es-kommt-mir-vor-wie-wenn-zwillinge-sich-streiten

„was war in canossa?“ wollte H.W. wissen. gute frage, die gar nicht so einfach zu beantworten ist!, sagte der stadtwanderer auf anfrage. deshalb haben wir unsern sonderreporter heinrich-gregor der allerletzten ausgesandt, um nachzuhacken. beim abendspaziergang gewährte er uns ein exklusiv-interview zu seinem frieren auf der hasenburg und dem zusammenhang mit der europäischen geschichte des 11. jahrhunderts. hier die live-mitschrift, ohne umschweife und socken für die blogosphäre!


das römische reich der salier im 11. jahrhundert mit der reise von könig heinrich iv. von speyer nach canossa im winter 1076/77, quelle: perthes atlas geschichte, stuttgart 2006, 4. auflage (anclickbar, doppelclick um zu vergrössern)

„wer war in canossa?“

papst gregor vii. hielt sich im januar 1077 auf der burg canossa in der toskana auf, weil er das nahen des römischen königs heinrich iv. nicht erwartet hatte und die alpenüberschreitung des herrschers als militärischen angriff fürchtet. deshalb hatte ihn die einflussreiche herzogin von tuszien, mathilde, eine treue dienerin des papstes, die burg als winterlicher aufenthaltsort angeboten.“

„warum kam der deutsche könig nach italien?“

deutsch ist in diesem zusammenhang ein gefährliches wort. der ostfränkische könig, aus sachsen oder franken stammend, wurde 962 zum römischen kaiser gekürt; seither trug er den titel römischer könig. das sicherte ihm das vorrecht zu, vor allen anderen königen auf den kaisertitel zu aspirieren. das wort deutsch gab es noch gar nicht, nur das italienische wort teodesc, was aus dem volke kommend meinte, und im gegensatz zu römisch verwandt wurde, das man mit traditionsbewusst übersetzen könnte.

„also dann verbessert: was beschäftigte den papst so, wenn ein römischer kaiser nach italien kommt?“

die könige aus dem norden stützten ihre macht in der regel auf die reichskirche: die bischöfe, einerseits oberste seelsorger, anderseits mächte grundherren und träger königlicher rechte, waren ihr eigentlicher machtinstrument. 1075 beanspruchte der papst, allein oberster hirte zu sein und niemanden über sich zu beanspruchen. deshalb lehnt er es auch ab, dass könige, auch römische, die bischöfe einsetzen durften, – und wachte genau, dass das in seinem einflussgebiet nicht mehr geschah. dieses reichte nicht nur bis an die grenzen des kirchenstaates, mindestens ganz rom, sprich italien, zählte er dazu. eigentlich meinte er aber auch, dass er über die burgundischen bischöfe, die meisten aus spätantiken städten kommend, bestimmen dürfe.

„wollte der könig in canossa einen bischof einsetzen?“

nein, aber könig heinrich iv. hielt sich im fall von mailand nicht daran, und er wurde dafür gemassregelt. er versammelt als reaktion darauf 1076 die meisten bischöfe nördlich der alpen in worms, um den papst abzusetzen. die bischöfe von basel und lausanne, die beiden “hochburgunder” nahmen auch daran teil. als der papst davon erfuhr, war er ausser sich und bestrafte den könig und die ihm treuen bischöfe mit der strengsten strafe: dem kirchenbann. würden sie innert einem jahr und einem tag nicht busse tun, würden ihre untertanen die pflichten, die sie ihnen gegenüber eingegangen war, nicht mehr einhalten müssen.

„aha, heinrich kam nach canossa, um busse zu tun!“

richtig, und er befand sich in einer misslichen lage. die herzöge von schwaben, von bayern und von kärtnen hatten im verlaufe des jahres 1076 die seite gewechselt. sie haben ihrem könig die treue aufgekündigt sich dem papst angeschlossen. sie sperrten die alpenübergänge, insbesondere die beliebt brenner-route, weshalb der papst nicht mehr mit dem rechtzeitigen erscheinen des königs in italien rechnete. der könig war schon abgeschrieben, und das eintreffen des papstes nördlich der alpen wurde schon vorbereitet. doch heinrich, mit einer savoyerin verheiratet, wählte den weg durch das im ergebene burgund, und überstieg mitten im winter den savoyischen mont cenis, was italien in aufruhr brachte. jetzt verschanzte sich gregor in canossa, das schutz bot.

„ja, und was zum t.. tschuldigung, was geschah jetzt zwischen papst und kaiser?“

heinrich kam als bittsteller, mit den burgundischen bischöfen im tross, aber ohne heer. dafür hatte er den abt von cluny, seinen taufpaten und den einflussreichsten mönch, bei sich. dieser verhandelte für den könig mit dem papst. sollte heinrich den papst als oberster schiedsrichter in allen streitfällen nördlich der alpen anerkennen, würde er ihn vom fluch befreien. das war das ergebnis. heinrich scheint eingewilligt zu haben und spielte danach das vorgeschriebene ritual: nur mit dem büsserhemd bekleidet bat er drei tage und nächte um vergebung, – immer ohne erfolg. doch am vierten tag, wusste er, würde man ihn erhören. heinrich wurde denn auch in die burg gelassen, um mit dem papst ein rituelles abendmahl einzunehmen.

„was kam auf den tisch?“

huch, das weiss ich nicht …

“… sehr schade, war sicher lecker …”

der geschichte nach war das aber gar nicht wichtig. heinrich gab sich nämlich wortkarg, ass nichts, trommelte nur mit den fingern auf den tisch, ganz nach dem motto: wann nur kann ich gehen!

„wohin wollte der könig?“

der junge könig, der sein schmach der exkommunikation abgelegt hatte, machte sich zurück über die alpen, ganz im osten, denn die herzöge, welche die alpen sperrten, wollten nicht nachgeben. sie wählten – mit duldung des papstes – einen gegenkönig: rudolf von rheinfelden, herzog von schwaben, wurde nun zum grosse gegenspieler von heinrich. er sollte den norden regieren, der papst den süden. und rudolf sollte burgund an das neue reich binden. denn er war 1060, als heinrich noch in die windeln machte, von heinrichs mutter mit der verwaltung von burgund betraut worden und war seither im aaretal und am genfersee reich begütert.

„2:1 für den papst!“

natürlich kam es zum krieg zwischen heinrich und rudolf. wer militärischer sieger war, war nie so recht klar. aber rudolf wurde 1080 in einer schlacht verletzt, und verlor sein rechte hand! ausgerechnet, die schwurhand hatte er nicht mehr, – und er starb an den folgen der verletzung. nach ihm wagte es niemand mehr, heinrich entgegenzutreten, und der machte sich sofort daran, burgund zurückzugewinnen. die herren von fenis, kaisertreue seit der ersten stunde im reich, macht er zu grafen, die auch über den gau härkingen verfügen durften. damit sperrten sie den weg von rheinfelden hinunter, über den grossen st. bernhard. und am genfersee doppelte er nach: der bischof von lausanne erhielt verschiedene seignieurien, vor allem die von st. saphorin.

„gabs damals schon guten wein?“

ob er gut war, weiss ich nicht, doch er kam im 11. und 12. jahrhundert mächtig im schwang. der letzte burgunderkönig aus dem hause der welfen, rudolf III., der sein reich gegen die aufstrebenden adeligen nicht mehr zusammenhalten konnte, hatte sich 999 frustriert nach neuenburg zurückgezogen, lebte dort wie ein landgraf und liess im nahe gelegenen kloster bevaix am neuenburgersee erstmals weinreben anpflanzen lassen. der dezaley wiederum ist ein wein, dass der lausanner bischof im 12. jahrhundert einführte.

„konnte könig heinrich mit weisswein anstossen, oder feierte der papst mit rotem?“

heinrich überwand die anfängliche krise. 1084 ging er gestärkt nach italien, diesmal mit einem heer, und stürtze den verhassten gregor vii. jetzt setzte e r einen gegenpapst ein, der ihn, heinrich, im gegenzug zum kaiser krönte. gregor lebte danach in der verbannung, wo er zwei jahre später auch starb. seine nachfolger versuchten den streit zu schlichten, doch brauchte es noch fast 40 jahre, bis man sich wieder einigermassen einigte. burgund wurde damals wieder päpstliches einflussgebiet.

„und die moral von der geschicht?“

papst und kaiser waren im mittelalter wie zwillinge: der eine ist nichts besonderes ohne den anderen, – was sie aneinander kettet. doch jeder der beiden möchte der wichtigere sein. der eine sagt: ich bin zuerst auf die welt gekommen, und der andere sagt, ich bin dafür stärker. genauso kommt es mir vor, wenn man an canossa denkt: wie wenn zwillige sich streiten! in diesem bild wäre der papst der erstgeborene, aber starke im himmel, während der kaiser als zweiter geboren wurde, aber die militärische macht auf erden besass. die exkommunikation des kaiseranwärters durch den papst war für die menschen im jahre 1077 ein beispielloses stück, während man den sturz des ungenehmen papstes seit den zeiten von otto I. kannte. gregor hatte mit seiner aktion den nimbus des beschützers der christenheit, den der römische könig hatte, zerstört. mit der regelung des konfliktes wurde das sakrale königtum, seit den zeiten chlodwigs am ende des 5. jahrhunderts, aufgebrochen: für das ewiggültige wurde der papst zuständig, wenn es auch erst im himmel realisiert werden konnte, während der kaiser für das zeitlich zuständig war, immerhin auf erden. und diese temporale macht verschrie papst gregor nach gutdünken: teodesc wurde in dieser zeit erfunden und hatte der politisch unkorrekten nebenton: volkstümlich! und das spaltete den adel: er war nicht mehr die elite des reichs, sondern simpler interessenvertreter der tradtionalisten oder der volkstümlichen!

„und warum interessiert sich der stadtwanderer dafür?“

der streit der grossen spaltete auch die kleinen in hochburgund. diesseits des juras gewann der kaiser zwischen basel und lausanne vorerst die oberhand, während der papst vom grossen st. bernhard hinunter durchs voralpengebiet, über den hauenstein nach rheinfelden wichtiger blieb. die herren von fenis stiegen unter heinrich iv. zu mächtigen grafen auf, die mehrere bischöfe stellten, zerstörte städte wieder aufbauten oder neue gründeten und schlieslich die grafen von neuenburg wurden. zu ihren eigentlichen gegenspielern wurden die zährigner, mit dem haus rheinfelden ehelich verbunden. sie erbten beim aussterben dieses geschlechts ihre güter und ihre rechte in burgund, die sie zum aufbau ihres neuartigen territorialstaaten mit neuen strassen und neuen städten nutzten.

„danke, stadtwanderer, für das gespräch. ich hoffe, du bist nicht zu fest ausser atem gekommen. deine leserInnen wissen jetzt hoffentlich besser, warum du frieren gingst. doch sag: auf wessen seite stehts du? auf der von fenis oder der von zähringen?“

phahh, so schnell sage ich das nicht!

und lief davon …

heinrich-gregor der allerletzte
reporter vor ort

die burgunder- und die alemannenthese für die geschichte des schweizer raumes – und für meinen lebensraum

ende der serie: “burgund in bern”

teil 7 der serie: “burgund in bern”
teil 6 der serie: “burgund in bern”
teil 5 der serie: “burgund in bern”
teil 4 der serie: “burgund in bern”
teil 3 der serie: “burgund in bern”
teil 2 der serie: “burgund in bern”
teil 1 der serie: “burgund in bern”
vorschau zur serie: “burgund in bern”

in den meisten schulbüchern geht die geschichte anders als in meinem blog. da kamen die alemannen in der silvesternacht des jahres 406/7 scharenweise über den zugefrorenen rhein. sie nutzen die machtschwäche roms, die durch den truppenabzug nördlich der alpen entstanden war. sie drangen das aaretal hinauf und schwärmten in die seitenarme aus. und bald war fast das ganze mittelland alemannisch, genauso wie es heute ist. eigentlich sind die alemannen die nachfolger der helvetier, zwischen denen die römer eine weile über die schweiz regierten. die alemannen aber gehörten nie zu einem königreich, waren immer frei und bildeten dann 1291 die eidgenossenschaft, zwischenzeitlich gut 700 jahre alt.

das ist die alemannenthese. in der neuen geschichtsschreibung der schweiz, wie sie von den spezialisten der spätantike und frühen neuzeit, etwa von professor reinhold keiser an der uni zürich oder dr. justin favrod von der uni lausanne vertreten wird, zeichnet für die das 5., 6. und 7. jahrhundert ein ganz andere bild. von diesem habe ich mich inspirieren lassen, als ich meine burgunderthese in den vorangegangenen blogbeiträgen entwickelt habe. hier nochmals die grundlegende argumentation.

die schwäche der alemannenthese

gegen die alemannenthese spricht vor allem die spätantike geschichtsschreibung. demnach waren die alemannen kein germanenvolk, das aus dem norden kam. vielmehr entstanden sie nach 260 aus der germanischen stämmen, die den zerfall des limes zwischen rhein und donau nutzten, um sich rechts des rheins, aber auf römischem gebiet niederzulassen. ihnen bot man einen föderatenvertrag an, der sie verpflichtete, den boden zu bebauen und militärdienste zu leisten. sie sollten die grenzen für die römer und gegen weitere germanen schützen.

das arrangement klappte bis etwa 350 gut. doch dann brachen alle schutzwälle, selbst wenn sie rhein hiessen. die alemannen drangen weit über die germania links des reihen in die belgica vor und bedrohten selbst die kaiserstadt trier. kaiser julian eilte in den norden, und er besiegte die alemannen 357 bei argentorate, dem heutigen strassburg. danach setzte man den föderatenvertrag aus und heuerte die burgunder, deren vorhut im main-gebiet lebten für den gleichen zweck an; weiter im norden übernahmen die franken diese aufgabe.

407, als die römer unter general stilicho ihre truppen in britannien und gallien nach süden beorderten, um die nach italien vordringenden westgoten aufzuhalten, nutzten verschiedene stämme das effektive machtvakuum: allen voran die vandalen, die sueben und die alanen, die tief ins gallische gebiet eindrangen und selbst nach spanien weiterwanderten. in ihrem gefolge setzten auch die erst burgunder über, um zwischen worms und strassburg rechts des rheins zu siedeln. von einer grossen einwanderung der alemannen ist indessen nirgends die rede. ihre lektion von strassburg wirkte noch nach, denn nach ihrer militärischen niederlage im jahre 357 verharrten sie in ihrem refugium rund um den schwarzwald.

die stärke der burgunderthese

es waren die burgunder, die 435 vor den hunnen, zwischenzeitlich mit den römern verbündet, auswichen. wiederum war trier das ziel der eindringlinge, das die römer nicht zuliessen. die militärisch besiegten burgunden wurden danach in die sapaudia verfrachtet und ebenfalls mit einem föderatenvertrag bedient. lange glaubte man, diese sapaudia sei das rhonetal nach genf gewesen. heute geht man eher davon aus, es sei die maxiama sequania gewesen, das gebiet der sequaner und helvetier mit den zentralen orten vesontio (das heutige besançon) und aventicum (das heutige avenches). archäologische funde, aber auch die schriftlichen berichte über die ausdehnung der burgunden sprechen für diese auffassung.

von hier aus dehnten sich die burgunden nach der schlacht auf den katalaunischen feldern, welche die römer gegen die nun verfeindeten hunnen schlugen, die aber zu destabilisierung des weströmischen kaiserreiches führte über genf hinaus aus und wurden nach 455 die herren nicht nur des aare-, saane- und broyetales, sondern auch des rhone-, saone- und doubstales. Hier hatte ihre spätere burgundia denn auch ihr zentrum, und hier regierten die burgundischen unterkönige in den spätantiken römerstädten.

die verbindung von germanischen burgunden, die nun sesshaft geworden waren, und der galloromanischen bevölkerung gelang der burgundern mit ihrer volksgesetzgebung unter könig gundobad. die christianisierung der burgundern, wie man sie jetzt nennen konnte, gelang unter könig sigismund, der mit st. maurice in agaunum das burgundische hauskloster nahe des genfersees schuf.

die nachfolger der keltischen helvetier, die romanisiert worden waren, sind die burgunden, die sich ebenfalls von der römischen kultur angezogen fühlten. die alamannen, die sich der gallorömischen kultur verschlossen, scheiden also aus!

militärisch waren die burgunder jedoch nur solange stark, als sie in der römischen armee auftreten und römische heere mit germanischen söldnern führen konnten. auf sich gestellt waren die burgunder jedoch zu schwach, sich vor allem gegen die mächtig ausgreifenden franken zu bestehen, weshalb sie den schutz zuerst der westgoten, dann der ostgoten suchten und fanden. nach dem tod ihres königs theoderich konnten sie dem fränkischen druck nicht mehr wiederstehen und wurden erobert.

die einheit des rhonetals mit seinen seitenarmen und des aaretales mit zuflüssen zerfiel jetzt allerdings. der arc lémanique, würde man heute sagen, blieb burgundisch und wurde von orléans aus fränkisch regiert, während das plateau davon abgetrennt zum fränkischen königreich kam, das in reims sein zentrum hatte. hier regierten die ripuarischen franken, das heisst die am wenigsten romanisierten, die unter könig theuderich I. vor allem die gebiete rechts des rheins erschliessen und neu ordnen wollten, um eine ausdehnung des oströmischen reiches zu verhindern.

der prägende konflikt zwischen burgundern und der alamannen

das ist der moment, indem die alamannen, die in der geschichtsschreibung häufiger alamannen genannt werden, wieder ins spiel kommen. vorher waren sie nie ein königreich gewesen; vielmehr kann man sie nach 496, als sie von den franken besiegt wurden, als fränkisches herzogtum ansprechen, wurden aber am oberrhein bald zu einem ostgotischen protektorat. jetzt, wo die goten vom oströmischen kaiser bekämpft wurden und die franken am nach osten ausgriffen, waren die alamannen unter ihren herzögen als teile der fränkischen eroberungszüge in italien willkommene, aber nicht durchschlagend erfolgreiche helfer.

es erscheint am plausibelsten, dass die alamannen zwischen 534 und 555 über den rhein drängten. sie waren ein teil der fränkischen expansion dieser zeit. sie siedelten sich unter anderem wieder dort an, wo sie 357 vertrieben worden waren, nämlich im heutigen elsass, und drangen auch das aaretal hinauf nach süden vor. wie weit sie dabei kamen, bleibt umstritten. in der regel geht man aber davon aus, dass mitte des 6. jahrhunderts im aaretal ein mischung der burgundischen und alamannischen bevölkerung entstand.

der sich anbahnenden kultur- und herrschaftskonflikt, den man 561 mit der aare als natürlicher grenze regeln wollte, wird im harmonisierenden schweizerischen geschichtsbewusstsein gerne, aber zu unrecht vergessen, denn er ist der ursprung der heute sprachregionalen gegensätze, die auch kulturunterschiede darstellen.

man kann das auch so sagen: am ende der völkerwanderungszeit waren burgunder, alamannen (und langobarden) im gebiet der heutigen schweiz, welche die galloromanischen und rätoromanischen überlagerten, aber in sehr unterschiedlichem masse in die vorherrschende kultur integriert waren. am wenigsten war das offensichtlich bei den alamannen der fall.

deshalb zerfallen die römischen zentren, die von den alamannen umgeben waren ganz. typisch hierfür ist vindonissa, das heutige windisch bei brugg, das 517 nachweislich noch burgundisch war, dann aber ganz abgeht. ganz so drastisch war die situation im westlichen plateau nicht, aventicum, das notdürftig gehalten wurde, blieb noch bestehen, doch verliess auch hier der bischof seinen angestammte sitz, um in lausanne – und dort auf den höchsten und damit sichersten hügel – ruhe vor dem sturm zu finden.

der fränkische bruderkrieg, der 561 zuerst im norden zwischen den königen in reims und tournai ausgebrochen war, fand nach 595, dem tod von könig childebert, seine fortsetzung am oberrhein. childbert hatte zu seinen lebzeiten bestimmt, dass sein beiden söhne, theuderich, in frankreich besser als könig thierry, und theudebert, in deutschland mehr als könig dietrich geläufig, die königreiche von austrien und burgund erhalten sollten, die sich wie neustrien als zuverlässige regionen nach dem zerfall der spätantiken strukturen erweisen hatten.

doch die grenzziehung zwischen beiden war nicht eindeutig, seit die alamannen den rhein überschritten hatten und im elsass und im aaretal siedelten. vereinfachend legte childebert den rhein als grenze fest, folgte damit wenigstens in der alten maxima sequania der alten grenze, täuschte sich wohl aber über den wandel der gesellschaft. thierry und dietrich mussten sich 610 im elsässischen seltz treffen, um die grenzstreitigkeiten zu bereinigen. dabei wurde thierry überrumpelt, denn die alamannen griffen im elsass und im aaretal flächendeckend an. Im aaretal dürften sie bei dieser gelegenheit die ansiedlung burgundischer bevölkerung mindestens bis über die saane nach westen verdrängt haben. Gesicherter orte der burgunder war jetzt aber nicht mehr das plateau, sondern der lausanne mit dem dortigen bischof.

die folgen für die schweizergeschichte

mit der burgunderthese bekommt die geschichte im gebiet der schweiz während der völkerwandung ein neues gepräge:

erstens, die alemannenthese, die ein unmittelbare nachfolge der germanischen alamannen auf die keltischen helvetier postuliert, muss zeitlich und örtlich revidiert werden. Im unteren aaretal dürfte die burgundische besiedlung nie bedeutsam gewesen sein; ihre herrschaft dürfte von der existenz von vindonissa abgehangen sein. das obere aaretal, samt dem saane- und broyetal dagegen dürfte mindestens auf der linken seite, das zum gebiet von aventicum zählte, bis zum weggang des dortigen bischofes primär burgundisch bevölkert gewesen sein. Die archäologie, aber auch die ortsnamenforschnung sprechen hierfür. hier folgten die alamannen den galloromanen und burgundern vor allem als plünderer, ohne dass sie je das gebiet beherrscht hätten. gerade für den raum der späteren stadt bern sind diese gewichtung nicht ohne bedeutung.

zweitens, für die schweizer raumgeschichte bedeutsam ist aber, dass die alamannen nicht ein freies volk waren, sondern untertanen der römer, der franken, der goten und wiederum der franken, mit denen sie sich selten auf längere zeit gut verstanden. sie liessen sich nach militärischen niederlagen einbinden, kannten aber kaum je stabile herrschaftsverhältnisse, die das hätten garantieren können. deshalb blieben die alamannen für wen auch immer unsichere kantonisten. das erschwerte es auch, sie zu christianisieren. der bischof in konstanz, um 600 eingesetzt, weil mainz zu weit weg war, um die alamannen zu bekehren, war nie eine autorität bei ihnen, und die mönchen, die man den alamannen bis mitte des 8. jahrhunderts schickte, wurden entweder erschlagen oder wanderten wieder aus. damit vertiefte sich der ethnische, kulturell und sprachliche graben zwischen den burgundern und alamannen, soweit, dass nur eine grenzraum zwischen ihnen, wohl zwischen aare und saane, und die strenge hand der karolinger über ihnen das zusammenleben nebeneinander sicherte.

dieses nebeneinander bewirkte aber auch andere entwicklungen, die sich im 9. jahrhundert, als die fränkische macht zerfiel zeigen sollten. das grosse thema dieser zeit, in der das königreich burgund von st. maurice, und das schwäbische herzogtum von chur aus wieder entstanden, war es, formen der friedlichen koexistenz der bauern- und kriegergesellschaften zu entwickeln, die sich nicht mehr verstanden. adelsheiraten, imperiale vorgaben, zähringischer strassen- und städtebau legte die grundlagen dazu, dass sich im 13. jahrhundert verschiedenste eidgenossenschaften als städte- oder landbünde entwickelten, die nach der grossen pest von 1350 zusammenschlossen und im sempacherbrief von 1393 nach der vertreibung der habsburger aus dem aaretal resp. im stanser verkommnis, das nach dem sieg über die letzten burgunder aus dijon geschlossen wurde, die grundlage für die schweiz legte, die sich 1495 von der reichsreform, 1648 von heiligen römischen reich deutscher nation und 1815 von frankreich emanzipierte, um 1848 zur schweizerischen eidgenossenschaft zu werden.

die schweizerische eidgenossenschaft hat die helvetischen wurzeln der schweiz in der eisenzeit wieder und die befreiungsgeschichte von habsburg in der nationalgeschichtsschreibung betont. mit ihr wurde die alemannengthese populär, in den 30er jahren des 20. jahrhunderts sogar doktrinär. letztmals aufgewärmt worden ist sie anfangs 2007 in der weltwoche, welche die schweizer geschichte kurz vor dem wahljahr neu ausrollen wollte.

die folgen für meinen lebensraum und meine lebenswelt

in der geschichtsschreibung seit johannes von müller, in der die brugunderthese immer eine grössere rolle gespielt hatte, sieht man das ganze in einem grösseren zusammenhang: demnach die schweiz nicht 1291 gegründet worden, sondern schrittweise entstanden, und erst 1648 selbständig resp. erst 1848 souverän geworden. vorher war sie aber ein bisweilen essentieller, bisweilen randständiger bestandteil des römischen, später des römisch-fränkischen und schliesslich des römisch-deutschen reiches. Und in diesem spielte burgund, das in der völkerwanderungszeit entstanden war, am ende des 9. jahrhundert wieder als selbständiges königreich entstehen sollte, nach 1034 als unselbständiges königreich letztlich bis 1378 bestand, und in der person von karl dem kühnen, 1475 wieder entstehen sollte, eine erhebliche rolle.

diese aufzuspüren als teil der herrschafts- kultur- und raumgeschichte meines lebensraumes, war der sinn der kleinen, ersten serie über burgund in bern, die hiermit vorläufig abgeschlossen wird.

stadtwanderer

zius später sieg: die eroberung des aaretales durch den alemannischen kriegsgott

teil 7 der serie: “burgund in bern”

teil 6 der serie: “burgund in bern”
teil 5 der serie: “burgund in bern”
teil 4 der serie: “burgund in bern”
teil 3 der serie: “burgund in bern”
teil 2 der serie: “burgund in bern”
teil 1 der serie: “burgund in bern”
vorschau zur serie: “burgund in bern”

noch einmal versuchten die burgundischen könige, die teilung des mittellandes entlang der aare, wie sei 561 beschlossen worden war, wettzumachen. doch dabei wurden sie von ihrem kriegsgott ganz verlassen: 610 kam es zum desaster für die burgunder in der schlacht von wanga, wohl dem heutigen wangen an der aare: sie unterlagen den alamannen!


fränkisches reich nach 561 mit neustrien, austrien und burgund als zentrale vaterländer

der aufstieg austriens im fränkischen reich

nach dem tod des frankenkönigs chlothar im jahre 561 wurde sein reich unter seine vier söhne aufgeteilt. chilperich erhielt tournai und den norden, charibert paris und den westen, gunthram orléans und den süden, und sigibert wurde könig von reims, dem der osten zufiel.

anders als seine brüder, die nach fränkischer sitte, mägde des eigenen hofes oder sklavinnen des marktes zu ihren frauen nahmen, vermählte sich sigibert mit der westgotischen prinzessin brunichilde und feierte die hochzeit nach römischem vorbilde. sein halbbruder chilperich, der es nicht verkraften konnte, nicht der einzige erbe von chlothar gewesen zu sein, erzürnte und begehrte galswintha, die schwester brunichildes. nach längeren verhandlungen, die sich vor allem um sein abendteuerliches vorleben drehten, erhielt er galswintha zur frau. doch die ehe stand unter keinem glücklichen stern, denn chilperich wandte sich schon im ersten jahr von seiner gemahlin ab, liess die erst 17jährige galswintha erdrosseln, um fredegunde, seine frühere geliebte, zu heiraten.

nun war der gegensatz zwischen brunichilde und fredegunde, sigibert und chilperich unüberbrückbar geworden. beide paare strebten nach dem ganzen im frankenreich. sigibert schickte sich an, die gebiete seines halbbruders zu erobern, was ihm auch gelang. es zeichnete sich schon eine neue monarchie ab: im osten hatte sigibert die anerkennung des kaisers gewonnen, und im westen war er mit haus des mächtigen westgotenkönigs verheiratet. und über die auvergne, die ihm gehörte, hatte er schon einen fuss beinahe ans mittelmeer gesetzt!

als sich sigibert in vitry auf den schild heben liess, wurde auch er meuchlings ermordet. jetzt war plötzlich chilperich war seinem ziel, alleiniger herrscher des frankenreiches zu werden, nahe, da auch charibert, sein anderer bruder verstorben war. nur noch gunthram in orléans, der könig von burgund war, konnte ihn gefährden, – und dem machte er nun den hof mit geschenken! denn wer burgund hatte, hatte im frankenreich die mehrheit …


heirat von könig sigibert von austrien und königin bunichilde, westgotische prinzessin

königin brunichildes programm für das frankenreich

doch wer so dachte, war noch ganz in der fränkischen tradition verbunden. er rechnete aber nicht mit brunichilde. diese bemerkenswerte westgotin, schön im ansehen, tatkräftig im handeln, und schlau in ihrer politik, verführte in der gefangenschaft in rouen ihren wächter, chilperichs sohn merowech, kam so wieder frei und übernahm für ihren entführten und zum könig erhobenen sohn childebert die regentschaft, bis dieser volljährig war. childebert stieg denn auch zum könig des fränkischen ostens, austrien genannt, auf und regierte in metz. es gelang ihm gar, burgund vertraglich gesichert zu erben, den könig gunthram überlebte seine vier söhne allesamt.

als nun 595 auch childebert starb, chilperich und fredegunde tot waren, übernahm brunichilde erneut die regentschaft für ihre beiden minderjährigen enkel. einzig der junge chlothar, der sohn von chilperich und fredegunde konnte ihr jetzt noch gefährlich werden. doch sie hatte vorher noch andere herausforderungen im eigenen hause zu bestehen!

ihr älterster enkel, theudebert, war von seinem vater childebert zum könig von austrien bestimmt worden, während theuderich, der andere enkel, burgund erhalten sollte. brunichilde blieb in metz, um für theudebert zu regieren, während sie in chalons-sur-saone, nach öströmischer sitte einen hausmeier mit der verwaltung des reiches von theudrich beauftragte.

ihre die beiden prinzen bestanden ihre taufe im kampf gegen chlothar, den sie besiegten. doch dann trennten sich die wege der beiden: theudebert spannte mit dem austrasischen adel zusammen, heiratete die skalvin bilichilde und verstiess seine grossmutter brunichilde vom hof in metz. diese wählte nun chalons zu ihrem sitz, denn theuderich nahm die grossmutter bei sich auf.

nun kam es deftig: brunichilde setzte jetzt auch ein schlimmes gerücht in die welt, wonach theudebert gar kein rechtmässiger nachfahre von childebert sei, sondern von dessen gärtner gezeugt worden war. einzig ihr lieblingsenkel theudrich in chalons habe das recht, sich fränkischer könig zu nennen. das kam ihr teuer zu stehen: der adel bezichtigte sie, ein verhältnis mit dem hausmeier zu haben, und sich nur so in chalons halten zu können.


alamannen – schlachtensieger bei wanga im jahre 610 – prägen bis heute die kultur der deutschsprachigen schweiz

der krieg zwischen burgund und alemannien

der zwist, der so um 605 zwischen den brüder entstand, blieb nicht ohne folgen: könig childebert hatte nämlich veranlasst, dass theuberich nicht nur das burgund von gunthram erhalten sollten. er hatte auch bestimmt, dass die alte burgundia in ihrem alten grenzen wieder hergestellt werden sollte. demnach wäre der rhein zwischen burgund und astrasien zur grenze geworden, womit das elsass und das aaretal, seit mitte des 6. jahrhunderts durch alamannen besiedelt und dem dukat des alemannischen herzogs zugeordnet, wieder an burgund gekommen wären.

theudebert hatte sich geweigert, auf diese gebiete zu verzichten, und die beiden verkrachten brüder trafen sich 610 im elsässischen seltz. dabei liess sich theudrich übertölpeln, und theudeberts heere griffen flächendeckend über den rhein hinaus an. auch die aare war jetzt keine grenze mehr für sie. bei wanga, wohl wangen an der aare, kam es zum blutigen kräftemessen zwischen alamannen und burgundern, bei dem die alamannen siegten.

in der folge unternahmen die siegreichen alamannen plünderungszüge bis weit nach südwesten vor und zerstörten aventicum ein weiteres (und letztes) mal. der dortige bischof hatte sich angesichts der unsicheren zeiten schon jahre nach lausanne auf den sicheren hügel hoch über dem lac leman zurückgezogen.


bis heute legendenbildend: die hinrichtung der als königin brunichilde durch ihren widersacher könig chlothar II. 613 in renève

königin brunichildes brutales ende

theuderich setzte 612 zum gegenschlag gegen theudebert an, während dem er seinen bruder in metz auch umbrachte. doch fiel auch er einem blutigen anschlag zum opfer und verstarb 613. damit hatte es im austroburgundischen frankenreich einmal mehr keine könige mehr,

– ausser der alten königin brunichilde.

und sie tat, was sie schon beim tod ihres mannes sigibert 575 und eim tod ihres sohne childebert 595 getan hatte: nie nahm der kleinen sigibert, den sohn ihre enkels theuderichs, in gewahrsam und beanspruchte ein drittes mal, die regentschaft für einen ihrer nachfahren führen zu können.

doch jetzt erhoben sich die adeligen von austrien gegen die königin, und sie zogen auch den burgundischen hausmeier auf ihre seite. eine monarchin wollten sie auf keinen fall über sich haben! zusammen riefen sie nach chlothar, dem sohn der fredegunde, um ihn auf den schild aller franken zu heben.

brunichilde floh und versuchte über den jura in burgundische gebiete, die noch zu ihr hielten, zu gelangen, wurde aber in orbe gefangen genommen und an chlothar ausgeliefert. dieser erwartete sie in renève, nahe dijon. er machte ihr den prozess, beschuldigte sie, schuld am tod von 10 fränkischen königen und prinzen zu sein, liess sie foltern, stellte sie seinem heere zur schau, bevor sie auf schreckliche weise gerichtet wurde.

ein jahr darauf liess sich chlothar II. zum könig aller franken erheben, und regierte das reich, das zwischenzeitlich in drei vaterländer, neustrien, austrien und burgund, aufgeteilt war, in personalunion. mit dem edikt von paris 614 musste er aber die weitgehende autonomie des adels anerkennen. selber stand chlothar neutrien vor, während in austrien und burgund hausmeier an seiner stelle das reich verwalteten, und anderem die vorfahren der späteren karolinger.


gregor, bischof von tours, war einer der intellektuellen führer der fränkischen kirche am ende des 6. jahrhunderts; er war auchd er verfasser der “historia francorum” der monumentalen geschichte über die franken, die bis heute unersetzbar ist

die neue macht der bischöfe – ausser bei den alamannen

die macht der adeligen war jetzt die kirche. sie hatte sich zwischenzeitlich dogmatisch auf der basis der dreifaltigkeitslehre verfestigt, mit konzilen eigene instititonen gewonnen, welche das leben der regionalkirchen regelten, und spiesen mit den abgaben, die sie bei den bauern erhoben, ihre eigenen ausgaben unabhängig vom könig. den arbeitsfreien sonntag hatten sie dafür durchgesetzt, an dem sie, von brunichilde beeeindruckt und beänstigt, ernsthaft über die frage nachdachten, ob frauen auch menschen seien und ihn den himmel kommen könnten …

für das schweizerische mittelland war das nicht ohne folgen: die teilung von 561 entlang der aare hatte in der zeit brunichildes weder durch königliche erbschaft, noch durch königliche einflussnahme wettgemacht werden können. vielmehr hatte der versuch, der alten burgundia nach spätantikem vorbild eine ausdehnung zu geben, die bis an den rhein reichte, zum völkerkrieg geführt, den die alamannen gewannen.

es ist nicht bekannt, wie weit die alamannen nach südwesten vorstiessen und sich festsetzen konnten. doch sind die verzweifelten hilferufe der adeligen aus der burgundischen westschweiz, man wolle den eigenen könig wieder haben, unübersehbar.

am wahrscheinlichsten ist, dass der raum zwischen aare und saane nicht mehr besiedelt war und zum grenzraum zwischen alemannen und burgundern wurde, zu deren garant der bischof von lausanne wurde, während der neu eingesetzte bischof von konstanz bei den selbstbewussten alemannischen siedlern im aaretal chancenlos blieb. denn es zeichnet sich ab, dass der römische kriegesgott mars auch im westen des mittellandes in die versenkung verschwunden war, während ziu, der germanische kriegsgott bei den alamannen unverändert hoch im schwang war. nach den vorstössen germanischer schlägerbanden im jahre 260, der burgundisierung des raumes im 5.jahrhundert, der christianisierung der burgundischen könige im 6. jahrhundert, wurde er, ziu, im 7. jahrhundert zum eigentlichen sieger über das aaretal mächtige aaretal.

die plurikulturellen voraussetzungen der herrschaft über das mittelland waren damit geschaffen, und dauern bis heute nach. zius tag wurde der heutige “zischti” (dienstag), – und bis heute streiten sich die lokalen fürsten im deutschschweizerischen fernsehen im “zischtigsclub” um die vorherrschaft über alemannien, während es eine solche sendung im fernsehen der romandie nicht gibt. da interessiert man sich mehr für die fränkische frage, ob der eingewanderte sarkozy oder die einheimische royal monarch oder monarchin werde.

stadtwanderer

die folgenreiche spaltung des mittellandes im jahre 561

teil 6 der serie: “burgund in bern”

teil 5 der serie: “burgund in bern”
teil 4 der serie: “burgund in bern”
teil 3 der serie: “burgund in bern”
teil 2 der serie: “burgund in bern”
teil 1 der serie: “burgund in bern”
vorschau zur serie: “burgund in bern”

im 5. jahrhundert ging das weströmische reich schrittweise unter. nach 476 gab es nur noch im osten einen kaiser; im westen beanspruchte der papst die religiösen aufgaben des kaisers fortzusetzen, ohne dass es im westen eine macht gegeben hätte, die das im militärischen und staatlichen hätte leisten können. so machten sich germanische königreiche auf dem boden des weströmischen reiches breit, die in unterschiedlichen masse in die galloromanisch gebliebene kultur integriert waren. gemeinhin geht man davon aus, dass die spätantiken strukturen, die den weströmischen kaiser überlebt hatten, 561 gänzlich zusammenkrachten, und neuen, frühmittelalterlichen platz machten. das ist auch für das gebiet der schweiz nicht ohne folgen gewesen, denn die aare wurde damals zu einer grenzlinie zwischen ethnien, kulturen und herrschaften.


oströmisches kaiserreich im 6. jahrhundert und die rückeroberungen unter dem kaiserpaar justinian I. und theodora (527 beim regierungsantritt, 533 nach den ersten eroberungen (vandalen), 550 nach neuerlichen eroberungen (westgoten) und 553 nach abschluss der eroberungen (553)

die rückeroberung des westens durch kaiser justinian

am 1. august 527 wurde justinian I. mit seiner frau teodora in konstantinopel zum neuen kaiser, zur neuen kaiserin gekrönt. justinian sollte bis am 14. november 564, seinem todestag dieses höchste amt der antike bekleiden. und er sollte der letzte kaiser im gefolge augustus gewesen sein, der versuchte, die einheit des auseinander gefallen römischen reiches wieder herzustellen.

nach dem zerfall der imperialen macht im westen stiegen die völker der goten, der vandalen, der franken und der burgunder zu mehr oder weniger selbständig handelnden königreichen auf weströmischem boden auf. die franken und die burgunder waren dabei an ihrer spitze zum trinitarischen (oder katholischen) glauben übergetreten, der im römischen reich staatsreligion gewesen war und in den bischofsstädte das weströmischereich überdauert hatte. demgegenüber blieben die vandalen und die goten bei ihrem arianischen glauben, der spätestens 395 als ketzerbewegung von der kirche ausgeschlossen worden war.

justinian richtete seine rückeroberung, die 533 begann, genau gegen diese germanisch-arianischen königreiche. schnell besiegte er die vandalen in nordafrica, während er gegen die goten in italien und spanien jahrelang kämpfen musste und nie gänzlich beherrscht. durch seine machtverlagerung von konstantinopel nach westen, sahen sich die franken, die im ehemaligen gallien ihr zentrum hatten, bedroht, und sie nahmen als erstes burgund in ihren besitz.


fränkische expansion und reichsteilungen im 6. jahrhundert (bis zum tode von könig chlodwig, 511, 1. teilung unter seinen söhnen, 511, 2. reichsteilung unter den söhnen von chlothar I., 561)

die verschiedenen fränkischen teilkönigreiche

könig chlodwig, der die verschiedenen fränkischen stämme links- und rechts des rheins vereinigt hatte, hinterliess bei seinem tod 4 söhne aus zwei ehen. doch war nur der älteste sohn, der einzige aus der ersten ehe, war damals volljährig. er sicherte ihm die nachfolge in den rechtsheinischen gebieten als fränkischer unterkönig zu, während seine witwe, chlotilde die regentschaft links davon für ihr drei eigenen söhne übernahm.

rechts des rheins entwickelte sich die fränkische herrschaft in der folge relativ selbständig weiter: der sohn chlodwigs, theuderich, sein enkel theudebert und sein urenkel theudobald waren nacheinander fränkische unterkönige für die gebiete, die weitgehend germanisch geblieben waren.

überragende figur war könig theudebert, der zwischen 533 und 548 von reims aus regierte und zum eigentlichen gegenspieler von justinian aufstieg. er unterwarf die thüringer, die immer ausserhalb des römischen reiches gestanden hatten, die alamannen, die bis zum gotenkrieg des kaisers den schutz der ostgoten genossen hatten, und die rätier, die so erstmals nicht nach süden, sondern nach norden eingebunden wurden. er prägte auch, was vor ihm niemand gewagt hätte, eigene münzen, die den handel mit dem slwaischen osten befördern sollten.

unter theudeberts herrschaft wurden die alamannen, die nie ein eigenes königreich gebildet hatten, nach süden gedrängt, und überschritten dabei erstmals wieder seit ihrer verdrängung in den schwarzwald mitte des 4. jahrhunderts nei zurach den rhein. aareaufwärts begannen sie das vormals römische, dann burgundische herrschaftsgebiet in beschlag sukzessive zu nehmen.


die verdrängung der alamannen unter könig theudebert I. (anclickbar)

das schicksal der burgundia

die burgundia wurde 534 bei ihrer eroberung durch die franken in zahlreiche gaue aufgeteilt. die meisten davon wurden dem fränkischen könig chlodomir, der in orléans redisierte zur verwaltung übergeben. nicht so verfuhr man indessen mit der alten sapaudia, dem hinterland von genf. dieses kam jetzt unter die herrschaft der könige von reims, was der regermanisierung durch die alamannen tür und tor öffnete.

561 war es dann soweit: könig chlothar I., der während knappen 6 jahren als letzter für lange zeiten alle fränkischen gebiete in personalunion regiert hatte, starb. mit ihm, kann man sagen, ging gallien im römischen sinne definitiv unter. die spätantiken verwaltungsstrukturen, die chlodwig und gundobad noch übernommen hatten, waren obsolet geworden. geblieben waren davon noch die bischofsstädte und das fränkische königtum.


merowingische dynastie bis zur grossen krise von 613

die reichsteilung von 561

561 teilte man die fränkische welt unter chlothars söhnen, wiederum vier, neu auf: sigibert wurde fränkischer könig von austrasien, das die gebiete am rhein umfasste. charibert wiederum wurde könig von neustrien, im wesentlichen das gebiet von paris, während chilperich die fränkischen stammland im norden des heutigen frankreichs erhielt, und gunther fränkischer könig des wieder hergestellten bugund wurde.

durch die ethnische aufteilung des schweizerischen mittelland zwischen burgundischen und alamannischen einwanderern nach 534 wurde das gebiet zwischen jura, oberrhein und alpen nun herrschaftlich geteilt:

erstens, die gebiete links der aare blieben burgundisch, jene rechts davon wurde nun austrasisch.

zweitens, links siedelten die romanisiserten und christianisierten burgunder, rechts hatten sich die alamannen, die germanisch geblieben waren, breit gemacht und mit ihnen wurden das land auch wieder repaganisiert.

drittens, 561 wurde das mittelland aber auch herrschaftlich geteilt. rechts der aare herrschte ein dux, ein herzog, über den ducatus alemanorium, der gefolgsmann von könig sigibert wurde. das gebiet links der aare nannte man bis auf die jurahöhe von nun an ducatus transioranourum, die transjurassischen gebiete, die dem fränkischen könig von burgund mit sitz in orléans unterstellt wurden.


die aare als grenzlinie nach 561 wurde erst mit dem handeln der burgundischen könige 917 wieder überwunden; erst städte wie bern, 1191 gegründet und 1254 mit einer brücke versehen, reintegrierten die landstriche und beiseits langsam und bauten die kulturellen gegensätze langsam ab.

die bleibende teilung

kommt ihnen das nicht unbekannt vor? die kelten, die keine grenzen kannten hätten den kopf geschüttelt ob der neuerung. die römer, die gerne schnurgerade grenzen hatten, wären nie auf die idee gekommen, die aare zur grenze zu machen. sie liessen das land helvetiens in den voralpen einfach auslaufen, hielten aber mit ihren strassen von genf bis arbon das mittelland zusammen.

die germanen nun, die in unterschiedlichem massen römische traditionen aufgenommen resp. abgelehnt hatten und die seit dem 6. jahrhundert das mittelland bevölkerten, teilten dieses erstmals. mit der teilung entwickelten sich nicht nur zwei verschiedene völker weiter, sondern auch zwei kulturen und zwei herrschaftsgebiete.

erst mit dem zerfall der fränkischen macht im 9. jahrhundert sollte sich eine neu perspektive entwicklen, die gegensätuzlich gewordenen teile des heute schweizerischen mittellands mit mitteln der adeligen konkordanz wieder zusammen wachsen zu lassen.

bis es jedoch dazu kam, brauchte es nicht nur zeit, sondern auch noch eine phase der diskonkordanz: den krieg zwischen den burgundern und den alemannen, angestachelt durch rivalisierende fränkische adelige.

davon später mehr …

stadtwanderer

von sigismund zu sigismund – die ausrichtung burgunds am katholizimus

teil 5 der serie: “burgund in bern”

teil 4 der serie: “burgund in bern”
teil 3 der serie: “burgund in bern”
teil 2 der serie: “burgund in bern”
teil 1 der serie: “burgund in bern”
vorschau zur serie: “burgund in bern”

sigismund war der zweite könig der vereinigten burgundia. wann er geboren wurde, weiss man nicht. als er jedoch 524 starb, entstand mit seinem märtyrium das verständnis vom heiligen königtum. das war bei sigismund jedoch erstmals nicht mehr im germanischen sinne der fall, sondern im christlich-katholischen.


hl. avitus von vienne, könig sigismund taufpate

sigismund zwischen machtpolitik und religion

gundobad regelte einen der beiden grossen konflikte in seiner burgundia mit dem burgundischen volksrecht. er vermittelte so zwischen den städtischen galloromanen und den romanisierten burgunden auf dem land. die andere grosse spannung versuchte erst sein sohn, sigismund, zu überbrücken. anders als die meisten burgunder, die arianischen glaubens waren, folgte sigismund der trinitarischen strömung im christentum, die im römischen reich die staatsreligion war und im 11. jahrhundert in den heutigen katholizismus mündete. sein ziel war es, burgund auf den pfad des richtigen römischen glaubens zu bringen.

machtpolitisch hielt sich sigismund ganz an die goten. in ravenna regierte theoderich im namen des kaisers in konstantinopel über italien, wo seine ostgoten lebten, und später wachte er auch über die westgoten im südwesten galliens. diese verbindung baute sich sigismund durch die heirat an den gotischen könighof auf. vom glaubensbekenntnis her, richtete er sich aber ganz am kaiserlichen hof in konstantinopel und am papst in rom aus. dieser sah sich auch als verbliebener hüter der imperialen tradition im westen, hatte er doch den kaiserlichen titel des pontifex maximus, des grossen brückenbauers über die konfessionellen strömungen, übernommen. gleichzeitig hatte er den arianismus als erste ketzerbewegung von der kirche ausgeschlossen, weil dieser die trinitität des christlichen gottes leugnete.

sinnbildlich für diesen übergang war sigismunds reise als designierter könig der burgundia. wie sein vater ging er nach rom. doch anders als dieser, eroberte er die stadt nicht mit einem burgundischen heer. und er stürzte auch keine kaiser, den es in rom zu seiner zeit gar nicht mehr gab. dafür pilgerte er in die stadt des papstes, um für ihn zu beten. noch war die burgundische kirche nicht päpstlich; sie meldete aber damit den anspruch an römisch und damit zur staatskirche im grossen rhonetal zu werden.


kloster und schloss st. maurice heute

st. maurice als burgundisches hauskloster

noch vor dem tod seines vater gründete sigismund, der unterkönig in genava (genf) war, in agaunum, heute als st. maurice an der oberen rhone bekannt, ein religiöses zentrum, das den richtigen glauben verkünden sollte. selber hatte er sich vom bischof in vienne, aviatus, taufen und zum trinitarischen glauben bekehren lassen. jesus wurde für ihn so nicht nur ein künder gottes, wie für die anderen burgunder, sondern wie der vater und der heilige geist ein teil der dreifaltigen göttlichkeit.

damit forderte sigismund aber auch die franken heraus. diese hatten die römische staatsreligion schon unter ihrem könig chlodwig, einem zeitgenossen gundobads, übernommen, und so ihren führungsanspruch in ganz gallien markiert. die merowingersippe, die in tournai und soissons über die vereinigten franken und die ihnen unterworfenden alamannen regierte, wartete seither nur auf die gelegenheit, auch die burgundia zu unterwerfen. chlodwig selber hatte im jahre 500 gundobad angegriffen, war dann aber unter dem macht der burgundisch-gotischen heere zurückgeschreckt.


die burgundia zwischen gotischem und fränkischem reich

die krise der königsherrschaft

könig sigismund heiratete nach dem tod seiner gotischen frau ein zweites mal. seine zweite frau war nun, wie er, vom richtigen glauben. und sie misstraute sigrich, dem sohn sigismunds aus erster ehe. sie verpfiff ihn im sechsten jahr der königsherrschaft bei ihrem mann, er strebe nach der königsmacht und wolle den arianismus in der burgundia wieder einführen, der im volk unverändert beliebt war.

sigismund schenkte seiner frau glauben und liess sigerich im affekt umbringen.

aviatus, der taufpate von sigismund, unterrichtete seinen sohn, dass seine tat mit dem richtigen glauben nicht vereinbar sei und dass sie gesühnt werden müsse. sigismund zog sich darauf hin nach agaunum zurück und überliess godomar, seinem bruder, die burgundische königsherrschaft. sigismund bekenntnis zur reue, überzeugte indessen die arianischen goten nicht: sie versagten godomar ihren schutz, denn sigrich war auch von ihrem blut gewesen, und als könig hätte er die burgundia gut mit dem gotenreich verbinden können, womit von der adria bis zum atlantik ein einheitlicher herrschaftsraum entstanden wäre.

nun griffen die franken unter könig chlodomir die burgunder an. zu seinen truppen zurückgekehrt, konnte sigismund nur noch ihre niederlage feststellen. er und seine familie fielen gar den franken in die hände, die sie abschleppten. in der burg von coulmiers, wo sigismund, seine frau und seine zwei söhne gebracht worden waren, wurden sie im jahre 524 gemeinsam in einem brunnen ertränkt.

jetzt fühlten sich die goten von den expandieren franken bedroht, und sie unterstützen den bedrängten burgunderkönig godomar. dieser griff in den alpen bei vézeronce die franken an, und schlug sie mit gotischer hilfe, wobei könig chlodomir selber fiel.

die franken zogen sich danach wieder nach orléans zurück, doch nur, bis theoderich gestorben war. 534 griffen sie könig godomar erneut an, stürzten ihn und besetzen die ganze burgundia. die zeit des selbständigen königtums der burgunder auf römischem boden war damit beendet. eingeleitet wurde dafür die zeit der fränkischen herrschaft über burgund, die wechselhaft genug bis in die mitte des 9. jahrhunderts dauern sollte.


sigismund-kult im mittelalter

bilanz: der sigismund-kult am ende des königreichs burgund

sigismund war es nicht gelungen, die burgundia machtpolitisch zu festigen, wie das sein vater gundobad so mustergültig vollbracht hatte. unter ihm hätte sie zur römischen herrschaft zuerst in südgallien, dann über ganz gallien werden sollen. so wäre die nachfolge des weströmischen kaisertums, das zu gundobads zeiten untergegangen war, burgundisch geworden. man weiss es: dem war nicht so, vielmehr sollte das weströmische kaiserreich erst an der schwelle des 8. zum 9. jahrhundert wieder auferstehen, und war in fränkischer gestalt.

doch begründete sigismund mit seiner religiösen orientierung die geistige tradition burgunds, die in der klosterwelt des mittelalters gross wurde und so den katholizimus dieser zeit prägen sollte. sein märtyrium wurde von der burgundischen kirche zum anlass genommen, ihn zum heiligen zu erheben, womit erstmals ein germanischer könig christlichen glaubens über seinen tod hinaus von der kirche verehrt wurde.

536 wurden sigismunds reliquien nach agaunum, dem heutigen st. maurice gebracht, und mit dem ewigen lob, der laus perensis, tag und nacht besungen. noch heute steht neben dem kloster, das sigismund 515 begründet hatte, die sigismund-kirche.


kaiser sigismund ordnete das untergegangene mittelalterliche königreich burgund neu und erhob die stadt bern zum königlichen stand

seine gebeine sind jedoch 1365 von kaiser karl iv. aus dem hause luxemburg-böhmen, der als letzter kaiser auch die burgundische krone trug, nach prag in den veitsdom gebracht worden. seinen sohn zweiten sohn taufte karl iv. ebensfall sigismund, und der sollte 1414 das zerfallenen königreich burgund neu ordnen: savoyen wurde damals in den rang eines herzogtums erhoben, das sich wiederum wie zu zeiten gundobads um das (obere) rhonetal und die alten alpenübergägne in die lombardei kpmmern sollte, während könig sigismund im gleichen jahr 1414 bern zum königlichen stand erhob und die bedeutung der stadt als zentrum in der alten sapaudia erhob. sinnbildlich hierfür ist das heute noch stehende berner rathaus, das sigismund einweihte.

stadtwanderer

vom gedächtnis der ortsnamen

teil 4 der serie: “burgund in bern”

teil 3 der serie: “burgund in bern”
teil 2 der serie: “burgund in bern”
teil 1 der serie: “burgund in bern”
vorschau zur serie: “burgund in bern”

viel weiss man nicht über die frühen burgunder und ihre leben auch in unseren breitengraden. aber eines fällt bis heute auf: der charakter der unübliche charakter von ortsnamen, vor allem im heutigen kanton freiburg und waadt. und der hat burgundische ursachen: ortsnamen, die auf -ens enden, entsprechen den -ingen-ortsnamen auf deutsch, die germanischen ursprungs sind, sie kommen auf französisch aber nur im gebiet der alten burgundia vor und haben entsprechend burgundische wurzeln.


sah es so in aventicum aus, als die burgunden in unsere gegenden kamen? – bild der untergangenen römischen stadt pompeii, die bei einem ausbruch des vulkan vesuv verschüttet wurde und deshalb heute noch fast unverändert wie beim untergang aussieht (anclikcbar)

das entstehen der multikulturellen gesellschaft in der sapaudia

wie viele burgunden 443 in die sapaudia kamen, weiss man bis heute nicht so recht. im vergleich zu den heutigen bevölkerungszahlen, waren es sich er wenige; in bezug auf die damalige population von 300000 im alten gebiet der helvetier war es sich ein respektabler anteil.

die römischen berichte sprechen von 20’000 einwanderern. die zahl ist jedoch wenig wahrscheinlich, wenn man daran denkt, dass die burgunden nur eine halbe generation nach ihrer verfrachtung in den süden in der völkerschlacht auf den katalaunischen feldern eine entscheidende rolle spielten. und wenn man an die rasche expansion der burgunden ins rhonetal denkt, dünkt einem die zahl erst recht viel zu klein.

die burgunden waren in der untergehenden imperialen welt auf jeden fall nicht zu vernachlässigen, denn sie erhielten einen föderatenvertrag, der sie nicht nur zu militärdienst verpflichtete. er gab ihnen auch land zur eigenen nutzung in der sapaudia, und selbst an den steuereinkünften wurden die burgunden, die sich niedergelassen hatten, beteiligt. damit teilten die verbliebenen galloromanen nicht nur ihren besitz, sie schufen auch eine voraussetzung für das zusammenleben verschiedener kulturen auf engstem raum.


verteilung von ortsnamen, die auf -ens enden, in der alten burgundia von gundobad (anclickbar)

das gedächtnis der ortsnamen

einen hinweis, wie man sich das vorzutellen hat, kann man heute noch beim kartenlesen bekommen. speziell in den kantonen freiburg und waadt häufen sich ortschaften mit einer endung auf -ens. und sie liegen in unmittelbarer nähe von orten, die auf -y oder -iez aufhören.

die namenskonstruktionen auf dem land sind eigentlich immer gleich. der erste teil des ortsnamens ist der eigenname des sippenführers oder gutshofbesitzers, im einen fall keltisch oder römisch, im andern fall germanisch. endungen auf -ingen sind im deutschen häufig die zentren der frühen besiedelung durch alamannen im 6. jahrhundert, und wortausläufer auf -ens im französischen verweisen auf das gleiche durch die burgunden.

echallens, von wo ich komme, ist ein typisches beispiel hierfür: die wortendung verweist an sich auf eine burgundische namensgebung; der eigenname ist höchstwahrscheinlich “charles”; abgeschliffen hat sich indessen mit der das “r”, das zu einem “l” geworden ist, und aus dem wort “challens”, dessen bedeutung man im 13. jahrhundert nicht mehr kannte, wurde e-challens, “aus challens”. oder ganz zurück übersetzt: echallens ist “aus challens” resp. “aus dem ort, wo die leute des charles wohnen”. wie “charles” auf burgundisch hiess, ist nicht so eindeutig klar. meist nimmt man an, dass es “car(a-o)lingos” war, dem am anfang des ortsnamen steht. das wiederum ist ein untrügerisches zeichen, dass es ein spezieller sippenführer war, den namen wie karl sind in allen kulturen herausgehobene. herausgehoben ist schliesslich auch der ort von echallens: auf dem plateau ist der ort nicht nur leicht erhöht und deshalb sei der bronzezeit bewohnt, er ist auch für verkehrverbindungen von südwesten nach nordosten resp. von nordwesten nach südosten ein wichtiger kreuzungspunkt.

die exklusive verbreitung der endung -ens in der alten burgundia

das witzige an dieser ortsnamentheorie ist nun, dass sich namen, die auf -ens enden, nicht nur in der heutigen romandie gehäuft finden, sondern mit schwerpunkten im ganzen gebiet der burgundia von gundobad vorkommen. das ist ein untrügerischer hinweis dafür, wo die einwandernden burgunder ausgehend vom 5. jahrhundert ihre sippen hinführten, land nahmen und bewirtschafteten, und mit der nahe gelegenen römischen stadt in verbindung traten.

in gegenden mit massierungen von ortsnamen, die auf -ens enden, dürften die burgunden gehäuft vorgekommen sein und ihre eigene kultur gepflegt haben, während sie an anderen orten schneller in die gallorömische integriert wurden. vorangetrieben wurde die assimilierung sicher auch durch die sippenführer, die – wie gundobad selbst – in einer art doppelwelt lebten: im römischen militär stellten sie nicht selten die führer und waren stark angepasst, bei sich zuhause lebten sich nach alten regeln und war der könig.


verbreitungsgebiet des heutigen frankoprovenzialischen im gebiet der alten burgundia (anclickbar)

vom frankoprovenzialischen und dem patois im burgundergebiet

die assimilierung der burgunden in ihrem kerngebiet geschah gerade in der sprache, dem eigentlichen träger von kultur, nie ganz. im 19. jahrhundert entdeckte man, dass das französisch gerade im erweiterten im rhonetal eine eigene wendung hatte und sich allen französisierungen zum trotz von der sprache des nordens und des ostens unterschied. geboren wurde damals die bezeichnung des frankoprovenzialischen, der französischen sprache der mont blanc leute, die sich vom okzitanischen (lange d’oc) und nordfranzösischen (langue d’oil) unterschied.

zu diesem frankoprovenzialen gehört übrigens auch das schweizer französisch oder patois. zwar haben calvin, die schulen und das fernsehen in den letzten 500 jahren viel dazu beigetragen, dass es verschluckt wird. doch wird es in rückzuggebieten der romandie immer noch gesprochen oder wenigstens verstanden. es liegt nahe, dass damit eine der letzten spuren des ausgestorbenen ostgermanischen, das im burgundischen als mischung aus germanischen und romanischen elemente überlebt hat(te), langsam aber sicher ganz verschwindet …

… weshalb ich gerne daran erinnere!

stadtwanderer

im zeichen der wasseruhren

teil 3 der serie: “burgund in bern”

teil 2 der serie: “burgund in bern”
teil 1 der serie: “burgund in bern”
vorschau zur serie: “burgund in bern”

gundobad war zwischen 478 und 516 der erste könig der frühen burgunder, dem es nach der grossen wanderungszeit gelang, alle burgunder im rhone-, saone- und doubstal zu vereinigen. rr nannte sein regnum „burgundia“, und er war der rex. dafür erhielt er zahlreiche ehrungen geschenkt, so auch die errungenschaft der damaligen zeit: die wasseruhr, von denen er im ehemaligen gallien die allererste besass.


die von den hunnen 375 ausgelöste germanische völkerwanderung fand 451 in der schlacht auf den katalaunischen feldern ihren kriegerische höhepunkt und brachte den aufstieg burgunds zum eigenständigen königreich auf imperialem boden (anclickbar)

die eigentlichen sieger auf den katalaunischen feldern

die schlacht zwischen römern und hunnen auf den katalaunischen feldern 451, die man heute in der nähe von chalons-sur-marnes vermutet, kam es nicht nur zum grössten kräftemessen des 5. jahrhunderts, denn es sammelten die römer links alle germanen, denen man links des rheins habhaft werden konnte, und es verfuhren rechts des rheins die hunnen genau gleich. mehr als 100’000 krieger sollen auf beiden seiten gestanden sein, als man zuschlug. und es waren so viele, dass man heute noch nicht weiss, wer gewonnen hat.

jedenfalls destabilisierte diese schlacht die herrschaft gewaltig: general aetius, der „sieger“ auf römischer seite, wurde vom eigenen Kaiser umgebracht, weil er nach dessen macht strebte, und khan attila, der „sieger“ auf der hunnischen seite verstarb nur kurz danach, weil er zu seiner stärkung nochmals heiratete, in der hochzeitnacht mit der germanin ildico („hildchen“) an einem blutsturz verstarb.

nutzniesser in unserer gegend waren die burgunder, die auf römischer seite gekämpft hatten. sie nutzen den zerfall des imperiums in rom und trier, um ihr eigenes königreich von der sapaudia aus auszudehnen. rasch besetzten sie nach genève auch vienne, lyon und besançon. lyon machten sie zu ihrer neuen Königsstadt, und fenf, das vorher diesen rang inne hatte, blieb hauptstadt im der sapaudia.

die burgunden nutzten ihre starke stellung im rhonetal, wo der handel noch funktionierte, und machten nun druck auf den römischen Kaiser. dieser war nurbnoch ein hampelmann, denn er hing auf biegen und brechen von den germanischen heeren in italien ab. 472 schloss sich gundobad dem ranghöchsten germanen im römischen heer, ricimer, an. gemeinsam griffen sie mit ihren soldaten rom an und plünderten es. ricimer verschied hierbei, und gundobad übernahm den posten des patricius, wie der oberste general der kaiserlichen truppen hiess. auch er ernannte einen weströmischen kaiser, den drittletzten, dessen namen ich vergessen habe …


ausdehnung der burgunden von der sapaudia aus ins rhone-, saone- und doubstal

gundobad wird erster gemeinsamer burgundischer könig

nach dem tod seines vaters gundowech trat gundobad, wie es bei den germanen sitte war, die nachfolge als burgundischer unterkönig an. dabei rangierte er seine drei brüder, die auch unterkönige waren, einen nach dem andern aus, und überliess chrodechilde, eine halbschwester, dem aufstrebenden frankenkönig clovis, der wiederum eine seiner töchter dem ostgotenkönig theoderich vermachten, während theoderich seine tochter Ariadne gundobad zur frau gab. das machte durchaus sinn, denn so bekämpften sich die drei germanischen könige auf römischem boden nicht.

doch clovis änderte die regeln. Zuerst besiegte er die alamannen, die es nicht zu einem eigenen königtum gebracht hatten, und trat, von chrodechilde hierzu angestiftet, zum katholizismus über. chrodechilde überredete ihren Mann auch, gundobad anzugreifen, denn er hatte bei seinem aufstieg seine brüder umgebracht. anfänglich war clovis mit seinem angriff erfolgreich, musste sich aber aus dem rhonetal zurückziehen, als die goten die burgunder zu unterstützen begannen.


monogramm von könig gundobad

lex gundobada als bleibende errungenschaft der burgunder

gundobad festigte nun seine macht mit 32 comes und stellvertreter im rang eines beamteten grafen. und er gab seinem reich auch ein eigenes gesetz: die Lex Romana Burgundionum, besser bekannt als Lex Gundobada, mit der er bestrebt war, germanisches und römisches verständnis von recht zu verbinden, um das zusammenleben der ansässigen galloromanen in den städten und der eingewanderten germanen auf dem lande auch ohne kaiserlichen schutz zu ermöglichen. damit begründete er aber auch die heimat der burgunden, die alte burgundia, die vom heutigen arles bis an den doubs und den rhein reichte.

gundobad stellte er sich mit seiner verbindung von galloromanen und germanen in die tradition von theoderich, dem könig der goten, der in italien gleiches anstrebte, grenzte sich aber von clovis ab, der im norden erstmals ein christlich-germanischen königreich anführte. theoderich war es denn auch, der gundobad den titel eines ehrenkonsuls bei den goten verlieh, dessen regnum erstmals „burgundia“ nannte, und gundobad mit der technischen errungenschaft seiner zeit, der wasseruhr beschenkte.

mechanisch waren die beiden ihrer zeit voraus, doch militärisch sollten sich clovis und seine söhne durchsetzen. Damit sollten sie, und nicht gundobad, für das anbrechende mittelalter stilbildend wirken: die verbindung von wildem germanentum und römischem christentum sollte die europäische welt die nächsten 1000 jahre regieren.

stadtwanderer

von den wilden burgunden  …

teil 2 der serie: “burgund in bern”
teil 1 der serie: “burgund in bern”
vorschau zur serie: “burgund in bern”

„Noch bin ich zwar gesund, allein wie kannst du
heitren Liebesgesang von mir verlangen, der ich
des langhaarigen Volkes Tischgenosse,
hab germanische Worte auszuhalten,
muss auch wieder und wieder ernsthaft, was da
der burgundische Vielfrass vorsingt, loben
der mit ranziger Butter sich den Kopf salbt.
Du darfst Augen und Ohren glücklich preisen,
glücklich preisen dir auch die Nase, dem nicht
früh am Morgen schon zehn Portionen Knoblauch
und elendige Zwiebel rülpst entgegen …“

vom schock der galloromanen

sidonius appollinaris, der dies mitten im 5. jahrhundert über die burgunder schrieb, war sichtlich geschockt. der frühere stadtpräfekt von rom, der aus gallien stammte und als bischof der auvergne wieder dorthin zurückkehrte, wusste zwar um die bedeutung der burgunder für die verteidigung der römer gegen die wilden völker. doch waren ihm auch die burgunder ungeheuer: letztlich waren sie aus seiner sicht genau so unzivilisiert; einzig unterschieden sie sich von den alamannen darin, dass sie selber römer werden wollten.


eine kulturbegegnung besonderer art: schockiert über den knoblauch-gebrauch der frühen burgunden waren die spätantiken römer

wie heute nicht anders definitierte sich eine hochkultur über das essen: was und wie man isst, zeigt, wer man ist!

und die essgewohnheiten der burgunder unterschieden sich offensichtlich von jenen der römer: knoblauch und zwiebeln waren den römern damals noch nicht so gläufig wie den burgundern; erst die klöster sollten diese gemüse und gewürze in gezähmter form auf den mittelalterlichen speisezettel der franken setzen, und so asiatisches kulturgut in europäisches übersetzen.

von der kultur der frühen burgunder in der heutigen schweiz

den burgundern, die in die sapaudia kamen, wurde auch nachgesagt, die asiatische sitte, den frischgeborenen kindern ihrer fürsten die köpfe zu bandagieren, übernommen zu haben. damit sollte der noch weiche schädel geformt, ja erhöht werden. bis ins hohe alter sollten so vor allem die weiblichen nachfahren der erfolgreichsten krieger als besondere frauen gekennzeichnet werden. in den burgundischen gräbern, die man beispielsweise im kanton waadt entdeckt hat, konnte man diese form der auszeichnung für die erste generation der anwesenheit von burgundern nachweisen; danach scheint die fremde sitte jedoch zu verschwinden. heute interpretiert man das so: die burgunder, die in die sapaudia kamen, waren ein sammelvolk, das einen gemeinsamen burgundischen könig akzeptiert hatte; es vermischten sich in ihm verschiedenste sitten, so auch die hunnischen, von denen man die schädelverformung übernommen hatte.


schädelverformung bei den burgundern, vor allem bei frauen, gibt bis heute anlass für kontroverse diskussionen über die sitten, die im volk der burgunden geherrscht hatten, die im 5. jahrhundert in das gebiet der heutigen westschweiz kamen.

man hat solche spuren der frühen burgunder in unseren gegenden zum anlass genommen, von einer raschen anpassung der burgunder an fremde herrschaften und damit auch an die gallorömische lebensweise zu sprechen. ganz anders als die alamannen haben sich die burgunder rasch assimiliert. dafür spricht auch, dass es ihnen ab dem 6. jahrhundert erlaubt war, sich mit römischen familien zu verheiraten. selbst das christentum in der orthodoxen form übernahmen sie in dieser zeit, und auch ihre sprache, eigentlich aus dem ostgermanischen stammend, haben sie auf eigentümliche art mit dem vulgärlatein vermengt. daraus entstand die regionalsprache des langue d’oc, die als patois auch in der romandie bis ins 20 jahrhundert überdauert hat.

vom wilden germanen zum integrierten romanen

so galten die ehemals wilden burgunder nur 200 jahre nach ihren ersten kontakten mit der römischen zivilisation plötzlich als die angepasstesten germanen, anders als die wiederspenstigen alamannen von den galloromanen kaum mehr unterscheidbar. die burgunder selber haben das in ihre geschichte übernommen, und ihre ostgermanischen wurzeln zu verleugnen resp. durch römische zu überlagern begonnen. keinem burgunder in frankreich käme es heute in den sinn, ein nachfahre der barbaren zu sein. vielmehr waren nach dem zerfall des weströmischen imperiums nebst den westgoten und franken zu einem der drei grossen königreiche aufgestiegen, die das ehemalige gallien sah, und herrschten mit ausnahme der mittelmeerküste während jahrhunderten über das ganzen rhone-, saone- und doubstal. traditionesreiche römische bischofsstädte wie lyon, vienne, genève und besançon gehörten zu ihrem königreich. zusammengehalten wurde es durch die lex burgundiones, eines der ältesten codifizierten germanenrechte, das an die gallorömische lebenweise der spätantike angepasst worden war.


burgunderin aus dem 5. jahrhundert, bei der ankunft in der sapaudia und nach einigen generation der assimilierung an die gallorömische lebensweise (darstellung der universität lausanne)

das burgunderrecht regelte selbstverständlich die aufgaben des königs, namentlich seine vorrechte auf die jagd im wald, aber auch die einkünfte, die er aus bussen bezogen, welche man für verletzungen oder tötungen von freien burgundern, halbfreien angehörigen anderer stämme und unfreien skalven zu entrichten hatte. das alles war mehr als nur ein gesetzeswerk. es war das burgundische volksrecht, das die späteren imperialen herrcshaften über- oder unterdauert hatte, denn es ist bis in die heutigen tage als loi gombetta im burgundischen kulturbereich bekannt.

ganz offensichtlich haben die burgunder mit ihrem volksrecht viel mehr wert auf äusseres gelegt, als es der gallorömische historiker sidonius auf den ersten blick bemerkt hatte. so gehörte es zum fehlverhalten von burgundern, übergewichtig zu sein. und auch dafür zahlte man dem könig ein bussgeld!

von der vorsicht bei verallgemeinerungen von volkscharakteren

auch daran spürt man es: die verwendung von volksnamen ist stets mit stereotypen verbunden: “germanen” sind unsympathisch, “galloromanen” sind imperial, und “burgunder” sind anpassungsfähig. damit muss man aufpassen: denn in der ersten erwähnung der burgundiones durch die römer, die plinius der ältere im jahre 70 unserer zeit festhielz, nannte er sie noch als teile der vandalen. auch diese sind im 5. jahrhundert ins römische reich eingedrungen und haben ihr eigenes königreich vor allem in nordafrika, der kornkammer des reiches, errichtet. geblieben ist von ihnen nichts, ausser dem miserablen ruf, den sie nicht zuletzt bei den christlichen schriftgelehrten genossen. das haben die reaktionäre während der französischen revolution gerne aufgewärmt, indem sie die revolution mit vandalismus gleich setzten. sie haben damit ein stehendes bild geschaffen, das bis heute in der polizeisprache der demokratie erhalten geblieben ist.

ganz anders hat sich die bedeutung des wortes “burgunder” seit plinius entwickelt: “burgund” steht heute für kultur, für katholizismus und weinbau und gutes essen. von vandalischen einflüssen auf die spätantike will man heute gar nichts mehr wissen, während es sich für europäer immer noch gut macht, burgundische wurzeln zu haben und sie in der vergangenheit nachzuspüren.

für mohamedaner ist das übrigens ganz anders: sie haben das andenken an die vandalen positiv bewahrt und ihnen den namen al-vandalus gegeben, woraus in südspanien europäisch verformt andalusien entstanden ist. was wiederum positiv besetzt ist …

stadtwanderer

die burgunden – ein ostgermanisches volk

teil 1 der serie: “burgund in bern”

zu gewohnt sind wir, dass ein volk an einem ort lebt und alleine oder mit anderen zusammen einen staat bildet. wer burgundische geschichte studiert, muss davon rasch abstand nehmen: burgund ist nicht nur das bekannte weingebiet in frankreich, denn das ist nur der teil der alten burgundia, indem der name “burgund” in der form der region “bourgonge” überdauert hat. die burgundia aus dem 6. jahrhundert wiederum ist nur ein teil der völkerschaften, die burgunden geheissen werden, ostgermanen waren und einen nicht bekannten ursprung haben. auf ihrer wanderung von der ostsee ans mittelmeer kamen sie auch in aventicum vorbei!


die wanderung der burgunden zwischen 200 und 450 unserer zeit vom hohen nordosten über worms bis in das gebiet des genfersees

eines der vielen wandervölker

häufig werden die burgunden mit der heute dänischen insel bornholm in verbindung gebracht, denn diese hiess im mittelalter burgundarholm. ob das schon reicht, die herkunft der burgunden zu bestimmen, ist heute umstritten. gesichert ist nur, dass die burgunden wie die goten oder wandalen ein ostgermanischer stamm waren, der im 3. jahrhundert zwischen oder und weichsel lebte, und von dort aus nach süden expandierte und mit anderen germanen raubzüge bis tief ins römische reich unternahm.

260 fiel der römische limes, und die ihm am nächsten lebenden germanen wandert in das dekumatenland ein, das im wesentlichen dem heutigen baden-württemberg entspricht. sie werden von nun an alamannen genannt. das eröffnete einem teil der burgunden die möglichkeit, sich im gebiet des mains niederzulassen.

geschichtlich bedeutsam werden die burgunden im jahre 369. kaiser valentian I. macht aus den burgunden im maingebiet verbündete. sie sollen die unzuverlässigen alamannen, bis dahin mit dem grenzschutz am oberrhein betraut, ablösen. das bringt sie in einen unüberwindbaren gegensatz zu den alamannen einerseits, anderseits eröffnet es dem germanenstamm römische lebensweise.

zwischen römern und hunnen

375 löst der vorstoss der asiatischen hunnen nach westen die grosse germanische völkerwanderung aus. als erstes zerstören die hunnen das reich der ebenfalls ostgermanischen goten am schwarzen meer, vertreiben einen teil, neu westgoten genannt auf römischen boden und unterwerfen den anderen teil, ostgoten geheissen als ihre krieger.

das vordringen der westgoten von konstantinopel nach rom versetzt die römer in aufruhr. sie ziehen ihre truppen aus britannien und dem rhein ab, um rom zu verteidigen. damit eröffnen sie verschiedenen stämmen, die am rhein lebten, bisher ungekannte möglichkeiten. die sueben und wandalen überschreiten mit den alanen den zugefroren strom im winter 406/7, um tief nach westen vorzustossen. in ihrem gefolge überqueren auch die burgunden den rhein, lassen sich aber schon in und um worms nieder.

nur 5 jahre danach schlossen sie sich jovinus, einem ursurpator an, und geleiteten ihn auf seinen zügen nach gallien. nach dessen tod, gründen die burgunden 413 erstmals auf römischem boden unter gundahar ein eigenes königreich.

rom arrangiert sich in dieser zeit mit den hunnen, die rechts des rheins in eine hegemoniale stellung aufsteigen und die verschiedenen germanenstämme in diesem gebiet beherrschen. die hunnen dienen ihnen als truppen, und werden von den römern bezahlt.

als sich 435 die burgunden worms verlassen wollen und in die alte kaiserstadt trier aufbrechen, werden sie erstmals militärisch besiegt. römer und hunnen dezimieren das burgundische volk, und der römische feldherr aetius weist ihnen in der folge ein neues siedlungsgebiet zu: die sapaudia.

die burgunden – das volk in der sapaudia

lange hat man gerätselt, wo diese sapaudia lag. meist ging man davon aus, dass das wort savoyen daraus entstanden und die sapaudia deshalb mit dem gebiet südlich des lac léman identisch sei. das half vor allem dem anspruch der savoyer, die legitimen nachfolger der burgunder zu sein.

heute zweifelt man daran. archäologische funde verweisen eher auf das dreieck zwischen jura und alpen, genfersee und aare als eigentliches kerngebiet, das allenfalls nach südwesten und nordosten erweitert war. zentraler ort der sapaudia wäre demnach aventicum gewesen, die stolze römerstadt, die 260 von den germanen geplündert worden war und danach nie mehr an ihre frühere bedeutung anknüpfen konnte. ihr umland entlehrte sich und verwaldete im 4. jahrhundert, sodass sich der name der sapaudia (waldgebiet) einbürgerte. und genau dieses umland von aventicum sollten die besiegten burgunden nun wieder urbar machen, um aventicum mit korn und soldaten gegen die alamannen zu schützen.

so kamen die burgunden, oder was davon nach der niederlage gegen aetius noch übrig geblieben war, in das gebiet der heutigen kantone waadt und fribourg. sie waren ostgermanen, die sich der römischen lebensweise angenähert hatten, als militärisch besiegte das zerfallende imperium zu stützen versuchten, und so in der weströmische armee rasche aufstiegsmöglichkeiten fanden. 443 sollten die römer auf die burgunden essentiell angewiesen sein, denn die hunnen kündeten unter ihrem khan attila die kooperation mit den römern an und setzten zum sturm aus das kaiserreich nördlich der alpen an.

davon aber später!

stadtwanderer

die grosse serie: burgund in bern (vorschau)

“ach, du mit deinen burgundern! das glaubt doch niemand, dass die mal hier waren und man davon auch noch was merken würde. burgund ist ein feines weingebiet in frankreich, – santé!”

das ist zwar nicht die einizige reaktion, die ich zu meinen burgundergeschichten auf dem blog zu hören bekomme. es ist aber ein häufige. man kann einfach nicht verstehen, wie bern und beaune zusammengehören sollen. die räume sind so weit weg, die kulturen sind so unterschiedlich ausgeprägt, und schliesslich haben die berner gemeinsam mit den eidgenossen die burgunder-herzöge bei grandson und murten besiegt! was also soll das alles?


karte, die ich jüngst bekommen habe, und die mich motiviert hat, die serie zu den burgundern zu verfassen!

burgund – was ist das eigentlich?

ich will mich erklären: ich will meinen interessierten klar machen, wer die burgundiones oder burgunden eigentlich waren, woher sie kamen, wo sie ihr königreiche aufbauten, weshalb sie immer wieder besiegt und beherrscht wurden, warum sie dennoch nicht untergingen, wie sich das burgundische erbe in verschiedene richtungen auflöste, warum es rund um beaune heute noch besteht, während die burgundischen wurzeln in bern fast ganz in vergessenheit geraten sind.

es wird kein vollständiges geschichtswerk werden über die burgunder, – eher ein exemplarisches. es soll aber zeigen, wie wanderung und landnahme, herrschen und beherrscht werden, kulturerzeugung und -vermittlung zusammenhängen, um eines zu verstehen: wie weit muss man in der berner kultur graben muss, um die das burgundisch-katholische, feudale-fränkische, imperiale-lateinische unter dem bernisch-eidgenössisch-schweizerischen wieder aufzufinden. es geht also darum, das mille-feuille von lebenslagen, die uns heute bewusst sein, abzutragen, um bis aus den teig zu gelangen, der eigentlich alles von unten stützt!

die motivation

machen wollte ich das ja schon lange. motiviert hat mich aber eine karte, die ich dieser tage von heidi ramseier, einer lebensgefährtin von sergius golowin seit den 60er jahren, aus bern bekam: sie hat mit dem berner schriftsteller etliche male den krönungsort rudolfs und berta als burgundischer könig und königin, das kloster st. maurice, besucht, – und auch viele seiner bücher hierzu und zu ihrer tochter adelheid gelesen.
und an meine adresse richte sie: “Es ist gut, dass hier und da jemand die Bevölkerung an die vielfältigen Wurzeln unserer Kultur, auch an die immer mehr aus dem Bewusstsein des Volkes verschwindenden Burgunderkönige, erinnert!”

die übersicht über das, was kommt!

na denn, lesen sie ab morgen in loser folge die serie über die burgunder, unter anderem zu:

. die burgunden, – ein ostgermanisches volk
. von den wilden burgunden
. im zeichen der wasseruhren
. das gedächtnis der ortsnamen
. gleich drei burgund beerben die morbinden karolinger
. burgund und katholizismus: cluny und cîteau
. burgund im kaiserreich: barone und städte im kampf um die vorherrschaft über das mittelland
. burgund unter französischer krone: die opposition der mächtigen herzöge von burgund
. das ende der burgundischen herrschaften

und natürlich: burgund: mehr als nur guter wein!

stadtwanderer (im burgundischen bern)

die königin von burgund und der schultheiss von thun geben sich die ehre

nun ist es also soweit: meine partnerin ist königin von thun, und ich bin ihr schultheiss daselbst. geehrt hat uns der verein mittelalter!thun”: “Es ist uns eine grosse Freude die beiden bedeutendsten Aemter unseres Vereins nach anfänglicher Vakanz mit so ausgewiesenen Persönlichkeiten besetzen zu können”, schreiben der vorstand die kurzfristig erreichbaren aktiven! – herzlichen dank, sagen wir da, und wir freuen uns auf unsere aufgaben!


urkunde des vereins “mittelalter!thun” für die stadtwandererin und den stadtwanderer

in der tradition der burgundischen wanderkönigInnen

gerne stellen wir uns in die tradition von berta und rudolf, königin und könig von hochburgund. denn sie waren ja auch wandernde, – und was für welche!

mobiles königtum hiess damals, keinen festen königsitz zu haben, keine schloss zu bewohnen, keinem zentralistischen staat vorzustehen. vielmehr reisten der könig und die königin im 10. jahrhundert mit ihrem ganzen anhang noch umher, besuchten die königshöfe, die meist von reichen bauern geführt wurden. in wimmis stand der wahrscheinlich östlichste königshof burgunds und bewachte den eingang ins simmental. weitere höfe waren am thunersee, wahrscheinlich in spiez und in strättlingen. wohl gehörte auch bümpliz dazu, und auch murten ist denkbar.

das königspaar lebte auf diesen höfen, solange die lebensmittelvorräte reichten. in dieser zeit ordneten sie die herrschaft, schlichteten sie streitigkeiten vor ort, beurkundeten güterwechsel und gingen ansonsten mit vorliebe der jagd in den königlichen wäldern nach. wenn es nichts mehr zu essen und zu trinken gab, packte man die siebensachen und zog zum nächsten königshof.

dieses idyllische leben in den wäldern und auf den feldern beendeten in unseren gegenden vor allem die madyaren in den 920er jahren. die asiatischen reiter beriefen sich darauf, ehemalige truppen des kaisertums unter arnulf von kärnten gewesen zu sein, das an könig berengar von verona übergegangen, – und unverändert die herrschaft in den provinzen ausüben zu dürfen. auf könig rudolf, der die kaiserinsignien in seinen schutz genommen hatte, hatten sie es besonders abgesehen. sie destabilisierten seine herrschaft beträchtlich, nachdem er ihnen und dem kaiser in einer schlacht in norditalien eine niederlage beigebrcht hatte. sie bewirkten so die annäherung der hochburgunder an den könig des ostfränkischen reiches, die 100 jahre später zur integration burgunds ins römische reich des hochmittelalters führte.

in der erinnerung blieben sind raubzüge der madyaren. in thun waren sie wahrscheinlich nie, in st. gallen indessen schon, in basel auch, und von da aus zogen sie auf beiden seiten des jura hinunter ins aaretal.

das hat auch das wanderkönigtum verändert. bertas und rudolfs sohn, konrad, der die nachfolge von könig rudolf unter widrigen umständen antrat, bekämpfte die raubenden banden in seinen landen. er täuschte vor, sich mit ihnen zu verbünden, machte das aber nicht nur mit den madyaren, sondern auch mit den sarazennen, die das rhonetal hinaus gekommen waren, um sie dann, irgendwo im elsass aufeinander zu hetzen. so haben sich die beiden gegner des burgundischen königreiches um 940 gegenseitig militärisch besiegt. danach war wieder ruhe, und konrad ging als der friedfertige in die geschichte ein.

zentralisierung und delegierung der königsmacht

könig konrad regierte lange, bis 993. er zentralisierte die königsmacht. zu seinem eigentlichen königsitz wählte er aix-en-provence, das aachen in der provence. von dort aus kontrollierte er sowohl das rhonetal wie auch die alpenpässe in die verwandte lombardei. hochburgund, von wo er kam, vernachlässigte er aber nicht.

die königspfalzen im burgundischen hochland, wie man das dreieck zwishen aare, alpen und jura nannte, liess er befestigen, mit motten, palissaden und wassergräben rundherum. sie dienten als fluchtburgen, in denen man schutz fand, notvorräte gelagert hatte, und mit denen man sich so gegen kommende angreifer schützte.

gleichzeitig förderte könig konrad die kirche als trägerin der gemeinschaften vor ort. die bevölkerung sollte überall bekehrt werden, um nicht in die hände heidnischer herrscher zu fallen. seine eltern hatten damit angefangen und mit dem bau der heute noch bekannten romanischen kirchen im aaretal begonnen. man erinnert sich heute noch an diese wegweisenden taten. konrad setzte nun, gemeinsam mit seiner schwester adelheid diese politik fort. gemeinsam vollendeten die geschwister die gründung des klosters payerne, das sich zum eigentlichen neuen zentrum im christianisierten hochburgundischen land entwickelte.

überall setzte man nun königliche beamte ein, in den klöstern und in den fluchtburgen. sie sollten die wandernden könige, die verschwunden waren ersetzen. der zentralisierung der königsmacht folgte die delegation mit beamten auf den fuss! die vertreter des königs sie standen den versammlungen der lokalen sippenhäuptlinge vor, sie übten die rechtssprechung aus, und sie führten die truppen, wenn es nötig war. daraus entstand im 11. jahrhundert der burgundische adel, der sich gegen das königtum stellte, bis er es ablösen konnte: bischöfe in den alten städten und grafen auf dem land, beherrschten nun burgundischen gebite. die gebiete. die bischöfe waren mehrheitlich kaisertreu, das heisst nach norden orientiert, während vor allem die grafen von savoyen immer an den papst hielten.

als man, 200 jahre später daran ging, nach burgen und klöstern städte zu gründen, verlängerte man die tradition der stellvertretenden herrschaftsausübung. der oberste königliche beamte in einer stadt war nun der schultheiss, eigentlich der “schuld heisscher” oder auch strafvollzieher. er war nun königlicher stellvertreter, oberster richter und leiter der täglichen arbeit in der stadt. schnell entwickelte sich dieses amt zu jenem des eigentlichen stadtherren, was es, auch ohne einen könig oder eine königin zu haben, bis 1798 in den berner landen auch blieb. so kannte thun einen schultheissen von 1254 bis zum einmarsch der franzosen.

gottgewollte ämter in ihrem verein

liebe thuner freunde des mittelalters: es ist uns eine ausgesprochen grosse ehre, die tradition der wandernden königspaare wie auch der stillstehenden königsbeamten in ihrem verein einnehmen zu dürfen. wir werden uns bemühen, unsere aufgaben, die uns gott gegeben hat, in ihrem kreis würdig zu vollziehen! wir werde das tun, auch wenn wir wissen, dass es den grundsätzen der menschenrechte nicht entspricht, und nichts mit demokratischer staatsführung zu tun hat. wir werden euch aber auch daran erinnern, wenn ihr übermässig gegen die gottgewollte ordnung verstossen solltet!
wir machen das vor allem, weil wir an jedem gelage, das ihre gemeinschaft auf schloss thun veranstaltet, teilnehmen wollen und das andenken an das zu- und abwandernde königtum aufleben lassen möchten, wobei auch wie solange bleiben werden, als es zu essen und zu trinken gibt.

pflegt eure reben, füttert eure schweine und wärmt eure hütten!

stadtwanderer und stadtwandererin

sternstunde philosophie: die schweiz – ein projekt…

das gab es noch nie! bei keinem meiner bisherigen medienauftritte hatte ich so viele (und so positive) echos. selbst die blogosphäre beteiligte sich in form einer selbst live-verarbeitung. und das zurecht: denn die entstehung der jüngsten „sternstunden philosophie“ zu “die schweiz – ein projekt” ist in ihr minutiös dokumentiert.


“sternstunde philosophie” vom 14. januar 2007: der stadtwanderer, befragt von roger de weck (quelle: rebell.tv)

der anlass zur sendung

moderator während der einstündigen sendung zum thema: „wie sind die politischen institutionen der schweiz entstanden, und welchen philosophischen grundlagen folgen sie?“ war roger de weck; bestritten wurde die antwortsuche vom stadtwanderer.

animiert zu dieser sendung wurde de weck im mai des vergangenen jahres. der abstimmungssonntag zum bildungsartikel im jahre 2006 war eher flau verlaufen. so bin ich nach der sendung nach horgen gegangen, wo das „initiative und referendum institut“ einer delegation des deutschen bundestages das soeben geschehene erklärte und so eine studienwoche zur direkten demokratie der schweiz vorbereitete. das referat zur abstimmung hielt meine mitstreiterin bianca, danach kam ich und habe das grundsätzliche der entscheidung erläutert, und schliesslich sprach roger de weck zu „was hält die schweiz zusammen, was trennt sie?“.

die runde verlief sehr animiert, und das publikum beteiligte sich sofort. bald sprach man von den grundlagen der direkten demokratie, und schnell rasch stellten sich die bekannten vorurteile ein: qualifizierte form der zukunftsdemokratie auf der einen seite, spezialform der demokratie, die nur vor dem hintergrund der schweizerischen politischen kultur der schweiz funktioniert, auf der anderen seite.

doch da habe ich die runde auf dem gegenfuss erwischt: die schweiz ist nicht seit 700 jahren eine direktdemokratie. ihre institutionen dervolksrechte sind viel jünger: 1831 führte man in den regenerierten kantonen die volksrechte ein; 1874 kam gesamtschweizerisch das referendum hinzu, und 1891 rundete die volksinitiative die instrumente der direkten demokratie ab. mehr noch: der erste theoretiker der direkten demokratie war weder wilhelm tell, noch sonst ein urschweizer. vielmehr war es ein flüchtling, der 1827 in die schweiz kam und in küsnacht am rigi und in burgdorf politisches asyl bekam. der theologe ludwig snell war damals wegen den demagogen-gesetzen aus deutschland ausgewiesen worden, und beteiligte sich sofort an der liberalen bewegung in der schweiz. er kritisierte sie aber auch. es brauche nicht nur eine liberale elite gegen die traditionelle, argumentierte er. es brauche auch selbstentscheidungsrecht der bürger und bauern in form von wahlen – und volksrechten. schnell wurde er mit dieser forderung professor für staatsrecht an der berner universität, schrieb das damalige standardwerk zum demokratischen, föderalistischen staatsaufbau der schweiz und prägte so sowohl die zürcher verfassung von 1831, die berner von 1846 wie auch jene des bundesstaates von 1848 massgeblich mit.

dieser ludwig snell, sein revolutionärer hintergrund und auch seine deutsche herkunft sind bald in vergessenheit geraten. Selbst in der wissenschaft begann man, die direkte demokratie durch schweizerische protagonisten zu begründen. erst in den 90er jahren des 20. jahrhunderts ist snell von den bernern staatsrechtsgelehrten wieder entdeckt und gebührend gewürdigt worden. mich hat das sofort begeistert, und ich habe ihn in meiner demokratietour durch bern integriert.

auch an diesem sonntagabend entstand eine spannende diskussion mit der vertretung des deutschen budnestages, denn diese war sich nicht so bewusst, dass ausgerechnet einer ihrer landsleute den funken in der schweiz gezündet hatte. der bundestagsabgeordnete schily, bruder des ehemaligen innenministers und fdp abgeordneter, ein bekannter der nachfahren von ludwig snell, nahm das zum anlass, das feuer,das der funke entfacht hatte, intellektuell zu verarbeiten und über die folgen für deutschland von heute nachzudenken. da waren wir dann alle, insbesondere aber roger de weck, im element!

die sendung und ihre thesen

vor einigen tagen fragte mit roger de weck an, ob wir diesen gedankengang noch einmal aufnehmen und danach fragen wollten, was aus dem wagnis der direkten demokratie, wie die deutschen sagten, in der schweiz geworden sei: welches die träger der verschiedenen institutionellen vorstellungen waren, wie das referendum und die verbände, wie die initiative und die politischen parteien zusammengehören, und ob daraus ein stabiles politischen system werden kann? denn im ausland sei man meist der meinung, das gehe nicht; und in der schweiz ist man überwiegend anderer auffassung. die gründe hierfür zu erkunden, war denn auch das eigentliche ziel der sendung.

die eigentliche these, die ich vertrat und begründete war: ausgebaute direkte demokratie wie in der schweiz verlangt ein auf konkordanz ausgerichtetes regierungssystem. das ist zwar kein zwang, denn es sind verschiedene kombinationen möglich. es ist aber ein vorteil für die politische stabilität.

es sollte auch noch um mehr gehen: um die reformmöglichkeit resp. um den reformwillen in der schweiz, um die frage, ob direkte demokratie einmal initiiert, wieder reduziert werden kann. sollte man das negieren, würde auch erörtert werden, was die auswirkungen der volksrechte auf das politische system und die politischen kulturen sind. das wiederum sollte zu einem exkurs über die stadt/land-beziehungen in der antike, in frühmittelalter, in der lateinischen und in der deutschsprachigen schweiz führen.

die these, die ich hier, gegen die intentionen des gesprächsleiters vertrat, lautete: die politische konkordanz zwischen den parteien ist nicht zwingend; aktuell bewegt sie sich auch in richtung aufweichung. damit nicht verwechselt werden darf aber die konkordanz zwischen den politischen kulturen, die in erster linie sprachregional bestimmt ist. sie in der direkten demokratie zu wahren, ist eine zwingende aufgabe der frielichen konflitktregelung in der plurikulturellen schweiz.

die ersten reaktionen auf die sendung

ob wir all die ziele beantwortet haben, weiss ich nicht! ich sehe nur die zahlreichen reaktionen. und die sind meist überschwänglich.

merci vielmals für das breit geteilte lob und den dank, eine sternstunde der politischen philosophie erlebt zu haben, sage ich da. und ich danke auch für die einwände, die ergänzungen, und die hilfen beim verständnis und ihrer übersetzung in andere kontexte. merci sag ich all jenen, die sich direkt an mich gewendet haben, oder auch über dritte mir ihre reaktionen haben zukommen lassen. besonders herzlich bedanken will ich mich aber beim rebell.tv, das die sendung schon im voraus mit der werbetrommel bekannt gemacht und sie dann auch live protokolliert – und kommentiert hat.

selbst auf den stadtwanderer hatte die sendung auswirkungen: die nutzung meines blogs war am sonntag hoch, – insbesondere drei beiträge wurden überdurchschnittlich genutzt:

• das programm über die berner stadtwanderung zur demokratiegeschichte,
• den beitrag zum abstimmungssonntag vom 21. mai 2006, und
• die biografie von kaiserin adelheid, dem gegenstück zum heidi, und die beide, gerade im ausland je für eine ganz anderes schweizbild stehen.

wenn ich meinen blog selbstkritisch ansehe, merke ich auch, dass ich zu ludwig snell nie ausführlich berichtet habe. Ich werde das nachholen, – aus dem blickwinkel der archive für staatsrecht, für liberale gesinnung in burgdorf und für asylunterkünfte auf der rigi.

ich sehe, ich werde noch weit ausholen müssen, mit meinen wanderungen.

stadtwanderer

sendung ansehen

stadtwandern auf zürcher abwegen

eigentlich wollte ich nur einmal nach zürich. denn ich hatte eine einladung, von einer ehemaligen mitstreiterin in meiner firma. doch dann trafen wir alles andere als zu zweit: ingrid deltendre, die heutige fernsehdirektorin, hatte die begegnung mit mir gleich im hallenstadion arrangiert. und erst noch während der preisverleihung für den swiss award! so kam ich ganz schön auf abwege, – beim stadtwandern in zürich!

spiessrutenlaufen, um zutritt zu erhalten

stadtwandern an so einem anlass ist nicht ohne. selbst wenn du gute schuhe montiert hast, holt dich eine limusine im hotel ab. nichts taugt der tag für lange spaziergänge, vorgefahren wird man, und aussteigen darf man nur vor dem roten teppich!

dann beginnt gleich das schwierigste des ganzen abends für mich und meine stadtwanderin: das spiessrutenlaufen zwischen scheinwerfern und blitzlichtern, – und zwischen kreischenden teenis und fragenden journis. doch wir haben glück: roman kilchberger, nicht mein favorit unter den tv-schaffenden, stürzt sich auf rolf knie vot uns, dem er umgehend seinen deal anbietet. wir kommen so, auch ohne gedealt zu haben, ins hallenstadion.

drinnen hats schon megamässig leute; die meisten aber tragen eine ebenso megamässig ungeeignete wanderausrüstung: schuhe, die einem keine 50 meter weit tragen, eng anliegende kleider, die einem wohl jede beinbewegung einengen, und leichte schulterteile, die bei ersten windstoss weggeweht werden dürften, machen nur so die runde. ich glaube, die meisten am swiss award wollen auch gar nicht stadtwandern! sie sind hier, um zu sehen, das man sieht, wie man aussieht. und um gesehen zu werden, man darin aussieht, was man später auszieht!


der stadtwanderer claude longchamp mit der wirklichen schweizerin des jahres, der nationalratspräsidentin christine egerszegi (foto: stadtwanderin, anclickbar)

die wirkliche schweizerin des jahres

ich sehe als erstes christine egerszegi. eigentlich ist sie ja die schweizerin des jahres. im dezember 06 wurde sie, bei der richtigen wahl im nationalrat, zur präsidentin der grossen kammer gewählt, – und ist damit, verfassungsgemäss, für ein jahr die höchste schweizerIn. die begrüssung ist herzlich. anders als die meisten anwesenden hat unsere präsidentin nämlich keine allüren, und kennt das stadtwandererpaar persönlich. uns so steht ein eigenwillige dame aus dem aargauischen melligen (“sumo-ringen ist mein lieblingssport”)vor mir, die ihre politkarriere als präsidentin der musikschule in ihrer kleinstadt begann und auch heute noch die musikgruppe des parlamentes präsidiert: “c’est le ton qui fait la musique”, hatte die geistreiche romanistin ihr programm für das wahljahr 2007 zusammegefasst! ich kann ihr da nur das wasser reichen, denn ein cüpli will sie nicht. „ich habe noch eine funktion zu erfüllen“, sagt sie, nicht ohne stolz.

und diese funktion besteht darin, den schweizer des jahres in der kategorie „politik“ zu ehren. das ist dann an diesem abend dick marty, der tessiner ständerat, der unerschrocken die europäischen regierungen angeklagt hat, welche die amerikanischen überflüge über ihre länder im irak-krieg verschwiegen und vertuscht zu haben. er bezichtigte gar georges bush der lüge und verurteilte ihn, ein schlechtes vorbild für die welt zu sein. die jury dankte es ihm, nomierte ihn wie rolf bloch und doris leuthard, für den politikpreis, und die academy, welche die stimmen vergab, setzte ihn auf den ersten polit-platz.

das schweizer comeback des jahres

doch es ist unübersehbar: an so einem abend steht die politik nicht im zentrum steht. sie ist schon im publikum schlecht vertreten; denn es dominiert die cervolat-prominenz! es ist der abend der populären, nicht der besten.

es singen und tanzen die jungen, – und auch die sind nicht immer die besten. bianca ryan ist zwar laut, aber wirklich musikalisch ist der auftritt der 12 jahrigen nicht! und die music stars dürfen zum ersten und letzten mal gemeinsam auftreten; anderntags werden sie sich schon ein erstes mal selber dezimieren, um zu wissen, wer weniger schlecht ist. anne-sophie mutter wiederum ist zwar elegant und stilvoll; stimmung mit nur einer geige und viel rauch entsteht im grossen hallenstadion aber nicht. take that, as it is!, sag ich schliesslich da, als die gleichnamige band ihr comeback gibt, und freue mich eigentlich nur über die wirkliche auferstehung des jahres, als polo hofer, der berner unterhalter (“im lätschte johr es es meer huere schlächt gange”)das schweizer shogeschäft wieder von hinten aufrollt!

mein schweizer des jahres

nimmt man den stadtwanderer als massstab, wer schweizerIn des jahres hätte werden müssen, hätten von den vornominierten benedikt weibel, doris leuthard und melanie winiger auf dem podest sein müssen. beppo schaffte schon das assesement durch die academy nicht, und doris hatte eine schwere woche im bundesrat und im blätterwald hinter sich, sodass eigentlich nur melanie blieb. doch auch die rotzfreche schauspielerin setzte sich an diesem abend nicht durch, – wohl hatte sie anderen stress in ihrer nahen umgebung zu bewältigen,als wirklich siegen zu wollen …

so waren dann giorgio noseda, der oberste krebsforscher der schweiz, heliane canepa, die orginellste unternehmerin des landes, daniele finzi pasca, der geniale regisseur der eröffnungsshow an den olympischen winterspielen aus dem tessin, und, natürlich, stephanie glaser, die herbstzeitlose schauspielerin, die mit 85 jahren ihre erste hauptrolle in einem kinofilm gespielt hat, für die höhepunkte verantwortlich.

nachträglich am besten gefallen hat mir aber daniele, weil er mit einem unübertreffbaren charme das stadion erobert hat und auf der bühne allesamt wichtigen, schönen und kompetenten (das heisst sandra studer), unendlich lange in seine arme genommen hat.

des schweizers schweizer des jahres

dem fernsehpublikum wiederum am besten gefallen haben die schweizerInnen, die an diesem abend gar nicht ausgezeichnet wurden. peinlich!, sag ich da, denn in der volkswahl setzten sich fast durchwegs die sportgrössen durch, die ihre eigene, von einer grossbank gesponserte gala schon im dezember abgehalten hatten. und dies obwohl roger federer, schon einmal tv-schweizer des jahres und deshalb von der diesjährigen konkurrenz ausgeschlossen, abwesend war. doch edith hunkeler (“die glückliche strahlefrau2), tanja frieden (die unverdient neue), und köbi kuhn (der ganz normale) schwangen bei der ganz normalen jury vor dem flimmerkasten praktisch geschlossen ganz oben aus. das schliesslich köbi national mit 37 prozent der stimmen siegt, überraschte niemanden wirklich!

da war ich doch ganz froh, dass die wirkliche überraschung des abends gelang: die nicht angekündigte, erstmalig verleihung des lifetime swiss award, der an den swatch begründer nicolas hayek ging. dieser war von seiner ganzen familie von biel nach zürich verschleppt worden, und selbst bei der überüberschwänglichen laudatio durch adolph ogi realisierte er nicht, dass er für sein lebenswerk ausgezeichnet werden würde. selten habe ich den charismatischsten uhrenmacher der schweiz so menschlich-fassungslos gesehen, wie in den momenten, als er auf für den liefetime award die bühne gerufen wurde.

und dann endlich das treffen mit ingrid

beobachtet habe ich die ganze, leicht glamouröse show von der schwerst glamourösen ersten reihe aus. zwar war ich nicht im mitte-block des hallenstadions, wie die ganze srg-prominenz von der berner giacomettistrasse, sass aber dafür im linken block zuvorderst. und wer da alles (fast) neben mir sass: der aktuelle mister schweiz, miguel, zu meiner rechten, renzo, sein vorgänger, zu meiner linken, und dazwischen noch bianca, die führere schönheitskönig der schweiz! ich war ganz froh, dass ich an diesem abend grad frisch vom coiffeur kam, ein neues wanderhemd trug und meine reservefliege wenigstens für die showtime montieren konnte. übrigens: ganz neben mir sass natürloich meine schweizerin auf lebzeiten!


der stadtwanderer claude longchamp mit der gastgeberin, ingrid deltendre, seine frühere assistentin heutig fernsehdirektorin (foto: stadtwanderin, anclickbar)

ja, und dann traf ich sie, derentwegen ich eigentlich gekommen war: ingrid! ein paar schritte gingen wir gemeinsam, ein paar worte wechselten wir gemeinsam, – und ein promifoto von uns gemeinsam hat die stadtwandererin gemacht! es war nett, die assistentin aus den 80er jahren, mit der ich im „gotthard“ im zürcher engequartier immer wieder freitag mittagessen ging, als fernsehdirektorin wieder zu treffen, – und das gerade nach ihrem erfolgreichsten quotenjahr! ich habe mich bedankt, dass sie mich eingeladen hat – und beim bankett direkt neben filippo lütenegger gesetzt hat.

im club der erfolgreichen selbstsändigen

„uiii“, sagte ingrid noch über filippo, „der warne die ganze politik, sie, die direktorin von sf.tv, sei unfähig“. dont worry!, dachte ich mir, meine kundschaft warnte “seine weltwoche vor jahresfrist auch vor meiner unfähigkeit.

und jetzt ist das erfolgreichste jahr für mein geschäft und den stadtwanderer daraus geworden. “willkommen im club der selbständigen!”, begrüsste ich den ceo der verkauften jean frei ag, bevor ich vorgewarnt zum vorwarner setze. nach dem vorzüglichen dinner nagle ich jedoch meine wanderschuhe, und mache mit meiner stadtwanderin definitiv wieder auf den richtung bern!

stadtwanderer

weltweit fans des stadtwanderers

eigentlich wusste ich es schon lange, doch glaubte ich es kam: der “stadtwanderer” hat nicht nur in bern und ihrer umgebung fans, sondern auch in halb europa und der welt! jetzt kann ich das sogar visuell darstellen; bin mächtig beeindruckt!

die software heisst “sitemeter”; sie kann unter der entsprechenden www-adresse angeklickt werden. mit etwas aufwand schafft man es, das auf seine nutzerdaten anzuwenden. dann wartet man, bis 50 oder 100 besuche auf der seite waren, und lässt sich das ganze kartografisch darstellen.


meine letzten 100 besucherInnen am morgen des 9. januar 2007; in der obigen darstellung sollten nur die daten ohne roboter aufgelistet.

klar, ich weiss, es können auch provider sein, die man so abbildet. so bin ich selber nicht in bern, sondern in pully (kanton vd, schweiz) registriert. das schränkt die genaue lokalisierung der nutzeretwas ein; entscheidend ist es aber nicht, denn die verteilung fällt weltweit aus.

meine longdistance-fans kommen gegenwärtig aus sao paolo, bazil (9519 km zu wandern bis hier), el vite, mexico (9513 km), whittier, california (9497 km), seattle, washington (8429 km) und caracas, venezuela (7960 km). ganz schon weit, wie der stadtwanderer trägt!

in europa habe ich momentan besuche aus finnland, schweden, england, belgien, deutschland, oesterreich, ungarn, italien, frankreich und natürlich aus der schweiz.

klar, dass es momentan in der schweiz gegenwärtig tolle besucherzahlen für bern, thun und freiburg hat. da war ich virtuell ja zuletzt spazieren.

übrigens, man kann sich alles gleich selber auf dem neuesten stand ansehen. der knopf ist auf der blogseite unten links angebracht.

nur drücken muss man selber! und wandern, bei sich zuhause!

stadtwanderer

der aufstieg des hauses zähringen bis zu den stadtgründungen im üchtland

1198 waren die zähringer auf dem höhepunkt ihrer macht. berchtold V. war als deutscher könig vorgeschlagen worden, hatte aber mangels unterstützung im adel auf die annahme der wahl verzichtet. der aufstieg seines geschlechts hierzu war weder einfach noch gradlinig. rr begann 962 mit dem neu gegründeten römischen reich, führten 1061 zum herzogtitel in schwaben, 1098 zu jenem von zähringen und 1127 auch zu dem von burgund. widerspruch fanden die zähringer vor allem wegen ihrer papsttreue, die sie in einen gegensatz zum geschlecht der staufer brachte; mehrfach wurde ihr aufstieg dadurch gebremst. gelungen ist er vor allem durch die pionierhafte tat, eine ganze reihe von mittelalterlichen städten zu gründen, um so das territorium zu kontrollieren und den handel zu ermöglichen. der tod von berchtold V. 1218, der seine kinder überlebt hatte, beendete diese politik unter der führung des schwäbischen adelsgeschlechts.


das römische reich im 11. jahrhundert (quelle: wikipedia, anclickbar)

der wandel des kaiserrreiches

962 entstand das römische reich durch die krönung von könig otto I. und königin adelheid zu kaiser und kaiserin. ihr gebiet umfasst damals das ostfränkische reich mit sachsen und franken im zentrum, schwaben, bayern und kärnten im süden, um mit der lombardei im süden. hinzu kam der kirchenstaat des papstes. die erste dynastie, jene der ottonen, beherrschte das reich bis 1027; danach schwangen sich die salier zu römischen kaisern auf. unter ihnen kam das ehemals selbständige königreich burgund zum reich, doch zerbrach jedoch die einheit von kaisertum und papsttum, die verbindung zwischen dem reich der römer und dem der deutschen. höhepunkt dieser trennung war der investiturstreit, der 1076 mit der synoden von worms begann und 1122 mit dem edikt von worms beendet wurde. mit diesem konflikt veränderte sich die position des adels: er war nicht mehr mittler zwischen den alten stammesherzogtümern einerseits, und dem übergeordneten kaisertum anderseits. Vielmehr war man partei eines königs oder eines gegenkönigs, eines papstes oder eine gegenpapstes. das kaiserreich drohte sogar ganz auseinander zu fallen, und nördlich der alpen zum normalen deutschen königreich zu werden. Nicht zuletzt deshalb überhöhten es die staufer mit einem sakralen anspruch und nannten ihr reich ab heilig.

die wurzeln der zähringer

die wurzeln der “zähringer” sind alemannisch. Die familie wird damals noch als jene der bertholde bezeichnet, denn berchtold war der häufigste name. 999 erhielt berchtold, der graf im thurgau von kaiser otto III. verschiedene privilegien. kaiser heinrich II., der letzte aus dem hause der ottonen, erweiterte den wirkungsraum von berchtold, indem er ihn auch zum grafen im breisgau machte.

die Familie der berchtolde gehörte zu den eng verbündeten auch der salischen Kaiser. sie scheinen sie in ihren italienfeldzügen seit den 1030er jahren unterstützt zu haben; man findet auch hinweise, dass sie dabei waren, als kaiser konrad II. in dieser zeit das königreich burgund einnahm. durch heirat war die familie auch in der gegend von limburg begütert geworden.


der stammbaum der berchtolde/zähringer vom 10. bis 13. jahrhundert (quelle: baden-württemberg, anclickbar)

der aufstieg zu herzögen

das jahr 1057 markiert den aufstieg der berchtolde in die oberste liga des schwäbischen adels, versprach ihnen doch kaiser heinrich III. das herzogtum schwaben. seines frühen todes wegen konnte er die abmachung nicht mehr einlösen, und seine witwe, die kaiserin agnes, bevorzugte hierfür den grafen rudolf aus rheinfelden. als ersatz erhielten die berchtolde 1061 das herzogtum kärnten und die markgrafschaft verona. so kamen sie auch zum herzogtitel.

die herrschaft in kärnten war nicht von dauer. nach 12 jahren räumte die familie das feld, denn die macht im amtsherzogtum, das sie für das salische kaiserhaus versahen, hatten sie nie richtig in die hände bekommen. vielmehr engagierte man sich nun im ausbrechenden streit um die einsetzung von bischöfen klar auf päpstlicher seite und unterstützten die reformvorschläge für die römisch-katholische kirche. ihr zentrum konzentrierte sich immer mehr auf die burg zähringen im breisgau, nahe dem marktflecken freiburg.

als die rheinfelder, die den titel des herzogs von schwaben innehatten, 1090 ausstarben, kam der grosse Moment für die berchtold von zähringen. sie gründeten das schwarzwaldkloster st. peter und erhoben den anspruch auf den herzogtitel in schwaben. kaiser heinrich IV., dem papstkritiker par excellence, passte dies gar nicht, und er förderte das haus staufen als herzöge von schwaben. 1098 kam es zu einem für das herzogtum entscheidenden arrangement: die herrschaft wurde räumlich geteilt. die staufer sollten rechts des rheins regieren, die zähringer links davon, – mit dem zentrum zürich. ihre gebiete gehörten nun nur noch formell zu schwaben, faktisch entstand auf diese weise das herzogtum zähringen. doch wurde dieses territorialherzogtum nicht als gleichwertig zu den traditionellen stammesherzogtümern betrachtet, sodass die zähringer versuchten, ihren rang anderweitig zu sichern.

mit dem aussterben der salier 1125 kam ihre stunde. der neue kaiser lothar I., der sein amt nach der regelung des investiturstreits antrat, berücksichtigte nun auch die ehemalige, papsttreue partei im adel. die zähringer konnten 1127 durchsetzen, herzöge von Burgund zu werden, und dort die königlichen regalien zu verwalten. das brachte ihnen zusätzlich den titel eines rektors von burgund, einer art vizekönigtum, ein. vorangegangen war aber die ungeklärte ermordung des kindes wilhelm von burgund, der aus dem frafenhaus von macon stammte und dessen eltern von der Petersinsel auf dem bielersee aus die hochburgundischen teile diesseits des juras verwalteten.

lange konnten die zähringer ihren anspruch, herzöge von burgund zu sein, nicht halten. 1156 traten sie diese rechte der neuen kaiserin, beatrice aus der familie des pfalzgrafen von burgund ab, die in besançon residierte, sicherten sich dafür aber den tiitel des rektors von burgund über die diözesen der bischöfe von lausanne, genf und sitten.


zähringerstädte: rot=neugründung, grün=ausbau

der höhepunkt als prioniere der mittelalterlichen städtegründungswelle

unter berchtold IV., herzog von zähringen und rektor des burgund, wechselten sie nun ihre politik. statt ein einflussreicher vasall des kaisers zu sein, wurden sie nun politische unternehmer und gründeten auf ihrem territorium erstmals seit römischer zeit systematisch städte.

ausgangspunkt hierfür die stadtgründung von freiburg im breisgau gewesen, die um 1120 erfolgt war und einen kranz weitere städte im oberrheingebiet nach sich gezogen hatte. schon damals versuchten sie so ihren einfluss gegenüber dem haus staufen zu sichern. um 1157 kam freiburg im üchtland hinzu, und unter dem letzten zähringer, berchtold v. wurde die politik der städtegründungen mit bern beendet. zudem wurden orte wie burgdorf, oltigen, murten und thun verstärkt und zu städten ausgebaut.

wo die voraussetzungen es erlaubten, legten die zähringer ihre städte streng geordnet an. die haupt- und die quergasse sollten das kreuz jesu symbolisieren, und rundherum wurden sie durch seitengassen erschlossen, was man heute nicht fast unverändert in murten nachvollziehen kann. So erinnerten sie an die quelle ihres aufstieg, die nähe zum römischen reich, das damals vom papst angeführt wurde.


das herrschaftsgebiet der zähringer auf dem höhepunkt ihrer macht (quelle: wikipedia, anclickbar)

motto: lieber stadtherr als könig

die zähringer waren nicht zu neuen titel gekommen, die gerade im untergehenden herzogtum schwaben immer weniger gewicht hatten. sie waren aber reich geworden, und sie waren, ganz im gegensatz zu den staufern, ein ökonomischer faktor geworden. das war denn auch der grund, dass die welfenpartei im deutschen adel, in strenger konkurrenz zu den staufern, berchtold von zähringen 1097 zu ihrem favoriten als kommenden deutschen könig nominierten. wäre er es auch geworden, hätte ihm sogar die kaiserkrone gewunken.

doch berchtold von zähringen wusste, dass man im traditionsreichen adel deutschland stets als emporkömmlinge betrachtet wurden, deren aufstieg der berchtolde zu herzogen letztlich auf einer nie eingelösten zusage von kaiser heinrich III. basierte. er wusste auch, dass seine familie der zähringer stets als papsttreue galten und sie das in scharfe opposition vor allem zu kaiser heinrich IV. und friedrich I. gebracht hatte. schliesslich war gerade ihm nicht entgangen, dass er in der konservativen welt des deutschen adels suspekt war, weil sie als unübersehbare innovatoren gewirkt haben, und das üchtland zwischen aare und saane – für viele der alte grenzraum zwischen alemannen und burgundern mit strassen und städten erschlossen und so den traditionellen gegensatz zwischen diesen völkern territorial überbrückt haben.

und berchtold v. blieb sich auf dem moment der höchsten macht selber treu und verzichtete 1198 auf die deutsche königskrone. der preis, den er dafür beim könig verlangte: schaffhausen und breisach, zwei städte, die rechts des sheins lagen und damit zu schwaben gehörten, sollten die staufer an ihn ausliefern.

stadtwanderer

wann und warum die zähringer fribor an der saane gründeten

dieses jahr werde ich 50. meine geburtsstadt fribourg wiederum wird 850. bei mir ist sicher, wann und wo ich auf die welt kam. ganz anders als bei freiburg im üchtland. das weiss man eigentlich nur, wo die stadt steht, indessen nicht genau, wann sie gegründet wurde. eine spurensicherung zum aktuellen jubeljahr in fribourg.


das siegel von berchtold iv., herzog von zähringen und burgund, dem begründer der stadt fribor

die zähringische stadtgründung an der saane

berchtold iv., herzog von zähringen, war etwas mehr als 30 jahre alt, als er, auf dem felssporn, der auf drei seiten von der saane umgeben wird, die stadt freiburg anlegen liess. dass es an besagter stelle vorher schon eine siedlung gegeben hätte, ist unbekannt; kapellen sind für die umgebung indessen viele bezeugt; und auch das kloster hauterive war stand seit einer generation in der nähe. stark besiedelt war das gebiet indessen sicher nicht.

berchtold hatte den südwesten vor augen, als er die stadt fribor, wie sie erstmals genannt wurde, gründete. lausanne war sein ziel, wo der einflussreiche bischof der diözese residierte, der gleichzeitig im broyetal auch ein wichtiger grundherr war. von da aus sollte es in zwei richtungen separat vorangehen: über den lac léman bis genf und durchs rhonetal hinauf nach sitten.

würde berchtold es schaffen, königlicher vogt über die drei bischöfe in lausanne, genf und sitten zu werden, wäre sein plan vollendet gewesen, nicht nur herzog von zähringen, sondern auch “rektor des burgunds” zu sein. das hatte ihm der frisch gekrönte kaiser, friedrich I., häufig mit dem zusatz barbarossa erwähnt, versprochen.

halten wir vorerst fest: fribor war also die zähringische bastion, über die sich die schwäbischen adeligen das hochburgund gebiet diesseits des juras erschliessen wollten. damit sollte ihr herzogtum erheblich erweitert werden, dass im aaretal von der murg bis an die saane reichte. auch über den jura hinweg besass man ländereien, und mit den froburger, im gebiet des hauensteins stark, war berchtold durch die heirat von anna verbunden. von da aus gings mit vorliebe nach rheinfeld, wo man den rhein passierte und nach freiburg im breisgau resp. zum kloster st. peter im schwarzwald gelang, beides gründungen seiner vorfahren.

aus heutiger sicht tönt das ganz ordentlich; und auch aus damaliger sicht war es nicht unerheblich. vor allem mit den städtegründungen 1120 in freiburg im breisgau, aber auch mit der neugründung von freiburg im üchtland sollten die zähringer auch zu reichen adeligen aufsteigen, die ein territorium nicht nur erbten, wie die stammesfürsten in sachsen und franken, sondern von kaiser als lehen erhielten, zusammenkauften oder auch eroberten. sie waren damit gleich mehrfach pioniere: denn mit den zähringern …

. begann die städtegründungswelle des hochmittelalters, die an die römerzeiten anknüfte und mehr war als die gründung von burgen, castellen und klöstern, wie man sie in der zeit dazwischen kannte,

. wurden auch die strassen neu angelegt oder umfassend ausgebessert, sodass erschlossene territorien entstanden, die man verkehrstechnisch nutzen und herrschaftlich verwalten konnte.

damit waren die zähringer pioniere ihrer zeit!


herrschaftsstrukturen im östlichen plateau zwischen aare und lac léman im 11. und 12. jahrhundert

das schwierige verhältnis zu den staufern

doch die herzöge von zähringen waren nicht aus freien stücken die innovativsten adeligen ihrer zeit. dass berchtold iv. von zähringen freiburg im üchtland gründete, um gezielt nach lausanne vorstossen zu können, war eher eine verzweiflungstat!

als berchtold nämlich 1152 herzog wurde, hatte man ihm eine noch viel grössere zukunft vorausgesagt: er war, wie sein vater, herzog von burgund geworden, und mit dem neuen deutschen könig, friedrich I., dem späteren kaiser aus dem hause der staufer, der im gleichen jahr zu regieren anfing, war man übereingekommen, dass alle eroberungen im ehemaligen königreich burgund zähringisch werden sollten. von rheinfelden am rhein bis nach marseille am mittelmeer!.

könig friedrich wollte sich so die westflanke frei halten, denn sein auge war damals auf rom gerichtet. dort wollte er, anders als sein onkel und vorgänger im königsamt, zum römischen kaiser gekrönt werden. einen kreuzzug würde er danach unternehmen, und jerusalem befreien, wie das die grossen römischen kaiser vor ihm auch schon gemacht hatten.

doch es kam anders als erwartet. denn friedrich liess sich von seiner ersten frau, adelheid von vohburg, ein jahr nach der königskrönung scheiden. und um den patzer wett zu machen, hätte er am liebsten eine prinzessin aus dem kaiserhof am bosporus geheiratet. doch diese heiratspläne zerschlugen sich rasch; dem deutschen könig wollte man am kaiserhof keine besondere reverenz erweisen.

dennoch schaffte es friedrich, 1155 von papst adrian v. zum neuen kaiser gekrönt zu werden. was die heirat betraf, riet im seine kanzlei, im burgund zuzuschlagen: erstens war dort mit beatrice von burgund eine junge prinzessin zu habeb. und zweitens könnte man so das komplexe verhältnis burgunds im kaiserreich mit einem schwung neu ordnen. in der tat heiratete friedrich beatrice 1156, damals zwar erst 12jährig, aber einzige erbin des grafen aus der freigrafschaft und aus der provence.


kaiser friedrich barbarossa heiratet die gräfin der fanche-comté und der provence, beatrice 1156, und begründet so seine herrschaft über burgund (aus: historie du canton de fribourg, vol. 1, fribourg 1891

die folgen der kaiserlichen hochzeit

mit der heirat von beatrice von burgund brachte der kaiser friedrich I.seinen verbündeten aus dem hause zähringen in arge verlegenheit. als herzog von zähringen war er friedrichs vasall. als herzog von burgund wäre er der herrscher über die kaiserin gewesen. denn beatrice von burgung repräsentierte nicht das ganze alte burgundische königreich, sondern die gebiete jenseits des juras rund um den doubs, die man heute fanche-comté nennt, und deren zentrum besançon ist.

nun verzichtete 1156 berchtold von zähringen auf diese gebiete. er legte auch den titel eines herzog von burgund ab. dafür bekam er die königlichen regalien der bischöfe von lausanne, genf und sitten zugesprochen. um die musste er aber noch kämpfen, denn freiwillig war man in den hochburugndischen bistümern nicht bereit, einen schwäbischen herzog als ersatz für den kaiser zu akzeptieren.

so legte berchtold iv., herzog von zähringen, nach der kaiserlichen hochzeit hand auf das burgundische plateau auf der anderen seite der saane. bis dahin war, zwischen saane und aare, das üchtland, das ihm schon gehörte, und nur wenig besiedelt war, denn es bildete traditionellerweise den grenzraum zwischen der alemannischen und der burgundischen bevölkerung. freiburg war als der nicht nur der felssporn an der saane, sondern auch der brückenkopf für die kolonisierung hochburgunds zwischen jura und alpen durch die zähringer.


herzogtum zähringen, auf dem höhepunkt seiner ausdehnung ende des 12. jahrhunderts

das verflixte jahr 1157

wann genau er das machte, weiss man bis heute nicht. das verflixte jahr 1157 ist nicht urkundlich belegt, sondern entstand als frühest möglicher zeitpunkt, zu dem die kolonisierung einen sinn macht. dabei sollte berchtold nicht nur eitelfreude erleben, sondern auch ganz gehörig auf die welt kommen!

da habe ich es einfacher: ich weiss, ganz genau, in welchem spital in fribourg ich auf die welt kam und meinen eltern freude machte. und ich weiss, dass das ziemlich bald vor 50 jahren war.

so werde ich gezielt geburtstag feiern, derweil fribourg ein ganzes jahr jubiliseren wird, um zu verbergen, dass man gar nicht so genau weiss, wann die stadt fribor begründet wurde!

stadtwanderer

Le programme à Fribourg en 2007

Une manifestation éclectique qui se veut rassembleuse.
François Mauron
6 janvier. Ouverture de l’année commémorative. Début tonitruant à l’occasion de la Fête des rois. Distribution du programme, au son des cloches de la cité, des coups de canon et de Guggenmusik.

15 mai. Présentation officielle de l’ouvrage historique Fribourg. Une ville au XIXe et XXe siècles, publié sous la direction de l’historien Francis Python. Il sera accompagné d’un CD-Rom.

21 et 22 juin. Concert de gala des corps de musique de Fribourg: La Concordia et La Landwehr.

21 au 23 juin. Grande fête de la musique. Concerts gratuits sur différentes scènes en plein air dans la ville.

23 juin. Pyromances. Feu d’artifice musical créé spécialement pour Fribourg par le Français Patrick Auzier, en coproduction avec le Belluard-Bollwerk-International.

23 au 15 juillet. Peter Falk. Spectacle écrit par Jean Steinauer et mis en scène par Yann Pugin. Il raconte l’histoire dramatique d’un avoyer de Fribourg en 1512.

23 au 24 juin. Journées et actes officiels.

24 juin au 28 juin. CityHack2. Spectacle son et lumière dans toute la ville par SpaceKit (Canada), en coproduction avec le Belluard-Bollwerk-International.

29 septembre. La fête du sport. Animations et présentation à la population de diverses activités sportives par les clubs de la ville.

31 décembre. Clôture officielle.

Le programme prévoit en outre «10 projets citoyens du 850e», soit des expositions, débats, épreuves sportives, concours de peinture, ateliers pédagogiques, créations, réalisés par la société civile. Il est complété par diverses manifestations artistiques qui se déclineront tout au long de l’année.

(aus: le temps, 5. januar 2007)

sind sie wieder nicht könig oder königin geworden?

hatten sie wieder kein glück, beim dreikönigskuchenessen dieses jahres? dann geht es ihnen wie mir. im büro kam ich zu spät, les jeux étaient déjà faits. und zu hause biss ich zwar zahlreich zu, aber immer nur ins leere …

nun gibt es abhilfe. für alle möchtegern-monarchistInnen und -adelige kommt das angebot des vereins “Mittelalter!Thun” wie gerufen. der verein ist noch jung, hat aber letztes jahr mit einigen veranstaltungen vor ort für furore gesorgt. jetzt will er expandieren, und hat mit den thuner mittelalterwochen ein grosses ziel vor augen.

wer den verein in seiner arbeit unterstützen will, kann jetzt unter verschiedenen, attraktiven kategorien auswählen, selber mitglied werden, oder eine mitgliedschaft verschenken; hier das angebot:


der verein “MIttelalter!Thun” will die kultur, den alltag und die lebensfreude jener zeit wieder lebendig werden lassen.

“Verschenkt eine Jahres-Mitgliedschaft des Vereins Mittelalter!Thun! Bestellen könnt Ihr den schön gestalteten Geschenk-Gutschein bei

christian.folini@time-machine.ch.

Bitte gebt den Namen der oder des Beschenkten sowie den Namen der Schenkerin oder des Schenkers an. Zur Auswahl stehen euch mehrere Mitgliederkategorien:

Zofe/Geselle: 30.-
Zofen und Gesellen sind ganz gewöhnliche Mitglieder des Vereins Mittelalter!Thun, sozusagen das Volk.

Burgfräulein/Meister: 100.-
Burgfräuleins und Meister erhalten zusätzlich zur Mitgliedschaft einen Gratiseintritt zu einer der Veranstaltungen des Vereins Mittelalter!Thun.

Dame/Obmann: 200.-
Damen und Obmänner erhalten zusätzlich zur Mitgliedschaft zwei Gratiseintritte zu einer der Veranstaltungen des Vereins Mittelalter!Thun.

Gräfin/Bannerträger: 300.-
Gräfinnen und Bannerträger erhalten zusätzlich zur Mitgliedschaft Gratiseintritte für die ganze Familie zu einer der Veranstaltungen des Vereins Mittelalter!Thun.

Königin/Schultheiss: 500.-
Königinnen und Schultheisse erhalten zusätzlich zur Mitgliedschaft zwei Gratiseintritte zu einer der Veranstaltungen des Vereins Mittelalter!Thun und werden zudem zu einem Festmahl eingeladen.”

ziel des vereins ist es, das mittelalter zurück in die zähringerstadt thun zu bringen. die grossartige kulisse des thuner schlosses lädt dazu ein, längst vergangene zeiten wieder aufleben zu lassen. sei es mit musik und theater, mit spanferkel vom spiess oder mit honigwein aus dem tonbecher. der verein organisiert ritterspiele und tafelrunden, ausstellungen und workshops, konzerte und führungen. er bietet thunerinnen und thunern und allen interessierten eine spannende zeitreise in die bunte vielfalt des mittelalters und lässt die kultur, den alltag und die lebensfreude jener zeit wieder lebendig werden.

und eben: wer es gestern nicht geschafft hat, sich eine krone aufsetzen zu lassen, der kann das hier elegant nachholen; allerdings muss man mit mir als mitbewerber rechnen…

mehr dazu hier!

stadtwanderer

das beginnt ja schlecht

ausgerechnet: eine neue hauptstadt sucht die schweiz, wo sie doch gar keine hat! sogar abstimmen kann man drüber, wo doch die wahlen im herbst nur dem parlament, nicht der regierung und schon gar nicht ihrem (geografischen) standort gelten! pleiten, pech und pannnen für die werbewirtschaft, sag ich da, was ich dieser tage in bern zu sehen bekomme …


fast als suchten wir einen neuen superstar: die apg sucht zur deckung ihres januar-loches mit unterstützung der medienwissenschaft eine “neue hauptstadt der schweiz”

gespannt, was nach ein paar tagen der abwesenheit in bern alles neu ist

ich war ein paar tage nicht in der stadt. habe ausgespannt. umso gespannter war ich danach zu sehen, was sich verändert hat. und da sprang mir natürlich eine plakatkampagne sofort ins auge: “die schweiz wählt eine neue hauptstadt!”, steht da auf schweizer rot im untergrund in grossen ebenso schweizerisch weissen lettern zu lesen. zur auswahl vorgeschlagen sind basel (neu), zürich (neu), genf (neu) und bern (neu)!

hää? – bern (neu)?

bern ist gar nicht neu, sondern soll durch die aktion nur provoziert werden, hör ich. und ich sehe, dass der bär durch das baasle tiibli, den züri loi oder den genfer adler abgelöst werden soll! eingeladen werden wir zur entscheidungsschlacht mit sms-spiessen von der werbewirtschaft.

findige scherschöre haben das im nu entdeckt: hinter der aktion steht die forschungsabteilung der allgemeinen plakatgesellschaft (apg). und hinter der apg steht eine forscherin der uni zürich, die plakatwerbewirkung messen will. als aktionsforschung als absatzförderung denkt man sich da! und fragt sich weiter, ob sich öppen christian kauter, berner, weiland fpd-politiker und heutiger apg-geschäftsführer dafür rächen will, dass er seine politischen ambitionen auf das berner stadtpräsidium beerdigen musste?


vorschlag 1: unser sog. weltoffenes dreiländereck basel soll neue hauptstadt der schweiz werden (foto: stadtwanderer, anclickbar)

die sog. hauptstadtfrage in der schweizer geschichte

die scheinbar cleveren kommunikatoren hätten sich aber besser informieren sollen. denn der begriff der “hauptstaat” gibt es im bundesstaat der schweizerischen eidgenossenschaft seit 1848 gar nicht!

ausgerechnet die zürcher pfiffigen werber scheinen vergessen zu haben, dass ihre vorfahren 1848 die leute in exemplarischer weise bern als hauptstadt der schweiz zu verhindern suchten. und ausgerechnet die gekonnte zürcher kommunikationswissenschafterin weiss nicht, was peter stadler, geschichtsprofessor an der gleichen uni, schon vor jahren gut greifbar dokumentiert hat: die leidige leidige hauptstadtfrage in der schweizerischen eidgenossenschaft.

als man sich nämlich 1848 daran machte, die hauptstadtfrage des jungen bundesstaates festzulegen, brachen die alten rivalität zwischen den kantonen auf. einverstanden war man allseits, das überholte rotationsprinzip mit einem wechselnden vorort aufzugeben. doch keine der bestehenden kantonshauptstädte mochte man es gönnen, nun auch hauptstadt des bundesstaates zu werden. diskussionshalber erwogen wurde sogar “nirgendwo” als neue stadt zu gründen und zur ersten stadt der schweiz zu küren!

in der echten abstimmung, die 1848 in der bundesversammlung stattfand, standen noch drei kantonshauptstädte zur auswahl: bern, luzern und zürich. alles glaubte, dass zürich obsiegen würde, und so machte man sich schon daran, am bürkliplatz orte auszukundschaften, die sitz der landesregierung werden sollten.

doch man wurde eines besseren belehrt: zürich viel schon in der ersten abstimmung durch! alle argumente zur wirtschaftsmetropole mit ausgebauter infrastruktur und zugang zum eisenbahnnetz halfen nichts. zu gross war die rivalität, die schliesslich auch in der ostschweiz gegenüber der zürcher vorherrschaft ausbrach und der kandidatur zürich den rest gab. schliesslich vereinigte man gerade noch 35 stimmen im national- und 13 im ständerat auf sich. die innerschweizer wiederum setzten auf luzern, mobilisierten aber nur 6 resp. 3 stimmen. der verkehrsknotenpunkt zählte nichts, angesichts des starken einwands, man habe keine echte zustimmung zur neuen bundesverfassung im kanton hingekriegt und nun könne man den vorort des alten sonderbundes nicht zur hauptstadt werden.

obsiegt hat in der abstimmung von 1848 bern mit 58 stimmen im nationalrat und 21 im ständerat. ausschlaggebend waren die liberale mehrheit im kanton, die brückenfunktion des standes zur romandie und die logistischen vorteile, die bern bot: die neuen bundesbehörden sollten gratis tagungs- und arbeitsorte zur verfügung gestellt erhalten! so mobilisierte bern die stimmen der romandie, aber auch der ostschweiz und die eigenen, was ausreichte.

doch der coup hatte folgen: bern wurde nun nicht zur hauptstadt erhoben, sondern nur zur bundesstaat. zürichs stadtpräsident jonas furrer wurde dafür erster bundespräsident, und die stadt sollte auch die eidgenössische hochschule, die heute eth erhalten. luzern versprach man andere bundesanstalten als trostpflaster zu erhalten.


vorschlag 2: unser sog. uno-zentrum genf soll neue hauptstadt der schweiz werden (foto: stadtwanderer, anclickbar)

von heimlichen hauptstädten

vor allem in zürich blieb es danach jedoch sehr beliebt, das thema “hauptstadt” mit einem seitenzwinkern abzutun: wer auch immer sitz der neuen bundesbehörden sei, zürich bleibe aufgrund seiner stärke die heimliche hauptstadt der schweiz!

das haben die promotoren der fingierten entscheidung von heute wohl ganz vergessen. denn sie rufen heute dazu auf, nicht parlamentarier zu mobilisieren, sondern das eigene handy zu zücken und per sms der schweiz eine neue hauptstadt zu verpassen! man kann sogar, fast ein wenig bei bei der glückskette, instant nachschlagen, wer grad führt.


vorschlag 3: zürich, unsere sog. wirtschaftsmetropole zürich soll neue hauptstadt der schweiz werden (foto: stadtwanderer: anclickbar)

berns stadtmarketing wäre gefordert

doch spass bei seite: denn in einem punkt trifft die aktion einen klammheimlichen politkulturellen wandel: 1848 schrieb man in die bundesverfassung, dass der standort der bundesbehörden vom der bundesversammlung bestimmt werde. das war auch 1874 so, als man die verfassung total revidierte. die heute geltende bundesverfassung von 1999 regelt indessen die bundesstadtfrage gar nicht mehr. festgelegt ist nur noch der amtssitz von bundesrat und bundeskanzlei. und dass das parlament wieder zum nomadisierenden versammlungsort werden kann, hat die entwicklung seit 1992 gezeigt, gastierten doch national- und ständerat seit der ewr-abstimmung mit ihren tiefen gräben zwischen den landesteilen als versöhnungsaktion reihum in genève, lugano und flims. und selbst die bundesverwaltung ist in jüngster zeit dezentralisiert, das heisst teilweise von bern ausgelagert worden.

eigentlich wäre das stadtmarketing der stadt bern bis aufs letzte zu wiedersetzen, wollte sie die schleichende abwertung der bundesstadt verhindern!

fehlt jetzt nur noch, dass man die dezentralisierten politischen institutionen ganz aushebelt, genf zur internationalen standort des uno-mitglieds schweiz kürt, zürich zur globalen wirtschaftsmetropole stilisiert oder basel zum universitären dreiländereck macht, und das alles noch zur hauptstadt der schweiz erhebt. es hat schlecht begonnen, unser wahljahr 2007!

stadtwanderer

ps:
zur munter sprudelnden debatte über die plakatserie auf in meinem foto-album siehe mein spezialset “sog. wahljahr” samt allen kommentaren

ps2:
nun ist der spuk vorbei! auf der homepage des gags kann man die auflösung des rätsels nachschlagen. da wird auch auf die websites verwiesen, die höflich berichterstattet haben; den stadtwanderer muss man da lange suchen.
nun, die vorläufig umfassendste auswertung der aktion findet sich unter persoenlich.com

mit euren favoriten 2006 unterwegs

endlich ist sie da, die handliche übersicht über die am meisten nachgeschlagenen beiträge auf dem “stadtwanderer” im jahre 2006. ohne umschweife; das hat euch am meisten interessiert:


quelle: flickr_kevin_steele

1. mit meinen neuen favoriten unterwegs (oktober 2006) 1603 direktviews
blogosphäre, aktualität, kommunikation

2. grafitiy-city 516 direktviews
bern, aktualität, gesellschaft

3. wenn der rhein erzählt – und burgund hinhört 506 direktviews
burgund, geschichte, politik

4. schnelle kommunikationswelt 361 direktviews
blogosphäre, aktualität, kommunikation

5. go,doris, go 359 direktviews
schweiz, aktualität, politik

6. des scharfrichters sohn vorzüglich aufgeführt 319 direktviews
bern, geschichte, politik/gesellschaft

7. fruchtbarkeit, beltane und keltische heiligtümer rund um bern 318 direktviews
bern, geschichte, gesellschaft

8. politische kultur zürichs im licht und schatten alfred eschers 311 direkt views
zürich, geschichte, gesellschaft/politik

9. insel erobert, welt in sicht 284 direktviews
schweden/schweiz/europa, aktualität, politik

10. kuhschweizer und sauschwaben 276 direktviews
schweiz, geschichte, politik/gesellschaft

11. friedrich barbarossa – der wirklich deutsche kaiser 274 direktviews
deutschland, geschichte, politik

12. gegenseitiges misstrauen in bern (napoléon in der schweiz) 259 direktviews
bern, geschichte, politik

13. heiraten in bern (und anderswo) 249 direktviews
bern/europa, geschichte/aktualität, gesellschaft

14. felix austria 240 direktviews
bern/östereich, aktualität, gesellschaft

15. mein ganz persönlicher eu-beitritt 238 direktviews
schweiz/euroap, aktualität, politk

16. das leben der kaiserin adelheid 237 direktviews
bern/deutschland, geschichte, politik

17. reise in schwarz-weiss. ein berner ortstermin 224 direktviews
bern/karibik, geschichte/aktualität, politik

18. romainmôtier 218 direktviews
romandie, burgund, geschichte, gesellschaft

19. rideau de roeschti – röschtigraben 216 direktviews
schweiz, geschichte/aktualität, gesellschaft/politik

20. herodot – der vater der geschichtsschreibung 211 direktviews
griechenland, geschichte, gesellschaft

dazu beigetragen haben mehr als 21000 tausend “unique user” als echt unterschiedliche adressen (ohne robots!), die mich im vergangenen jahr fast 50’000 mal besucht haben. der dezember 2006 war übrigens mein bester monat, als virtueller stadtwanderer!

da kann ich nur sagen: lest viel, lest weiter, lest anderes!, wünsch ich euch für das neue jahr!

stadtwanderer

eine erste zusammenstellung dieser art, auf dem stande ende august 2006, findet sich hier.

mit meinen neuen neuen favoriten unterwegs (januar 07)

alle bisherige favoritenlisten ansehen

zum neuen jahr

im vergangenen jahr habe ich das internet 2.0 kennen und schätzen gelernt. seit 1987 habe ich einen eigenen computer, seit 1998 eine website und seit 2006 meinen blog. wenn man bedenkt, dass selbst so kommunikative leute wie umberto eco 1980 im lehrplan für seine studentInnen das wort “computer” gar nicht verwendeten, wird man sich der rasanten veränderung innert einer menschengeneration bewusst.

2007 will ich weiter bloggen; eine menge von themen habe ich mir vorgenommen, über die ich schreiben möchte: zur berner geschichte, mehr auch zur romandie und westschweiz, aber auch zur franche comté, zum elsass, zu savoyen, zum rhonetal und zum burgund habe ich zahlreiche neue ideen. und immer wieder werde ich gebeten, auch zu zürich, zu basel, zu solothurn, zu fribourg und zu luzern etwas zu schreiben … ich werde also auch 2007 mein bestmögliches geben!

einen guten vorsatz habe ich: ich werde mich vermehrt als auch schon im ausland umsehen, in deutschland, österreich und frankreich um zu wissen, was es so gibt. vorerst aber habe ich in der romandie (natürlich nicht teil des auslands, aber für viele eine fremdsprache) gesucht, die ich bisher sträflich vernachlässig habe, je m’exuse!

“für den januar 2007 gut” sind:

1. recherchenblog (vormals 3)

recherchenblog
andy litscher weiss das internet zu nutzen wie kaum ein anderer. immer wieder erstellt er und sein team vom recherchenblog thematische übersichten, die einem oft gezielter weiter helfen als die suchmaschinen. denn der recherchenblog arbeitet die themen auch in der inhaltsübersicht auf. eigentlich sollte man dieses blog viel häufiger auch zitieren! denn jede erfahrung, die ich bisher gemacht habe, war gut; andy ist zudem auch ein aufmerksamer fotograf der schweiz, der über “www.flickr.com/personen/litscher” immer wieder zu überraschen weiss: unbestrittenermassen meine entdeckung des jahres 2006, – und deshalb die nummer 1 zu beginn 2007!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

2. bernet blog (vormals 4)

bernetblog
ebenfalls echt spitze, dieses blog. immer und immer und immer wieder ist das team der agentur bernet dabei, uns trouvaillen aus der zeitgenössischen kommunikationswelt bekannt zu machen. die besprechung des buches “schnelle kommunikationswelt”, das mit dem blog kombiniert ist, hat bei mir unverändert spitzenwerte in der nutzung. dabei war alles zufall, wie ich drauf gestossen bin. ich gab “bern” auf “www.slug.ch” ein, und landete überrascht bei “bernet”. ich war und blieb seither über die leistung, die dahinter steckt, erfreut!. ein platz 2 anfangs jahr, dass könnte noch 2007 zu mehr reichen …


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

3.medien-news (neu)

medien-news
er ist meine eigentliche entdeckung des vergangenen monats. ernst probst heisst er; und seine blog nennt sich einfach medien-news. ganz ohne sind die inhalte aber nicht: denn der angesehene wissenschaftsjournalist präsentiert in hoher kadenz, was es spannendes in der deutschprachigen blogosphäre und sonstigen medienwelt gibt. berichtet wird vor allem über deutschland, aber auch über österreich und die schweiz. zielsicher werden gute themen anvisiert, und im hauseigenen neue blogs anregend vorgestellt. im nu ist man bereichert!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

4. probstweblog (neu)

ernst probsts weblog
und weil es so toll ist, empfehle ich vom gleichen wissenschaftsautor ernst probst auch seine multithematische website “probstweblog, informationen über kultur, medien und wissenschaft”. die themenpalette, über die der wissenschaftsjournalist aus mainz berichtet, ist erstaunlich: von tierstimmen zu superfrauen, von werbung zu nachrichten, von medizin zu luftfahrt findet man hier manch aussergewöhnliches nutzerInnen-gerecht aufgearbeitet. besonders spannend für die schweizerInnen der teil “sfschweiz: superfrauenschweiz”, wo es um
die hebamme marie colinet, die erste bundespräsidentin ruth dreifuss, die fotografin und journalistin gertrude duby-blom, die ärztin marie heim-vögtlin, die fussballschiedsrichterin Nicole mouidi-petignat, die sterbeforscherin elisabeth kübler-ross oder die schriftstellerin johanna spyri geht!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

5. politis.ch (nouveau)

lyonell kaufmann/histoire
et voilà, le blogueur romand qui m’interesse le plus. il vit à la tour-de-peilz, près de vevey. il a 44 ans, et il s’engage comme socialiste à la politique communale. mais sourtout, lyonel kaufmann est un historien non-conventionel. il écrit une thèse, et il la pratique de la discussions de la recherche récente sur ses multiples blogs. c’est un peut comme voltaire qui y parle: faire des commentaire pour savoir qu’est-ce qu’il passe aujourd’hui, et métriser l’histoire pour faire des réfléxions serieuse sur l’actualité. les billets historiques du blog personelle der kaufmann sont séparés sous l’adresse mentioner en-dessus!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

6. schreiben, was ist (vormals 6)

schreiben was ist
nun habe ich ein jahr die weltwoche boykottiert. lange war ich ein treuer abonnent, dann ein enttäuschter leser, und ich wollte nichts mehr davon wissen. bis heute bin ich auf distanz, aber in beziehung zur weltwoche geblieben. wie durch ein kapitalistisches wunder hat das magazin den verlagsverkauf nach deutschland überlebt, und wird jetzt vom eigentümer-chefredaktor köppel herausgegeben, gestuert und gekämt. gut, dass bei soviel machtkonzentration jemand genau hinschaut, was geschrieben wird! genau deshalb empfehle ich dieses blog als sechster favorit!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

7. patrick rohr (neu)

patrick rohr. kommunikation
ihn kennen alle, patrick rohr, der moderator der fernsehr-sendung “quer”. ich kenne ihn vor allem aus den zeiten, als er die abstimmungssendungen am schweizer fernsehen leitete; er ist mir stets als kompetenter, interessierter und gesprächsbereiter journalist aufgefallen. nun verlässt er sf.tv und macht sich selbständig. als einer der ersten schritte dazu hat er im november 2006 mit bloggen angefangen. ganz schön gesprächig, was man da zu hören (und lesen) bekommt. platz 7 unter meinen neuen favoriten!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

8. reklameblog (neu)

reklameblog
seit ich selber ein fotoalbum führe (www.flickr.com/photos/stadtwanderer) achte ich mich viel bewusster auf meine umgebung. dazu gehört ohne zweifel die werbung. eine quelle der inspiration in der blogosphäre hierzu ist der reklameblog. eigentlich ganz einfach strukturiert, hält es den puls der zeit an, postet gesehene werbung ins blog und versieht sie mit wenigen hinweisen. doch genau das schafft die nötige distanz, um reflexiv mit werbung umzugehen. mein dank: nach ein aussetzer wieder platz 8.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

9. histoire visuelle (nouveau)

actualité de la recherche en l’historie visuelle
un autre blog (et une collection de photos) en français! il decrit la discussion scientifique concernant l’histoire visuelle. mais il n’y reste pas: aussi l’appliction des methodes visuelle dans les sciences sociales sont bien présent dans ce blog. il y a des informations générales, des idées actuelles, mais aussi des liens concernant la recherches aux universités. déjà aprés une heure de lecture on a une bonne impréssion de ce qui se passe dans cette domaine qui est mieux que tout que je connais en allemand. félicitation!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

10. falter (neu)

comandantina dusilova
ich gebe zu, ich bin und bleibe ein grosser wien-fan. seit 1988 gehe ich regelmässig in diese stadt, denn liebe den lebensstil, wie er ist und wie er sich seit dem eu-beitritt auch entwickelt. “falter” ist das stadtmagazin von wien und “comandatina dusilova” ist der blog dazu. wer ein bisserl informiert bleiben will, was jenseits des kaiserschmarrens so alles läuft, bekommt das hier regelmässig und gratis serviert; – ganz nach dem motto: das leben ist schlimm, aber nicht aussichtslos!


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

und nun “für immer gut” …

meine top-empfehlung im monat dezember 06:

auswanderer-blog
endlich hat es ruedi baumann geschaft, mich voll und ganz zu überzeugen. unermüdlich berichtet er aus der südwestecke frankreichs, schreibt auch viel über die schweiz, sodass er zwar weg, aber eigentlich immer noch da ist. und dann trifft man ihn unerwartet in der buchhandlung, pflegt den gedankenaustausch, und erzählt sich ein wenig über die unterschiede in der bloggerszene der schweiz und in frankreich: ruedi sagt mir, seit er den stadtwanderer lese, müsse er ganz anders durch bern gehen, immer und überall hinauschauen, um zu sehen, was er vorher immer übersah! gut so, antwortete ich ihm, den aufrechten gang üben, ist immer gut, gerade auch für blogger. danke ruedi für deinen unermüdlichen aufrechten gang auch ausserhalb berns!

meine top-empfehlung im monat november ’06

wanderer von arlesheim
ich habe den im vormonat schlicht vergessen, aufzulisten! und ich entschuldige mich dafür! das ist aber nicht der grund, weshalb ich diesen blog top setze: er gefällt durch vielseitige, interessante beiträge, die viel konsequenter als bei mir, sich mit einem ort, arlesheim beschäfitgen. das verdient anerkennung und viel lob: platz 1.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat oktober ’06

edemokratie
dieses blog ist seit ich bloge der aufmerksamste zuverlässigste informant zu fragen der politischen philosophie, kommunikation und aktualität


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat september ’06

apropos
einfach der schönste aller schönen blogs …


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung im monat august ’06

today’s strip
es ist unser bevorzugter “bericht aus schweden”, ohne grosse worte zu verlieren, versprüht er viel hintergründige humor. lars mortimer ist der bekannteste schwedische karikaturist, der jeden tag seine website mit einem neuen “hälge”, dem träfen elch aus den schwedischen wäldern, ergänzt. so kann man ganzjahresstimmungen im norden minutiös mitverfolgen.


(foto: stadtwanderer, anclickbar)

meine top-empfehlung in den montaten juni und juli ’06

weiachblog
unverändert unschlagbar das beste, was es für politisch-historisch interessierte stadt- und dorfwanderer gibt. ich bewundere die gabe, auf fast nichts, nichts weniger als eine täglich spannende kolumne schreiben zu können.

stadtwanderer