Murten in 10 Stationen

„Murten in 10 Stationen“ heisst meine neue Stadtwanderer-Tour. Sie ist meiner grossen Liebe gewidmet, dem heute freiburgischen Städtchen Murten/Morat, am lauschigen See mit gleichem Namen, vormals eine Zähringerstadt im Einflussgebiet zwischen Savoyen und Bern, die auf einen mythologischen Ursprung im burgundischen Königreich verweisen kann. Hier das Programm, das ich am 2. Juni erstmals vorführe.

murten
Murten aus der Luft

Murten hat Ambiente, strahlt mediterane Lebensweise im germanischen Umfeld aus.
Ob die Römer hier waren, weiss man nicht. Das meiste spricht dagegen. Halbwegs sicher ist, dass die Burgunder, Einwanderer aus dem Norden, in Murten bauten – und zerstörten. Die schwäbischen Zähringer richten das Städtchen wieder auf, der römische König ummauerte es, die Savoyer bauten Turm den Turm und brachten urbanes Leben in die Gegend. Höhepunkte der Geschichte ist die Schlacht von 1476, der Sieg der Eidgenossen über die Burgunder, der Murten zu Bern und Freiburg brachte. Napoléon Bonaparte entschied schliesslich, dass sich der Seebezirk dem Kanton Freiburg anzuschliessen hatten, in den konservativer Umgebung sich das liberal gesinnte Bürgertum nie sonderlich wohl fühlte.
Wer mehr darüber wissen möchte, komme mit auf meine Tour durch Murtens Geschichte und Strassen!

1.Station “St. Mauritius Kirche”
Wo das alte Murten stand, weiss man nicht mit Sicherheit. Man nimmt an, der ursprüngliche Name “Moriodunum” leite sich von einer Holzfestung im sumpfigen Gebiet ab – an der heutigen Stelle oder einer benachbarten.
So viel man aus der nachträglichen Ueberlieferung weiss, gab es im frühen Murten einen burgundischen Königshof, der seit dem 6. Jahrhundert dem Kloster in St. Maurice gehörte. Dieses wurde 515 gegründet, ein Jahr danach übernahm König Sigismund die burgundische Königkrone und machte St. Maurice zum religiösen Zentrum seines Reiches. Murten war also mit dem der Macht der romanisierten Germanen, die für mehr als 500 Jahre im Gebiet der heutigen Westschweiz den Ton angeben sollten, direkt verbunden.
Bei der Einverleibung des burgundischen Königreiches ins römische Kaiserreich nach 1032 kam es zu einem kurzen, aber heftigen Erbfolgekrieg, während dem das alte Murten besetzt und zerstört wurde. Nichts davon ist den Archäologen wiederbegegnet, sodass alles ein wenig unsicher bleibt, wo was war.
An die engen Beziehungen zwischen Murten und St. Maurice erinnert seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die katholische Kirche mit diesem Namen, die allerdings ausserhalb der Mauern des heute reformierten Städtchens errichtet werden musste.

2.Station “Mitten in der Stadt”
Das heutige Murten ist unter den Herzögen von Zähringen entstanden. Sie wurden 1127 bei der Regelung des Investiturstreits zu den Rektoren Burgunds ernannt, den weltlichen Herrschern über Burgund bei Abwesenheit des Kaisers. Dazu bauten sie eine Strasse zwischen Rhein und Rhone, die sie von Rheinfelden bis Moudon mit mittelalterlichen Städten sicherten. Ganz ans Ziel kamen die Zähringer nicht, denn 1191 wurden sie bei Payerne von den Truppen des Bischof von Lausanne besiegt, sodass ihr Einflussgebiet auf das westliche Plateau des Mittellandes beschränkt blieb. 1208 verloren sie zudem in St. Ulrichen gegen die Herren von Raron, beim Versuch über Grimsel und Griespass, sodass ihr Ziel, an Mittelmeer zu gelangen, nie in Erfüllung ging. Das Rektorat über das weite Burgund erstreckte sich faktisch im Dreieck von Grimsel, Moudon und Solothurn, mit Murten an der westlichen Grenzlage.
Zähringisch sind am Stadtgrundriss Murtens die eindrückliche Längs- und sichtbare Quergasse sowie das Fehlen eines eigentlichen Marktplatzes. Bis heute prägt diese Ausgangslage den Grundriss der Altstadt Murtens. Wann genau die Stadt gegründet wurde, weiss man nicht, denn die älteste Quelle hierzu ist aus dem 13. Jahrhundert. Angenommen wird eine Stadtgründung in den 1160er oder 1170er Jahren, also nach Freiburg, aber vor Bern.
1218 stirbt das Herzogsgeschlecht aus, und Murten kommt als eine der frühen Reichsstädte in den Besitz des Königs. Dieser gibt 1238 den Auftrag, die Stadt mit einer Mauer zu befestigen und privilegiert Murten unter anderem bei den Steuern. Damit sichern sich die Staufer ihre schwindende Macht in der Region vorübergehend.

3.Station “Turm”
Mit dem Ende der Staufer-Dynastie 1254 beginnen unsichere Zeiten. Die Grafen von Savoyen, Vasallen des Kaiseraspiranten aus dem englischen Königshaus, nehmen 1255 Murten in ihren Schutz auf. Unter ihnen wird die Burg am Südende der Stadt errichtet, denn man steht mit den Habsburgern im Krieg. Diese werden kurzfristig auch Stadtherren über Murten, ohne bleibende Spuren zu hinterlassen. 1291 wird Murten wieder savoyisch, und die Stadt wird es bis 1475 bleiben, allerdings orientiert man sich nicht nur nach Süden, sondern auch nach Norden.
An der nördlichen Grenze Savoyens gelegen, sucht Murten nach weiterer Absicherung. Diese bestand in der damaligen Zeit meist aus Städtebündnissen, einer Art Eidgenossenschaft. 1318 geht Murten in Gümmenen erstmals eine solche Verbindung mit benachbarten Städten wie Bern ein. Die Pest mitte des 14. Jahrhunderts bildet die grösste Krise in dieser Zeit. Danach baut Murten seine Beziehungen zur Eidgenossenschaft weiter aus und wird ihr zugewandter Ort.
1377 organisieren die Grafen von Savoyen die Verhältnisse in Murten neu. Die Stadt wird wieder streng in den Herrschaftsverband eingeordnet. Mit dem neuen Stadtrecht verliert Murten das Vorrecht, den Schultheissen selber wählen zu können, und das Kirch- sowie Militärwesen werden neu gestaltet. Murten bekam zu diesem Zweck ein eigenes Rathaus, der der Herrschaft der Savoyer über die Stadt diente.
Bemerkenswertester Stadtherr im Mittelalter ist Amadeus VIII. aus dem Hause Savoyen, denn auf dem Konzil in Basel wird der erfolgreiche Herzog und Familienvater zum Papst gewählt. Seine Anerkennung bleibt allerdings aber auf Savoyen, die Eidgenossenschaft, Bayern, Ungarn und Aragonien beschränkt, sodass er schliesslich zurücktritt und als Eremit seinen Lebensabend beschliesst. Mit den religionswirren beginnt unter Papst Felix V. auch die Idee der Hexenverfolgung gerade in Savoyen Fuss zu fassen.
Im 16. Jahrhundert wird aus dem Wehrturm ein Schloss, das bis heute das Stadtbild prägt.

4.Station “Hotel Adler”
1416 brennt die Holzstadt Murten nieder, und sie muss neu aufgebaut werden. Jetzt entstehen Steinhäuser mit Arkaden; das Städtchen Murten wird zunehmend so, wie man es heute kennt. Um sich vom Stadtbrand zu erholen, erlassen die Savoyer Herzöge den Murtemer die Weinsteuer, sodass das Gewerbe aufblüht und zum wichtigsten Exportzweig wird.
Murten wird zum selbstbewussten Regionalzentrum., mit den Bauern in Guggisberg gerät man 1442 einen Weinkrieg, sodass Freiburg vermitteln muss. Die Habsburger, seit dem 13. Jahrhundert Herrscher über Freiburg, verlieren in diesen Zeiten an Einfluss, Bern und Savoyen etablieren sich als Machthaber über Freiburg. Freiburg und Murten werden in einen lokalen Krieg verwickelt. Das Kloster Münchenwiler vor den Toren Murtens wird arg zerstört.
Das Ende vermitteln die Grossen aus der weiten Umgebung: der französischen König, der burgundische Herzog, die Bischof von Basel und die erstarkte Eidgenossenschaft. Der Friedensvertrag wird im Hotel Adler geschlossen. Murten steht nun unter scharfer Beobachtung nicht nur der Savoyer und Berner, sondern durch alle, die damals Rang und Namen hatten. Das sollte zum spannungsreichen Gemisch werden, welches Murtens Schicksal die grosse Wende geben sollte.

5.Station “Ringmauer”
1474 erklärt die Eidgenossenschaft unter Führung Berns dem aufstrebenden Herzog Karl von Burgund den Krieg. Während eines Präventivschlags wird seitens der Berner und Freiburger die Waadt, Graf Jacques von Romont unterstellt, erobert. Murten kommt 1475 ebenfalls unter die Herrschaft der beiden Städte. Grandson wird in der Folge besetzt, sodass der Burgunder Herzog zurückschlägt. Das erste militärische Messen geht im Frühjahr 1476 ausserhalb Grandsons zugunsten der Eidgenossen aus.
Die Burgunder sammeln sich in Morges und greifen ein zweites Mal an, nun die Stadt Murten. Bern besetzt die Stadt. Die Burgunder belagern ihrerseits Murten, werden aber nach einem Ueberfall auf Laupen von den versammelten Eidgenossen, verstärkt durch eine Städtebündnis aus Basel und den Herzog von Lothringen, angegriffen. Am 22. Juni kommt es zur Schlacht ausserhalb der Stadtmauren, während der die Eidgenossen erneute siegen. Der Herzog zieht sich aus Savoyen zurück, um das lothringische Nancy zu erobern, verliert aber auch dort und lässt dabei sein Leben.
Einige Zahlen, um sich das Treiben vor Ort vorzustellen: Murten zählte weniger als 1000 EinwohnerInnen, Berner Besatzer waren 2000 anwesend, die burgundischen Belagerer zählten 25000 Personen, und die herbeieilenden Eidgenossen waren nochmals so viele.
Die Eidgenossen werden bei dieser Gelegenheit ausserordentlich reich, müssen aber innere Spannungen austragen. Murten wird 1484 bernisch-freiburgisches Untertanengebiet, während die Waadt dem savoyischen Grafen Jacques von Romont zurückgegeben werden muss. Einzig die burgundischen Gebiete um Echallens, Orbe und Grandson werden gemeine Herrschaften der Berner und Freiburger. Das sollte bis 1798 so bleiben.

6.Station “Französische Kirche”
Zur Verteidigung Murtens wurde die damalige Kirche der Stadt ausserhalb der Mauern abgerissen. 1480 entsteht sie neu innerhalb der Mauern. Guillaume Farel sollte 1530 ihr erster festbesoldeter Pfarrer werden. Gleichzeitig war er Reformator der Kirchen in der Gegend, der im Vorfeld einer Volksabstimmung kräftig für die Sache der Neugläubigen geworben hatte.
Murten geriet damit in ein heikles Verhältnis zwischen Bern und Freiburg, den letzteres blieb beim alten Glauben, ersteres wechselte zu neuen. Zur Stärkung der Reformierten beginnt die Einwanderung aus Bern, mit der die deutsche Sprache in Murten an Verbreitung gewinnt. Dem entsprach die Arbeitsteilung unter den Herrschaften, denn Freiburg blieb für das militärische Aufgebot zuständig, und Bern kümmerte sich um kulturelle Fragen wie Kirchen und Bildung.
Hart an der Grenze von Sprachen und Konfessionen wird Murten zu einem besonderen Ort der Hexenverfolgung, die vor Frauen und Männern, die der Ketzerei verdächtigt werden, nicht Halt macht. Die Hexenprozesse fand mitten in der Stadt auf dem Schafott ihr trauriges Ende. Bis heute erinnert man sich in Murten nicht gern an diese Zeit. Im 17. Jahrhundert ist die Mehrzahl der EinwohnerInnen deutschsprachig, sodass man die Kirche trennt, nun in eine französische und eine deutsche Kirche, beide selbstredend reformiert.

7.Station “Deutsche Kirche”
Der berühmteste Herr in der deutschsprachigen Kirche Murten, Pfarrer Bitzius, wirkte kurz vor der französischen Revolution. Im Pfarrhaus nebenan wurde 1797 sein Sohn Albert geboren, später bekannt als der grosse bernischen Schriftsteller Jeremias Gotthelf.
Die französische Revolution brachte 1798 nochmals den Krieg in die Stadt. Diese wurde zuerst von Freiburger Truppen besetzt, dann von helvetischen und schliesslich von konföderierten. Murtens Sympathien waren geteilt, die Auflagen der helvetischen Truppen wogen aber schwer, sodass sich Murten den schliesslich siegreichen konföderierten Herrschaft anschloss.
Am liebsten wäre man in Murten zu Bern gekommen, doch gegen ihren Willen kam die Stadt Murten 1803 zu Freiburg und sollte hinfort dort bleiben. Vermittelt wurde der Beitritt durch den gemässigten Freiburger Aristokraten Louis d’Affry, einem Vertrauten Napoléon Bonapartes, der gleichzeitig erster Landammann der Helvetischen Republik wurde; Berns Einfluss auf den Franzosen war nach Einnahme der Stadt durch die französischen Truppen dagegen geringer.
Die neue Gesetzgebung durch die Franzosen und die Befriedung durch die Mediationsakte 1803 brachte mit der Handels- und Gewerbefreiheit Schwung ins Wirtschaftsleben der Stadt; am meisten blühten Wirtshäuser auf, von denen es heute noch zahlreiche, einzelne sagen zahllose gibt.

8.Station “Schulhaus”
Im konservativen Kanton Freiburg bildete der Seebezirk rund um Murten eine sprachliche und konfessionelle Ausnahme. Auch politisch war man hier anders, denn Murten wandte sich spätestens in den 1830er Jahren ganz dem Liberalismus zu, der im klaren Gegensatz zum katholisch-klerikalen Regime in Fribourg stand.
Eine der Hauptstreitpunkte war damals die Schulfrage. Als typisches Zeichen für Murtens Position schuf man ein neues Schulhaus, bewusst ausserhalb der Stadtmauern, um die Offenheit gegenüber der neuen Welt zu demonstrieren. Hier wirkten Lehrer aus vielen Gegenden, darunter auch spätere Regierungsräte aus liberalen Kantonen.
Als Freiburg 1846 dem konservativen Sonderbund beitrat, versuchte man in Murten die Abspaltung vom Kanton, war aber nicht erfolgreich. Der 1847 in der Hauptstadt siegreiche jakobinische Radikalismus hatte in Murten eine seiner wesentlichen Stützen.
Die Gründung des Bundesstaates unter Führung der Freisinnigen 1848 wurde in Murten stark begrüsst. Teil der nationalen Mythenbildung wird Adrian von Bubenberg, ein Berner Junker und katholischer Adliger, der zum Held der Schlacht von Murten stilisiert wird, weil es ihm gelang, den Willen der Eidgenossen gegen die äussere Bedrohung zu bündeln und zu festigen. Als Held der Schlacht von Murten verkörperte er auch den entschlossenen Willen, die eigene Haltung militärisch zu verteidigen.
Die vorletzten Zuckungen davon habe ich 1977 erlebt, als ich in Murten die Rekrutenschule absolvierte und auf dem Schulhausplatz ziemlich erfolglos zum Funker der Infanterie ausgebildet wurde.


9.Station “Bahnhof”
Der Bau der Eisenbahn von Bern nach Lausanne über Freiburg benachteiligte Murten. Industrielle Betriebe gab und gibt es in Murten nur wenige. Die meisten waren und sind mit der Landwirtschaft verbunden. Das Eisenbahnwesen Murtens erschloss die Kleinstadt mit den anderen Kleinstädten, im Süden Payerne, im Norden Kerzers, dem eigentlichen Eisenbahnknotenpunkt der Region.
Grösser waren die Auswirkungen des Autobahnanschlusses im 20. Jahrhundert. Seither wächst Murten auch bevölkerungsmässig. Heute leben rund 5000 EinwohnerInnen in Murten, die Bevölkerung ist überaltert. Doch die Zahl der Arbeitsplätze Murtens übersteigt diejenige der Arbeitstätigen vor Ort, sodass es zu täglichen Zuströmen Werktätiger kommt. Doch gibt es auch Wegpendler vor allem nach Bern. Denn die Region entwickelt sich zur beliebten Wohnlage für Menschen aus der weiteren Region.
Wenn der Verkehr von aussen Murten bestimmt, ist man bemüht, den Verkehr in der Stadt einzudämmen. In den letzten Jahren hat Murten zahlreiche Strassencafés bekommen, sodass das Leben in der Stadt richtig gehend aufblüht. Berühmt sind die Meringuen in der Cheesery, gefüllt mit hartem Kirsch, übergossen mit weichem Rahm.

10.Station “Am See”
2002 wird Murten einer der 4 Standorte de Expo 02. Im See selber wird der Monolith, ein Gehäuse aus Eisen, errichtet. Er hätte gut und gerne neues Wahrzeichen von Murten werden können. Indes, nach der Landesausstellung wurde in Murten alles zurückgebaut. Eine nachhaltige Entwicklung Murtens wurde leider verpasst.
Dennoch, Murten lebt heute stark vom Tourismus. Riviera Freiburgs nennt man die Gegend rund um den Murtensee. Im Städtchen schwingt ein wenig Mittelmeeratmosphäre mit. Auf dem See gibt es im Sommer einen regen Schiffverkehr. Einmal im Jahr findet seit 1932 der Murtenlauf statt, der an die Schlacht von Murten erinnert. Gegenwärtig wird auch ein Freilufttheater zum gleichen Thema geboten. Murten hat sich der slow-up-Bewegung angeschlossen. Einmal im Jahr treffen sich hier die Langsamverkehrer. Rund um den Murtensee kann man sogar Stadtgolfwandern, hier mit dem Velo und nicht zu Fuss.
Nicht zuletzt kennt Murten Stadtführungen – seit heute ein mehr!

Stadtwanderer

Bärn isch eso!

Nicht irgendwo
Bern ist nicht einfach. Denn es sind die vielen Geschichten Berns, welche die Stadt ausmachen. Hier meine Auswahl von 8 interessanten Orten und ihrer Bedeutung – zusammengestellt für den neuen Stadtführer “Bärn isch eso!”

1. Rosengarten
Nirgends ist die Aussicht auf Bern so grossartig wie im Rosengarten.
Bern ist eine Zähringerstadt. Sie gründeten sie 1191 in der imposanten Aareschlaufe. Das schütze die Stadt gegen Osten. Der Westen war damals weitgehend menschenleer. Ein Spaziergang auf in den Rosengarten, östlich der Altstadt, lohnt sich immer. Denn die Stadt liegt einem auf der Anhöhe schlicht zu Füssen. Das Licht reflektiert sich in den Blättern der Bäume, und der Fluss umarmt das Gemeinwesen wie vor gut 800 Jahren.
Mein Lieblingsstandort Ende Oktober, wenn das fahle Herbstlicht die Stadt unvergleichlich aufscheinen lässt.

2. Bärenpark
Nirgends ist Berns Symbiose zwischen Mensch und Bär wie unter dem “Tanzenden Bären”.
Früher tanzte er beim Bahnhof. Jetzt ist der “tanzende Bär” beim Bärenpark zu Hause. Er symbolisiert die Leichtigkeit des Bärenlebens, auch der Berner und Bernerinnen, wenn man sie kennen gelernt hat. Ohne das mögen einem die Menschen in Bern etwas verschlossen vorkommen, bisweilen auch schwerfällig wie ein trauriger Bär. Davon hat es am Bärenpark drei. Finn, das Männchen, Björk, das Weibchen, und Ursina, ihre Tochter. Bisweilen sind auch die fröhlich!
Mein Lieblingsstandort über Mittag, wenn der tanzende Bär und dem Klein-Klein der Tageshektik steht.

3. Cafe Postgasse

Nirgends ist Bern so mediteran wie bei einer Bouillabesse “Cafe Postgasse”.
Bern ist eine Brückenstadt beidseits der Aare. Sie verbindet ehemals burgundisches und alemannisches Stammesgebiet. Noch heute ist vermittelt sie zwischen den Kulturen beidseits des mächtigsten Flusses im Mittelland. Beispielhaft dafür ist die beste Bouillabesse in Bern, die im Sommer unter Palmen, im Winter bei einem warmen Ofen ein wenig Marseille in die germanische geprägte Gesellschaft zaubert.
Mein Lieblingsstandort zu jeder Zeit, bei der sich allerlei Leute am Stammtisch treffen.

4. Erlacherhof

Nirgends ist Bern herrschaftlicher wie im Erlacherhof an bester Südlage in der Altstadt.
Die Parzelle gehörte den von Bubenbergs, den eigentlichen Stadterbauern, bevor sie die von Erlachs übernahmen und im 18. Jahrhundert das schönste Palais der Stadt errichten. Die französischen Stadthalter während der Helvetischen Republik residierten hier, genauso wie der erste Bundesrat vom Erlacherhof aus regierte. Heute ist es der repräsentative Sitz von Alexander Tschäppät, dem populären Stadtpräsidenten Berns.
Mein Lieblingsstandort immer dann, wenn der höchste Berner mit seinem Töff vorfährt.

5. Münster
Nirgends in Bern entschwindet der Stadthektik so einfach wie im Berner Münster.
Betörend ist das Orgelspiel, das den Raum füllt. Einnehmend sind die Farbfenster, die das Himmelslicht bündeln. Und des Nachts hört man die mystische Ruhe und sieht man die entspannende Dunkelheit des Berner Münster. Wer gestresst ist, muss einfach hierher kommen, um die Transzendenz Gottes zu erleben. Zwei göttliche Bern waren hier begraben: Adrian von Bubenberg, der Held von Murten, und Niklaus von Steiger, der letzte Schultheiss des Alten Berns.
Mein Lieblingsstandort, wenn ich meinen BegleiterInnen die Geschichte Berns im 15. und 16. Jahrhundert erzähle.

6. Bundesplatz
Nirgends ist Bern so schweizerisch wie auf dem Bundesplatz.
Er heisst nicht Place nationale wie in Paris. Den Bankenplatz wiederum findet man in Zürich. In Bern gibt es dafür aber den Bundesplatz. 26 Fontainen hat er, die Symbole der Kantone als Jungbrunnen der Schweiz. Und aus schwerem Granit besteht der Boden, damit sich begehrliche Staaten die Zähne ausbeissen, wenn sie sich des Schweizer Gold bemächtigen Wollen. Das Bundeshaus nebenan, ist der Sitz des Schweizer Parlamentes, meist der Gesetzgeber, ausser das Volk wolle es anders.
Mein Lieblingsstandort, wenn Bundesratswahlen sind, und Sieger und Verlierer vor die interessierten ZuschauerInnen treten.

7. Titanic
Nirgends ist Bern eine so moderne Verwaltungsstadt wie in der Titanic am Eigerplatz.
Die Glasfassaden glitzern, die Ecken spitzen den Raum zu. Von aussen ist die Titanic einer der markantesten Bauten der Stadt Bern. Im Innern arbeiten Staatsangestellte. Zum Beispiel die Vollstrecker der neuen Energiepolitik. Sie sollen die Energiewende voranbringen. Pessimisten munkeln, sie werde untergeben, wie seinerzeit das gleichnamige Schiff auf dem Atlantik. Optimisten sind sicher, dass das Programm mit der Gründlichkeit der Bundesverwaltung gelingen wird.
Mein Lieblingsstandort, wenn ich liebgewordene Stereotypen wiederlegen will.

8. Glasbrunnen
Nirgends bleibt Bern so geheimnisvoll wie am Glasbrunnen.
Aller protestantischer Ethik in Bern zum Trotz: Die Stadt kann man nicht nur rational erfassen, fleissig durchwandern, und streng analysieren. Denn ihre Geheimnisse entdeckt man so nicht. Zum Beispiel den Glasbrunnen, mitten im Bremgartenwald vor den Türen Berns. Die Legende will es, dass das Wasser, direkt von der Jungfrau in den Alpen hierher fliessen, bei Kranken Wunder bewirkt: Das Beste daran: Es stimmt!
Mein Lieblingsstandort, wenn ich mit dem Velo nach Hause fahre und mich erfrischen will.

Stadtwanderer

1476: die Schlacht von Murten – kurz erzählt und eingeordnet

Die Schlacht von Murten – ab heute Abend wird sie, auf dem Schlachtfeld, in Theaterform aufgeführt. Ich wiederum erzähle, was damals war, und was die Folgen dieses welthistorischen Ereignisses vor den Toren Murtens waren.

Unbenannt
Wie muss man sich die Schweiz von 1476 vorstellen? Zuerst, die Schweiz von damals ist ein Bündnissystem, kein eigener Staat, sondern ein Teil des Kaiserreiches, der in Kirchen- und Militärfragen Autonomie beanspruchte. Die Ursprünge gehen aus das 13. Jahrhundert zurück, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts nahmen sie festere Formen an. Uri, Schwyz und Unterwalden, aber auch Luzern, Zürich und Bern mit ihren jeweiligen Verbündeten gaben abwechslungsweise den Ton an. 1415 vertreiben die Städte Bern, Zürich und Luzern die Habsburger aus dem Wasserschloss, sodass die Eidgenossenschaft das deutschsprachige Mitteland beherrschte und ihren Einfluss in alle Richtungen auszudehnen begann. Seit 1450 war es Mitgliedern der Eidgenosschaft verboten, einem weiteren Bündnis anzugehören.
Die Nachbarn waren im Osten und Norden die Habsburger Herzöge, im Süden die Mailänder und Savoyer Herzöge und im Westen die Burgunder Herzöge. Seit 1438 stellten die Habsburger ununterbrochen den Kaiser und stiegen so zur mächtigsten Dynastie in Europa auf. Im 15. Jahrhundert waren die Herzöge von Burgund jedoch reicher. Es gelang ihnen, Flandern und Brabant, eines der Wirtschaftszentren Europas, zu ihren Untertanen zu machen, und ebenso kam die Franche-Comté in ihren Bann. Zudem eroberten sie unter Karl dem Kühnen das Herzogtum Lothringen, sodass sich eine neuer Feudalstaat zwischen Kaiserreich und Königreich Frankreich schob. Als sich die Burgunder mit den Herzögen von Savoyen verbündeten, um sich einen Weg nach Rom zu bahnen, wurde es für die Eidgenossenschaft ungemütlich. Aus dem früheren Verbündeten wurde ein Konkurrent um Territorien. Das führte letztlich zum Burgunderkrieg von 1474 bis 1477.

1474 verbünden sich die Eidgenossen, aus der Sicht des Kaisers, die “obere Vereinigung”, mit den Reichsstädten Basel, Colmar und Strassburg, die man “niederen Vereinigung” nannte. Gemeint waren damit Bündnisse südlich und nördlich von Basel. Gleichzeitig schlossen die Eidgenossen mit Habsburg einen unbegrenzten Frieden, mit dem die Habsburgerkriege, die seit 1315 gedauert hatten, beendeten. Vermittelt wurde dies alles durch den französischen König, dem erbittertsten Feind der Burgunder, der die Eidgenossen gegen seinen Gegner aufwiegelte. Vor diesem Hintergrund erklärten diese unter Führung der Reichsstadt Bern dem Herzog in Dijon den Krieg. Sie griffen sofort Richtung Elsass an und gewannen in Héricourt eine erste Schlacht. Dann erobern die Berner und Freiburger die savoyische Waadt, und die Berner stiessen gegen die burgundische Franche-Comté auf der anderen Seite des Juras vor.
Dagegen reagierte Herzog Karl von Burgund. Zuerst eroberte er das von Bernern besetzte Grandson zurück. In der nachfolgenden Schlacht ausserhalb des Städtchens verlor er aber gegen die heranstürmenden Eidgenossen. In Morges stellt er sich neu auf und griff nochmals an. Ziel war Bern, das Zentrum des Widerstands. Um den Angriff zu parieren, besetzten die Berner Murten, ihre Verbündeten, die Eidgenossen nahmen unter Zürcher Führung das savoyische Freiburg ein. Am 22. Juni 1476 kam es in oberhalb Murtens zur entscheidenden Schlacht. 45000 Mann kämpfen auf beiden Seiten. Die Eidgenossen wurden durch die Niedere Vereinigung, die Lothringer und Habsburger verstärkt. Auf Seiten der Burgunder waren die Savoyer und Söldner aus vielen Orten.
Wie durch ein Wunder gewannen die Eidgenossen die Schlacht. Karl musste fliehen, versuchte die Rückeroberung Lothringens in Nancy zu verhindern, wo es Mitten im Winter erneut zu einer Gefecht kam, bei der der Herzog sein Leben verlor.

In Vielem gleicht die Schlacht von Murten der typischen Vorgehensweise der damaligen Zeit. Ein zentraler Ort wird durch den Angreifer besetzt. In unserem Fall die Berner, die Murten einnehmen und militärisch aufrüsten. Dann kommt der Angegriffene und belagert die Besetzer. Hier die Burgunder und Savoyer, welche die Stadt mit Artillerie angreifen. Schliesslich eilen Verbündete der Besatzer herbei, und sie greifen die Angreifer von hinten an, sodass sie sich selber verteidigen müssen. Diesen Part spielen die Eidgenossen, die sich gegen die Burgunder stellen.
Die Eidgenossen provozierten die Burgunder mehrfach, die sich jedes mal aufstellten, ohne dass es je zum Gefecht kam. Schliessen attackierten die Eidgenossen nach 10 Tagen Vorspiel bei strömendem Regen in voller Wucht und düpierten die Gegner, die nur einen Viertel ihrer Mannschaft kurzfristig aufstellen konnten. Die Artillerie wurde von hinten angegriffen und erobert. Die Reiterei Burgunds unterlag. Es kam zum Rückzug der Truppen nach Meyriez und zur Flucht des Herzogs über alle Berge.
Man rechnet heute mit mindestens 10000 Toten. Viele erlagen ihren Verletzungen auf dem Schlachtfeld, andere davon wurden in der Flucht in den Murtensee getrieben und ertranken. Noch am gleichen Tag war alles vorbei.

Die nationale Geschichtsschreibung vor allem des 19. und 20. Jahrhunderts wies Adrian von Bubenberg die zentrale Rolle als Held von Murten zu. Wie immer bei solchen Legendenbildungen wurde dabei stark vereinfacht.
Die von Bubenbergs waren, unter den Zähringern, die eigentlichen Stadterbauer Berns. Sie gehörten in der Folge zur führenden Schicht der Stadt, die 1218 zur Reichstadt wurde, und ab 1298 ziemlich selbständig handelte. 1415 wurde Bern zum Reichstand erhoben, einem Stadtstadt, der im Reich selber Politik betreiben durfte. Mehrfach stellten die von Bubenbergs den Schultheiss, Berns Stadtherr. Sie lebten allerdings ganz in der junkerlichen Tradition des damaligen Landadels. Sie unterhielten gute Beziehungen zu den Innerschweizern, aber auch zu Burgund. In Bern und der Waadt waren sie begütert. Wirklich reich an Geld waren sie aber nie.
1470 kam es zu einem eigentlichen politischen Eklat in Bern. Adrian von Bubenberg, eben getrennt von seiner ersten Frau, ehelicht Jeanne de la Sarraz, eine savoyische Adelige, die den burgundischen Hofstils liebte. Im gleichen Jahr misslang die traditionelle Wahl des Schultheissen, erstmals wurde kein Landadeliger, dafür ein Metzger Schultheiss. Der regte sich enorm auf über das Verhalten der von Bubenbergs auf und stellte Adrians Frau wegen unsittlichem Verhalten vor Gericht. Die ehrwürdige Familie von Bubenberg wurde verurteilt, und sie zog sich aus Bern zurück, auf ihr Landgut in Spiez. In Bern übernahmen die Grosshändler der Diesbachs das Regime. Doch starb Niklaus von Diesbach in dem von ihm mitangezettelten Burgunderkrieg frühzeitig. Für Bern bedeutete das eine ausgesprochen missliche Lage. Der Kleinrat, Berns Regierung, pilgerte nach Spiez, und man bat den vertriebenen Adrian von Bubenberg zurück nach Bern zu kommen.
Dort fackelte der neue Schulheiss nicht lange und besetzte das savoyische Murten, im Wissen darum, Karl von Burgund, seinen Jugendfreund, zu provozieren. Der Schutz seiner Ländereien in Savoyen war mit ein Grund für sein Handeln. Den Rest kennen wir.
Die von Bubenbergs waren nach der Schlacht von Murten auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Diese zerfiel mit dem baldigen Tod Adrians jedoch schnell. Denn die Familie, ganz auf die Untertanen in den Ländereien angewiesen, gerieten in finanzielle Schwierigkeit, als der aufstrebende Geldadel den Untertanen anbot, sich freizukaufen. Eine Generation nach Adrian von Bubenberg verlieren sich die Spuren der berühmten Berner Familie in der Manneslinie. Selbst wo Adrian von Bubenberg begraben liegt, weiss heute niemand mehr.

In den Burgunderkriegen machten die Eidgenossen reiche Beute, vor allem in Grandson fiel ihnen der eigentliche Burgunderschatz zu. Zudem eroberten sie Teile der burgundischen Artillerie. Last but not least fielen ihnen die Marketenderin in die Hände, die Waschfrauen der burgundischen Söldner, gleichzeitig auch ihre Prostituierten.
Nach der Schlacht war die Eidgenossenschaft aufgewühlt. An der Fasnacht 1477 kam es in Zug zum sogenannten Saubannerzug. Die Innerschweizer Jugend brach zu einem ungeordneten Kriegszug nach Genf auf, wo man eine ausgebliebene Kriegskontribution eintreiben wollte. Dabei bedrohte man auch eidgenössischen Städte. Bern, Freiburg, Solothurn, Luzern und Zürich bildeten ein Sonderbündnis – gegen die Innerschweizer. Es brauchte Vermittlung, von Niklaus von der Flüh, einem Innerschweizer Eremiten, und einen neuen inneren Friedensschluss. 1481 unterzeichnete man das Stanser Verkommnis zwischen den Eidgenossen. Angriffe durch Eidgenossen auf Eidgenossen waren hinfort verboten. Das städtische Element wurde durch die Aufnahme von Solothurn und Freiburg in den Bund gegenüber dem ländlichen verstärkt.
Eingeführt wurde eine neue Beuteverteilregel. Eroberungen in Form von Geld sollten anteilsmässig unter den Soldaten verteilt werden. Eroberungen in Form von Land sollte gleichmässig unter den Fähnlein, die Orte oder Kantone, verteilt werden. Damit stellte man die grossen, bevölkerungsreichen, und die kleinen, bevölkerungsarmen Orte zufrieden. In gewissem Sinne erinnert das an das heutige Ständemehr bei Volksabstimmungen, wo ein Ausgleich zwischen Gross und Klein gesucht wird.
1499 gewannen die Eidgenossen den Schwabenkrieg gegen die Habsburger. Mit dem Friedenschluss wurde ihre Autonomie im Reich gestärkt. Die Reichsreform von 1500 und 1512 mussten sie nicht mitmachen.
Schliesslich stärkten die Burgunderkriege das Selbstbewusstsein der Eidgenossen mächtig. Sie wurden zu gefragten Söldnern, beim französischen König, beim Papst, beim Kaiser. 1494, wurden sie auf verschiedenen Seiten in den Krieg um Italien verwickelt. 1513 waren sie auf der Höhe ihrer Macht. Mailand fiel in ihre Hände. Sie erhielten ein Protektorat über das Herzogtum. Bern griff auch das burgundische Dijon an und erhielt ein Protektorat über die Freigrafschaft. Nie war die Eidgenossenschaft so mächtig wie damals.
Allerdings gab es kaum eine politische Führung. Die militärischen und wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Orte bestimmten ihre Politik. So liessen sie sich auch leicht auseinander dividieren. Politisch obsiegten die Habsburger und Franzosen. Bern, Freiburg und Solothurn liessen sich vor allem von Frankreich beeinflussen, und zogen sich gegen Geldzahlungen aus den besetzten Gebieten zurück. Die verbliebenen Eidgenossen in Italien erlitten grosse Niederlagen, die das Ende der Grossmachtpolitik bedeuteten.

Die Herzöge von Burgund wiederum versuchten mit ihrer Expansionspolitik das fränkische Mittelreich, das unter den Nachfolgern von Kaiser Karl dem Grossen entstanden war, wieder herzustellen. Der Plan schritt unter den Valois-Herzögen schnell vor; man nennt die Zeit von 1360 bis 1477 das burgundische Jahrhundert. Denn die Burgunderherzöge waren zu ihren Lebzeiten die reichsten Fürsten, bestrebt, einen eigenen Königstitel zu führen, um auch auf den Kaisertitel aspirieren zu können.
Der Plan gelang beinahe. Mitten in den Burgunderkriegen heirateten der habsburgische Erzherzog Maximilian und die burgundische Prinzessin Maria. Durch den Tod von Herzog Karl und das frühe Ableben von Maria, kam es nicht zur Kaiserkrönung der Burgunder, sondern zum habsburgischen Erbe fast des ganzen Burgunderreiches. Nur das anfängliche Herzogtum ging an Frankreich zurück. Das bedeutete denn auch den Anfang des Gegensatzes zwischen Nachbarn, nämlich zwischen dem Kaiser und dem französischen König. Die Habsburger verbanden sich dabei mit Spanien und stiegen über der Entdeckung Amerikas zu einem Weltreich auf, während die französischen Könige sich mit den Osmanen verbanden und so das Kaiserreich regelmässig von West und Ost bedrohten. Die Konstellation sollte, in Variationen, dauern und erst am Ende des Zweiten Weltkrieges durch die Vereinigung von Deutschland, Frankreich und den Beneluxstaaten überwunden werden.

Claude Longchamp