meine top 50 “stadtwanderungen” des jahres 2007

ich bin dabei, mir eine übersicht zu verschaffen, was das ganze jahr hindurch meine leserschaft nachhaltig interessiert hat.


mein ursprüngliches icon: die warnung vor dem kopflosen stadtwandern, bei dem man so viel wertvolles der räumlichen kultur achtlos übersieht!

da geht es um den berner baldachin, das kopfsteinpflaster der stadt, den glasbrunner oder den simson-brunnen. kritisiert werden werbekampagnen wie jene von madonna, jene zur sog. hauptstadtsuche. es kommen berner prominente vor wie einstein, urs paul engeler, ferdinand hodler, bartholomäus may und berchtold von zähringen, grössen der europäischen und der weltgeschichte wie kaiserin adelheid, friedrich barbarossa, napoléon bonaparte, che guevara und laura bush. schliesslich wird die historie allgemein zu thema, etwa durch den begründer herodot, durch den aktuellen trend zur raumgeschichte, oder die vorzügliche darstellung der scharfrichter als berner stadt-theater.

das alles gibt’s, vorerst in der provisorischen form, in der neuen rubrik. man betätige den link oben links “top 50 beiträge 2007”. so bekommt man direkt die verlinkte übersicht, sortiert nach der häufigkeit der aufrufe (14000 mal für den spitzenbeitrag, 700 mal auch für den auf platz 50.), was zwischen januar und november 2007 am meisten aufgerufen wurde. von da an kann man direkt auf die beiträge.

und weil’s mich das ganze so fasziniert, was euch fasziniert, hier auch noch die 50 interessantesten bilder auf meinem flickr. diese rubrik datiert sich dauerhaft selber auf.

viel spass!

stadtwanderer

mit euren favoriten unterwegs (november 2007)

das war “mein” monat. noch nie wurde der stadtwanderer so genutzt wie in den letzten 30 tagen. das wachstum beträgt seit juli 2007 monatlich rund 10 prozent. alle bisherigen rekorde wurden übertroffen!


der stadtwanderer wird zum schwergewicht

im november waren es:

. knapp 100’000 seiten,
. fast 50’000 verschiedene besuche und
. rund 25’000 einzelne adressen,

die registriert wurden.

die zahlen bei sitemeter sind immer etwas tiefer; das instrument erfasst aber auch nur jene besuche, die bestimmte stellen auf dem blog berühren. die werte sind deshalb bei den internen messinstrumenten stets höher. die trends sind jedoch genau gleich.

diesen monat habe ich 23 neue artikel geschrieben, einige auch auf französisch. einer davon hat es gleich in die top-ten geschafft. merci à mes collègues au lac léman qui on fait la pub!

ich auch diesen monat auch mehr als 300 kommentare erhalten (die spams natürlich abgezogen). das ist ein ganz neues phänomen: die echos aus der blogosphäre sind und bleiben am deutlichsten, wenn man teile der blogospäre selber zum thema macht.

“bidu” war dabei der wohl treffsicherste und sympatischste, regelmässige besucher, der kräftig mitdiskutiert hat.

und hier die 10 einzelbeiträge, die im monat november 2007 am meisten besucht wurden:

1. (vormals 2)
körpersprache des bundesrates
zirka 1000 direktviews
neujahrsfoto, bundesrat, wie man sich in der politik bewegt

2. (vormals 1)
auch aristoteles wäre für den baldachin gewesen
zirka 960 direktviews
bern stadt, bahnhofumbau, philosophiegeschichte

3. (neu)
wahlerns beitrag zur weltgesellschaft
zirka 670 direktviews
stadt bern, svp-umzug zu den wahlen 2007, mein leben

4. (neu)
“winkelried.info”: das orakel des absurden
zirka 560 direktviews
kampfblogs, nationalkonservative schweizerdemokraten, absurdistan

5. (vormals 6)
meinstein (3): was während einsteins berner jahre in der stadt geschah
zirka 500 direktviews
albert einstein, stadt bern, geschichte

6. (vormals 3)
mit meinen neuen favoriten unterwegs (oktober 2006)
zirka 490 direktviews
blogosphäre, aktualität, kommunikation

7. (neu)
la théorie politique des intellectuels allemands
zirka 350 direktviews
schweiz, demokratie, geschichte

8. (erneut)
friedrich barbarossa, der wirklich deutsche kaiser
zirka 340 direktviews
mittelalter, kaiser, deutschland

9. (erneut)
graffiti-city
zirka 340 direktviews
bern, politische kommunikation, stadtbild

10. (neu)
von der burgunder- und der allemannen-these für die schweizer geschichte und für meinen lebensraum
zirka 320 direktviews
völkerwanderung, burgunden, alamannen, aare

stadtwanderer

go fiala, go.

im wahlkampf fiel doris fiala mit grossflächigen plakaten auf. und markigen sprüchen. einer war “go, fiala, go.”

der hat nun eine ganz andere bedeutung bekommen! denn seit dem wochenende tönt er wie der ruf von fulvio pelli und das echo der zürcher fdp-basis an ihre eigenwillige parteipräsidentin. die wiederum begriff, was die wahl von verena diener für sie bedeutet. sie ging heute von selber.


die imitation des slogans zu doris leuthard durch doris fiala im wahlkampf ’07 (foto: stadtwanderer, anclickbar)

am montag nach der wahl von doris fiala in den nationalrat habe ich ihr direkt gratuliert. sie war gerührt. ich nutzte die gelegenheit, um ihr eine indiskrete frage zu stellen.

“machen sie nur, ausser sie wollen mein gewicht wissen!”

ich versicherte ihr, mich nach keinem schwer… erkundigen zu wollen. aber nach dem ursprung ihrer plakatkampagne!

“die ist von ihrem werber vorgeschlagen worden. die pr habe ich dann selber gemacht!”

und die slogans, von wem seien die gewesen?

“die sind vom familienrat beurteilt worden. sie habe das südländische “forza, fiala” vorgezogen. doch ihr umfeld sei für “go, fiala, go” gewesen.”

und wer habe den werber inspiriert, frage ich nach.

“ja, das wisse sie nun nicht!”

“der stadtwanderer”, unterstellte ich. er habe wohl meinen blog gelesen. denn als doris leuthard von ihrer partei für den bundesrat nominiert worden sei, habe ich innert tagesfrist gleich sechs blogs geschrieben, alle unter dem titel go, doris,go.

die serie habe dann gewirkt. doris leuthard sei nun bundesrätin.

wohl wollte der unbekannte werber mit seiner doris das gleich erreichen: “go, fiala, go.”

nun wissen wir, was aus dem risikierten aufruf wurde: hinten hinaus ging der schuss …

stadtwanderer

winkelried.info: das orakel des absurden

er liebt den kampf. am besten gegen den feind. denn der ist überall. am häufigsten bei den journalisten. gefolgt von den beamten, den untersuchungsrichtern und der antifa/grüne/juso. denn sie bilden das sozialfaschistische netzwerk. das finanziert sich aus staatlichen mitteln und ernährt damit die linke klientel: anwälte, sozialberater, therapeuten, lehrer, künstler, gewerkschafter und auftragnehmer.


das “sozialfaschistische netzwerk in der schweiz”: ein typisches feindbild auf dem blog “www.winkelried.info”

beispielsweise die reaktorInnen von sf drs. sie sind in seinen worten schlicht “haldimanns hammertruppe”.
beispielsweise die hochrechner auf dem statistischen amt des kantons zürich. sie apostrophiert er pauschal als “roten welle”, die durch die medien rolle.
beispielsweise die meinungsforscher von isopublic. sie sind zählt er zur familie der “dummtröter”; das seien die, die in der unterwanderten welt von heute mit dummheit geld verdienten.

da überrascht es kaum mehr, dass auch der “stadtwanderer” (“Senf”-Tube) regelmässig sind fett abbekommt. ich gebs zu, ich bin ein wenig vorbelastet!

der winkelried der eigenen anschauung

er, das ist winkelried. doch ist nicht der held von sempach aus dem jahre 1386. vielmehr handelt es sich dabei um einen aggressive blog aus nationalistisch-konservativer warte.

betrieben wird winkelried.info von rechtsaussen. präsident des winkelrieds ist richard flühmann aus zug, der politisch bei den schweizer demokraten aktiv war. mit denen hat er sich aber überworfen, und er ist aus der partei ausgeschlossen worden. deshalb führt er jetzt die bewegung der konservativen schweizer demokraten des kantons zug an.

über den polischen stellenwert der gruppierung konnte man bei den letzten wahlen einiges erfahren. die konservativen schweizer demokraten erreichten in zug 0 promille!

doch richard flühmann blogt, als winkelried, der der meinungsfreiheit eine gasse bahne. oder als dibbidumm.ch, nach eigenen angaben, dem einzigen ort im internet, wo die ganze wahrheit stehe.

dabei erklärt er kaum je, was die konservativen schweizer demokraten wollen. vielmehr greift er alles an, was ihm, links von ihm, nicht passt!

protokoll des sonntäglichen desasters

das tat “winkelried.info” auch bei den ständeratswahlen von diesem wochenende. und lic.oec.publ. HSG, wie sich flühmann auf der firmenseite seines finanzinstituts rühmt, wagte schon mal eine prognose: von den drei sitzen, die es zu haben gibt, “geht mindestens einer an die SVP.”

mitnichten!

die fdp, die cvp und die glp machten heute das rennen!

da blieb sogar dem wortreichen winkelried das eigene wort im halse, resp. der angefangene satz in der blogosphäre stecken. aus dem grossartig ankündigten live bloggen entlang der news ticker vom tage entwickelte sich zusehends das desaster des winkelrieds. hier das protokoll.

da frage “hofmae” unterwegs schon mal im comment (nur auf voranmeldung) besorgt, ob “winkelried” für toni brunner überhaupt noch eine chance sähe. und es antwortete winkelried: “Hmmm, wird schwierig … was mich noch mehr ärgern würde wäre, wenn der Toni Brunner wegen dem Manser (sd) nicht gewählt würde.”

die gasse nach absurdistan

hmmm, werter winkelried, das war nicht alles an diesem tag, der nicht der ihre war:

recht hatte isopublic, dass diener bei den zürcher wahlwilligen besser ankommt als maurer.
korrekt war die hochrechnung vom statistischen amt des kantons zürich.
und die medienmeldung vom nachmittag waren allesamt zutreffend.

nur ihr orakelspruch war ganz falsch! mit verlaub: die gasse, die sie sich bahnen, führt direkt nach absurdistan …

stadtwanderer

grüne männer drängen an die macht

da hat die grüne partei bei jeder gelegenheit den andern parteien vorgerechnet, etwas für die unvertretenen frauen im bundesrat tun zu müssen: die sp ersetzte ruth dreifuss mit micheline calmy-rey. die cvp brachte für joseph doris leuthard in die landesregierung. bei der fdp missriet der coup. statt der fraktionspräsidentin christine beerli schaft es hansruedi merz in den bundesrat. und bei der svp spielte die sog. “frauenfrage” gar keine rolle. denn gegen christoph blocher traut sich niemand, auch kein mann aus den eigenen reihen anzutreten.


den mars haben die grünen männlein schon erobert, jetzt machen sie sich daran, auch die schweizer politik von hinten her aufzurollen

und nun wollen die grünen eben diesem christoph blocher bei den nächsten bundesratswahlen konkurrenz machen. und was tun sie?

sie nominieren luc recordon, den waadtländer nationalrat, der in der nächsten legislatur in den ständerat wechseln wird.

eine bewerbung.
ein mann.
keine frau.
keine auswahl.

das darf doch nicht wahr sein!

oder glauben die grünen gar nicht an die möglichkeit, in den bundesrat einzuziehen? nominieren sie bewusst einen aussenseiter, um das wahlprocedere etwas anzuheitern, aber gar nicht um an die schaltstellen der politischen macht zu kommen?

das passt wunderbar, dass die grüne partei flux nach den wahlen ihre populäre und erfolgreiche parteipräsidentin, ruth genner, zum etwas vorzeitigen rücktritt zwangen. gewählt ist sie bis im kommenden april. doch hat sie schon ende oktober ihren rücktritt gekannt geben müssen.

damit ueli leuenberger, der ambitionierte vize aus genf, in die startlöcher steigen kann. schon munkelt man er sei der kommende starke mann der grünen. ein co-präsidium mit einer frau lehnt er ab.

also noch ein grüner mann?

da fehlt wahrlich nur noch daniel brélaz, den gemütlichen stadtpräsidenten aus lausanne, den mathematiker vom dienst, und den klaren analytiker der grünen. er war 1983 ihr erster nationalrat, nun hat er sich 2007 wieder nach bern wählen lassen. als stadtpräsident tritt er nicht zurück, und opfert damit die grüne forderung nach unvereinbarkeit mehrerer wichtiger mandate auf einmal. damit reiht er sich ganz in die reihe von robert cramer, dem genfer regierungsrat, der neu auch ständerat ist.

was ist los mit den grünen männer?

ich habe eine klare vermutung: es drängt sich, nach langem warten, direkt an die macht. leuenberger ist der neue steuermann. brélaz der eigentliche favorit für den bundesrat. recordon ebnet da mal das feld in der aussichtslosen lage.

wenn pascal couchepin mitte 2009 zurücktritt, greifen cvp und grüne an, um den sitz der fdp im bundesrat zu erben. die grünen männer richten sich jetzt schon ganz toll darauf ein.

sie vergessen aber einiges an grundsätzen ihrer partei, dank der sie so hoch gekommen sind!

stadtwanderer

ist geschichte erleben zu wollen bloss ein bubentraum?

der stadtwanderer wandert. um sich fit zu halten. und um geschichten zu erfahren. daraus hat er seine historisch-politischen stadtwanderungen konzipiert, die geschichte auf eine neue art vermitteln, – und das mit wachsendem erfolg!

so hat der stadtwanderer gelernt, dass man sich geschichte auch ausserhalb von bibliotheken, archiven und seminarräumen, wie er das seinerzeit gelernt hatte, erschliessen kann, – und er ist in diesen fragen hellhörig geworden!


“company of saynt george” als teil der lebenden geschichte (foto: christian folini)

gestutzt hat er deshalb jüngst, als er die nzz las. da fand sich ein grosser artikel des wissenschaftsjournalisten urs hafner zum mittelalterboom, den man in den nordischen ländern und deutschland seit längerem kennt. und das färbt nun auch auf die schweiz ab!

doch der artikel war hart: er warf den menschen, die geschichte erleben wollten (living history oder reenactment), vor, sich bloss mit eigenen kindheitsträumen zu befassen. denn das vorgehen besiere auf einem irrtum.

hierfür wird der grosse fanzösische mediävist professor jacques le goff zitiert. das essen, trinken, lieben, wandern in der vergangenheit interessiere nicht per se, sondern unter den historischen umständen, unter denen es stattgefunden habe. und diese seien jeweils von den vorstellungen der welt (dem imaginären) geprägt, was sich nur durch das ausfühliche studium der quellen rekonsturieren aber nicht erleben lassen.

das muss doch diskutiert werden!

deshalb hat der stadtwanderer dem freiburger mediävisten dr. christian folini, der sich als sekretär der company of saynt george in der szene des reenactment engagiert hat und der im nzz-artikel direkt herausgefordert wurde, befragt

10 kurze fragen und 10 kurze antworten zum kontroversen thema!

stadtwanderer: christian, hat dich die kritik der nzz getroffen?

Christian: “Es ist ambivalent. Auf der einen Seite wurde meine Gruppe mit Komplimenten bedacht. Auf der anderen Seite wird die gesamte Idee “Reenactment / Living History” lächerlich gemacht. Einige Bekannte hat das verstört.”

was will reenactment generell?

“Reenactment möchte einen Zugang zur Geschichte öffnen, der bei einer Forschung, die rein auf Texten abhebt, gänzlich versperrt bleibt.”

kannst du ein beispiel nennen, warum sich reenactment als zugang zur mittelalterlichen geschichte eignet?

“Beispielsweise erreicht man das Publikum viel leichter, und man schafft es zudem, Geschichte an Menschen zu vermitteln, die sich sonst kaum in ein Museum locken lassen. Meine Dissertation hat eine Auflage von 400 Exemplaren und das gilt bereits als viel. An einem Wochenende mit der Company of St. George komme ich mit mehreren tausend Menschen in Kontakt. Und ich sehe eine Begeisterung in den Augen des Publikums, die mir als Autor fremd ist.”

was will die company of saynt george, die reenactment zur
burgundergeschichte betreibt?

“Die individuellen Beweggründe sind so verschieden wie unsere Mitglieder. Was uns eint, ist die Faszination für diese spezielle Periode im fünfzehnten Jahrhundert: eine beeindruckende Innovationskraft, eine sehr ästhetische Kultur, philosophische Strömungen, die bis in den Alltag der Menschen eindrangen, eine hohe politische Dynamik und gerade in der Schweiz offene Türen für eine Gruppe wie uns. Karl der Kühne und die Schlacht bei Murten ist immer noch überall ein Begriff.”

hast du bei der company etwas erfahren, was du als professioneller
mittelalterhistoriker nicht erkannt hast?

“Ich rechne das nicht so gegeneinander auf, sondern profitiere von der gegenseitigen Befruchtung. Mentalitäten und geistige Haltungen sind unheimlich schwer zu erschliessen und oft nur ganz schwierig zu verstehen. Sich für eine Zeit lang ein Stück weit in die Lebenswelt eines historischen Menschen hineinzuversetzen, erschliesst einem ein fremdes Bewusstsein. Wir Menschen sind immer mehr, als wir lesend erfahren oder erschliessen können. Jemand hat es mal so gesagt: Du kannst einem Menschen so lange erklären wie gut ein Apfelkuchen schmeckt wie Du willst. Richtig begreifen wird er es erst, wenn Du ihm zu kosten gibst.”

was meinst du als fachmann zum vorwurf der nzz, die sinnliche annäherung an die geschichte basiere auf einem generellen irrtum?

“Das ist ein wohlfeiler Vorwurf, der mich an die frühere Arroganz der Gelehrten erinnert. Die Absolutierung des “sinnlichen Ansatzes” führt sicherlich in die Irre. Aber als Ergänzung hat es seinen Platz. Ich glaube auch, dass man die im Artikel zitierte Annales-Schule auch ganz anders lesen kann, als es von der NZZ gemacht wird.”

kann sich der historiker, der sich auf die traditionellen methoden
beschränkt, besser einen vergangenen zeitgeist, rekonstruieren als ein
reenactor?

“Ich habe in meiner Dissertation unter anderem versucht, der Gruppendynamik und dem Wertesystem in sehr spirituellen Frauenklöstern der
Schweiz näherzukommen. Dazu habe ich eine sehr klassische Methode der Textinterpretation gewählt; ja wählen müssen. Vor Jahresfrist habe ich eine Woche in einem Zeltlager fernab der Zivilisation verbracht. Dabei gingen mir Lichter auf, die sich mir sonst kaum erschlossen hätten. Es wäre unklug, die eine oder andere Methode generell zu favorisieren. Man muss sie dem Forschungs-Gegenstand anpassen.”

hand aufs herz: gibt es eine zeitmachine, mit der man in die
vergangenheit zurück kann?

“Aber sicher doch: time-machine ist immer einen Besuch wert!”

ist reenactment, wie die nzz meint, nur “bubele”, als ein männlicher kindheitstraum?

“Ich will nicht in Abrede stellen, dass wir unheimlich viel Spass haben. Aber ich habe mich auch während meiner Dissertation oft amüsiert. Aber der Spass ist immer nur ein Teil des Ganzen und für Räuber- und Gendarm-Spielen würden unsere Mitglieder nicht quer durch Europa fahren. Es steckt schon etwas mehr dahinter, als die NZZ den Leser glauben machen will.”

wenn du ein motto pro reenactment kreiieren müsstest, wie würde es in der kürzest möglichen form lauten?

“‘Per aspera ad astras’ erinnert mich harte Tage im Companylager und die
Entspannung am Abend.”

Christian Folini, zu den Fragen des

Stadtwanderer

unter wanderer-kumpels

noch vor das bier serviert war (er: schweizerisches, ich: tschechisches) waren wir mitten drin:


auf ein bier mit dem neo-franzosen ruedi baumann, ex-präsident der schweizer grünen, im berner della casa (foto: stadtwanderer)

er versuchte mich zu überzeugen von den vorteilen der parlamentarischen demokratie in frankreich. – ich hielt ihm die stärken des schweizerischen politsystems dagegen.

… schluck …

in frankreich, meinte er, habe man einen präsidenten (es hätte auch eine präsidentin sein dürfen), der (die) das land zusammenhalte, aber eine politisch gerichtete regierung bestimme. da können man dann auch klar dagegen halten. – in der schweiz, erwiderte ich, hätte wir die institution bundesrat, welche die aufmerksamkeiten bündle, aber wir würden mit volksabstimmungen, differenziert, die ausrichtung des landes bestimmen. zudem seien die politikerInnen in der schweiz näher beim volk als in frankreich.

… schluck …

so nahe, dass man nicht merke, wie die informelle finanzierung der parteien funktioniere, bekomme ich als antwort. – das wisse man doch aber ziemlich genau, entgegne ich, und bringe ein, das einzige tabu sei doch, wie zeitungen von den parteiausgaben bei wahlen abhängen, aber nie etwas darüber sschreiben würden.

… schluck …

genau, die schweiz sei eine eine schönwetter-demokratie, denn das bildungswesen habe man voll und ganz auf die bologna-vorgaben ausgerichtet, um nicht unterzugehen; abgestimmt worden sei darüber nie.

da musste ich leer schlucken … aber ich ging gleich zum angriff über:

warum die grünen die wahlen gewonnen hätten, wollte ich wissen. – wegen der guten präsidentin, antwortete mein gegenüber offenherzig.

… schluck …

das von ihm zu hören, sei schon fast ein wenig selbstkritisch. – ja, ihm sei das nicht geglückt! doch die harten zeiten für die grünen kämen noch, man sei schon mal im hoch gewesen und dann tief gefallen.

… schluck …

die grünen seien doch der lebende beweis, dass das geld alleine nicht den parteierfolg bestimme. die grünen hätten zugelegt, obwohl sie fast keine mittel für den nationalen wahlkampf gehabt hätte. – hätten sie gleich viele mittel gehabt wie die svp, wären sie auch bei fast 30 prozent gelandet; oder hätte die svp nur so wenig wie die grünen gehabt, wären sie unverändert bei 10 oder 15 prozent sein.

… schluck …

die wichtigste veränderung, welche die svp bewirkt habe, hänge nicht mit geld, nicht mit personen, nicht mit themen zusammen. es gehe eher um den politkulturellen wandel: die politik der rücksichtslosigkeit setze sich immer mehr durch. – ja, die weltwoche sei das sympton dafür. wissen man eigentlich, wer die defizite ausgleiche? ist das der blocher selber?

… schluck …

ach, ihr mit eurem blocher! die grünen hätte da falsch taktiert: zuerst habe es geheissen, wir wollen auch in den bundesrat, aber nur ohne svp, dann blocher raus, wir rein, und schliesslich habe man kapituliert: jetzt laute die parole: wir auch, selbst mit blocher!

1:1!

wir haben uns herrlich unterhalten im berner della casa. als er noch in der schweiz lebte, war das so nie der fall. seit er aber mit seiner frau in der gasconne bauert, verstehen wir uns irgendwie besser. wir haben sogar wissen um geheimnisse, er über mich, und ich über ihn. aber wir verraten es nicht. nicht mal auf unseren blogs, die uns verbindet,

den aus-wanderer und den stadt-wanderer

ruedi baumanns auswandererblog
ruedi baumanns als buchautor

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die kleine serie zu tells (vermeintlichem) 700. geburtstag:

teil 3: wilhelm tells zwei charaktere
teil 2: warum tell keine mutter und töchter hat
teil 1: tells grosser auftritt

ein wenig zucke ich immer noch zusammen, wenn schweizerische nationalbibliothek lese. für mich ist sie seit meinen studentenzeiten immer noch die “landesbiblere” (bern-deutsch für landesbibliothek). doch seit neuestem ist sie eben die “snb”.


ein typisches plakat aus bümpliz das zum ausstellungs- und buchthema “tell im visier” passt (foto: stadtwanderer, anclickbar)

die idee

wenn wir eine nationalbank haben, können wir auch eine nationalbibliothek haben. und wenn wir eine nationalbibliothek haben, können wir in ihr auch den nationalhelden ausstellen.

genau das macht die “landesbiblere” gegenwärtig mit wilhelm tell. sie lässt ihn nicht mehr schiessen, nein, sie nimmt ihn selber ins visier. das schützenblatt, das daraus entstand, hat zwei formen: zunächst die einer plakatausstellung, dann die eines buches dazu.

ein ewig wiederkehrendes thema der gegenwart, könnte man meinen. doch sollte das nicht zum schluss führen, es würde das immergleiche gezeigt.

die ausstellung

die plakatausstellung fühlt den ausstellungsraum. leider, das sei gleich vorweg gesagt, wirkt der, nur mit dachfenstern, etwas düster. fast möchte man beifügen: das kann auch fehlschüsse geben!

doch es bleibt beim verdacht: denn das gebotene ist ein volltreffer!

gezeigt werden in dieser ausstellung 150 plakate aus den letzten 100 jahren, die schillers tell-drama thematisch interpretieren. hätte es zu seinen zeiten die plakatkultur schon gegeben, wäre vielleicht kein theaterstück entstanden, denkt man sich, wenn man durch die ausstellung geht. denn die bilder, die meist grossflächige verwendet wurden, sind allemal so einprägsam wie schillers sprache.

das buch

das buch zur ausstellung führt zunächst ins konzept der ausstellung ein. man hat das schillersche grossthema in acht kleinthemen zerlegt: den tell, das rütli, den hut, den walther, die armbrust, den schützen, den treffer und die landschaft. und diese acht stichwörter ergeben den horizont der plakatauswahl: den beschützer und die ikone, den see und den schwur, die herren und die untertanen, der held und opfer, die waffen und das gütesiegel, der vater und die kinder, die taten und die parolen, sowei die mythen und die jungfrau.

und genau jene plakate, welche diese motive aufnehmen, hat man, aus dem fundus der “landesbiblere” greifend, für die ausstellung ausgewählt.

das buch selber vertieft das visuelle mit gedanklichem: der mythos, der die malerei, die grafik, die architektur und die fotografie beeinflusste, wird neu ergründet. und die literatur von schiller bis otto marchi werden hinsichtlich des themas tell aufgerissen. und fall tell all diese interpretation nicht unbeschadet überlebt haben sollte, wir er nicht ganz zuunrecht auf der couch des psychoanalytiker befragt.

der kommentar

was an dieser tell-ausstellung und an diesem tell-buch freut: beides erscheint gerade recht zu seinem vermeintlichen geburtstag. und beides wurde von zwei seiner töchter konzipiert und herausgebracht. mechtild heuser und irmgard m. wirtz haben den tell ins visier genommen und den zeitgeist dazu getroffen.

das wenigstens ist mein eindruck, als ich die landesb … tschuldigung, die schweizerische nationalbibliothek verlasse!

stadtwanderer

mehr zur plakatausstellung “tell im visier”

wilhelm tells zwei charaktere

die kleine serie zu tells (vermeintlichem) 700. geburtstag:

teil 2: warum tell keine mutter und töchter hat
teil 1: tells grosser auftritt

die entdeckung des bundesbriefes von 1291 brachte mitte des 18. jahrhunderts nur in historikerkreisen das tradierte bewusstsein um die staatswerdung der schweiz durcheinander. die breite öffentlichkeit interessierte sich noch nicht für die sich anbahnende verschiebung des wesentlichsten datums der schweizer geschichte.

doch dann kam alles anders!

als der bundesrat 1889 beschloss, die feier zur staatsgründung der schweiz auf das jahr 1891 vorzuverlegen und das parlament dem antrag ein jahr darauf zustimmte, kam bewegung in die sache. denn der staatstragende freisinn wollte den 1. august als fest des bürgerlichen burgfriedens zwischen radikalen und konservativen verstanden wissen. und die katholisch-konservativen waren erstmals bereit, darauf diesen vorschlag einzusteigen. als gegenstück sollten sie einsitz in die landesregierung
erhalten, und ihnen sollte die möglichkeit der partialrevision der bundesverfassung gewährt werden. denn die beiden wichtigsten lager im bundesstaat hatten zwischenzeitlich die politische vision der patriotisch geeinten schweiz vor augen.

der tell der urner

in der innerschweiz jedoch regte sich widerstand gegen diesen modernisierungspakt – und gegen seine politische symbolik. die war den berglern zu zentralistisch, zu fortschrittsorientiert und zu stark auf das bewusstsein der städter ausgerichtet. so war man nicht bereit, auf tells herkömmliche geschichte und datierung zu verzichten. man verlangte nach dem tell der tradition, der berge und täler, nach dem tell der die föderalistische vielfalt repräsentierte.


seine armbrust weist nach hinten: der traditionalistische tell der urner in seinem denkmal von 1895 in altdorf

1891, während des jubeljahres in bern, eröffente man in uri einen wettbewerb zur erneuerung des tellendenkmals in altdorf. 30 eingaben wurden gemacht, die sich an strengen vorschriften für die charakteristik des vorbildes zu halten hatten. es obsiegte der künstler richard kissling, der unsere bildliche vorstellung vom nationalhelden genauso nachhaltig geprägt hat wie friedrich schiller mit seinem drama die literarische.

alexander muheim, der urner landammann von 1895, der das denkmal in altdorf einweihte, umschrieb das so: “Kisslings Tell hatte es von der ersten Stunden an dem Herzen, dem patriotischen Gefühl und dem ächten Kunstsinne angetan. Er zeigte Leben, Empfindung und Seele, war kräftig, muthig, entschlossen, von edlem Stolze und dennoch schlicht-einfach, ein wirklicher Urner Bauernmann, kein Theaterheld, kurz, ein Tell wie er einstmals leibte und lebte, wie er die Freiheit aus den Urner Bergen ins Thal gebracht hat.”

obwohl es dem künstler überlassen worden war, tell mit oder ohne seinen sohn walter zu zeigen, entschied sich kissling für die generationenverbindende kombination. anders als die drei weiteren prämierten entwürfe, entschied sich kissling aber, nicht den tell zu zeigen, der den gesslerhut missachtet. vielmehr ist kisslings tell der bergler, der wandernd in sich ruht und von selbstvertrauen gestärkt auf festem fels steht. seine haltung verkörpert die entschlossenheit, die kraft und den schutz. er umschlingt den sohn, der es ihm mit einem bewundernden blick verdankt.

wer die hochtrabenden geschichten über tell nicht kennt, sieht in seinem denkmal nicht den stilisierten rebellen, auch nicht den theatralischen helden. er sieht den wahrer des vaterlandes, den vater der familie, die sicherheit der schutzbedürftigen.

der tell des bundesstaates

ganz anders stellte unmittelbar nach kissling der berner ferdinand hodler seinen berühmt gewordenen tell dar. in gewissem sinne war er die reaktion der fortschrittgläubigen auf die reaktion der traditionalisten.


seine armbrust weist nach oben: der fortschrittliche tell im bild von

ferdinand hodler, 1896 an der landesausstellung erstmals gezeigt
mit holdler sollte der zeitgemässe tell zur jahrhundertwende entstehen. die ursprüngliche skizze hatte er für das landesmuseum in zürich gemacht. 1896 schrieb dieses einen wettbewerb für die ausschmückung der aussenfassade des waffensaals aus. holder entschiede sich dabei für die szene von gesslers tod. soeben vom pfeil getroffen, liegt gessler in hodlers gedankenentwurf schwer verwundet am boden. nur noch zwei diener halten zum ihm. tell, der erfolgreiche schütze, entfernt sich vom tatort, die linke hand noch an der tatwaffe, die rechte erhoben geöffnet gegen sein volk. ihn habe ich erledigt, euch will ich führen.

für seine finale darstellung löste hodler tell aus der szene des tyrannenmordes heraus. das war dann doch zu viel! er arbeitete tell aber aufgrund der ersten skizze als ebenbild aus: so wie wir ihn bis heute kennen. 1896 wurde das bild an der landesausstellung erstmals gezeigt und als höhepunkt der patriotischen schweizer kunst gepriesen.

wie anders wirkt diese gestalt des tells, wenn man an die figur in altdorf denkt. kein sohn mehr ist mehr da, der geschützt sein will. keine eindeutige landschaft mehr erkennt man im hintergrund, die heimat ist. und kein bergler wandert da, der seinen weg geht.

vielmehr hat hodlers tell einen eindringlichen blick, einen helvetischen haarwuchs – und kein socken. er ist kein tölpel, der in die welt tritt, sondern ein anführer, der sein volk einigt.

tells körper bebt bei hodler noch von der tat. seine beine sind so breit wie der schlagbaum. sein hand so eindringlich wie das signal. die politische mission dominiert und sie lautet: an mir kommt niemand mehr vorbei! ich bin das mass der kommenden dinge.

kisslings tell kam aus der vergangenheit, doch holders version hatte die zukunft vor augen.

stadtwanderer

mehr zu tells 1001 und einem gesicht:

uli windisch, florence cornu: tell au quotidien. zurich 1988

warum tell keine mutter und töchter hat

historiker, politiker und andere geschichtenerzähler greifen bis heute gerne auf “wilhelm tell” zurück. doch was halten historikerinnen, politikerinnen und geschichtenerzählerinnen von nationalhelden von friedrich von schillers gnaden? -“nichts!”, könnte man meinen. denn es fällt auf, dass “wilhelm tell” viele söhne und väter hat. doch von töchtern weiss man eigentlich nur wenig. und von seiner mutter schon gar nichts.


geistiger vater der tellengeschichte: der glarner humanist, gegenreformator und kämpfender landammann aegidius tschudi (1505-1572)

das allein nährt die vermutung, tells geburt sei nach seinem tod erfolgt. mehr noch: tell sei leiblich nie gestorben, und er habe nur einen geistigen vater!

der glarner politiker aegidius tschudi aus dem 16. jahrhundert

in der tat: erst aegidius tschudi, der glarner gelehrte, politiker und historiker, der von 1505 bis 1572 lebte, hielt tell für die schweizer literatur fest.

seinen zeitgenossen war tschudi nicht als historischer schriftsteller bekannt. während der reformation vermittelte er vorerst noch zwischen beiden lagern in glarus. später schloss er sich der gegenreformation an. der krieg zwischen der katholischen und der reformierten partei im glanerland ist nach ihm, dem siegreichen landammann der katholiken, benannt. dazwischen amtete tschudi als landvogt in sargans, rorschach und baden, bevor er, von rapperswil und glarus aus, seine historischen studien in eine fertige, aber unveröffentlichte form goss. seine monumentalen geschichten im schweizer raum wurden alle erst im 18. jahrhundert verlegt, rezipiert und kritisiert.

die verknüpfung verschiedener traditionen aus dem 15. jahrhundert

tschudi goss seine tellgeschichte um 1570 in eine form, die bis zur wende vom 18. ins 19. jahrhundert vorbildcharakter behalten sollte. er griff dabei auf verschiedenen traditionen zurück, die er miteinander verknüpfte:

einmal bezog sich tschudi auf das tellenlied, das die söldner 1499 auf ihren zügen gegen die heere von könig maximilian sangen. erkannte auch das urner tellenspiel, 1512 von valentin compar im auftrag der regierung geschrieben. beides wurde im 16. jahrhundert schriftlich festgehalten, und diente dem historiker als volkstümliches quellenmaterial. das war noch nicht auf den bund der eidgenossen ausgerichtet, eher auf den kampf gegen habsburg.


die älteste darstellung des apfelschusses von tell aus der luzerner chronik des petermann etterlin von 1513

sodann griff der glarner gelehrte auf das weisse buch von sarnen zurück, einer gesetzessammlung der innerschweizer aus dem jahre 1470, das, bezugnehmend auf die berner chronik von conrad justinger, in der einleitung die tellgeschichte schriftlich festgehalten hatte. diese herrschaftstradition sah in tell den ursprünglichen stifter des bundes der eidgenossen, der stets gegen die habsburger gerichtet gewesen sei,

die rückdatierung tells ins 14. jahrhundert

tschudi widerum datierte tells referierte taten, ohne auch nur einen schriftlichen beleg zu haben, in die zeit zwischen 1307 und 1308. diese war durch den sturz von papst bonifatius viii. im jahre 1303 gekennzeichnet, in dessen folge sich das papstum nach frankreich ausrichtete und der papst selber nach avignon ging. mit bonifatius hatte könig albrecht i., römisch-deutscher könig aus dem hause habsburg, einen vertrag auf die kaiserkrone abgeschlossen, den er aber juristisch nicht einlösen könnte, sodass er vor allem zu militärischen machtmitteln griff. 1308 fiel er einem attentat durch verwandte und schwäbische kleinadelige zum opfer.

der sturz der beiden wichtigsten repräsentanten der macht im heiligen römischen reich bildete für tschudi nachträglich den idealen hintergrund, um den aufstand der innerschweizer, geführt von tell, als gerechte sache erscheinen zu lassen. so wurde der rütlichschwur auf den 8. november 1307 terminiert, tells auftritt in altdorf auf den 18. november desselben jahres, gesslers tod auf den 20. november 1307 und den burgenbruch auf den 1. januar des neuen jahres 1308.

mehr noch: albrechts nachfolger, graf heinrich von luxemburg, 1309 von den kurfürsten zum römisch-deutschen könig gewählt, 1312 von kardinälen in rom zum kaiser erhoben, versuchte die gespannte lage zu beruhigen. er regelte durch die anerkennung und erweiterung der innerschweizer freiheitsbriefe aus der zeit des staufer-kaiser friedrich ii. die wirren verhältnisse in uri, schwyz und unterwalden anfangs des 14. jahrhundert neu und begründete so die nähe der innerschweizer zum kaiser, nicht aber zum hause habsburg.


ganz seltenes bild aus der werbewelt der gegenwartig: die tellin begleitet ihre tochter zum brotaufstrich cenovis (foto: stadtwanderer)

durch tschudis trick waren tells taten nicht nur legitim, sondern auch legalisiert. falls sie mehr als reichlich angeheizte männerfantasien sind …

stadtwanderer

tells grosser auftritt

es war der 18. november. man schrieb das jahr 1307.

wilhelm tell, der bergler, der jäger und der familienvater aus bürglen, begab sich nach altdorf. dort hatte der landvogt, der im namen des königs, dem habsburger albrecht I., regierte, einen hut als symbol der herrschaft auf dem dorfplatz aufstellen lassen. wer an ihm vorbei ging, musste ihn mit entblöstem haupt grüssen. wer es nicht tat, risikierte viel, gar sein eigenes leben.

tell indessen ging achtlos und ehrbezeugung über den altdorfer platz.

am tag darauf stellte hermann gessler, der herbeigerufene landvogt, den bergler wilhelm tell. er wolle ihn am leben lassen, gabt es ihm bescheid, wenn er beweise, was man von ihm sage. er solle einen apfel auf dem haupt seines sohnes walter mit pfeil und armbrust wegschiessen.


der apfelschuss in altdorf

tell zögerte. er bot sein leben an, um das seines sohnes zu schützen. doch der landvogt entgegnete ihm unwirsch: wenn er nicht schiesse, müssten vater und sohn ihr leben lassen.

tell schoss, und der schuss gelang!

doch tell hatte einen zweiten pfeil aus dem köcher genommen. für den fall, dass der schuss auf den apfel misslungen wäre, hätte er mit dem zweiten pfeil den landvogt umgebracht.

dieser zürnte und liess den rebellischen untertanen verhaften. er wurde in flüelen auf ein schiff gebracht, das ihn ins gefängnis bringen sollte.


der tellsprung am ufer des vierwaldstättersees

als auf dem see zu altdorf ein sturm losbrach, band man den gefangenen los. er wurde ans ruder gesetzt, denn er soll ein guter schiffsmann gewesen sein.

doch als man am ziel angekommen war, sprang tell ans ufer und versetzte dem boote einen kräftigen stoss. seine schergen mussten sich jetzt selber helfen.

tell versteckte sich tags hinter einem baum an der hohlen gasse bei küssnacht. er wusste, dass der landvogt auf seinem weg nach zürich genau hier durch kommen musste.


der tyrannenmord in küssnacht

als gessler kam, zielte tell nur kurz. ohne zu zögern, tötete er mit seinem pfeil den verhassten landvogt.

tell zog sich nach dieser tag in seine berge zurück. er hatte seine freiheit gerettet.

stadtwanderer

ps:
lesen sie morgen: tells wahre geschichte aus den kalten novembertagen

wie die hellebarde berühmt wurde

da war ich jüngst in thun. es referiert dr. jürg stüssi-lauterburg vor dem mittelalterverein über “900 jahre habsburger”. zum schluss bedankte sich der junge verein beim anerkannten kenner der materie aus brugg – mit einer hellebarde. franz schori, vormals armeeabschaffer und neuerdings präsident der sp thun, überreichte dieses prunkstück schweizerischen wehrwillens dem chef der eidg. militärbibliothek, der für die svp in den nationalrat wollte.


die lage in der innerschweiz vor der schlacht am morgarten (quelle: wikipedia)

die schlacht am morgarten

treffender als ende september wäre die übergabe heute gewesen: dem 692. geburtstag der hellebarde! ja, am 15. november 1315 wurde die hellebarde, im wahrsten sinne des wortes auf einen schlag berühmt. denn an diesem tag besiegten die innerschweizer bauern – mit eben diesen hellebarden – die österreichischen ritter und ihr gefolge am morgarten beim ägerisee.

die schlachtengeschichte ist schon zig-tausend mal erzählt worden, sodass ich zweifel an ihrer überlieferung habe. also werde ich sie heute auch nicht wiederholen. doch will ich auf den zusamenhang aufmerksam machen, der am 15. november 1315 zur konfrontation zweier welten führte, und der den ruhm der hellebarde als kampfinstrument des volkes gegen die waffen des adels begründete.


die lage im heiligen römischen reich vor dem doppelkönigtum von 1314

das umfeld der schlacht

1313 verstarb kaiser heinrich vii. er stammte aus dem hause luxemburg, und er war dem ermordeten habsburger könig albrecht i. auf den thron gefolgt. die folgen des überraschenden kaisertodes waren beträchtlich, versuchte doch das hause habsburg die deutsche königskrone wieder zu erlangen, um doch noch zum kaisertum, das ihm bisher verwehrt geblieben war, aufzusteigen. ihr favorit war friedrich i., auch der schöne genannt. doch er wurde von den kurfürsten kurzerhand übergangen. mit 4 zu 3 wählten diese im oktober 1314 den wittelsbacher ludwig, genannt den baier, zum neuen deutschen könig.

friedrich gab trotz der niederlage am kurfürstentisch nicht auf. er liess sich von der unterlegenen minderheit zum zweiten deutschen könig erheben. bis 1322 sollte dieser kampf zwischen den wittelsbachern und den habsburgern offen bleiben. schliesslich siegten die wittelbacher durch gefangennahme des gegenkönigs, der sich nur durch schwur, auf seine rechte zu verzichten, befreien konnte.

noch bevor der kampf im grossen so richtig begonnen hatte, entbrannte er auch im kleinen. unmittelbar nach dem tod von kaiser heinrich vii. begannen die schwyzer mit der besiedelung von weiden und wäldern des reichsklosters einsiedeln. dafür wurden sie durch den konstanzer bischof mit dem kirchenbann bestraft. das wiederum führte zur rache der schwyzer, die am 6. januar 1314 das bischofstreue einsiedeln angriffen und es plünderten. selbst die mönche setzten sie gefangen. nur dem abt gelang es, nach pfäffikon zu flüchten, wo er seinen bischof und seinen schirmherr informierte.

in der zeit, in der es keinen könig gab, griff man zu harten sanktionen gegen die rebellischen innerschweizer. der konstanzer oberhirte erweiterte den kirchenbann auf die urner und unterwaldner, die sich mit den schwyzern solidarisiert hatten, und der schirmherr des klosters, herzog leopold i. aus dem hause habsburg mobilisierte den gesamten schwäbischen adel gegen die aufständischen. die chroniken sprechen von 2000 rittern, die dem habsburger herzog folgten, und von weitere 7000 männer fussvolk, die sie mit sich zogen. sie wurden von den habsburg-treuen städten im südschwäbischen raum, allen voraus zürich, aber auch winterthur und zug unterstützt. gemeinsam marschierte man von zug aus gegen schwyz.

man wähnte sich schon im voraus als sieger, denn der einfache adel in schwyz war nicht zahlreich, und ein kampf gegen bauern war für die ritter von damals gar nicht vorstellbar.

doch es sollte anders kommen!


typische hellebarden, die seit dem 14. jahrhundert die antwort der bauern auf die bepanzerung der ritter waren (foto: stadtwanderer, anclickbar)

die waffe der sieger

die schwyzer, samt ihren verbündeten, hatten sich in der nacht auf den 15. november 1315 dort versteckt, wo der zugang zu ihrem hauptort am engsten war. ob am moorgarten warteten sie auf den feind. hier, wo er durch musste, sollte er bekämpft und besiegt werden. dabei waren alle mittel recht: das gefällte holz, um die pferde der ritter zu verängstigen sowie faustgrosse steine, um das fussvolk zu vertreiben.

ihr haupttrumpf war jedoch die hellebarde, die sie im nahkampf selbst oder gerade für die gepanzerten ritter so gefährlich machte.

die hellebarde war von doppeltem nutzen: mit ihrer spitzen seite stiess man die ritter vom pferd, und noch bevor sie sich in ihrer unhandlichen rüstung erheben konnten, schlug man mit der scharfen seite der hellebarde zu, fast so, wie man heute noch maienkäfer, die auf rücken liegend zappeln, ohne weiteres töten kann.

so leitet sich auch der name der waffe her: der halm ist die stange, und die barte ist das beil. die halmbarte, die wie die hellebarte früher hiesst, war das nichts anders als das stangenbeil!


bildhafte darstellung der schlacht am morgarten durch diebold schilling im 15. jahrhundert

die verklärung durch die chronisten

der berner chronist, conrad justinger, der erstmals die geschichte des mittellandes (aus bernischer sicht) notierte, schrieb dazu:

“es hatten auch in der schwizer in den händen gewisse überaus furchtbare mordwaffen, die in jener volkssprache auch helnbarten genannt werden, mit denen sie die stärkst bewaffneten gegner wie mit einem schermesser zerteilten und in stücke hieben. da war nicht eine schlacht, sondern wegen der angeführten ursachen sozusagen nur ein schlachten des volkes herzogs Lüpolds durch jene bergleute, wie einer zur schlachtbank geführten herde. Niemanden verschonten sie noch auch bemühten sie sich zu fangen, sondern sie schlugen alle tot ohne unterschied.”

justinger hatten guten grund, die alten innerschweizer bauern 100 jahre nach ihrem sieg auf dem moorgarten zu loben. die innerschweizer besiegelten nur wenige tage nach dem schlachtensieg in brunnen ihren sieg. sie schlossen sich zum bund von brunnen zusammen. 1322, als die habsburger im rennen um den königstitel ausgeschieden waren, wandten sie sich selbstbewusst auch von könig ludwig ab. nur ein jahr später gingen sie erstmals mit der stadt bern eine allianz ein. diese zahlte sich 1339, bei der schlacht von laupen, für die berner aus. denn bern und die innerschweizer besiegten damals freiburg, die burgundischen ritter und ihren anführer, kaiser ludwig den baier. mit hellebarden!

der mythos wirkt nach

ein wenig ehrfurcht hatte ich schon, als ich vor einigen wochen mit dem geschichten-spezialisten in bundesdiensten, jürg stüssi-lauterburg, in thun den zug bestieg. mich hat der mittelalterverein zwar schon mal zum schultheissen von thun gemacht. doch eine echte hellebarde, das wirkt sogar auf mich noch spezieller!

immerhin, ich blieb in bern. der geschichtsmann ging nach brugg. wenn der 900jährige schlossgeist auf der habsburg ihn heimkehren sah, schimpfte er mit sicherheit über die gefährliche waffe, welche die innerschweizer bauern so berühmt gemacht hat.

stadtwanderer

vom innsbrucker goldenen dacherl zum berner rathaus

nun war ich am wochenende in innsbruck, der hauptstadt des tirols. und dem gegenzentrum zu bern im 15. jahrhundert. die spannung, die so entstand, führte zum ersten bürgerkrieg unter den eidgenossen. ein gedankengang des stadtwanderer im morgenschnee am inn.


das spätgotische goldene dacherl in innsbruck (foto: stadtwanderer, anclickbar)

die habsburger in innsbruck

das goldene dacherl ist eines der berühmtesten gebäude in innsbruck. es repräsentiert die spätgotische residenz der habsburger, welche die stadt zu ihrem verwaltungszentrum des tirols erhoben haben.

1375 bröckelte die habsburger herrschaft vor allem im schweizerischen mittelland. der guglerkrieg schwächte das adelshaus, und die niederlage in den schlachten von sempach (1386) gegen luzern resp. näfels (1388) gegen zürich und ihre verbündeten markierten den vorläufigen tiefpunkt. das haus kyburg, die stellvertreter der habsburger im mittelland, versanken danach in die bedeutungslosigkeit. mit ihnen verschwand auch die präsenz der habsburger im aare-, limmat- und linthal weitgehend. es blieb ihnen nur noch der stammsitz am wasserschloss in brugg als entfernte insel.

der tod von herzog leopold III. bei den schlachten gegen die eidgenossen verschärfte die krise des hauses habsburg. leopolds sohn, friedrich iv., startete seine regierungszeit unter einem entsprechend schlechten stern: kaum 20jährig geworden, übernahm er 1402 die darniederliegenden regierungsgeschäfte. als erstes geriet er in einen krieg mit den appenzellern, die sich von österreich lösten. dann mit plagten ihn forderungen aus venedig, und schliesslich überwarf er sich mit dem tiroler adel.

in seiner verzweiflung verbündete sich der junge herzog friedrich iv. mit papst johannes xxiii.. doch dieser wurde 1415 von könig sigimund auf das konzil in konstanz zitiert, und dort, wie auch die beiden anderen päpste, die es damals gab, für abgesetzt erklärt. mit der berühmten papstentführung hatte friedrich zu retten veruscht, was zu retten war. doch auch das war ein misserfolg. schliesslich blieb ihm fast nichts mehr, denn könig sigismund belegte ihn mit der reichsacht.

bern zögerte 1415 nicht, genau in diesem moment den habsburgisch verbliebenen aargau für sich zu erobern. luzern und zürich zogen nach, und so verlor friedrich alle seine die zugänge zur stammburg des hauses ganz aus den augen. nun war der spott im tirol nicht mehr zu halten: der beraubte herzog wurde vom volksmund als “friedrich mit der leeren tasche” gefoppt!

doch er sollte seine taschen und die der anderen doch noch füllen! und er sollte wieder populär und mächtig werden.

1418 gewann er die achtung des königs zurück. 1420 entschloss er sich, die verwaltung des tirols von meran abzuziehen. dafür machte er aus innsbruck seinen neuen residenzort. er liess den zentralen brückenpfeiler am nördlichen fusse der brennerstrasse erweitern. die spätgotisch geprägten bauten aus dem 15. jahrhundert, wie beispielsweise das goldene dacherl, kann man heute noch (in renovierter form) bestaunen.

als es sogar zu silberfunden in friedrichs inntal kam, mehrte sich sein reichtum und der seiner verbündeten. friedrichs position in innsbruck stärkte sich zusehends. als er 1439 verstarb, war das haus habsburg bereits wieder ganz oben. seine vetter schafften den zweiten sprung auf den kaiserthron in wien.


das spätgotsiche rathaus in bern (foto: stadtwanderer, anclickbar)

die berner in der eidgenossenschaft

parallel zur tiroler residenzstadt entwickelte sich bern zu einer mächtigen brückenstadt. hier kontrollierte man den übergang über die aare und damit den nördlichen zugang zum den grossen st. bernhard. hier regierte eine schicht ritter und kaufleute, ohne dass man einen herzöglichen führer hatte. und hier brachte der handel, speziell mit tüchern, die man via st. gallen an die europäischen königshäusern verkaufte, den neuen reichtum.

bern baute in dieser phase das neue rathaus fertig; wie das goldene dacherl auch, steht es heute noch in seiner ursprünglichen form. und man begann in diesen jahren auch mit dem münsterbau. man war jetzt wer, und man zeigte es auch. das neu erwachte selbstbewusstsein des königlichen standes bern drückte sich nicht zuletzt auch darin aus, dass man conrad justiger, den rottweiler notar, mit der abfassung der ersten stadtgeschichte betraute.


der alte zürichkrieg, ausdruck der polarität zwischen der eidgenossenschaft und dem hause habsburg (quelle: wikipedia)

die polarität zwischen bern und innsbruck

die polarität, die so zwischen innsbruck und bern entstand, war nicht nur geografisch. sie war auch soziologisch: dem adelsprinzip in oestereich stand im 15. jahrhundert das der eidgenossenschaft im mittelland gegenüber 1393, nach dem sieg über die habsburger, schlossen sich die verbündeten im sempacherbrief erstmals zu einer vertraglich übergeordneten bund zusammen, der die hohheitsrechte über kirchen und passstrassen regelte.

die polarität fand 1439 auch in der politik ihren ausdruck. zürich, die stadt zwischen bern und innsbruck, schwankte in ihrer bündnistreue. sie erwog beim tod des letzten toggenburger grafen aus opportunistischen gründen das lager zu wechseln. die stadt bleib zwar eidgenössisch, ging aber auch ein neues bündnis mit habsburg ein. das eröffneten dem tiroler herzog gar die möglichkeit, durch dass limmattal bis nach brugg vorzustossen und den stammsitz zurückzuerobern.

man weiss es: diese unheilvolle konstellation löste den sog. zürichkrieg aus. erstmals führten die eidgenossen krieg unter sich. bern und schwyz, die die eigenossenschaft repräsentierten, siegten schliesslich über zürich. erst im friedenvertrag von kaiserstuhl 1450 legte man erstmals fest, dass kein eidgenössischer stand sich jemals wieder mit dem habsburg verbünden dürfe. die lager waren damit gebildet, die polarität liess aber nicht nach. 1499 kam es zum “schwabenkrieg” mit dem der rhein zur wesentlichen grenze zwischen habsburg und der eidgenossenschaft wurde.

man sieht es: die spannungen vom berner rathaus bis zum innsbrucker goldenen dacherl haben nachhaltig wirksame geschichte geschrieben!

stadtwanderer

leben wir im jahr 1709?

reprise

folge 2: karl der fiktive
folge 3: alles schall und rauch
folge 4: den mediävisten ihre these, dem illig seine gegenthese weiterzuführen, wünscht’ ich mir

„blödsinn“, sagt der volksmund! „richtig“, erwidert der buchautor heribert illig! und er hat damit immer mehr leserInnen; auch den stadtwanderer, der versucht hat, seine argumente zu verstehen, – 1. teil des nachvollzuges!

nein, wir müssen die uhr nicht zurückdrehen. die weltkriege gab es tatsächlich; die soziale und die liberale revolution sind ebenso realitäten. auch die menschenrechte wurden deklariert; und die aufklärung brachte effektiv licht ins dunkel der aristokratischen welt.


heribert illig, kulturhistoriker und systemanalytiker, wird wegen seinen auffassung über die grosse geschichtsfälschung zum frühen mittelalter von den schulhistorikerInnen weitgehend geschnitten

das ist nicht die argumentation von heribert illig. sein standpunkt ist nicht, wir wurde heute wie “damals” leben. heute ist heute, aber nicht so lange seit christi geburt her, wie wir meinen.

nachträglich eingefügte jahre

der erfolgsautor heribert illig vertritt dezidiert die auffassung, dass wir heute nicht 2006 jahre nach mariens niederkunft lebten, sondern nur 1709 jahre danach. denn im sinne von „anno dimini” habe man nicht bei christi geburt zu zählen begonnen, sondern erst viel später.

konkret geht es davon aus, im verlaufe der geschichtsschreibung seien in einer grossen fälschungsaktion nachträglich 297 jahre in die heute übliche chronologie eingefügt worden. und benennt konkret, welcher zeitraum dafür in der europäischen geschichtsschreibung in frage kommt: die spanne von september 614 bis august 911, weshalb im september “911” effektiv erst september 614 gewesen sei und analog der dezember 2006 erst der dezember 1709 sei.

der mathematische beleg

eine reine behauptung? – nein, sag ich mal!

am anfang der gründe, die illig vorbringt, steht nämlich ein mathematisch verblüffender beleg: das astromomische jahr – die zeit, welche die erde für eine volle sonnenumdrehung braucht – dauert nach neuen berechnungen genau 365 tage, 5 stunden, 48 minuten und 46 sekunden. unsere kalender waren aber aus praktischen gründen nie so genau. bei julius caesar, der als erstes in unseren breitengraden das sonnenjahr einführte, ergaben 365 tag und 6 stunden ein kalenderjahr. um das zu bewältigen schob man alle vier jahre einen “schalt”tag ein.

das war aber offensichtlich zu lang, weshalb sich das sonnen- und kalenderjahr kontinuierlich zu verschieben begannen. um damit aufzuräumen, führte papst greogor XIII. 1582 den heute gültigen gregorianischen kalender ein. das sonnenjahr liess er auf 365 tage, 5 stunden, 49 minuten und 12 sekunden festlegen. analog dazu führte eine neue, heute noch gültige, komplizierte regel für die schaltjahre ein.

damit verringerte papst gregor den zeitenfehler von julius caesar von 11 minuten und 14 sekunden jährlich um 10 minuten und 48 sekunden jährlich. sonnen- und kalenderjahr weichen seither jährlich noch 26 sekunden voneinander ab.

um das problem, das sich während der zeit, in der der julianische kalender galt, aufsummiert hatte, zu verringern, griff papst gregor zu einem trick: er übersprang 10 tage. auf dem 4. oktober 1582 folgte offiziell der 15. oktober 1582, womit kalender- und sonnenjahr wieder in übereinstimmung gebracht wurden. ostern war jetzt wieder ostern, weihnachten wieder weihnachten.

doch ganz genau da, setzt der systemanalytiker und computerspezialist illig ein: in den 1627 jahren, in denen der julianische kalender galt, hätte man aufgrund der fehlerhaften sonnenjahrberechnung von julius caesar nicht 10, sondern 12,7 tage weglassen müssen. wenn der papst das aber nicht gemacht habe, sei das erfolgt, weil er wusste, dass der julianische kalender gar nicht 1627 jahre gültig gewesen sei, sondern 297 jahre weniger, sprich 1530 jahre.


illigs sachbücher, hier eines davon, sind ein erfolg der populärwissenschaft: “aberwitzig, ungemein belesen und verwirrend stichhaltig” schreibt die süddeutsche zeitung dazu.

die these illigs

bis jemand das merkte, hat es volle 406 jahre gedauert. seit 1988 weibelt aber der promovierte kulturhistoriker illig mit dieser berechnung durch die populärzeitschriften der geschichte, schreibt er bücher, und sorg zusehend für furore. seine werke sind zwischenzeitlich so gefragt, dass sie in die ullstein-taschenbuchreihe aufgenommen worden sind. aus dem anfänglichen aufruf zum nachrechnen ist so eine eigentliche these gegen die etablierte geschichtswissenschaft geworden; sie lautet: „In der europäischen geschichte bilden 7., 8. und 9. jahrhundert einen künstlichen zeitraum. Er enthält keine reale Geschichte, so dass er ersatzlos zu steichen ist und die Zeiten davor und danach direkt oder mit nur geringem abstand zusammenzufügen sind.“

was das für für die europäische geschichte für weitreichende folgen hat, erzähle ich in den kommenden tages des dezembers 1709 …

zeitenwanderer

heribert illig: das erfundene mittelalter. ullstein-taschenbuch, berlin 2004, 8., auflage
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zeitensprünge

go, doris, go (2)

reprise

teil 1 der serie “go,doris,go”

selbst in die wikipedia hat es doris schon geschafft. chapeau! alle internet.wanderer werden da superschnell dokumentiert. doris’ biografie, doris’ karriere und doris’ positionen. in einer halben stunde ist man informiert:

einmal, dass doris seit dem 18. september 2004 offiziell präsidentin der cvp ist. übernommen hat sie die schlingernde partei jedoch schon vorher, – vorerst jedoch nur interimistisch, weil philipp staehelin in der folge der denkwürdigen bundesrats(ab)wahl von 2003 plitzplötzlich zurückgetreten ist und sie niemand vordrängt. lob ich mir doch, mut gehabt, zugegriffen, schon einmal …

mit doris verbindet mich meine halbe herkunft: das freiamt, von wo ich mütterlicherseits komme. auch erfährt man auf internet: geboren worden ist doris am 10. april 1963 (ich wanderte damals grad von fribourg nach oberwil, baselland) in merenschwand (bei muri), wo ihr papa gemeindeschreiber war. über die mutter erfährt man in der wikipedia nix (dafür umso mehr in der riniger presse: “meine doris ist die beste!”). nach der normalen schule ging sie nach muri an die kanti und studierte in zürich ius, komplettiert durch sprachaufenthalte in paris und calgary.

schliesslich bekomme ich da den raschen aufstieg von doris rekapituliert. politisch aktiv ist doris seit 1993 (damals flog ich im wahrsten sinne des wortes grad von der uni). kantonale parlamentarierin ist sie seit 1997, nationale seit 1999. weit herum bekannt gemacht hat sie unsere kollege, politologe reto nause, der ihren wahlkampf führte und tausende von duschmittel-beutel mit ihrem porträt verteilen liess. die lokalpresse nahms freuig auf, und kreiiert den (inoffiziellen, aber um wirksameren) wahlslogan: “duschen mit doris”. doris hat sich bedankt: sie hat reto nause ins generalsekretariat geholt, wo er jetzt ihren bundesratswahlkampf führt! aargauer-connection!

***
weiters kann man per internet erfahren: in bern hat sich doris als wirtschaftsfreundliche anwältin eingeführt, mir hat sie mal an der bar von “chez edi” erklärt. politisiert hat sie deshalb eher rechts der mitte der mittepartei. ihr profil wurden vor allem in fragen der wirtschaftlichen liberalisierung (pro) resp. der finanz- und steuerpolitik (mehr sparen) klar ersichtlich. von rechten positionen etwas abgesetzt hat sie sich damals eigentlich nur in fragen der ausländer- und asylpolitik, wo sie pointiert für eine liberale position eintrat. zum linken flügel der partei hielt sie damals klare distanz in geldfragen und bei der sozialen sicherheit. vom rechten flügel grenzte sich sich einzig in der ausländer- und asylfragen ab.

in der laufenden legislatur hat sich doris gewandelt; sie ist eigenständiger geworden, und mächtiger (siehe “go, doris, go”, 1. teil). zunächst definiert sie das zentrum der politik selber. dann definiert sie die zentrumspartei selber. nicht verwunderlich, dass sie jetzt weitgehend im zentrum der zentrumspartei steht! im parteijargon heisst das neuerdings “liberal-sozial”. grad mal in fragen der gesellschaftlichen liberalisierung stimmt doris deutlich anders als ihre partei. das ist sie modern-liberal-sozial.


quelle: michael hermann, sotomo (anklickbar)

am klarsten neu positioniert hat sich doris in der aussen- und europapolitik, wo sie streng auf kurs mit den öffnungswilligen im land ist. geblieben ist ihr eher rechtes profil in wirtschaftsfragen, neu auch bei themen der inneren sicherheit sichtbar. etwas moderater geworden ist sie dafür in der sozialpolitik, wo sie sie genau zwischen ab- und ausbau politisiert.


quelle: michael hermann, sotomo (anklickbar)

auch im nationalrat spiegelt doris das schweizer volk zentral. sie ist fast ganz genau in der mitte. rechts von ihre sind die ganzen schwizer demokraten, alle svp-volksvertreter und fast alle delegierten der fdp. wäre sie in dieser partei, würde sie mit christa markwalder den “linksliberalen” flügel bilden (müssen). links von ihr sind die evp, die sozis und die grünen. in der fraktion selber, 28 mitglieder hat sie (noch), stimmen 12 linker als sie, und 15 rechter. damit kann man sie nicht mehr dem rechten parteiflügel zuordnen, wie noch 1999 bis 2003.

woher ich das alles weiss? nein, nein, der mann und die frau auf der strasse, denen ich sonst begegne, ist das so detailliert nicht so präsent. dafür wird das leuthard-profil umso klarer, wenn man kollege michael hermann fragt, der das stimmverhalten der parlamentarierInnen regelmässig (elektronisch) registriert. man braucht nur seine hand zur steckdose zu strecken, und schon weiss man, wie mann und frau im bundeshaus stimmen. merci, michi!

internet.wanderer.ch

teil 3 der serie “go,doris,go”
teil 4 der serie “go,doris,go”
teil 5 der serie “go,doris,go”
teil 6 der serie “go,doris,go”

le petit déjeuner avec napoléon legrand

ich bin heute früh auf. ich war der erste gast, der auf dem wolfsberg frühstückt. ich geniesse die ungewohnte atmosphäre in der geschichsträchtigen umgebung ungemein.


bild “napoléon legrad” im schloss wolfsberg (foto: stadtwanderer)

salon bonaparte

gedeckt ist der salon bonaparte. fein säuberlich aufgereiht warten tassen, teller und besteck auf ihren einsatz. es sieht fast so wie bei einem militärischen appell vor einer völkerschlacht aus. bald schon kämpfen die französischen truppen gegen die österreichischen, kündigt die schlachtordnung auf den tischen an. “assiettes, halte!”, hört man den marschall schon rufen.

im grossen spiegel, der im saal hängt, sieht man nicht nur sich. davor steht auch die büste von napoéon I. man muss sie unweigerlich ansehen. ohne sie gibt es kein ich, auch kein mich.

der geniale feldherr aus korsika (eigentlich: buonaparte!, aber man verzichtete auf das u, denn man wollte in paris reüssieren) war zwar nie auf dem wolfsberg. dafür haftet die erinnerung an den kaiser der franzosen an jeder ecke des salons. kleine statuen von ihm stehen in grosser zahl auf dem kaminsins. und das hauptbild im saal zeigt ihn als bekränzten caesar. „napoléon legrand“ steht darunter, ganz egal ob er 160 cm mass, oder auch etwas weniger.

die waadt, der aargau, das tessin, st. gallen und thurgau verdanken napoléon bonaparte ihre existenz als gleichberechtigte kantone der eidgenossenshcaft dem grossmeister der europäischen politik an der schwelle vom 18. zum 19. jahrhundert. das heilige römische reich deutscher nation hat er gestürzt. die klöster hat er enteignet. der bürgerlichen gesellschaft hat er militärisch zum durchbruch verholfen. viele zeitungen vor ort gehen auf seine initiative zurück. sie waren die vorkämpfer der moderne, der menschenrechte, des verfassungsstaates.

als napoléon 1815 nach all seinen militärischen niederlagen nach st. helena verbannt wurde, musste auch seine familie frankreich verlassen. zuerst ersuchte man im waadtland um politisches asyl. doch das war den konservativen legitimisten zu gefährlich. deshalb gingen die bonapartes in den entfernteren, nicht minder revolutionstreuen thurgau, ganz speziell nach mannenbach auf schloss arenenberg.

charles parquin

den heimatlosen bonapartisten gewährte da königin hortense de beauharnais, napoléons tochter aus erster ehe, ihre grosszügig gastfreundschaft. dazu gehört auch der glühende verehrer des kaisers, charles parquin. eben diesem bot sich 1824 die einmalige gelegenheit, den nahe gelegenen „wolfsberg“ zu erwerben. es lockte die einsamkeit der höhe über dem bodensee. von hieraus würde man jeden tag direkt die insel reichenau beobachten können. und auf dem wolfsberg ergab sich die möglichkeit, jeden tag nach bayern und nach würtemberg zu sehen.

eine ermitage fürs nachdenken über die französische politik errichtete parquin im nahegelegen wald ein. eine kapelle baute er, um vor ort die katholische messe abhalten zu können, und die remise, die heute noch genutzt wird, liess er erstellen.

1835 liess sich der schlossherr von louis, dem sohn von hortense, zu einem ersten staatsstreich in frankreich bewegen. und selbst ein zweites mal war der herr auf dem wolfsberg ein gesetzloser putschist in frankreich. doch das war zuviel des guten: schliesslich setzte sich nur der prinz durch; er wurde als kaiser napoléon III. indirekter nachfolger seines grossonkels und grossvaters zugleich. parquin indessen hatte weniger glück; er landete in einem pariser gefängnis, wo er auch verstarb. im salon bonaparte ist er denn auch nur mit einem kleinen bild verewigt. überdimensional ist dagegen das bild von napoléon III. aufgehängt. es dominiert den blick im saal, und das wunderbare frühstück in ihm.

charles parquins bitteres ende stürzte seine familie in den ruin. die bankrotteure mussten den wolfsberg verkauf. eine turbulente besitzergeschichte folgte, bis die heutige ubs hand anlegte. jetzt ist es das ausbildungszentrum der ersten bank in der schweiz. trotz den massiven verlusten in den letzten tagen kann sie es sich auch weiterhin leisten.


impressionen des stadtwanderers beim frühstück im salon bonaparte (fotos: stadtwanderer, anclickbar)

le désordre du randonneur urbain

ich schlürfe meinen kaffee von der vergangenheit und gegenwart unbeeindruckt. der fruchsalat war spitze, und das gebäck danach werde ich weiter empfehlen. doch die herrschaftlich vorbereitete schlachtordnung ist empfindlich gestört, als ich gehe. alles ist noch unverändert in reih und glied, – bis auf (m)ein gedeckt.

hier war der stadtwanderer, und sein aufenthalt früh morgens hat die ganze wunderbare kulisse einbrechen lassen.

ich bin sicher, als ich hinaustrete, das legrand vor dem spiegel aufsteht, merde! schreit, und seinem prinzen-enkel sagt: “räumen sie auf, ohne ordnung wird nie was aus frankreich!” genau das hat auch der thurgau memoriert. er ist ordentlich, auch wenn ausserhalb des salons kaum mehr etwas an die ausserordentlichen bonapartisten erinnert.

stadtwanderer

geteilte zivilgesellschaft

sie war der star des tages: die deutsche bundesministerin ursula von der leyen. ärztin ist sie. sechsfache mutter ist sie auch. und familienministerin der gegenwärtigen regierung unseres nördlichen nachbar ist sie zudem. und sie hielt ein brillantes referat vor dem verein zivilgesellschaft.


bundesministerin für familien ursula von der leyen, die beim verein zivilgesellschaft eine brilliante rede hielt

deutsche familienministerin

an der tagung „jugend“ setzt die deutsche eher vorsichtig zu ihrem referat an, um den bezug zum publikum zu finden. Doch dann kommt sie bei ihrem eigentlichen thema mächtig in fahrt: die familienpolitik in der spätmodernen gesellschaft handelt sie brilliant ab. sie sprüht förmlich vor energie. die fliesst in jede ihrer gesten, und die untersützen wiederum ihre mimik. das ist wichtig, denn die grossleinwand hinter ihr schafft transparenz für alle zu allem, was die politikerin macht. Da vergisst man fast das überzeugende wort, obwohl auch dieses rhetorisch perfekt geschliffen sitzt.

sie führt das referat von der ausgangslage zu verantwortung und verwahrlosung durch die heutige familie, zu den befunden zur chancengleichheit und wahlfreiheit und schliesslich zu den massnahmen in deutschland. sie weiss um die nachteile, die bei fehlender familienstützung und später einschulung für die kinder und jugendlichen entstehen. ihre pointe ist: die bildungsrevolution seit den 70er jahren hat die werte der nachfolgenden eltern verändert, vor allem der frauen. jetzt gilt es, den veränderten werthaltungen rechnung zu tragen: arbeit, karriere und kindererziehung sollen für frau und mann in einklang gebracht werden. und da sei der staat gefordert.

geteilte reaktionen

in berlin vertritt ursula von der leyen die farben der schwarzen. während ihres fulminanten auftrittes auf dem ermatinger wolfsberg ist sie in zweigeteiltem blau gekleidet. doch angesichts ihre schlussfolgerung sehen einige der älteren semester in der mehrheitlichen männerrunde, die tito tettamanti versammelt hat, ganz einfach rot.

die jüngeren an der tagung „jugend“ haben ihre freude. den meisten unter ihnen spricht die deutsche familienministerin ganz einfach aus dem alltag und mitten ins herz. denn sie haben in ihren arbeitsgruppen über die heutige jugend zwischen 15 und 30 diskutiert.

sie haben vor und nach dem referat ihre alltagserfahrungen eingebracht. ihre lebensumstände in der heutigen gesellschaft kamen zur sprache. erziehung und bildung wurden debattiert. die berufsaussichten hat man ausgelotet. werte und vorbilder wurden einer kritischen würdigung unterzogen. selbst die gewaltbereitschaft hat man diagnostiziert, und die integrationsbereitschaft war ein spezielles workshop-thema.

liberale generationenmissverständnisse

ich bin in der gruppe über werte und vorbilder. die diskussion ist durch viele missverständnisse gekennzeichnet: da werden tugenden mit werten verwechselt. da argumentiert man, wie es sein sollte, nicht wie es ist. da spricht man von seinen erfahrungen als vater anstatt dass man die eigene tochter mitgebracht und auch hätte reden lassen. die anwenden jugendlichen repräsentieren vor allem die jugendorganisationen. doch der dialog unter den generationen, welche die 30jährige nationalrätin pascale bruderer zuleiten sucht, will nicht recht zustande kommen. symptomatisch hierfür:

ein gestandener fdp-politiker, jahrgang 1937, fragt einen jugendlich provokativ: ist die freiheit die mutter oder die tochter der verantwortung?
der antwortet nicht unüberlegt, und sagt mit überzeugung: die mutter!
sein gegenpart ist entsetzt, er repliziert wie aus der kanone geschossen: dann sind sie ein anarchist!
der wiederum zuckt schockiert zusammen. beim nachtessen offenbart mir der vertreter der generation, die in den 1980er geboren wurde, asiatischer abstimmung zu sein, an der hsg zu studieren und ein jung-liberaler zu sein.

ich denke mir, es war ein typisches gespräch für den dialog in der zerfallenden familie des freisinns, denn die konzepte der selbstverantwortung und der selbstverwirklichung, wie sie die verschiendene generationen vestanden, prallen unvermittelt, ja schon fast gereizt aufeinander.

gerne hätte ich das beim nachtessen mit roger köppel und markus somm, den führenden weltwöcheler, vertieft. sie hatten sich 2006 gegen jede form der neu finanzierung von familien stark gemacht, und waren damit in der volksabstimmung hochkant unterlegen. eigentlich wären beide an meinem tisch gesessen. doch sind sie nicht gekommen. gastgeber tettamanti, ihr grosszüger “chef”, entschuldigte sie ausdrücklich bei unserem tafelamjor andre daguet.

politischer small-talk

ja, auch über die hohe politik wird auf dem wolfsberg gesprochen. aber nur beim small-talk. „Wie geht es weiter mit dem bundesrat?“, ist die meist gestellte frage. programme haben vor allem die think-tanker von avenir suisse in der wettbewerbsorientierten seitentasche. Die familientasche ist auch bei ihnen leer.

auf dem wolfsberg bilden sie nur eine minderheit unter den tagungsgästen. die mehrheit redet lieber konkordanzkonform über rücktritte. „couchepin in eineinhalb jahren“, ist die häufigste schätzung. wer einen drauf setzt, spekuliert auch gleich über den rücktritt von merz auf ende 2009. „das ist auch der horizont für leuenberger“, äussern die misten. zu schmid schweigen sie überweigend. ein koordinierter dreier oder vierer-wechsel, sind alle überzeugt, hätte vorteile. die parameter der zusammensetzung des bundesrats liessen sich so neu bestimmen:

felix gutzwiller könnte als zürcher den ausserrhödler hans-rudolf merz ersetzen. ein welscher fdp-ler oder auch ein cvp-ler aus der romandie würde für couchepin bunderat werden können. und hilde fässler, die abgetretene sp-fraktionspräsidentin, könnte moritz leuenberger ablösen. das sind, kurz gesagt, die wettsieger des abends.

von den grünen im bundesrat sprechen nur wenige politschwergewichte. dafür reden aber unternehmer, die in ihren projekten, in ihrer firma oekologie und oekonomie schon längst auf der basis der vorherrschenden wirtschaftssystems versöhnt haben, umso lieber hierzu. sie wünschen sich ganz generell eine stärkung der ökoliberalen, diener hin oder her.

schweizer familienrealitäten

die sympathischste diskussion des tages habe ich mit einer unkonventionellen investorin. unternehmerin will carolina müller-mohl nicht bezeichnet werden. die taffe dame ist die erbin ihres früh verstorbenen mannes, die sich entschieden hat, sein werk konsequent fortzusetzen: sie ist jung. sie ist mutter. und sie erzieht ihr kind alleine. dabei zählt sie auf die unterstützung zahlreicher „tanten“. sie schaut, dass sie gut gebildet sind, aus der ganzen welt kommen, und ihr helfen, ihr kind glücklich zu erziehen. sie weiss, dass sie privilegiert ist. doch genau deshalb ist sie bereit zu kämpfen. für frauen in ihrer lebenssituation. für die integration der menschen in einer gesellschaft, in der multikulturalität ein faktum ist. und für toleranz.

die selbstbewusste investorin in die kommende wirtschaft und gesellschaft merkt, dass sie damit anstösst. häufig sei in gesellschaften die einzige ihrer generation, die einzige frau, und die einzige, die ein anderes familienmodell propagiere, meint sie, als sie mit mir anstösst.

ich spüre, dass die gelernte politologin mit einem studium an der fu berlin mit den schweizer familienpolitikrealitäten etwas hadert. aber ich merke auch die neue kraft, die von ihr, nicht von der grossväter-generation in der heutigen zivilgesellschaft ausgeht. diese ist geteilt, nicht vereint. und unverändert lebendig.

stadtwanderer

papst nach ermatingen entführt

ich gehe heute ins thurgauische ermatingen – auf den wolfsberg. habe mich schon auf schöne aussichten gefreut. den bodensee vor mir, die herbstsonne über dem schwäbischen meer, das untergehende jahr zu meinen füssen.

doch daraus wird voraussichtlich nicht. es regnet. meine kontakte in die ostschweiz sprechen gar von übergang zu schnee. ich mache mich auf etwas gefasst.

und genau deshalb erzähle ich halt eine vergangene geschichte, die ein wenig erheitern soll, und wenigstes etwas mit ermatingen zu tun hat.


papst johannes XXIII. stürzte auf seinem weg nach konstanz, wo er dann vom heiligen stuhl gestürzt wurde. zuvor wurde er noch in einer spektalären aktion entführt, unter anderem nach ermatingen, wo ich heute sein werde.

das grosse spätmittelalterliche schisma

1415 war die lage der katholischen kirche prekär. bis 1307 residierten die päpste ausschliesslich in rom, waren sie meist römer oder doch italiener, und verfügten sie über den kirchenstaat als teil des heiligen römischen reiches. doch dann wurde papst bonifatius VIII. vom französischen könig gestürzt. seine nachfolger residierten nun in avignon und war ganz im banne des frankenkönigs. 1378 versuchte kaiser karl iv. die unordnung im reich und in der kirche zu bereinigen. er erwirkte die rückkehr des papstes nach rom. doch dann kam es zum eklat. roger, graf von genf, wurde zum neuen papst in avignon. nun hatte man zwei päpste, – eine für das römische kaiserreich und einen für das französische königreich. 1407 versuchte man den zustand zu beheben. die italiener wählten einen weiteren papst, der in pisa residierte. das geschah in der hoffnung, dass die beiden verfeindeten päpst zurücktreten würden. mitnichten!, antworteten sie, und das machte die situation noch schwieriger.

das konzil von konstanz

könig sigismund von ungarn, sohn von karl iv., machte es zu seiner aufgabe, das werk seine vaters, das missglückt war, zu vollenden. 1415 berief er in konstanz ein konzil ein, dass die zentralen fragen behandeln und regeln sollte. zum unrühmlichen teil dieses konzil gehört die verurteilung des prager theologen und priesters jan hus zum ketzer, was ihm das leben kostete. zu den leistungen des konzils wiederum gehört, dass es, ab 1417 wieder nur einen papst gab. oddo colonna, ein adeliger jurist aus italien, wurde zum neuen einheitlichen vertreter der kirche. die nominierung geschah am 11. november, am martinstag, weshalb er den papstnamen martin v. annahm.

vorgängig war es zu einem zähen ringen gekommen, in dessen verlauf die drei bisherigen päpste alle zurücktraten. benedikt XIII. aus avignon, der günstling der franzosen, gregor XII., der vertreter italiens, und johannes XXIII., der favorit der medici.

die entführung von papst johannes XXIII.

anders als die beiden anderen päpst akzeptierte johannes XXIII. die zitierung nach konstanz. doch schon die reise stand unter einem unheilvollen stern. unterwegs kam es zu einem strassenunfall mit seiner kutsche. er landete, fast schon symbolträchtig im strassengraben.

johannes XXIII. wurde, wie die anderen beiden gegenpäpst auch, auf dem konzil gestürzt. als sich das ende der verhandlungen abzeichnet, kam es aber zum eklat. das haus habsburg, das auf johannes gesetzt hatte, versuchte noch zu retten, was zu retten war.

während eines gastspiels am konzil entführten sie papst johannes XIII. – nach ermatingen. dort hielt man ihn vorerst versteckt, dann als die lage unsicher wurde, ging er nach schaffhausen ins kloster, und als auch das nicht mehr verheimlicht werden konnten, entführte man den abgesetzt papst nach freiburg im breisgau, wo er wieder hinter klostermauern versteckt wurde. bei einem unvorsichten ausflug nach breisach am rhein wurde johannes aber gefangen genommen, womit die papstentführung endete. vorerst wurde er eingekerkert, dann begnadigt und schliesslich als kardinal in der kirchenhierarchie weiter beschäftigt.

die folgen für die eidgenosschaft

für die habsburger blieb die entführungsaktion nicht ohne folgen. könig sigismund verhängte über das haus die reichsacht, womit man ihnen alle ländereien abnehmen konnte. die eidgenossen liessen sich nicht lange bitten. allen voran schritt die aufstrebende stadt bern zur tat und eroberte die habsburgischen stammland im aargau, die nun zum berner aargau wurden. luzern und zürich, die vorerst gezögert hatten, schritten reuss- und limmat abwärts, bis man schliesslich in baden zusammentraf und das verbindungsstück zwischen den drei wichtigsten städten der damaligen eidgenossenschaft, das habsburgische wasserschloss in beschlag nahm.

meine reise nach ermatingen

so, jetzt muss ich aber nach ermatingen. durch den aargau, durch den zürichgau, durch den thurgau. im wolfsberg werde ich viele leute aus politik und wirtschaft treffen, ein kleines konzil der schweizerischen bürgergesellschaft findet dort statt. ich werde da in keine kirche der vergangenheit gehen, aber in ein ausbildungszentrum einer weltweit tätigen schweizer bank. und ich werde in der arbeitsgruppe einer jungen badener nationalrätin über die zukunft der schweiz nachdenken.

entführen werde ich aber niemanden! ich versichere es. nur ein wenig spazieren über dem bodensee ist angesagt, wenn mir die sonne scheint …

stadtwanderer

falsche geburtstage der schweiz

es ist der 8. november 2007. vor 100 jahren feierte man das datum als den 600. geburtstag der schweiz. nicht nur als folklore. sondern in anwesenheit einer dreier-delegation des bundesrates. demnach wäre heute der wirkliche 700. geburtstag der schweiz. doch am 1. august 1991 haben wir schon einmal pompös eben diesen geburtstag gefeiert. deshalb rührt sich heute kaum mehr jemand, gleiches nochmals zu tun. ob das eine datum falsch und das andere richtig ist, kann sogar bezweifelt werden. für den stadtwanderer sind es, einer neuen tradition der schweizer geschichte folgend, beides vor allem politisch motivierte, nachträgliche vorstellungen der vergangenheit mit geringen realitätsgehalt. ein konstruktivistischer aufklärungsversuch!

die 1291er tradition

der 1. august geht auf eine entscheidung des bundesrates zurück, die er anfangs der 1890er jahre fällte. zwischen dem staatsführenden freisinn und der katholisch konservativen opposition sollte ein burgfriede geschlossen werden. die landesregierung sollte umgebildet werden. die partialrevision der bundesverfassung sollte zugelassen werden. und der bürgerlichen schweiz sollte gezeigt werden, dass man einen schlussstrich ziehen will unter die konfessionell-räumliche spaltung der schweiz, die mit der reformation begonnen hatte, und das land, das leben und die politik in hohem masse dominiert hatte.


der bundesbrief in schwyz, von 1291, gilt den einen als gründungsdokument der schweizerischen eidgenossenschaft (foto: anclickbar)

damals erklärte man den 1. august 1291 per dekret zum gründungstag der schweiz. man stützte sich darauf, dass der deutsche könig rudolf I. von habsburg, mitte juli 1291 verstorben war. in den ersten tagen danach wurden alte bündnisse beschworen, die zur selbstregelung der verhältnisse bei abwesenheit des königs galten. das führte zum bundesbrief von 1291, den uri, schwyz und unterwalden (nicht aber obwalden) beschworen. uri und schwyz berief sich darauf, vom kaiser 1231 resp 1240 entsprechende priviligen erworben zu haben, während unterwalden damals noch keine solche vorweisen konnte.

bis 1760 war der heutige bundesbrief jedoch gar keine thema. weil er keine bedeutung hatte, galt er nicht einmal als verschollen. es war der basler historiker heinrich gleser, der ihn mit einer speziellen edition eerst bekannt machte. in historikerkreisen, genauso wie in der politik fand er seine voll anerkennung erst gegen ende des 19. jahrhunderts, als man, für die patriotische festbewegung, ein einigendes symbol brauchte.

die 1307er tradition

bis ins 20. jahrhundert galt das datum 1307 als gründung der schweiz, selbst wenn es im wissenschaftlichen sinne hierfür keinen beleg gab.


das tell-denkmal in altdorf memoriert immer noch 1307 als jahr des aufstands (foto: anclickbar)

aufgebracht wurde das 1307er datum vom glaner politiker aegidius tschudi, der 1534-6 seine geschichte der schweiz verfasste. ausgangspunkt war die reformation gewesen, samt den reaktionen hierzu, die in glarus, das gemischt-konfessionell blieb, zu einer besonderen spaltung führte. tschudi versuchte mit der erstmaligen stilisierung einer staatsgründung ein einigendes band zu weben.

tschudi schrieb sein monumentales werk, das chronicon helveticon, im geistes des humanismus, und prägte dabei, ohne beleg, die vorstellung, die schweiz sei am mittwoch vor martini 1307 gegründet worden. damals habe der rütlischwur stattgefunden, hielt er fest, und der berühmte burgenbruch sei dann am 1. januar 1308 erfolgt.

auslösenden moment der staatsgründung in der innerschweiz wäre nach tschudi nicht der tod von könig rudolf, sondern die probleme seines sohnes, könig albrecht I. gewesen, der einmal auf dem weg war, kaiser zu werden. 1307 sank jedoch sein stern zusehends. er kämpfte wenig erfolgreich gegen die kurfürsten, verlor im osten seines reiches grosse schlachten, drehte verzweifelt an der steuerschraube, und er musste grössere aufstände in schwaben hinnehmen. diese wirkten auch auf das gebiet der schweiz aus, wo es zum schwur der innerschweizer eidgenossen kam. nur ein jahr später wurde übrigens albrecht bei königsfelden von einem verwandten ermordet.

am anfang einer neuen tradition?

was nun gilt? – die politik anerkennt heute nur den 1. august 1291 als geburtstag der schweiz. der 8. november 1307 ist fast ganz in vergessenheit geraten. nur randnotizen in der tagespresse erinnern heute daran.


die entstehung der schweiz vom 13.-15. jahrhundert als teil des heiligen römischen reiches.
quelle: roger diener et al.: die schweiz. ein städtebauliches portrait, basel 2006 (foto: anclickbar)

die geschichtswissenschaft ihrerseits ist gespalten. sie neigt immer mehr dazu, keine der beiden daten anzuerkennen, ja, gar die idee zu verwerfen, die schweiz sei im eigentlichen sinn gegründet worden. sie vertritt vielmehr eine neue these: vorstellungen einer staatsgründung seien national- oder bundesstaatliche projektionen in die vergangenheit, die seit dem 16. jahrhundert im schwange waren. sie würden besser durch die umstände ihrer entstehung erklärt als durch durch die ereignisse, auf die sie sich stützen.

genau diese vorstellung hat die publizistik der jüngsten jahre aufgegriffen. die aussagekräftigste vorstellung hierzu hat eine gruppe von architekten, raumplanern, philosophen und soziologen in einem bericht für den nationalfonds skizziert. demnach hat sich die schweiz in der krise des heiligen römischen reiches mitte des 13. jahrhunderts als bündnissystem zu entwickeln begonnen. die imperiale macht im mittelland verschwand, und es wurde sowohl durch das adelige prinzip der habsburger, als auch das eidgenössische der stadt- und landbünde ersetzt. dieser prozess hat in den 1380er jahren mit den schlachten von sempach und näfels eine erste konsolidierung erreicht, bis hierher zählt man 86 verschiedene bündnissysteme mit unterschiedlichen teilnehmern und von unterschiedlicher dauer.

der verfassungsrechtliche einschnitt war 1393 mit dem sempacher-brief. von da an kann man nicht nur von eidgenossen, sondern von einer eidgenossenschaft sprechen. der brief regelt die oberhoheit eben dieser eidgenossenschaft in kirchlichen fragen, und bezeugt den willen, eine gemeinsame passpolitik am gotthard zu betreiben. der verfassungsrechtliche prozess hat nach den schlachten von grandson und murten in das stanser verkommnis von 1481 gemündet, dem ersten dokument, das alle stände der eidgenossenschaft gemeinsam unterzeichneten. bis 1513 entwickelte sich daraus die 13örtige eidgenossenschaft.

stationen der staatswerdungen waren 1499 (der schwabenkrieg mit dem frieden von basel), 1648 (westfälischer friede mit der ausnahme der schweiz aus dem heiligen römischen reich deutscher nation durch frankreich und schweden), 1798 (helvetische republik, mit dem vasallenstaat napoléons), 1815 (wiener kongress mit der erstmaligen garantie der grenzen und der aussenpolitischen neutralisierung) und 1848 mit der gründung des bundesstaates. nur letzteres entspricht dem ideal einer souveränen staatsgründung, die, zu ihrer festigung, auf den patriotischen mythos von geformt habe.

statt der vorstellung eines staatsgründungsakts im spätmittelalter sollte man sich besser ein anderes bild memorieren: eine frisch geschossene foto der heutigen schweiz, nochunerkenntlich, sei in einer dunkelkammmer in ein bad gelegt worden, um es zu entwickeln. nach und nach seien die konturen entstanden, die dann zum fertigen bild geführt haben.

einen bestimmten geburtstag braucht es für diese fotogenese nicht!

prost schweiz, sag ich heute, auch wenns gar kein geburtstag ist …

stadtwanderer

liebe berner rot-grün-mitte!

“bashing” ist in. aber schrecklich. “bern bashing” ist im moment besonders in. aber nicht minder schrecklich!

um es gleich zu sagen: kritik ist gut. auch der stadtwanderer weiss darum. auch er kritisiert gelegentlich. selbst bern.


stadtpräsident, alex tschäppät, nachdem ich ihm am 3. oktober 2007, also vor dem krawalltag spontan den vorschlag gemacht habe, mehr für das stadtmarketing zu tun (foto: stadtwanderer, anclickbar)

aber voreingenommene kritik führt nicht weiter. da würde man besser gleich offenlegen, was die hidden agenda der vorwürfe ist.

und voreingenommene kritik mit offensichtlichen politischen absichten ist ganz besonders trügerisch. da ziehe das politische argument, scharf geschliffen, aber mit offenen visier vorgetragen, vor.

ich würde mir wünschen, alle, die gegenwärtig bashing der stadt betreiben, würden sich an diese einfachsten grundsätze der kritik halten: städte-raiter, silvia blocher und die berner zeitung ganz besonders!

doch damit nicht genug!

ich würde mir auch wünschen, die stadt bern würde lernen, nicht jedes mal zwischen aufgebraucht und zerknittert zu reagieren, wenn sie in einer rangliste nicht top ist, ein promi einen faulen spruch fallen lässt und ein mediun von nah oder fern auf missstände in bern hinweist.

der tatbeweis ist immer noch das beste kampagne gegen anwürfe. denn er schafft die voraussetzung, dass die eigene erfahrung vorverurteilungen entkräftet, bevor sie wirkung entfalten konnten.

lerner muss die stadt bern, dass es nicht reicht, auf die bevölkerungsbefragung zu verweisen, und die lebensqualität zu preisen. denn wer hier lebt, weiss in der regel um die vorteile der stadt, gerade auch im vergleich zu anderen.

das problem sind eher die menschen, die nicht hier wohnen, nicht hier arbeiten, nicht hier leben. denn ihnen fehlt meist der eigene bezugspunkt. so geht ihnen die selbst gemachte erfahrung als spiegel der fremden kritik ab.

so bleibt ihnen nur die meinungsbildung vom hörensagen. und genau darauf zielt das bashing ab. auch das gegen bern. deshalb braucht bern vor allem ein stadtmarketing, das sich an interessierte richtet, die bern noch nicht kennen!

sie in die stadt zu bringen, um persönlich über sie zu berichten, wäre die beste werbung, liebe berner-rgm, zum dem bern bashing wirkungsvoll zu entgegnen.

stadtwanderer