Wie das Doppelleben des Hieronymus von Erlach Stück für Stück entsteht

4. Teil meiner Familiengeschichte über die von Erlachs

Hieronymus von Erlach wird 1667 in Bern geboren. Er stirbt 1748 in Hindelbank, kurz nach seinem Rücktritt als Schultheiss von Stadt und Republik Bern.
Der Jüngling wird der Familientradition folgend zur Offiziersausbildung nach Paris geschickt. Danach kommt er nach Südfrankreich, denn der König plant einen militärischen Angriff auf Katalonien.


Wo alles begann: die südfranzösische Stadt Carcassonne

Die katholische Heirat in Frankreich
Hieronymus’ Arbeit in der Armee wird gelobt. Dennoch ist ihm langweilig. Er lacht sich Francoise de Montrassier, die Tochter des Munitionswartes, an. Bald kommt Klein-Francoise zur Welt.
Die streng katholische Familie verlangt die Heirat – nachdem der Gatte seiner Berner Heräsie abgeschworen habe.
In der Bischofskirche von Carcassonne werden Jerome und Francoise als Ehepaar d’Erlach getraut. Auch die Tochter erhält den berühmten Familiennamen.

Die reformierte Ehe in Bern
Doch hält die Ehe nur ein Jahr. Denn Hieronymus bekommt aus seiner Vaterstadt einen Brief. Johann Friedrich Willading, schwerreicher Aufsteiger im Patriziat und möglicher Schultheiss verspricht ihm sein einziges Kind.
Das ist eine win-win-Sitatuion! Für die Willadings ist es der Aufstieg nach ganz oben in Bern, für Hieronymus ein wichtiger Schritt auf dem Weg, selber Schultheiss zu werden.
Hieronymus zahlt seiner französischen Ehefrau ein Schweigegeld und reist nach Bern, wo er Anna Margarete Willading ehelicht. Die ungeschiedene Ehe in Frankreich verheimlicht er in seiner Vaterstadt.

Der spanische Erbfolgekrieg als Chance
Der Schwiegervater ist allerdings Anführer der Niederländer-Partei. Das Engagement der von Erlachs für Frankreich sieht er skeptisch. Vielmehr wünscht er sich den Schweigersohn auf der niederländischer Seite.
Ein Ausweg zeichnet sich ab, als in Spanien der letzte Habsburger auf dem Königsthron kinderlos stirbt. Frankreichs König Louis XIV nominiert seinen Vetter Philipp von Anjou für die Nachfolge. Spanien wendet sich Frankreich zu. Philipp wird König von Spanien.
1702 bricht der Spanische Erbfolgekrieg aus, Frieden gibt es erst 1715. Frankreich und Spanien sind auf der einen Seite, der Kaiser, Grossbritannien und die Niederlande auf der anderen.
Der Kaiser bestellt bei den Eidgenossen zwei Regimenter, je eines in Luzern und Bern.
Für Hieronymus ist das die Chance! Die die Niederlande auf kaiserlicher Seite.
Hieronymus wird Oberst der österreichischen Versorgungstruppen und rekrutiert seine Berner Untertanen als Söldner. Am Rhein hat er Erfolg und steigt zum Feldmarschall-Leutnant auf.

Der trickreiche König von Frankreich
Alles wäre schön aufgegangen, wenn der trickreiche französische König nicht gewesen wäre. Er spinnt an einer Intrige. Er hat sich die Heiratsurkunde von Hieronymus und Francoise geben lassen und schickt sie seinem Ambassadeur in Solothurn.
Der wird bei Hieronymus vorstellig. Der soziale Tod droht, würde es publik, dass er ein Konvertit und Bigamist ist.
Man einigt sich, die Affäre unter dem Deckel zu halten, wenn Hieronymus sofort als Informant Frankreichs arbeite.
Was auch geschieht! Einmal sind seine Berichte sogar entscheidend. Geschrieben sind sie von Baron d’Elcin, auf dem Landsitz in Jegenstorf übergibt er sie Meldeläufern nach Versailles.
Dank den Informationen verhindert der französische König den Uebertritt der kaiserlichen Truppen über den Rhein.

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert