die ego-, öko-, konflikt- und angst-schweiz

gerne hätte ich den bericht auch vorzeitig gehabt. doch eine vorab-publikation im “blick” war der schweizerischen vereinigung für zukunftsforschung wichtiger als auf dem stadtwanderer. so bleiben mir nur der hinweis und der vorläufige kommentar zur studie “schweiz 2030”. übernächste woche, wenn sie ausführlich erscheint, gibt’s dann (hoffentlich) mehr.

georges t. roos ist ein engagierter und vorsichtiger forscher zugleich. wenn er über den wertewandel in der schweiz bis ins jahr 2030 redet, macht er klar, dass er auch nicht weiss, was dann sein und wie die schweiz in 20 jahren aussehen wird. der trendforscher glaubt deshalb auch nicht, dass es nur eine zukunft gibt. vielmehr beobachtet er die entwicklungen der gegenwart und projiziert sie auf verschiedene zukünfte.

nach zahlreichen expertInnengesprächen (zu denen ich geladen war), kommt er zum schluss: es gibt vier plausible entwicklungspfade der schweiz für das stichjahr 2030:

HBNGDO6V_Pxgen_r_179x256die ego-schweiz:
demnach geht es der schweiz auch in zukunft gut. die menschen sind gebildet, reich und sicher. sie sind erfolgreiche individualistInnen. einzig an nestwärme fehlt es der wettbewerbsgesellschaft, weshalb sich das kollektiv, die gemeinschaft und die geschichte bis zur unkenntlichkeit zurückentwickeln. die schweiz wird zur wohlstandsinsel ohne inneren zusammenhalt.

HBVbM3ON_Pxgen_r_278x398die öko-schweiz:
demnach meister die schweiz die grosse herausforderung der zukunft – die vermittlung von ökonomie und ökologie. sie profitiert davon, darin trendsetterin zu werden. nachhaltigkeit der wirtschaft, der gesellschaftlichen und menschlichen entwicklung sind die wichtigsten werte, welche die ökogesellschaft politisch im verbund mit der eu realisiert werden.

HB8XnwQR_Pxgen_r_231x256die konflikt-schweiz:
demnach wird aus der gesellschaftszwiebel mit einer breiten mitte eine sanduhr mit vielen reichen oben und vielen armen unten. die gesellschaftlichen aggressivität steigt. das land droht sich in der spaltung aufzulösen. die frage nach der solidarität wird neu gestellt. erreicht wird sie mit eu-beitritt und harter kontrollgesellschaft, um die inneren konflikte zu mindern.

HBFQB0B0_Pxgen_r_179x256die angst-schweiz:
demnach gibt es zwischen dem eigenen und dem fremden nur noch trennendes. die schweiz isoliert sich von seinen nachbarn. der wirtschaft schadet es, hauptsache man bleibt rein. die eigene kultur wird gepflegt, die anderen kulturen sind verhasst. die unternehmen verlassen das paradies.

sicher, das alles sind nur schemen der zukunft. sie zeigen uns aber, dass verschiedene entwicklungen in der gegenwart angelegt sind. deshalb macht es auch sinn, mit zukunftsszenarien zu arbeiten: um sich zu fragen, wohin das, was ist, in der zukunft zielt. und das ganze macht durchaus sinn: man stelle sich ein viereck vor, indem oben die beiden optimistischen, unten die beiden pessimistischen zukünfte angesiedelt sind. oben-rechts ist die ego-schweiz, unten-rechts die angst-schweiz, unten-links die konflikt-schweiz und oben-links die öko-schweiz. diesen radar kann man sich merken.

“Nicht alles ist machbar, aber auch nicht alles ist Schicksal”, wir der studienleiter ross im sobli von gestern zitiert. ich füge dem bei: traditionelle gesellschaft kennen nur den erfahrungsraum des vergangenen; moderne haben darüber hinaus einen erwartungshorizont, der das kommen im auge hat. diese ist nicht eindimensional, sondern szenarisch. es kommt darauf an. auch welchen zukunftsplan sich eine gesellschaft einlässt.

stadtwanderer

2103 überholt der “osten” den “westen”

eigentlich ist es archäologe. in den letzten 10 jahre leitete er grosse unternehmen, die vergangenheit durch ausgrabungen sichtbar machten. das hat den vorteil, dass man sich nicht durch einzelne ereignisse oder personen blenden lässt, dafür muster der entwicklungen erkennt und so ein auge für langfristige veränderungen entwickelt.

wer_regiert_die_weltetwas reisserischer buchtitel: wer steht an der spitze der zivilisation, wäre eindeutig angemessener gewesen

mit genau diesem blick hat ian morris, britischer geschichtsprofessor an der top-universität im kalifornischen stanford, ein buch über die geschichte der menschheit seit der letzten eiszeit geschrieben. analysiert werden darin 16’000 jahre. nachgespürt wird informationen zu vier zentralen determinanten der gesellschaftlichen entwicklungen: der energieverbrauch, der verstädterung, den informationstechnologien und der fähigkeit zur kriegsführung. daraus ergibt sich für den historiker ein zeiträumlicher indexwert, der zu bestimmung des standes von kulturen dient.

unterschieden werden zwei geografische regionen, die auf dauer miteinander im wettstreit seien: der westen und der osten. das sind jedoch nur bezeichnungen für gesellschaftliche zentren, die über die zeit hinweg wandern. der westen begann in mesopotamien, dehnte sich auf ägypten und griechenland aus, und er erlebte mit dem römischen reich seinen ersten höhepunkt. die führung in der sozialen entwicklung ging danach aber an den osten, bis sich der westen durch die expansion über den atlantik neu aufstellte und ab mitte des 18. jahrhundert erneut zur weltspitze avancierte. zuerst lag das am british empire, dann an den vereinigten staaten von amerika.

morris sprach dieser tage in zürich, und der nzz von heute gewährte er ein ganzseitiges interview. das tönt das so: “Westeuropa war lange ein langweiliger Platz an der Peripherie. Doch vor 500 Jahren kam es zu einer Explosion des Wissens. Die Menschen lernten, grössere Schiffe zu bauen, die Ozeane zu überqueren, und kolonisierten Amerika. Damit veränderten sie den Ort, an dem sie leben. Es war plötzlich ein Vorteil, in Westeuropa zu sein. Die ehemalige Periperie wurde zum Zentrum”, liesst man da beispielsweise.

massgeblich für morris sind innovationen. entdecker interessieren ihn indessen nicht, denn kaum einer der grossen erfinder war der einzige und erste, der das menschliche wissen vorantrieb, das man ihm zuschreibt, kontert er die erzählungen über die grossen erfinder. vielmehr geht es dem historiker darum, wo sich auf begrenztem raum eine kritische masse der erneuerung ergibt. dabei verändert sich gegenwärtig selbst der begriff des ortes, analysiert er, denn heute schrumpft nicht nur der atlantik, es schrumpft der ganze globus.

historiker, die das neueste buch von morris: “Wer regiert die Welt?” lesen, mögen zuerst irritiert sein. denn er geht nicht geisteswissenschaftlich vor, wie man das kennt. vielmehr orientiert er sich an geografie, biologie und soziologie. die quantitative analyse der evolution beschäftigt ihn zuerst, dann werden grosse trends modelliert, evaluiert und festgelegt, um allgemeine schlüsse aufzuzeigen. erst dann beginnt die narration. doch auch sie ergibt sich nicht aus sicher selbst heraus, vielmehr steht die finalität der bisherigen entwicklungen schon imvoraus fest.

wir müssten aus der geschichte lernen, um die langfristigen entwicklungschancen einer gesellschaft richtig einstufen zu können, fordert der historiker. “In den letzten 15000 Jahren nahm der Index um 900 Punkte zu, für die nächsten 100 Jahre erwarte ich eine Zunahme von 4000 Punkten.”

ob das ein goldenes zeitalter ist, lässt er offen. denn ein anhänger des linearen fortschrittsdenkens, wie es im 19. jahrhundert verbreitung fand und die geschichtsphilosophie so nachhaltig prägte, ist ian morris nicht. mit dem kommenden entwicklungsschritt wächst seiner auffassung nach auch die wahrscheinlichkeit eines sozialen kollaps, was fast schon nach posthistorie tönt. auch wenn ihn das nicht gross kümmert, und er lieber schreibt: “Das Imperium Romanum brachte einen grossen Entwicklungsschub, schuf aber auch die Voraussetzung für seinen Untergang. Europa benötigte dann fast ein Jahrtausend, um diesen Rückschlag zu überwinden.” der nächste kollaps werde aber gravierender sei, den in der globalen welt von heute seien alle gesellschaften miteinander verhängt.

auch ohne das geht ian morris, wie zahlreich futurologen davon aus, dass das östliche zentrum heute besser aufgestellt ist als das westliche, fukushima zum trotz. mit einem raschen wechsel in der führung der gesellschaftlichen entwicklung rechnet der 50jährige wissenschafter jedoch nicht. “2103” nennt er symbolhaft als schaltjahr, bei dem “new york” von “tokio” überholt wird. den usa gibt er noch 30 jahre vormachtstellung, während denen die fragmentierung der herrschaft jedoch zunehmen und die zahl der konflikte wieder wachsen werde.

nicht schlecht, was da der archäologe aus seinen computeranalysen über vergangenheit, gegenwart und zukunft herausgräbt. grosse linien erkennt man auf jeden fall, materialreich sind seine schriften auch, und anregend bleiben seine spekulationen, was das alles für ferne zeiten heisst. die noch soweit vor uns liegen, dass wohl keiner meiner leserInnen sie je wird überprüfen können.

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schweizer identitäten: wohin entwickeln sie sich?

in vielem stiften die alpen schweizerische identität. wir sind die mutter der ströme europas und damit mitten drin, und dank uns gibt es verbindungen über und durch die alpen. von aussen her gesehen sind die schweizer häufig ein alpenvolk, von vor- und nachteilen: gleichzeitig gilt unsere lebensweise als urban unverdorben, sind wir aber auch das putzige land zwischen den grossmächten.

1267718343000unser pass und unsere identität: gleichzeitig unverkennbar schweizerisch und von schweizerInnen wie ausländerInnen anerkannt; mehr zum identitätsbarometer 2010 gibt es hier

in dieser optik sind wir nicht selten die erfinder der unmittelbaren demokratie, gleichzeitig auch die zurückgebliebenen im europäischen einigungsprozess. genauso oszilliert das bild vom guten und schlechten: in jedem schweizer steckt ein hirte, der darauf achtet, das die landschaft nicht übernutzt wird, während in jedem hirten auch ein sodomit steckt, wie man einsamen bergler nennt, die es mit tieren treiben. doch wehe, wenn man uns, politisch inkorrekt, kuhschweizer heisst, denn dann zahlen wir es den sauschwaben mit der gleichen münze zurück.

schweizerische identitäten – ich ziehe hier den plural bewusst vor – sind seit der finanzmarktkrise von 2008 und ihren negativen auswirkungen auf die globale krisen gefragter denn je. die globalisierung, ein projekt der wirtschaft, ist diskreditiert. die gier der banken hat zum moralischen zerfall geführt. die einfallslosigkeit der energietechniker beschert uns weltweit verstrahlte umwelten. die bocksprünge an den finanzmärkten hat das wirtschaftswachstum in der westlichen welt gestoppt, und die natur- und zivilisationskatastophen zerstören jeden sachten wiederaufbau der ökonomien.

die öffnung der schweiz, wirtschaftlich und politisch, hat das bedrohungsgefühl verstärkt und verändert. massenhaft beklagt werden nicht mehr die polarisierung und der so ausgelöst reformstau. vielmehr ist die migrationsfrage ins zentrum der aufmerksamkeit gerückt, aber auch der probleme und problemursachen. am verlorenen sicherheitgefühl sind die kriminellen ausländer schuld. an den hohen wohnungspreisen auch. vergessen geht dabei, dass sie einen viertel der erwerbstätigen ausmachen, uns geholfen haben, die krise besser als andere zu meistern, universitäre forschung auf spitzenniveau zu bewahren und den betrieb der spitäler aufrecht zu halten. unter geht auch, dass danke der zuwanderung die überalterung der schweizer bevölkerung gebremst und damit die ahv gesichert werden kann.

daraus lässt sich keine drang zu einer identität ableiten. die einheit in der vielfalt bleibt die wichigste bestimmung der schweiz. immerhin, diese hat einige gute grundlagen: stolz können wir sein, dass unsere arbeitslosenzahlen geringer sind als im ausland, wir im innovationsrating unverändert weltmeister sind und der ruf der schweiz weltweit gesehen vielerorts gar besser ist als in der heimat selber. denn wir haben eine solide basis mit unserer patronwirtschaft in den vielen kmu-betriebe, verstärkt durch einige international tätige unternehmen. schweizer uhren und angehängte akzessoires strahlen global, und künden von starken marken, die ihren ursprung in unserem land haben.

weil es uns gut geht, sorgen wir uns verbreitet um unsere eigenständigkeit. wo es konflikt gibt, wollen wir neutral bleiben. wo es etwas zu dienen gibt, sind wir aber dabei. wir rühmen uns, wenn es um das zusammenleben von sprachkulturen geht, selbst wenn wir wissen, das die harten gegensätze heute zwischen städter und landleuten auftreten. wir glauben, die einzigartigste direkte demokratie der welt zu sein, selbst wenn das wachstum an volksabstimmungen im ausland gegenwärtig höher ist als im inland. und wir halten konkordanz und sozialpartnerschaft hoch, auch wenn sich arbeitgeber und arbeitnehmer in fragen der sozialwerke unseins sind, und die brunners und levrats in bald keine punkt mehr gemeinsamkeiten haben.

bei allen unterschieden zwischen genf und appenzell, zwischen baslern und tessinerInnen: das nationale ist schweizweit wieder in, schrieb ich vor einige monaten im schlussbericht zum identitätsbarometer, den unser institut seit einigen jahren regelmässig für die credit suisse erstellt. hauptgrund: die swissness schützt uns davor, in der massengesellschaft auf- und unterzugehen.

das war noch vor der abstimmung über die ausschaffungsinitiative für kriminelle ausländerInnen. es war auch vor dem start zum wahlkampf. seither hat sich einiges zugespitzt und ich bin zwischenzeitlich nicht mehr ganz sicher, ob aus der analysierten swissness-welle nicht eine eigentlich nationalistische geworden ist. denn das ist die schwäche aller bestimmung nationaler identitäten: dass sie dazu neigen, sich mit selbstbildern begnügen und sich um fremdbilder scheren. bei einem menschen würde jeder psychologe sagen, das so keine identät entstehen kann, denn die ergibt sich aus der gewachsenen übereinstimmung von wunsch- und spiegelbild. leider gibt es kaum jemanden, der das nationen und ihren politikerInnen so eindringlich sagt.

vielleicht gelingt es morgen, wenn in der arena die schweizer identität an der schwelle zum wahlkampf 2011 diskutiert wird.

stadtwanderer

wissenschaft, futurologie, geschichte und literatur – und wie das alles zusammenhängt

kann man in der gegenwart die zukunft mit wissenschaftlichen mitteln erkennen? vielleicht oder teilweise, antworte ich und füge bei: man kann in der geschichte die fakten und in der literatur die zusammenhänge sehen, die einem sonst entgehen.

das buch der zukünftigen zukunft
diesen sommer hatte ich (unter anderen) zwei ähnliche, wenn auch ungleiche bücher im ferienreisegepäck. das erstes heisst “Die nächsten 100 Jahre“. verfasst hat es der amerikanische politikwissenschafter george friedman, seit 1996 leiter des privaten instituts “stratfor”, das für regierungen, armeen und medien die (amerikanische) zukunft analysiert.

9783593389301_png_6637360friedman nennt drei überragende momente für das 21. jahrhundert, die ihn optimistisch stimmen: die anhaltende macht der usa, das ende der bevölkerungsexplosion und die neuen energien aus dem weltall. das krisengerede der gegenwart in der angelsächsischen welt mag er gar nicht hören. über den islam spricht er auch nicht gerne. chinas wirtschaftsmacht reicht in seiner einschätzung vielleicht an die japans, aber nicht amerikas. sie werde soweiso an ihren eigenen widersprüchen zerbrechen, ist er überzeugt. dafür sieht er zwei andere staaten aufkommen: die türkei, welche den europäischen kontinent, insbesondere deutschland einnehmen werde, und japan, das den usa den krieg erklären werde. nicht im pazifik werde der stattfinden, sondern im weltall – und von den vereinigten staaten von amerika gewonnen werden. das werde den usa die weltherrschaft sichern, deren grenzen nicht aussen-, aber innenpolitisch begründet seien: der spanisch geprägte südwesten der usa, der erst spät von mexiko zu den usa kam, sei das grösste pulverfass des landes, an dem es auch auseinander brechen könne.

wenn man das so liest, ist man zunächst beeindruckt. denn dem autor gelingt es, sich nicht vom kräuseln der ereignisse an der medialen oberfläche der ist-zeit einnehmen zu lassen. anders als seine kollegen argumentiert er auch nicht mit ökonomischen zyklen. vielmehr sucht er nach den ganz langen wellen, die den gang der geschichte sicherer fassen als alles ander. und dennoch bleibt man skeptisch. denn friedman glaubt, dass es nur ein zukunft, nämlich die der usa, gibt, die man erkennen, indessen nicht wirklich beeinflussen kann. das kommt bei seinen kunden sicher gut an, doch nichts belegt, dass es so kommen muss.

das buch der vergangenen zukunft
an die erkennbare zukunft glaubte vor präzise 100 jahren auch der deutsche journalist arthur bremer. 22 seiner zeitgenossInnen forderte er auf, aus damaliger sicht über die zukunft zu schreiben. nicht so global, wie es friedman heute macht, sondern fein säuberlich in lebensbereiche aufgeteilt – über die zukunft des krieges also, jene des friedens, der frauen, der arbeiter, der religion, des soziallebens, der erziehung, der literatur, des theaters, der musik, der kunst, des sports, der medizin und der weltuntergänge. alles zusammen ergab das die vielzitierte anthalogie “Die Welt in 100 Jahren“.

03636717nwenn man mein zweites zukunftsbuch im ferienreisekoffer aus heutiger sicht liest, gibt es sicher ein schlüsselmoment: vorausgesagt wird, dass 2010 das telefon, damals in der ersten oder zweiten generation, drahtlos in der westentasche versorgt und somit auch überall mitgenommen werden könne, um sich jederzeit zu informieren und mit allen mitzuteilen …

bingo! könnte man nun rufen und glauben, die entwicklung von sachen wie dem handy liesse sich genau vorhersehen. doch auch dieser schein trügt. denn das gegenbeispiel wäre die erdbeere, die in brehmers buch in einem jahrhundert anwächst wie orangen, weil sie so mehr ertrag abwirft. das mag es heute in den laboratorien der gentechnologen geben, eine verbreitung wie die mobile telefonie hat sie nicht gefunden.

das ist es also nicht, was das genre auszeichnet. denn seine stärke liegt nicht in der prognose von ereignissen, sondern in der einsicht von zusammenhängen. editor georg ruppelt, der ein sensibles vorwort zur neuauflage des bestsellers von 1910 verfasst hat, insistiert denn auch auf die treffsicherheit der vorausschau bezüglich des entscheidenden zusammenspiels von technik, politik und gesellschaft in brehmers werk – oder plakativ gesagt, auf die bedeutung des fortschritts für die entwicklung des menschen und seiner gesellschaften.

getrieben wird dieser fortschritt beispielsweise durch die elektrizität, die in vielen lebensbereichen vorteile bringt, sich deshalb auch durchsetzt und dabei die an die möglichkeiten der produktion stösst, sodass der fortschritt zwischen technischen innovationen und zivilisationskritik oszillieren, die sich trotz faszinierenden neuentwicklung mit endlichkeit unserer ressourcen beschäftigt.

kurzfristig stimmte vieles von dem, was brehmer 1910 veröffentlichte, nicht. statt völkerverbindendem luftverkehr, politischer einigkeit, reichtum für arbeiter und der emanzipation für frauen, gab es 1914 den grossen krieg. die nationen europas brachen gegeneinander auf, die frauen wurden an den herd und in die fabriken geschickt, ohne rechte zubekommen, und die werktätigen männer mussten an die front, wo sie, wie noch nie in der weltgeschichte, als kanonfutter auf den schlachtfeldern der zerstörung starben. sie auch der aussagekräftige buchillustrator brehmers, ernst lübbert.

die sozialisten leisteten mit ihren revolutionen zwar einen betrag zum ende des krieges, doch entstand damit nicht demokratien, sondern volksrepubliken, die während siebzig jahren um die vorherrschaft in der welt kämpften, ohne sie zu erreichen. und um den inhaber genau dieser langfristigen globalen macht als treiber der geschichte geht es bis heute in den zukunftsschauen, die es immer wieder wert sind, gelesen zu werden.

die bücher über zukunft heute und gestern im vergleich
eines ist mir bei den lektüren diesen sommer klar geworden: die soziale futurologie, die zukunftsoptimisten wie friedman verbreiten, gibt es nicht wirklich.

sicherer sind zukunftstrends für 10, 30 vielleicht auch 50 oder 100 jahre, die in der energieversorgung, verkehrspolitik, infrastrukturwicklung oder im stadtbau ihren stellenwert in planung, entwicklung und distrubution von gütern und dienstleistungen haben. doch dabei bleibt es in allen wissenschaftlich-technischen ableitungen aus den möglichkeiten der gegenwart.

die geschichte ist keine rückwärts gewandte prophetie, wie es der philosoph friedrich schlegel formulierte. und ihre umgekehrung ist auch keine vorwärtsgerichtete geschichtserzählung, wie ruppelt schreibt. denn geschichte beschäftigt sich immer erst im nachhinein mit dem, was war. was wir, auch was hätte werden können, ist und bleibt die aufgabe der freieren literatur. diese kunstform macht uns klar, was jenseits von fakten die wesentlichen zusammenhänge sind, welche auch die gegenwart im strom der veränderungen erscheinen lassen.

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samih sawiris soll direktor der pro helvetia werden

auffahrtstag – ruhetag. zeit, die zeit zu lesen. zum beispiel, die 10 ideen für eine besser schweiz. hier die sätze, die mir beim lesen blieben. nicht, weil ich sie alle gut oder schlecht finde, sondern weil sie mich auf- oder angeregt haben, hier die hitparade in meiner ordnung:

Samih Sawiris
Samih Sawiris, Begründer von Neu-Andermatt, soll Direktor der Pro Helvetia werden

10. Muammar al-Gadhafi, Staatspräsident Libyens:
“Ich rufe auf, das Staatswesen der Schweiz aufzulösen. Die Schweiz ist eine Weltmafia und kein Staat. Sie wurde gebildet aus einer italienischen Gemeinschaft, die zu Italien zurückkehren sollte, einer deutschen Gemeinschaft, die zu Deutschland zurück sollte, und einer französishcen Gemeinschaft, die Frankreich zurückgegeben werden sollte.”

9. Walter Wittmann, Oekonom:
“Die spektakuläre Erfolggeschichte des Schweizerischen Bundesstaates von 1848 bis 1914 basierte auf einem völlig anderen System, als wir es heute haben. Es gab Majorzwahlen, es gab eine handlungsfähigen Bundesrat mit sieben Radikaldemokraten, ab 1891 auch mit einem Vertreter der Katholisch-Konservativen. Der Föderalismus war schwach entwickelt, die direkte Demokratie spielte eine untergeordnete Rolle. Man konnte regieren – und tat das auch zügig.”

8. Martin A. Senn, Journalist:
“Der Kern des Selbstbewusstseins der Schweiz fusst auf einer Schweiz, die konservativ, aber auch ökologisch und sozial nachhaltig sowie wirtschaftlich-technologisch modern ist: auf der realen Schweiz. (…) Falls Sie dies schönfarberisch finden: Es war der ungelenkte deutsche Finanzminister, der mit seiner Wildwestmetapher die Sympathien unfreiwillig zugunsten der Schweiz verteilt hat. Denn die Indianer sind seit Karl May die Sympathieträger der Welt.”

7. Ludwig Hasler, Philosoph:
“Die Gesundheitspolitik muss um 180 Grad gedreht werden. Sie soll die Leute stärken, nicht vor allen Uebeln verschonen. Stark wird ein Mensch am Widerstand. Eine Politik, die an kräftigen Bürgern interessiert ist, ermutigt deren Freiheit, sicher nicht deren Unmündigkeit -wie soeben mit den messianischen Nichtrauchergesetzen.”

6. Bruno S. Frey, Oekonom:
“Jede staatliche Aufgabe soll sich in dem Raum abwickeln, der dafür die passende Ausdehnung hat. So entstünden funktionale Körperschaften, die sich überlappen und die für ihre Aufgaben nötigen Steuern in einem demokratischen Verfahren erhebendürften. (…) Das stellt eine neue Form von Föderalismus und Demokratie dar, in der sich die staatlichen Strukturen den Erfordernissen der Individuen anpassen – nicht umgekehrt.”

5. Simonetta Sommaruga, Ständerätin
“Ich schlage vor: Einem vollzeitlich erwerbstätigen Mann wird, wenn er Vater wird, das Arbeitspensum automatisch um mindestens 30 Prozent reduziert. (…) Dies hat zur Folge, dass auch Frauen Kaderpositionen anstreben und erhalten. Denn viele Frauen sind heute nicht bereit, für einen Chefposten, Familie, Freundschaften und Hobbys zu vernachlässigen und emotional zu verkümmern.”

4. Margrit Sprecher, Journalistin:
“Unsere Schweizer Volksvertreter machen nicht nur ein schlechte Figur. Sie genügen auch nicht dem internationalen Standard. Just die Schweiz, die so viel Wert auf höchste Qualität ihrer Produkte und Ausbildung legt, lässt sich sich von Amateuren vertreten, die ihren ausländischen Gegenspielern, gewandten, geschulten und cleveren Profis – hoffnungslos unterlegen sind. (…) Aber wollen wir das?”

3. Roger de Weck, Publizist:
“Eine in mehreren Kulturen verhaftete, global ausgerichtete Willensnation wie die Schweiz braucht Investitionen in die Mehrsprachigkeit ihrer BürgerInnen und Bürger. Die im Kindesalter gar nicht so grosse Mühe lohn sich, das beweist auch das Luxemburger Beispiel. Im Grossherzogtum sind dank des Schulsystems fast alle sowohl des Deutschen als des Französischen mächtig. Die Luxemburger pflegen überdies ihre lebendige Mundart.”

2. Remo Largo, Kinderarzt:
“Für mein Land wünsche ich mir eine Frauenpartei oder eine Familienpartei, die von Frauen geführt wird. Damit die Schweiz kinderfreundlicher wird. (…) Denn gemäss einer kürzlichen Umfrage des Beobachters würde es Eltern aus dem Mittelstand sehr schwer fallen, auf ihr Auto zu verzichten, weit weniger auf ein weiteres Kind.”

1. Daniele Muscionico, Journalistin:
“Samih Sawiris kann als Visionär unserem Land die Welt näher bringen. Die Bedingungen sind ideal: Er hat seinen Dürrenmatt gelesen und ist mit dem Besuch der alten Dame genauso vertraut wie mit dem Stall des Augias. Unser Gast aus Aegypten erfüllt alle Bedingungen als nächster Direktor der Kulturstiftung Pro Helvetia.”

uff, und wow,

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“bern neu gründen” setzt auf den informationsfluss im virtuellen aaretal

seit ende august 2009 gibt es den verein “bern neu gründen”. er will die politik im lebensraum bern jenseits von gemeindegrenzen neu aufmischen. dafür geht er jetzt in die mediale offensive.

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seit kurzem hat der verein einen eigene internetauftritt. mitglieder haben die website konzipiert. freiwillige mit technischem know-how haben sie gestaltet. nun ist ein diskussionsforum hinzu gekommen, dass unser “röschtigraber” schon ganz ordentlich anwärmt, und via facebook soll eine community aufgebaut werden, wie “unser” stubentiger eben vermeldet.

man setzt also ganz auf zeitgemässe formen der politischen mobilisierung, wenn es um die neugründung von bern geht. lassen sie sich miteinbeziehen, in den news- und informationsfluss, der durch das virtuelle aaretal zu fliessen beginnt. zwar ist er momentan etwa so stark wie der stadtbach durch die altstadt, aber bald schon soll daraus ein rauschender strom im aaretal werden!

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gemeindefusionen aus übergeordneten gesichtspunkten

kein anderer kanton hat so viele gemeinden wie der kanton bern. das soll sich jetzt definitiv ändern, beschloss der grosse rat diese woche.

400px-Karte_Gemeinden_des_Kantons_Bern_2009gemeindekarte des kantons bern. 33 gemeinden habe mindestens 5000 einwohnerInnen; in 125 sind es weniger als 500.

2004 lancierte der kanton bern seine strategie zur fusion von gemeinden. ziel ist es, die zahl vn anfänglich 400 kommunen auf rund 300 zu verringern. der zentrale ansatz ging seither über fördermassnahmen. doch hat er nicht gewirkt: 16 fusionsprojekte sind in den 5 jahren aufgegleist worden, 11 hatten erfolg, 5 misslangen. ende jahr wird es immer noch 388 bernische gemeinden geben.

nun hat der grosse rat einen strich unter die bisherige politik gezogen, um ein neues kapitel zu eröffnen: sp, fdp und grüne stimmten für eine beschleunigte gangart, während sich svp und (überraschend auch) bdp widersetzten. die minderheit will an der verfassungsmässigen bestandsgarantie festhalten, während die mehrheit fusionen von oben erlauben will, “wenn es kommunale, regionale oder kantonale interessen erfordern”.

was das genau heisst, wird man noch ausdeutschen müssen. sicher ist, dass gemeinden, welche ihre aufgaben nicht mehr selbständig erfüllen können, zwangsfusioniert werden können. und sicher ist auch, dass bei der zusammenlegung von mehr als zwei gemeinden abweichende kommunen gezwungen werden können, beizutreten, wenn die mehrheit der stimmenden in den zu fusionierenden gemeinden zustimmt. geklärt werden muss in einem vernehmlassungsverfahren bis nächsten herbst, wie weit es darüber hinaus geben kann.

die erfahrungen in anderen kantonen zeigen, dass auslegungen hierzu heikel sind. einzelne gliedstaaten haben gute erfahrungen gemacht, über anreizsysteme hinaus auch recht generell zwang bei fusionen einzusetzen. anderen sind, wie jüngst der kanton aargau, genau daran in der volksabstimmung gescheitert.

der schritt im kanton bern ist mutig. er unterstützt sicher auch die bestrebungen des vereins “bern neu gründen”. denn genau hier geht es um ein regionales, wohl auch um ein kantonales interesse. doch darf man dabei eines nicht übersehen: die demokratischen sensibilitäten der bevölkerung, wo sie sich auch mit kleinen gemeinwesen identifiziert, können solchen überlegungen aus der vogelperspektive auch einen strich durch die rechnung machen.

stadtwanderer

espace bilingue

das haus der kantone in bern war überbelegt. so mussten sich gleich zwei der vier arbeitsgruppen, die sich heute trafen, um über agglomerationspolitik im raum von grossbern zu diskutieren, in einem engen raum tagen. eingeladen hatte die tripartite agglomerationskonferenz, eine plattform für bund, kantone, städte und gemeinden.

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die agglomerationen der schweiz, räume des urbanen lebens, das mehr und mehr zwischen globaler und lokaler ausrichtung polarisiert wird, brauchen neue brückenschläge


potenciel!

“espace bilingue”, nannte jemand aus der runde das noch schwer fassbare gebilde, das aus den agglomerationen bern, thun, interlaken, burgdorf, solothurn, grenchen, biel/bienne, neuenburg, la chaux-de-fonds, fribourg und bulle besteht.

denn die zweisprachigkeit im herzen des raums wird als eine der chancen angesehen, eine nationale, vielleicht auch übernationale austrahlung neben den eher aussenorientierten, potenziell auch auseinander driftenden metropolregionen zürich, basel und arc lémanique zu erhalten.

wenn es gelingt, die mehrsprachigkeit, bestehend aus deutsch, französisch und englisch an den schulen zu verankern, in der politik zu leben und im öffentlichen leben zu pflegen, würde man einen teil der brüchigen schweizer identität pflegen und den zusammenhalt fördern, hiess es heute. biel/bienne macht das vorbildlich, jedoch ohne andere überzeugen zu wollen. fribourg/freiburg folgt aus eigenem antrieb, wenn auch zögerlich. stadtagglomerationen wie die von bern, deren mehrsprachigkeit weitgehend verloren gegangen ist, müssten jedoch mitziehen, oder wie die von neuenburg, wo man deutsch kaum mehr sprechen wolle.

politik als dienstleistung entwickeln, wurde als eine der zentralen aufgaben der region auf nationaler ebene angesehen. dabei ist die hauptstadt das zentrum. ein teil der verwaltung ist in die region ausgelagert worden, und verschiedene regiebetriebe sind in einige subzentren angesiedelt. drei universitäten, zahlreiche fachhochschulen, und zahlreiche spitäler finden sich in diesem raum; sie alle müssten besser koordiniert werden, um lokale bedürfnisse abzudecken, dank dem verbund aber einen mehrwert für die grossregion zu erzeugen. gerade weil es keinen nennenswereten flughafen hat, erschien der runde die zukunft des berner bahnhofs, die nummer 2 in der schweiz, als dreh- und angelpunkt, der sowohl die nord/süd-, aber auch die ost/west-ausrichtung der grossregionen gewährleitsten müsse, wichtig.

limites?
an diesem punkt setzte heute die kritik an. der raum dies- und jenseits der sprachgrenze müsse sich wirtschaftlich entwickeln, forderten verschiedenen vertreter von unternehmen, denn er lebe zu stark von öffentlich finanzierten projekten und vom subventionsausgleich aus anderen regionen.

sichtbar wurde in der expertenrunde auch, dass trotz nationalen projekte wie die expo 2002 in diskutierten gebiet keine gemeinsame identität entstand, die national oder gar international ausstrahle. einzelne städte, tourismuszentren oder herausragende unternehmen, die man kennt gibt es sehr wohl, doch wirkt alles als ausgesprochene aktion von einzelgängern.

bei diesen stichwort kam auch einige kritik gerade an bern als stadt und kanton auf. zu sehr throne man in der mitte des raumes, setzte darauf, dass man in die aarestadt müsse, um politische fragen zu klären. doch verhalte man sich wenig visionär, um auch ein eigentlicher magnet zu sein, der über pendlerströme hinaus eine eigentliche anziehungskraft im ganzen espace bilingue entwickle.

à faire …
wer macht den ersten schritt auf dem weg einer weiten wanderung?, dachte ich mir, als ich das haus der kantone wegen anderweitiger verpflichtungen leider verlassen musste …

stadtwanderer

weg von berns innensicht, verlangt unternehmer peter stämpfli

“pesche”, sagte er zu mir, als er sich vorstellte. genau diese direktheit ist typisch für den unternehmer peter stämpfli, der mit seinem bruder rudolf die traditionsreiche berner stämpfli-gruppe mit über 300 angestellten führt. und der sich jetzt auch in die debatte über berns zukunft einmischt.

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das verlagsunternehmen stämpfli ag ist ein typisches beispiel für innovative unternehmen in bern, von denen sich peter stämpfli dank vereinfachten gemeindestrukturen eine höhere dichte erhofft.

pesche sieht in der neupositionierung berns , wie sie die stadt entwickelt habe unternehmerische qualitäten. man besinne sich auf seine stärken, die man entwickeln wolle. nur wer auf seine einzigartigkeit setze, gewinne, erklärt er an diesem wochenende den leserInnen der meistgelesenen “Berner Zeitung“.

das geforderte politikzentrum versteht pesche nicht als aufruf zur erweiterung der verwaltung, aber als aufforderung, ihr wirtschaftliches potenzial zu nutzen. typisch hierfür das der trend zu e-government, einem technologisch und kommerziell interessanten gebiet mit internationalen perspektiven, auf dem sich bern mit neuen firmen profilieren müsse.

in seinem umfeld registriert pesche ein reges interesse an der diskussion, welche der junge verein “Bern neu gründen” lanciert hat, wenn auch begleitet von ein zögern gegenüber langwierigen debatten wie denkbaren gemeindefusionen. selber hat er eine anderen schluss gezogen, und ist er im verein aktiv geworden.

infrastrukturprobleme mit seiner firma am stadtrand haben pesche gelernt, neu zu denken. agglomerationsgemeinden und kanton müssten in verkehrsfragen mit viel aufwand kooperieren, die stromversorgung in der stadt und ausserhalb von ihr basiere auf verschiedenen anbietern, und baubewilligungen seien durch die kleinräumge zuständigkeiten nur erschwert zu haben. “Die Debatte, die wir mit dem Verein «Bern neu gründen» lancieren, ist kein abgehobenes Wunschprogramm. Sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit.”

pesche befürwortet gemeindefusion. sie dürften aber nicht auf eine reine übernahme durch die stadt hinauslaufen. was es brauche, sei eine neue kultur, die er mit einem neuen projekt entwickeln wolle: “Heute wird die Hallenbadkapazität der ganzen Agglomeration de facto von den drei teilweise renovationsbedürftigen Bädern der Stadt Bern bereitgestellt. Es muss allen einleuchten, dass ein von allen sozialen Schichten geteiltes Bedürfnis intelligenterweise nicht von der Initiative einer einzelnen Gemeinde abhängen darf. Sondern die ganze Agglomeration muss sich an der Standortsuche sowie an der Finanzierung beteiligen.”

ganz zum schluss des interessanten interviews wird pesche bildhaft. in berns altstadt stecke irgendwo ein elektromagnet, der die aufmerksamkeit immer auf den kern der agglomeration lenke, wobei die möglichkeiten der region unterschätzt würden. genau diesem elektromagnet will er mit seinem engagement den stecker raus ziehen.

stadtwanderer

bern will seine zukunft selber anpacken

es freut mich, wenn in papieren der stadt bern die zukunft vorkommt. und es freut mich ganz besonders, wenn dies in einem aufbauenden sinne gemacht wird. deshalb unterstütze ich berns zukunftsvision prinzipiell.

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karls kühne gassenschau vor dem bundeshaus scheint pate gestanden zu sein bei berns kühner zukunftsschau, die der gemeinderat gestern vorlegte

die “strategie 2020” ist mehr als ein budget und die legislaturziele. es ist eine vision der knüftigen entwicklung berns.

nach vorstellungen des gemeinderates wird es dannzumal eine eigene verwaltungsebene für den grossraum bern geben. selbst ein stadtkanton bern wird nicht ausgeschlossen.

in angriff genommen werden soll ein hauptstadtgesetz, welche das berns leistungen als hauptstadt abgelten soll. dem gemeinderat schwebt vor, einem “district of switzerland” vorzustehen. zu deutsch: bern soll zum politzentrum der schweiz ausgebaut werden.

zuoberst auf der zielliste steht aber die entwicklung der wohnstadt bern. die bevölkerung der heutigen stadt soll in 10 jahren auf 140000 anwachsen. dazu soll die waldstadt realisiert werden, und diegesamte planung soll auf das szenario “erweiterung” umgestellt werden.

der schuldenberg aus den 90er jahren muss bis 2012 abgebaut sein. denn nur das schafft raum für investitionen. diese sollen in den bereichen öffentlicher agglomerationsverkehr erfolgen, weitere verkehrsberuhigte begegnungszonen sollen entstehen, und ökologisch ausgerichtete firmen sollen bevorzugt angesiedelt werden. eine kongress- und eventhalle für 15’000 personen ist ebenso vorgesehen, wenn auch in zusammenarbeit mit privaten investoren.

das sind keine beschlüsse. aber absichten, die für einmal konkretisiert und in ein zeitfenster gestellt wurden. der “bund”, in sachen stadtentwicklung bisher eher vorsichtig, reagierte zurückhaltend-positiv. die “bz”, nicht eben verlegen, wenn es darum geht, die rückständigkeit der stadt zu kritisieren, fasste das ganze als “üppigen wunschzettel” zusammen, bei dem weniger mehr wäre.

ich füge dem bei: visionen sind dazu da aufzubrechen, sich unterwegs zu begeben statt stillzustehen. und gegen wanderungen von städten kann ich gar nichts einwenden,

stadtwanderer

sechs forderungen an die unternehmer nach der finanzmarktkrise

“Die Wirtschaftskrise hat eine Ordnungs- und Werte-Diskussion in Gang gesetzt, der sich die Arbeitgeber stellen müssen”, sagte der berner rudolf stämpfli am heutigen arbeitsgebertag in zürich. und überraschte seine kollegInnen mit sechs forderungen zum verhalten von unternehmen nach der finanzmarktkrise.

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rudolf stämpfli, in der sechsten generation druckereibesitzer in bern und republikanisch gesinnter unternehmer

stämpflis bericht 2009 als präsident des schweizerischen arbeitgeberverbandes wurde mit spannung erwartet. die übliche arbeitsmarktanalyse, gepaart mit einem streifzug durch die nationale sozialpolitik, enthielt dieses jahr eine ausführliche beschäftigung mit den ursachen und folgen der finanzmarktkrise. “Nach Jahren der einseitigen Oekonomisierung sollten wir uns wieder vermehrt um die ethischen Grundlagen der Marktwirtschaft und ihrer Einbettung in eine Gesamtorndung kümmern”, war einer der bemerkenswertesten sätze heute.

sechs forderungen formulierte der oberste schweizer unternehmer an die adresse seiner kollegInnen:

erstens, arbeitgeber müssen die konjunkturellen wellenbewegungen ertragen lernen; sie dürfen sie nicht immer gleich mit einer politik des billigen geldes oder staatlichern ankurbelungsmassnahmen glätten wollen.
zweitens, entscheidungsverantwortung in der wirtschaft darf nicht völlig an modelle delegiert werden; sie muss auch persönlich verankert bleiben.
drittens, arbeitgeber müssen entlöhnungssysteme so gestalten, dass der zusammenhang zwischen leistung, gewinn, verlust und entlöhnung gewahrt bleibt.
viertens, unternehmen müssen sich fragen, ob die forderung nach eigenkapitalrenditen von 15 bis 20 prozent mit einer gesunden entwicklung der volkswirtschaft kompatibel sind.
fünftens, die finanzindustrie darf nicht eigengesetzlich funktionieren, sondern muss wieder näher an die realwirtschaft geführt werden.
und sechstens, die vorstellung, die global players könnten sich vollständig von ihrer nationalen herkunft lösen und nur noch nach den regeln ihrer eigenen liga spielen, ist zu korrigieren.

stämpfli vertrat damit die position eines selbstbewussten unternehmertums, das selbstverantwortlich und gemässigt ist und aus den nationalen realitäten heraus agiert. er rief nach persönlichkeiten, die den wettbewerb in der marktwirtschaft nicht scheuten, dessen grenzen aber auch nicht verkennen würden. am schluss seiner ausführung zitierte er den liberalen nationalökonomen wilhelm röpke mit dem satz, dass es “eine Welt jenseits von Angebot und Nachfrage gibt”. stämpfli wandte sich dezidiert gegen die vorstellung des staates als aktiengesellschaft, denn: “Menschen, die auf dem Markte sich miteinander im Wettbewerb messen und dort auf ihren Vorteil ausgehen, müssen umso stärker durch die sozialen und moralischen Bande der Gemeinschaft verbunden sein, andernfalls auch der Wettbewerb aufs schwerste entartet.”

eine bemerkenswerte rede für einen arbeitgeberpräsident, meinte meine nachbarin, während anhaltend geklatscht wurde. übrigens; der berner stämpfli holten den arbeitgebertag 2010 von der hauptstadt der millionen in die hauptstadt der institutionen. das nächste jahr trifft man sich nicht mehr in zürich, sondern in bern.

stadtwanderer

geisterort arlay

arlay ist ein gottverlassener ort im burgundischen, bei dem man sich fragt: warum denn nur? der bericht von der spurensuche.

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das moderne arlay
für die wenigen einwohnerInnen, die im burgundischen arlay geblieben sind, gibt auf dem dorfplatz keinen teer, aber platanen, die eine allee skizzieren! la mairie, das haus der bürgermeisters, befindet sich da. im gleichen gebäude ist die schule untergebracht. auf der andern seite des staubigen paradeplatzes sieht man, wo das alles endet. im krieg, der von 14-19, der auch in arlay viele tote brachte.

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das spätmittelalterliche arlay

eigentlich gibt es ein zweites arlay, knapp einen kilometer weiter ostwärts befindet sich, umfahren von der landstrasse, “le vieux bourg” aus dem 15. jahrhundert. “stadt” nannte man das sogar im mittelalter. sichtbar sind nur zwei häuserzeilen, mittendurch geht ein weg, wo kaum ein peugeot durchkommen würde, wenn es ihn gäbe. das “quartier au dessus” wird noch von alten menschen bewohnt, “au dessous” ist eigentlich alles ruhig.

das paulanerkloster, das zwischen dem alten und neuen arlay steht, ist längst geschlossen. schwer verriegelt ist die eingangstür; die fenster sind vermacht. bier wird hier keines mehr gebraut. mönche hört und sieht man nicht mehr. ein weingut ist das einzige, was geblieben ist, – und das wird ausgerechnet hermetisch abgeriegelt.

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das herrschaftliche arlay

einst war arlay ein stolzes zentrum. auf dem hügel über dem ort residierte seit dem 11. jahrhundert der seigneur. der herr von arlay wurde graf von chalons, bis er im 13. jahrhundert half, die tiroler günstlinge des kaisers, die pfalzgrafen in der franche-comté geworden waren, zu vertreiben. danach war man in der freigrafschaft selber begütert; der einfluss reichte über den jura bis nach neuenburg. ja, selbst mit den kiburgern ob wintherthur war man verheiratet.

die grafen von chalon-arlay kämpften in den burgunderkriegen selbstverständlich auf burgundischer seite. sie sollten ihr engagement teuer bezahlen. denn nach dem tod des herzogs, der ohne männlichen nachfolger gestorben war, heiratete erzherzog maximilian, der habsburger thronanwärter, dessen tochter marie von burgund. louis xi., könig von frankreich, griff nun militärisch nach den burgundischen ländereien. das herzogtum burgund ging an die krone. die freigrafschaft wurde verwüstet.

die katastrophe von arlay
dieses schicksal wiederfuhr auch arlay, dem stammsitz der grafen von chalon-arlay. die burg auf dem berg wurde 1479 weitgehend zerstört. niemand hatte mehr die kraft, sie wieder aufzurichten.

auch das republikanische frankreich, das die neue kleine siedlung mit der plantanen-allee hervorbrachte, konnte das schicksal nicht mehr wenden. arlay ein dreifacher geisterort: oben, auf dem berg, unten im vieux bourg, und weiter vorne, bei den platanen.

als ich den chef der einzigen auberge frage, ob ich ein glas des hiesigen wein bekomme, winkt er ab. er dürfte nur gäste bewirten, die übernachten. und das wolle niemand mehr, deshalb reiche das geld für eine lizenz für einen offenen barbetrieb nicht mehr.

so wolle es der französische staat, der arlay nicht gut gesinnt ist.

stadtwanderer

10 thesen zur zukunft des berner grossraumes

morgen erscheint in der bz ein interview mit dem stadtwanderer zum stand der metropol-diskussion im grossraum bern. für meine blogleserInnen schon mal 10 kernaussagen:

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der stadtwanderer und sein blick auf metrobern

1.
“Ich habe meinen Blick auf heutige Probleme, Potenziale und Perspektiven des Stadtraums Bern nicht im Büro ersonnen, sondern erwandert.”

2.
“Die Städte sind die Stiefkinder der Schweizer Politik. Deshalb wurde unser Land auf dem falschen Bein erwischt, als man in Europa vor ungefähr 15 Jahren begann, über städtische Grossräume als zentrale Schaltstellen des globalisierten Standortwettbewerbs zu diskutieren.

3.
“Erst als das Bundesamt für Raumentwicklung vor einem Jahr den Entwurf für ein Raumkonzept Schweiz präsentierte und Bern nur als Hauptstadtregion einstufte, erwachte man hier, weil man in Bern einen Rückgang der Bundessubventionen für Infrastrukturbauten befürchtete.”

4.
“Berns Stärke als Polit-Zentrum hat nationale Reichweite. Darauf muss man setzen und Berns Rolle national ausrichten – als Schaltstelle-Zentrale der drei schweizerischen Metropolitanräume Zürich, Basel und Genf/Lausanne.”

5.
“Eine Stadt ist in erster Linie eine kulturelle Leistung, ein Ort, an dem wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen vorangetrieben werden. Wenn die bernische Wirtschaft, die bernische Gesellschaft, die bernischen Intellektuellen es nicht für wichtig halten, Bern an die metropolitane Schweiz zu koppeln, dann braucht es das auch nicht.”

6.
“Es gibt in Bern ja schon das Haus der Kantone, wo das Lobbying für
kantonale Interessen beim Bund orchestriert wird. Ich sage: In Bern muss auch bald das Haus der Metropolen entstehen, das den metropolitanen Spirit, den Glauben an die Kraft der Stadt fördert.”

7.
“Der Kanton müsste auf die Universität einwirken, dass sie ein Institut für Städtepolitik aufbaut, das die Entwicklung der Metro-Regionen der Schweiz wissenschaftlich befeuert. Die Geografen haben das realisiert, die Verwaltungswissenschafter folgen ihnen, jetzt müssen auch die Politologen, Soziologen und Historiker die Herausforderung annehmen.”

8.
“Berns Hauptschlagader ist der Bahnhof, an den der ganze
Grossraum verkehrstechnisch gebunden ist, über den Städtekranz im Mittelland bis zu den Städten im Oberwallis. Daran muss der Bund interessiert sein.”

9.
“Die drei schweizerischen Metropolitanräume sind nach aussen orientiert und wenden sich unterschiedlichen Kulturräumen zu. Der Grossraum Bern als ihre Plattform in der Mitte des Landes kann für sie nur zum Magnet werden, wenn er auch wieder lernt, kulturell zu vermitteln.”

10.

“Ich plädiere für die Lancierung eines jährlich stattfindenden, expo-ähnlichen, aber kleineren Begegnungsfests, das alternierend in einer der Städte in Bern Städtekranz veranstaltet wird.”

ich freue mich darauf, mir die metro-region bern der zukunft als stadtwanderer zu erschliessen.

stadtwanderer

zürich und die schweiz

bruno fritzsche, mein früherer professor für wirtschafts- und sozialgeschichte, hat für die 50 jahr-feier der raumplanung zürich und umgebung einen interessanten essay zum verhältnis von zürich und der schweiz geschrieben. darin hält er fest, dass die stadt bis 1830 eine ganz durchschnittliche position in der eidgenossenschaft einnahm. danach setzte der sturmlauf an die spitze alle schweizer städte ein. begründet durch die vorteile aus der beschleunigten mobilität. und so frage ich aus aktuellem anlass, ob das heute noch der grund ist für die starke stellung der limmatstadt.

die veränderung habe mit der mobilität und ihrer infrastrukturellen förderung angefangen. “Mittel dazu war das revolutionäre Verkehrsmittel der Eisenbahn, welche den bisherigen Raumwiderstand pulverisierte.” mit der geschwindigkeit verringerte sich die distanz und es nahm die raumintegration sprunghaft zu.

zürich setzte damals gegen bern, das die staatsbahn wollte, das privatbahnkonzept durch, und gewann, so der historiker fritzsche, “einige wenige, aber entscheidende Jahre Vorsprung”. gegenüber rivalisierenden städten wie basel, st. gallen, lausanne und genf habe zürich zudem den vorteil der zentralen lage nutzen können. “Bern dagegen, das noch günstiger lag, verhielt sich in der eisenbahnfrage merkwürdig passiv.” der sprung vom führenden strassen- zum führenden eisenbahnbauer gelang bern nicht.

als die privatbahnen nicht mehr rentierten, übernahm zur jahrhundertwende der bund das meiste. poltisch war das eine par force leistung und führte zur integration der früher verfeindeten fdp und kk. dafür flossen öffentliche gelder aus allen regionen in alle regionen.

denkt man! mit den worten aus dem jubiläumsbroschüre der RZU im gedächtnis, habe ich heute morgen mit dem röschtigraber die tageszeitungen durchgeblättert. eine grafik in der nzz fiel uns beiden auf. es ging um die neuen infrastrukturprojekte, die bei den eisenbahnen mit bundesgeldern gefördert werden sollen. und so werden die räume mit bundesgeldern alimentiert:

metrozürich: 2,64 milliarden chf
hauptstadtregion: 0,58 milliarden chf
metrobasel: 0,47 milliarden chf
städtenetz tessin: 0,41 milliarden chf
metrogenf: 0,41 milliarden chf
städtenetz st. gallen: 0,24 milliarden chf

sicher, das beispiel ist herausgegriffen. doch es ist das aktuellste beispiel für die laufende kontroverse.

als das belegt es, dass bern auch als hauptstadtregion nicht einfach schlechter gestellt wird, gegenüber bern, basel und genf. doch diese räume alle nur 2. wahl. und so fragt man sich, was die wirtschafts- und sozialhistorikerInnen in 50 jahren über die zusammenhänge von mobilität, infrastruktur, metropolregionen schreiben werden, wenn es dann um 100 jahre raumplanung “zürich und umgebung” gehen wird?

stadtwanderer

quelle:
zürich und die schweiz. essay von bruno fritzsche, mit kommentaren von iwan rickenbacher und claude longchamp, raumplanung zürich und umgebung, zürich 2008
nzz von heute

aufruf zu metrobern

zürich, genf und basel haben in den letzten jahren ihr metrozürich, metrogenf und metrobasel erhalten. wenn bern in dieser klasse der stadtregionen mithalten will, braucht die stadt ihr “metrobern”. ein aufruf!


die neue plattform soll verhindern helfen, dass bern zwischen metrozürich, metrogenf und metrobasel beteutungslos wird.

der anlass
der bericht des bundesamtes für raumplanung zu den metropolitanregionen in der schweiz hat in bern eingeschlagen. denn bern wurde zum städtenetz deklassiert, das bis zu den städten im umfeld von 40 kilometern reicht, gesamthaft aber nicht das kriterium einer metropolitanregion nach eu-vorstellungen erfüllt. die medien und meinungsbildner haben das umgehend aufgenommen und diskutiert.

der regierungsrat und der berner gemeinderat hielten diesen sommer dagegen. zahlreiche berner nationalrätInnen haben in der folge im parlament interveniert. die kritik am bericht soll demnach im bundesamt für raumplanung nachbearbeitet werden. wenig bestritten ist dabei der platz vier der region bern. auseinander gehen die meinungen aber, ob der vierte über oder unter dem strich liegt.

der tatbeweis
doch ist es damit nicht getan! die grossregion bern braucht den tatbeweis, dass sie eine metropolitanregion ist. bern braucht ein projekt, welches das potenzial einer solche weiterentwicklung aufzeigt. und bern braucht strukturen, die darauf aufbauend eine geregelte willensbildung erlauben.

aus meiner sicht ist es heute nötig, die von der diskussion zur handlung überzugehen. die polarität zwischen städtekranz und metropole ist zu akademisch, und sie lenkt ab. was es braucht, ist eine denkfabrik “metrobern”: ich stelle mir eine zivilgesellschaftliche sammlung interessierter und kompetenter vor, welche der sache den nötigen druck verleihen wollen. unternehmerInnen, die hier produzieren wollen, sind gefragt. infrastruktur- und dienstleistungserbringerInnen, sind aufgerufen, sich in dieser plattform zu vernetzen. wissenschafterInnen, die nicht in der provinz enden wollen, soll bei ihr mitmachen. auch vertreterInnen der politik sollen sich darunter mischen, und bürger und bürgerinnen, denen die region bern nicht einfach egal ist, will ich mit diesem aufruf erreichen.

die vorbilder
nachdem vorbild anderer metro-vereinigungen soll metrobern aus der taufe gehoben werden, sich regelmässig treffen, publikationen zu erarbeiten und medien miteinbeziehen, um fragen zu klären, was die exklusiven stärken der region sind, die national und international interessieren, was man im verbund besser als einzeln löst kann, wie man das nach innen sichern kann, und was davon nach aussen propagiert werden kann.

die präsenz der region bern an weltschausstellungen und ihr gleichgestelltes mitwirken mit anderen metroregionen sind kurzfristige ziele. die überwindung der perspektivlosigkeit im öffentlichen diskurs der region, sind die mittelfristigen. eine wirtschaftlich attraktive, durch lebenqualität geprägte zukunft ist das langfristige ziel von metrobern.

die belohnung
angesprochen? aber noch nicht motiviert? ich bin bereit, meinen beitrag zu leisten: wer sich bis ende jahre bereit erklärt, ein solches projekt in angriff zu nehmen, bekommt 2009 eine exluisive spezialführung des stadtwanderers durch metrobern!

stadtwanderer

jahrhundertprojekt bahnhof bern

der berner bahnhof ist der zweitgrösste der schweiz. und er soll ausgebaut werden. der stadtwanderer macht sich schon mal darauf gefasst, bis zu seiner pensionierung an der umbaustelle von nebenan aus und in den zug steigen zu müssen.

um die grossen pendlerInnen-ströme tagtäglich zu bewältigen, ist bern auf vielerlei angewiesen: einen leistungsfähigen oev; genügend parkplätze in der stadt , attraktiven wohnraum in city-nähe. denn jeden morgen kommen mehr menschen in die stadt, als hier leben. und jeden abend verringert sich die zahl der anwesenden wieder um gut 150000 personen.

hohe priorität kommt bei der bewältigung den menschenmengen dem berner bahnhof zu. in den 70er jahren erstellt, platzt er eigentlich jetzt schon aus allen nähten. 2005 kam die “welle” hinzu. dieses jahr wurde die unterführung neu gemacht, und der bahnhofplatz erhielt präzise auf die euro ’08 den baldachin.

doch all das reicht nicht. barbara egger, die baudirektorin des kantons bern, machte heute publik, wie der zukünftige bahnhof bern aussehen soll: 30 meter unterhalb des jetzigen bahnhofes soll ein neuer tiefbahnhof mit vier geleisen entstehen. der neue rbs-regionalbahnhof soll so 80 verlängerte züge pro stunde abgewickeln können.

offen bleibt die möglichkeit, dass auch die sbb einen tiefbahnhof mit weiteren vier spuren bekommt. denn man rechnet, dass sich die zahl auch dieser züge, die in bern halten, innert einer generation um 50 prozent erhöhen wird.

1 milliarde franken wird der neue rbs bahnhof kosten, mindestens nochmals soviel ein neue sbb-tiefbahnhof. bezahlt werden muss das aber noch nicht heute und morgen. denn der baubeginn soll 2014 sein. gerechnet wird mit einer bauzeit von 10 jahren.

bis das jahrhundertprojekt beendet sein wird, bin ich wohl rentner. bis dann gibt es wohl viel zu bloggen – von der grössten baustelle in meinem lebensalltag …

stadtwanderer.