schlagt die totschlagargumente tot!

ich war die letzten tage viel mit verschiedensten leuten zusammen, die sich gedanken machen, was passiert, wenn das bankgeheimnis aufgehoben oder relativiert wird. dabei ist mir aufgefallen, wie in bestimmten kreisen mit immer gleichen argumentationsmustern versucht wird, kritische diskussion zum bankgeheimnis schon im voraus abzuwürgen. zu unserem nachteil, behaupte ich mal!

topelement6quelle: tagesanzeiger

hier einige müsterchen aus den letzten tagen:

die aufgabe des bankgeheimnisses bedeutig 15 prozent weniger bruttoinlandprodukt …
sie führt zu einer reduktion von 20’000 arbeitsplätzen in der bankenbranche …
gemeinde- und kantonssteuern müssen sofort erhöht werden, wenn das bankgeheimnis fällt …

toll war in dieser hinsicht auch die gestrige sonntagszeitung, wo wirtschaftsredaktor armin müller seine milchbüechli-rechnung präsentierte:

in der schweiz werden wegen dem bankgeheimnis 2’000 milliarden chf vermögen verwaltet;
die marge beträgt 1 prozent;
die einnahmen der schweiz aus diesem geschäft betragen demnach 20 milliarden ch;
das entspricht 40’000 arbeitsplätzen in der bankenbrache …

basta!

abgesehen davon, dass es in der ganzen bankenbranche der schweiz 100’000 beschäftigte gibt!, antworte ich!

was mich wirklich ärgert: ja, ich möchte wissen, was es bedeutet, wenn die schweiz auf schwarzen listen figuriert, mit denen dann die exporte nestlé, novartis oder sulzer eingeschränkt werden!

mehr noch: eigentlich bräuchte es eine studie, was uns der imageschaden kosten, den wir gegenwärtig im ausland einfahren, weil wir kein wunderbares ferienparadies mehr sondern eine schändliche steueroase sind!

um es klar zu sagen: ich möchte solche angaben nicht, weil ich mit eigentliche wünschen würde, das fehlverhalten der geldbranchen in geld zu messen. ich möchte es aber, um die unglaublichen killerphrasen zur laufenden diskussion mit ihren eigenen waffen killen zu können!

damit eine sachliche diskussion über das bankgeheimnis und seine auswirkungen einsetzen könnte, bevor wir wieder aus allen wolken fallen wie bei den ubs rettungsaktionen!

stadtwanderer

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

10 Gedanken zu „schlagt die totschlagargumente tot!“

  1. Morituri te salutant!
    Es tötelt etwas sehr im Moment. Wer Frau Bundesrätin Schlumpf heute in 10 vor 10 gesehen (todernste Mine) und gehört hat (würdevolle Worte, es fehlte nur noch die entsprechende Musik), der spürte, hier wird etwas definitiv – und diskussionslos – zu Grabe getragen, nämlich das (“grobe”) Steuerhinterziehungsgeheimnis. Die noch gröberen Hinterziehungsgeheimnisse sind ja schon unter der Erde.
    Seule la destruction est créative. Weiter so. Kreieren wir eine Schweiz mit tollen Banken aber ohne Hinter(ziehungs)gedanken.

  2. tut mir leid, dass es im moment tötelet, wie du zu recht sagst.
    aber ich muss mich mit dem thema befassen, wenn der bundespräsident auch nur schon erwägt, dass sich die schweiz “tot stellen” könnte, und dabei übersieht, dass sie es dabei nicht einmal merkt, wie sie tot geschlagen wird.
    ein mimimum lebenswille steckt noch in meinen adern!

  3. der “beste bankplatz” der welt sollte es doch schaffen auf legale weise sein geld zu verdienen. ein wenig mehr vertrauen in die eigenen fähigkeiten könnte hier sehr nützlich sein.

  4. Das Bankgeheimnis ist toxisch. Waffen sind toxisch, Gentech ist toxisch, Automobile sind toxische, die Bauwirtschaft ist toxisch. Die Wirtschaft besteht zu 80% aus toxischen Geschäftsfelder. Die Schweiz ist nicht für die Zukunft gerüstet. Nachhaltigkeit ist eine unbekannte Eigenschaft in der Schweiz. Wer in den 1970er und 1980er auf die Grünen und die intellektuellen Schafsekel hören wollte, hat heute das Nachsehen.

  5. Ehrlich gesagt weiss ich seit Tagen nicht mehr, was ich sagen oder nur schon denken soll. Es gibt Leute, von denen erwartet man nichts anderes (eben die Totschlagargumente). Aber wenn Kreti und Pleti über den möglichen Verlust des Bankgeheimnisses lamentieren und geradezu unerhörte Flüche über jene PolitikerInnen ausstossen, die auch nur daran denken, mit dieser doppelmoralischen Trennung zwischen Betrug und Hinterziehung aufzuräumen…. Wie vernebelt sind diese Köpfe? Wer hat denn schon mehr als 100’000 auf einem Konto und hat es – hoppla! – vergessen? Wer kann es sich leisten, irgendwo viel Geld zu parkieren, dass da einfach liegt und Zinsen abwirft? Und vor allem, sich dann einen Anwalt leisten kann, der das “Vergessen” gut untermauern kann? – Warum ist man bereit, derartiges Verhalten zu decken? Buahhh, wann lichtet sich dieser Nebel oder wer verscheucht die Nebelwerfer?

  6. der röschtigraber warf mir heute morgen beim kaffee um die ecke vor, es tötele mächtig auf meinem blog.
    ich kann das nur bestätigen, wenn ich sehe, was heute am meisten gelesen wurde:

    1. schlagt die totschlagargumente tot!
    2. wenn zeitalter sterben
    3. schlachtfeldbegehungen anderer art
    4. “gott selber ist tot.”

    immerhin, dann ein lebenszeichen aus der ferne: “longchamp entführt” folgt an fünfter stelle!

    ich glaube, das mit dem tötelen hat nix mit meinem blog zu tun, sondern mit der stimmung in der wir heute leben …

  7. Bei jeder Modifizierung des Bankgeheimnisses wird bestimmt das Referendum ergriffen. Die SVP hat das ja schon angekündigt. Also werden wir darüber abstimmen können, was aber wohl noch einige Zeit dauern wird. Auf der anderen Seite wollen etliche Länder ganz bestimmte Konzessionen, dies in sehr kurzer Zeit, sonst droht die schwarze Liste. Der Bundesrat müsste etwas aushandeln, das dann auch mehrheitsfähig wäre in einer Abstimmung und zugleich der EU genügt. Wie soll das gehen?

  8. Und der Bundesrat scheint selbst eher wie eine lose Diskussionsrunde zu wirken, mal sagt dieses, mal jenes Mitglied öffentlich was, mal so, mal so, bis und mit zum Blogbeitrag von Leuenberger (nur von Maurer, Couchepin kam bisher m.W. nichts). Man kann nicht den Eindruck haben, dass die Sache bisher eingehend besprochen wurde.

  9. @ Ursula
    Jetzt hat’s den Herrn Couchepin auch erwischt, siehe meinen verlinkten Namen. BR Maurer darf vermutlich noch nicht, da er noch keine 100 Tage als Bundesrat hinter sich hat 😉

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