nun ein nestbeschmutzer? wer das buch liesst, merkt, dass die anklage gar nicht im zentrum steht. vielmehr beschreibt der roman das leben in der schweiz während dem krieg. nicht verschwiegen werden die wirtschaftlich schwierigen umstände. die arbeitslosigkeit grassierte in payerne wie anderswo auch; sie bildete den nährboden für den frontismus in payerne. doch dann kommt chessex auf den punkt: der umgang damit, die aufweichung von recht und unrecht, ist es, was er anklagt. denn die radikale gruppe in payerne steigert das mass an provokation. zuerst machte sie mit schiessereien auf jüdische hausbesitzer aufmerksam – un blieb unbehelligt. sie fühlte sich bestätigt, als die untersuchungen hierzu verschleppt werden. bis man auf den unglaublichen gedanken kam, dem führer in berlin zu seinem geburts einen mord an einem jüdischen viehhändler zu schenken.

keine zwei wochen später sprach eben dieser führer von höchster warte aus über recht und unrecht in seinem reich. vorübergehend.

stadtwanderer

jacques chessex: un juif pour l’exemple. paris 2009.

halbkantone bern-stadt und bern-land gefordert

in der heutigen “bernerzeitung” wird ein modell vorgestellt, das aus dem grossraum bern und dem übrigen kantonsgebiet je einen halbkanton machen will und dabei profitiert würde. ganz nach dem motto: “gemeinsam sind wir schwach”.

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halbkanton bern-stadt, den die bürgerliche entente bernoise fordert, um berns zentrum voranzubringen

rechnen können die bürgerlichen protagonisten. auch im kanton bern. die “entente bernoise” hat ein modell enwickelt, welches in der heutigen “bernerzeitung” mit dem argument vorgestellt wird, dass es die finanzielle situation des kantons schlagartig verbessern würde.

im ersten schritt würden sich die 33 gemeinden des grossraums, den die stadt bern bildet, zu einem halbkanton zusammenschliessen. der neue halbkanton wäre wirtschaftlich stark. das drittel der wohnbevölkerung des jetzigen kantons würde rund die hälfte des bernischen bruttoinlandsproduktes generieren, und auch rund die hälfte der steuern erhalten. die steuern könnte in der ganzen agglomeration und im zentrum gesenkt werden. berns vorreitergemeinden hätten die gelegenheit, mit zürich gleich zu ziehen.

war das einigermassen zu erwarten, kommt die eigentliche pointe erst mit dem zweiten schritt: zwar steigt der restkanton hinsichtlich wirtschaftskraft und steuern ab, erhält aber aus dem nationalen lastenausgleich deutlich mehr zuschüsse als jetzt. unter dem strich verliert er nicht, sondern gewinnt er, heisst es in der studie von willy fischer.

das modell ist allerdings nicht eine erfindung des selbstgenerierenden finanzsegens per se. aber es geht von einer anderen vision des zusammenlebens im föderalismus aus, die bisher nur in den kleinen kantonen wie zug oder schwyz praktiziert wurde, in bern aber tabu war: “gemeinsam sind wir schwach”, lautet das motto. demnach sollen einkommensstarke gemeinden nicht mehr die schwachen unterstützen müssen. den finanzausgleich soll einzig der kanton bezahlen, genauso wie der bund für die randgebiete zuständig sein soll.

das ist mal eine klare vorgabe, die sicherlich staub aufwirbeln wird, denn sie führt zu einer entsolidarisierung, fördert aber gleichzeitig die motoren des fortschritts, die zentren!

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kirchenmarketing zur zukunftsbewältigung

thun ist eine spezialität reicher: die reformierte kirche will sich aufgrund einer marketingstrategie ihre zukunft im urbaner werdenden raum sichern.

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es soll allenthalben zynische bemerkungen gegeben haben. was für die wirtschaft gut sei, müsse die kirche nicht einfach übernehmen, hörte hans ulrich burri, präsident der kirchgemeinde in der stadt thun. er selber ist da ganz anderer meinung. die kirche müsse in zeiten der verflüchtigung von gesellschaft wissen, mit wem sie es zu tun habe, wenn ihrer unveränderlichen aufgabe, der seelsorge, wieder vermehrt nachkommen wolle.

deshalb hat sich thun als dritte schweizerische kirchgemeinde entschlossen, beim deutschen sinus-institut eine marketing-studie erstellen zu lassen.

die analyse geschieht daei nicht nach der klassischen vorgehensweise. denn die kirchen wissen nur zu gut, dass ihr publikum überaltert ist. das sehen sich nicht zuletzt ihren taufbüchern an, die heute weniger eingtragungen haben als die sterberegister.

vielmehr werden beim vorgehen des sinus-instituts milieus beschrieben, einerseits nach schichten von oben bis unten, anderseits nach werthaltungen. diese reichen von traditions- bis neuorientiert.

konventionelle gibt es in der bürgerlichen mittelschicht und in der traditionellen unterschicht. ihnen stehen unkonventionelle milieus gegenüber: die eskapisten aus der unterschicht und die experimentierfreudigen in der mittelschicht. der mainstream kommt in allen schichten vor, der konsumorientierten unterschicht, der bürgerlichen mitte und den statusorieniterten oberschichten. schliesslich werden bei diesem ansatz leitmilieus ausgeschieden. die arrivierten, die postmaterialistInnen und die neuen performer. sie alle gehören zu oberschicht.

ganz genau will hans ueli burri nicht sagen, wie sich seine kirchenmitglieder, seine messbesucher und seine zukunftigen schäfchen zusammensetzen. soviel kann man von ihm aber erfahren: einerseits sind es die oberschichten, also die statusorientierten, die postmaterialistInnen und die performer, die stärker als der schnitt zur kirche halten; anderseits sind es die konventionellen aus mittel- und unterschicht, die man noch hat.

was fehlt, ist der mainstream, und es sind auch die neuen milieus aus mittel- und unterschicht.

nun will man sich gedanken machen, wie man normale leute für die kirche gewinnen kann. diskutiert werden beispielsweise andere zeiten für die messe, verbindungen mit kulturellen events, kinderhütedienste während den anlässen. “kirche 2015” heisst die herausforderung, der sich die thuner kirchgemeinde zur bewältigung ihrer zukunft und der ihrer mitglieder nun stellen will.

ein erster schritt ist gemacht, denk ich mir. bei den massnahme müsste man wohl noch gründlicher über die bücher, füge ich bei.

immerhin ziehe ich den hut, und sage jetzt schon: ganz schön experimentierfreudig was sich da in thun tun soll.

stadtwanderer

gar nicht biodivers

der entscheidende beleg kommt spät, aber umso unerbitterlicher: die spanische linie der habsburger ist wegen inzucht ausgestorben, wie genforschungeb zwischenzeitlich belegen. missachtung von biodiversität kann also tödlich sein, sagt das bundesamt für stadtwanderer …

juan_de_miranda_carreno_002könig karl II., der letzte der spanischen habsburger dynastie, starb an schwerer inzucht.

karl II. war spanischer könig aus dem hause habsburg, als er 1700 39jährig kinderlos verstarb. schon zu lebzeiten galt er als sonderling, was ihm den beinamen “der verhexte” eintragen hatte. denn schon den zeitgenossen waren nämlich seine körperlichen gebrechen aufgefallen: ein übergrosser kopf in der kindheit, keine selbständigen schritte bis ins alter von 8 jahren und eine unterlippe, die weit nach unten hing, prägten seine erscheinung. mehr noch: der könig aus der berühmtesten europäischen herrscherfamilie wurde als willenloser mensch beschrieben.

jetzt weiss man, dass keine hexe in ihn gefahren war, sondern karl das opfer einer generationenlangen inzucht der spanischen habsburger war. das jedenfalls ist nach ansicht des genetikers gonzalo alvarez der universität von santiago de compostella der fall.

philipp der schöne, der enkel von karl dem kühnen und sohn von maria von burgund, könig von kastilien und, gemeinsam mit johanna von kastilien, begründer der spanischen habsburgerdynastie hatte noch ganz normale koeffizienten für inzucht. knapp ein dutzend generationen später war bei karl II. jedoch alles ganz anders. sein inzuchtkoeffizient ist so hoch wie bei nachkommen aus beziehungen zwischen eltern und leiblichen kindern oder mit geschwistern.

schrecklich, diese geschichte aus der forschungswelt, die vermutungen, die schon lange geäussert wurden, nun gentechnisch untersucht bestätigen. und das ausgerechnet während meinen reisevorbereitungen ins (süd)tirol, unter anderem ans grab von kaiser maximilian I.,, dem mann von maria von burgund, die als mutter von philipp dem schönen noch ganz unschuldig am anfang einer desaströsen geschichte wider den sinn der biodiversität, der vielfalt der lebewesen, steht.

stadtwanderer

lyss trifft bern

ist lyss in bern? ja und nein. im kanton schon, nicht aber in der stadt, lautet die gängige antwort. doch seit dem letzten wochenende ist alles anders. denn auf berns hirschengraben trifft man auch auf lyss, das seinen 1000. geburtstag mit einer stadtwanderausstellung feiert.

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kurzfassung der 1000jährigen erfolgsgeschichte von lyss, gegenwärtig als wanderausstellung in bern (foto: stadtwanderer)

1009 wurde lyss, damals noch “lissa”, in einer schenkungsurkunde erwähnt. der ort im bargengau gehörte damals noch zum burgundischen königreich von rudolf III. 1377 kam, nachdem der neuenburgische adel am zerfallen war, lyss als wenig bedeutsamer ort zu bern.

in der frühen geschichte ragen überschwemmung der noch nicht korrigierten aare heraus. 1687 kam es zu einem fürchterlichen unfall, als 111 hugenottische flüchtlinge nach einem schiffsunglück ertranken.

1798, als die franzosen die bernische republik besetzten, war lyss mehrheitlich noch ein bauerndorf. genau das hat sich zwischenzeitlich wie vielerorts verändert. viel dazu beigetragen hat die 1864 eröffnete eisenbahnlinie zwischen bern und biel, die lyss an die damals modernste form der kommunikation anschloss.

die verbindung mit den zentren brachte neue ideen und die industrie ins dorf. das alles liess lyss anwachsen. heute haben mehr als 500 firmen ihren sitz in lyss, und es leben 11’000 menschen in der stadt.

prominentester lysser ist kurt wüthich, nobelpreisträger für chemie, der in lyss aufwuchs und die ersten schuljahre im ort besuchte.

busswil, ein vorort von lyss, hat den antrag zur fusion mit dem zentrum gestellt, was lyss’ position nochmals stärken wird. und genau das ist es, was man aus der ausstellung herausspürt. nach tausend jahren ist man nicht müde, sondern in aufbruchstimmung. wir sind nicht nur da; vielmehr sind wir stark im kommen und würden ganz gut als ins hauptstadtnetz berns passen, ist die botschaft, die aus dem seeland eintrifft. hoffentlich trifft das bern am richtigen ort, sodass auch bernerInnen vertreterInnen aus lyss treffen werden!

stadtwanderer

ambitiöses frühjahrsprogramm für stadtwanderer im in- und ausland

die frühjahressaison des stadtwanderers ist eröffnet. nach dem vorgeschmack im kalten märz hoffe ich im april bis juni auf besseres wetter. denn stadtwandern mit kalten füssen bringt einen einfach nicht auf heisse touren: 5 bis 8 stadtwanderungen stehen bis zur sommerpause auf meinem programm. hier schon mal eine übersicht.

290679512_5b6165ebf75 bis 8 touren zwischen innsbruck und dole habe ich bis zu den sommerferien vor (foto: bärbi)

vom 27. bis 29. april 2009 weile ich im tirol, bin ich drei tage als stadtwanderer zwischen innsbruck (nordtirol) und bozen (südtirol) unterwegs. das tirol marketing hat mich eingeladen, um über die andreas hofer feierlichkeiten, die dieses jahr in erinnerung an den volksaufstand im tirol gegen bayern und frankreich stattfinden, zu bloggen. gerne folge ich dem aufruf, ins tirol zu reisen, geschichten zu hören, mir den speck durch den mund zu ziehen, und meine freunde am brenner zu besuchen.

am 19. mai leiste ich meinen kleinstbeitrag zur behebung der gestörten beziehungen zwischen deutschland und der schweiz. eine gruppe hamburger kulturschaffender weilt auf einladung von präsenz schweiz während dem abstimmungswochenende in der schweiz, beobachtet die volksabstimmung über die biometrischen pässe, spricht mit politischen akteure und wird von mir einen abend lang durch berns gassen geführt.

voraussichtlich am 22. mai findet ein lockerer spaziergang durch das internationale bern statt, die sich speziell für mitarbeiterInnen und familien des eda realisieren werde. wie nicht selten auf dem “stadtwanderer” geht es mir um die vernetzung berns mit der europäischen welt, sei dies in geschichte oder gegenwart. das zu pflegen ist in zeiten, in denen sich die schweiz gerade mal wieder isoliert, besonders wichtiger.

am 28. mai kommt es, wiederum in bern, zum grossen showdown zwischen der fachstelle für rassismusbekämpfung und dem sekretariat der eidgenössischen kommission für rassismusfragen und mir. ich werde unsere professionellen hüterInnen der guten tugenden im umgang von menschen, die man zu sich resp. nicht zu sich zählt, wandernd in die entstehung demokratischer verfahren und der demokratischer werte und normen einführen. die aktualität werden wir sicher nicht auslassen!

am 31. mai schliesslich reise ich selber ins ausland, diesmal ins burgundische, um erstmals ist im französischen dole als randonneur urbain aufzutreten. ich mache das im rahmen einer exkursion des bernischen vogelschutzes, der mit seinen exkursionsleiterInnen über pfingsten in der freigrafschaft weilt. eine herausforderung, aus einer stadt zu berichten, in der man selbst erst einige male war, deren geschichte aber in vielfältiger art und weise mit bern verbunden ist!

noch ohne genaueres datum in diskussion befindlich sind drei weitere wanderungsprojekte: eine stadtwanderung in bern speziell für meinen hinterkappeler nachbarn und freundInnen, eine geheimtour an der aare, mit einer geheimgruppe aus der region, die eine neue stadt auf berner boden gründen will, und schliesslich eine ganz besonderer leckerbissen: eine tour für die grüne alt regierungsrätin leni robert, die seinerzeit meinen werdegang als politikwissenschafter in bern beförderte, und der ich mit ihren kampfgefährtInnen von damals gerne zeige, was seit 1986 aus dem kanton und der stadt bern geworden ist!

stadtwanderer

skandalös: werbung für werbung

ich bin skandalisiert. wegen “m” wie migros. und ihrer unsäglichen werbeaktion auf ortschildern mit einem “m”.

hbwbncme_pxgen_r_249x332wo auch immer in der schweiz eine ortstafel ein “m” hat, wurde sie während der gestrigen migros-attacke missbraucht.

selbst unter sprayern gibt es so etwas wie einen minimalen grundkonsens: verkehrs- und ortstafel sind tabu. denn sie helfen den menschen, sich zu orientieren und korrekt zu verhalten. das ziel von sprayereien ist nicht die desorientierung, sondern der protest gegen den tod in hausfassaden, brückenpfeilern und betonwänden

doch das ist mittlerweile den werbern zu bünzlig. guerilla-marketing ist angesagt: die provokation muss maximal sein. und hierbei fallen die letzten tabus. recht ist nur der krassest mögliche regelverstoss.

die schlussfolgerung muss ich aus der aktion der migros-werbung ziehen, die sich gestern erfrechte, in der ganzen schweiz ortsschilder zu verkleben, wenn der name nur ein “m” beinhaltete. münsigen, münchenbuchsee, moosseedorf und meiringen: bei ihnen allen wurde das bekannte blaue schild mit dem ortsnamen mit dem orangenen “m” für migros überklebt.

informiert wurde niemand, denn das hätte nur das überraschungsmoment verringert. und dieses war die zentrale absicht: “Mit der M-Aktion möchten wir auf die neuen TV-Spots, Plakate und Anzeigen aufmerksam machen”, sagte der Werbeleiter der Migros gestern.

wie bitte? werbung macht man für produkte, damit sie gekauft werden. das jedenfalls habe ich in meinen marketingvorlesungen gelernt. doch das ist alles passé, denn heute macht man werbung für werbung. nur weil es soviel werbung gibt, sodass sie für nichts mehr wirbt. also muss sie beworben werden, mit guerilla-aktionen, damit wenigstens die medien darüber schreiben.

so heruntergekommen ist die werbung zwischenzeitlich. einfach skandalös!, sagt sich da der

stadtwanderer

bern mit eigenen und fremden augen sehen

Bern Reisen” heisst eine neue plattform über bern, die alles sammelt, was für touristInnen und reisende in bern von belang ist.

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frohe ostern, grüsse aus bern in die welt, gefunden via bern reisen, der neuen plattform für tourismus in städten der welt.

das prinzip ist einfach und wird global angewandt: amsterdam, athen, bangkok, beijing, berlin, brüssel, bukarest, budapest, canberra, copenhagen, dubai, dublin, havana, helsinki, lissabon, london, luxemburg, madrid, mexico city, moskau, oslo, paris, prag, rom, sofia, stockholm, tokyo, wien, warschau …

und eben bern …

sind einige der hauptstädte, die weltweit dokumentiert werden. mehr und mehr findet das ganze auch in der schweiz gefallen. städte, kantone und regionen des eigenen landes lassen sich so per internet erschliessen.

themen sind reisen, kultur und erholung.

die ressourcen ergeben sich aus den onlineplattformen der lokalpresse. die bernerzeitung ist reichlich vertreten. aber auch blogs wie der stadtwanderer dienen als informationsquellen.

man kann die plattform chronologisch lesen; dass funktioniert sie wie jedes blog. man kann aber auch thematische abfragen machen: akuelle informationen zu regionen rund um bern, sehenswürdigkeiten in der stadt oder ausflüge in die alpen resp. an den bärengraben lassen sich so rasch finden.

selbstverständlich kann fehlt das nächste grossereignis in der stadt, die eishockey weltmeisterschaft 2009 nicht.

ganz spannend ist es, auf die englische seite zu bern zu wechseln. denn hier finden sich unter anderem erfahrungsbericht von reisenden, die in bern waren, und darüber blogs verfasst haben. da kommen nicht nur hotels beschrieben vor, nein, auch spezialitäten aus dem botanischen garten oder eindrücke von der tibet-demo in der stadt werden festgehalten, und mit fremdem blick wieder nach bern zurück gebracht.

einen ausflug wert, ist bern und bern reise, sagt sich da der

stadtwanderer

die berner weltverbesserer

das zürcher “magazin” zeichnet die schweizer weltverbesserer der gegenwart aus. darunter sind auch zahlreiche bernerInnen.

front1das magazin liegt am wochenende so manchen zeitungen in zürich, basel, bern und solothurn bei. nun nimmt es sich den 500 wichtigsten weltverbesserern aus der schweiz an. geehrt werden ausgewählte menschen (oder produkte), die für andere menschen etwas wichtiges zu ihrem lebensglück beigetragen haben oder dies immer noch tun.

die berner und bernerinnen unter ihnen habe ich hier mal herausgepickt; hier die berner weltverbesserer mit den begründungen der magazin-radaktion:

toblerone, aus bern, denn sie ist einen oder sogar mehrere zacken besser als beispielsweise schockolade aus deutschland. und das seit über 100 jahren.
ueli steck, extrembergsteiger aus langnau, weil er zusammen mit simon anthamatten im himalaya in 7400 meter höhe verschütteten ruänischen kollegen das leben retter und dafür auch den prix courage 2008 erhielt.
tête de moine/girolle, traditionskäse aus berner landen, der dank der agrarliberalisierung 10fach mehr verkauft und zu mehr als der hälfte ins ausland exportiert wird, um käsefreuden zu wecken.
verschiedene präzisionsuhrenmarken aus st. imier, beispielsweise aus dem hause heuer, dank denen man die zeit stoppen und die sekunden in winzige einzelteile zerlegen kann.
adrian frutiger, grafikdesigner aus unterseen bei interlaken, der die schweizer typografie geprägt hat und berühmte schriften, wie die univers oder eben die frutiger, entwickelt hat.
michelle hunziker, aus ostermundigen, weil schönheit der sinn der welt und michelle die schönste frau der welt ist.
… das berner wappentier, weil es 1905 dem bärenkäse den namen gab, der bis heute unter dem titel “madve sajt” der lieblingskäse der ungarInnen ist.
ursula andress, ebenfalls aus ostermundigen, weil sie den teuersten bikini der welt (35000 pfund) auf der ganzen welt bekannt machte.
thomas hirschhorn, installationskünstler aus bern, der den skandal als nachhaltigkeitsmodell praktiziert und mit seiner sturheit von paris bis davos regelmässig für rote köpfe sorgt.
jean ziegler, eigentlich hans ziegler, soziologe aus thun, für seinen kreuzzug gegen den bankenplatz schweiz, der, oft verfehmt, heute wieder aus der versenkung aufersteht.
august hämmerli, biologe aus bern, erfinder des duftflirtings, mit dem man via internet herausfinden kann, wen man gut riechen kann.
peter harradine, berner in dubai, der auf der ganzen welt die schönste golfplätze entwirft und in die tat umsetzt.
lisa della casa, sängerin aus burgdorf, renommierteste sopranistin des 20. jahrhunderts, deren stimme nie vergisst, wer sie einmal gehört hat.
e=mc2, die berühmteste formel der neuen physik, welche albert einstein auf dem fahrrad in bern erfand, als er den eigerplatz durchuerte.
christian menn aus meirinigen, brückenbauer, einer der weltbesten seiner disziplin, der beispielsweise in bosten die leonard p. zakin bunker hill memorial bridge realisiert hat.
renata von tscharner, stadtplanerin aus bern, die mit dem charles river conservancy den amerikanern fluss- und seebäder nach schweizer vorbild schmackhaft macht.
… das jungfraujoch, berner oberland, das den höchstgelegenen bahnhof europas beherbergt, um touristInnen aus der ganzen welt die spektakuläre alpen(aus)sicht zu zeigen.
thomas stocker, professor an der universität bern, einer der besten klimaforscher der welt, der massgeblich den weltklimabericht prägt.
salvatore licitra, tenorsänger aus bern, der 2002 nur zwei stunden vor vorhangöffnung an der metropolitan opera in new york für luciano paverotti einsprang und so sein fulminantes debut in puccinis tosca gab.
rudolf herren, agrarexperte aus bern, der in afrika massenhaft schlupfwespen aussetzte, um einen maniok-schädling zu bekämpfen, und so millionen von menschen das leben rettete.
hansjörg wyss, unternehmer aus bern, der der harvard university rund 150 millionen schweizer franken zur förderung von spitzenforschung vermachte.
stephan eicher, sänger aus münchenbuchsee, der trotz seiner grossen karriere in frankreich ein makelloses berndeutsch spricht.
joseph rosenast, erfinder aus thun, der den robidog kreiiert hat, mit dem exkremente von hunden versäubert werden, und der zwischenzeitlichauch im ausland verwendung findet.
… der unbekannte polizist, der das nummerschild vom mercedes montierte, mit dem fifa-boss sepp blatter bei spiezwiler einen unfall verursacht hatte, um als wahrer freund und helfer in die geschichte einzugehen.

stadtwanderer

ps:
ist jemand von bedeutung vergessen gegangen?

endlich frühling …

endlich kommt der frühling. die temperaturen ändern. die gesprächsthemen auch. was muss man, was soll man, was darf man, ist das grosse thema.

fitnebenbei_sxcmorgen früh:
ich sitze im postauto. hinter mir die beiden ärzte aus dem quartier. sie unterhalten sich, fürs ganze poschi. es geht um ernährungskonzepte. und was gerade ganz gross im trend sei. 3 liter wasser pro tag, sei das minimum, sagt der eine. der andere nickt, fügt aber bei, auch er schaffe das nicht jeden tag. “doch du musst!”, erhält er entschieden zur antwort.

morgen in der stadt:

“.ch” berichtet auf der frontseit über frühlingsgefühle und abnehmen. es sei jetzt der ganz gute moment hierzu. ich räuspere mich, als ich die zeitung hingestreckt erhalte, und flüchte mich ins take away nebenan. beim anstehen an der kasse schon wieder das gleiche thema. die beiden vor mir behandeln ernäherungsrezept im internet. “ich trau dem nicht mehr, habs letzten frühling schon versucht, ohne erfolg”, bekomme ich noch mit. man muss also doch nicht unbedingt müssen …

mittag in der stadt:
ich hole neuen kleider für auftritte ab. wieder mal schlichtes schwarz. von blau und braun habe ich genug. es kommt zur anprobe. “super, der kittel sitzt, die hose auch”, meint der verkäufer. einzig mein pullover bringt kleine fältchen ins gewandt. “wir wollen ja sicher abnehmen”, fügt der nette herr bei. ich schaue ihn kritisch an und sage: “ich will nicht, ich glaub, im sommer werde ich keinen pullover mehr tragen!”

abend in der stadt:
ich fachsimple noch mit einem kunden über zuspitzung. mein gegenüber sagt: “ein text ohne titel ist wie spaghetti ohne sauce”. ich erwidere: “was keine flecken auf dem hemd gibt!” – “gut gekonntert”, meint mein gegenüber und lädt mich beim nächsten treffen in zürich in die die spaghetteria ein. “ich darf nicht”, will ich sagen, “es ist frühling. da müsse man …” – “unsinn, erhalte ich zur antwort. da soll man alles tun, worauf man sich freut!”

am abend spät:
ich gehe nach hause und freue mich auf einen ruhigen frühlingsabend – ganz allein.

stadtwanderer

wahre grösse

schon napoléon litt unter seiner grösse. zwar krempelte er zwar ganz europa um, doch hatte er fürchterliche angst vor katzen. machten sie den buckel, fühlte sich der knirps gleich bedroht.

2009-04-02-obamasqueenFrance NATO Obama

bedroht scheint sich auch nicolas sarkozy zu fühlen. dass er ganz gut bellen kann, bewies er letzte woche. im voraus drohte er, ganz dem alten général de gaulle folgend, die gipfeltreffen zu boykottieren, wenn sie nicht die von ihm gewünschten ergebnisse bringen würden. die politik der leeren stühle dient unverändert als drohmittel bei solchen veranstaltungen.

der spiegel (printausgabe) enthüllte nun, wie die kommunikaton der schwarzen, grauen und weissen listen am g-20-gipfel zu standen gekommen sind. gordon brown betrachtete sie als instrument der oecd und wollte sie im schlussdokument gar nicht erwähnen. insbesondere sarko setzte sich vor und nach dem essen jedoch höchst persönlich dafür ein, diesen mangel in der schlusserklärung von london zu beheben.

spiegel-online macht auch etwas anderes deutlich: was nämlich wirkliche grösse ist!

bei den obamas ist das ohne zweifel das beeindruckende körperliche mass.
bei der queen ist es ihre bewunderswerte haltung, wer auch immer neben ihr steht.
bei nicolas aber müssen jedoch ballettähnliche übungen auf den zehenspitzen fehlende grösse kompensieren …

stadtwanderer
(plattfuss-i.)

leitplanken gegen den rassismus im alltag

“Kollektive Abneigung und Ablehnung Anderer ist nie gerechtfertigt, auch nicht, wenn sich ein Angehöriger einer Gruppe inakzeptabel verhält.” mit solchen sätzen setzte sich jüngst die eidgenössische kommission für rassismusfragen in die nesseln. am wochenende konterte georg kreis, der präsident der erk, die aufgekommene kritik.

georgkreisgeorg kreis, historiker, präsident der ekr zur intervention seiner kommission gegen die klischee von den deutschen.

“verantwortlich für rassismus ist man stets selbst.” das ist ein harter satz von georg kreis. aber er ist tyisch für einen liberalen wie den basler historiker.

die aufgabe der ekr sieht kreis in der sensibilisierung der inidividuen für ihre verantwortlichkeit. er vergleicht die kommissionsaufgabe mit der von warnschildern im strassenverkehr. angekündigte kurven kommen meist schneller als einem lieb ist. warnungen vor staus sind vielleicht einmal übertrieben, letztlich aber nützlich, wenn man nicht stecken bleiben will!

in der deutschen-debatte sei man mit drei überlegungen aktiv geworden:

1. meinungsäusserungsfreiheit ist nie unbegrenzt. schlechtem reden folgt oft schlechtes handeln. diskriminierungen anderer menschen dürfen nicht toleriert werden. und diffamierung sind ein strafrechlicher tatbestand.

2. rücksichtslosigkeit und grobheiten sind werden zwar zunehmend gepredigt, sind aber keine politischen tugenden. die unterscheidung zwischen “uns” und “den anderen” wird ganz bewusst gemacht, ums ie politisch bewirtschaften zu können.

3. verhaltensprinzipien müssen gegenüber allen gleich sein. es gibt keinen unterschied in der diffamierungen von menschen. es gehört gerade zu den problematischen klischees, dass sich afrikanerInnen nicht wehren können, deutsche schon, weshalb man sich letzteren gegenüber auch direkter äussern darf.

die ekr bemüht sich um professionelle beschäftigung mit ihrem auftrag, fasst kreis die arbeit der ekr zusammen. die kommission ist von der regierung eingesetzt, handelt aber eigenständig. normative verpflichtungen wie die menschenrechte leiten sie, nicht die vox populi.

verkehrssünderInnen gäbe es übrigens immer wieder, schliesst kreis. das sei kein grund, vor ihnen zu kapitulieren. bei verstössen gegen die verkehrsgesetze scheint mir das klar, sagt sich der

stadtwanderer

die städte als stiefkinder der nation organisieren sich

die schweiz besteht aus gemeinden, kantonen und dem bund. so will das das staatskundelehrbuch, und so reden auch die meisten politikerInnen. glatt übersehen wird dabei, dass die schweiz, wie jedes andere entwickelte land auch, vor allem aus städten besteht, die wesentlichen den staat tragen.

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bern, stadt und kanton, in der urbanen schweiz

zürich, genf und basel verstehen sich als metropolitanregionen. ob bern hierzu gehört oder nicht ist strittig. unstrittig ist aber, dass auch metropolitanregionen koordiniert werden müssen.

genau unter diesem titel trafen sich heute die vertretungen von zürich, genf/lausanne und basel in bern. 50 fachleute aus politik und wirtschaft erörterten den stand der metropoliandiskussion in der schweiz. dabei kam zum ausdruck, dass bern eine sonderrolle als politikzentrum zukomme. das müsse in der zukünftigen raumgestaltung der schweiz berücksichtigt werden, war man sich einig.

“es gibt keine metropolitanregionen ohne hauptstadtregion”, sagte alexander tschäppät, der gastgeber, an seine regierungssitz. die anwesenden bürgermeister, stadt- und regierungspräsidenten pflichteten ihm bei.

das ist ein guter auftakt, bei dem es aber nicht bleiben darf. denn jetzt geht es darum, die klippen zu meistern, die auf dem weg zu einem solchen stadtverständnis lauern.

als erstes muss sich bern als hauptstadtregion präsentieren, als eine stadt, die in der lage ist, den unmittelbaren raum in der agglomeration zu einigen, das mittelbare gebiet von biel über solothurn, burgdorf, thun, fribourg und neuchâtel zu organisieren, um auf der höhe der metropolen zu sein.

als zweites muss die hauptstadtregion bern ihren status im eigenen kanton klären. und der kanton bern muss dazu stehen, dass der regionalgedanke für sich gesehen zwar wichtig, für eine ausstrahlung darüber hinaus aber zu wenig akzentuiert ist. der kanton bern braucht eine superregion, um die ihre spezialitäten in der politik pflegt, sich als dienstleistungszentrum zwischen den sprachregionen anbieten und so nach aussen mithalten kann.

als drittes werden alle urbanen regionen der schweiz gefordert sein. denn sie werden mit ihren eigenen und umliegenden kanton um eine neues verhältnis ringen müssen. ja, sie werden den föderalismus der schweiz neu definieren müssen. damit die 5 grossen städte und die 10 mittleren und kleinen städte nicht einfach den fast 3000 gemeinden subsummiert werden. denn der bund besteht nicht nur aus kantonen und die gliedern sich nicht einfach in gemeinden.

die stiefkinder der nation müssen aus ihrem schattendasein heraustreten und die schweiz neu begründen.

stadtwanderer
(heute in genf, nicht in bern …)