Diglossie

Es sei eine spezielle Form der Zweisprachigkeit, eine funktionale, schrieb der Tagesanzeiger gestern. Einen kulturellen Sonderfall in der Schweiz, nennt er sie sogar.

Demnach würden alle Menschen, die in der Schweiz aufwachsen, Dialekt sprechen. Wortwahl und Grammatik seien schicht- und kulturabhängig, nicht aber die Nutzung des Schweizerdeutschen. Ob man sie verwendet oder die Schriftsprache entscheide einzig die Situation. Und die lokale Verankerung der Dialekte zeige an, wo man aufgewachsen sei.
Nun waren wir gestern im Umfeld von Holzhausen erstmals einkaufen. Vorräte anlegen für die längere Zeit im einsamen Norden, war die Devise. Die einheimischen Einkaufszentren heißen in der Regel ICA. So auch unseres.
Und siehe da: In den Gestellen nach dem gewünschten Essen und Trinken suchend, hörten wir unverkennbar … Schweizerdeutsch! Aber nicht nur: Uns war sofort klar, dass es sich um eine Gruppe aus dem Baselbiet handeln musste. Denn der Dialekt war unverwechselbar.
Da haben wir in unserem Mundart einige Worte getauscht und beobachtet, wie man auch uns beobachtete. Etwa aus Bern dürften sie sich gedacht haben.
Unglaublich, wie gut diese Form der Diglossie selbst im 21. Jahrhundert auch in der Ferne funktioniert! Mitten im schwedischen Gewusel stach die Eigenart der Schweizer Dialekte sogar besonders heraus.

cal

ich bin der berner stadtwanderer. ich lebe in hinterkappelen und arbeite in bern. ich bin der felsenfesten überzeugung, dass bern burgundische wurzeln hat, genauso wie ich. also bin ich immer wieder auf der suche nach verästelungen, in denen sich die vergangene kultur in meiner umgebung versteckt hält.

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