Pracht und Macht mit Schultheissen Hieronymus von Erlach auf dem Höhepunkt

5. Teil meiner Familiengeschichte über die von Erlachs

Der Kaiser ahnt nicht, was Hieronymus alles treibt, obwohl es Gerüchte gibt. Er hält zu General Hieronymus, weil er die Protestanten auf seiner Seite haben will.

Der Vermittler
Hieronymus nutzt seinen Einfluss in Wien, um die Entscheidungsschlacht zwischen den eidgenössischen Konfessionen 1712 in Villmergen einzudämmen. Oesterreich soll sich enthalten. Die Reformierten unter Bern gewinnen und schliessen einen Vergleich. Beide Konfessionen sind seither gleichberechtigt. Hieronymus wähnt sich als Friedenstifter.
Der Reichsgraf wird Schultheiss
In Wien wird er zum Reichsgraf erhoben, ein hoher Adelstitel, der erblich ist und auf seinen Sohn Albrecht übergehen wird.

Hieronymus wird auch in der Heimat aktiv. Der Grossrat wird Landvogt in Aarwangen, baut Schloss Thunstetten, später auch Schloss Hindelbank, wo die Familie ganz im österreichischen Stil residiert.
1715 wird Hieronymus Kleinrat, bevor er sechs Jahre später zum Schultheiss von Stadt und Republik aufsteigt.

Schwieriger Start
Der Anfang im neuen Amt ist holperig. Ein letztes Mal geht es um den verstorbenen Louis XIV.m denn der Sonnenkönig hinterlässt einen bankrotten Staat. Bern ist ein wichtiger Gläubiger. Der Rettungsversuch mit Aktien der Mississippi-Gesellschaft platzt. Die hohen Verluste der privaten Berner Banken polarisieren das Berner Patriziat.
Nach knapp 10 Jahren lebt man wieder auf, und bringt dem reformierten Vorort mit dem Bau der Heiliggeistkirche und des Burgerspitals wieder Glanz. Mit seinem Erfolg wird Hieronymus 25 Jahren lang Schultheiss sein. Zwölf Mal wird er wiedergewählt, um jeweils für je ein Jahr amtierender resp. stillstehender Stadtherr zu sein.

Auf dem Höhepunkt
Pracht und Macht entfalten sich unter ihm. Das Patriziat wird ausdifferenziert. Es entstehen die fünf Klassen mit Wohledelfesten, Edelfesten, Festen, Lieben und Getreuen. Alle anderen Einwohner werden politisch ausgegrenzt.
Noch vor seinem Tod will Hieronymus sein Lebenswerk mit dem Bau des Erlacherhofs anstelle das maroden Familiensitzes an der Junkerngasse krönen.
Noch heute bestaunt man das Stadtschloss von europäischem Rang.
Gesehen hat Hieronymus sein Stadtschloss allerdings nie. Er stirbt, bevor der Bau fertig ist. Erst sein Sohn Albrecht vollendet und bezahlt ihn.
Die Familie von Erlach zeigt damit der Stadt Bern, wie reich sie geworden war und schön sie leben konnte.

Die Maskerade und ihre Aufdeckung

Das Leben von Hieronymus wäre eine perfekte Barock-Maskerade gewesen, hätte nicht 1934 der französische Diplomatiehistoriker Henry Mercier sein Buch “Un secret d’Etat sous Louis XIV et Louis XV” veröffentlicht. Da weist er nach, dass die Handschriften des anonymen Baron d’E und des Schultheissen d’E. identisch sind.
Hieronymus gilt seither als Agent, der gegen Bezahlung seinen eigenen Kriegsherr geschädigt hat! Nadir Weber, Professor für Schweizer Geschichte an der Uni Bern, schreibt über ihn, er sei “too big to fail” gewesen: zu mächtig, um zu fallen!

Die Opposition des Samuel Henzi
Doch hat auch diese Geschichte ein Nachspiel. Ein Jahr nach dem Tod von Hieronymus kommt es in Bern zu einer Rebellion. Die Burgergeschichte nennt sie verächtlich “Burgerlärm”.
Ihr Anführer ist Samuel Henzi, Spross einer Burgerfamilie, die 1720/21 viel Geld verloren hat und verbittert ist.
Die Obrigkeit spricht sofort ein Machtwort gegen die Verschwörer. Das aufgebotene Militär verhaftet sie, der Schultheiss macht ihnen einen kurzen Prozess. 1749 werden sie auf der Schosshalde mit dem Schwert gerichtet.
Es sollte für lange Zeit der letzte Aufstand gegen das prächtige und mächtige Patriziat sein.

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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