des stadtwanderers sechste saison

wer in seinen sechste wanderfrühling steigt, macht das schon seit fünf jahre. so wie ich als kombinierter wanderer-blogger!

Stadtwanderer-Skulptur-Kopflos-Bern
sinnbild dafür, wie man nicht stadtwandern soll: kopflos – meine lieblingsskulptur in bern

ich habe meinen blogger-geburtstag verpasst. es war am 10. märz, vor gut einer woche soweit. in gedanken war ich ganz anderswo, und so entgeht mir weniges – aber die eigene kleinfeier!

der geburi meines blogs ist immer auch der startschuss in die neue saison. 5 jahre mache ich das kombi als spaziergänger und schreiber schon. und das sechste jahr kündigt sich schon ganz ordentlich an:

. am vergangenen samstag gabs eine tour an der alten aare zwischen lyss und aarberg. die geschichte des burgundisch-bernischen grenzstädtchen aarberg stand im zentrum.
. die nächste fixierte wanderung ist am 21. mai. die generaldirektion der srg ist mit zahlreichen nicht-bernerInnen besetzt worden, die bern zu wenig kennen. ich sozialisiere roger de weck und verschiedene seiner mitarbeiterInnen an der spitze der srg an ihrem arbeitsort mit einem ganz speziellen rundgang zum thema “tatort bern”.
. eine woche später führe ich eine delegation aus spiez durch die stadt bern, quasi auf den spuren von adrian von bubenberg, den freiherren von spiez und berner schultheissen im 15. jahrhundert.
. am 10. september gibt es dann eine spezialführung für die volkshochschule wynenthal im aargau. catherine von wattenwyl, die berühmte amazone im 17. jahrhundert in bern, lebte eine weile in der gegend meiner teilnehmerInnen. ich spinne den faden zwischen den beiden orten anhand von personen mit unkonventionellen biografien fort, um zum durchschnitt einen gegenpunkt zu setzen.

zwei weitere tourneen sind in vorbereitung, zum thema flüchtlinge und demonstrationen in bern. mehr dazu, wenn sich das alles konkretisiert.

wer interesse an einer führung mit mir hat, melde sich ruhig. etwa zwei termin habe ich meiner sechsten saison noch offen.

stadtwanderer

aarberg – das stedtli auf der aareinsel

heute beginnt die stadtwanderersaison 2011 – mit einem rundgang im seeland und einer ausführung von mir zur stadtgeschichte.

aarberg
ansicht auf aarberg im 19. jahrhundert – noch vor der aarekorrektion

im statistischen sinne ist arberg keine stadt. die leute nennen es auch stedtli. 4000 einwohner hat es heute. viele bekannte sind weggezogen, wie ernst wüthrich, der nobelpreisträger, kuno lauener, der frontmann von züriwest, tanja gutmann, die ex-miss-schweiz, oder cécile bähler, eine unserer tv-wetterfeen.

historisch gesehen ist aarberg sehr wohl eine stadt. ursprünglich burgundisch, kam sie zu bern, erlebte nach der reformation ihre blütezeit als marktort, stagniert aber seit dem eisenbahnzeitalter. als regionales verwaltungszentrum sucht es heute neue wege.

die burgundische stadtgründung
am anfang der aarberger stadtgeschichte steht ulrich, graf von neuenburg. seine vorfahren waren burgundische adelige gewesen. bekannt waren sie als herren von fenis, dem heutigen vinelz am bielersee. nach einem schweren erdbeben, das die hasenburg, den stammsitz der familie, verwüstete, verteilten sie sich auf das dreiseengebiet mit zentrum in neuenburg. ulrichs vater, rudolf, beherrschte mehrere sprachen und wirkte als kulturvermittler zwischen burgundern und schwaben. er war minnesänger im gefolge des kaisers.

zu beginn des 13. jahrhunderts übernahm ulrich die nördlichen ländereien der familie. büren an der aare und valangin im val de ruz waren seine ersten herrschaftszentreum. ulrich gründete auch zwei städte: nidau und aarberg. mit dem bau von aarberg begann er, nachdem die zähringer ausgestorben waren. als ulrich 1225 verstarb, hinterliess er nachkommen und in aarberg eine kleine siedlung mit stadtmauer, zwei eng aufeinander ausgerichteten häuserzeilen und einem gassenmarkt.

die aare hatte zu dieser zeit noch den alten verlauf. sie mündete verlief durch die ebene zwischen frienisberg und dem bergrücken am bielersee. sie war ein wilder fluss, in vielem auch eine grenze. wenige inseln erleichterten den übergang, und auf einer solchen stand alt-aarberg. die frühen quellen nennen den namen in verwandter form, arberc, während die siedlung „opidum“ hiess. das deutet auf eine vorform der mittelalterlichen stadt, mit befestigungen und wasserschutz.

am 1. mai 1271 bestätigte rudolf von aarberg, ein enkel des stadtgründers, aarberg das stadtrecht erstmals schriftlich. der stadt und ihren burgern wurden wald, wiesen und gewässer der umgebung geschenkt. zur herrschaft zählten die dörfer lyss, busswil, bargen und kappelen. man war wer an der aare im seeland!

aarberg wird bernisch
die zeit der stadtgründung war unsicher. das königreich burgund kam 1034 ins kaiserreich integriert worden. das bestand damals aus italien, wo der papst das sagen hatte, und dem kaiser, der nördlich der alpen regierte.

einen wirklichen kaiser gab es seit dem tod von friedrich II. 1250 nicht mehr. dafür erstarkten adelige: in unserem gebiet nebst den neuenburgern die kyburger mit stammsitz bei winterthur. nach deren aussterben 1264 setzten sich die habsburger durch. 1273 wurden sie deutsche könige und kaiseranwärter, die sich daran machten, die verselbständigten burgundischen barone, wie man den burgundischen adel verächtlich nannten, zu unterwerfen. das gelang könig rudolf von habsburg noch kurz vor seinem tod 1291 teilweise.

wirtschaftlich gehören das 12. und 13. jahrhundert jedoch zu den guten. das klima erwärmte sich, die bevölkerung wuchs. das erlaubte es, neue siedlungen zu gründen: aus der regionen erwähnt seien das kloster frienisberg, 1133 entstanden, und aarberg.

ebenfalls aufstrebend war die aarestadt bern, 1191 gegründet. 1293 befreite könig rudolf von nassau, kein habsburger, die stadt vor adeligen übergriffen. er gab ihr eine eigene verfassung und verlieht ihr königliche aufgaben im aaretal. seit 1324 hatte die stadt bern mit laupen ein eigenes untertanengebiet. in den 1330er jahren eskalierte der zwist mit den burgundern. aarberg stellte sich auf ihre seite. 1339 kam es zur entscheidung. bern belagerte aarberg vergebens, gewann aber in laupen.

stadtherr war damals peter von aarberg – ein veritabler raubritter. ihn besiegte schliesslich die pest, die über die rhone nach norden kam und das mittelland 1348 erfasste. man verarmte. das kloster frienisberg verkaufte seine herberge in aarberg, woraus das restaurant krone als gasthof entstand. stadtherr peter wiederum geriet 1351 in finanzielle schwierigkeiten. er verpfändete die stadt an bern, dann verkaufte man sie nach nidau. 1375, nach dem aussterben der neuenburger in nidau, zahlte bern die neukyburgischen erben aus, und nahm so das ursprünglich burgundische städtchen in besitz. kaiser karl iv., der letzte könig von burgund, bestätigte den seitenwechsel. peters sohn, ebenfalls peter genannt, der nichts mehr zu erben hatte, schloss sich den habsburgern an. er war in der schlacht von sempach bannerträger – gegen die eidgenossen. mit herzog leopold verstarb er auf dem schlachtfeld.

1414 regelt könig sigismund von ungarn, kein freund der habsburger und kyburger, auf seinem weg zur kaiserkrönung mit grossen federstrichen neu. den savoyern im süden wies er die alpenpässe zu, den bernern das aaretal. die herrschaft aarberg, erweitert durch affoltern, kallnach, niederried und radelfingen, vermachte er definitiv der stadt, wenn auch als königliches lehen. insbesondere übertrug er den bernern die hoheitlichen zollrechte und damit die verfügung über die einfachen brücken aarbergs.

gleich zweimal brannte die holzstadt aarberg in der folge nieder – 1419 ein erstes, 1477 ein zweites mal. denn man war in die zwistigkeiten zwischen der stadt bern und den burgundischen herzögen in dijon geraten. wie man weiss, gewannen bern und die eidgenossen diese auseinandersetzung auf den schlachtfeldern. in grandson und murten.

die blütezeit des marktortes
der zweite brand blieb nicht ohne weitreichende folgen. aarberg wurde neu gebaut: nun versetzte man die häuserzeilen um je 10 meter nach hinten, sodass in der mitte ein grosser platz entstand. aarberg wandelte sich zum bernischen landstädtchen, wie man es heute noch kennt. zudem wurde der markt aufgewertet, denn aarberg wurde nun zum zentralen handelsplatz im seeland für salz-, eisen- und tuchwaren aus dem burgundischen.

es war eine zeit des aufstiegs, wie man bis heute am ortsbild erkennen kann. 1496 wird erstmals ein rathaus gebaut, das den burgerrat unter dem bernischen landvogt beherbergte. 1526 schloss man das mittelalterliche bargenspitel vor der stadt; dafür baute man den jetzigen kirchturm, das spital und die erste schule. mitten drin trat man zur reformation über, wagte sogar einen aufstand. 1529 hatte aarberg für einen jahr einen schultheissen. bern wusste das in der folge zu unterbinden, und entsandte wieder landvögte. die mehrten das stadtbild durch eine neue brücke und eine neue kirche. zum abschluss der stedtlierneuerung eröffnete man 1610 den neuen sitz des landvogts, das heutige amtshaus.

bis zum ende des 18. jahrhunderts kannte aarberg seine blütezeit. die grossen umwälzungen begannen erst 1798 mit dem überfall der revolutionären französischen truppen, deren besatzung das stedtli in mitleidenschaft zog. 1815, nach der konservativen neuordnung europas durch den wiener kongress, rüstete man in Aarberg auf. rund um die stadt wurden schanzen gebaut. 1830 legt man noch einen zacken zu, unterstützt von konservativen kräften in der schweizerischen armee.

doch sprang der revolutionäre funke aus frankreich auch auf die berner landschaft über. mit den privilegien der patrizier in bern wurde jetzt aufgeräumt. die liberalen wie sie sich nannten, wollten freiheit und gleichheit für alle. um die alte macht zu brechen, gründete man nun überall politische gemeinden, welche die verwaltung in die eigenen hände legte.

die herausforderungen der gegenwart
seit 1801 war aarberg hauptort eines amtsbezirkes. 1832 wurde man auch bernische gemeinde; 1834 kam eine skundarschule hinzu, und 1843 die ersparniskasse. aus untertanen wurden bürger, mit bildung, befähigt zum geschäften und politisieren in den wirtschaften.

das 19. jahrhundert sollte in vielem die wende aarbergs bringen: zum guten und zum schlechten. zuerst baut die junge eidgenossenschaft den hagneck-kanal. mit ihm wurde die aare gebändigt. aarberg ist seither keine insel mehr, und es kann auf die wasserwehr verzichten. fast gleichzeitig wurde die erste eisenbahnlinie im seeland eröffnet. von bern nach biel/bienne. doch machte die nicht in aarberg halt, sondern im bauerndorf lyss, das sich schrittweise zu konkurrenzstadt entwickelte. die verlagerung des waren- und personenverkehr vom wasser auf die schiene verkraftete aarberg nie ganz.

verbesserungen suchte man zur wende vom 19. zum 20. jahrhundert in der industrialisierung der landwirtschaft; die zuckerfabrik steht hierfür. erweitert hat man auch die arbeitsmöglichkeiten, von der traditionellen ziegelei zur modernen betonfabrikation. in aarberg wächst die bevölkerungszahl, und seit neustem besinnt man sich einer langen tradition in aarberg: der führung der verwaltung für den verwaltungskreis seeland.

zwei politische höhepunkte hatte aarberg in jüngster zeit. 2008 feierte die feuerwehr jubiläum, und bundesrat samuel schmid, damals schon bdp bundesrat, höchstpersönlich lobte die tatkraft der liberalen bürger in aarberg, für ihre sicherheit selber zu sorgen. 2010 kam dann auch sein gegenspieler, alt-christoph blocher nach aarberg, um mit einer viel gehörten rede über berühmte seeländer, den wahlkampf der konservativen svp für regierung und parlament zu eröffnen.

selber habe ich meinen weg nach aarberg aus anderen gründen gefunden. 2006 feierte man mit grössen wie moritz leuenberger und benedikt weibel “100 jahre postauto” in aarberg. 1906 eröffnete man nämlich von bern via detligen nach aarberg die erste schweizerische autolinie des gelben riesen. bis heute ist sie eine meistbefahrenen. und auch ich gehörte zu den regelmässigen fahrgästen.

und wir steigen nun in eben dieses postauto, um unserer jubilarin, regula baumgartner, zu ihrem 50. geburtstag alle ehre zu erweisen: irgendwo in bernwest werden wir wieder aussteigen, wenn die wetterfee es erlaubt. machen sie dann einen schönen eindruck, damit die chemie beim feiern stimmt!

stadtwanderer

in mühleberg und oltigen mit vögeln, grafen und frühlingshafter energie unterwegs

ich war heute auf der winterexkursion mit dem vogelschutzverein wohlen. besucht haben wir den landstrich zwischen mühleberg und oltigen an der aare. wenn es um mönchgrasmücken oder nonnenkneifer ging, konnte ich nicht immer mithalten. dafür komponierte ich in der herrlichen frühlingsatmosphäre eine kleine rede, die ich vor dem güggelisloch, dem sagenumworbenen unterirdischen zugang zur verschwundenen burg, über oltigen hielt. hier die leicht ausgeschmückte widergabe.

meine damen und herren!

morgen wird mich mühleberg am wohlensee beschäftigen, heute geht es uns um oltigen, der stelle zu unseren füssen.

sie alle haben sicher schon von troia gehört. in der heutigen türkei gelegen, gehört der untergang der stadt zu den tragischen momenten der weltgeschichte. denn die menschen glaubten immer, mit städten jene form von sozialgebilden geschaffen zu haben, die stets überleben werde. wenn dem einmal nicht so war, war das nicht nur ein desaster, es liess auch die wildesten geschichten über den grund und den ort entstehen.

das wäre eigentlich auch bei oltingen an der aare der fall. unter uns liegt ein dorf mit heute 67 einwohnern. oltigen. an stelle des dorfes stand einst eine stadt – im mittelalterlichen sinne. sicher, troia war wichtiger als oltigen. doch zwischen dem 11. und 15. jahrhundert konnte sich der ort mit neuenburg durchaus messen.

flüsse sind kulturhistorisch gesehen etwas vom spannendsten. immer schon waren sie verkehrswege. manchmal trennten die flüsse die länder beidseits, manchmal verbanden sie sie. mit unserer eisen- und autobahn schweiz kennen wir fast nur noch letzteres; ersteres ist uns fremd geworden. doch man muss daran erinnern, wenn man die bedeutung der aare ermessen will.

als sich zu beginn des 5. jahrhunderts nach christus die römer nördlich der alpen zurückzogen, fluteten verschiedene bevölkerungsgruppen in ihre ehemaliges herrschaftsgebiet. in unserer gegend muss man von zwei völkern sprechen, den burgundiones oder burgundern, und den alemanii oder alemannen. die burgunder waren ebenso wie ihre nachbarn germanen. doch wollten sie unbedingt römer werden. sie nahmen ihre sprache an. sie konvertierten zum katholizismus. sie liebten den wein, und sie unterhielten die römerstädte mit ihren bischöfen weiter. die alemannen waren das pure gegenteil davon. sie behielten ihr idiom, sie blieben arianer, und sie tranken weiterhin bier. die städte mochten sie nicht. sie mieden sie, oder sie zerstörten sie. zu zweiten der römer war aventicum, das heutige avanches, eine stadt mit 20’000 einwohnern; 610 ging sie nach einem alemannensturm unter.

konstanz, die einzige bischofsstadt im alemannischen, die im mittelalter mit basel, genf, lausanne, sion oder chur stand halten konnte, war von hier aus weit weg. das galt auch für die stellvertreterklöster in st. gallen und zürich. nur das schwäbische entwickelte sich in ihnen mehr, während sich auf der seite der aare, auf der wir jetzt stehen ein völkchen mit viel eigenbrötlertum herausbildete. christianisiert wurde die bevölkerung erst im 10. jahrhundert, – durch burgundische klöster.

getrennt wurden die burgunder und der alemannen durch die aare. seit dem 9. jahrhundert war sie nicht nur eine kulturgrenze, auch eine politische grenze. wo das der fall war, brauchte es stets herrschaftszentren. befestigungen, sitze von adeligen, orte der versorgung, zentren der verwaltung. oltigen bot sich da an. unmittelbar unterhalb des zusammenflusses von saane und aare gelegen, war die stelle verkehrstechnisch günstig. der hohe felssporn attraktivierte die lage noch. er verschaffte zu jeder zeit aussicht, und bot damit sicherheit. schliesslich, olitgen heisst bis heute riviera von radelfingen, weil es so sonnenbeschienen ist.

oltigen ist einer ältesten brückenköpfe über die aare. eine feste brücke gab es nie, fähren schon. in oltigen herrschte seit dem 11. jahrhundert ein graf, der phasenweise sehr mächtig war. burkhart, der berühmteste von ihnen, wurde bischof in lausanne, gefolgsmann des kaisers. seine grösste wohltat: er liess das mittelalterliche städtchen avenches wieder aufbauen. seit dem 12. jahrhundert waren die oltiger herren nur noch provinzgrafen. genauso wie murten hielten man aber zu den savoyern und ihren vasallen in der gegend.

eine der mächtigsten erschütterungen der mittelalterlichen welt war die pest. 1348 wütete sie erstmals im mittelland, sie raffte wohl einen drittel der menschen weg. wer schutz versprochen hatte und diesen im entscheidenden moment nicht gewähren konnte, stand jetzt auf der anklagebank. so die kirche – und so der adel. die bauern rebellierten gegen klöster und grafen, denn sie wollten nicht mehr leibeigend sein und abgaben zahlen müssen.

den zwist, der auch in oltigen ausgebrochen war, nutzte das benachbarte bern. offiziell vermittelte man, faktisch betrieb man den sturz der burgunder, dem grossen thema des 15. jahrhundert. denn bern, die zähringerstadt, die parallel zu oltigen entstanden, aber ganz in der schwäbisch-zähringische tradition und in den herrschaftsbereich des deutschen königs eingebunden war, bildete das eigentliche gegenstück zum burgunderstädtchen an der aare.

1410 kam es in oltigen zum entscheidenden aufstand. bern half den aufständischen. als man sich durchgesetzt hatte, schleiften die sieger burg und stadt. der letzte graf, hugo von mömpelgard, wurde vertrieben; die verhasste konkurrenz aus dem aarestädtchen ganz zerstört. 1412 verlor savoyen alle rechte auf oltigen, seither ist man hier bernisch, zuerst stadt-, dann kantonsbernisch. in die kirche ging man nach wohlen, zu gericht musste man nach zollikofen.

heute spricht man in diesem zusammenhang gern von bauernbefreiung. ich nenne es eher herrschaftswechsel. denn die stadt bern, 1415 zum königlichen stand erhoben und mit allen rechte über leben und tod, fackelte damals nicht lang. damit man keine gefängnisse bauen musste, in denen man fremde durchfuttern musste, präferierte man bei eroberungen die zerstörung, für die angegriffenen bedeutete das flucht oder tod. und was man nicht erobern konnte, kaufte man auf dem aufstieg zum grössten stadtstaat nördlich der alpen zusammen.

als folge davon setzte sich auch diesseits der aare die kultur der alemannen durch. 1476 wurde der landstreifen, der bis murten reichte von eidgenössischen truppen erobert, und er wurde unter bernisch-freiburgische herrschaft gestellt. die kultur wurde zwangsweise (re)germanisiert. wer in bern vorsprechen wollte, musste deutsch sprechen können, die andern hörte und verstand man nicht. 1536 griffen die berner bis vor die tor genfs aus, und vertrieben die savoyer aus der gegend. was bernisch wurde, wurde auch reformiert. man war nun reformierte untertanen der eidgenossenschaft, die gefälligste berndeutsch sprechen sollten. erst napoléon bonaparte räumte damit auf, machte die untertanen zu bürgern, die besetzten gebiete zu gleichberechtigten kantonen und schuf damit eine der grundlagen für das friedliche und erspriesliche zusammenleben heute.

oltigen hat davon nicht wirklich profitiert. die stadt ist abgegangen, wie das etwas verharmlosen heisst. selbst die erinnerung ist aus der geschichte gestrichen worden. sie lebt nur noch in mythen weiter, die im internet weiter leben. das gibt dem ort doch noch eine hauch von troia.

sicher, die kulturelle trennung durch den fluss ist heute weitgehend überwunden. wirklicher verkehrsweg ist die aare aber nicht mehr, sie dient hier seit der industrialisierung der stromproduktion aus dem benachbarten mühleberg. davon morgen mehr.

stadtwanderer

nochmals volltanken

schon der frühe morgen war vielversprechend. der nebel über der aare lichtete sich, und der himmel über hinterkappeln färbte sich in ein helles blau. die temparatur stieg rasch an, als wollte sie einen herbsttag im september ankündigen.

doch es war sonntag, den 14. november 2010.

uns hielt der prachtstag nicht lange zuhause. biel/bienne war das ziel, genauer gesagt magglingen/macolin. da multiplizierte sich die angesagte pracht ins x-fache. zu füssen lag die stadt, dahinter lyss-aarberg, und selbst bern konnte man knapp erkennen. rechter hand glizzerte das seeland mit wiesen, wäldern und seen. allen voran der bielersee, sogar mit segelbooten, die vielleicht ein letztes mal noch ausliefen. hinter der ganzen kulisse reihten sich die alpen auf, schneebedeckt, daran erinnernd, dass es bald überall winter sein wird. heute glänzten alles von den freiburger bis luzerner alpen im klarsten sonnenlicht, sodass man die berge für ein herrliches zuckergebäck hielt, in das man am liebsten gebissen hätte.

der spaziergang hinunter nach biel/bienne wärmte uns so richtig, womit der mitgebrachte schal bald überflüssig war. das galt bisweilen auch für die lederjacke, die man lieber über der schulter hängend durch denn leichten wald nach unten trug. die frage, ob wir an der mittelstation die bahn nach ganz unten nehmen sollten oder nicht, war rasch beantwortet: keine sekunde würde man an einem solchen tag freiwillig die würzige luft, den wärmen wind, das tolle gefühl der natur missen wollen. so führte uns die wanderung um verschiedene wegkurven hinunter zum pavillon über biel/bienne, von wo aus wir die übersicht über hafen, stadt und umland ein letztes mal genossen.

wieder zu hause kam gar zur premiere: gegessen wurde auf der dachterrasse, zum ersten mal 2010, fröhlich lachend, den tag, die woche, das jahr revue passierend lassen. denn so fantastisch wie heute fallen die bilanzen wohl nie mehr aus. es war, als sei man nach einer langen wanderung, in einer oase angekommen, um sich zu laben, ob sie wirklich war, oder nur eine fatamorgana interessierte dabei kaum mehr. hauptsache man konnte nochmals voll auftanken!

stadtwanderer

gut gelacht, ist halb gewandert

er ist ein original. bald wird er mit mir eine stadtwanderung machen. ich hoffe, wir lachen soviel, wie bei der vorbereitung.

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christian miesch ist nationalrat des kantons baselland. das erste mal, als er gewählt wurde, vertrat er die farben der fdp. dann mochte er sich nicht mehr für diese partei einsetzen. das zweite mal, als man ihn nach bern sandte, hatte er zur svp gewechselt. jetzt politisiert er mit dieser fraktion.

nicht nur freundlich war sein empfang in der neuen partei, erzählt mir der baselbieter. der giezendanner habe ihm drei motionen zum unterschreiben hingelegt. alles asylfragen – lakmustest also! trotzdem habe er die erste eingabe gelesen, dann hätte ihn giezi, wie man den aargauer volkstribun in der svp nennt, gedrängt, schliesslich habe er blind unterschrieben.

zu seinem nachteil. denn die dritte motion handelte von einem speziellen flüchtlingen. es ging um miesch – den parteiflüchtling. sie lautete: christian miesch ist aus dem nationalrat auszuschaffen. und sie trug die unterschrift von christian misch.

das gelächter war ihm sicher. doch humor zeichnet den baselbieter aus – wie kaum einen anderen unter der bundeskuppel. bald schon werde ich mit ihm und einer schar getreuer eine stadtwanderung machen – zur direkten demokratie in bern, der schweiz, stuttgart und überhaupt.

die vorbesprechung fand im restaurant “chez eddy” statt. für draussen war es zu kalt, und so gingen wir hinein – ins fumoir. mir kam es vor wie in einem fixerstübli. doch mein gesprächspartner liess sich nicht abbringen, fragte: “machst du nichts für deine gesundheit?” – und lachte.

drinnen waren wir rasch bei anderen themen: ausschaffungsinitiative, nationalratswahlen und weinbau. sein rebberg ist mieschs hobby. den titterten pflanzt er dort, und selbstverständlich weiss er auch dazu einen witz: in paris würde es ein restaurant geben, der jede weinsorte der welt führe. da gingen zwei aus titterten nach paris und bestellten den einheimischen. der mann im service habe den chef gefragt, was man da bringen solle. der chef schaute auf der karte, wo titterten liegt und entschied: essig. und so wurden den baselbietern essig gereicht. als sie diesen verköstigten, schauten sie sich an und sagten: typisch, den besten wein exportieren sie immer!

das hat mich überzeugt, will diesen titterten sofort ausprobieren, und hoffe, wir lachen noch viel auf der stadtwanderung: denn gut gelacht ist halb gewandert!

stadtwanderer

wo die zauberformel ausgeheckt wurde

der stadtwanderer führte auf seiner weihnachtsführung für die fdp schweiz deren heutige bundespartei- und bundesratsfunktionäre unter anderem dorthin, wo die zauberformel für die sitzverteilung im bundesrat entstand.

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schliessfachraum schanzenpost heute: ort, wo sich die generäle der parteien in ruhe trafen, um sich zur etablierung der zauberformel abzusprechen (foto: stadtwanderer).

die historische bundesratswahl
am morgen des 17. dezember 1959 wählte die vereinigte bundesversammlung eine neue bundesregierung. gleich vier bundesräte waren zu wählen. das resultat kennt man: die sp wurde mit gleich zwei sitzen in den bundesrat integriert. die kk (heute cvp) und die fdp verloren je einen.

vor der wahl schaute alles auf phillipp etter. 25 jahre war der zuger schon bundesrat gewesen. zurücktreten wollte der konservative doyen jedoch nur, wenn auch ein freisinniger gehen würde, damit die sp als wählerstärkste partei je einen sitz der kk und der fdp bekommen könnte.

lanciert wurde die wahl am 19. november 1959. etter und der freisinnige hans streuli erklärten in einer konzertierten aktion ihren gemeinsamen rücktritt. nur einen tag später demissionierte auch thomas holenstein, und bloss 4 tage trat auch giuseppe lepori aus gesundheitlichen gründen zurück.

aus eigener kraft hätte die kk ihre position nicht halten können, doch entschied sie sich, gemeinsame sache mit der sp zu machen. denn mit ihr hatte man ebenfalls eine mehrheit unter der bundeskuppel.

die rechnung ging auf. am abend hatten die sp, kk und fdp je zwei bundesräte, die bgb einen. die bürgerlichen regierungsweise der schweiz nahm damit ihr ende. das regierungsoppositionssystem von 1848 wich damit dem konkordanzsystem. die vier grossen parteien waren in der landesregierung integriert, was politische stabilität garantiert. die kk war vom katholisch-konservativen pol im bundesrat zur mehrheitsbeschafferin geworden, die sowohl mit der fdp wie auch mit der sp regieren konnte. damit die kk nicht des linkskurses verdächtigt wurde, wählte man nicht die offiziell bundesratskandidaten der sp, sondern andere sozialdemokraten.

der königsmacher
stratege dieser bundesratswahl war der aargauer martin rosenberg. der generalsekretär der kk formte aus der katholisch-konservativen partei eine bürgerliche zentrumskraft, die mit der sp sozial- und infrastruktur betrieb, mit der fdp aber unerverändert finanz- und wirtschaftspolitik prägte. das war die neue dynamik, die nur ein parteipolitisch und personell veränderter bundesrat ermöglichte, und 44 jahre lange die parteipolitische formierung des schweizer bundesrates bestimmen sollte.

die legende, die ein nachfolger von rosenberg verbürgert, will es, dass sich der kk-stratege und sein sp-partner fst schon symbolisch in der berner schanzenpost trafen. gelegenheit zum unbeobachteten trefen bot der morgendlich gang zum postfach, das die parteigeneräle von damals noch selber lehrten. dabei legte man dabei die täglichen zwischenziele fest, um am wahltag die gewünschte parteipolitische vertretung im bundesrat zu haben.

nun weiss fdp-general stefan brupbacher, wo die kk seiner partei den dritten sitz im bundesrat strittig machte. fragt sich nur, wann er dem stadtwanderer erzählt, wo vor der bundesratswahl des 16. septembers 2009 der entscheidende ort war, an dem er mit der svp und teilen der sp den angriff der cvp auf den zweiten fdp-sitz erfolgreich abwehrte und die wahl von didier burkhalter sicherte!

stadtwanderer

der stadtpräsident wünscht wanderglück

berns stadtpräsident bedankt sich beim stadtwandern für das engagement in der “bern”-frage und wünscht alles gute für das kommende wanderjahr. mich freut’s!

alex

zuerst bekommst du eine mail. darin heisst es, du könnest im erlacherhof ein präsent des stadtpräsidenten abholen. dann gehst du hin, wirst im vorzimmer des obersten berners freundlich empfangen und bekommst die glückwünsche für das neuen jahr im geschenkpack.

ein dickes buch ist drin: der grosse report über berns denkmalpflege der gegenwart. zahlreiche projekte, die in den letzten 4 jahren bearbeitet worden sind, werden so vorgestellt. ich werde sie sicher konsultieren und darum herum eine stadtwanderung machen.

vorerst habe ich nur das vorwort zum dokumentarband von jean-daniel gros gelesen. darin setzt sich berichterstatter mit dem unesco-label auseinander: wofür steht es? für die vermarktung, wie die inflationäre verleihung den anschein mache? oder für den schutz eines kulturgutes, das aus globaler perspektive einmalig sei? ja, die fragen sind berechtigt.

natürllich überrascht es nicht, dass die denkmalpflege zum zweiten neigt. städte wie bern hätten die auszeichnung wegen ihrer einzigartigkeit verdient, nicht als gütesiegel für ihr stadtmarketing. sicher, das ist eine traditionelle sichtweise auf die auszeichnung. denn: es gilt, so der autor, das erbe zu bewahren, vor den privaten interesssen von investoren, aber auch vor den konsumwünschen der stadttouristInnen. oder noch deutlicher: weltkulturerbe ist kein wegwerfartikel!

alles klar? wenn nein, hats in der kommentarspalte platz, oder auch, wenn ich das erste mal auf den spuren berns denkmäler wandern gehe. der dank des stadtpräsidenten alex tschäppät ist mir ja schon mal sicher!

stadtwanderer

stadtwandern zu “50 jahre nach der geburt der zauberformel”

die stadtwanderer-saison 2009 hatte ich eigentlich schon abgeschrieben. doch nun kam heute eine überraschende anfrage. und so wird es am 17. dezember noch eine überraschungstour geben.

SCHWEIZ GESAMTBUNDESRAT 1959details verrate ich noch nicht. hintergründe, warum ich zugesagt habe, aber schon: am 17. dezember 1959 waren bundesratswahlen. jene, die zur zauberformel führten, der zusammensetzung des bundesrates aus dem damals vier grössten parteien, die bis 2003 unbestritten blieb, und indirekt bis heute nachwirkt.

wählerstärkste politische kraft war 1959 die sp mit 26 prozent, gefolgt von der fdp mit 24 prozent, der kk (heutige cvp) mit 23 prozent und der bgb (heutige svp) mit 12 prozent.

ursprünglich bestand der bundesrat aus lauter freisinnigen. 1891 gaben sie, zwischenzeitlich zur fdp mutiert, einen sitz der kk ab, 1919 einen zweiten an diese partei und 1929 einen auch an die svp. die absolute mehrheit verlor die fdp 1943, als man erstmals auch die sp im bundesrat berücksichtigt wurde. doch trat ihr einziger vertreter 1953 zurück, sodass während 6 jahren die zusammensetzung nicht eindeutig war. meist regierten in dieser übergangsphase je drei vertreter der fdp, der kk und ein mitglied der bgb die schweiz.

die bgb war zwar im bundesrat nicht nötig, doch brauchte es sie, um im parlament mehrheitsfähig zu sein. mit drohungen im parlament auszuscheren, konnte die bgb immer wieder ihre sonderinteressen für das gewerbe oder die landwirtschaft durchsetzen. so hielt die kleine partei die grossen in schach.

um daraus ausbrechen zu können, schmideten kk und sp einen plan für die aufnahme der linken in den bundesrat. die katholisch-konservativen verzichteten auf einen ihrer sitze. gemeinsam machte man in der folge der fdp einen solchen streitig, sodass die neuen formel “2:2:2:1” entstand und konkordanz nun parteipolitisch übergreifend verstanden wurde.

man weiss es: diese formel brachte der schweiz politische stabilität. für sachpolitische entscheidungen brauchte es zwei der drei grossen parteien, ohne dass immer die gleichen allianzen entstehen musste, was die politik flexibel hielt. und in der variablen arithmetik für mehrheiten hatte erstmals in der geschichte des bundesstaaten die kk die schlüsselposition inne.

erst mit dem erstarken der svp, die in den 90er jahren den erstarkenden nationalkonservatismus in der bevölkerung in sich aufnahm, veränderte sich das parteipolitische gefüge grundsätzlich. 2003 wurde die zauberformel gesprengt. die cvp verlor ein mandat an die svp, die wahlarithmetische gründe geltend machte. doch scheiterte 2007 die wiederwahl christoph blochers, und seither sind zahlenmässige begründungen durcheinander geraten. immerhin, 2009 kehrte man wieder zur rechnerischen verteilung nach wählerprozenten zurück, als die cvp versuchte, der fdp einen sitz streitig zu machen.

genau 50 jahre nach der grossen weichenstellung in der bundesratswahlgeschichte freut es mich, eine ganz spezielle stadtwanderung machen zu können, welche der entstehung der voraussetzung politischer konkordanz mit politprominenz nachgehen wird.

ohne zweifel, das wird ein anlass zum nachdenken sei, wo die schweiz heute steht, und wie es weiter gehen könnte. mehr dazu später!

stadtwanderer

das herbstprogramm des stadtwanderers

es ist kaum zu glauben: die sommerferien rücken näher! ich werde in einer woche richtung norden auswandern. ich komme dann anfangs august wieder. dazwischen werde ich fast schon gewohnt gelegentlich aus holzhausen bloggen. jetzt schon ankündigen kann ich das herbstprogramm des stadtwanderer.

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bern im herbst: hier mein (vorläufiges) wanderprogramm für den herbst 2009

23.8. eidgenosse trifft burgunder
ich wandere mit ernst schmid im raum murten. wir kennen uns nicht persönlich, sind aber beide an der murtenschlacht interessiert. der kontakt entstand übr den “stadtwanderer”-blog. eine schlachtfeld-begehung 2.0 steht also an.

28.8. hinterkappelen entdeckt bern

ich lade meine ganze nachbarschaft in hinterkappelen ein, mit mir die stadt bern zu entdecken, zu der wir aussengemeindebewohnerInnen ja alle irgend wie gehören.

11.9. leni robert zu ehren
die berner bildungsdirektorin der jahre 1986-1990 hat meinen werdegang als berufsmass entscheidend mitbeeinflusst. ich möchte ich 20 jahre danach dafür herzlich danken, – mit einer wanderung im grünen teil berns.

16.9. burgdorf mit den augen der neuen stadtpräsidentin sehen

die einzige stadtpräsidentin im kanton bern, elisabeth zäch aus burgdorf, nimmt sich einen abend zeit, mir “ihr” ganz persönliches burgdorf zu zeigen, vergangene geschichten zu erzählen und kommende chance der stadt an der emme zu erläutern.

18.9. nonstop unterwegs in lenzburg

die leiterin des stapfer hauses, sibylle liechtensteiger, wandert mit mir durch die lenzburger ausstellung nonstop. trotz des titels werden wir pausen machen, rasten, und ich werde mir gedanken zu unserer “zeit” machen.

selbstverständlich werde ich über alle anlässe in geeigneter form berichten!

the making of “sternstunde geschichte”
ein ganz besonderer leckerbissen erwartet meine leserInnen zwischen dem 11. und 16. august. gemeinsam mit dem publizisten roger de weck und dem historiker thomas maissen produziere ich eine vierteilige tv-serie unter dem stichwort “sternstunde geschichte“. die sendungen werden im september und oktober jeweils am sonntag morgen ausgestrahlt.

die aufnahmen sind je einem symbolträchtigen thema der schweizer geschichte an einem ausgewählte ort gewidmet.wir drehen in der calvin-stadt genf, auf dem monte verità in der südschweiz, im dem val müstair und im landesmuseum in zürich. auf dem stadtwanderer werde ich exklusiv ber das “making of …” der neuen tv-serie berichten.

stadtwanderer

kubb. ein gesellschaftsspiel, das meine hamburger gäste in bern vor mir entdecken.

kubb? schon mal gehört? wenn nicht: sofort auf in die berner altstadt, das seltene gesellschaftsspiel suchen gehen!

800px-wikipedia_usedom_2005_22anstrengend seien die drei ausbildungstage gewesen, resümieren die hamburger gäste ihren aufenthalt in der schweiz, während dem sie sich mit den erfahrungen der schweiz mit direkter demokratie auseinander gesetzt haben.

beim nachträglichen bier berichten sie spontan über das kubb-spiel, sodass ich nur noch bahnhof verstehe! und das obwohl sie sich über ein gesellschaftsspiel unterhalten, das sie im schaufenster eines berner ladens in der altstadt gesehen haben.

“wikinger-schach” nennen es die einen, weil es in norwegen und schweden beliebt sei. “bauernkegeln” heisst es bei den andern, aus deutschen landen stammend.

wikipedia, das online-lexikon, das ich nachträglich konsultiere, erläutert mir das ganze so: “Es treten zwei Mannschaften aus je einer bis sechs Personen gegeneinander an. Die Spieler versuchen, die Holzklötze, die Kubbs, der Gegenpartei mit Wurfhölzern zu „fällen“, wobei der König, der in der Mitte des Spielfelds steht, erst zuletzt getroffen werden darf. Wer zuerst alle Kubbs der Gegenpartei und den König getroffen hat, gewinnt das Spiel.”

was den ablauf betrifft, geben ich mich definitiv geschlagen. varianten-abstimmungen mit stichfrage, wie man sie in bern handhabt, um über das künstler- resp. gesundheitsprojekte zu entscheiden, sind mir deutlich geläufiger.

immerhin weiss ich jetzt, dass seit 1995 auf gotland in der ostsee jährlich die weltmeisterschaften im kubben stattfinden. weltmeister ist das sverigeteam ekeby, das schon mehr als sieger über mannschaften aus dem universum der kubber vom platz ging.

gut so!, sage ich mir, habe was gelernt, von dem mir bis jetzt in bern nie etwas aufgefallen wäre. es ist halt schon so: aber man muss mit fremden augen durch die stadt gehen, damit man nicht das sieht, was man kennt!

stadtwanderer

die selbstbestimmung der schweiz versinnbildlichen

ich habe eingewilligt: ich mache als stadtwanderer beim tag der selbstbesinnung von präsenz schweiz mit einer neuen führung durch bern mit. wohin die reise geht, weiss ich zwar noch nicht abschliessend; das themenblatt, das ich sinnbildlich umsetzen soll, habe ich aber erhalten. hier die thesen!

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wer wir sind und wie wir aussehen, bestimmen wir in der schweiz selber!

das papier beginnt mit erheblichem pathos: “Grundlage und Ausdruck der ausgeprägten Selbstbestimmung in der Schweiz ist das politische System von direkter Demokratie und Föderalismus.”

selbstbestimmung beginnt, erstens, mit referenden zu parlamentsentscheidungen, setzt sich in initiativen für verfassungsänderungen fort, kulminiert in der aussenpolitischen zurückhaltung und endet bei der subsidiarität im schulsystem, der sozialen wohlfahrt und dem strassenbau.

selbstbestimmung geht, so die zweite these, mit selbstverantwortung einher, die eine pflicht zu tiefer staatsquote, steuerautonomie und eigenverantwortung bei der alters- und krankenvorsorge mit sich bringt.

drittens geniest die privatsphäre in der schweiz einen hohen stellenwert. der staat darf in privaten sachen nicht schnüffeln; und die banken haben in steuerfragen dicht zu halten. der vorrang des individuellen willens drückt sich aber auch in fragen der drogenpolitik oder bei der sterbehilfe aus.

schliesslich ist viertens die freiheit vor dem staat auch in der wissenschaft von belang, die in vielen dingen ihren weg selbstverwaltet finden muss. politische steuerung wird da klein geschrieben.

aufruf zu mitdenken
es ist klar, das hier auch ein erhebliches quantum schweizerischer staatsideologie mitschwingt, die in der praxis längst durch bürokratie ausgehölt worden ist. und es ist unübersehbar, dass die gesetzten prioritäten liberalen charakter haben und damit unvollständig sind.

das alles wird beim gang durch die bundestadt bern zu hinterfragen sein sein. anregungen hierzu nehme ich gerne auf!

stadtwanderer

nachdenken über politik in der kulturellen moderne

meine erste stadtwanderung ist geglückt. das treffen mit jungen muslimen in der schweiz regte zu vielfältigen diskussionen an. und zum nachdenken über das, was politik in der kulturellen moderne ausmacht.

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gruppenbild im bundeshaus, während meiner ersten stadtwanderung 2009

die meisten der teilnehmerInnen meiner ersten stadtwanderung sind in der schweiz geboren worden. und sie leben mit der absicht, hier zu bleiben. ihren muslimischen glauben wollen sie nicht verleugnen müssen. deshalb fordern sie religiöse toleranz, vielfalt der kulturen.

im bundeshaus debattierten wir mit felix gutzwiller (fdp) und kathy riklin (cvp) über die verhandlungen zur minarett-initiative. selbstredend begrüssten alle die entscheidung im schweizerischen parlament. gerne hörte man auch die botschaften der politikerInnen, sie würden sich im abstimmungskampf auch entsprechend einsetzen.

beim mittagessen, gemeinsam mit der früheren ständerätin monika weber aus zürich, gingen die diskussionen in alle richtungen. meine gäste interessierten sich vor allem für die symbole des bundeshauses. zunächst die fehlenden: dass man im parlamentsgebäude nirgends essen könne, befremdete. ein cafe erschien als schwacher ersatz für gesellige formen, sich mit politikerInnen unterhalten zu können. dann wollte man mehr über die frontseite wissen: die köpfe über den eigangstüren, die wächter links und rechts. viele schweizerInnen dürften sie regelmässig übersehen; nicht so meine gäste mit einem anderen kulturellen auge, denen ich die die hervorhebungen als symbole der einwanderungsgesellschaften, der berichterstattung in der gegenwart und der beurteilung aus historischer perspektive erkläre.

natürlich fielen den passantInnen im bundeshaus und während den stadtführungen die kulturellen unterschiede auch bei unseren gästen auf. einige frauen trug stets ein kopftuch; niemand trank den ganzen tag einen schluck alkohol. einige verschwanden plötzlich, um an einem stillen ort beten zu gehen.

unterwegs, aber auch beim sitzen, waren männer und frauen eigentlich immer etwas separiert unterwegs. gleichstellung der geschlechter in der öffentlichkeit bleibt ein heikles thema. umgekehrt werden religiöse überzeugungen viel sichtbarer in die öffentlichkeit getragen und gezeigt.

es ist nicht so, dass ich mich nicht aufgenommen gefühlt hätte; etwas fremd war mir die gruppe indessen schon. ich bin froh, dass der generalsekretär des dialog instituts, cebrail terlemez, ein gewandter vermittler zwischen kultur ist.

selber ertappte ich mich, auffällig viel von der aufklärung, je von der kulturellen moderne, die auf ihr basiert, gesprochen zu haben. demokratie basiert demnach auf der trennung von politik und religion, auf dem vorrang von weltlicher vernunft vor göttlicher offenbarung. und der überzeugung, dass politik am besten funktioniert, wenn sie auf eben diese vernunft setzt.

sich dafür einzusetzen, mit wem auch immer man unterwegs ist, und wo auch auch immer das stattfindet, lohnt sich!

stadtwanderer

die neue saison des stadtwanderers

ganz ehrlich, ich kanns kaum erwarten, bis die neue saison des stadtwanderers anfängt. morgen ist es soweit. im programm der frühjahressaison hat es noch platz. interessentInnen sind willkommen!

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seit tagen warte ich darauf, dass sich das wetter bessert. denn bei der kälte, die wir in den letzten wochen hatten, will draussen keine stimmung aufkommen.
doch nun ist es soweit, morgen beginnt die offizielle saison 2009 des stadtwanderers.

meine erste gruppe ist speziell. es handelt sich um das dialog-institut. “dialog” ist ja das neue zauberwort in der schweizer bankkundengeheimnispolitik. doch geht es bei der morgigen führung nicht um finanzen, sondern um kulturen.

meine erste gruppe in diesem jahr sind muslimen in der schweiz. die meisten von ihnen sind secondos mit türkischem hintergrund, die am 11. märz 2009 ihren politik-weiterbildungstag in bern verbringen. sie besuchen am morgen die session, utnerhalten sich mit verschiedenen parlamentarierInnen, haben verschiedene gäste zum essen, und wandern am nachmittag mit mir durch bern.

die wanderung dreht sich wie meistens um demokratie. diesmal geht es mir aber ganz speziell um die politkulturellen voraussetzungen von demokratie. menschenrechte, bürgerrechte, politische rechte werde ich besonders ausführen. ebenso die bedeutung nichtkonfessioneller parteien, freier medien, und der pluralismus der öffentlichkeit.

ich verstehe das durchaus als allgemeiner aufruf, sich der weltweit bedrohten qualität von demokratie bewusster zu werden. mit einem hinweis auf die mehr oder minder (un)erfreulichen entwicklungen in der türkei wie in der schweiz!

stadtwanderer

ps:
das programm der frühlingsession ist durch zwei absagen dieser tage noch provisorisch. das ist die schlechte botschaft, die gute ist, dass es vor allem im mai noch platz für führungen hat. gruppen, die sich interessieren, können sich gerne bei mir melden.

neu im angebot: finanzplatzwandern

neu im angebot des stadtwanderers ist das immer populärer werdende gesellschaftsspiel “finanzplatzwandern”. dabei wandert mann&frau nicht rund um die zürcher börse, aber auf und unter dem berner bundesplatz. denn der wurde diese woche klammheimlich in “finanzplatz” umgetauft. ein augenschein vor ort.

rollen und regeln
drei hauptroller braucht es für das neue gesellschaftsspiel, einen bundespräsidenten dazu als nebenroller, und rund 7’000’000 geldgeber können als statistInnen mitwirken.

der erste hauptroller wird peter kurer genannt. er spielt den präsidenten der ubs. seiner schwachen performance im 3. quartal 2008 wegen ist aber nur als leiter der ubs-filiale bern, links vor dem bundesplatz, tätig. zweiter nebenroller ist jean-pierre roth, chef der in stein gemeisselten schweizerischen nationalbank. sein startpunkt ist rechts vom finanzplatz. als dritte wirkt eveline widmerschlumpf als hauptrollerin, denn sie ist die mutige stellvertretende finanzministerin der schweizerischen eidgenossenschaft und haust im bernerhof. sie alle bekommen einen segway, dem gegenwärtigen symbol für einfühlsames geschäften, bei dem man jederzeit im gleichgewicht bleiben muss.

ausgeheckt wurde die neue finanzplatzwanderung unter dem bundesplatz. bis vor kurzem lagerte dort das überschüssige gold der nationalbank. das wurde jedoch jüngst verkauft. der leere banktresor wurde in den neuen bundesratsbunker umgebaut. abhörsicher, wie er mit all seinen sicherheitsmauern ist, kann kein feind, aber auch keine bürgerInnen mitbekommen, wie die spielregeln sind.

doch der stadtwanderer weiss mehr: hier die details!

der sog. unpopuläre teil
zuerst spielt man den unpopulären part. ubs-kurer muss dabei den ersten schritt machen, denn er hat die 60’000’000’000 wertlospapiere, die ihm seine investmentbanker in der berner filiale deponiert haben, eigenhändig im finanzplatzbunker verstauen gehen. dafür bekommt er 1 dollar, und die gesamte aufsicht über die wertlosgelder geht an die nationalbank.

doch auch für snb-roth ist der marsch in die tiefen des finanzplatzes nicht ohne. denn er muss einen kredit über 54 milliarden mitbringen, den er für minimal 8 jahre, maximal 12 jahre einer firma borgt muss, die es noch gar nicht gibt, und die auch ausser reichweite der schweizer finanzplatzwanderer sein wird.

an der auffanggesellschaft in der karibik muss sich ubs-kurer auch beteiligen. er hat 6 milliarden einzuschiessen, damit man jeweils im gleichschritt auf die cayman inseln wandert, denn ohne dass kann man ennet dem teich auch schnell mal baden gehen.

beide müssen rechtzeitig und fit von ihrer auswanderung zurück kommen: roth, weil er die 54 milliarden schritt für schritt pumpen gehen muss, wohin auch immer er dafür betteln geht. geld ausleihen muss aber auch kurer, denn er die 6 milliarden, die er einschiessen soll, gar hat nicht. dafür wandert er rüber in den bernerhof. denn dort gibt ihm mutter helvetia das kleingeld als kurzzeitkredit.

all diese neuartigen bankgeschäfte wollen mit zinsen abgeglichen sein! die wiederum muss kurer bei seinen kunden erwirtschaften gehen. der grösste vermögensverwalter der welt hofft, dank der schweizer staatshilfe altlasten entsorgt zu haben und so aus der berühmten talsohle heraus zu sein. roth ruft ihn jedoch jeden tag um 11 uhr an und sagt ihm, was man in london unter bankern erhält, wenn man sich noch geld leiht. 1/4 prozent schlägt er dann noch drauf, um sein risiko bei der gratwanderung zwischen unterstützung und absturz abzusichern. sein vorteil ist, dass er nicht in quartalsabschlüssen denken, sondern erst in der ewigkeit abrechnen muss. widmerschlumpf wiederum muss vor den nächsten wahlen aus dem schneider sein. sie verlangt für ihren kredit per sofort fixe 12,5 prozent. hat sie nach 30 monaten ihr geliehenes geld nicht zurück, wird die eidgenossenschaft 2010 automatisch ubs-grossaktionärin.

der sog. populäre teil

alle finanzplatzwanderer hoffen, dass die ubs ihre kredite zurückbezahlen kann und den weg auf den erfolgspfad wiederfindet. sollte dennoch jemand auf die idee kommen, vorher die grossbank kaufen zu wollen, muss er (oder sie) den 60 milliarden kredit gleich mitübernehmen. das sichert die unabhängigkeit der ubs, auch in schwachen zeiten, – ausser die schweiz würde von der eu gekauft, oder die ubs würde ganz hops gehen.

damit wäre aber der unpopuläre teil im finanzplatzbunker definitiv zu ende, und es begänne der populäre teil. denn die rund 7’000’000 geldgeber würden in so einem falle mit einem ansehnlichen betrag die zeche bezahlen. zu erwarten wäre dann auch eine eigentliche volkswanderung auf den berner finanzplatz, organisiert von sp und svp (motto: “miteinander sind wir stark, gegeneinander stärkt den gegner”), wo auch ein paar unschöne worte in richtung fdp, cvp und bdp abgegeben würden. der schweiz droht dann eine neuer transparentkrieg, geführt gegen die intransparenz der wichtigsten entscheidung der legislatur!

das wiederum wäre der grosse moment des bundespräsidenten. pascal couchepin übt sich nämlich jetzt schon in der beruhigung. optimist müsse man sein, wenn man heute geschäften wolle. und sich mit leib und seele dafür einsetzen, müssen man sich heute. peter kurer zum beispiel sei bereit, auf seinen bonus zu verzichten, und er, pascal couchepin, würde notfalls auch ohne weiteres länger als bisher gemeit im amt bleiben.

beides wäre dann ein vorbild für die geprellten geldgeber. denn als gute finanzplatzwanderer müsste man bei solchem einsatz für die sache notfalls bereit sein, für weniger länger zu arbeiten!

stadtwanderer

tschau, was gibt es neues?

heute abend war stadtwandern mit einer weltweit bestückten mediendelegation war angesagt. ich werde noch ausführlich berichten. denn hier und jetzt geht nicht um grundsatzfragen der direkten demokratie, vielmehr darum, wie man sich auf berns strassen schnell und präzise informieren kann.

es geschah an der zeughausgasse. unsere gruppe war unterwegs zur ersten station beim berner rathaus. da begegnete uns christian miesch. der baselbieter nationalrat strahlte schon von weitem, ganz so, als wollte er allen in bern sagen, ich habe was zu erzählen.

“tschau christian”, sagte ich, “was gibt es neues?”
“wir haben soeben christoph gekippt”, gab er mir ohne umschweife zu verstehen. “wir wollen zurück in den bundesrat”.
“mit wem denn”, will ich wissen.
“ja das sagen wir nicht”, scherzte mein gegenüber.
“mit einem, der gewählt wird”, fordere ich ein wenig.
“jedenfalls nicht mir christoph, ganz, ganz knapp sei der entscheid der fraktion gefallen, fügt er noch bei.
meine gäste warten schon etwas angestrengt. sie kennen mein gegenüber nicht, und sie verstehen unsere sprache auch nicht.
wahrscheinlich werde ich ihnen, das, was sie da abzeichnet auch nicht in einigen sätzen erklären können, sage ich mir.
aber ich verabschiede mich von christian, und geselle mich wieder zu meinen gästen.

ja, so ist das beim stadtwandern in bern: das nimmt man sich vor, das politische system der schweiz theoretisch zu erklären. vom zwang zur konkordanz in der direkten demokratie, lautete mein thema. nach tagesaktuellen gründen für die umsetzung musste ich jedenfalls nicht mehr lange suchen.

und wenn ich im nachhinein die deklarationen des erneut desavourierten parteipräsidenten toni brunner vor der presse sehe, bei denen er seine leseweise, christoph blocher wäre geradezu ideal, um im vbs aufzuräumen, wiederholt von sich gibt, bin ich ganz froh, auf direktem kanal und mit unverfälschten worten informiert worden zu sein.

stadtwanderer

foto: tagesanzeiger

demokratie-wanderung wird verfilmt

am 30. september 2008 führe ich 10 international tätige medienschaffende durch bern. sie werden meine stadtwanderung zur demokratie filmen.

demokratietagung in aarau, die mir die ehre einbringt
demokratietagung in aarau, die mir die hohe ehre einbringt

sie heissen joe mathews, leon chuang, dainis ivans, charles reilly, walter cudlip, dennis engelhardt, kalina vlaikova, lisbeth kirk, akio igarashi und bruno kaufmann. sie kommen aus den usa, aus japan, aus taiwan, aus uk, aus ost-, west- und nordeuropa. sie alle sind eine woche auf einladung des europäischen initiative&referendum instituts, unterstützt von präsenz schweiz, in unserem land. sie werden die arbeit in abstimmungsbüros studieren, 5 seminare mit politikerInnen und praktikerInnen der direkten demokratie absolvieren. sie werden die innerschweiz und bern bereisen, und sie werden im neu gegründeten zentrum für demokratie in aarau einer fachtagung unter staatsrechtlerInnen und politikwissenschafterInnen beiwohnen.

ich bin ganz glücklich, dass sie meine demokratietour als vorbereitung in ihr dicht gedrängtes programm durch die schweiz, ihre politik, geschichte und zukunft aufgenommen haben. denn das eröffnet die chance, dass die zentralen botschaften, die ich nun seit 3 jahren auf meinen führungen über das werden und wachsen der ältesten und ausgebautesten form der direkten demokratie auf der welt wirklich verbreitung finden.

wer weiss, am ende muss ich mit noch ein übersetzungsprogramm besorgen für das stadtwanderer-blog?!

stadtwanderer

von rektoren und kanzlern im schweizerischen bildungswesen …

die herbstsaison des stadtwanderns in bern begann letzten donnerstag mit einem abwechslungsreichen abendspaziergang bei spektakulärem wetter. die sonne hatte tagsüber die stadt wunderbar erwärmt, und sie erhellte uns fast auf dem ganzen weg die strassen. das beförderte die tour zum angenehmen bildungserlebnis, – auch für den vom publikum herausgeforderten stadtwanderer von bern.

die vorgabe
die besetzung der ersten herbstwanderung war prominent. organisiert von der cohep nahmen rektoren der schweizerischen hochschulen und ihre wichtigsten stabsmitarbeiterInnen am spaziergang teil. natürlich liess ich mir bei diesem publikum die pointe nicht nehmen, die etablierung des präsidiums/kanzleisystems in der schweiz in meine ausführungen speziell miteinzubauen.

1803, bei der mediation durch napoléon bonaparte zwischen dem progressiven und reaktionären lager in der helvetischen republik bestimmte le premier consul à paris, dass die schweiz einerseits einen landammann bekommen solle, der identifikation stiftend, aber jährlich ausgewechselt werde, derweil der kanzler dahinter still und dauerhaft agieren müsse – wenn auch am jeweiligen wohnort des landammanns.

das wirkte hierzulande stilbildend, indem die stabilität der politisch-administrativen systeme in der schweiz durch die arbeit im hintergrund gewährleistet wird, während personen im vordergrund ihr amt auf zeit inne haben, sich eine weile darin sonnen dürfen, dann aber wieder abtreten müssen. eine eigentlich demokratische tugend mit vordemokratischer verstärkung!

der einspruch
fast schon eine kleine trübung der tollen atmosphäre provozierte ich – wenigstens bei einem teil meiner gäste – mit meine aussage, die universitätsgründungen in zürich und bern 1833 resp. 1834 hätten um den anspruch gebuhlt, die erste nicht-feudale hochschule der welt zu sein. denn vorher hätten alle universitäten entweder unter den fittichen der kirche, eines monarchen oder des adels gestanden.

die kleinstkontroverse im werdenden schweizerischen bildungswesen von damals, die bekanntlich zugunsten von zürich und zuungunsten von bern ausging, rief selbst im jahre 2008 die anwesenden basler auf den plan: das sei alles nur legendenbildung durch das rektorat in zürich, erklärte man mir eilenden schrittes durch bern, die jüngst entstanden sei, um die 175 jahrfeier in zürich medial aufzuwerten. in tat und wahrheit, beschied mir ein hochrangiger generalsekretär, sei basel die erste nicht-feudale universitätsgründung der welt, denn als das konzil von basel 1449 zu ende ging, sei das gewerbe arbeitslos gewoden, sodass man sich mit der gründung einer universität 1460 neue arbeit verschaffen wollte.

der widerspruch
so ganz überzeugt hat mich das argument bis jetzt noch nicht. zwar ist unbestritten, dass die basler universität zu einem frühen zentrum des buchdruckergewerbes wurde, welche die basis für den humanismus, die reformation, später auch für die chemie und pharma legte. doch geht mindestens die formale gründung der ältesten hochschule auf dem boden der heutigen schweiz auf die bulle von papst pius ii. aus dem jahre 1459 zurück und funktionierte die bildungsstätte danach administrativ fest an den basler bischof angebunden. das wenigstens ist bei den liberalen hochschulgründungen der 1830er jahre in schweiz klar. sie waren antiklerikal, wollten gar nichts vom papsttum in rom wissen, frönten dem wissenschaftlich-wirtschaftlichen fortschritt, suchten professoren in deutschland und hatten einen weltlichen kanzeler, der das ganze im hintergrund führte.

und trotzdem: ein bildungserlebnis für den stadtwanderer, und hoffentlich auf für seine gäste!

stadtwanderer

foto: sonja rosenberg

herbstsaison des stadtwanderers

der morgen ist wieder neblig. wirklich heiss wird es tagsüber nicht mehr. dafür dunkelt es abends früher, als einem lieb ist. das alles sind untrügerische zeichen, dass der sommer vorbei geht. für das stadtwandern heisst das: auf zur herbstsaison des stadtwanderers!

impression aus der berner altstadt (foto: stadtwanderer)
impression aus der berner altstadt (foto: stadtwanderer)

am donnerstag setzen meine führungen durch bern wieder ein. der auftakt ist prominent: am 28. august führe ich 30 rektoren und rektorinnen der schweizer universitäten, der fach- und pädagogischen hochschulen durch bern. sie haben ihr jahrestreffen hier und lassen sich im abendprogramm auf einen rundgang durch die stadt ein. in der krone gibt es anschliessend ein stadtwanderer-dinner. organisatorin ist sonja rosenberg, die generalsekretärin der cohep.

am 3. september geht gleich weiter. das ganze zürcher obergericht, von der telefonistin bis zum gerichtspräsidenten, macht sich auf zur pirsch nach bern. hier trennen sich die wege je nach interesse: einer führt direkt zu mir und von da an rund herum durch die city an der aare. den apéro gibt es im schwellenmätteli. initiiert wurde das ganze von christine welti.

der 12. september abend gehört der berner suva. unsere nationalversicherer wagen sich mit mir in die sog. unsicheren gegenden der berner altstadt. ich mache die führung als personalausflug, der sympathischerweise ganz in die nähe führt.

schliesslich gibt es ende monat eine international besetzte führung: im vorbereitungsprogramm zur direkte demokratie-konferenz in aarau kommt am 30. september einen delegation journalistInnen aus aller welt mit mir auf die piste. den chapeau für diese tour trägt bruno kaufmann.

der oktober 2008 ist vom stadtwandern her noch etwas vage. projekte habe ich drei am laufen, doch ist noch keines ganz konkret. interessiert bin ich auf jeden fall an einer stadtwanderung in st. gallen zu ehren meiner lieblingsheiligen wiborada, die im jahre 926 die damalige klosterbibliothek vor der plünderung durch die magyaren bewahrte. man stelle sich vor, in st. gallen und überall hier gäbe es keine bücher mehr …

klar ist auch, dass ich bis dann meinen biometrischen pass haben werde und ende oktober in die usa gehe. wanderungen in los angeles, sacramento, denver und selbsredend vor dem capitol in washington sind angesagt. ich werde live über kampagnen, abstimmungen, wahlen und den neuen präsidenten der vereinigten staaten von amerika berichten! (fast) exklusiv für den …

stadtwanderer

sommerpause angezeigt!

es ist einfach zu warm. ich leide. schon am mittag ist bei mir eigentlich abend. und am abend bin ich schlicht futsch, wenn es den ganzen tag so heiss ist. das alles ist ein untrügerisches zeichen: die sommerferien sind nahe! und in dieser zeit ruht das stadtwandern sinnvollerweise. ich werde also pausieren.

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das heisst nicht, dass ich auf dem blog nicht hin und da berichten werden. bald schon bin ich unterwegs in den norden, voll von ideen, was ausser mücken-geschichten man mal erzählen sollte …

doch mit dem stadtwandern selber werde die nächsten wochen zurückhaltend sein. mit führungen beginne ich ende august wieder; und das sind meine gäste:

28.8.: cohep, bern

3.9.: obergericht des kantons zürich, in bern

30.9. (oder 1.10.): internationaler kongress des neuen aarauer zentrums für demokratie (in bern)

4.12. KPM Univ. Bern, Executiv MPA

im oktober und november 2008 sind noch termine frei! interessenten können sich direkt bei mir (stadtwanderer@stadtwanderer.net) melden.

wünsche allen, die im sommer in bern sind, gutes schwimmen in der kühlenden aare!

stadtwanderer

foto: stadtwanderer

radiowandern wird wieder in

290679512_5b6165ebf7.jpgradiowanderungen waren mal in. ich habe als junge selber daran teilgenommen. ich weiss aber auch, dass sie heute kein grosser wanderzirkus mehr sind. dafür kommen als neue medienform wieder auf: wandern sie virtuell mit, wenn der stadtwanderer mit radio “casablanca” durch die stadt bern, ihre gassen und geschichten spaziert und ins erzählen kommt.

Rathaus: Scharfrichter und Puffmutter
Bundesplatz: Wie Bern nicht Hauptstadt wurde
Zähringerdenkmal: Der Stadtbrief vom Analphabeten
Altes Schloss Bümpliz: Karriere einer Berner Adligen
Rosengarten: Wie die Juden Berns Krieg bezahlten
Anna-Seiler-Brunnen: Die Pest in Bern
Erlacherhof: Adrian von Bubenberg bringt Waschfrauen
Münsterplatz: Die Reformation in Bern
Du Théâtre: Musik statt Theater für die Obrigkeit
C&A: Napoleon steigt nicht aus der Kutsche aus

wer einen lautsprecher hat, kann sich die ausgewählte geschichte anhören. viel spass beim lauschig-kühlen eistee!

stadtwanderer

originalhinweis

foto: bärbi