stadtgolfwandern

stadtgolfwandern soll 2014 zum festen bestandteil meiner stadtwanderungen werden. einen tag kreuz und quer durch die stadt fribourg ist angesagt, mit geschichte und golflöchern.


gepielt werden soll eine auswahl der stadtgolflöcher, abwechslungsweise zu orten der stadtgeschichte

“hä?”, antworteten mir followerInnen wie @motzella diese woche, als ich per twitter die hauptprobe des stadtgolfwanderns ankündigte.

die erklärung ist furchtbar einfach: stadtgolfwandern ist eine zusammensetzung aus stadtgolf und stadtwandern. letzteres sollte meinem publikum bekannt sein. es ist denken mit den füssen, die einen durch die stadt tragen, während sich dem geistigen auge meist anhand von quartirgrundrissen, hausfassaden oder strassenzügen die geschichte eröffnet.stadtgolf wiederum kann man meines wissens momentan nur in fribourg spielen. eigentlich ist es eine mischung aus golf und minigolf. gespielt wird golf, die distanzen sind aber kleiner. und, es findet nicht im grünen des landes, sondern in der stadt statt, namentlich dort, wo es grünflächen hat. stadtgolfwandern, so die idee, ist die verknüpfung von geist und gefühl. denn ohne letzteres geht kein ball in kein loch, und ohne ersters erschliesst sich keinem die historische kulissen beim stadtgolfen.

wie gesagt, am donnerstag war die hauptprobe. seit zwei monaten trage ich die idee mit mir rum, das erwähnte kombi anzubieten. was erwartet die teilnehmerInnen? – eine tagestour durch fribourg, ein mittagessen in der lauschigen unterstadt. 6-7 stationen stadtgolf, und ebenso viele zwischenhalte, um etwas über die stadt und ihre umgebung zu erfahren.

mein verhältnis zu fribourg ist speziell, denn es ist meine geburtsstadt. im vorschulalter sind meine eltern jedoch weggezogen, seither habe ich im baselbiet, im aargau, in zürich und in bern gelebt. seit einige jahren zieht es mich auch wieder nach fribourg. die stadt, der ich länger auf distanz blieb, hat sich stark geändert hat, dass man sie selbst mit kinderheitserinnerung glatt neu entdecken kann.

wer nach fribourg kommt, merkt schnell, wie wichtig die mehrsprachigkeit (geblieben) ist, spürt den katholizismus, und kann das kleinstädtische mit den händen greifen. man kennt sich, man sieht sich, und man tauscht sich ohne umstände aus. das macht einen teil der lebensqualität fribourgs aus, ist aber auch für die soziale kontrolle verantwortlich.

wer sich in der altstadt aufhält, fragt sich wohl, was wann und von wem gebaut wurde? von der gründungsphase im 12. jahrhundert, der zähringerzeit, sieht man ausser dem stadtgrundriss kaum mehr etwas. so steht die zähringrburg nicht mehr, und die häuser im kern der altstadt sind mehrfach erneuert worden. geblieben sind dagegen zahliche monumente der dem 13. jahrhundert der kyburgerzeit: die frühen klöster, die ersten brücken und die anfänge der stadtbefestigungen. an die habsburgerzeit erinnert die namentlich kathedrale, unter könig rudolf I. begonnen, aber erst 200 jahre fertiggestellt. das fribourger rathaus aus dem 16. jahrhundert erinnert an das ende der feudalen fremdherrschaft, den beitritt des stadtstaates zur eidgenossenschaft. das kunsthitorische museum, der ratzehof, steht für die renaissance, die frankreich und das soldwesen bestimmten, während das collège saint michel den einfluss der gegenreformation unter pater canisius symbolisiert. schliesslich kann man den bahnhof aus dem 19. jahrhundert als anschluss fribourgs an den bundesstaat interpretieren, und die universität miséricorde als verbundenheit zur katholische welt rund um den globus.

lange suchte ich nach orten für den schmerzhaften beitritt fribourgs zum bundesstaat. einfach war das nicht. denn die eidg. truppen des sonderbundskrieges standen ausserhalb der stadt, als diese kapitulierte; und das theater, in dem sich die radikalen freiburgs sammelten, um 10 jahre die herrschaft über die stadt und den kanton auszuüben, ist schon lange kein theater mehr, sondern das alte gebäude der hauptpost. arrangiert hat man sich in fribourg erst spät mit dem freisinnigen bundesstaat: seit 1919 stellte der kanton vier bundesrätInnen, drei aus den reihen cvp, den jetzigen aus jene der sp. so konservativ die jean marie musy und jean bourgknecht waren, so weltoffen gaben und geben sich joseph deiss und alain berset.

das ist typisch, denn aus der provinzstadt wird heute ein urbanes zentrum mit einer rasch wachsenden agglomerationsbevölkerung, die allterdings in hohem masse wegpendelt, um in bern oder lausanne einer arbeit nachzugehen. und so wäre das portrait fribourgs unvollständig, würde man nicht auf das neue in der stadt eingehen: das centre zum einkaufen, l’équilibre mit dem (neuen) theater und die poyabrücke, eben erst im rohbaubau fertiggestellt. all das soll platz haben im künftigen tagesausflug.

eines braucht es für diese tour: gute stadtschuhe und etwas kondition. denn nicht nur die geschichte der stadt ist durch auf und ab geprägt, auch die topografie, die dem gemeinwesen seinen trutzigen geist in fremder umgebung verliehen hat, ist eine herausforderung für wandererInnen. treppen hatte es überall und zuhauf!

meinen gästen will ich die entwicklung dieses zentrums des schweizer katholizismus aus der vergangenheit bis in die gegenwart zeigen, das durch wolle, söldner und käsefondue berühmt wurde. ein paar persönliche eindrücke solle nicht fehlen, die tour aber nicht bestimmen. und wem das zu kopflastig ist, der kann sich mit dem stadtgolfen zwischendurch entspannen.

ein bisschen neugierig war man diese woche schon, was ich da vorhabe. so kamen die freiburger nachrichten gleich mit auf die probewanderung; am montag soll das feature von färe, meinem twitter follower @fcalislar erscheinen!

gesucht sind gruppen von 5 bis 15 personen, die 2014 einen samstag lang mit mir stadtgolfwandern wollen!

interessentInnen wenden sich an den

stadtwanderer

von der konfliktreichen alternanz über die christliche republik bis zum modernen pluralismus

kaum ein kanton hatte so mühe, sich in den frühen bundesstaat einzuordnen, wie fribourg/freiburg. ein buch zur geschichte des staatsrates im nachbarkanton erhellt, was aus den streitparteien geworden ist, und es lässt erahnen, was daraus werden könnte.

1846 tritt fribourg dem sonderbund bei. der beschluss des kantonalen parlaments macht die separat-eidgenossenschaft der katholisch-konservativen orte, die von der innerschweiz ausging, überhaupt erst bekannt. nur ein jahr später lösen die truppen der tagsatzung den sonderbund, teils mit drohungen, teils mit waffengewalt auf. in allen kantonen setzen sie liberale regimes ein, die den übergang zum bundesstaat auf der basis der verfassung vom 12. september 1848 vorbereiten sollen. danach gab, auf bundesebene die fdp den ton an, bis sie die katholisch-konservativen, die bauern und bürger aus der mitte und die sp in ihr regierungssystem intergrierten. erst die polarisierung der letzten 20 jahre hat die vorherrschaft der fdp ins wanken gebracht; ihr droht 2015 die marginalisierung mit nur einem bundesratssitz.

in der freiburger geschichtsschreibung greift man zu grossen lettern, wenn man die gründungsphase des bundesstaates umschreibt. von jakobinern, französischen revolutionären der radikalsten sorte, ist die rede, um die anfänglich rein freisinnige regierung des kantons ins licht zu rücken. was 1847 provisorisch begann, hatte 1848 eine parlamentsmehrheit hinter sich, und dauerte knapp 10 jahre. 1856 machten sich veränderungen bemerkbar, denn die radikalen und konservativen näherten sich einander an. von 1857 bis 1862 regierte eine neue, konservativ-liberale regierung, danach eine rein konservative.

prägende figur dieser hoch-zeit war georges python, 1886 in den staatsrat gewählt, aus dem er 1927 demissionierte. fast 32 jahre prägte er die freiburger regierungsgeschäfte fast uneingeschränkt im geiste einer christlichen republik. freiburg hatte damals seinen kardinal in rom und bekam sein cardinal im bierglas. mehr noch: gegründet wurde 1889 die universität fribourg, mit der man katholischen studenten aus der ganzen schweiz eine ausbildung in theologie, jurisprudenz und ökonomie jenseits des vorherrschenden, reformiert-bürgerlichen geistes, eröffnen wollte.

nach dem ersten weltkrieg nahm strahlkraft der christlichen republik ab: 1921 ging man von der parlaments- zur volkswahl der freiburger regierung über, um sachte die demokratisierung der regierungsarbeit einzuleiten. und nach dem zweiten weltkrieg öffnete sich die parteien- und regierungslandschaft schritt für schritt.
die fdp erhielt 1946 einen zweiten sitz im staatsrat, 1952 wurde die bgb am regierungsgeschäft beteiligt und 1971 folgte die sp.
1981 wählten die freiburgerInnen erstmals eine frau in die kantonsregierung, 1996 folgte der erste parteilose und 2011 die erste grüne. gleichzeitig mit diesen änderungen verlor die zur svp mutierte ehemalige udc ihren regierungssitz. mit dem rücktritt von isabelle chassot, diese jahr zur obersten kulturchefin der schweizerischen eidgenossenschaft berufen, geht es erstmals auch um eine mögliche linke mehrheit im kanton freiburg, eine herausforderung, die von cvp bis svp aufgenommen wird.

das buch zur freiburger regierungsgeschichte, unter der leitung des freiburger historikers georges andrey entstanden, ist faktenreich. alle 96 staatsrätInnen, aber auch alle kanzler des staates freiburg haben ein kurz-portrait bekommen, wenn vorhanden mit bild ergänzt. einfache analysen der familiären hintergründe belegen die demokratisierungsabsichten, die namentlich mit der volkswahl des staatsrates fortschritte gemacht hatte. denn in der christlichen republik freiburg stammt noch die hälfte der staatsräte aus den reihen der familien, sie aus tradition politik betrieben hatten; das sank danach rasch ab, verbunden mit der verpflichtung, die arbeit im staatsrat direkt und angemessen bezahlen zu müssen.

francis python, heute professor für zeitgeschichte an der freiburger universität, hat das illustrative vorwort zur 2012 erschienen nachschlagewerk geschrieben. er gliedert die regierungsgeschichte in sechs phasen:

. die konkliktreiche alternanz, von der gründung des bundesstaates bis zum ausbruch des kulturkampfes 1871,
. das zeitalter der konfessionalisierung der politik (bis 1881),
. die zeit der dynamischen konervativen mehrheitspolitik (bis 1921),
. die vorsichtige öffnung danach (bis 1946),
. die zeit der umstrittenen mehrheitspolitik (bis 1981) und
. die zeit des pluralismus (bis heute).

ganz im sinne des amerikanischen forschers robert dahl fragt er, wer freiburg regiere? dem vorbild der politikwissenschaftlichen regierungsanalyse folgend, kommt er zum schluss, aus der “mon-archie” mit einem machtzentrum sei auch im kanton freiburg eine poly-archie” mit mehreren solchen geworden.

verloren haben dabei die zur cvp mutierten katholisch-konservativen. ihre vormachtstellung während der wende vom 19. zum 20. jahrhundert sei verschwunden, gewichen einer neuen dynamik, die nicht mehr vom konservativen zentrum her komme, sondern von den politischen polen. die ersatzwahlen in den staatsrat vom letzten sonntag, die in einem patt endeten, sind ein beredeter ausdruck hiervon.

am 13. oktober 2013 wissen wir mehr, denn entweder rettet sich die bürgerliche mehrheit im pluralismus, oder aber es kommt zu einer neuen phase mit einer rotgrünen mehrheit. je nachdem müsste das buch um neues kapitel in der freiburger staatsratsgeschichte erweitert werden.

stadtwanderer

von freiburg zu bern – von freiburg nach bern

das ist ein angebot für interessierte schlachtenbummler, die gerne auch eine friedenspfeife rauchen.

ein artikel in der lokalpresse, während meinen ferien in schweden erschienen, hat meine nachträgliche aufmerksam gefunden. demnach wollen rechtsradikale jugendliche 2014 vor ort den helden der schlacht von laupen gedenken.
das will und kann ich der sog. “heimatbewegung”, wie sich die militanten jugendgruppen aus zürich und basel nennen, nicht überlassen. die schlachten der eidgenossen sind ein teil unserer geschichte; zur heroisierung taugen sie nur, wenn man sie aus dem kontext reisst und ideologisch überhöht.
um genau das zu verhindern, ist das konzept zur nachstehenden, ganztägigen rundreise (zu fuss und per bus) entstanden. sei hat sieben stationen, zwischen freiburg und bern, und will erklären, warum es zur schlacht in laupen kam, was die folgen waren, und wie die geschichtswissenschaft die bedeutung für die werdende eidgenossenschaft sieht.


territoriale entwicklung der herrschaft im raum der (heutigen) schweiz, von den zähringern (um 1200), über die habsburger (1315) bis zur eidgenossenschaft (1474), karten: sidonius

das zentrale stichwort ist nicht ehre der ritterlichen krieger, vielmehr ist es die territorialbildung der städte. ursprünglich unter den zähringern vereint, werden freiburg und bern gegner, der sie stehen unter dem einfluss der habsburger resp. der savoyer. bern schüttelt die oberaufsicht schneller ab, und entwickelt rund um sich herum ein territorium, das teilweise auch von freiburg beansprucht wird. von 1298 bis 1340 kommt es zu einer langen fehde zwischen den beiden städten, verstärkt durch den adel und die eidgenossen, sodass selber der kaiser intervenieren muss.
bern geht aus den kämpfen als sieger hervor, freiburg nähert sich dem zwischenzeitlich eidgenössisch gewordenen ort nach 1403 an, und bis 1467 bereinigt man die gemeinsame grenze. die gemeinen herrschaften über die grasburg und murten sichern das kooperative vorgehen, sodass freiburg auf vermittlung berns 1481 mitglied der eidgenossenschaft wird. die eroberung der waadt 1536 ist das letzte gemeinsame projekt, denn die wege des reformierten berns und des katholischen freiburgs werden hinfort verschieden sein, bis die brücke von grandfey gebaut wird und die eisenbahn, später auch die autobahn eine neuerliche nähe zwischen den beiden städten begründet.

hier das programm mit weiteren informationen.

1. station freiburg altstadt

kurzer rundgang durch die altstadt von freiburg, um zu erahnen, wie die stadt in ihrer gründungszeit aussah.
im unterschied zu bern gelingt es freiburg bis 1478 nicht, eine reichsstadt zu werden, die sich selber entwickeln kann; sie bleibt eine stadt unter feudaler führung, die von den zähringern zu den kyburgern zu den habsburgern schliesslich zu den savoyern wechselt. ursprünglich ist sie die (führende) frontstadt unter den zähringerorten; schliesslich verliert sie den kampf mit bern und fügt sich in ihren verbund ein, der sie zur eidgenossenschaft führt.

einige eckwerte:

1157 gründung durch die herzöge von zähringen, dekanat der stadt über 26 umliegende gemeinden bilden den kirchlichen hintergrund der stadtherrschaft
1218 aussterben der zähringer, freiburg kommt durch erbgang an die grafen von kyburg
1245 bündnis zwischen freiburg und bern
1263 aussterben der kyburger, gründung von neu-kyburg durch heirat der kyberger erbin mit einer seitenlinie der habsburger
1264/7 grafenkrieg zwischen den grafen von savoyen und den grafen von habsburg; besetzung durch habsburg
1266 freiburg widersteht der savoyischen belagerung
1270 bündnis freiburgs mit habsburg
1277 kauf der stadt freiburg durch könig rudolf I.; freiburg bleibt bis 1452 habsburgisch
1403 freiburg erneuert das bündnis mit bern
1423 kauf der grasburg mit freiburg, gemein(sam)e herrschaft der beiden städte
1446/8 freiburg liegt im krieg mit savoyen und bern
1452 freiburg wird savoyisch und entgeht so einer kriegsschuld
1454 bündnis freiburgs mit bern, grasburg gemein(sam)e herrschaft
1467 mit der landmark zwischen bern und freiburg sind die grenzen zwischen den beiden städten bereinigt
1474/7 freiburg beteiligt sich im burgunderkrieg auf eidgenössischer seite
1475 murten wird von bern und freiburg als gemein(sam)e herrschaft verwaltet
1478 savoyen verzichtet auf freiburg, reichsstadt
1481 freiburg wird (mit solothurn) mitglied der eidgenossenschaft
1524 freiburg entscheid sich, beim alten glauben zu bleiben
1536 gemeinsame eroberung der waadt durch bern und freiburg

mehr zur geschichte freiburgs

2. station: löwenberg

im grafenkrieg, zwischen savoyen und habsburg ausgetragen, ging es um das gebiet zwischen aare und saane, das reichsland war, und durch drei reichsburgen, je eine in gümmenen, laupen und grasburg gesichert war. der krieg brach 1264 aus, als die kyburger ausstarben, und ende 1267 mit dem friedensschluss in löwenberg. er sah vor, dass die savoyische wittwe des letzten grafen von kyburg ihre güter zu lebzeiten nutzen konnte, danach jedoch an habsburg fallen sollten.

1259 richard of cornwall, römisch-deutscher könig, überträgt die reichsrechte über gümmenen dem haus savoyen
1263 tod von hartmann dem jüngeren von kyburg, könig richard zieht reichslehen ein
1264 tod von hartmann dem älteren von kyburg, ehefrau margareta aus dem haus savoyen als erbin
1264 savoyen besetzt payerne, murten und bern, habsburg freiburg; savoyen erobert grasburg, laupen und gümmenen, kann sie aber gegen habsburg nicht halten
1265 savoyen besetzt romont, habsburg burgdorf, beide sichern sich so ihren weg zu ihren verbündeten
1266 savoyen belagert freiburg erfolglos
1267 savoyen erobert erneut laupen; friede von löwenberg: margareta, die kyburger wittwe kann eigengut behalten, die reichslehen gehen nach ihrem ableben aber an habsburg, das die vormundschaft über ihre tochter anna übernommen hatte
1268 tod von graf peter ii. von savoyen
1273 graf rudolf iv. von habsburg wird römisch-deutscher könig

mehr über den grafenkrieg

3. station oberwangen “dornbühl”

der standort der burg von wangen ist erst 1935 durch zufall entdeckt und 2011 sind die grundmauern wiederhergestellt worden. rund um diese burg gab es das erste militärische auseinandersetzung zwischen bern und freiburg, das gefecht am dornbühl. danach zerstört bern verschiedene ritterburgen, die zu nahe an der stadt gelegen waren und unter freiburgischem einfluss stand.

wenige eckwerte müssen hier genügen:

1298 fehde zwischen freiburg und bern; militärisches treffen am dornbühl in oberwangen von freiburg und den freiherren von belp-montenach einerseits, bern/solothurn anderseits; sieg der berner; zerstörung der burgen von wangen, geristein (bolligen) und belp
1308 friedensvertrag zwischen bern und freiburg

mehr zur geschichte der burg in oberwangen

4. station burg und stedtli gümmenen


fantasievolle darstellung von gümmenen vor der zerstörung (tschachtlan-chronik) weder schloss noch stedtli gümmenen aus dem mittelalter stehen heute, man weiss aber, wo alles war. genau da machen wir halt.

die anfänge von gümmenen liegen im dunkeln, dennoch einige eckwerte:

1259 freiherr peter von der waadt, verwandter des königs, übernimmt die königliche rechte über gümmenen
1264 savoyen und habsburg besetzen gümmenen nacheinander
1267 savoyen besetzt gümmenen vor friedensverhandlungen erneut, savoyen kann gümmenen zu lebzeiten von wittwe margarete behalten, danach gehen die rechte an habsburg
1282/3 könig rudolf I. erzwingt die rückgabe gümmenens ans königreich, übergabe an die herren von maggenbach, eine freiburger landadelsgeschlecht
1319 freiburg erwirbt burg und stedtli gümmenen samt des nahe gelegenen dorf mauss von den herren von maggenbach; belehnung der ritter von vuippens, ab 1325 unsichere rechtsverhältnisse
1331 gefecht von gümmenen zwischen freiburg/habsburg, unterstützt von den herren von weissenburg, und bern/solothurn um die vorherrschaft im grenzgebiet der beiden städte; sieg berns, zerstörung von burg, stedtli gümmenen und dorf mauss
1333 friede von königsfelden, vermittelt durch königin agnes: bern muss auf gümmenen verzichten, erhält dafür aber freie hand im oberen aaretal
1448 gümmenen wird bernisch,
1450 bau der ersten holzbrücke
1454 rückgabe gümmenens an freiburg
1467 dörfer gümmenen und mauss werden bernisch, tausch gegen bösingen bei laupen

mehr zur geschichte gümmenens

5. station burg und stedtli laupen


schloss und stedtli laupen sind intakt geblieben, und bieten eine herrliche ein- und übersicht um eine pitoreskes anwesen.

einige eckwerte:

wahrscheinlich um 930 burggründung durch könig rudolf von burgund
1253 laupen wird wie freiburg kyburgisch
1264 nach dem aussterben der kyburger besetzen savoyen und habsburg laupen nacheinander
1267 laupen wird wieder savoyisch
1268 tod von graf peter ii von savoyen
1269 rückeroberung laupens durch graf rudolf iv. von habsburg, verwaltung durch herren von maggenberg resp. von fendringen
1275 stadtrecht durch könig rudolf I. nach bern vorbild
1300 einsetzung eines königlichen reichslandvogtes (freiherr von strassberg)
1301 bündnis der stadt laupen mit bern
1310 verpfändung der stadt durch könig heinrich vii. an bern, faktischer übergang an bern
1324 bern setzt in laupen einen eigenen landvogt ein
1339 der graf von valangin erklärt bern den krieg; schlacht von laupen zwischen freiburg mit einer grossen allianz (herzog von österreich, bischöfe von basel, lausanne und sitten, grafen von valangin, neuenburg, aarberg, nidau, freiherren von montenach) und der burgundischen (bern, solothurn, biel, murten, payerne, reichsland hasli, freiherren von weissenstein und blankenburgresp. innerschweizer eidgenossenschaft (uri, schwyz und unterwalden); sieg der eidgenossen
1340 nachträgliches gefecht auf dem schönberg bei freiburg
1340 friede von königsfelden, erneut von königin agnes vermittelt; habsburg anerkennt bern als vorherrschende lokalmacht im aaretal, laupen bleibt bernisch

mehr zur geschichte laupens

6. station grasburg


die grasburg war ursprünglich eine königliche festung im übergangsgebiet zwischen burgund und schwaben; sie steht heute noch. der besuch der erhaltenen burgruine hoch über der sense ist lohnenswert

die ursprünge der grasburg sind unbekannt, sie ist eventuell burgundisch; nach der auflösung des selbständigen königreichs burgund gehen die recht an den römisch-deutschen könig; die eckwerte sind:

vor 1218 zähringer übernehmen die reichsburg
1223 erwähnung eines ritters von grasburg
1239 erwähnung eines schultheissen von grasburg (grasburg als stedtli?), übergang an kyburg, zeit unbekannt
1264 savoyen, dann habsburg übernehmen die reichsburg, habsburg setzt verschiedene reichtsvögte aus den reihen der ritter von maggenberg, de corbères und de vuippens ein
1310 könig heinrich vii. verpfändet die reichsburg an graf amadeus von savoyen, der sie durch verschiedene ritter verwalten lässt; wegen der peripheren lage wird sie aber nicht mehr unterhalten
1423 zerfallene grasburg burg an bern und freiburg, die als gemein(sam)e herrschaft verwaltet wird

mehr zur geschichte der grasburg

7. station bern altstadt


abschliessender rundgang durch die altstadt von bern, um zu erahnen, wie die stadt in ihrer gründungszeit bis zur friedenschliessung mit freiburg aussah. anders als freiburg sichert sich bern 1218 den status einer reichsstadt; 1298 schüttelt sie die königliche führung ab. 1365 erhält die stadt das recht reichslehen selbständig zu erwerben; 1415 wird bern ein selbständiger reichsstand mit sämtlichen rechten. die stadt entwickelt verschiedene bündnispolitiken (burgundische eidgenossenschaft, allianz mit der innerschweizer eidgenossenschaft und den städtebünden am rhein und in schwaben) und entwickelt sich zum zentrum im westlichen mittelland.
mit ihrer rasch ausgreifenden territorialpolitik geht sie als siegerin aus dem konflikt mit kyburg und freiburg hervor.

einige eckwerte:

1191 gründung der stadt bern durch herzöge von zähringen, bau der stadt von der nydegg bis zytgloggenturm
1218 aussterben der zähringer, bern wird königsstadt
1245 bündnis zwischen freiburg und bern
1255 savoyen übernimmt schirmherrschaft über murten und bern, stadterweiterung durch savoyerstadt (bis käfigturm)
1288 belagerung berns durch könig rudolf I. scheitert
1289 herzog rudolf, könig rudolfs sohn, nimmt bern ein, ende der savoyischen schirmherrschaft, tod von herzog rudolf 1290
1293/4 neues stadtrecht für bern durch könig adolph, einsetzung eines königlich bestimmten schultheissen
1295 bündnis der stadt bern mit der stadt solothurn
1298 sturz des schultheissen, seither wahl des schultheissen durch die stadt selber, beginn der territorialpolitik durch erwerb von kirchenspielen und landgerichten, aufbau der burgundischen eidgenossenschaft
1323 erstes bündnis berns mit waldstätten, burgrecht mit burgdorf und thun
1327 vorübergehendes bündnis berns mit rheinischen städtebund
1330 bündnis berns mit savoyen
1331 fehde zwischen bern und freiburg um gümmenen; gefecht von gümmenen zwischen bern/solothurn und bern/habsburg, zerstörung der burg gümmenen
1332 gefecht von herzogenbuchsee, bern und solothurn besiegen freiburg/habsburg
1333 friede von königsfelden, vermittelt durch königin agnes, bern verzichtet auf gümmenen, bekommt aber freie hand im oberen aaretal
1334 baubeginn der plattform bei der leutkirche
1340 zweite stadterweiterung (bis zum christoffelturm, bei der heutigen heiliggeistkirche)
1341 erneurung des bündnisses zwischen bern und den waldstätten, aber auch mit habsburg
1348/9 pestjahre, bevölkerungswachstum stagniert
1350 erneuerung des bündnisses berns mit savoyen
1353 festes bündnis mit waldstätten, teil der (innerschweizer) eidgenossenschaft
1364 erneuerung des bündnisses berns mit savoyen und mit habsburg
1365 kaiser karl iv. anerkennt das bündnis berns mit der eidgenossenschaft, bern erhält das recht, reichslehen zu erwerben, kaufhaus in bern, beginn des überlokalen handels
1375 bern erwirbt aarberg und setzt einen landvogt ein
1384 käuflicher erwerb der städte burgdorf und thun nach erfolgloser belagerung, einsetzung je eines schultheissen
1386 eroberung der letzten besitzungen freiburgs im oberen aaretal und im seeland
1403 neues bündnis zwischen bern und freiburg
1405 freiburg hilft bern nach dem grossen stadtbrand
1415 bern wird reichssstand, eroberung des aargau, verdichtung der herrschaft in bernischen untertanengebieten durch twingherrschaften der stadt auf dem land
1446/8 bernisch-freiburgischer krieg
1454 erneuerung des bündnisses zwischen bern und freiburg
1467 mit der landmark zwischen bern und freiburg sind die grenzen zwischen den beiden städten bereinigt
1476 schlacht von murten, freiburg auf eidgenössischer seite, murten wird anschliessend von bern und freiburg als gemein(sam)e herrschaft verwaltet
1528 bern wird reformiert
1536 gemeinsame eroberung der waadt durch bern und freiburg

mehr zur geschichte berns

zur orientierung: die wichtigsten daten der eidgenossenschaft resp. des heiligen römischen reiches

1239 beginn der bündnispolitik angesichts der rechtsunsicherheit im kaiserreich
1291 bündnis der waldstätte
1332 bündnis der waldstätte mit luzern
1351/3 achtörtige eidgenossenschaft, bestehend aus uri, schwyz, unterwalden, luzern, zürich, zug. glarus und bern entsteht
1362/5 kaiser karl iv. anerkennt die bündnisse der reichsstädte zürich und bern mit den waldstätten
1393 sempacherbrief regelt die militärordnung, beginn der tagsatzung als wichtigster eidgenössischen institution
1415 eroberung des habsburgischen aargau und der grafschaft baden durch eidgenossenschaft auf anordnung von könig sigismund
1438/50 alter zürichkrieg endet mit der niederlage zürich
1454 vorhalte der bündnispolitik mit habsburg werden aus den bündnissen der eidgenosschaft getilgt
1474/77 burgunderkriege
1481 stanser verkommnis als neue rechtsordnung der eidgenossenschaft, freiburg und solothurn werden mitglieder der eidgenossenschaft
1499 schwabenkrieg, im frieden von basel erhält eidgenosschaft einen autonomen status im reich
1501 basel und schaffhausen werden mitglieder der eidgenossenschaft
1511 erbeinigung der eidgenossenschaft mit habsburg
1513 appenzell wird mitglied der eidgenossenschaft, 13örtige eidgenossenschaft steht
1516 bündnis der eidgenossenschaft mit frankreich

stadtwanderer

bern freiburg 3:0

keine angst, ich werde nicht sportreporter. ich bleibe bei der politischen geschichte. heute geht es um das verhältnis der beiden zähringerstädte freiburg und bern nach dem aussterben der gründungsdynastie.

man weiss es, freiburg im üechtland ist eine zähringerstadt. bern auch. beiden gemeinsam ist, das sie gründungsstädte sind. ihre stadtgründer haben sie weitgehend aus dem nichts heraus erbaut, enstprechend gut sind die grundrisse der urstadt bis heute sichtbar.
freiburg war zuerst, auf dem felssporn über der saane, dann kam bern, in der grossen aareschlaufe. das prägte das anfängliche verhältnis: freiburg war wichtiger als bern, und freiburg hatte von beginn weg ein umland, die alte landschaft, die rund 20 kilometer rund um die stadt umfasste. genau das hatte bern nicht. denn das land links der aare gehörte dem kloster köniz. genau das sollte sich ende des 13. jahrhunderts und zu beginn des 14. jahrhunderts ändern. das kam so:

unterschiedliche herrschaftliche einbindungen

mit dem tod der zähringer 1218 kam freiburg zu den kyburgern, während bern königsstadt wurde. nach dem zerfall der imperialen macht in den 1240er jahren ging bern mit dem haus savoyen eine schirmherrschaft an. vor allem peter, freiherr der waadt, gleichzeitig earl of richmond, ursprünglich eine charismatischer kleriker, der in den weltlich stand gewechselt hatte und durch heiraten mit dem englischen königshaus verbunden war, betrieb zielstrebig machtpolitik, die sich im mittelland von westen nach osten spürbar machte. beim aussterben der kyburger in der manneslinie 1263 wähnte er sich bereits als neuen herr im ganzen plateau. gleiches tat sein gegenspieler, graf rudolf iv. von habsburg, denn das ende der kyburger aus winterthur eröffnete den herren des wasserschlosses bisher ungeahnte aufstiegsmöglichkeit. während einigen jahren lagen beide grafen im krieg um die vorherrschaft im aaretal, ohne das ein klarer sieger sichtbar wurde. so hielten sich die savoyer ab 1267 mit ansprüchen zurück, während rudolf 1273 römisch-deutscher könig wurde, der seine aktivitäten rasch in den osten des reiches, genauer gesagt nach wien, verlegte.
in diesem machtvakuum stiegen die zähringerstadt zu eigentlichen akteuren auf. doch hielt sie kein stadtherr mehr zusammen, und ach das bündnis von 1245 war durch die herrschaftlichen einbindungen ins savoyische und habsburgische wertlos geworden. das ganze spitze sich zu, nachdem könig rudolf verstorben war, und die kurfürsten adolph von naussau zum nachfolger kürten, der sich ganz auf die seite berns schlug. der stadt gab er ein neues stadtrecht, mit ein schultheissen seiner wahl, einem klein- und einem grossrat, die für politische entscheidungen zuständig waren.


das gebiet der schweiz um 1300

das gefecht am dornbühl
1298 brachen die spannungen aus, und sie führten zu einer fehde, die mehr als 40 jahre dauern und um im gebiet zwischen bern und laupen ausgetragen werden sollte. am anfang stand die absetzung von könig adolph, der durch albrecht, sohn von rudolf ersetzt wurde. freiburg nutzte diese wende in der reichspolitik
für einen ersten angriff auf bern. am dornbühl, bei oberwangen im heutigen könz gelegen, kam es zum ersten militärischen treffen. die habsburger stützten den angreifer, während sich bern mit der verbündeten stadt solothurn verteidigte. viel genaues weiss man nicht, was damals geschah. die berner chroniken vermelden aber eine sieg der berner. in der stadt bern kam es danach zu einem umsturz. der königliche statthalter wurde gestürzt, denn die eingesessenen familien fühlten sich nun stark genug, um sich als selbstständige reichsstadt aufzuführen und den schultheissen selber zu bestimmen. nun dehnte man sich auch aufs land aus: kirchenspiele und ortsgerichte im un mittelbaren umfeld kamen unter die herrschaft der stadt. das verhältnis zu freiburg blieb ungeregelt. frieden schloss man erst, als könig albrecht in königsfeld ermordert worden war und nicht mehr an der spitze des reichs stand.
neuerliche bewegung in das angespannte verhältnis kam, als sich ludwig iv, auch der bayer genannt, als nachfolger von albrecht durchsetzte. wie die innerschweizer auch, entschied sich bern, ludwig nicht zu anerkennen, sodass man 1223 ein gemeinsames schutzbündnis einging. 1224 kaufte bern laupen und man setzte im schloss an der sense einen eigenen landvogt ein – den ersten in der langen geschichte der herrschaftsausübung durch die stadt.

die schlacht um gümmenen
seit 1319 war freiburg ebenfalls durch kauf in den besitz den benachbarten gümmenen geworden; 1331 bracht zwischen gümmenen und laupen ein krieg aus, der eigentlich zwischen freiburg und bern betrieben wurde. die gümmenenpartei hatte sich die unterstützung durch habsburg gesichert, und auch die grafen von greyerz sowie die freiherren von weissenburg und von turn, beide im oberen aaretal begütert, waren auf ihrer seite. bern wusste die städte solothurn, biel und murten hinter sich. erneut siegten die berner, welche bei den kampfhandlungen die burg zerstörten, genauso wie die siedlung mauss nebst der burg.
königin agnes, die tochter albrechts, die nach dem tod ihres gatten, dem könig von ungarn, in königsfelden residierte, vermittelte den frieden 1334. gümmenen blieb freiburgisch, während bern die herrschaft über das aaretal zugesprochen wurde.
keine sechs jahre später brachen die kriegerischen handlungen erneut aus; diesmal sollte es um das schloss laupen gehen.

die schlacht um laupen
aus der rivalität von zähringerstädten war zwischenzeitlich ein eigentlicher krieg geworden. diesen erklärten die grafen von valangin 1339 als eröffnet, nachdem die herzöge von österreich, die fürstbischöfe von basel, lausanne und sitten, die grafen von neukyburg, greyerz, aarberg und nidau und die herren von montach mit der stadt freiburg ein burgundisch-habsburgisches bündnis eingegangen waren. ihren standen die burgundischen eidgenossen, bestehend aus den städten bern, solothurn, burgdorf, thun, murten und payerne gegenüberüber, verstärkt durch die freiherren von weissenburg und blankenburg und das reichsland hasli gegenüber. bern aktivierte das bündnis mit den innerschweizer eidgenossen erneut, sodass sich krieger aus uri, schwyz und unterwalden ebenfalls nach laupen begaben. das wiederum führte zur unterstützung von kaiser ludwig der burgundisch-habsburgischen partei.
10 tage lange belagerten die freiburger und verbündete schloss laupen. doch blieben alle angriffe erfolglos. am 11. tage wendete sich das blatt, denn aus bern eilten die burgundischen und innerschweizer eidgenossen herbei, und entsetzen die belager. auf dem bramberg, einem weiten hügelzug über über laupen kam es zu grossen schlacht, welche die berner allianz als sieger sah.
erneut vermittelte königin agnes einen frieden. diesemal sollte er (fast) von dauer sein. habsburg anerkannte hierbei bern als lokale macht im aaretal, laupen blieb bernisch, während freiburg die vorherrschaft der berner in der region akzeptieren mussten.
die laupenschlacht war in vielem entscheidend für die weitere entwicklung berns, denn 1353 verstetigte sich das bündnis mit denn innerschweiz eidgenossen. 1375 unterstützte die stadt die habsburger im guglerkrieg, bei dem es um ungelöste erbschaftsansprüche ging. erst 1382/4 im der auseinandersetzung zwischen kyburg und bern kam es wieder zu kriegerische handlungen, während denen jedoch die habsburger geschont wurde, einzig freiburg ihre letzten besitzung im oberen aare- und seetal verlor. zum finalen kampf gegen habsburg kam es 1415, als bern die eroberung der stammlande betrieb, und 1446/8 als man freiburg in ein weitgehendes abhängigkeitsverhältnis brachte, das den weg der stadt in die eidgenossenschaft 1481 ebnete.


spiezer chronik zur schlacht von laupen

erkennungszeichen im fahnemeer
namentich die schlacht von laupen führte aber auch zu einer neuerung, denn um die übersicht der kampfenden truppen zu bewahren, führten die innerschweizer eine fahne mit sich, mit zwei weissen streifen auf rotem grund; unsicher ist, ob auch die berner ihre wappen damals schon hatten, mit dem aufsteigenden bären auf gelbem streifen und rotem grund; im guglerlied, das 1375 in den kämpfen für habsburg gesungen wurde, wir es jedenfalls in der heute kannten form besungen.

stadtwanderer

meine ode an das verlassene und (vielleicht) wiedergefundene freiburg

es ist bekannt: ich bin in fribourg/freiburg geboren worden. wenn ich schlecht drauf bin, sage ich, ich sei da auf die welt gekommen; das sei nicht das gleiche. momentan fühle ich mich eigentlich ganz gut.


das neue freiburg: jean tinguelys erinnerung an seinen freund jo siffert, das mir so gut gefällt

als meine familie 1963, ich war sechs jährig, freiburg verliess, war ich nicht sonderlich traurig. denn in der welt des katholizismus’, die damals die stadt noch prägte, fühlte ich mich nicht nur geborgen. da war beispielsweise st. nikolaus, der am abend des 6. dezember imposant durch die strassen zog, umjubelt von der menge, der er mandarinen und nüsse zuwarf. mir hatte man streng beigebracht, dass man mit lebensmitteln weder spielen noch sie vergeuden dürfe. da war auch das bild in der kirche st. pierre, das ich jeden sonntag bestaunte, weil es übermenschlich war, das mir aber innerlich fremd blieb, weil ich seine botschaft nicht fand. und da der zwang in der kirche, geld zu spenden, für die armen negerlein in afrika, obwohl man sagte, nur die reichen in den armen ländern würden davon profitieren.

in buchs, im aargau, angekommen, war ich dann trotz meiner distanz zu freiburg ganz einfach der franzose. “d’franzose med de gääle hose und de grüne finke, pfuii, die stenke”, hielt man mir bei der begrüssung unter den jungs auf der strasse entgegen. an der sprache kann es nicht gelegen haben, denn ich wurde bilingue erzogen. es muss das fremde gewesen sein, dass einer an sich hatte, wenn nicht einfach nur buuredüütsch sprach. die bedeutungszusammenhänge erschlossen sich mir erst später, als ich während des geschichtsstudiums lernte, wie aarau zu einer hauptstadt der protestantischen schweiz wurde, die sich im zweiten villmergenkrieg erstmals gegen die katholischen miteidgenossen durchsetzt hatte, wie sie sich gegen die reaktionären berner stemmte, um zur eigentlichen hauptstadt der helvetischen republik von frankreichs gnaden zu werden, von der städtischen intelligenzia begrüsst, von den landleuten wegen steuern und solddiensten gehasst. und genau in dieses milieu war ich im ehemaligen bauerndorf buchs geraten. also auch keine heimat!

meine schulwege führten mich nach aarau, in die kantonsschule, nach zürich an die universität und nach bern, um zu arbeiten. um fribourg habe ich mich da lange nicht gekümmert. denn in der kanti hatte ich gotthold ephraim lessing gelesen, den deutschen aufklärer, für den es eine welt jenseits der verschiedene bezeugungen gottes gab. in der religionssoziologie lernte ich, dass konfessionelle gebote keine wahrheiten seien, sondern kulturell bedingte zugänge zur welt. das geschichtsstudium schliesslich hatte mich gelehrt, dass der konfesssionalismus zwar gut war, um die bisweilen verfeindeten eidgenossen zwischen mitte des 16. und 18. jahrhunderts sich jeweils selber entwickeln zu lassen, dass das aber auch viel zur stagnation der schweiz beigetragen hatte, der erst durch anstösse aus frankreich mit der aufklärung, der revolution, aber auch mit dem geschäftssinn der immigranten und welterfinder aus viele verschiedenen länder überwunden werden konnte.

genau dieser konfessionell gebundenen welt entronnen zu sein, war für mich lange erleichterung, ja befreiung. zuerst interessiert mich, was man mit naturwissenschaften, dem puren gegenteil zur religiösen welt, alles anstellen könnte, um bis auf den mond zu fliegen; dann war ich gwunderig, wie das soziale leben ohne religionen funktioniert, im zusammenleben von mann und frau, in den schulen ohne pfarrherren, aber auch in der schweiz, die statt streit und krieg, auch vermittlung und frieden anbietet. und so war ich, jahrelang, kaum in freiburg, kaum in einer kirche.


das alte freiburg: bild der st. pierre kirche, das mir nie was sagte

seit wenigen jahren hat sich das schrittweise gewandelt. die expo02 hat einen anstoss gegeben, meine regelmässigen besuche in murten eine annäherung gebracht. manchmal nehme ich über mittag den zug von bern nach freiburg, um ein wenig spazieren zu gehen. bisweilen setze ich auch einen fuss in ein gotteshaus. deren geschichte habe ich, durch meine intensive beschäftigung mit dem mittelalter, immer genauer zu verfolgen versucht. natürlich hat das freiburg von heute für einen berngewohnten noch unendlich viele klöster, sind die franziskaner und ihre anverwandten brüder und schwester immer noch da. dennoch, ich sehe sie immer mehr repräsentiert, in büchern, dvds und alle den medien, wenig sich selber präsentieren. gezeigt bekommt man fünfzig jahre nach dem ökumenischen konzil in freiburg eine welt, die nicht nur den interkulturellen und interreligiösen dialog pflegt, vielmehr die auch jenseits von konfessionellen erwartungen, politische und persönliche ansichten zulässt. jean tinguely, der meister der expo64 hallte in eben diesem halben jahrhundert, seit ich von fribourg wegging, wirkungsvoll nach. nicht nur auf der grande-place mit seinem momument für den verstorbenen freund jo siffert, nein auch in den köpfen der betrachtet wurde offensichtlich klar, dass es ein leben jenseits von machttechniken und ihrer komplexen, aber durchschaubaren funktionsweisen gibt.

das freiburg, das ich heute kennen lerne, ist offener und damit auch wieder zugänglicher geworden. rechte und linke haben sich von der konservativen mitte befreit und sagen sich gehörig die meinung, männer und frauen haben mit den rollenbildern der vergangenheit gebrochen und leben ihr leben. gute gebildete, aber auch künstlerisch begabte freiburgerInnen, einfache menschen mit herz und verstand sind zahlreicher geworden. man ist, wer man ist – bewusst, woher man stammt, aber nicht gefangen, sodass sich einem keine perspektiven mehr eröffnen. roger de weck, der freiburger patriziersohn beispielsweise, der herausragendste rhetoriker der gegenwärtigen schweiz der gegenwart, gehört selbstredend zum neuen freiburg; aber auch mia aegerter, die tochter aus freiburger haus, finde ich seit “achtung, fertig, charlie!” eine tolle schauspielerin. manager wie daniel vasella, mediziner wie thierry carrel und bundesräte wie alain berset, allesamt mit freiburger herkunft, leisten etwas für diese gesellschaft, ohne angestammte wege zu beschreiten, im vollen wissen, mit mit ihrer eigenwilligenkeit anzuecken und scheitern zu können. schliesslich schätze ich den historiker urs altermatt sehr, der es bis zum rektor der freiburger universität brachte sehr, denn der liberale katholik aus solothurn kennt wie kein anderer, wie konkordanz bei bundesratswahlen funktioniert, ohne dabei zum bornierten insider geworden zu sein. genau das sehe ich auch bei joseph deiss, dem früheren ökonomieprofessor an der freiburger uni, der in die politik ging, als aussenminister die schweiz in die uno führte und als schweizer die vollversammlung der delegierten der welt für ein jahr präsidierte.

es war eine ziemlich spontane entscheidung in meinen sommerferien, mein freiburg wieder erkunden zu wollen. mit ihren stotzigen strassen. mit den kleinen gässchen quer zu den grossen. mit den denn historischen brunnen voller anspielungen. mit den brücken über flüsse und bewusstseinsgrenzen. mit der mehrsprachigkeit, die ich es nicht immer einfach, dafür aber spannend macht. mit den figuren von von niki de saint phall, die wohlig und rund und doch so bemerkenswert leicht und elegant sind. mit der multikulturalität, die nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt wird. mit dem stadtgolf quer durch alle löcher und gassen der stadt. mit dem restaurant st.gothard und seinem vorzüglichen moité-moité fundue und dem vully-weisswein dazu – und mit all dem, was ich vergessen habe oder noch gar nicht kenne.

auf ein neues stadtwandern also! sollte sich jemand angesprochen fühlen, anbei eine erste virtuelle tour durch die geschichte der stadt, der bald ein reeller parcours durch die bedeutsamen orte freiburgs folgen sollen …

stadtwanderer

freiburger chronik (9): freiburgs gegenwart


alain berset, gegenwärtig freiburger bundesrat aus den reihen der sp und vertreter den neuen freiburgs, bei der annahme der wahl

2002 die schweiz entscheidet sich in einer volksabstimmung zum uno-beitritt; freiburg gehört zur mehrheit der annehmenden kantone; die kampagne führte der freiburger bundesrat und aussenminister joseph deiss; landesausstellung expo02 findet unter anderem im freiburgischen murten statt

2003 einkaufszentrum fribourg centre wird vis-à-vis des bahnhofs eröffnet

2005 mia aegerter, tochter freiburgs, wird mit dem swissaward in der kategorie showbusiness ausgezeichnet

2006 thierry carrel, herzchirurg und sohn freiburgs, wird professor für medizin am gemeinsamen zentrum für herzchirurgie der universitäten bern und basel, 2008 operiert er den bundesrat hans-rudolf merz in den kritischen tagen der ubs rettung am herzen, 2011 misslingt ihm der direkte einstieg in die bundespolitik für die fdp

2007 mit alain berset wird erstmals ein sp-vertreter in den ständerat gewählt

2008 christian levrat, gewerkschaftsfunktionär und freiburger sp-nationalrat wird sp parteipräsident

2008 die agglomeration freiburg entsteht aus der kantonshauptstadt und den umliegenden gemeinden, um die zusammenarbeit zu verbessern. ein gemeinsamer öffentlicher nahverkehr ist das bis sichtbarste zeichen

2010 freiburg wird teil der hauptstadtregion schweiz

2010 historiker urs altermatt, zuvor rektor der universität, fragt bei seiner abschiedsrede in der aula der universität vieldeutig: “verschweizerung europas – ohne die schweiz?”

2010/11 françois rime, svp-nationalrat aus bulle, scheitert zweimal beim versuch, für seine partei bundesrat zu werden, knapp

2011 roger de weck, mehrsprachiger publizist und sohn freiburgs, vormals chefredaktor des zürcher tagesanzeigers und der hamburger zeit, wird generaldirektor der srg; marie garnier wird die erste grüne (gps) in den staatsrat gewählt

2011/2 die brauerei cardinal wird definitiv geschlossen; der staatsrat übernimmt das areal um einen innovations- und technologiepark zu realisieren

2013 daniel vasella, 1999 bis 2012 verwaltungsratspräsident von novartis und bestverdienender manager europas, ein sohn freiburgs, verlässt nach debatte über seine abgangsentschädigung die schweiz

2013 isabelle chassot, freiburger staatsrätin, wird neue direktorin des bundesamtes für kultur; cvp, svp und fdp schliessen angesichts der kandidatur von nationalrat jean-francois steiert,ein wahlbündnis auf kantonaler ebene, um die erstmals möglich werden linke mehrheit im staatsrat zu verhindern; ihr gemeinsamer kandidat ist jean-pierre siggen, präsident des kantonalen argbeitgeberverbandes

2013 carsten schloter, führender manager der schweiz und ceo der swisscom, in villars lebend, wird nach einer selbstötung in der freiburger kathedrale verabschiedet

mehr zur abschiedsvorlesung von urs altermatt auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (8): auf dem weg in die moderne


freiburgs ausdehnung nach dem an anschluss ans eisenbahnnetz gemäss siegfried-karte von 1874

1858/62 bau der brücke von grandfey für die eisenbahnverbindung; die landesteile wachsen damit über die sprachgrenzen hinaus zusammen

1862 anschluss freiburgs ans eisenbahnnetz; ab 1870 zaghafter beginn der industrialisierung freiburgs

1873 gründung einer societé ouvrièere, die sich der schweizer arbeiter-union anschliesst; jospeh meckler als erster arbeiterführer, gründung von hilfs- und sparkassen und eines konsumvereins

1889 gründung der universität freiburg

1890 trennung der arbeiterbewegung von den liberalen wegen deren widerstand gegen eine unfallversicherung

1895 gründung der fdp

1896 regierung besteht neu aus katholisch-konservativen

1899 eröffnung des funiculaire (drahtseilbahn) in der stadt freiburg

1905 gründung der sp freiburg

1919 jean-marie musy, katholisch-konservativer staatsrat, wird bundesrat, vertreter der deflationspolitik, zweimal in opposition zum bundesrat auch in der öffentichkeit, bekannt für seine faschistischen ideen und kontakte zu nazigrössen, dank denen auch juden in die schweiz kommen können; der staatsrat besteht aus einer mehrheit katholisch-konservativer und einer minderheit fdp

1920 bau der pérollesbrücke

1924 neubau der zähringerbrücke

1924 aufwertung des kollegialkirche zur kathedrale (bistum der drei kathedralen)

1932 gonzage de reynold, rechtskonservativer freiburger patrizier, wird professor für geschichte der zivilisation an der universität freiburg; gleichzeitig wird er vizepräsident der kommission für geistige zusammenarbeit des völkerbundes; er plädierte für die umwandlung der schweiz in einen autoritäres regime, nach dem vorbild mussolinis

1935 bau des liebfrauenbrunnens (fontaine de Notre-Dame) durch françois baud an der strasse pierre aeby (rue Pierre-Aeby) über dem fischmarkt

1938 hc fribour gottéron, freiburgs eishockeyclub entsteht durch eine mannschaft aus der unterstadt

1939 neubesiedlung des klosters hautrive

1951 erster bgb-staatsrat (bis 1996)

1959 jean bourgknecht, vormals freiburger national- und ständerat, wird bundesrat, der sich zu ersten mal nach der zauberformel bildet; 1962 müssen seine engsten verwandten nach einen schlaganfall seinen rücktritt aus der bundesregierung erklären

1960 bau der jetzigen galternbrücke

1964 jean tinguely, freiburger künstler, prägt mit seiner tinguelymachine den geist der expo 1964 in lausanne

1970 zusammenschluss verschiedener bierfirmen, darunter cardinal, zur sibra

1971 einführung des frauenstimm- und wahlrechts auf eidgenössischer ebene; freiburg gehört zur mehrheit der annehmenden kantone

1971 jo siffert, formel 1 rennfahrer aus freiburg, stirbt bei einem unfall in brandshatch; niki de saint phall, französische bildhauerin und malerin, wird durch heirat mit jean tinguely, schweizerin und freiburgerin

1984 tinguely brunnen zu ehren von jo siffert auf dem Grossen Platz (Grands Place) wird eröffnet

1986 roseline crausaz (cvp) wird erste frau im freiburger staatsrat

1992 die schweiz lehnt den beitritt zum ewr in einer volksabstimmung ab; freiburg gehört zur minderheit der annehmenden kantone

1996 mit pascal corminboeuf wird der erste unabhängige in den freiburger staatsrat gewählt

1996 die sibra (cardinal), von feldschlösschen dominiert, kündigt die schliessung der brauerei cardinal an; bevölkerungsprotest, unterstützt vom staatsrat, 1998 wird der schliessungsentscheid zurückgenommen

1999 jospeh deiss, professor für volkswirtschaft an der universität freiburg und freiburger nationalrat, wird für die cvp bundesrat, rücktritt 2006

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freiburger chronik (7): revolutionen und vermittlungen


louis d’affry, erster landamann der schweiz, 1803, als freiburg für ein jahr vorort (hauptstadt) der schweiz war

1781 aufstand der landschaft gegen die stadt freiburg unter pierre-nicolas chenaux wird von den patriziern freiburgs und berns niedergeschlagen

1782 demonstration der stadtbürgerschaft zugunsten von rechtsgleichheit wird unterdrückt und mit verbannung bestraft

1788 brauerei blancpain bringt fribourger bier auf den markt (ab1890 cardinal)

1789 freiburg beherbergt mehr als 3000 geflohene aristokraten aus frankreich und wird zum ort der gegenrevolution

1798 kampflose eroberung freiburgs durch die französischen truppen, kapitualtion am 2. märz, freiburg wird geplündert, profitiert aber von der gleichberechtigung der sprachen in der helvetische republik

1799 trennung von stadt und land; einführung der freiburger munizipalität, mit dem aufgeklärten und weltgereisten jean (de) montenach als erstem syndic

1802 freiburg lehnt die zweite verfassung der helvetischen republik ab

1803 gründung des kantons freiburg, inklusive murten, estavayer und payerne mit einer repräsentativ-demokratischen verfassung; definitive trennung von stadt und kanton (land); louis d’affry wird freuburger schultheiss und erster landammann der schweiz; freiburg für ein jahr auch hauptstadt

1814 rückkehr zum patriziat, erweiterung des grossen rates (mit 108 patriziern) um 36 nicht-patrizische mitglieder aus der stadtbürgerschaft resp. der landschaft, schulreform des humanisten und franziskaners grégoire girard

1815 wiener kongress ordnet das nachrevolutionäre europa, die schweizerische eidgenossenschaft wird ein staatenbund mit souveränen kantonen, festen grenzen und einer garantierten neutralität

1817 erweiterung des bistums durch beitritt genfs zur eidgenossenschaft zum neuen bistum lausanne genf freiburg

1818 jesuiten werden vom grossen rat zurückberufen

1821 umnutzung des speichers in ein zeughaus

1823 schliessung der reformschulen von girard durch jesuiten; kollegium st. michel entwickelt sich zum zentrum des ultramontanismus (romtreuer konservatismus, gegen den liberalismus gewendet)

1830 das reformierte murten verlangt im rahmen der allgemeinen regeneration eine verfassungsreform im liberalen sinne; einsetzung einer verfassungskommission; ausschluss des bischofs

1831 neue verfassung wird ohne volksabstimmung in kraft gesetzt und bringt die rechtsgleichheit unter den bürgern, liberales regime im grossen rat und staatsrat

1834 bau der zähringerbrücke als hängebrücke (länge ihrer art auf der ganzen welt bis 1837)

1836 konservative mehrheit bei neuwahlen auf betreiben der jesuiten

1837 neue, konservative kantonsregierung

1840 bau der galternbrücke als hängebrücke

1845 höhere lehrerausbildng wird den jesuiten übergeben, zuspitzung der lage in der eidgenossenschaft durch rekonfessionalisierung der weltanschauungen

1846 beitritt freiburgs zum sonderbund; macht diesen überhaupt erst bekannt

1847 liberaler aufstand in murten, estavayer und bulle wird militärisch unterdrückt; militärische niederlage des isolierten freiburgs im sonderbundskrieg gegen die schweizerischer eidgenossenschaft; radikales regime, vertreibung der jesuiten, bestellung eines neuen grossen rates, aufhebung der klöster, kriegsanleihe bei urhebern des sonderbundskrieges, neue verfassung mit allgemeinem männerwahlrecht, unentgeltlichen staatsschulen, immunität der geistlichen und abschaffung der todesstrafe (erster kanton überhaupt!)

1848 ultramontaner aufstand gegen die neuordnung des bistums im radikalen sinne, besetzung des kantons durch bern und waadt, entwaffnung des volkes und verbannung des abgesetzten bischofs nach frankreich

1850/53 3 weitere aufstände der ultramontanen werden von der regierung unterdrückt, die 1853 besetzte kantonsschule von einer bürgerwehr zurückerobert und mit verbannung der anführer bestraft

1854 erneuter wahlsieg der ultramontanen

1855 liberale stimmen einer gemeinsamen regierung mit ultramontanen unter deren führung zu

1856 rückkehr von bischof marilley, begrenzung der bischöflichen macht; konservative verfassungsänderung

1857 verdrängung der liberalen aus der kantonsregierung; klerus übernimmt die schulbildung wieder, kloster maigrauge darf wieder novizinnen aufnehmen

ab 1850 fondue moité-moité ou fribourgois wird zum fondu suisse

1868 wiedereinführung der todesstrafe

1870 murten verlangt erfolglos die trennung vom kanton freiburg und den anschluss an den kanton bern, was die bundesversammlung ablehnt

1871/4 verwerfung des eidgenössischen verfassungsrevisionen im kanton freiburg; dennoch, die eidgenössischen annahme bringt ein landesweites verbot der jesuiten und entzieht den römisch-katholischen geistlichen das passive wahlrecht für den nationalrat (1973 wieder aufgehoben); ferner wird die errichtung von bistümern der genehmigung des bundesrats unterstellt (2001 aufgehoben)

1890 der papst ernennt den freiburger bischof gaspard mermillod zum kardinal, aus dem festbier der firma blancpain wird das cardinal

weiter lesen: auf dem weg in die moderne

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mehr zum fondu fribourgeois auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (6): zentrum der gegenreformation

1580 gründung des kollegiums st. michel durch jesuiten, geistige führung der gegenreformation durch pater canisius

1581/86 bau des ratzéhofs im renaissancestil (heute museum für kunst und geschichte)

1582 wie die anderen katholischen orte, aber anders als die reformierten, führt freiburg den gregorianischen kalender ein

1586 freiburg nimmt am borromäischen bund der katholischen orte teil, ebenso am bündnis mit spanien

1604/13 bau der jesuitenkirche

1608 gründung des kapuzinerklosters

1613 bischof von lausanne nimmt nach exil sitz in freiburg

1621 gründung des kapuzinerinnenklosters

1626 gründes klosters montorge

1627 bildung eine patrizischen aristokratie durch eintragung der 100 regimentsfähigen familien (bourgeois secret), freiburger wirkt stilbildend für bern, solothurn und biel

1634 gründung des ursulinenklosters

1635 gründung des visitandinenklosters

1648 westfälischer friede, gleichberechtigung der konfessionen, paritätische gerichte

1653 bau der bernbrücke

1653/6 bau der visitandinnenkirche

1656 1. villmergenkrieg endet mit dem sieg der katholischen orte, freiburg neutral

1660/6 nach einem brand wird der konvent des klosters maigrauge neu gebaut

1663 erneurung des soldvertrages mit frankreich in freiburg

1677/9 bau der ursulinenkirche

1684 aufnahme regimentsfähiger familien wird abgeschlossen, geschlossene aristokratie

1699/1701 bau des schlosses la poya im renaissancestil
1708/9 bei des speichers in der untern matte

1712 teilnahme am 2. villergenkrieg, sieg der reformierten orte, welche die voll gleichberechtigung erhalten, und in den gemeinen herrschaften die führung übernehmen

1720 bau der mittleren brücke im auquartier

1734/7 bau des stadthauses

1746 bau der johanniterbrücke

weiter lesen: revolutionen und vermittlung

freiburger chronik (5): teil der eidgenossenschaft


rathaus von freiburg, von der unterstadt aus gesehen, ersetzt nach dem beitritt zur eidgenossenschaft, die baufällige zähringerburg

1481 stanser verkommnis bringt kompromiss zwischen stadt und landorten, legende von nilaus von der flüh; aufnahme der stadt freiburg (mit solothurn) in den bund der eidgenossenschaft (als stadt minderen rechts), die amtssprache in freiburg wird deutsch

1484 orbe und echallens werden gemein(sam)e herrschaften von bern und freiburg

1490 bau von st. nocolas fertiggestellt, neubau der freiburger altstadt

1499 schwabenkrieg der eidgenossenschaft gegen das kaiserreich, vertreten durch schwaben; sieg der eidgenossenschaft, befreiung von der reichsreform 1500

1501/22 bau des rathauses

1508/22 bau von schloss diesbach durch die gleichnamige familie, die bern verlässt

1511 erbein(ig)ung der eidgenossenschaft mit dem haus habsburg

1512 kirche st. nicolas wird chorherrenstift

1516 ewiger friede mit frankreich, in freiburg verhandelt

1524 entscheid der stadt beim alten glauben zu bleiben

1524/5 bau des brunnens st. georg (fontaine de Saint-Georges) auf dem Platz vor dem Rathaus (place de l’Hôtel-de-Ville)

1531 freiburg nimmt an kappelerkrieg teil und gehört zu den siegreichen orten, im 2. landfrieden von kappel bekommen die katholischen orte die vorherrschaft über die gemeinen herrschaften der eidgenossenschaft

1536 beginn der räumlichen erweiterung freiburgs durch eroberung der waadt (mit bern), vertreibung des bischofs aus lausanne, exil in evian

1547 bau des samson brunnens (fontaine de Samson) durch hans gieng, auf dem liebfrauenplatz entsteht (place Notre-Dame), ebenso des brunners von johannes dem täufer (fontaine de Saint-Jean) durch hans gieng auf der oberen Matte (Planche-Supérieure)

1549/50 bau der fontaine de la force, von hans gieng an der kurzen strasse (court-chemin)

1549 bau der fontaine de la Vaillance durch hans gieng, nahe des chors der kathedrale entsteht

1550 bau des samariterbrunnes (fontaine de la Samaritaine) durch nans gieng an der samariterstrasse (rue de la Samaritaine)

1555 territorialerweiterung durch aussterben der grafen von greyerz, ihr erbe kommt durch erbgang an freiburg, saanen wird bernisch,

1557 oron wird bernisch, freiburg von bern eingeschlossen

1557/9 bau des st. anna brunnens (fontaine de Sainte-Anne) durch hans gieng auf dem kl. johanniter platz (place du Petit-Saint-Jean)

1592 bau des st. peter brunnens (fontaine de Saint-Pierre) durch stefan ammann, ursprünglich auf dem Platz Georges Python (place Georges Python) entsteht, heute an der Criblet

1606 bau der fontaine de la Fidélité durch stefan ammann an der Schmiedstrasse (rue des Forgerons)

1626/7 bau der fontaine du Sauvage durch stefan ammann am place du Pertuis

weiter lesen: das zentrum der gegenreformation

freiburger chronik (4): zeit der neuausrichtung

schlacht von murten, bei der die stadt freiburg auf seiten der eidgenossenschaft steht

1403 erneuerung des burgrechts von freiburg mit der stadt bern

1405 freiburg hilft bern nach dem stadtbrand

1410 ausbau der stadtbefestigung in freiburg

1412 zerstörung des savoyischen von oltigen durch bern

1415 bern, luzern und zürich erobern den habsburgischen aargau, habsburger werden verdrängt, isolierung freiburgs beginnt

1423 schwarzenburg, bisher königlich, wird bernisch mit einem landvogt

1433 ende der gemeindeversammlungen im fanziskanerkloster, bildung einer neuen führungsschichte aus lokaladel (familien maggenberg, düdingen/velga, montenach, englisberg und praroman) und geldadel (familien gottrau, lanthen, affry, von der weid, fegeli und weck), der sich selbst zu ergänzen beginnt

1448 angriffe von bern und savoyen auf freiburg; mangelnde unterstützung durch habsburger, entfremdung

1452 hoheit der herzöge von savoyen über die stadt freiburg, freiburg erhält hoheit über hautrive, 1456 auch über maigrauge

1454 freiburg wird ins burgrecht aufgenommen; grasburg wird gemein(sam)e herrschaft mit bern

1467 gümmenen kommt von freiburg an bern

1476 teilnahme an der schlacht von murten (trotz der aufsicht savoyens) auf seiten der eidgenossenschaft gegen burgund und savoyen, murtenläufer überbringt die botschaft vom sieg, murtenlinde

1478 freiburg wird reichsstadt

weiter lesen: teil der eidgenossenschaft

mehr zu murten, der murtenschlacht und dem murtenlauf auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (3): habsburgerzeiten


kathedrale von freiburg, wahrzeichen der stadt, mit der bau man sich in der ganzen freiburger habsburgerzeit beschäftigte

1273 graf rudolf iv. von habsburg wird zum römisch-deutschen könig gewählt, beginn der restitutionspolitik im osten des reiches, hausmachtsicherung im westen

1277 kauf der stadt durch könig rudolf I. von habsburg von (neu)kyburgern; feindliche stimmung zu bern; vermutlicher beginn der stadtmauern

1280 stadterweiterung gegen den heutigen place python

1281 bau der franziskanerkirche (mit chorgestühl aus dieser zeit)

1283 baubeginn der kirche st. nicolas, der heutigen kathedrale

1284 könig rudolf I. heiratet agnes (eigentlich isabell) von burgund mit der absicht ein neues herzogtum burgund zu begründen

1289 eroberung berns durch herzog rudolf von habsburg

1291 tod von könig rudolf; ende

1293 graf adolf von nassau neuer römisch-deutscher könig, der auf bern und gegen den adel setzt, bündnis von bern mit solothurn, mitunter gegen freiburgisch ansprüche gerichtet

1298 herzog albrecht I. von österreich wird römisch-deutscher könig, angriff freiburgs auf bern, schlacht vom dornbühl; niederlage der freiburger, bern wird zentrum der burgundischen eidgenossenschaft

1323 bern verbündet sich mit innerschweizern gegen könig ludwig der baier

1324 laupen wird bernisch und erhält einen landvogt

1331/3 graf eberhard II von kyburg nähert sich dem haus habsburg an: gümmenenkrieg zwischen freiburg und bern, verbündet mit solothurn; zerstörung von gümmenen; gefecht von herzogenbuchsee der berner und solothurner gegen freiburg; sieg der berner und solothurner über freiburg

1339/40 laupenkrieg zwischen freiburg und bern, freiburg vom burgundischen und habsburgischen adel und von kaiser ludwig dem baier unterstützt; bern von den innerschweizern unterstützt; einnahme von laupen durch bern, gefecht auf dem schönberg zwischen bern und freiburg; sieg der berner über freiburg

1340 friede von königsfelden, bern und habsburg auf augenhöhe

1341 burgrecht zwischen freiburg und hautrive

1348/9 pestjahre

1353 bern wird teil der eidgenossenschaft, freiburg bleibt österreichische landstadt

ab1350 tuchhandel prägt das freiburger gewerbe

1384 burgdorferkrieg zwischen bern und kyburg; kauf von thun und burgdorf durch bern, führende regionalmacht

1386 sempacherkrieg zwischen eidgenossenschaft und habsburg; bern erobert letzte rechte freiburgs im aaretal und im seeland

1387 berner plündern kloster hautrive

1393 sempacherbrief bringt die eidgenossenschaft über eine gemeinsame militärordnung näher zusammen

weiter lesen: zeit der neuausrichtung

mehr zur kathedrale auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (2): grenzüberschreitung


franziskanerkloster, eine der klostergründungen im jungen freibourg, das wichtige aufgaben der stadt übernahm

um 1200 bau der kirche notre-dame in der stadt freiburg, freiburg gehört zum bistum lausanne

1218 aussterben der zähringer in der manneslinie; freiburg kommt durch erbgang an die grafen von kyburg (mit hauptsitz im schwäbischen winterthur)

1224 erste stadterweiterung, burg wird gegen westen ausgedehnt

1235 absetzung des römisch-deutschen könig heinrich durch kaiser friedrich II. beginn der unsicherheiten

um 1235 möglich gründung des augustinerklosters als chroherrenstift

1239 burgrecht freiburgs mit avenches

1243 burgrecht freiburgs mit bern

1245 burgrecht freiburgs mit murten

1245 kaiser friedrich II. wird von papst innozenz iv. auf dem konzil von lyon abgesetzt

1249 grafen von kyburg legen die stadtordnung der handfeste im bisherigen sinne fest

1254 zweite stadterweiterung mit brückenkopf rechts der aare

1255 gründung des frauenklosters maigrauge

1256 gründung des franziskanerklosters durch schenkungen von jakob von riggisberg, das stadtaufgaben übernimmt (ort der gemeindeversammlung und archivaufbewahrung)

1259 stadtherr hartmann v. von kyburg schenkt der seit 1255 bestehenden frauengemeinschaft aus tafers die magere au zur gründung als frauenkloster

1260 gründung der johanniter kommende mit spital rechts der saane

1261 kloster maigrauge wird in die obhut von hautrive gegeben (trotz der bitte des ordens, keine weiteren frauenklöster zu gründen)

1263 aussterben der kyburger in der manneslinie

1264 bau der kirche st. jean (19./20. jahrhundert mehrfach umgebaut)

1264/7 grafenkrieg um erbe der kyburger zwischen savoyen und habsburg endet ergebnislos

weiter lesen: habsburgerzeiten

mehr zur sprachenfrage und ihren hintergründen auf dem stadtwanderer

freiburger chronik (1): zeit der stadtgründung


herschaftliche situation zur zeit der gründung freiburgs

1033 das ganze gebiet des heutigen kantons freiburg wird teil des mittelalterlichen römischen kaiserreich, zerstörung murtens

1076/1122 investiturstreit zwischen papst und kaiser, regelung mit dem konkordat von worms, feudalisierung des mittellandes, beginn der adeligen stadtgründungen zur herrschaftssicherung
in dieser zeit: wiederaufbau von avenches durch burckhard von oltigen, bischof von lausanne

1127 doppelmord von payerne an burgundischen pfalzgrafen, krieg und erbgang zwischen pfalzgrafen und zähringern bringt vorherrschaft der zähringer östlich des juras, kaiser lothar iii. erhebt die zähringer zu rektoren (königlicher stellvertreter) burgunds

1132 duell von payerne zwischen dem herzog von zähringen und dem grafen von genf endet ohne sieger; bernard de clairvaux entscheidet, dass die zähringerherrschaft auf das aaretral beschränkt bleiben soll; ausdehnung der zisterzienser, gründung des klosters hautrive durch schenkungen des freiherrn von glâne

1142 papst innozenz ii. unterstellt hautrive dem burgundischen kloster cherlieu und macht das kloster kappel am albis zum tochterkloster

1156 kaiser friedrich I. heiratet burgundische prinzessin und krönt sich zum könig von burgund; rektorat der zähringer faktisch entkräftet

1157 gründung der stadt freiburg (friburch, fribor=befestigt, frei) durch herzog berchtold iv. von zähringen, um seinen einfluss im burgundischen zu sichern, freiburg erhält das stadtrecht von freiburg im breisgau mit einem bann von 3 stunden (ca. 20 kilometer), genannt alte landschaft, in der das stadtrecht gilt; kirchlich gehört freiburg zum bistum lausanne; kloster hautrive kommt unter den schirm der zähringer

weiter lesen: früher stadtausbau

mehr zur stadtgründung freiburgs auf dem stadtwanderer

freiburger stadtgolfgeschichte(n)

am anfang war die stadt. 851 jahre nach ihrer gründung kam stadtgolf dazu. und weitere fünf jahre später werde ich freiburgs stadtgolfgeschichte(n) erstmals erzählen.

der anlass
während meinen schwedenferien fasste ich den vorsatz. meine stadtwanderungen, hauptsächlich auf bern konzentriert, sollen expandieren. neu hinzu kommen soll eine in freiburg, der anderen zähringerstadt.

immerhin bin ich im bürgerspital der stadt geboren worden; die katholische taufe habe ich der kirche st. pierre erhalten. selbst wikipedia führt mich als prominenter sohn der stadt. nur die schulen habe ich anderswo gemacht. ebenso ist mein arbeitsort seit langem bern, mit ablegern in st. gallen und zürich.

so ist zu freiburg distanz entstanden. das war nicht ungewollt, denn religiöse leben hat mir schon als jugendlicher nicht mehr zugesagt. ich war zwar mal ministrant, ja sogar chefmessdiener; doch gleichzeitig habe ich in aarau ein weltliches gymnasium besucht, wo man den aufklärer lessing las, der mich lehrte, dass religionen keine wahrheit vermitteln, sondern teile von kulturen sind – bewusst in der mehrzahl geschrieben. seither denke ich, bin ich ein konfessionelles patchwork – am ehesten ein atheistischer kulturkatholik mit einem protestantischen arbeitsethos.

raum und zeit freiburgs
heute nun war ich in freiburg recherchieren. denn der zeitstrahl der geschichte braucht den raum des ortes, um erfahrbar zu werden. das lehrte mich der römische rhetorikprofessor quintilianus vor jahren.

schnell hatte ich freiburg als zentrum der gegenreformation zusammen. der bischofssitz, die statue von pater canisius und das jesuiten kollegium st. michel liegen ja auf der hand und sind nahe beisammen. vom zähringischen und habsburgischen freiburg ist allerdings nicht mehr viel zu sehen. am ehesten noch stehen die die kirchen, die notre-dame und selbstverständlich st.nicolas, die heutige kathedrale. doch beide sind mehrfach renoviert worden. der wechsel von stadt und kanton hin zur eidgenossenschaft findet seinen ort mit der nurmehr repräsentierten murtenlinde, dem rathaus und der renaissancehäuser an der reichengasse. damit hatte ich die zeit vom der stadtgründung bis ins 18. jahrhundert schnell und gut beisammen.

schwieriger ist, für die moderne freiburg zentral gelegene, geeignete orte zu finden. zum beispiel für die helvetik. da ist einfach nichts. einfacher ist noch die zeit mediation, etwa mit dem rathaus der schultheissen louis d’affry, gleichzeitig erster landammann der schweiz (vorläüfer des bundespräsidenten) im jahre 1803. unbefriedigend sind bis bis jetzt die erinnerungsplätze zum sonderbundskrieg und zu den wirren bei der bundesstaatsgründung, ausgelöst durch die putsche der liberalen und konservativen. mit dem bahnhof als zeichen der industrialisierung und der universität als ausdruck der modernisierung des freiburger katholizismus sind die jahre 1860 bis in die vorgegenwart wieder einfacher zu identifizieren. im stadtkern wenig sichtbar ist, selbstredend, das heutige wachstum ins umland, die agglo fribourg, welche die aktuelle entwicklung prägt. da werde ich an der busstation improvisieren müssen.

stadtgeschichte und stadtgolf
der clou der neuen stadtwanderung ist der: seit 2008 bietet die stadt freiburg stadtgolf an. 18 stationen hat der parcours. gespielt wird nach den regeln des minigolfs, nur sind die löcher auf einem 8 kilometer langen rundgang durch freiburg verteilt. doch der passt überraschend gut zu meiner stadtwanderung. die ersten 15 stationen sind weitgehend in der unterstadt, die ich zuerst ausklammern wollte. doch so ergibt sich ein wunderbarer einstieg in die führung, der es erlaubt, die umgebung, vor allem mit ihren klöstern vor und unmittelbar nach der stadtgründung zu erläutern. das frauenkloster maigrauge, entscheidend für die deutschfribourgerinnen, ist damit voll im programm: die stadtmauer mit ihren türmen gegen die angriffe aus bern auf die habsburgerstadt auch. bei der 16., 17. und 18. golfstation, alle in der oberstadt, werde ich ein wenig umstellen, der anregende mix zwischen golflöchern und fundgruben der geschichte dürfte aber zum klappen kommen.

das ganze wird zweifelsohne anspruchsvoll. mit einer gruppe rechne ich einen tag für einen umgang. start wäre beispielsweise um 9 00 bei der touristeninformation. am morgen würde man entlang der sarine vor allem golfen, erste eindrücke zur stadt aus der ferne sammeln. dann gäbe es ein mittagessen, entweder noch unten im klein-st.johann-quartier beispielsweise, oder oben in der altstadt. das restaurant de l’ange und das st. gothard sind meine momentanen favoriten. der nachmittag wäre dann der historischen stadtwanderung in der oberstadt gewidmet, abgerundet durch drei löcher stadtgolf. schluss wäre wohl nicht vor vier nachmittags.

am ende könnte man die punkte zählen, beim stadtgolfen wäre sieger, wer am wenigstens hat. zur stadtwanderung könnte ich noch ein quiz erfinden, da wäre dann der oder die heroIn der stadtgeschichte, wer am meisten richtig hat.

der testlauf
im oktober ist start mit der neuen führung; bis dann werde ich das konzept ausarbeiten. die erste gruppe habe ich schon. es sind meine mitarbeiterInnen am gfs.bern, beim jahresausflug. wenn’s gut ankommt, kann ich mir vorstellen, das ganze nächstes jahr auf wunsch ein paar mal in der sommersaison anzubieten.

stadtwanderer

soyez curieux!

“soyez curieux!”, rief joseph deiss den schülerInnen der düdinger oberstufe auf dem gemeinsamen podium zu. damit meinte er nicht, sie sollten merkwürdig werden, wie die schweiz vor ihrer uno-mitgliedschaft war. vielmehr empfahl er der jugend neugierig sein und einen beitrag zur lösung der weltprobleme leisten.

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geladen hatte nicolas bürgisser, der gewandte oberamtmann des sensebezirkes. ins düdinger “podium” gekommen waren vielleicht 250 personen, um den präsidenten der uno-vollversammlung, den freiburger joseph deiss, zu sehen und zu hören. ein erfolg fand ich; der amitionierte bürgisser hätte gerne das doppelte für den gast aus new york gehabt.
am morgen noch war der höchste weltbürger in london gewesen. nach dem schlaf wird er nach berlin fliegen, um mit westerwelle zu konferieren, bevor es zurück an den hauptsitz der vereinten nationen geht. préfect bürgisser fasste den aufenthalt des früheren cvp-politikers in düdingen so zusammen, dass die sensler metropole international bestens positioniert sei. den lacher des heimischen publikums hatte er auf seiner seite.

161 länder hat der mundialist aus der schweiz bisher bereist. das schönste land sei immer das nächste, bewies er seine neugierde. vor ablauf seines amtsjahres werde er es nicht schaffen, alle 192 mitgliedstaate der völkergemeinschaft besucht zu haben, bedauerte deiss. was nicht heisse, dass er danach untätig sein werde.
denn der 65jährige ist munterer denn je. jeden morgen geht er um 5 joggen, um seine gedanken zu ordnen. damit gehört er zu den beweglichen unter den diplomaten. seine bodygards am uno-hauptsitz seien fitter als unter seinen vorgängern, witzelte der professor aus freiburg, dessen politische karriere als cvp-gemeindepräsident in barberêche begann.
als uno-präsident auf zeit müsse er neutral sein, dozierte der frührer uni-professor. die mitglieder sind es, welche die uno treiben, nicht der präsident, erklärt er dem publikum. der leitet die versammlungen, wirkt als netzwerker, und er kommuniziert die entscheidungen. das wirkte noch ein wenig, wie eine 1.-august-rede eines schweizer politiker.
doch dann kommt der weltbürger im freiburger mächtig in fahrt. seine leidenschaft für die globale sache spürte man an diesem abend vor allem, als er über libyen sprach. wenn sich die uno in diesem land engagiere, sei das nicht einfach einmischung in innere angelegenheiten. es habe auch mit der verantwortung zu tun, welche die uno habe, wenn der schutz der bevölkerungen nicht mehr gewährleistet sei. der ausschluss aus dem menschenrechtsrat gehöre ebenfalls dazu, warb der uno-präsident vor seinem heimpublikum. global governance, das motto seines präsidialjahres, nennt deiss das und meint, die weltgemeinschaft müsse lernen, dass sich souveräne staaten für übergeordnete ziele engagieren sollten.

vorgestellt wurde alt-bundesrat deiss durch seinen freund und kollegen in der schweizer regierung, samuel schmid. der würdigte diess unterhaltsam. die “drei k” seien typisch für den freiburger katholiken, frotzelte der reformierte aus dem benachbarten seeland: korrekt, konstruktiv und kollegial. damit war beim ernsthaften teil seiner laudatio, den thesen zur konkordanz, die joseph deiss am 20. oktober 2004 im bundesrat zu debatte gestellt habe: diese brauche institutionelle, organisatorische und personelle voraussetzungen, habe der magistrat damals gefordert. ohne namen zu nennen, wussten alle im saal, wer warum gemeint war.
den kämpfer deiss würdigte erwin jutzet, der sensler im freiburger regierungsrat. für die einhaltung der milleniumsziele in der uno mache sich ehemalige aussen- und volkswirtschaftsminister der schweiz stark. bis 2015 will man die armut halbieren, die lebensqualität nachhaltig sicher und die biodiversität fördern. gekämpft haben beide im parlamentarierfussball mit- und im murtenlauf gegeneinander.

als bundesrat sah sich joseph deiss bisweilen dem vorwurf ausgesetzt, effizient regiert zu haben, ohne farbe zu bekennen. an diesem abend habe ich einen äusserst kompetenten, überzeugten und einfühlsamen weltbürger kennen gelernt, der viel ausstrahlung verbreitete. man hatte den eindruck, er habe nicht nur von der überschaubaren enge der schweizer verhältnisse in die unübersichtliche weite der globalen konstellationen gewechselt, nein, er sei dabei neugieriger denn je geworden.

soyez curieux!

stadtwanderer

silvester in st. silvester

kirchen, die auf den namen des heiligen silvester lauten, gibt es viele. politische gemeinden, die auf diese weise dem papst aus dem 4. jahrhundert gedenken, sind dagegen eine grosse ausnahme. einzigartig sind auf alle fälle die feierlichkeiten am letzten tag des jahres im freiburgischen st. silvester.

Tagesschau vom 31.12.2010
geschichte und gegenwart vereint: silvester wegen dem heiligen silvester in st. silvester feiern.

der wecker ging um viertel vor vier. ein freundlicher chauffeur holte kurz darauf bärbi und mich ab und brachte uns nach st. silvester im freiburgischen sensebezirk. im hell erleuchteten gotteshaus auf dem kirchberg spielte die musikgesellschaft schon vor 5 uhr zum frühkonzert auf. dann feierte ein gut gelaunter pfarrer das hochamt zum jahresausklang vor vollem haus.

so richtig los ging es aber erst danach. alt und jung versammeln sich traditionellerweise im nahe gelegenen restaurant försterhaus. rösti, bratwurst und spiegeleier werden in rauhen mengen gereicht, für feine gemüter gbit’s dazu wasser, für harte rotwein. eine handörgeligruppe spielt auf, und im nu kommt das volksfest zu ehren des patrons der kirche und der gemeinde mit volk und honoratioren auf.

die zusammenhänge zu silvester werden einem dabei so klar wie sonst nirgends. der letzte tag im christlichen kalender hat seinen namen vom römischen papst silvester, der am 31. dezember 335 verstarb. heilig gesprochen wurde er, weil er, nach dem wegzug des kaisers aus rom nach konstantinopel, auf listige art und weise den kirchenstaat in italien gründet hatte.

gestorben sind vielerorts und an vielen tagen auch tiere, zu dessen schutzheiliger silvester bald wurde. als im 17. jahrhundert die maul- und klauenseuche auch unter den tieren wütete, die bei der kapelle von st. silvester im sensegebiet weideten, versprach das burgerspital im entfernten freiburg den hirten köstliche gaben, sollte die krankheit überwunden werden.

in st. silvester ist man überzeugt: dank silvester gelang die rettung der tiere vor ort. und deshalb feiert man den heiligen silvester nirgends so innig wie im hinteren sensebezirk. auch heute brachte der präsident des burgrspitals 30 kilo käse und einen riesigen schinken nach santifaschtus, wie st. silvester im idiom heisst. geweiht wurden sie während der morgenmesse. das ist der sakrale part des festes, der populäre findet beim essen und trinken danach statt.

nicolas bürgisser, der oberamtmann des sensebezirks, mag nicht mehr wie viele seiner vorfahren-untertanen arbeiten und schweigen. seine gabe ist es, zu arbeiten und darüber zu reden. so vermarktet er quasi im nebenamt seine gegend. nur zugerne hätte er gehabt, der grosse weihnachtsbaum vor dem bundeshaus, wäre aus st. silverster (eigentlich: heiliger waldmann) gekommen. der geht die grenze anders als gedacht, und so stammt er aus plasselb.

erfolgreicher war der geschickte bürgisser bei mir. vor zwei jahren lud er mich nach einer “arena”-sendung zur örtlichen silvester-feier ein. diesmal sollte es klappen. und so mailte er vorgestern frohlockend: ausser der papst heirate heute, sei man ganz “in”, denn über das fest in st. silverster werde auch im radio und fernsehen berichtet werden.

doch das war nicht der grund meines besuches bei den einheimischen hart an der diesseitigen sprachgrenze. denn ebenso hart an der jenseitigen lebten einst meine grosseltern, auch meine eltern in der nachbargemeinde von st. silvester. und auch ich verbrachte in der gegend schon mal kinderferien. so kam ich auch ein wenig in eine welt, aus der ich eigentlich stamme. ein tolles erlebnis!

stadtwanderer

sprachgrenzschlängeln

von weitem gesehen spricht man gerne vom klaren und tiefen röstigraben. von nahem ist das ganze viele komplizierter. erfährt man beim wandern in der grenzregion oder im buch “Die Röstigrabenroute“.

26435786zjean-françois bergier, der kürzlich verstorbene doyen der schweizer historiker, war skeptisch, wenn man vom röstigraben sprach. denn ein loch entlang der sprachgrenze sah er nie. vielmehr zog er die französische metapher des vorhangs vor, in realität bestehend aus sprachen, mentalitäten und weltdeutungen. der röstigraben kam für ihn vor allem im fernsehen vor, das ihn mit seiner auf sprache und region beruhenden eigenheiten vertiefe, meinte er. für die deutschschweizerInnen wurde die französischsprachige schweiz zur romandie, obwohl genf und sitten, lausanne und fribourg, porrentruy und neuchâtel nur beschränkte gemeinsamkeiten haben. genau das gilt auch umgekehrt, wenn die französischsprachigen via fernsehen auf die deutsche schweiz schauen, und die mit dem allgegenewärtigen zürich gleichzetzen oder von den finsteren kräften aus der suisse profonde bestimmt sehen.

an dieser kritik ist einiges richtig. denn es gibt in der schweiz auch andere gegensätze als die sprachregionen. zum beispiel die der städte, ihrem umland, der berge und der täler. zum beispiel die der offenen und verschlossen kulturen. zum beispiel die der konfessionen, die kollektiv oder individuell ausgerichtet sind. zum beispiel die der schichten, die vermögend oder arm sind. überall, und auch entlang der sprachgrenzen.

der journalist christoph büchi, der viel über die verschiedenen verhältnisse in den schweizer regionen nachgedacht hat, glaubt, die alltagskulturen seien entscheidend, die sich in dialekten und kleidungen zeigten, aber auch im humor, der phantasie und der kunst äusserten. das zentrale an den sprachregionen erkennt er einzig in den grössenordnungen: die deutschsprachige schweiz hat viel mehr einwohnerInnen als alle sprachminderheiten zusammen, die ihrerseits ungleich zahlreich zusammengesetzt sind. das lässt verbreitet eine mischung aus ignoranz- dominanzgefühlen genauso wie abwehrreflexe dazu. deshalb existierten die sprachgrenzen vor allem im alltag der minderheiten.

das mag auch erklären, weshalb traditionelle sprachmischungen seit dem 20. jahrhundert vor allem auf der französischen seite am verschwinden sind. einwanderungen aus der deutschsprachigen schweiz – ein phänomen, das mit der uhrenindustrie zusammen hing – gingen wegen des rückgang an arbeitsstellen zurück. wer blieb, passte sich spätestens in der zweiten generation an, und wer das nicht wollte, bekam den politkulturellen druck der lokalen mehrheit zu spüren, wie es der neuenburger sprachforscher frédéric chiffelle ausdrückt. umgekehrt wird die sprachliche integration in der deutschsprachigen schweiz erschwert, weil man sowohl le bon allemand wie auch das patois, die standardsprache wie auch den dialekt, lernen müsste. spätestens an diesem scheitern die meisten einwandererInnen. begründet werden konnte das lange mit der suprematie des romanischen über das germanische, die sich namentlich bei den französischsprachigen mitbürgerInnen erfreute und wenig integrativ wirkte.

biel/bienne ist die einzige stadt, die ganz generell auf ihre zweisprachigkeit in der mehrsprachigen schweiz setzt, sich kulturellen einflüssen aus paris, zürich, basel und – wenn es sein muss auch bern – offen zeigt, eine verbindung zwischen juratälern und mittelland sucht, reichtum wie armut kennt und verschiedene konfessionen, nationalitäten und ideologien achtet. die stadt ist denn auch das eigentliche zentrum der sprachgrenzregion im westen der schweiz. deren vielfalt zwischen neumühle an der elsässisch-schweizerischen grenze und dem matterhorn im übergangsgebiet der schweiz zu italien kennen zu lernen, ist das ziel des sprachgrenzschlängelns, wie es philipp bachmann in seinem ebene erschienen buch im rotpunktverlag vorschlägt. 22 routen hat er ausgeheckt, die interessierte wanderer stück für stück mal dies-, mal jenseits der sprachgrenze fgehen können, die einen über berge führen und in tälern rasten lassen, die einen mal landschaften geniessen und mal auch städte im kulturmix entdecken lassen.

ich habe das buch “Die Röstigrabenroute” heute in murten gekauft, und es mit gewinn in morat gelesen, auprès du lac, wie man die dortigen gestade am murtensee nennt.

stadtwanderer

alpengewitter in der kathedrale

es blitze und donnerte wie bei einem alpengewitter. doch der stadtwanderer hatte sich nicht in den bergen verirrt. er war auf einladung in der freiburger kathedrale.

françois seydoux in voller aktion (foto: stadtwanderer)

er hätte gerne noch lange über seine orgel berichtet, wäre es gestern nur nicht so kalt gewesen. denn keiner kennt den fribourger orgelbauer aloys mooser und sein imposantes instrument in der kathedrale so gut wie françois seydoux. am institut für musikologie der lokalen universtität ist er assistenzprofessor für orgelmusik. an vielen orten wirkt er als experte für die restauration alter orgeln. und in fribourg ist seydoux der mann, der wie kein anderer alle register ziehen kann.

das macht françois seydoux an diesem abend perfekt zweisprachig für herbert ming, den freiburger korresponenten von radio drs. 60 jahre alt wurde der journalist mit dem unverkennbaren senslerdialekt. 60 gäste hatte er dazu nach fribourg geladen.

das fest selber würde im café du st. gothard (“assiette fribourgeoise”) sein, hiess es auf der einladung, das apéro wiederum bei yvonne lehnheer im espace jean tinguely et niki de saint phalle. doch vorher treffe sich die gesellschaft vor der kathedrale zur exklusiven führung in luftiger höhe durch die kathedrale.

bei der orgel angekommen, setzt sich françois seydoux locker auf die bank, denn zuerst ist beim professor theorie angesagt. erklärt wird den interessierten der spieltisch mit mit den tasten und pedalen. erläutert werden die verschiedenen pfeifenfamilien (“schlank, mittel, bauchig”), die im luftstrom der orgel schwingend ihre töne erzeugen. klangfarben wiederum, führt seydoux aus, erzeugt man durch das ein- und ausschalten der zahllosen register.

doch dann dreht sich der organist wie ein wiesel auf seiner bank, um ganz praktisch in die tasten zu greifen. von lieblich-feinen tönen bis hin zu gewaltig-imposanten entlockt er der prachtsorgel alles, was sie zu bieten hat. zuerst schulbuchmässig in einzelnen tonfolgen, dann in kleinen musikstücken, die er passend zur weihnachtszeit ausgesucht hat.

dazwischen macht wirbt der organist mit der geschichte des instruments, die er in- und auswendig kennt. in den 1820er jahren habe der blitz in den kirchturm eingeschlagen und die alte orgel zerstört, beginnt er. aloys mooser, der bekannte orgelbauer gleich um die ecke des münsters, habe den auftrag bekommen, eine neue zu bauen, fährt der erzähler fort. problemlos sei das nicht verlaufen, berichteten die akten, denn der künstler und der staat hätten mehrfach unterschiedliche vorstellungen gehabt. 1834 sei die orgel, die im in- und ausland keinen vergleich zu scheuen hat, endlich fertiggestellt worden. das wunderding lockte in der folge zahlreiche musiker der epoche wie franz liszt, der berühmste pianist der romantik, an, nach fribourg zu kommen.

gestern abend hatte es wiederum zahlreiche wohlklingende namen auf der empore, wenn auch keine musiker. gekommen waren vor allem journalistInnen, die meisten bekannt als korresponedentInnen und redaktorInnen von radio drs. aber auch wegbegleiterInnen des jubilars, von der familie bis zu stadtpräsidentinnen, waren da, um den orgeltönen zu lauschen.

francois seydoux wusste – gott sei dank! – um die kälte im gotteshaus. und so fasste er sich schon nach einer lektion ein herz, um sein publikum in der kathedrale untern platz nehmen zu lassen, und die “scènes pastorales et orage dans les alpes” von charles blanchet so über die gäste zu ergiessen, dass einem die töne und klänge, melodien und kracher nur so durch mark und bein, aber auch herz und gemüt gingen.

stadtwanderer

rückblick auf den 22. juni 1476

(kurzfassung meiner ausführungen an der burgunderausstellung von heute)

ich begrüsse sie. seien sie an diesem wunderschönen und historisch bedeutsamen 22. juni 2008 meine gäste! denn heute vor 532 jahren fand die schlacht von murten statt, während der die eidgenossen die burgunder besiegten. und ich beabsichtige, sie genau heute durch die ausstellung “karl der kühne” in bern zu führen. ganz schön kühn, könnte man das sagen!

legenden und fakten in der schweizer geschichte

die schweizer geschichte, die man in der schule hörte, kennt zwei feinde: rudolf von habsburg und karl den kühnen. könig rudolf von habsburg, lernte man, habe die freiheit der innerschwyzer eingeschränkt und damit 1291 den rütli-bund provoziert. das habe zur gründung der eidgenossenschaft geführt, die fast zweihundert jahre später, 1475/6 vom grössenwahnsinnigen burgunderherzog karl ernsthaft in frage gestellt, von den wehrhaften eidgenossenschaft jedoch heldenhaft verteidigt worden sei. seither seien wir schweizer ein unabhängiges und freies land!

das alles ist legendenbildung!

schwiez1476.JPGdie schweizerischer eidgenossenschaft von heute wurden am 12. september 1848 gegründet. um dem ausgeprägt förderalistischen bundesstaat im zeitalter des aufkommenden nationalismus eine gemeinsame geschichte geben zu können, erfand man zwei generationen später “1291“. fakt ist jedoch, dass damals kein staat schweiz gegründet worden ist, sondern ein lokales bündnis zwischen uri und schwyz entstand, während der grossteil der heutigen schweiz diesem gar nicht angehörte. fakt ist auch, dass das konglomerat eidgenossenschaft, das sich zwischen 1350 und 1500 rasch ausdehnte, bis 1648 teil des heiligen römischen reiches deutscher nation blieb, wenn auch seit 1499 mit einem autonomiestatut.

keine legende ist der militärische sieg der vereinigten eidgenossen vom 22. juni 1476.

ins reich der rechtfertigungen gehört aber, die eigenossen seien von den burgundern angegriffen worden; sie hätten sich nur verteidigt. mitnichten! am 25. oktober 1474 erklärten die eidgenossen unter führung bern dem burgunderherzog karl den krieg. am 14. okobter 1475 erweiterte man diese kriegserklärung an die adresse der herzogin yolanda von savoyen, weil sich diese weigerte, mit den eidgenossen zusammen gegen burgund zu kämpfen. vorgängig hatte man bereits die burgundisch-savoyischen besitzungen in der freigrafschaft und in der waadt zerstört und geplündert.

anfangs 1476 schlug herzog karl zurück.

der herzog marschierte, von der belagerung der lothringischen haupstadt her kommend, durch die freigrafschaft und griff grandson an. den bernischen besatzern versprach er freies geleit, wenn sie sich ergeben würden. doch liess er die 400 mann hinrichten, als sie die schlossfestung verliessen. das hat ihm in bern den bleibend schlechten ruf eingebracht. danach konnte er aber, dem neuenburgesee entlang, nach bern vorstossen, wurde er indessen bei concise von den eidgenossen überrascht. die schlacht war kurz, denn die truppen des herzogs flüchteten vor den unritterlich laut vorpresschenden eidgenossen schnell. in lausanne rüsteten burgund und savoyen zu einem neuen anlauf, der auf bern zielte. die eidgenossen besetzten im gegenzug freiburg und murten, beide mit bern verbündet, aber in savoyischem besitz. herzog karl entschied sich, murten zu belagern, sodass es am 22. juni 1476 vor den toren der stadt zur grossen schlacht kam, in der reichste und mächtigste adelige seiner zeit gegen die vereinigten eidgenossen verlor. mehr als 10’000 menschen starben an diesem tag auf dem feld bei salvanach oder wurden im murtensee ertränkt. nur ein halbes jahr später, kam es erneut zu waffengewalt, nun zwischen dem herzog von lothringen, verstärkt durch 5’000 eidgenossen, und dem burgunder herzog. karl erlag in der schlacht von nancy an den folgen einer verletzung, und mit ihm verstarb der letzte der 4 grossen spätmittelalterlichen herzöge von burgund.

karl der kühne und die valois-herzöge von burgund

karl war nur 10 jahre, von 1467 bis 1477, herzog von burgund. und dennoch beschäftigt sich halb europa noch heute mit ihm. die franzosen und deutschen reagieren eher skeptisch auf ihn. für sie ist er ein grössenwahnsinniger geblieben. den engländern gilt er schon mehr, denn politisch waren die engländer stets auf burgund angewiesen. und für die hollander und belgier ist er so etwas wie der begründer des eigenen selbstbewusstsseins. zwar gelang es karl nicht, die unabhängigkeit der niederländischen handelsstädte vom kaiserreich durchzusetzen; das sollte erst wilhelm von oranjen gut 100 jahre nach karl erreichen. doch legte karl mit seinen lebensplan, zwischen dem heiligen römischen reich, dem kaiserreich, und dem französischen königreich, ein selbständiges königreich burgund zu begründen, das vom ärmelkanal am besten bis an mittelmeer und an die adria reichen sollte, die grundlage hierzu.

karl ist ein früher politikertyp. er dachte in historischen dimensionen, und er handelte aufgrund einer strategie.

402px-karte_haus_burgund_4.png20jährig sieht er, wie byzanz, die christliche kaiserstadt, in die hände des osmanischen sultans fällt, und er plant einen kreuzzug zur befreiung der heiligen stätten im nahen osten, den er aber nicht realisiert. 28 jährig muss er, der angehende herzog, der zu gerne französischer könig geworden wäre, mitereleben, wie sein verwandter, der mit ihm aufgewachsen war, als ludwig xi. den franzosenthron erbt; da beschliesst er, seinen könig hinfort zu bekämpfen. karl ist schliesslich 40, als er, nun schon reicher herzog von burgund, den kaiser friedrich iii. nach trier einlädt, um mit ihm über die erhöhung burgunds zum königreich zu verhandeln, und um mit dem habsburger über die nachfolge als kaiser zu pokern.

karl, der kühne, war der vierte und letzte valois-herzog am burgundischen hof. philipp der gute, sein vater, johann ohnefurcht, sein grossvater, und philipp der kühne, sein urgrossvater, hatten die ambitionierte politik der burgunder begründet. durch heirat, kauf und krieg hatten sie seit 1368 ihre ländereien rund um dijon erheblich erweitert erweitern können. die reichen städte in flandern, brüssel und brügge in brabant, die herzogtümer luxemburg und lothringen kamen wie die freigrafschaft am jura stück für stück zum herzogtum burgund. in mittelalterlichen kategorien gedacht, waren die burgunder vasallen des französischen königs wie des kaisers; in neuzeitlichen konzepten übersetzt, beherrschten sie ein territorium, das problemlos als königreich gelten konnte. kleiner als das königreich von england war das das herzzogtum von karl jedenfalls nicht.

mit diesem königreich versuchten die valois-herzöge an die lange burgundische tradition anzuknüpfen. burgund war schon zu zeiten der völkerwanderung im 5. jahrhundert ein königreich gewesen, das damals das rhone-, saone- und doubstal umfasste. auch beim untergang des fränkischen kaiserreiches im 9. jahrhundert entstand burgund als königreich erneut. dieses kam im 11. jahrhundert zum kaiserreich, ausser dem herzogtum burgund, das sich schon im 9. jahrhundert auf die seite der französischen krone schlug und dort überlebt, während das unselberständige königreich burgund nis 1378 in verschiedenste adels- und stadtherrschaften aufgelöst wurde.

das ende des feudalen mittelalters in frankreich und im kaiserreich

möglich geworden war der spektakuläre aufstieg der herzöge von burgund nur, weil die französischen krone im 100jährigen krieg mit der englischen geschwächt worden war. ausgebrochen war diese fehde, als 1337 der letzte kapetinger auf den französischen thron starb und kein eindeutiger nachfolger bestimmt werden konnte. schliesslich setzten sich die herzöge von valois als französische könige durch, brauchten aber 116 jahre, bis sie die englischen königsanwärter vom festland vertreiben konnten. ihre verwandten bestimmten sie zu herzögen von burgund, mussten aber zur kenntnis nehmen, dass diese im 100jährigen eine konsequent pro-englische und anti-französische politik betrieben. das erlaubte es den herzögen von burgund, stets recht unabhängig von französischen königshaus ihren geschäften und interessen nachzugehen.

bs1burgund.JPGum ihr unübliches herrschaftsgebiet sichern zu können, entwickelten die burgunderherzöge grundsätze der hierarchisch geführten verwaltung, beförderten sie den schriftverkehr in der politik, und vereinheitlichten sie steuern und rechte der städte im adeligen sinne. moderne kunst, im buchwesen, bei den tapisserien und in der malerei sollten von der neuen grösse zeugen, und mit der höfischen kultur und mode sollte sich neue lebensluste entwickeln.

das alles erlaubte es ihnen, auch auf herrschaften im kaiserreich überzugreiffen. das wurde nach 1437 namhaft möglich, als kaiser sigismund aus dem hause luxemburg-böhmen verstarb, ohne einen nachfolger zu hinterlassen. im kernteil des kaiserreiches begann nun der grosse aufstieg der habsburger, die bis 1806 ununterbrochen den kaiser stellen sollten. doch im süden und westen des reiches blieb ihr einfluss vorerst schwach, was anderen neue möglichkeiten eröffnete: den städten am rhein und am po, den burgundischen herzögen in dijon und dem französischen könig in paris.

nach 1450 entwickelt sich ein eigentlicher wettlauf um macht, geld und ehre.

anfänglich schienen die herzöge von burgund die nase vorn zu haben. die wende kam 1473 in der alten kaiserstadt trier, dicht an der grenzen zwischen burgund und kaisereich. da sich karl nur um den preis, seine einzige erbin, maria, mit den habsburgern verheiraten zu müssen, könig und kaiseranwärter werden konnte, winkte er ab. er vertauschte den prunkvoll gedeckten verhandlungstisch mit dem feldherrenstuhl. wie einst caesar, der den gallischen krieg gewann, um in rom alleinherrscher zu werden, aber auch wie karl der grosse, der die sachsen besiegte und zum neuen weströmischen kaiser avancierte, wollte karl herrscher über die rheinischen und am besten auch über die lombardischen städte werden. mit ihnen und ihrem reichtum wollte der das europäische kaisertum neu begründen.

der krieg der eidgenossen mit burgund und savoyen

der burgunderkrieg mit den eidgenossen begann 1474 mit einem erfolgreichen aufstand der breisgauer gegen den burgundischen vogt peter von hagenbach. dieser hatte ganz im sinne der burgunder versucht, eine generelle verwaltungsreform im elsass zu realisieren. basel, bis dahin im konflikt neutral, streckte herzog sigmund von vorderösterreich das nötige kleingeld vor, das man sich bei den burgundern geliehen hatte, sodass der einfluss von karl auf vorderösterreich schwand. burgund geriet in die defensive und sigmund konnte in seinem untertanengebiet eine aufstand gegen den herzog anzetteln.

593px-burgunderkriege.pngnun griff das bürgerliche bern in den jura aus, um sich einen weg durch burgundisches gebiete nach frankreich zu verschaffen. in héricourt besiegten die berner ein burgundisches heer. den französischen könig freute diese entwicklung, und er förderte die pro-französische stimmung in bern und in der eidgenossenschaft durch erhebliche geldzahlungen im dreimonatsrhythmus.

fast schon hätte der kaiser rechts des rheins den burgundischen einfluss rückgängig gemacht und der französische könig sich in der eidgenossenschaft ausgebreitet gehabt, sodass man ohne kampf zur tagesordnung hätte schreiten können. um diese vorzubereiten, vermittelte der französische könig 1474 erfolgreich die ewige richtung der eidgenossen mit habsburg, die sich 150 jahren in den haaren gelegen hatten.

doch wurde damit nicht ruhe geschaffen, sondern der eigentliche krieg vorbereitet. die eidgenossen nutzten nun den friedensvertrag mit dem erzfeind im nordosten in der hand, um im südwesten krieg zu führen. von den den kriegserklärungen an burgund und savoyen resp. vom vernichtungsschlage gegen die romandie war schon einleiteten die rede. doch der tagsatzung missfiel das eigenmächte verhalten der berner unter ihrem pro-französischen schultheissen von diesbach.

auch der bernische senat stellte sich quer, und adrian von bubenberg, im aaretal wie in savoyen begütert, meldete seine opposition an. da wurde er aus der berner politik ausgeschlossen, sodass er sich nach spiez auf seinen freiherrensitz zurückzog. dem siegreichen von diesbach sollte es aber noch schlechter gehen. auf einem feldzug nach pruntrut wurde er in blamont von einem pferd überrannt und erlag kurz darauf den folgen des unfalls.

für herzog karl, der an einem angriff auf die eidgenossenschaft nie besonders interessiert war, bot sich nun die gelegenheit, im führungslosen bern zu intervenieren. er arrangierte sich mit dem französischen könig und griff nun in der freigrafschaft und in der waadt ein. die geschichte kennen wir ja schon. sie muss aber um einen punkt ergänzt werden: nach dem überraschungstreffen in grandson, versuchte karl die habsburger auf seine seite zu ziehen. er willigte an ostern in lausanne in einen heiratsvertrag zwischen seiner tochter und erzherzog maximilian ein, denn er noch 1473 verweigert hatte. doch damit gewann er keinen einfluss, sondern sollte er nach seinem tod definitiv sein erbe verlieren.

die folgen für das europa der neuzeit

die eigentlichen erben der burgundischen erwerbungen unter den valois-herzögen von burgund wurden schliesslich die habsburger. maria, die neue herzogin von burgund, die in den niederlanden anerkennung fand, heiratete maximilian, verstarb aber früh. doch maximilian behielt insbesondere die reichen städte am ärmelkanal. und er heiratete als zweites mal, jetzt bianca sforza, die tochter des herzogen von mailand, und legte so seine hand auch auf die lombardischen städte. damit gelang ihm, was sein verstorbener schwiegervater karl stets wollte, wenn auch mit umgekehrten vorzeichen. maximilian stärkte mit seinen heiraten das reich und wurde auch nachfolger seines vaters friedrich iii. als kaiser, als karl längst tod war. 

der ehe zwischen dem habsburger und der burgunderin  waren mehrere kinder entsprungen, unter anderem auch philipp, später der schöne genannt, der zuerst gouverneur der niederlande war, dann ins spanische königshaus heiratete, dort aber früh verstarb. sein gemeinsamer sohn mit juanita, der spanischen königin, stieg als carlos i. zuerst zum ersten habsburger auf dem spanischen thron, dann unter dem namen karl v. als nachfolger von maxilian auf den kaiserthron auf. er regierte auch das neuentdeckte (mittel)amerika und die philipinen und sagt von sich, in seinem reich gehe die sonne nie unter.

europa_1500.jpgso mächtig habsburg aus dem erbe karls wurde, so enttäuschend blieb es für die kaiserfamilie, dass man das kernland, das eigentlichen herzogtum burgund um dijon, nie erhielt. auf dieses griff könig ludwig xi. erfolgreich zurück, als karl starb. niemehr sollte burgund in der folge von grossen politischer bedeutung mehr sein. einzig die katholische kirche hielt in den klöstern das burgundische erbe aufrecht, bis napoléon auch damit aufräumte, sodass nur noch die weinbauern aus burgund berühmt sind.

habsburg und frankreich einigten sich 1493 im friede von senlis über die teilung des burgundererbes und leiteten so den kampf um italien ein. das stand zwar mit der reanissance kulturell in seiner blüte, politisch war es aber äusserst instabil. vorerst rivalisierten die franzosen und der papst mit venedig, später der papst und der kaiser um die vorherrschaft auf der halbinsel. frieden schloss man erst 1555, und es siegte eigentlich der kaiser karl v., der den franzosenkönig und den papst in die schranken wies, durch die zwischenzeitlich ausgebrochene reformation jedoch geschwächt wurde und als kaiser schliesslich abdankte.

die folgen für die eidgenossenschaft

auch die eidgenossenschaft, 1476 grosser schlachtensieger, struktuierte sich in dieser phase neu. nach 1477 wurde die reisläuferei zur wichtigsten erbsquelle. vorerst interessierte sich der französische könig für die schweizer söldner, wie sie jetzt hiessen, später auch der papst. die hat er heute noch, allerdings nur noch in folkloristisch form, während jener seine schweizer in der französischen revolution verlor. 1478 akzeptierten die eidgenossen die von frankreich und habsburg verlangte versöhnungspolitik mit den nachbarn. die freigrafschaft wurde gegen geldzahlungen an habsburg abgegeben; einzig die burgundischen besitzungen in der waadt gingen an bern und freiburg. die ländereien der savoyer gingen auf französischen drucl an diese zurück, und das bündnissystem zwischen savoyen, bern und freiburg, das vor den burgunderkriegen bestanden hatte, wurde erneuert. 1536 sollte der franzosenkönig den bernern und freiburgern erlauben, die waadt erneut zu besetzen und mit der durchführung der reformationen dem katholischen savoyen definitiv zu entziehen.

seidgenossenschaft_13_ortige_1536_1798.JPGunter sich rangen die eidgenossen lange über ihre neue verfassungsform. entschieden wurde sie 1481. in den bund neu aufgenommen wurden freiburg und solothurn. mülhausen wurde zugewandter ort, während strassburg und konstanz, die sich ebenfalls interessiert hatten, fern bleiben mussten. überhaupt, die angst, die städte würden die aufstrebende eidgenossenschaft nun beherrschen, regierte die verhandlungen. schliesslich setzten sich, unter vermittlung von des obwaldners niklaus von der flüe, die kleinen durch. alle 11, später mit basel und appenzell, alle 13 vollwärtigen orte der eidgenossenschaft sollten bis 1798 gleichberechtigte glieder des bundes sein, egal ob sie gross oder klein waren. dieses bündnis, das im kaiserreich verblieb, setzte 1499 gegen maximilian, der dem reich eine grundlegende reform verordnete, einen autonomiestatus durch, der bis 1648 gültigkeit hatte, und die eidgenossenschaft von der weiterentwicklungen des rechts, der steuern und der verwaltung im reich nun ausnahm. wichtigste wirtschaftliche grundlage wurde nun die reisläuferei, die in italien vorerst zu grossen erfolgen führte, dann aber in der niederlage von marignano mündete und den weg für die reformation als (vorübergehende) anti-söldnerbewegung in der eidgenossenschaft ebnete.

bilanz

karl hat die burgunderkrieg nicht überlebt. niklaus von diesbach, sein grosser gegenspieler, auch nicht. adrian von bubenberg wurde als überlebender held von murten gefeiert. in bern wurde er rehabilitiert, und avancierte er zum dritten mal zum schultheissen der stadt. er war massgeblich an der vermittlung mit savoyen zuständig, verlor aber an einfluss auf die bürger- und söldnerbewegung, die nach dem schnellen geld aus dem reislaufen lechzte. 1479 starb er in bern an der pest. seine familie verarmte und verliess eine generation später alles, was man im aaretal hatte, in richtung savoyen.

“herbst des mittelalters” nennt der niederländische historiker johan huizinga, ein burgunderspezialist, die mit karl dem tollkühnen zu ende gehende epoche. melancholie sei das grundgefühl der zeit gewesen, das sich aus dem wissen ergab, das man die mittelalterlichen traditionen verlassen werde. doch das moderne, das neuzeitliche, sei damals noch bekannt gewesen, und die angst, sie beherrschen zu müssen, sei gerade am burgundischen hof durch prunksucht überspielt worden. die grossen ihrer zeit seien arbeitsame menschen gewesen, die voll von lebenslust waren, und sprunghaft zwischen beidem hin und her schwankten.

so wie ich, in meinen beurteilungen.
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